Samstag, den 8. Januar Rund um Punta ArenasGleich um 7:00 Uhr starten wir, damit wir vor den AIDA Bussen bei den Pinguinen von Seno Otway sind. Die Sonne scheint und unsere erste Fahrt hinaus aus der Stadt beginnt. Am Straßenrand blühende gelbe Büsche, Lupinen in allen Farben und Schafe stehen auf der Weide. Nach 20 km geht es auf einer Schotterpiste weiter und wir merken den Unterschied zwischen SUV und Kleinwagen. Leider war so kurz vor Abreise kein SUV mehr verfügbar für uns und nun müssen wir eben vorsichtig fahren. Am Wegesrand stehen dicke Schafe, die noch ihr Winterfell haben und Nandus. Kaninchen hoppeln auf der Straße. Ein friedliches Bild. Gern hätten wir fotografiert aber im Hinblick auf die AIDA Busse fahren wir weiter und heben uns das für die Rückfahrt auf. Nach 20 km Schotterpiste kommen wir an ein Häuschen und müssen dort eine Wegegebühr von 1500 Pesos pro Person bezahlen. Nach weiteren zehn Kilometern erreichen wir die Pinguinkolonie. Hier sind wir wirklich das erste Auto und wir haben das ganze Areal und seine Tiere für uns allein. Wir kaufen unsere Eintrittskarten für 10.000 Pesos und dann marschieren wir los. Kleine Blumen, gelbe Flechtenteppiche, silbrige Pflanzen, die gelb blühen, zieren unseren Weg. Nach der ersten Kreuzung sehen wir sie vor uns – die Humboldt Pinguine.
Die Humboldt-Pinguine gehören zur Gattung der Brillenpinguine. Sie wurden nach ihrem Entdecker Alexander von Humboldt benannt, der diese Art der Tiere bereits während seiner Amerikareise 1799-1804 in der Gegend von Callao, im heutigen Peru beobachtet hatte. Der Pinguin erreicht eine Größe von bis zu 45 cm und ein durchschnittliches Gewicht von 4 kg.
Unten am Wasser gibt es einen Sichtschutz aus Holz, von wo man gut die Tiere beobachten kann. Durch die Ritzen pfeift ein eiskalter Wind und wir sind natürlich ohne Mütze und Handschuhe losgelaufen. Hier am Wasser sind zwei Gruppen mit Pinguinen, die eine träge, die andere aktiv. Lustige Szenen mit Küssen, Rangeleien und Streitereien können wir beobachten. Sehr wichtig scheint die Pflege des Federkleides zu sein. Es ist sehr schön. Nun geht es weiter. Wir finden Pinguine, die schnell laufen und zum Wasser wollen und einige wenige Jungtiere. Auf Holzsteigen durchlaufen wir das Gebiet und treffen überall auf Pinguine. Sie sind nicht scheu, sodass wir bis auf 30 bis 40 cm an die Tiere rangehen können.
In der Ferne sehen wir einen See auf dem Flamingos im Wasser stehen. Leider sind sie für ein Foto zu weit weg. Im Hintergrund erkennen wir die schneebedeckten Gipfel der Berge. Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass jetzt schon mehr Besucher hier sind. Auf dem Parkplatz stehen einige Autos, auch schon ein Opfer mit Reifenpanne. Mit einem Mal kommt Bewegung in die Szene. Mit einer riesigen Staubfahne erscheinen sechs große Reisebusse mit AIDA-Passagieren am Horizont. Wir sichern uns noch schnell einen Platz auf der Toilette und dann geht nichts mehr. Der gesamte Parkplatz ist voll in deutscher Hand. Es ist interessant, so etwas einmal aus neutraler Sicht mit zu erleben. Das gute an der Sache: wir haben ein Auto und können fliehen Die Straße liegt frei vor uns und nach einem Kaffee machen wir uns auf den Rückweg. Leider treffen wir unterwegs keine Tiere mehr, sie wurden wohl alle von den Bussen verscheucht.
Aber einen Stopp gönnen wir uns doch noch. Am Straßenrand, hinter einem Zaun stehen eine Menge Lupinen in unterschiedlichen Farben.
Als wir wieder eine richtige asphaltierte Straße erreichen geht es weiter in Richtung Norden. Wir wollen der verwaisten Estancia San Gregorio einen Besuch abstatten. Die Estancia liegt an der Magellanstraße. Der portugiesische Weltumsegler Fernando Magellan ist im Jahre 1530 als erster Europäer an dieser Küste gelandet. Die Meeresstraße ist 600 km lang und war der Schlüssel für die Umrundung der Erde. Die seit 1881 zum chilenischen Hoheitsgebiet gehörende Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik öffnete seinerzeit einen Weg in den Westen, damit das gefährliche Kap Hoorn vermieden werden konnte.
Und wie wir hier in San Gregorio sehen, haben es einige auch auf diesem Seeweg nicht geschafft. Die Wracks der beiden gestrandeten Schiffe leuchten im sonnigen Mittagslicht und geben für uns einige schöne Fotomotive. Die Estancia San Gregorio soll 1876 gegründet worden sein. Heute ist sie ein Geisterort. Die Häuser der Estancia sind leer und verwahrlost. Einige Möbel stehen noch in den Räumen. Aber der eigentliche Grund unseres Besuches sind die zwei gestrandeten Schiffe.
Dampfschiff „Amadeo“, gebaut 1873 und nach 59 Jahren hier an der Magellanstraße im Jahre 1932 gestrandet. Auch das Segelschiff „Ambassador“ ist in den dreißiger Jahren hier gestrandet.
Inzwischen ist es 16.00 Uhr geworden und wir machen uns auf den Rückweg. Am Straßenrand sehen wir Nandus, Schafe und Guanakos. In Punta Arenas angekommen fahren wir noch schnell zum Supermarkt und holen noch einige Lebensmittel und Kuchen zum Kaffee. Wir lernen ein neues und für die nächsten Wochen hilfreiches Wort: Facturas sind kleine leckere Kuchenstücke mit Marmelade oder süßer Karamellcreme gefüllt.
Nach einer Ruhepause machen wir uns auf den Weg zum Hafentor. Wir wollen nach der Abfahrtszeit der AIDAcara fragen… gar nicht so leicht für Nichtspanischsprecher. Nach ein paar Versuchen erfahren wir, dass um 20.00 Uhr das Schiff ablegen soll. Wir schauen uns noch das andere Ende des Ortes an. Das Wetter zeigt sich von der dramatischen Seite.