Montag, den 10. Januar - Puerto Natales - El CalafateUm 5.00 Uhr geht es los zum Sonnenaufgang. Der Weg zum Wasser ist nicht weit. Es stürmt mächtig, selbst das Stativ reicht kaum, um die Kamera zu fixieren. Nach jeder Aufnahme muss das Objektiv von Wassertropfen gereinigt werden. Am Himmel sind viele Wolken und als um 5.48 Uhr die Sonne aufgeht wird es dramatisch. Rötliche Wolken, stürmisches Wasser, angestrahlte Berge und dazu noch ein Regenschauer mit Regenbogen. Danach geht es schnell zurück zu unserem Guesthouse denn wir haben noch viel vor heute. Es soll über die Grenze nach Argentinien gehen. Wie das wohl wird?
Wir fahren auf einer asphaltierten Straße und sehen viele frische Kuhfladen und fragen uns, wo das wohl herkommt. So eine richtige Erklärung für die Menge Kuhscheiße haben wir nicht – aber wir finden sie nach der nächsten Ecke. Vor uns bewegt eine riesige Kuhherde mit einigen Gauchos und wir stehen mit unserem Auto bald mittendrin. Die nächsten 15 Minuten üben wir Kuhslalom. Die Tiere sind zum Glück nicht aggressiv und irgendwann ist der Spuk vorbei. Nun haben wir wieder eine saubere Straße vor uns. Wir fahren bis Cerro Castillo, hier wollen wir über die Grenze gehen. Wir suchen den Grenzübergang. Es stehen zwar viele Busse und auch einige Autos vor einem Restaurant – Shop aber wo ist hier die Grenze? Kein Schlagbaum, keine Polizei und Schilder finden wir nur zwei, auf denen wir mit unseren Spanischkenntnissen nicht viel deuten können. Nach einigen Beobachtungen gehen wir mit unseren Pässen und den Papieren unseres Autos in das letzte Haus des Ortes und sind richtig. Stempel für uns beide in den Reisepass, Stempel in die Auto-Papiere. Nun dürfen wir Chile verlassen aber wo ist die Straße?
Wir meinen gelesen zu haben, dass die Grenzstraße asphaltiert ist aber sowas gibt es hier nicht. Diese, die wir uns ausgesucht haben ist eine Schotterpiste. Wir fahren los. Keiner hindert uns – keiner folgt uns und keiner kommt uns entgegen. Es ist zwar erst 8.38 Uhr aber komisch kommt es uns schon vor. Keine Wegschilder. Nichts!
Nach 10 km tauchen vor uns ein Haus, Schilder und die argentinische Flagge auf. Ein Bus und ein Pkw stehen auf der Gegenfahrbahn. Der Wind weht so stark, dass wir die Tür unseres Autos nicht halten können. Als wir mit unseren Papieren das Haus betreten, stehen dort einige Leute und wir müssen warten. Es sieht alles sehr einfach und primitiv aus. Zuerst kommen die Papiere des Autos dran. Sie erhalten zwei Stempel auf einem Extrablatt, welches uns von der Autovermietung Hertz mitgegeben wurde. Danach müssen wir zum zweiten Schalter. Hier stehen vier Beamte und keiner hat so richtig Lust zur Arbeit. Einer sucht den passenden Stempel und der zweite schreibt unsere Namen auf einen kleinen Zettel. Es ist Wahnsinn! Im Raum stehen drei PC und keiner kann damit umgehen oder alle sind defekt. Vielleicht kommt ja später einer, der dann die Zettel alle in den Computer schreibt. Alle hatten uns vor dem Grenzübergang gewarnt = lange Wartezeiten, Kontrolle bzgl. Mitnahme von Lebensmittel usw. Unsere gesamte Aus- und Einreise von Chile nach Argentinien einschließlich Fahrt auf der Schotterpiste im Niemandsland dauerte ca. 60 Minuten und nach einigen weiteren Pistenkilometern erreichen wir eine asphaltierte Straße.
Die Sonne lacht aber es weht ein starker Wind und es ist schwer, bei den Böen das Auto auf der Straße zu halten. Als wir an einem See mit Flamingos anhalten, kommt uns endlich mal ein einzelner Lkw-Fahrer entgegen, der uns auch noch freundlich zuhupt und winkt. Durch den Wind bewegen wir uns im 45-Grad-Anstellwinkel und das Anziehen der Jacken funktioniert nur durch eine geschickte Drehung mit dem Wind. Als Küstenbewohner sind wir ja einiges gewöhnt aber das hier ist „ganz schön pustig“. Der nächste Ort Esperanza wird von uns für einen Mittagsstopp genutzt. Um 14:00 Uhr erreichen wir EL Calafate. Der Ort mit seinen 10.000 Einwohnern ist um diese Zeit sehr voll. Viele Urlauber laufen durch die Hauptstraße. Es gibt viele Geschäfte und Hotels. Alles erinnert uns ein bißchen an amerikanische Orte. Ganz groß leuchtet uns das Schild „CASINO“ entgegen. Nur unser Guesthouse „Lindavista“ ist nicht zu finden. Wir kurven durch den Ort, kommen an die Uferpromenade und entdecken dort viele Flamingos. Vor lauter Sturm können wir wieder mal unsere Kameras nicht halten. Nach einem zufälligen Stopp sehen wir einen Stadtplan und daneben ein Gebäude für Busfahrten in die nächsten Touristenorte. Dort gibt es eine Information und wir können nach unserer Unterkunft fragen. So nun wissen wir den Weg. Das hätten wir nie gefunden. An der Rezeption des Guesthouses „Lindavista“ werden wir von einer jungen koreanischen Frau nett empfangen. Sie zeigt uns unsere Wohnung mit zwei Schlafzimmern, Bad, kombinierter Wohnraum mit Küche. Alles sieht sehr sauber aus. Wir packen schnell unsere Sachen aus, kochen Kaffee und inspizieren anschließend den Supermarkt hier im Ort. Das Angebot ist nicht so toll aber ausreichend. Danach zieht es uns zum Gletscher Perito Moreno, der 80 km entfernt von El Calafate liegt. Am Eingangstor erkundigen wir uns nach den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen. Je Person soll der Eintritt 100 Pesos kosten (das sind ca. 20 €) Der Park ist von 8.00 bis 20.30 Uhr jeden Tag geöffnet. 20 € pro Person finden wir ganz schön teuer aber das tolle Wetter überzeugt uns schließlich doch, schon heute zum Gletscher zu fahren. Wer weiß, wie das Wetter die kommenden Tage wird.