Hallo Angie,
wie schön, jetzt geht es ins Rote Zentrum
Die rote Erde, die unglaubliche Weite, die Einsamkeit - das ist es, was ich liebe.
Geht mir genauso. Das ist eine ganz besondere Atmosphäre. Die Teilstrecken sind ja sehr lang und hunderte von Kilometern gibt es keine Ortschaft. Nur die Roadhouses geben ein winziges Gefühl von Zivilisation. Es scheint so, als ob man hier ganz alleine wäre. Wir haben nur ganz wenige Autos gesehen.
Kängurus finde ich auch sehr süß und trotzdem schmeckt mir ihr Fleisch ausgezeichnet. Selten so etwas Zartes gegessen.
Ich bin entsetzt, Angie.
Nein, in Australien ist das Känguruhfleisch eben hier wie Schweinefleisch. Aber ich habe es nicht übers Herz gebracht. Krokodilfleisch muss auch nicht sein.
27.11.
Auf den Feldbetten habe ich nicht wirklich gut geschlafen. Heute morgen gibt es erstmal ein üppiges Frühstück zur Stärkung.
Dann gehts in die Flinders Ranges, ein Gebirgszug im Norden des Bundesstaates Südaustralien.
Wir halten am Viewpoint Stookeshill Lookout:
Auch sehr schön hier. Immer wieder sehen wir solche Echsen, die sich den Lebensbedingungen hier angepasst haben:
Die Fahrt ist gar nicht so einfach für den Guide, da immer wieder Massen von Känguruhs die Strasse kreuzen. Hier mal ein Eindruck der Szenerie:
(Die 2 Bilder sind etwas unscharf)
Joop und dann sind wir mitten in den Flinders Ranges. Der Guide hält nach ca. 2 Stunden Fahrt auf einem Parkplatz. Hier wird gewandert und zwar den Mt. Olsen Bagge hoch.
Eine Mitreisende bemerkt, dass sie ihr Handtuch in Quorn vergessen hat.
Darüber ist sie sehr traurig.
Und was macht der Guide? Er will wieder zurückfahren und das Handtuch holen.
Wir können auch alleine den Berg hoch wandern. Wir treffen uns in 4 Stunden wieder am Parkplatz, sagt er. Boah, 4 Stunden wandern, na schön.
Der Trail ist 6,5km lang (retour) und gut ausgeschildert.
Hier gehts los:
Es sieht gar nicht so hoch aus, aber es sind 975 Höhenmeter zu überwinden.
Das grösste Problem ist aber die Hitze. Es ist Mittagszeit und wir haben über 40 Grad.
Der Weg ist recht schmal und die ersten hundert Meter sind ganz gut zu laufen. Es gibt teilweise aber extreme Steigungen und man kommt nur Milimeter voran.
Ein gutes Stück sind wir schon hoch.
Die Hitze brennt gnadenlos und wir müssen längere Pausen machen.
Das Schweizer Ehepaar gibt bereits nach einem Kilometer auf. Die können nicht mehr und gehen zurück. Dann folgen Abschnitte, die noch steiler sind und nur auf allen Vieren kraxelt man die Felsen hoch. Michael sagt, er kann nicht mehr. Wir hatten jeder ca. 3 Liter Wasser mit. Bereits nach 1,8km haben wir 2 Liter getrunken. Michael überläßt mir seine letzte Flasche. Er gibt endgültig auf und will zurück. Die Gruppe ist auseinandergerissen und ich würde alleine laufen. Okay, ihr kennt mich ja aus meinem Kanadabericht. Ich gebe nicht auf und will weiter. Alleine mache ich mich auf den Weg. Mittlerweile kommen 3 Mitreisende von oben mir wieder entgegen. Auch die haben aufgegeben. Hmm, weiter gehts. Ich habe den Eindruck, dass ich nach einer weiteren halben Stunde nur 20 Meter vorangekommen bin. Ich habe noch einen Liter Wasser. Und es wird noch steiler. Ich kämpfe mit den Tränen. Obwohl ich immer Pausen mache, habe ich auch überhaupt keinen Überblick auf die Landschaft. Ich konzentriere mich nur auf meine kurzen Schritte. Ich kann nicht mehr.
und will umkehren. Da taucht plötzlich hinter mir eine deutsche Mitreisende auf. Sie spricht mir Mut zu und meint, ich soll mit ihr zusammengehen. Nein ich will nicht. Sie bietet mir Wasser an und will meinen Rucksack tragen.
Ich willige ein. Mann, ist das peinlich.
Aber ich laufe weiter.
Dann kommt ein Schild. Noch 800 Meter. Uns kommen aber die Engländer entgegen und die zwei jungen Deutschen. Die waren schon oben. Mann, sind die schnell. der eine Deutsche sieht aber sehr mitgenommen aus und sagt, ab hier sind es noch ca. 45 Minuten.
800m in 45 Minuten?? Ich habe kein Wasser mehr und fälle eine endgültige Entscheidung.
Hier ist definitiv Schluss:
Ihr kennt mich als Kämpfer und ich habe noch niemals aufgegeben, aber die Hitze ist unerträglich.
Die eine Deutsche will weiter und die Anderen gehen so schnell runter, dass ich sofort den Anschluss verliere. Ich setze mich hin und will nicht weiter gehen. Ich zittere am ganzen Körper und bekomme einen Heulkrampf. Noch 2,2km zurück, Hitze, schwierige Felsabstiege und kein Wasser mehr. Das wars wohl.
Ich bleibe ca. 20 Minuten sitzen und als ich aufblicke geniesse ich zum ersten Mal die phantastische Aussicht. Mit letzter Kraft mache ich diese Fotos:
Absolut beeindruckend. Ich schöpfe neue Kraft und mache mich auf den Rückweg. Ich erleide ohne Wasser Höllenqualen und mein Mund ist so trocken. Wie schlimm muss es sein zu verdursten?
Aber ich erreiche den Parkplatz und sehe den wartenden Michael. Mit Cola. Es gibt einen grossen Kiosk hier. Ich kaufe mir auch Cola und O-Saft. Auf Ex und runter.
Am Gipfel hätte man angeblich einen Blick gehabt auf das Talkessel, den Wilpena Pound. Ein Krater,der so aussieht wie nach einem Meteoriteneinschlag. Er wird auch als Amphietheater bezeichnet. Es gibt auch die Möglichkeit einen Flug über die Landschaft zu buchen.
Hier sieht man den Wilpena Pound:
(Die 2 Fotos habe ich von einer Postkarte kopiert). Wollte euch den atemberaubenden Blick aber nicht vorenthalten:
Nahe des Kiosk sehen wir viele Känguruhs:
Ich habe mich mittlerweile erholt und wir gehen zum Treffpunkt. Unser Guide ist auch zurück. Wir sehen aber den Guide und andere Mitreisende eng versammelt am Boden. Was ist da denn los? Da liegt ja einer. Der eine junge Deutsche ist zusammengebrochen. Er liegt zitternd am Boden, ganz weiss im Gesicht. Wir vermuten einen Sonnenstich. Der Guide will ihn zu einem Arzt fahren. Leider ist die eine Deutsche aber nicht zurück. Ziemlich hilflos stehen alle herum. Und es kommt herbe Kritik auf, uns bei dieser Hitze den Berg hochzuschicken, während der Guide ein billiges Handtuch in 4 Stunden holt. Wir sind alle sehr verärgert. Dann kommt endlich die Deutsche und wir wollen zum Arzt. Aber der Deutsche will das nicht. Wir räumen hinten im Bus das Gepäck beiseite und schaffen für ihn eine Liegefläche. Mann, tut der mir leid. Aber er will einfach bei uns bleiben. Wir kühlen seinen Kopf und kümmern uns um ihn.
Tja, der Mount Olsen Bagge ist nicht nur mein Schicksalsberg gewesen und die Stimmung in der Gruppe ist auf dem Tiefpunkt.
Wir fahren weiter zum Übernachtungsort. Hier ein paar Eindrücke der Fahrt:
Seht ihr die Känguruhs auf dem Bild?
Auch Emus sehen wir:
Dann erreichen wir ein Resort in Paralchina.
Hier gibt es ein Hotel, mehrere Cottages, einen Supermarkt und einen grossen Pool.
Dem Deutschen geht es weiterhin sehr schlecht und er legt sich in den Schatten. Wir Anderen stürmen in den Pool und kühlen uns ab. Danach gehen wir einkaufen. Der Guide kocht inzwischen für uns in einer Picknickarea.
Das Essen sieht aber ganz eklig aus. Irgendwie nur fettes Fleisch mit Gemüse in einer ekligen Suppe. Nee, das kann ich nicht essen. So ein Mist.
Okay, dann eben Ships und Schokolade aus dem Supermarkt.
Wir waschen danach alle gemeinsam ab. Eigentlich dachten wir, dass wir in einem Cottage schlafen. Nee, wir fahren ca. 2km von dem Resort zu einem Campground. Hier stehen kleine Zelthäuser für 4 Personen. Super eng. Der Guide sagt aber, dass wir auch in einem Swag schlafen können unter freiem Himmel, also draußen. Ein Swag ist ein grosser australischer Schlafsack. Bis auf den Deutschen und das Ehepaar entscheiden sich alle für diese Variante.
Zunächst geniessen wir aber den Sonnenuntergang:
Dann ist es dunkel. Wir benutzen unsere Taschenlampen. Die Toiletten und Duschen sind sehr einfach. Voll mit ganz vielen Insekten.
Der Guide erzählt uns, dass es hier Schlangen und giftige Skorpione gibt. Wenn wir ganz ruhig liegen, dann stechen die auch nicht zu. Na toll.
Abenteuer pur!!
Dann ist Schlafenzeit und ich lege mich in den Swag:
Was soll ich sagen. Ein ganz besonderes Erlebnis. Man liegt in freier Natur und beobachtet die Millionen Sterne am Himmel. Gänsehaut pur.
Gänsehaut verschaffen mir aber auch die merkwürdigen Geräusche, die Insekten und ich meine auch Wolfgeheul gehört zu haben. Irgendwie unheimlich.
Aber ein aufregender Tag geht zu Ende und mit ein wenig Abstand vergisst man die ganzen Strapazen.
P.S.:Angie, Hast du eigentlich den Mt. Olsen Bagge bestiegen? Wie ich dich kenne, aber bestimmt ohne Probleme, oder? :