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Autor Thema: Die Reisetagebücher der geheimnisvollen Biertrinkerin: Terra australis incognita  (Gelesen 43648 mal)

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MrBucket

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Jaaaah, die Geräusche in den Nacht fand ich auch klasse! Meiner Frau wars im Zweifel eher unheimlich. Aber gerade in Mission Beach, so richtig im Regenwald fand ichs echt super!

Flicka

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Freitag, 5. Oktober

Es ist kurz nach fünf. Viel zu früh, viel zu wenig Schlaf, und Kopfschmerzen habe ich auch noch, so dass ich erst mal eine üppige Dosis Aspirin in Wasser auflöse und hinunterkippe, bevor ich mich so schnell wie möglich anziehe und gerade noch pünktlich um halb sechs hinunter in den Aufenthaltsraum stolpere, als unser Guide auch schon mit seinem kleinen Bus vorfährt. Jeder darf noch eine Schwimmweste umlegen, und auf meine Frage, ob ich die Kamera aufs Kanu mitnehmen kann, präsentiert der Guide auch noch eine große wasserdichte Box. Prima, dann kann es ja losgehen.

Wir fahren nur ein paar Minuten weiter zu einem der nahegelegenen Seen, wo bereits die Kanus und Paddel am Ufer liegen. Ich komme in ein Zweier-Kanu zu unserem Guide, der dann, als wir auf dem Wasser sind, ebenfalls eine Spiegelreflexkamera aus der Box zieht. Während am leider immer noch sehr bewölkten Himmel die Sonne aufgeht, paddeln wir entlang des Ufers und schauen erst mal nach Vögeln. Hier auf dem ruhigen glatten See ist es einfach traumhaft.




Weiter geht es entlang der Bäume. Mit viel Glück kann man hier auch Baumkängurus beobachten, und plötzlich ruft unser Guide hinter mir ganz aufgeregt: Da sind sie, zwei Baumkängurus, eine Mutter und ihr Baby. Während die Mutter schnell in einem anderem Baum verschwindet, versteckt sich das Kleine in einer Astgabel hinter viel Laub vor unseren Blicken. Aber unser Guide ist sich sicher, dass es sich bald wieder bewegen wird, weil es zu seiner Mutter will. Wir warten ein paar Minuten, und dann haben wir Glück: Erst bewegt sich nur der lange Schwanz, und dann klettert das Baby schnell den Ast hinauf zu dem anderen Baum. Es ist wirklich schnell. Aber ich bin schneller! :-)




Auch ein Schnabeltier taucht ein paar mal vor uns auf, ist aber kaum zu erkennen. Vögel gibt es aber viele zu sehen:








Als es schließlich wieder stärker zu regnen beginnt, paddeln wir zurück und fahren wieder zum Hostel zum Frühstücken. Ich bin im Nachhinein eigentlich froh, dass die Tour auf heute morgen verschoben wurde, denn das Baumkänguru hätten wir gestern abend sicher nicht gesehen. So packe ich gutgelaunt meine Sachen, checke aus und mache mich auf den Weg nach Kuranda.

Die Fahrt dorthin dauert etwas eine Stunde, und ich höre im Radio immer wieder von Wind an der Cassowary Coast, also dem Küstenabschnitt, von wo aus ich morgen zur Schnorcheltour aufbrechen will. Auch in Kuranda weht ein böiger Wind, der die Auslagen der Geschäfte manchmal arg durcheinanderwirbelt.

Kuranda gefällt mir als kleiner Zwischenstopp richtig gut: Es ist eine nette Mischung aus Kitsch, Kunst und Kommerz, und dazwischen werden auch noch Attraktionen wie ein Schmetterlingsgarten oder ein Giftzoo angeboten. Ich beschränke mich auf ein Mittagessen und eine Shoppingtour und habe schließlich einiges an Souvenirs für mich und Mitbringseln  für die Lieben zuhause in meiner Einkaufstasche.








Gegen ein Uhr mache ich mich dann auf die Fahrt nach Port Douglas, halte aber unterwegs auch für ein paar Foto-Stopps an, als etwa dreißig Kilometer südlich meines Ziels die tropischen Sandstrände beginnen.








Kurz vor Port Douglas bekommt mein Navi dann einen Aussetzer und befiehlt mir wiederholt, zu wenden. Ein Blick auf das Display zeigt mir, dass es mich plötzlich zu einer zweieinhalbstündigen Fahrt in die Gegenrichtung schicken will, aber als wir Port Douglas erreichen, hat sich mein stures Weiterfahren offenbar ausgezahlt, denn das Navi schwenkt wieder um und lotst mich zwar nicht genau zum Hotel aber immerhin in die Nähe, so dass ich schließlich gegen halb vier im Best Western Lazy Lizard einchecke. An der Rezeption werde ich dann sofort gefragt, ob ich für morgen eine Riff-Tour gebucht habe, und der Inhaber empfiehlt mir, auf übermorgen umzubuchen, falls das möglich ist. Das Meer war in den letzten Tagen tatsächlich sehr aufgewühlt, und auch morgen soll es noch windig sein.

Also rufe ich beim Tourveranstalter an und erfahre, dass der Trip morgen wie geplant stattfinden wird. Umbuchen lässt sich leider nichts, denn für Sonntag sind sie schon ausgebucht. Ich setze mich also, während ich der Waschmaschine und dem Trockner eine Ladung Futter überlasse, auf die Terrasse vor mein Zimmer und surfe im Internet, was es so alles an Mittelchen gegen Seekrankheit gibt. Eins davon habe ich auch in meiner kleinen Reiseapotheke dabei. Ob ich es nehme, werde ich morgen früh entscheiden.

Am frühen Abend mache ich dann noch einen Spaziergang ins Zentrum von Port Douglas, kaufe Postkarten, kehre im Irish Pub ein, wo ich beim Studieren des Bierangebots plötzlich Lust auf einen Erdbeer-Daiquiri bekomme und schlendere noch durch den Coles-Supermarkt, der unglaublicherweise bis 9 Uhr geöffnet hat – und das in einem Land, in dem die übliche Ladenschlusszeit offenbar fünf Uhr am Nachmittag ist. Im Supermarkt stolpere ich dann über die ersten Weihnachtsvorboten:




Am Abend lade ich mal wieder mehrere Akkus auf. Überhaupt habe ich langsam das Gefühl, dass das Aufladen von Akkus eine meiner Hauptbeschäftigungen in Australien ist. Handy, Netbook, drei Kameras, da fällt mein Blick beim Beziehen eines neues Zimmers eigentlich immer sofort auf die Steckdosen.

Heute wird die Unterwasserkamera sicherheitshalber nochmal an die Steckdose gehängt, denn sie muss morgen lange durchhalten.

Gute Nacht!

Rosa02

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Jaja, die Ladenöffnungszeiten in Down Under...von den USA verwöhnt haben wir uns auch des öfteren sehr gewundert, daß es noch schlechtere Öffnungszeiten gibt, als bei uns in Deutschland... :shock:

Ein Baumkänguru haben wir auch noch nicht gesehen, ein Schnabeltier schon gleich gar nicht, also, so langsam beneide ich Dich echt um Deine Tiersammlung...
Bin mal gespannt auf die Schnorcheltour morgen, hoffentlich waren die Wellen nicht gar so hoch, das wär für mich auch gar nichts, da bleib ich glaub ich an Land!

Gruß,
Rosa

Anti

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Also unter Schmetterlingsgarten kann man sich ja was Hübsches vorstellen. Aber unter einem Giftzoo???

Und in einem Irish Pub auf die Idee zu kommen einen Erdbeer Daiquiri zu trinken ist abgefahren. Bei mir wär´s ein Guinness geworden.  :bier:

Flicka

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Bin mal gespannt auf die Schnorcheltour morgen, hoffentlich waren die Wellen nicht gar so hoch, das wär für mich auch gar nichts, da bleib ich glaub ich an Land!


Leider wird es auf unserer Schnorcheltour etwas ungemütlich. Wer Medikamente gegen Seekrankheit hat, der sollte lieber noch schnell ein paar Pillen einwerfen, bevor wir gleich über die offene See fahren.


Also unter Schmetterlingsgarten kann man sich ja was Hübsches vorstellen. Aber unter einem Giftzoo???

Und in einem Irish Pub auf die Idee zu kommen einen Erdbeer Daiquiri zu trinken ist abgefahren. Bei mir wär´s ein Guinness geworden.  :bier:

Im Giftzoo gibts wohl eine Handvoll Tiere, die man eigentlich gar nicht sehen will. ;-) Bei Tripadvisor übrigens keine wirkliche Empfehlung, von daher ist es mir auch nicht schwer gefallen, darauf zu verzichten.

Ja, ein gutes irisches Bier wollte ich eigentlich auch trinken, aber plötzlich hat mich dann der Cocktail-Gammer gepackt.  :wink:

So, die Fotos für heute sind schon hochgeladen, so dass es gleich weitergeht.

Packt die Badesachen ein, nehmt die Unterwasserkameras mit, und dann treffen wir uns gleich an der Marina!

Flicka

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Samstag, 6. Oktober

Heute darf die Spiegelreflexkamera mal zu Hause bleiben und ausspannen, denn heute steht der Ausflug zum Great Barrier Reef auf dem Plan. Um zehn vor acht werde ich am Hotel abgeholt, und gegen halb neun mache ich mich dann zusammen mit 29 anderen Urlaubern auf den Weg hinaus aufs Riff. Schon im Hafen bietet die Crew Seasickness Medication zum Kauf an, und ich greife lieber mal zu und nehme die Tabletten ein. Meine eigenen Tabletten hatten als Nebenwirkung Müdigkeit und Abgeschlagenheit aufgeführt, und schlafen will ich am Great Barrier Reef natürlich nicht. ;-)

Als wir den Hafen verlassen und uns auf die über eineinhalbstündige Fahrt machen, beginnt das kleine Schiff schon heftig in den Wellen zu schaukeln und ich bin froh, dass ich die Tabletten genommen habe.






Zwei anderen Passagieren bekommt die Fahrt nicht gut, und die Crew versorgt sie mit nassen Tüchern, die sie sich in den Nacken legen sollen. Eine junge Frau wickelt sich schließlich in ihr Handtuch ein, macht die Augen zu und hängt wie ein Häufchen Elend auf der Bank. Mir geht es zum Glück gut, aber auch ich bin froh, als wir endlich am Riff ankommen.

Insgesamt steuern wir drei unterschiedliche Punkte am Riff an. Am ersten Punkt schnorchelt jeder für sich selbst los.














Danach fahren wir dann etwa fünf Minuten weiter zu einem anderen Riffabschnitt. Hier folge ich der Meeresbiologin, die an Bord ist, auf eine kleine Tour entlang der Riffkante. Die Biologin taucht immer wieder hinunter, zeigt uns Tiere und Pflanzen im Riff und holt andere an die Oberfläche, die wir dann betasten dürfen, bevor sie wieder hinunter zum Riff gebracht werden. Es ist wie eine Führung durchs Riff. Begeistert höre ich zu, als die Biologin erklärt, dass die Riesenmuscheln „sehen“ können. Dann taucht sie ab und winkt als Beweis ein paar mal über einer Riesenmuschel hin und her, die dann auch prompt ihre Schale schließt. Die Zeit geht viel zu schnell um. Ich könnte noch stundenlang unter ihrer Führung durch das Riff schnorcheln und mir alles erklären lassen.





Anschließend gibt es an Bord ein kleines Mittagessen, dann fahren wir weiter, bis wir schließlich gegen zwei Uhr unsere letzte Station erreichen. Hier schnorchelt wieder jeder drauflos wie er mag. Es ist ein wenig sonniger als früher am Tag, so dass die Farben der Korallen besser zur Geltung kommen. Aber das Meer ist hier auch wilder als an den anderen Riffteilen, und man muss teilweise richtig gegen die Strömungen anschwimmen. Nach einer Dreiviertelstunde klettere ich deshalb ziemlich erledigt zurück an Bord.










Auch wenn die Bedingungen nicht ideal waren, hat mir der Trip zum Riff großen Spaß gemacht. Vor allem die Führung durchs Riff war toll. Und nachdem ich inzwischen erfahren habe, dass die Tour gestern noch abgesagt werden musste, bin ich froh, dass ich heute überhaupt raus aufs Riff gekommen bin.

Um halb fünf erreichen wir dann wieder den Hafen und werden zurück zu unseren Hotels gebracht. Ich hüpfe erst mal unter die Dusche und stelle dabei fest, dass ich Sonnenbrand an den Fersen habe, und zwar genau dort, wo die Flossen aufgehört haben. Später will ich eigentlich nochmal in den Ort, aber gerade als ich mich fertigmachen will, beginnt es wieder zu regnen. Na schön, dann gibt es heute eben einen Fernsehabend.

Morgen schlafe ich erst mal aus, und dann will ich mich auf die Pirsch nach einem Tier machen, das mir in meiner Foto-Trophäen-Sammlung noch fehlt.

Gute Nacht!

Inspired

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Die Kamera macht echt tolle Unterwasserbilder - und man sieht denen gar nicht an, dass das Wetter nicht optimal war!

Wie erst die Bilder bei strahlender Sonne und ruhiger See geworden wären?

unterwegsontour

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vielen Dank, das du uns auf die Riff-Tour mitgenommen hast.... hier vom Stuhl aus ist es mir wesentlich angenehmer, denn ich wäre wie die andere Frau halbtot an der Reling gehangen   :shock:

"The sky above, the earth below and dreams dance in your head."

Anti

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Toll, dass es mittlerweile Unterwasserkameras "für Jedermann" gibt. Was wären uns sonst für tolle Bilder entgangen!? Ganz große klasse, Flicka!

Flicka

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Ja, mit dem Kauf der Kamera bin ich zufrieden. Man darf sich natürlich keine Illusionen über die Ausbeute brauchbarer Fotos und die Qualität machen. Ich hatte an dem Tag ca. 100 Fotos gemacht, und die Fotos im Reisebericht sind halt die Besten. Wegen des trüben Wetters war bei vielen Bildern die Belichtungszeit zu lange, so dass sie gnadenlos unscharf waren. Und bei vielen Bildern war der Fisch, den ich eigentlich fotografieren wollte, während der langen Auslösezeit schon weitergeschwommen.  :wink: Nachbearbeitung am PC ist auch nötig, sonst sind die Bilder zu flau. Und größer als im 10x15cm-Format sind sie auch schon zu grobkörnig.

Aber wie schon gesagt, ich bin mit der Kamera zufrieden, kleine Stürze soll sie laut Hersteller auch wegstecken, so dass ich sie auch mit aufs Pferd nehmen konnte, und die Überwasserbilder, die ich während der Reittour geschossen habe, sind ja auch ganz gut geworden.

usa2008

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Na da bin ich aber froh, dass du die Tour - und vor allem so tolle Fotos- gemacht
hast, da muss ich mir das ja glücklicherweise nicht mehr antun. Ich würde wohl nicht
auf einer Bank sitzen, sondern "fröhlich" über der Reling hängen   :klo:

Gaby

sil1969

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Ich hätte wohl auch Tabletten gebraucht! :ohjeee:
LG Silvia

Saguaro

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Gut, dass du die Tabletten dabei hattest  :daumen:. Der Ausflug hat sich gelohnt. Das war schnorcheln in einem riesengroßen Aquarium  :applaus:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Flicka

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Ob die Tabletten wirklich geholfen haben, weiß ich natürlich nicht. Vielleicht hätte ein Schokoriegel genauso geholfen.  :wink:

Aber Nebenwirkungen haben die Tabletten auch nicht gehabt, also ist es mir auch recht, wenn mich nur der Placebo-Effekt vor der Seekrankheit bewahrt hat. Es waren irgendwelche Wirkstoffe auf pflanzlicher Basis, Ingwer oder so, die wohl auch nur als Vorbeugung helfen sollen und nicht, wenn man schon über der Reling hängt.  :x

Der Ausflug hat sich gelohnt. Das war schnorcheln in einem riesengroßen Aquarium  :applaus:.


Ja, so ist es mir auch vorgekommen. Und es war auch unheimlich spannend, immer wieder über die Riffkante zu schwimmen und zu schauen, ob sich in einer dunklen Spalte noch ein Tier versteckt. Einer der Teilnehmer hat angeblich einen Hai und eine Schildkröte gesehen. Das Glück hatte ich leider nicht. Aber vielleicht hatte er auch andere Tabletten und hat bloß phantasiert. ;-)

Gleich wagen wir uns wieder auf ein Boot, aber Wellen gibt es nicht. Wer als Vorbeugung ein paar Tabletten - oder einen Schokoriegel - einwerfen will, der sollte das jetzt tun, denn gleich starten wir in den nächsten Urlaubstag.

Flicka

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Sonntag, 7. Oktober

Mein Plan, heute mal lange auszuschlafen, scheitert kläglich, denn um halb sieben wache ich von alleine auf. Also schnappe ich mir das inzwischen angeschaffte Näh-Kit und meine kaputte Wanderhose, kuschele mich wieder unter die Decke und versuche, das Loch in Kniehöhe möglichst professionell zuzunähen. Das Resultat würde vermutlich jeden halbwegs erfahrenen Handarbeitskünstler die Hände überm Kopf zusammenschlagen lassen, aber das Loch ist zu und ich bin zufrieden.

Um viertel nach acht mache ich mich auf dem Captain Cook Highway auf den Weg nach Norden, zum Daintree River, um an einer Bootsfahrt teilzunehmen und Krokodile aufzuspüren. Am Stand des Touranbieters treffe ich auf zwei Holländer, die schon auf die Abfahrt warten. Sie erzählen mir, dass sie die Tour gestern schon gemacht haben, dass das Wetter aber schrecklich war und sie nur ein einziges winziges Krokodil gesehen haben. Ich denke mir, dass es vielleicht gar nicht schlecht war, dass ich den Ausflug zum Riff nicht auf heute verlegen konnte, denn mein Alternativprogramm für gestern wäre auch die Bootsfahrt gewesen.

Um halb zehn startet die eineinviertelstündige Tour auf einem leisen Elektroboot. Unser Skipper stellt uns erst mal auf einem kleinen Bildschirm die Krokodile vor, die hier „wohnen“, während wir langsam am Ufer vorbeischippern. Schon bald finden wir ein kleines Krokodil, das am Ufer auf einem Ast liegt.






Im Schlamm am Ufer sind kleine Krabben, und wenn ich es richtig verstehe, werden die von den Krokodilen durchaus nicht verschmäht.




Als wir weiterfahren, schiebt sich am Ufer plötzlich ein größeres Krokodil an Land. Es ist „Scooter“, er ist 14 Jahre alt und hat an diesem Flussabschnitt sein Zuhause. Der Skipper erklärt uns, dass Scooters Revier noch relativ klein ist und er deshalb ziemlich zuverlässig hier zu finden ist.




Später biegen wir in seinen Seitenarm ab, in dem „Elizabeth“ wohnt. Leider bekommen wir sie nicht zu Gesicht, dafür aber zwei ihrer Jungen, um die sie sich seit dem Schlüpfen kümmert. Vermutlich ist sie in der Nähe, aber der Skipper erklärt, dass große Krokodile zwei bis drei Stunden unter Wasser bleiben können, ohne Luft zu holen, so dass sie möglicherweise einfach irgendwo am Grund des Flusses liegt.

Dafür findet sich hier eine Schlange, die zusammengerollt über einem Ast liegt. Wer genau hinschaut, kann rechts das blau leuchtende Auge erkennen.







Als wir schließlich wieder auf den breiten Fluss biegen und ich eigentlich nicht erwarte, dass wir noch ein weiteres Krokodil sehen werden, treffen wir dann auf den Schrecken des Flusses: Scarface, ein ausgewachsenes Männchen. Er hat ein großes Revier und viele Weibchen, so dass er jetzt in der Breeding Season ziemlich beschäftigt ist. Entsprechend kann er natürlich nicht auf der faulen Haut liegen und sich begaffen lassen, sondern taucht langsam ab, während wir uns nähern.




Während Scarface sich langsam durchs Wasser schiebt, erzählt uns der Skipper fröhlich, mit welchen Tieren im Maul er Scarface schon angetroffen hat, unter anderem mit einem halben Kalb und einem kleinen Terrier. Hm, so richtig sympatisch ist mir Scarface nicht.

Nach der Bootsfahrt überlege ich noch, ob ich die Autofähre über den Daintree River nehmen und hoch bis zum Cape Tribulation fahren soll, wo der Regenwald auf den Strand trifft, aber inzwischen ist es wieder dicht bewölkt, und außerdem habe ich ja in Port Douglas den Four Mile Beach direkt vor der Haustür. Bevor ich zurückfahre, stoße ich am Flussufer noch auf dieses Warnschild und frage mich, warum die Warnung ausgerechnet auf deutsch drauf steht. Gibt es hier einfach besonders viele Deutsche? Oder sind die Deutschen nur besonders dämlich und müssen deshalb eigens in ihrer Landessprache ermahnt werden, nicht in einem krokodilversuchten Fluss zu schwimmen?  :wink:



Da sich leider weit und breit kein Deutscher findet, der bereit wäre, mir bei einem Bad im Daintree River als Fotomotiv zu dienen, fahre ich zurück nach Port Douglas, wo netterweise immer noch die Sonne scheint und erklimme erst mal den Flagstaff Hill, von dem aus man auf den Four Mile Beach schauen kann.




In Port Douglas ist heute ein kleiner Markt. Ich schlendere am Ufer entlang und an den Ständen vorbei und setze mich schließlich zum Mittagessen an eins der vielen Restaurants.







Danach ist erst mal eine kleine Siesta und Kofferpacken angesagt, denn morgen werde ich ins Rote Zentrum fliegen. Und während ich so im Hotelzimmer sitze, Sachen sortiere und mir schon mal eine Liste der Dinge mache, die ich auf die Tour in Alice Springs mitnehmen will, schleicht sich langsam der Katzenjammer an. Es nützt nichts, dass ich mir ständig sage, dass morgen nur ein Abschnitt meiner Reise zu Ende geht und ich erst in zehn Tagen wieder nach Hause fliege. Das Gefühl des Abschied-Nehmens bleibt und verfolgt mich noch den Rest des Tages.

Erst einmal versuche ich die trüben Gedanken aber beiseite zu schieben und gehe noch für zwei Stunden an den Strand. Es ist herrlich hier, das Wasser ist 26 Grad warm, ich schwimme und hüpfe am überwachten Strand in den Wellen, lasse mich zwischendurch trocknen und laufe wieder ins Meer. Gegen fünf Uhr packte der Rettungsschwimmer dann seine Sachen zusammen und ich spaziere noch eine Weile am Strand entlang, während es langsam dämmert.




Später am Abend gehe ich dann nochmal ins Zentrum, trinke ein Abschieds-Bier und esse ein Abschieds-Eis – Schoko und Macadamia mit vielen Nussstückchen. Absolut lecker, vor allem das cremige nussige Macadamia-Eis.

Gegen zehn Uhr liege ich schließlich im Bett. Der Koffer ist gepackt, alle Akkus sind aufgeladen, alles bisher gemachten Fotos auf dem Netbook. Und obwohl ich zuerst dachte, dass ich heute nur schlecht einschlafen kann, fällt mir der Reiseführer schon nach ein paar Seiten aus der Hand.

Gute Nacht!