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Autor Thema: "Eisberg voraus!" - Mit dem Schiff ins Nordpolarmeer & nach Grönland Sommer 2010  (Gelesen 31346 mal)

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Rattus

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...Abends bin ich heilfroh, als ich in der Senkrechten in der Koje liege, denn in der Position ist der Wellengang beim Einschlafen sogar recht angenehm...

Wie muss ich mir das vorstellen? :shock:

VG Rookie
Huch, meinte Waagerechte :P.

rookie

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Dachte ich mir doch :lol:

But anyway, I made a big mistake to join the conversation.
I will never do it again.
It really has no sense.
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Rattus

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21. Tag, 09.08.2010
Kirkwall / Schottland


Nach einer wellenreichen Nacht begeben wir uns zum Frühstück und hören von anderen Mitreisenden, dass es wohl gestern Abend aufgrund der Wellen noch Gläser vom Tisch gefegt hat. So stark kamen mir die Wellen zwar auch wieder nicht vor, aber ich bin ganz froh, als wir in Kirkwall einlaufen. Das Wetter ist leicht trüb und etwas verregnet, aber etwas anderes hatte ich von Schottland sowieso nicht erwartet. :lol:

Kirkwall hat ca. 7.000 Einwohner und liegt auf der Insel Mainland. Mainland ist die größte der ca. 100 Orkney Inseln, von denen allerdings nur etwa 20 bewohnt sind. Schon vom Schiff aus gewinnen wir erste Eindrücke von dem Ort und sehen beispielsweise die St.-Magnus-Kathedrale.






Nachdem das Schiff angelegt hat, führt uns unser heutiger Ausflug zunächst an die Westküste der Insel nach Skara Brae. Skara Brae ist eine jungsteinzeitliche Siedlung, die zwischen 3.000 und 2.500 v. Chr. entstanden sein soll. Sie gilt als die am besten erhaltene jungsteinzeitliche Siedlung in Europa. Bis 1850 war sie von Sand bedeckt und wurde rein zufällig bei einem Sturm wieder freigelegt. Seit 1999 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe.






Es ist erstaunlich, wie gut alles erhalten ist. Ein Haus wurde nachgestellt und dieses kann man auch von innen besichtigen. Auffällig ist, dass die Eingänge total niedrig sind und man ziemlich gebückt laufen muss. Vermutlich lässt ein kleinerer Eingang einfach weniger Kälte und Wind ins Innere.




Zu Fuß von Skara Brae erreichbar ist das Skaill House. Es wurde 1620 errichtet und von diversen Lords bewohnt. Man kann das Haus von innen besichtigen; die Einrichtung gibt einen guten Einblick in das Leben von damals. Im Esszimmer befindet sich unter anderem das originale Tischservice von James Cook. Im Schlafzimmer fallen die sehr kurzen Betten auf, was daran liegt, dass die Leute damals aus Aberglaube mit senkrechtem Oberkörper (diesmal meine ich wirklich senkrecht :P) aufrecht sitzend geschlafen haben. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man so erholsam schlafen kann, aber wahrscheinlich ist es Gewöhnungssache. Leider darf man innen nicht fotografieren.






Auf den umliegenden Weiden grasen überall Orkney-Rinder, deren Fleisch als "orkneybeef" wegen des angeblich unverwechselbaren Geschmacks weltbekannt ist.




Wir fahren weiter zu dem Steinkreis "Ring of Brodgar". Er ist vermutlich bereits ca. 2.700 v. Chr. entstanden und mit einem Durchmesser von 104 Metern größer als Stonehenge. Bis heute ist nicht ganz klar, wofür dieser Steinring damals errichtet wurde, man geht aber von einer rituellen Nutzung aus. Von ursprünglich ca. 60 Steinen sind heute nur noch 27 erhalten. Ich finde die Vorstellung faszinierend, dass dieser Steinring hier an dieser Stelle schon tausende Jahre überdauert hat.




Nach dem Besuch beim "Ring of Brodgar" fahren wir noch entlang der Küste zur Bucht von Scapa Flow. In dieser Bucht wurde nach dem Ende des Ersten Weltkrieges die deutsche Hochseeflotte von den Deutschen selbst versenkt. Ein paar der Wracks liegen heute noch dort und sind ein beliebtes Ziel für Taucher. In Kirkwall fahren wir an der Highland Park Distillery, der nördlichsten Whiskybrennerei der Welt, vorbei.

Nach diesem Ausflug begeben wir uns wieder zurück zur Alexander-von-Humboldt und verlassen Kirkwall. Als der Lotse von dem Pilot-Boot abgeholt wird, setzen wir die Reise Richtung schottisches Festland fort. An der Küste sieht man überall alte Gebäude und Leuchttürme.




Trotz des erwartungsgemäß trüben Wetters und obwohl Schottland mich eigentlich nie wirklich gereizt hat, ist das heute ein interessanter Ausflug gewesen. Der Wellengang zwischen den Orkney Inseln und dem Festland ist auf der Weiterfahrt zum Glück nicht so stark wie zwischen Island und Schottland.

Gruß
Rattus

Dreamer

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Die Bilder von den Basstölpeln sind klasse - besonders das erste.

Rattus

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22. Tag, 10.08.2010
Leith & Edinburgh / Schottland


Heute früh führt uns unsere Reise zunächst nach Leith, einem Stadtteil von Edinburgh. Auf kleinen Hügeln stehen Leuchttürme und ein mit Vögeln besiedeltes Wrack schaut in der Nähe des Hafens aus dem Wasser. Als Leith in Sicht kommt, stelle ich fest, dass mir der Ort bisher überhaupt nicht gefällt. Der graue Himmel lässt die ohnehin schon grauen Hochhäuser noch grauer erscheinen. Leith wirkt von hier aus auf mich wie eine halb verlassene und heruntergekommene Industriestadt, die ihre besten Zeiten lange hinter sich hat.




Kurz vor der Hafeneinfahrt kommen uns zwei Lotsenboote entgegen; eins davon macht vorne und eins hinten an der Alexander-von-Humboldt fest. So befördern uns die beiden Lotsen zunächst in die Schleuse, wo kräftig Wasser abgelassen wird. Nach dieser Prozedur werden wir in das Hafenbecken geschleppt und mit einem erstaunlichen Manöver von den beiden Lotsen wechselweise seitlich an die Anlegestelle gedrückt und gezogen. Faszinierend, wie das Zusammenspiel der beiden Boote funktioniert und wie sie es schaffen, ein so großes Schiff in diese "Parklücke" zu befördern, die kaum viel größer ist als das Schiff selbst.






Nachdem das Schiff fest verzurrt ist, steht als erstes eine Stadtrundfahrt durch die schottische Hauptstadt auf dem Programm. Die Innenstadt ist vollgestopft mit unzähligen Leuten, da zurzeit das Edinburgh Military Tattoo stattfindet, das größte Musikfestival Schottlands. Das Wetter wird zunehmend freundlicher, dennoch wirken diese grauen Sandsteinhäuser nicht unbedingt einladender auf mich. Interessant und ungewohnt für mich ist der Linksverkehr, da ich bisher noch nicht in einem Linksverkehrland war.








Nach der Fahrt durch die Stadt geht es zu Arthur's Seat, dem Hausberg von Edinburgh. Auch wenn die Sonne sich leider mal wieder zwischen den Wolken verabschiedet hat, hat man einen tollen Blick über die Stadt. Edinburgh wirkt von hier oben total grün mit vielen Parks und Bäumen.




Erstaunlich schnell haben sich schon kurze Zeit später bei unserem nächsten Stopp die Wolken größtenteils verzogen und wir bekommen einen tollen blauen Himmel.

Unweit von Arthur's Seat befindet sich der Holyrood Palace, der die offizielle Residenz des britischen Königshauses darstellt. Das Schloss wurde vor allem dadurch bekannt, dass Maria Stuart hier zeitweise residiert hat. Obwohl Königshäuser allgemein nicht unbedingt mein bevorzugtes Interessensgebiet darstellen, so ist das Schloss von innen doch sehr interessant. Sogar das Schlafzimmer von Maria Stuart ist noch weitgehend erhalten und ihr Bett befindet sich zum Schutz in einem großen Glaskasten. Ihr Sekretär und angeblicher Geliebter David Rizzio wurde hier 1566 von ein paar Adeligen ermordet.




Im Inneren des Schlosses ist fotografieren leider verboten, dafür kann ich mich außen in dem wunderschön angelegten Schlossgarten wieder austoben. Eins muss man den Schotten wirklich lassen, von Gärten und vor allem von Rasen verstehen sie etwas. :lol:




Gegenüber dem Holyrood Palace befindet sich das schottische Parlamentshaus. Erst seit 2004 tagt das schottische Parlament in diesem Gebäude im Stadtteil Holyrood, das damals von Königin Elisabeth II. eröffnet wurde. Vor allem der Plenarsaal des Gebäudes ist dank seiner ungewöhnlichen und mit einem Architekturpreis ausgezeichneten Dachkonstruktion sehr interessant.




Auf der Rückfahrt gewinnen wir noch weitere Eindrücke von Edinburgh. Trotz des mittlerweile super Wetters ist Edinburgh mit seinen in meinen Augen größtenteils tristen und hässlichen grauschwarzen Sandsteingebäuden nicht unbedingt der Inbegriff einer schönen Stadt.




Als wir am späten Nachmittag wieder am Hafen ankommen, hätte ich eigentlich noch gerne die Britannia, die königliche Yacht, besichtigt. 1997 wurde die Motoryacht außer Dienst gestellt und dient heute nur noch als Museumsschiff. Leider hat das Mueseum aber für heute schon seine Tore geschlossen. Praktischerweise liegt die Britannia im Hafen von Leith fast neben der Alexander-von-Humboldt, sodass wir das Schiff zumindest äußerlich gut sehen können. Königin Elisabeth II. sowie diverse weitere Mitglieder der königlichen Familie sind schon von dem Schiff befördert worden. Prinz Charles und Diana verbrachten ihre Flitterwochen auf der Yacht.


Anstelle der Besichtigung der Yacht vertreten wir uns noch mit einem großen Spaziergang die Füße und begeben uns dann wieder an Deck. Mit einem netten Blick auf das Edinburgh Castle beschließen wir den Tag.


Ganz spät am Abend legen wir ab und ich hoffe, dass der morgige Seetag nicht ganz so wellenreich wird wie der Tag gestern.

Gruß
Rattus

usa2008

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Zitat
Auf der Rückfahrt gewinnen wir noch weitere Eindrücke von Edinburgh. Trotz des mittlerweile super Wetters ist Edinburgh mit seinen in meinen Augen größtenteils tristen und hässlichen grauschwarzen Sandsteingebäuden nicht unbedingt der Inbegriff einer schönen Stadt.

Ist zwar schon länger her, so ungefähr 20 Jahre :shock:, aber so unschön habe ich Edinburgh eigentlich
nicht in Erinnerung. Wir hatten allerdings auch traumhaftes Wetter und das im Herbst.
Mir haben Grönland und Island in deinem Bericht aber auch besser gefallen, sind wirklich tolle Bilder und
eine sehr interessante Reise. Mir wird aber schon beim Lesen über Seegang und Wellen schlecht,
ich glaube meine Psyche möchte keine Kreuzfahrt machen  :?

Gaby

Katja

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Trotz des mittlerweile super Wetters ist Edinburgh mit seinen in meinen Augen größtenteils tristen und hässlichen grauschwarzen Sandsteingebäuden nicht unbedingt der Inbegriff einer schönen Stadt.
Ach echt? Für mich zählt Edinburgh zu einer der schönsten Städte, die ich kenne! Und ich kenne einige... :wink:
Aber die Geschmäcker sind halt verschieden, und das ist auch gut so. :D

Gruß
Katja
Viele Grüße
Katja

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Rattus

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Ja, ich weiß auch nicht, so wirklich sprang der Funke zwischen Edinburgh und mir nicht über :lol:. Vielleicht liegt es auch daran, dass das die letzte Station auf der Reise war und man nach so vielen Eindrücken nicht mehr ganz so schnell begeisterungsfähig ist...

Generell muss ich auch sagen, dass die ganzen britischen Inseln überhaupt keine Anziehungskraft auf mich ausüben. Ich kenne z.B. viele Leute, die von London komplett begeistert sind, aber mich reizt die Stadt zumindest von Fotos her überhaupt nicht. :zuck:

Katja

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Oh, London finde ich auch toll! Meine Lieblingshauptstadt in Europa! :wink:

Gruß
Katja
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Katja

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usa2008

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London ist zwar nicht meine Lieblingsstadt in Europa, ich bin
ab und an aber ganz gerne dort.



Angie

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Hallo Rattus,


jetzt habe ich alles nachgelesen und bin up to date. Wie schon zuvor, bin ich auch jetzt immer noch sehr von deinem Reisebericht begeistert. Es sind nicht nur die Fotos, sondern auch die unheimlich vielen Infos, die du einstreust und die sehr interessant sind.

Beim Schafsuchbild



finde ich 5 Schafe, ist das richtig? :wink:

Zu Edinburg: Vor vielen Jahren war ich in Edinburg, aber mir hat es gut gefallen.
Einige Male war ich auch in London und konnte seinerzeit gar nicht genug davon bekommen.


LG, Angie
Viele Grüße,
Angie

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Rattus

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Ich sag' ja, ich kenne niemanden außer mich selbst, dem London & Co. nicht gefällt. :lol:


Beim Schafsuchbild finde ich 5 Schafe, ist das richtig? :wink:

Habe gerade mal die Teleobjektivaufnahmen angeschaut; ich glaube, es sind 7 oder 8...

4 oder 5 oben ungefähr in der Mitte bzw. leicht links (bei dem großen weißen Schaf bin ich nicht sicher, ob noch ein kleines davor steht)...


... und 3 rechts unten.


Rattus

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23. Tag, 11.08.2010
Tag auf See


Heute verbringen wir den letzten Tag an Bord. Ich hatte schon befürchtet, dass es die Nordsee ebenso wie der Atlantik wellenmäßig nicht gut mit uns meinen könnte, aber die Wellen und das Schaukeln des Schiffs halten sich im Rahmen, auch wenn es wie meistens auf See recht windig ist. Ansonsten haben wir mal wieder Glück mit dem Wetter und die Sonne scheint die meiste Zeit.

Leider lassen sich zum Abschied keine Wale oder Delfine mehr blicken, aber dafür begegnet uns das ein oder andere Schiff, darunter auch ein schöner Großsegler, dessen Namen wir auf die Entfernung aber nicht erkennen können.


Aus Mangel an anderen Fotoobjekten knipse ich ein paar Aufnahmen vom Schiff selbst. Am Heck stehen die leeren Gestelle für die Zodiacs, aus denen die Besatzung die Luft schon wieder herausgelassen und sie zusammengefaltet hat. Bei den nächsten Fahrten der Alexander-von-Humboldt werden die Schlauchboote offenbar nicht benötigt, da es in zivilisiertere Gegenden geht, die über Anlegestellen verfügen.


Diverse zusammengefaltete Rettungsinseln stehen in weißen Plastikboxen herum...


... und Rettungsringe hängen an Deck, die wir ebenso glücklicherweise nicht benötigt haben.


Wir genießen den letzten Tag mit Ausspannen und vor allem schlafen, weil ich nach wie vor - wie schon auf der ganzen Reise - von der Seeluft fast dauermüde bin :lol:. Abends geht es zum Kapitäns-Abschieds-Dinner, was eigentlich sinnlos ist, da unser Kapitän schon in Edinburgh von Bord gegangen ist, um wieder auf sein eigentliches "Stammschiff" zu wechseln und wir für die restliche Strecke einen neuen Kapitän an Bord genommen haben. Nach dem wieder sehr guten Essen hauen wir uns ein letztes Mal in die Koje.

Gruß
Rattus

nordlicht

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Leider lassen sich zum Abschied keine Wale oder Delfine mehr blicken, aber dafür begegnet uns das ein oder andere Schiff, darunter auch ein schöner Großsegler, dessen Namen wir auf die Entfernung aber nicht erkennen können.
Wenn mich nicht alles taeuscht, ist das die norwegische "Soerlandet". Die zwei Streifen am Vorsteven sind recht charakteristisch.

Angie

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Habe gerade mal die Teleobjektivaufnahmen angeschaut; ich glaube, es sind 7 oder 8...

4 oder 5 oben ungefähr in der Mitte bzw. leicht links (bei dem großen weißen Schaf bin ich nicht sicher, ob noch ein kleines davor steht)...
... und 3 rechts unten.

Rechts unten habe ich 3 gezählt, aber oberhalb nur 2, ich hatte aber auch keine Tele :wink:

Viele Grüße,
Angie

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