Schön, dass sich noch ein paar Mitreisende eingefunden haben. Dann soll es auch gleich weiter gehen:
9.11.13
Heute sollte also das Abenteuer beginnen. 2 Wochen mit 50 wildfremden Menschen auf einem kleinen Schiff in einer absolut lebensfeindlichen Umgebung. Klingt klasse, oder?
Bin ich vor lauter Vorfreude und Nervosität schon frühmorgens wach geworden? Kein Stück. Ich hatte die letzten Nächte durch Vorabreisestress in der Praxis, unruhigen Schlaf im Flugzeug, Abflug nach Ushuaia mitten in der Nacht so viel Schafdefizit aufgehäuft, dass mich morgens vor 8:00 nichts und niemand wach bekommen hätte. Um 8:15h klingelte mein Wecker, und das auch nur deshalb, weil um 9:00h der Koffer abholbereit in der Lobby stehen musste. Der wurde nämlich netterweise abgeholt und ich musste ihn nicht selber zum Hafen schleppen. Ohne Wecker hätte ich wahrscheinlich bis 10:00h durch gepennt.
Frühstück gab es im Hotel, sogar ein ganz brauchbares. Anschließend bin ich etwas durch den Ort geschlendert, habe die unvermeidlichen Souvenir-T-Shirts gekauft, einen Kaffe getrunken und habe schon mal am Hafen vorbei geschaut, ob unser Schiffchen denn schon da war. War es:
Nein, nicht das große blaue, auch nicht das rote dahinter. Das kleine Blauweiße am Ende des Kais ist es.
Danach habe ich es mir noch einmal für 2 Stündchen in der Hotellobby gemütlich gemacht und das letzte mal für 14 Tage die Segnungen der modernen Kommunikation genutzt.
Um kurz nach drei habe ich mich langsam auf den Weg zum Hafen gemacht. Dort trudelten nach und nach alle Teilnehmer ein. Einige hatte ich ja schon gestern auf unserer kleinen Bootstour kennen gelernt. Jetzt kamen noch einmal so viele dazu. Ein sehr gemischtes Grüppchen. Diverse Amerikaner, Australier und Engländer, dazu ein in Indiana lebender Türke (mein Kabinennachbar Fatih, netter Kerl), ein in der Schweiz lebender Iraker, ein in der Schweiz lebender Holländer, ein in Florida lebender Holländer, ein Russe, ein Brasilianer und ein Deutscher soll auch dabei gewesen sein
. Zur Crew gehörten noch ein Neuseeländer, ein in Deutschland lebender Engländer, ein Norweger und ein Isländer. Die Schiffsärztin kam aus England, hatte lange auf den Falklands gelebt und war jetzt in Tasmanien zuhause. Auch die wichtigste Frau an Bord kam aus Tasmanien, die Barkeeperin und Hotelmanagerin mit dem interessanten Namen Sappho. Dabei waren etliche Profitfotografen aber auch eine Reihe Ärzte, Naturwissenschaftler, Finanzberater, etc., etc.. Altersmäßig lagen wir zwischen Mitte 20 und Mitte 70 (geschätzt). Ein buntes Häufchen mit diversen interessanten Charakteren.
Nach der Passkontrolle am Hafeneingang liefen wir den Kai entlang zu „unserem“ Schiff. Aus der Nähe sah es doch gar nicht so klein aus
Nach einem Blick in die Kabine (mein Koffer war da!) und der ersten Begrüßung meines Kabinennachbars, versammelten wir uns auf dem Deck, um beim Ablegemanöver zuzuschauen.
So langsam wurde Ushuaia immer kleiner.
Bald überholte uns die National Geographic Explorer, die kurz nach uns abgelegt hatte.
Dann hatten wir den Beagle Kanal für uns alleine.
Ich habe noch ein wenig mit dem iPhone und der Panofunktion gespielt.
Hm, muss wohl noch etwas üben.
Schon besser!
Bevor wir was zu essen bekamen, musste erst noch die obligatorische Notfallübung inkl. Bemannung der Rettungsboote überstanden werden. Wir haben es alle überlebt.
Beim Abendessen erzählte uns Don, der Neuseeländische Expeditionsleiter, was die nächsten Tage auf uns zu kommen sollte. Der Wetterbericht sagte einiges an Wind und Wellen voraus. Oder wie Don es formulierte: The night is gonna be „lively“. Bis ca. Mitternacht sollten wir noch Ruhe haben. So lange würde es dauern bis wir den Beagle Kanal verlassen und in die Drake Passage einfahren würden.
Die Zeit bis dahin habe ich genutzt, meinen Kram halbwegs sicher in der Kabine zu verstauen und dann in der Bar noch ein oder zwei Bierchen und einen Malt-Whisky zu trinken. Der einzig brauchbare im Angebot war ein Cragganmore. Leider war ich nicht der einzige, der zu dieser Erkenntnis gekommen war, so dass die Vorräte leider nicht die ganze Kreuzfahrt halten sollten
Um ca. 23:00 war ich in der Koje und kurz nach Mitternacht wieder wach. Es wurde tatsächlich lively! Seekrank bin ich nicht geworden aber alle halbe Stunde bis Stunde war ich wach, weil ich gegen die Wand gedengelt oder fast aus der Koje gefallen wäre. Fatih, mein Kabinen-Genosse fand den Seegang nur mittelmäßig. Er wurde immer stiller und immer blasser.
So sah die Kabine aus. Definitiv keine Luxuskabine. Eher sagen wir „funktionell“.