25.11.13
Selbst morgens früh vor Sonnenaufgang ist es hier schon windig. Deshalb gab es an der Laguna Amargo auch nicht die erhofften Spiegelungen der Berge im Wasser. War aber eigentlich egal, der Sonnenaufgang fiel ohnehin mehr oder weniger aus.
Vor Sonnenaufgang
Bei Sonnenaufgang - die Torres sollte man eigentlich rechts neben dem schneebedeckten Gipfel sehen.
Also habe ich mich recht bald wieder auf den Rückweg gemacht - Kaffee und Frühstück lockten. So sehen übrigens die Brücken im Park aus.
Na gut, die war stillgelegt. Aber die in Benutzung befindliche daneben sah nur wenig besser aus. Und ich habe tatsächlich LKW mit mindestens 20 Tonnen da drüber fahren sehen.
Auf dem Hinweg war mir schon ein Stinktier über den Weg gelaufen (zu schnell zum knipsen), jetzt schaute Meister Lampe vorbei.
Das Frühstücksbuffet war lecker und reichlich und dabei habe ich 2 Mädels von der Polar Pioneer wieder getroffen. Eine pensionierte englische Landärztin, die in Kanada gearbeitet hat und jetzt in der Toskana lebt und eine australische Journalistin. Die beiden waren mit einem eigenen Guide unterwegs. Während des Frühstücks konnten wir beobachten, wie ein Gaucho die Pferde für den morgendlichen Touri-Ausritt zusammen trieb. Nach einigem Smalltalk kam der Guide für die beiden Damen und ich habe mich auch wieder auf den Weg gemacht. Nach einem kurzen Boxenstop im Zimmer war ich gegen 8:15h wieder auf der Piste.
Kurz hinter dem Hotel habe ich dieses hübsche bunte Vögelchen eine Weile beobachtet und geknipst.
Keine Ahnung, was das für einer ist, wäre eine Aufgabe für unsere Vogelkundler.
Ein Blick zurück zeigt, dass erst jetzt die Wolken sich soweit gehoben hatten, dass man zumindest einen Teil der Torres erkennen konnte.
Ich bin in gemütlichem Tempo wieder die Straße am Lago Nordenskjöld und Lago Pehoe entlang gefahren. Heute wollte ich mir ein bisschen die Beine vertreten und die kurze Wanderung zum Salto Grande (Wasserfall) und zum Mirador Cuernos, einem Aussichtspunkt über dem Lago Nordeskjöld mit Blick auf die Hörnchen.
Auch heute habe ich diverse Guanacos gesehen.
Ausnahmsweise sogar mal in vollem Galopp.
Nette Aussichten gab es natürlich unterwegs auch.
Dann hatte ich allerdings ein kleines Problem. Unterwegs verabschiedete sich auf einmal auf einem Stück Waschbrett mein halb geöffnetes Seitenfenster und hing danach nach hinten gekippt, halb offen im Rahmen und ließ sich weder schließen noch öffnen. Es war wohl durch die Rüttelei aus der Führung gerutscht. Na prima!
Auf dem Parkplatz für die geplante Wanderung habe ich ein paar Mal versucht, das Fenster doch noch zu schließen aber ohne Erfolg. Zum Glück hatte ich nichts außer meinem Kamerarucksack im Auto und den habe ich natürlich auf die Wanderung mitgenommen. Das Auto blieb nach kurzem Nachdenken einfach mit geöffnetem Fenster stehen.
Das Wetter war nicht übel, die Sonne lachte von einem überwiegend blauen Himmel. Der Wind war allerdings wieder so, dass ich diverse Wanderpärchen sah, bei denen die Damen der Schöpfung sich verzweifelt an ihrem Männe fest klammerten, um nicht weg geweht zu werden. Auch mich hat die eine oder andere Gegenwindböe schon mal ein paar Schritte zurück stolpern lassen.
Bevor ich zum eigentlichen Aussichtspunkt für den Wasserfall gelaufen bin, wollte ich zunächst mal runter ans Wasser, um mir den Salto Grande von unten anzuschauen. Hat sich gelohnt. Auf halbem Weg fand sich malerisch in der Gegend herumliegendes Gerümpel, das ein interessantes Motiv abgab.
Rust is beatiful
Offensichtlich gab es hier mal eine Brücke, die den Fluten irgendwann nicht mehr standgehalten hat.
Und sieht er dann von unten aus, der Salto Grande
Danach habe ich umgedreht und bin zurück zum Parkplatz und dann dem offiziellen Weg zum Aussichtspunkt oberhalb des Salto Grande gefolgt.
Blick zurück auf den Lago Pehoe mit Ausflugsboot.
Auch von oben sah der Wasserfall ganz eindrucksvoll aus. Knipsen vom Stativ war allerdings nicht ganz einfach. Ich musste schon mich schon halb an das Stativ dran hängen, um es halbwegs zu beruhigen. Wenn ich es los gelassen hätte, wäre es wohl sofort unten im Wasser gelandet.
Mindestens so eindrucksvoll waren aber die Wolkenformationen am Himmel. Offensichtlich war es da oben genau so windig.
Ab dem Wasserfall hatte ich den ganzen Weg zum Aussichtspunkt Gegenwind. Als Anhalt dafür, wie kräftig der Wind war: Auf dem Hinweg zum Aussichtspunkt habe ich 1h40 Minuten gebraucht, zurück eine halbe Stunde. Davon sind auf dem Hinweg sicher 30 Minuten für Fotostops drauf gegangen. Auch die waren schwierig, weil man immer warten musste bis der Wind ein wenig nachließ, um nicht alle Bilder zu verwackeln.
Die vielen kleinen Wellen geben einen Hinweis auf die Windverhältnisse.
Dann kamen endlich die Cuernos in Sicht.
Der Aussichtspunkt lag zum Glück etwas windgeschützt, so dass ich mich sogar an einem Pano versucht habe.
8 Hochkantaufnahmen zusammen-"gesticht" (
Pano in groß)
Auf dem Rückweg erfreute mich der Wasserfall mit einem kleinen Regenbogen, den ich natürlich gerne mitgenommen habe.
Kurz unterhalb des Parkplatzes gab es in der Nähe des Bootsanlegers ein kleines Café, wo ich mir einen Kaffee und ein Sandwich gegönnt habe. Anschließend wäre ich eigentlich gerne weiter zum Lago Grey gefahren, wo man eine Bootsfahrt bis an den Gletscher heran machen kann. Das wären allerdings hin und zurück geschätzt noch einmal 70 oder 80 km gewesen und mein Tank war jetzt schon nur noch etwas über 1/3 voll. Im gesamten Torres del Paine NP gibt es leider keine Tankstelle und ich musste ja auch noch die gut 120 km zurück nach Puerto Natales. Also habe ich mich entschieden, den Lago Grey schweren Herzens auszulassen und mich zumindest schon mal wieder in Richtung Hotel zu bewegen. Verdammt! Aber eigentlich war ich mir zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich sicher, dass ich nochmal hier her kommen werde für einen längeren Aufenthalt (mit mehr Benzin
).
Immerhin gab es weiter interessante Wolken am Himmel zu bewundern.
Dann sah ich im Augenwinkel ein Guanaco, das irgendwie komisch aussah. Dem schaute so was wie ein Stock hinten aus dem A****. Bei näherem hinsehen war es kein Stock sondern zwei mit etwas dazwischen und es war auch nicht der A**** sondern knapp daneben.
Wow! Da wird gerade ein Guanaco geboren. Der Ärger über den mangelnden Sprit war sofort verraucht. Ich habe schnell gewendet, um vorschriftswidrig aber mit besserer Sicht gegen die Fahrtrichtung zu parken und das Schauspiel zu bewundern. Das Guanaco stand vielleicht 10 oder 15m neben der Straße und ließ sich durch nichts stören. Auch nicht durch eine französische Familie, deren Familienvater ich hätte prügeln können, weil der die ganze Zeit, die sie neben meinem Auto standen, nicht eine Sekunde die Fresse gehalten hat. Zwischendurch hielt sogar ein Reisebus für ein paar Minuten. Aber die meiste Zeit hatte ich "mein" Guanaco für mich alleine und konnte alles wunderbar beobachten.
Geschafft!
Nur Sekunden nachdem es unsanft aus dem warmen Bauch der Mutter in die windige Steppe gestürzt war, versuchte das kleine aufzustehen.
Anfangs sah das mehr nach Slapstick-Einlagen aus aber mit der Zeit wurden es immerhin ein oder zwei Sekunden, die es sich auf den wackligen Beinen halten konnte.
Es war gleichzeitig sehr komisch anzuschauen und irgendwie berührend dieses wenige Minuten alte Jungtier verzweifelt darum kämpfen zu sehen, auf die Beine zu kommen. Letztlich kämpfte es ja damit um sein leben. Aber seht selbst:
Auf dem Video seht Ihr tatsächlich die allerersten Schritte. Danach ging es ruckzuck besser. Die Beine waren von Minute zu Minute weniger wackelig.
Und nach ein bisschen ziellosem herum suchen hatte es schließlich auch die Tankstelle gefunden.
Vom ersten hervorlugen der Vorderläufe bis zum ersten mal trinken hat es übrigens keine Stunde gedauert.
Das war ein tolles Erlebnis, so was mitten in der Wildnis auf dem Präsentierteller serviert zu bekommen. An den ausgefallenen Lago Grey und mein kaputtes Fenster habe ich jetzt keinen Gedanken mehr verschwendet. Ganz beschwingt bin ich weiter zum Hotel zurück gefahren.
Dort habe ich mir in der Bar ein kühles Bier geholt und mich in die Sonne vor dem Hotel auf den Rasen gesetzt. Eigentlich hatte ich vor gehabt, mir in der Nähe des Hotels einen Spot für den Sonnenuntergang zu suchen aber es zog rasch immer mehr zu und sah nach einer Stunde mehr nach Regen als nach Sonnenuntergang aus, so dass ich auf weitere Aktivitäten verzichtet und mir stattdessen ein zweites Bier gegönnt habe.
Beim Thema Regen fiel mir allerdings wieder die offene Seitenscheibe meines Autos ein. Ich habe dann meine Regenjacke zwischen Tür und Rahmen so eingeklemmt, dass sie das Fenster abgedichtet hat. Sah nicht besonders stabil aus aber da ich das Autochen im Windschatten eines der Minivans der Lodge geparkt hatte, würde es schon halten.
Abendessen gab es diesmal im Restaurant der Lodge vom Buffet. Durchaus zu empfehlen.
Danach habe ich noch einen Blick auf die Karte geworfen und beschlossen, dem Sonnenaufgang noch einmal eine Chance zu geben und später auf dem Weg nach Puerto Natales noch einen Abstecher zur Laguna Azul einzulegen.