Bitte entschuldigt, dass es so lange gedauert hat, aber ich war mal wieder dienstlich unterwegs (diese ewigen Tagungen und Sitzungen
)
Jetzt geht es endlich weiter....
Heute wird's spannend
Dienstag, 17. Juli 2007Namibia von obenHeute war ein großer Tag! Wir hatten uns die Farm Immenhof gezielt ausgesucht, denn von dort aus konnte man die verschiedensten Flüge unternehmen. Wir hatten - schon lange vorher aus Deutschland - einen ganztägigen Flug mit einer Cessna gebucht. Ziele waren die Wasserfälle von Epupa an der angolischen Grenze, der Besuch eines Himbadorfes sowie die Skelettküste.
Der Farminhaber Friedhelm war unser Pilot. Neben uns flogen auch sein Bruder und seine Schwägerin mit, was uns in doppelter Hinsicht freute, denn es waren sehr sympathische Menschen und der Flug wurde dadurch für uns um die Hälfte preiswerter . Nach einem kurzen aber herzhaften Frühstück (trotz einem flauen Gefühl in der Magengegend
) ging es mit einem sehr noblen VW-Bus zum Hangar. Dort machte Friedhelm die Cessna fertig und nach einer Viertelstunde ging es dann auch schon in die Luft.
Es war schon ein geiles Gefühl, mit so einer kleinen Maschine über die Wildnis Namibias zu fliegen. Ich hatte eine Sitzbank für mich alleine und konnt so von allen Seiten Fotos schiessen. Zuerst flogen wir über Farmgelände und sahen Kudus, Springböcke, Eland und auch Zebras. In einem leicht bewaldeten Gebiet entdeckten wir sogar Giraffen.
Friedhelm erzählte uns während des Fluges viel über die Geologie, Geschichte, Pflanzen- und Tierwelt. Dann erreichten wir den für Touristen nicht zugänglichen westlichen Teil des Etosha-Nation alparks und konnten an drei Wasserlöchern weitere Tiere bewundern. Mittlerweile machte mir das ständige Fotografieren und Fokussieren etwas Probleme und ich war froh, als sich der erste Teil unseres Fluges langsam dem Ende zuneigte, als wir den Grenzfluß Kunene erreichten. Wir folgten dem Flußverlauf noch ein paar Minuten und erreichten dann die Epupa-Falls. Friedhelm flog zwei scharfe Kurven, um uns die Schönheit der Wasserfälle von allen Seiten zu zeigen.
Ich fotografierte immer weiter, allerdings gings mir mittlerweile richtig übel und ich war heilfroh, als wir auf einer rumpeligen Piste landeten
. Nachdem wir ausgerollt waren, kam schon ein junger Himba-Mann an und es ergab sich eine angeregte Unterhaltung zwischen ihm und Friedhelm. Habe ich schon erzählt, dass Friedhelm sieben Sprachen - darunter die Sprache der Himba - fließend beherrscht?
Die Himba - oder auch Ovahimba - sind die letzten Nomaden Namibias. Sie leben als Jäger und Sammler im Nordwesten Namibias und haben sich noch viel von ihrer Ursprünglichkeit bewahrt. Weitestgehend verschont von externen Einflüssen und vom Tourismus haben sie eine Nische gefunden, die zwar immer kleiner wird, aber noch existiert. Durch den engen Kontakt zwischen Friedhelm, der als besonderer Freund des Dorfes angesehen wurde, und den Himbas hatten wir bei unserem Besuch weniger das Gefühl, gaffende Touristen zu sein, sondern vielmehr willkommene Freunde. Dieses erleichterte uns den Besuch doch sehr.
Ein paar Minuten später erschien eine junge Frau, der wir ins Dorf folgten. Es waren nur wenige Frauen anwesend, da in einem benachbarten Kral eine Beerdigung gefeiert wurde und fast alle Dorfbewohner dort waren. Friedhelm erklärte uns noch einige Dinge zur Lebensweise. Wir durften sogar in die Hütte der jungen Frau hineingehen. Hier konnten wir erleben, was es heißt, "Nomade" zu sein: die karge Inneneinrichtung und die Bauweise der Hütten erlauben es den Himbas, innerhalb kürzester Zeit ihre Zelte abzubrechen und weiterzuziehen. Nach einiger Zeit kam eine ganze Horde Kinder neugierig schauen, was wir denn für komische Menschen sind. Aber wir wurden schnell langweilig und sie trollten sich schnell wieder davon und spielten mit den Ziegen. Zwei weitere Frauen kamen zu uns. Eine der beiden hatte ein paar kleine Souvenirs gebastelt und wir kauften ein kleines Minikörbchen und konnten so unauffällig etwas Geld dalassen, was die Himbas nutzen, um sich ein paar Erleichterungen kaufen zu können. Wir liess en auch leichte Medikamente, die wir aus Deutschland auf Wunsch von Friedhelm mitgebracht hatten, dort, wobei Friedhelm genau erklärte, was für welches Wehwehchen gedacht war und wie es anzuwenden ist.
Nach ca. 1,5 hochfaszinierenden Stunden verabschiedeten wir uns und flogen weiter in Richtung Skelettküste. Die Landschaft wurde immer trockener und die Farbe des Sandes veränderte sich in ein sattes Gelb.
Waren am Anfang aus der Luft noch einige wenige Siedlungen zu erkennen, hörten bald jegliche menschliche Anzeichen auf und die Wüste breitete sich eindrucksvoll bis zum Meer aus.
Die Skelettküste ist ein riesiger Streifen "Nichts", der von Angola bis Swakopmund reicht. Geologisch ist die Skelettküste mit einem Alter von bis zu 1,5 Milliarden Jahren eine der ältesten Gesteinsformationen der Erde. Nebel, heftige Brandung und eine unberechenbare Strömung des Benguelastroms machen die Küste von jeher gefährlich für die Seefahrt. Etliche Wracks am Strand legen davon Zeugnis ab. Schiffbrüchige, die hier anlandeten, hatten in der Wüste keine Überlebenschance – daher der Name.
Wir flogen den Strand entlang und entdeckten immer wieder Walknochen, denn auch für Wale ist die Küste nicht ganz ungefährlich. Da ich mich wieder etwas erholt hatte und mich mit dem Fotografieren zurückhielt, ging es mir wieder einigermaßen. Das Licht wechselte hin und wieder, es wurde auch schon mal etwas diesiger, aber vom berüchtigten Nebel war bis jetzt nichts zu sehen. Wir landeten bei Torra Bay und picknickten neben der Piste - keine 100 Meter vom Atlantik entfernt.
Lecker, allerdings hat mir die Salami später den Todesstoss versetzt. Nach ein bißchen Beine-vertreten und Steine-sammeln ging es wieder in die Luft. Wir flogen die Skelettküste weiter hinunter und konnten das eine oder andere Schiffswrack erkennen. Plötzlich verschluckte uns der Nebel - innerhalb von wenigen Sekunden war die Sicht gleich Null und wir flogen quasi blind. Friedhelm flog sofort landeinwärts, so dass wir wenige Sekunden später wieder aus dem Nebel heraus waren. Wir flogen jetzt über schön anzusehende Sand- und Felsformationen. Langsam veränderte sich der gelbe Sand in farbenprächtige Felsen und Schluchten - eine gigantisch bunte Mondlandschaft -, um dann in ein braunes Hochplateau zu münden, auf der wir unsere letzte Zwischenlandung machten.
Die Piste war sooooo schlecht, dass wir hier noch nicht mal mit unserem Auto gefahren wären, geschweige mit einem Flugzeug auf ca. 200 Sachen zu beschleunigen, aber... Die Stille an diesem Ort war ohrenbetäubend. Es gab hier eine Quelle, die auch häufig von Tieren aufgesucht wurde, was wir anhand der Spuren auch leicht erkennen konnten. Nach einer halben Stunde wollten wir weiter, jedoch ging der Flugzeugmotor wieder aus . Uns rutschte das Herz in die Hose, denn hier waren wir wirklich am Ende der Welt, aber dann sprang der Motor wieder an und wir ratterten über das Schotterfeld. Der Rückflug - vorbei am Brandberg - war sehr ruhig, aber mir ging es jetzt dermassen mies, dass ich kaum noch was mitbekam und mir nur das Ende des Fluges herbeisehnte.
Das war eine der wenigen Male in meinem Leben, wo ich meine Fotografieleidenschaft verfluchte, denn das ständige Anpeilen und Anvisieren hatte meinen Gleichgewichtssinn total durcheinandergebracht. Ich dankte allen Engeln und Heiligen, als wir dann endlich wieder total verschwitzt und erschöpft auf dem Farmgelände landeten. Wenige Minuten später waren wir dann wieder auf dem Zimmer und mussten uns erst einmal von dem Flug erholen. Eine Dusche stellte uns dann endgültig wieder her und total ausgehungert fielen wir abends über das leckere Essen (Eland-Roulade mit Spinat und Spätzle) her. Bei ein, zwei Bierchen l iessen wir den Tag Revue passieren und dankten unserem Piloten für einen wunderbaren und erlebnisreichen Tag mit großartigen Eindrücken!