Donnerstag, 05. Juli 2007Ein denkwürdiger TagUm 5:30 Uhr klingelte der Wecker, da wir eine Sunrise-Tour gebucht hatten. Draußen war es (natürlich) noch stockdunkel und eisekalt - knapp über 0° C
. Und das soll Afrika sein?
Ein paar Minuten und eine heiße Tasse Kaffee später sah die Welt schon etwas freundlicher aus. Los ging es auf einem offenen Jeep in die Kalahari. Der Fahrtwind ließ die gefühlte Temperatur ungefähr bei -20° C sinken, aber es dämmerte langsam und es war einfach ein cooles Gefühl. Nicht allzu lange und wir sahen unsere ersten Tiere - Strauße, Gnus und Oryxantilopen.
Mittlerweile war die Sonne aufgegangen.
Der rote Sand bildete einen herrlichen Kontrast zum stahlblauen Himmel und wir waren einfach nur glücklich.
Unser Fahrer erzählte uns immer wieder sehr interessante Dinge auf einer herzlichen und freundschaftlichen Art - man hatte gar nicht das Gefühl, Tourist zu sein. Auf einer besonders schönen Düne machten wir dann Halt und tranken heißen Kakau. Hört sich kitschig an, war aber wunderschön.
Irgendwann ist auch der schönste Ausflug zu Ende und nach 3 Stunden landeten wir wieder an der Lodge, wo wir nach einem leckeren Frühstück Richtung Keetmanshoop aufbrachen. Die Fahrt war recht ereignislos, auch das Linksfahren war mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen (bis auf das "verkehrte" Anbringen von Blinker und Scheibenwischer - wie häufig ich in Namibia, wo's im Winter nie regnet, den Wischer betätigt habe....
). Nach einigen Stunden waren wir in Keetmanshoop angekommen und bezogen unser Zimmer in der Central Lodge, ein nettes Hotel mitten in der Stadt. Beim Einchecken klingelte das Telefon, die freundliche Dame nahm ab und reichte mir den Hörer weiter mit den Worten: ein Anruf für Sie
. Es war aber nur die Lodge vom Vortag, die beim Notieren der Kreditkartendaten einen Dreher hatte, so dass wir dieses recht schnell klären konnten.
Für nachmittags standen der berühmte Köcherbaumwald sowie giants playground auf dem Programm. Da beide Ziele sehr nah beiander liegen, wollten wir zuerst den Köcherbaumwald besuchen, dann einen kurzen Abstecher zum Spielplatz der Riesen machen, um den Sonnenuntergang wieder im Köcherbaumwald zu erleben. Auf einer guten dirt road ging's also 15 km zuerst zum Farmgelände, auf dem sich der Köcherbaumwald befindet. Nachdem wir das kleine Eintrittsgeld bezahlt hatten, fuhren wir langsam an Haus und Stallungen vorbei. Ein Angestellter, der uns entgegenkam, zeigte auf einen vergitterten Bereich, so dass wir neugierig anhielten. Unser Erstaunen war groß, als wir einen Geparden entdeckten, der freudestrahlend auf uns zulief und gekrault werden wollte (haben wir uns aber nicht getraut...). Wir waren hin- und hergerissen, einerseits war es toll, einen Geparden zu sehen, andererseits mögen wir keine eingesperrten Tiere. Als wir noch da standen und schauten, kam der Farmer und lud uns ein, bei der Fütterung am Nachmittag mit dabei zu sein. Er würde uns dann auch seine anderen Geparden zeigen. Gerne, solange WIR nicht das Futter waren...
Nach dieser kleinen Episode ging's dann aber endlich in den Köcherbaumwald. Der Köcherbaumwald (Afrikaans: Kokerboom Woud) ist ein 1955 zum nationalen Monument erklärtes Gebiet nordöstlich von Keetmanshoop im Süden Namibias, in dem etwa 250 Köcherbäume (Aloe dichotoma) stehen. Diese Pflanzenart ist in Namibia endemisch, wächst sonst eher vereinzelt. Wir liefen begeistert durch den Wald, schossen ein paar Fotos und machten uns schon Gedanken, an welcher Stelle wir uns den Sonnenuntergang anschauen wollten.
Langsam wurde die Zeit knapp, deshalb fuhren wir zum Giant's playground, ein eng umgrenztes Gebiet mit riesigen, bizarren Steinquadern, welches wirklich wie ein Spielplatz aussieht.
Wir spazierten ein wenig herum und machten uns dann zurück auf den Weg zur Farm, auf der schon zwei andere Paare warteten. Die Fütterung fing dann auch gleich an. Zuerst wurde die alte Gepardendame, die wir mittags schon begrüsst hatten, gefüttert. Der Farmer erzählte uns einige interessante Fakten und Geschichten. Danach gingen wir zu einem riesigen Freigehege (1 oder 2 Fußballfelder groß), wo uns das junge Gepardenpaar schon erwartete. Als aber plötzlich jemand die Erdmännchenkolonie entdeckte, die im Freigehege ihren Bau hatten, waren die Geparden nur noch Nebensache. Mit Ausrufen wie "oh wie süß" und "sind die aber niedlich" wurden die kleinen Nager bedacht - sie waren die unbestrittenen Stars.
Dann wartete der Sonnenuntergang im Köcherbaumwald auf uns, und was soll ich sagen? Es war phantastisch. Seht selbst:
Müde und voll toller Eindrücke fuhren wir langsam zurück zum Hotel. Die Sonne geht - so nah am Äquator recht schnell unter und kaum ist die Sonne weg, wird's stockdunkel. Nachdem wir ein paar Kilometer gefahren waren, gab's plötzlich einen heftigen Schlag.
Oh nein, einen Platten hinten links. In fast völliger Dunkelheit und vollkommen alleine hielten wir an und sofort kamen einem natürlich die Warnungen in den Sinn: niemals im Dunkeln anhalten.... Ersatzreifen hatten wir dabei (sogar zwei), das war nicht das Problem. Allerdings sahen wir nichts mehr und unsere Taschenlampe lag sicher verstaut im Hotel
(DARAUS habe ich auch gelernt). Im Funzel der Innenbeleuchtung bauten wir erst mal den Wagenheber zusammen - eine recht abenteuerliche Konstruktion. Jetzt mussten wir ihn "nur" noch anbringen und DAS war ein Problem. Der Condor hatte noch Blattfedern und man konnte den Wagenheber nur an einer ganz bestimmten Stelle an der Achse ansetzen, aber das erwies sich als unmöglich. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich nix, aber auch gar nix mehr sah. Wir gaben auf und überlegten, wie's weitergehen sollte. Da näherte sich von weitem ein Auto und wieder kamen einen die Warnungen in den Sinn: niemals einen fremden Wagen anhalten.... Aber darauf pfiffen wir und machten uns bemerkbar. Der Fahrer hielt auch an und zwei Einheimische, die vermutlich auf der Farm arbeiteten und jetzt Feierabend hatten, stiegen aus. Nachdem unser Problem klar war, ging alles sehr schnell: die beiden stellten ihr Fahrzeug hinter unserem und leuchteten mit ihren Scheinwerfern (LICHT) und um die Zentimeter auszugleichen, die fehlten, um den Wagenheber anzubrigen, wurde einfach ein kleines Lich geschaufelt. So einfach kann's gehen. Alles in allem hat die gesamte Prozedur vielleicht 5 Minuten gedauert, dann war der Reifen gewechselt. Bevor wir den beiden Helfern ein kleines Geschenk machen konnten, waren sie auch schon verschwunden - wir konnten gerade so noch ein "DANKESCHÖN" hinterher rufen. Mit zitternden Knien fuhren wir w eiter und entdeckten, dass ein paar hundert Meter weiter die geteerte Hauptstraße anfing...
Total erschöpft und dreckig fuhren wir zu unserem Hotel und zischten uns erst einmal ein leckeres Bier
, bevor wir den Abend mit einer heißen Dusche und einem guten Abendessen ausklingen liessen.
Übernachtung: Central Lodge, Keetmanshoop, ein kleines freundliches Hotel mit schönen Zimmern.