Tag 14 (Freitag)Historische Mühlen und Wasserfälle in Slunj und Plitvicer Seen NationalparkDer letzte Urlaubstag ist angebrochen und zur Wahl stehen die Wasserfälle im Mühlenviertel von Slunj oder der grosse Wasserfall bei Knin. Über letzteren haben wir keine weiteren Informationen, nur dass er ausserhalb von Knin liegen soll und beschildert ist. Die Entfernung vom Campingplatz bis nach Knin errechnet unser Navi mit 150 km und fast 3 Stunden Fahrzeit. Zu weit für einen Tagesausflug.
Die Entscheidung ist gefallen: den Wasserfall werden wir im Internet recherchieren und heben ihn ggf. für einen späteren Urlaub auf.
(Anmerkung: Recherchiert haben wir inzwischen: Es ist der
Topoljski buk Wasserfall, 22 m hoch. Er liegt an der Quelle der Krka, dem Fluss der im weiteren Verlauf spektakuläre Kaskaden bildet die im Krka Nationalpark unter Schutz gestellt wurden. Ein
phantastisches Foto des Topoljski buk, und noch
eine wunderschöne Aufnahme. Diesen spektakulären Wasserfall wollen wir uns 2011 anschauen
)
Bis Slunj sind es ca. 20 km und etwa 20 Minuten Fahrt, wir lassen es gemütlich angehen, frühstücken ausgiebig und starten gegen 10.00 Uhr auf der Strasse #1 nach Norden in Richtung Karlovac. Wir kommen an zerstreut liegenden Häusern und kleinen Dörfern vorbei. Hier stehen überwiegend neue Häuser, viele davon unverputzt aus Backsteinen errichtet. Dörfliche Infrastruktur wie Handwerksbetriebe und Läden sehen wir nicht, dafür
viele Schilder die Privatzimmer anpreisen. Die ganze Region scheint fast ausschliesslich vom Park-Tourismus zu leben. Slunj ist eine Kleinstadt im Grenzgebiet zu Bosnien-Herzegowina. Dementsprechend hatte sie offensichtlich unter den Kriegswirren zu leiden. Im Ortszentrum stehen direkt nebeneinander 3 Hochhäuser an deren Fassade man noch deutliche Spuren von Granatbeschuss ausmachen kann, Wunden des Krieges, auch heute, nach 20 Jahren, noch deutlich sichtbares Zeichen der heftigen Kämpfe, die in diesem Teil Kroatiens einst ausgefochten wurden.
Wir sind aber nicht unterwegs um die Mahnmale des Krieges zu fotographieren, sondern um uns die Wasserfälle und Wassermühlen im Ortsteil Rastoke anzuschauen und folgen der Beschilderung. In Rastoke sind die alten Häuser intakt und gepflegt. Es herrscht dörfliches Treiben, die Bewohner stehen in kleinen Grüppchen zusammen und grüssen uns freundlich als wir unser Auto auf einem kleinen Parkplatz im Ortszentrum abstellen. Ausser uns parken noch weitere Autos hier, aus Slowenien, Italien, Kroatien und auch ein weiterer PKW mit deutschem Nummernschild. Wir erkunden zunächst die alte Brücke mit dem Wasserfall und laufen anschliessend durch den historischen Ortsteil auf der Suche nach den anderen Kaskaden. Mit den grossartigen Wasserfällen im Plitvicer Seen Nationalpark können die Wasserfälle von Slunj nicht mithalten, trotzdem ist es ein nettes Ausflugsziel und durch die vielen, erhaltenen alten Häuser anders als die meisten Dörfer in diesem Teil Kroatiens, da durch die schweren Zerstörungen im Krieg fast keine alten Bauernhäuser mehr erhalten sind.
Die Wassermühlen können im Rahmen einer Führung besichtigt werden, aber momentan ist keine angesetzt und man soll stattdessen an einem Haus klingeln. Das möchten wir aber nicht und bummeln stattdessen weiter durch den Ort und kommen an einer Strasse vorbei wo einige nett aussehende Lokale stehen. Im Restaurant
Petro kehren wir ein und lassen uns auf der einladenden Terrasse nieder, die teilweise auf Holzstelzen stehend, an den Fluss herangebaut ist. Fangfrische Forellen aus dem hauseigenen Basin und gegrilltes Spanferkel werden u.a. auf der Speisekarte angeboten. Für eine solch üppige Mahlzeit ist es uns aber noch zu früh und wir bestellen uns stattdessen jeder einen Salat und eine Sprite und relaxen ein wenig in den gemütlichen Korbschaukelsesseln die direkt am Fluss stehen. Ein urgemütliches Lokal das ich sehr empfehlen kann, wenn man mal in der Gegend ist.
Nach dem Essen laufen wir noch ein wenig weiter am Fluss entlang und schliesslich zurück zum Auto. Unterwegs treffen wir eine kleine, noch nicht ausgewachsene Schlange, eine giftige Hornviper, da ist sich Frank aufgrund des Kopfes der Schlange sicher. Bevor ich mit der Kamera soweit bin, ist die verschwunden im Getrüpp am Strassenrand. Mit Blick auf meine hinten offenen Crocs ist das auch gar nicht so schlimm, dass die Schlange so schnell Reisauss genommen hat. Jetzt deutlich wachsamer laufen wir retour zum Auto und fahren zurück zum Autokamp Korana wo wir uns vor dem geplanten "Nachmittagsprogramm" noch ein paar Getränke ins Auto laden.
In der Randzone des Nationalparks verläuft die Strasse D52. Von dieser zweigt vor Babin Potok eine Nebenstrasse ab, die über Plitvicki Ljeskovac durch die Kernzone des Nationalparks zurück zur Strasse #1 führt. Genau diese Strasse ist unser Ziel um einen Eindruck von der Landschaft des Parks jenseits der Seen und Wasserfälle zu erhalten. Die D52 schwingt sich in Serpentinen hinauf und gibt immer wieder schöne Ausblicke auf die fruchtbare, hügelige Landschaft des Nationalparks frei. Wir fahren durch eine saftig grüne Gebirgslandschaft. Das Gras steht hoch in den Wiesen und biegt sich sanft im Wind. Die Sonne lacht und in den Wiesen stehen viele bunte Sommerblumen. Man möchte am liebsten einfach das Auto abstellen und loslaufen. Minenwarnschilder stehen hier keine. Liegen hier tatsächlich keine Minen bzw. hat man diese wirklich alle aus dem Randbereich des Nationalpark entfernt? So einladend die duftende Wiese und so verlockend die Wälder sind, wir kehren zurück zum Auto und fahren weiter.
Als wir das Dörfchen Babin Potok erreichen wird uns klar, das wir den Strassenabzweig verfehlt haben und wir fahren zunächst mal weiter in Richtung Otocac um uns noch mehr von der Randzone des Parks anzuschauen. Bei Vrhovine drehen wir um und finden bei Babin Potok tatsächlich eine ganz unscheinbare Strasse die im Vorbeifahren nach einem Parkplatz ausgesehen hat. Schnell wird die Strasse einspurig und führt durch dichte Wälder. Der Weiler Vukmirovici liegt verlassen da, die wenigen Häuer im Verfall begriffen. An einer Strassenkreuzung müssen wir uns entscheiden, Schilder leider Fehlanzeige und so nehmen wir den Abzweig der uns am wahrscheinlichsten ist und stehen kurze Zeit später vor einer Schranke. Das war dann wohl die falsche Strasse, nämlich die für den privaten Verkehr gesperrte Strasse die direkt an den Seen vorbeiführt.
Der andere Abzweig ist wenig befahren, rechts und links des schmalen Fahrstreifen wogen die Gräser hoch, dichte Hecken flankieren den Weg. Wir sehen nicht wirklich viel bis wir den Ort Plitvicki Ljeskovac erreichen. Das kleine Dorf ist noch bewohnt, Wäsche flattert auf den Leinen einiger Häuser im Wind. Nach den Häusern kommen saftige Lichtungen mit kleinen Wasserläufen. Sind das Biberburgen dien den Fluss aufgestaut und zu einer grösseren Feuchtfläche erweitert haben? Wir sind uns nicht sicher. Kiefern säumen den Strassenrand und wir fragen uns: Sind wir hier wirklich in Kroatien oder irgendwo in den Vorbergen der Rocky Mountains? Die Strasse verengt sich nochmals, wir erreichen einen dichten Wald. Die Äste der Bäume ragen auf die Fahrspur, wenden unmöglich und bitte keinen Gegenverkehr.
Das Blätterdach ist so dicht dass es dämmrig geworden ist. Irgendwie wirkt der Wald jetzt unheimlich und fremd. Als auch noch kurzzeitig die Teerdecke aufhört und wir über wurzelzerfurchten Untergrund hoppeln überlegen wir umzukehren. Aber keine Chance das Auto irgendwo zu wenden. Mit verkniffenem Gesichtsausdruck fährt Frank weiter und immerhin haben wir jetzt wieder eine geteerte Strasse unter den Reifen. Trotzdem sind wir froh, als wir nach endlos erscheinender Fahrzeit die verstreut liegenden Häuser von Jezerce erreichen und wenig später auf die Hauptroute der Strasse 1 einbiegen. Für heute haben wir genug Abenteuer gehabt und fahren auf den Campingplatz. Dort packen wir schon ein paar Kisten zusammen und laden die ins Auto, leider ist ja Morgen Abreisetag.
Gegen 19.00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum
Restoran Degenija und speisen auf der gemütlich und sehr gut besuchten Terrasse des Restaurants. Die Grillplatte schmeckt vorzüglich und zufrieden mit uns, dem Tag und dem Urlaub im besonderen, schlendern wir später im Mondschein, unterstützt von den Stirnlampen noch auf dem weitläufigen Gelände des Campingplatzes herum und lauschen den Geräuschen der Nacht und schauen in den Sternenhimmel, der leider von ein paar Wölkchen verdeckt wird. Nach 23.00 Uhr kriechen wir in unsere Schlafsäcke und gönnen uns ein paar Stunden Schlaf vor der anstrengenden Heimfahrt Morgen.