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Autor Thema: Gestrandet in Patagonien  (Gelesen 19204 mal)

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Flicka

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #75 am: 06.01.2012, 00:50 Uhr »

Nur der letzte Satz lässt mich zusammen mit den vorherigen Andeutungen nichts gutes ahnen!


Mir gehen auch schon die Schreckensszenarien durch den Kopf: Verhaftet am falschen Grenzübergang, Verkehrsunfall wegen Nichtbeachtung des Warnschildes "Vorsicht, kalbende Gletscher queren", Vorübergehender Verlust des Augenlichts durch zu intensive Blicke in den Himmel, unfreiwilliges Gleitschirmfliegen ohne Gleitschirm durch Orkanböen...

Evtl. hat es aber doch etwas mit den komischen Geräuschen zu tun?  :shock:

Sandra33

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #76 am: 06.01.2012, 10:21 Uhr »

Nur der letzte Satz lässt mich zusammen mit den vorherigen Andeutungen nichts gutes ahnen!


Mir gehen auch schon die Schreckensszenarien durch den Kopf: Verhaftet am falschen Grenzübergang, Verkehrsunfall wegen Nichtbeachtung des Warnschildes "Vorsicht, kalbende Gletscher queren", Vorübergehender Verlust des Augenlichts durch zu intensive Blicke in den Himmel, unfreiwilliges Gleitschirmfliegen ohne Gleitschirm durch Orkanböen...

Evtl. hat es aber doch etwas mit den komischen Geräuschen zu tun?  :shock:

 :lolsign: :lolsign: :lolsign:

All das wäre theoretisch möglich... aber soviel vorab: Wir haben es überstanden!

Sandra33

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #77 am: 06.01.2012, 11:46 Uhr »
Montag,  den 17. Januar   El Calafate - ???

Wir erwachen bei einem wunderschönen Sonnenaufgang, doch dafür haben wir heute keine Zeit. Der lange Weg zur Grenze nach Chile, unser Autoproblem bei Hertz in Puerto Natales, Einkaufen und dann noch 160 Kilometer teils Schotter in den Torres del Paine Nationalpark. Ein langer Tag wird das werden aber es ist ja lange hell. Gleich um 6.30 Uhr gehen wir zum Frühstück und beladen das Auto.

Beim Auschecken fragt das junge Mädchen hinter dem Tresen ganz zaghaft, ob wir denn von dem Streik in Chile wüssten. Verwirrung… welcher Streik? Sie erklärt uns, dass im südlichen Chile die Bevölkerung einen Generalstreik ausgerufen hat, seit sechs Tagen alle Grenzen geschlossen seien und die Straßen blockiert. Das ist wie ein Schlag in die Magengrube und wir müssen nun erst einmal unsere Gedanken sortieren. Ist das wirklich wahr? Ist es nicht doch möglich, über die Grenze zu fahren? Was wird aus unserer Reservierung im Torres del Paine? Etwas später, nachdem wir im Internet ein paar weitere Informationen gefunden haben, kommen dann die wirklich wichtigen Fragen. Was ist, wenn der Streik nicht endet und wir nicht nach Chile zurück können? Dort müssen wir das Auto abgeben und auch unser Rückflug startet von dort. Die Gedanken überschlagen sich. Es ist ziemlich klar, dass es keinen Sinn macht, heute in Richtung Chile zu starten und dann am Grenzübergang abgestellt zu sein ohne Bett und Essen und laut Internet ist die Straße zum Torres del Paine auch blockiert. Also planen wir spontan um und streichen schweren Herzens den Torres del Paine aus unserem Programm. Wir könnten heulen, denn darauf haben wir uns sehr gefreut.   :heulend: :heulend: :heulend:

Stattdessen werden wir die nächsten drei Tage noch in Argentinien verbringen und hoffen, dass sich die Lage bis dahin entspannt. Da wir nicht die ganze Zeit in El Calafate hocken wollen, reservieren wir mit Hilfe der Hosteria ein Zimmer in El Chalten für zwei weitere Nächte und für die dritte Nacht noch einmal in El Calafate. Wählerisch können wir nicht sein bei dieser Kurzfristigkeit und so finden wir nur ein Zimmer ohne eigenes Bad im Nothofagus. Wir schreiben noch eine Mail an die Lodge im Torres del Paine mit der Bitte um Bestätigung, dass wir nicht kommen können und an unser Reisebüro in Rostock mit der Bitte, unser Problem mit der Rückgabe des Mietwagens zu klären. Dann holen wir noch etwas Bargeld, was wieder einmal mit Schlange stehen verbunden ist und tanken das Auto voll. Noch immer verwirrt machen wir uns wieder auf den Weg nach El Chalten, wo wir doch vor zwei Tagen erst hergekommen sind. Das Wetter ist bedeckt und passt zu unserer Stimmung. Auf dem Weg sehen wir heute erstaunlich viele Guanakos auch ganz dicht an der Straße. Als wir uns La Leona nähern, müssen wir nun doch lachen, denn keiner von uns hatte erwartet, hier jemals wieder her zu kommen und nun ist es schon zwei Tage später soweit. Gegen unsere gedrückte Stimmung hilft vielleicht ein Stück Apfelkuchen? Leider auch nicht.  :traurig:

In El Chalten stehen große Pfützen auf den Straßen also muss es hier ziemlich geregnet haben. Jetzt ist es nur grau und wenn wir nicht wüssten, wo die Berge sind, würde man meinen, es sind keine da. Ob das wohl noch besser wird? Oder ist mit unseren geordneten Reiseplänen nun auch das gute Wetter vorbei? Auf jeden Fall gibt es einen Grund, dass wir wieder nach El Chalten wollten, denn hier haben wir gesehen, dass es einen sehr interessanten Ausflug zum Viedma Gletscher gibt. Dieser hatte uns schon bei unserem ersten Aufenthalt interessiert aber leider fehlte die Zeit. Diese haben wir jetzt und buchen sofort unsere Tickets für morgen. Viedma Icetrek. Die Wetteraussichten sind nicht überwältigend aber das ist uns jetzt egal. Unser Zimmer im Nothofagus ist einfach aber sauber und es gibt zwei Badezimmer für vier Zimmer.

Beim Check der Emails ist die Antwort von unserem Reisebüro da mit einer Telefonnummer in Santiago de Chile. Dort, beim Partner von Dertour sollen wir anrufen. Also besuchen wir einen Telefonladen und warten. Es gibt vier Telefonzellen und alle sind besetzt. Davor warten noch vier andere Leute. Eigentlich ist es sehr interessant, die Szene zu beobachten und so vergeht die Zeit bis wir dann endlich dran sind. Nach einigen Versuchen geht wirklich jemand an das Telefon am anderen Ende der Leitung.

Es dauert etwas, verständlich zu machen, dass man vom deutschen Partner Dertour dorthin verwiesen wurde und unseren Nachnamen zu buchstabieren ist auch lustig. Aber dann sagt die Frau am anderen Ende plötzlich…aaahh Sandra? Siii Siii und verbindet zu einem anderen Mitarbeiter. Dieser hat bereits mit Hertz in Punta Arenas gesprochen und hat für uns die Nachricht, dass es kein Problem sei, die Grenze zu überqueren und das Auto nach Punta Arenas zu bringen. Das kommt uns etwas merkwürdig vor, denn alle um uns herum sagen, dass man nicht über die Grenze kann und nun erhalten wir eine solche Auskunft, die wir jedoch erst einmal so hinnehmen müssen. Auf jeden Fall entbindet es uns vorerst von allen weiteren Bemühungen, Flüge und Unterkünfte umbuchen zu müssen. Wir können nichts weiter tun als abwarten und verabreden ein weiteres Telefonat für den nächsten Nachmittag.

Als Trost gehen wir abends noch einmal im La Tapera essen. Man erkennt uns sogar wieder und wir bekommen den gleichen Tisch wie beim ersten Besuch. Dieses Mal bestellen wir einen Salat und marinierte Auberginen als Vorspeise und für beide die Sorrentinos mit Kürbis gefüllt als Hauptgericht. Dazu eine Flasche Wein und schon ist das Leben wieder halbwegs schön. Dann prüfen wir nochmals die Emails, wo inzwischen vom Torres del Paine die Bestätigung eingetroffen ist, dass eine Anreise nicht möglich ist. Damit hat sich dann hoffentlich auch die drohende Stornogebühr für die Übernachtungen erledigt. Wir werden sehen… doch erst einmal fallen wir ins Bett und sehen gespannt dem morgigen Tag entgegen.


PS: irgendwie gibt es von diesem Tag keine Bilder...

Schneewie

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #78 am: 06.01.2012, 13:34 Uhr »
So einen Tag braucht man wirklich nicht  :shock:

Ihr habt es ja gut gelöst, aber so wirklich will man das so ja nicht.
Da Ihr ja doch über die Grenze fahren dürft, seit Ihr nicht direkt am nächsten/übernächsten Tag "zurückgefahren" und wieder in den Plan zu kommen?
Gruß Gabriele

Sandra33

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #79 am: 06.01.2012, 13:57 Uhr »
@ Schneewie

Wir hätten nicht gedurft. Die Info aus Santiago war falsch und wir haben mehr den Infos aus dem Internet vertraut. Alle Straßen zum Torres del Paine und auch in Richtung Punta Arenas waren blockiert. Dort gestrandete Touristen wurden in der Turnhalle von Puerto Natales "zwischengelagert" (7 Tage!!!)und später vom Militär ausgeflogen. In Punta Arenas gab es sogar zwei Tote.

Anti

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #80 am: 06.01.2012, 14:01 Uhr »
Wie schrecklich! Da habt ihr ja dann wohl eher Glück gehabt...

Saguaro

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #81 am: 06.01.2012, 14:59 Uhr »
Verständlich, dass es von diesem Reisetag keine Bilder gibt. Diese Ungewissheit war bestimmt sehr schrecklich.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Sandra33

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #82 am: 06.01.2012, 15:48 Uhr »
Wie schrecklich! Da habt ihr ja dann wohl eher Glück gehabt...

Mit etwas zeitlichem Abstand (ca. 24h später) haben wir es dann auch so gesehen. Das Irre an der Situation war, dass wir am 10.1. über die Grenze gekommen sind und ab 11.1. alles dicht war. Wir hatten sechs wunderschöne Tage ohne Sorgen, da wir von dem Streik nichts wussten. Also wirklich aus unserer Sicht das bestmögliche Ergebnis der Situation bis dahin... nur der Ausfall des Torres del Paine schmerzt bis heute  :roll:

Sedona

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #83 am: 06.01.2012, 15:51 Uhr »
Mir fällt auf, Du hast ja den Titel Deines Reiseberichts ja ganz schön treffend gewählt...  :(
Soviel Pech gleich von Beginn an und jetzt auch noch das, ist schon arg! :(

Hoffe, es wird wenigstens wieder alles besser in den darauffolgenden Tagen!

Schneewie

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #84 am: 06.01.2012, 15:56 Uhr »
@ Schneewie

Wir hätten nicht gedurft. Die Info aus Santiago war falsch und wir haben mehr den Infos aus dem Internet vertraut. Alle Straßen zum Torres del Paine und auch in Richtung Punta Arenas waren blockiert. Dort gestrandete Touristen wurden in der Turnhalle von Puerto Natales "zwischengelagert" (7 Tage!!!)und später vom Militär ausgeflogen. In Punta Arenas gab es sogar zwei Tote.

Oh je, oh je  :shock:
In dem Urlaub steckt aber so einiges an Überraschungen drin.

Hoffentlich geht es jetzt entspannt weiter.
Gruß Gabriele

Schneewie

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #85 am: 06.01.2012, 15:59 Uhr »
Wie schrecklich! Da habt ihr ja dann wohl eher Glück gehabt...

Ergebnis der Situation bis dahin... nur der Ausfall des Torres del Paine schmerzt bis heute  :roll:

Das hätte mich auch mehr als geärgert!  :|
Gruß Gabriele

Flicka

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #86 am: 06.01.2012, 22:20 Uhr »
Ooohhh, was für ein Schock! Auf so was wäre ich jetzt aber wirklich nicht gekommen! Ja, und es ist wirklich wahr, eigentlich hattet ihr ja noch Glück, dass ihr überhaupt auf die Situation aufmerksam gemacht wurdet und die nächsten Tage nicht am geschlossenen Grenzübergang gestanden habt.  :shock:

Dieser Urlaub stand aber wirklich unter keinem guten Stern...

Umso schöner, dass ihr wohlbehalten zurückgekommen seid!

Dreamer

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #87 am: 06.01.2012, 23:51 Uhr »
Das ist ja wirklich hart ..... ich glaube, da wäre ich auch sehr sehr entäuscht gewesen. Aber ihr habt ja wirklich Glück im Unglück gehabt ... so konntet ihr wenigstens noch in Argentinien etwas unternehmen anstelle irgendwo in einer Turnhalle zu sitzen.

stephan65

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #88 am: 07.01.2012, 00:04 Uhr »
Das ist ja wirklich übel, ich erinnere mich noch gut an die Meldungen damals...

Sandra33

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Re: Gestrandet in Patagonien
« Antwort #89 am: 07.01.2012, 15:56 Uhr »

Hoffe, es wird wenigstens wieder alles besser in den darauffolgenden Tagen!


Und wie! Auf den schlechtesten Tag der Reise folgt nun nämlich der beste  :D Haltet Eure Magneten unter Kontrolle!

Dienstag, den 18. Januar  -  El Chalten (schon wieder)

Um 4.30 Uhr klingelt der Wecker im Hostal „Nothofagus“ in El Chalten. Ein Blick aus dem Fenster zeigt, es regnet. Beim zweiten Anlauf um 6 Uhr ist das Wetter schon viel besser. Gleich gehen wir ins Internet, um die Lage zu checken. Als aktuellste Quelle erweisen sich hierbei Reiseblogs von in Chile Gestrandeten. Oh Mann, wir haben es hier wirklich besser. Die Situation ist aber unverändert, die Verhandlungen laufen noch. Wir erhalten eine Email von Jürgen, der uns gleich noch eine Stellungnahme des Auswärtigen Amtes mitschickt. Er schreibt, dass in Deutschland nicht über den Generalstreik berichtet wird. Naja wir sind ja hier in Sicherheit und genießen die zwei Tage unter Argentiniens Sonne. Heute wollen wir zum Viedma Gletscher. Nach dem etwas kargen Frühstück machen wir uns auf den Weg nach Bahia Tunel. Dort soll um 8:45 Uhr die Tour starten. Es ist so warm geworden, dass wir noch schnell die Winterjacke gegen eine Wetterjacke tauschen.





Die Tour beginnt mit einer 50-minütigen Fahrt über den türkisblauen Lago Viedma zur Abbruchkante des Viedma Gletschers. Im Sonnenschein ist schon diese Fahrt ein Erlebnis. Am Gletscher sind fast keine Eisberge zu sehen und an der Abbruchkante ist am rechten und linken Rand sehr viel klares dunkelblaues Eis zu sehen, welches schon aus der Distanz wahnsinnig gut aussieht. Doch wie es scheint, hat der Kapitän vor die Gletscherkantenfahrt unsere körperliche Aktivität gesetzt, denn wir landen auf den Felsen links neben dem Gletscher. Das Gestein ist rötlich und erinnert uns an den Sandstein im Südwesten der USA. Es ist auch genauso griffig und so macht das Laufen darauf Spaß. Rund 20 Minuten steigen wir immer höher. Noch vor zwanzig Jahren sollen diese Felsen mit Eis bedeckt gewesen sein und heute ist der Gletscher von hier aus nicht einmal zu sehen. Unglaublich. Dafür sieht man im Fels die Spuren des Eises. Lange Rinnen wurden durch das Eis und seine Verschiebungen in den Stein gekerbt.







Dann endlich erreichen wir den Rand des Gletschers. Jeder bekommt Crampons in der passenden Größe und die Guides befestigen sie an unseren Füßen. Am Übergang von Fels zu Eis haben sich unter dem Eis kleine blauschimmernde Höhlen gebildet. Das sieht toll aus. Dann geht es los. Die ersten Schritte mit dem ungewohnten Fußwerk sind die schwierigsten, denn sie sind noch auf Stein. Nach ein paar Metern auf dem Eis erhalten wir eine genaue Einweisung, wie wir zu gehen haben. Breitbeinig, damit sich die Spikes nicht mit den Hosenbeinen verhaken, kurze feste Schritte, Gleichgewichtsverlagerung beim Bergauf- und bergabgehen. Gleich das erste Stück ist recht steil und wir alle müssen erst lernen, zu den Spikes das gleiche Zutrauen zu entwickeln wie für unsere Vibramsohlen auf Sandstein. Nein, wir rutschen nicht, die Spikes halten uns zuverlässig auch bei steileren Abschnitten.









Während die erste Wegstrecke noch auf einer schmutzigen, fast schwarzen Gletscheroberfläche verläuft, wird die Umgebung immer heller. Kleine blaue Spalten sind zu sehen und die Sonne scheint wie verrückt. Nach der Enttäuschung mit Torres del Paine gestern ist nun schon alles halb so schlimm. Wir sind auf einem Gletscher  :D
Die Guides sind sehr aufmerksam und sichern uns an steileren Stücken gut ab. Es gibt viele Fotostopps und meine Kamera läuft heiß. Es ist wunderschön. Rund 90 Minuten verbringen wir hier im Eisskulpturenwunderland und zum Abschluss gibt es einen Baileys auf Gletschereis, bevor wir den Abstieg über Eis und Fels zum Boot beginnen.









Nach einer Lunchpause im Sonnenschein wollen wir uns nun die Abbruchkante vom Wasser her genauer ansehen. Schon während unserer Wanderung hörten wir es mehrfach laut krachen und einmal flogen sogar Eisbrocken in hohem Bogen durch die Luft. Wir sind gespannt. Während die meisten Ausflügler erst einmal unter Deck gehen, um die Fotos der zur Tour gehörenden Fotografin anzusehen, bleiben wir mit einem amerikanischen Pärchen an Deck und erzählen ihnen gerade über die Naturschönheiten ihres Landes ;-) als es plötzlich wieder laut knallt. So schnell können wir gar nicht gucken, wie nun Eisberg für Eisberg von der schönen dunkelblauen rechten Seite des Gletschers mit hohen Wasserfontänen in den See stürzt.







DAS ist nun wirklich beeindruckend und nur wir vier haben es wirklich gesehen. Schon Sekunden später hält das Boot mit gebührender Vorsicht auf dieses Spektakel zu und plötzlich sind auch alle anderen wieder auf dem Oberdeck. Auf dem Wasser schwimmen unzählige riesige dunkelblaue Eisberge. Der Anblick ist überwältigend und langsam kreuzen wir vor dem Gletscher. Immer dichter und dichter geht es, bis plötzlich einer dieser blauen Riesen vor uns ins Schwanken gerät. Er schwankt und schaukelt und plötzlich beginnt er, sich zu drehen. Unser Boot gibt Vollgas im Rückwärtsgang, denn wir sind sehr dicht dran und niemand weiß, wie sich diese Bewegung weiter entwickelt.





Das Boot schaukelt, der Eisberg rollt und wir starren gebannt auf das, was da zum Vorschein kommt. Ein völlig anderes Gebilde aber genauso schön blau wie die nun unter Wasser liegende Seite. Wir schauen uns nur an, strahlen und schütteln mit dem Kopf. Unglaublich, dass wir so etwas erleben durften und das Timing für uns so perfekt war. Irgendwann ist dann Schluss und das Boot macht sich auf den Rückweg. Mittlerweile haben die Wolken zugenommen und im Schatten wird es kühl. Also verbringen wir den Rest der Fahrt mit dem Betrachten der geschossenen Fotos und dem Staunen über das, was wir erlebt haben.



Nachdem sich die Massen etwas verzogen haben machen wir uns auch auf den Rückweg. Die Schotterpiste ist sehr schotterig und wir fahren langsam, um das Auto zu schonen. Bei jeder Bodenwelle macht es „plong“… wahrscheinlich die Stoßdämpfer? Tiere gibt es heute nicht an der Straße, dafür aber wunderschöne Wolken, die uns zu weiteren Fotos verleiten. In El Chalten steuern wir zuerst die Wafeleria an. Wir haben Kaffeedurst und wollen auch eine Waffel mit Calafate Marmelade probieren.





Danach fahren wir wieder zum Telefonladen, immer noch bestens gelaunt. Heute ist es nicht so voll und wir kommen bald dran. Wenige Minuten später verlassen wir strahlend den Laden. Der Generalstreik ist seit heute Morgen zu Ende. Wir können also am 20. Januar aus Argentinien ausreisen. Wie schön! Nun ist die Welt wieder in Ordnung. Leider haben dadurch den chilenischen Nationalpark „Torres del Paine“ nicht besuchen können. Schnell holen wir uns noch ein Stück Brot aus dem Supermarkt, dann geht  es zur Lodge, wo wir den Abend im Aufenthaltsraum verbringen, eine Flasche Rotwein trinken und am Reisebericht schreiben.