Dienstag, 9. OktoberEs ist noch stockdunkel, als ich mit Rucksack und Tasche das Zimmer verlasse und mich um viertel vor sechs vors Hotel stelle. Heute nacht habe ich nicht gut geschlafen. Die Klimaanlage im Zimmer hat zwar fürchterlichen Lärm erzeugt, aber keine kalte Luft, und kurz nachdem ich schon eingeschlafen war, bin ich von merkwürdigen Kratzgeräuschen wieder wachgeworden. Irgendetwas wollte von draußen in mein Zimmer, und durch den Lichtschein, der von außen unter der Tür durchgefallen ist, konnte ich erkennen, dass dieses Etwas draußen vor meiner Tür auf und ab gelaufen ist. Gruselig.
Mit leichter Verspätung hält dann um kurz nach sechs ein kleiner Bus an, der Tourguide stellt sich vor, lädt meine Tasche hinten in einen Anhänger und ich klettere in den Bus, wo schon ein paar andere Teilnehmer sitzen. Wir fahren noch ein paar andere Hotels, Motels und Hostels ab, bis unsere Truppe komplett ist und wir uns gegen halb sieben auf die Fahrt Richtung Yulara machen. Insgesamt sind wir 14 Teilnehmer und werden begleitet von einem Guide, der gleichzeitig auch Fahrer, Entertainer, Koch und Mädchen für alles ist.
Während sich die einen schon miteinander bekannt machen und die meisten anderen noch ein kurzes Nickerchen einlegen, rollen wir Richtung Süden. Unterwegs geht die Sonne auf, und nach etwa 200 km und zwei Stunden Fahrzeit legen wir am Roadhouse Erldunda eine kurze Rast ein.
Weitere ca. 260 km bis zum Uluru liegen noch vor uns. Zwischendurch halten wir für einen Fotostopp schon mal in der Nähe des Mount Connor an, den einige in ihrer Begeisterung schon für den Uluru halten.
Etwa gegen ein Uhr erreichen wir schließlich den Campground, wo wir heute übernachten werden. Ich war vor der Reise sehr gespannt, was mich hier erwarten würde und hatte schon die Befürchtung, meine Zähne morgens an einer Viehtränke putzen zu müssen. Aber der Campground hier in Yulara ist ein ziemlich „normaler“ Campingplatz. Ganz in der Nähe gibt es ein großes, ziemlich sauberes Waschhaus mit Duschen und Toiletten. Und von einem kleinen Hügel in der Nähe unserer Platzes kan man schon einmal einen Blick auf den Uluru werfen kann.
Der Guide zaubert zum Mittagessen für jeden ein Lunchpaket zum Vorschein, dann machen wir uns auf den Weg zum Uluru und besuchen dort erst einmal das Visitor Center. Dort werden unter anderem verschiedene Bräuche und Mythen der Aborigines vorgestellt. Das ganze ist gut gemacht, Fotos sind aber leider nicht erlaubt. Schade. Als einziger Mythos ist mir die Geschichte der verschlagenen Eidechse in Erinnerung geblieben, die den Jägern die Beute gestohlen hat und dafür zur Strafe so lange über dem Feuer geröstet wurde, bis sie geschrumpft ist und sich in einen Stein verwandelt hat.
Gegen zwei Uhr fahren wir dann weiter und machen uns zusammen mit dem Guide auf den Mala-Walk. Zum ersten mal sind wir direkt am Uluru, und der empfängt uns mit 34 Grad und einer Horde von Fliegen. Ich bin froh, dass ich gestern noch das im Reiseführer dringend empfohlene Fliegennetz gekauft habe und lege es über meinen Känguruh-Hut. Tatsächlich hat man so vor den Fliegen weitestgehend Ruhe, und den Blick auf den Uluru stört das Netz kaum. Während wir den Mala-Walk entlangspazieren, habe ich Gelegenheit, die ersten Fotos zu schießen. Der Himmel ist blau, der Stein leuchtet rot in der Sonne, und hinter jeder Ecke bieten sich neue Fotomotive. Man kann kaum glauben, dass es immer derselbe Fels ist, an dem man entlangwandert.
Nach dem Mala-Walk können wir entscheiden, ob wir den Uluru besteigen wollen, ob wir ihn umrunden oder nur einen Teil der Runde laufen wollen. Zwei aus der Gruppe entscheiden sich für eine Besteigung, ein paar wollen die komplette Runde gehen, und machen sich gleich vom Mala-Walk auch auf den Weg. Einige wollen nur ein Drittel der Strecke laufen, und ich entscheide mich dafür, die halbe Runde zu gehen, womit ich überraschend die einzige bin und deshalb auch vom Guide als einzige auf der entgegengesetzten Seite des Uluru abgesetzt werde. Wunderbar. Ich kann in meinem Tempo gehen und so viele Fotos machen wie ich will. Natürlich mache ich mal wieder viel zu viele und brauche für die etwa fünf Kilometer zurück zum Mala-Walk fast zwei Stunden.
Als ich den vereinbarten Treffpunkt am Startpunkt des Mala Walks erreiche, sind die Drittel-Marschierer natürlich schon dort. Etwa eine halbe Stunde später treffen dann die ein, die den Uluru komplett umrundet haben, und wir machen uns um viertel vor sechs auf den Weg zum Sunset Point. Hier zaubert unser Guide Käse, Cracker und Sekt aus der Kühlbox, und wir warten kauend und nippend darauf, dass der Uluru die Farbe wechselt. Bald ist es dann auch soweit.
Während wir zuschauen, wie der Uluru roter und schließlich nach Sonnenuntergang blasser wird, bekomme ich die Unterhaltung eines deutschen Paares neben mir mit. ER soll Fotos machen, ist dazu aber nicht in der Lage, weil er meint, mit Blitz fotografieren zu müssen, aber keine Ahnung hat, wie der Blitz funktioniert. SIE stellt irgendwann fest, dass die Sonne schon untergegangen ist, ohne dass er ein einziges Foto gemacht hat. Eine andere Urlauberin tröstet sie mit dem Hinweis, es gäbe morgen doch auch noch einen Sunrise. Aber so böse wie SIE guckt, weiß ich, dass es für IHN keinen Sunrise mehr geben wird.
Und so sieht es auf dem Parkplatz aus, wenn am Uluru die Sonne untergeht:
Während es dunkel wird, fahren wir zurück zum Campground, wo wir erst einmal duschen können und dann von unserem Guide mit einem Abendessen aus Nudeln, Gemüse und Hähnchenfleisch verköstigt und in den Gebrauch der Swags eingewiesen werden. Dann darf jeder einen Swag nehmen und ausrollen. Im Swag ist eine dünne Matratze, außerdem ein Schlafsack und ein Kissen. Den Swag kann man oben je nach Belieben zuziehen oder weiter offen lassen, so dass der Schlafsack mehr oder weniger abgedeckt ist. Mit dem Kopf liegt man unter freiem Himmel und kann nach oben in die Sterne schauen.
Hundemüde klettere ich schließlich in meinen Schlafsack und versuche die Gedanken an Spinnen, Schlangen und Skorpione weit wegzuschieben. Ein paar Minuten schaue ich noch in den Sternenhimmel, dann fallen mir die Augen zu.
Gute Nacht!