Samstag, 3.4.2010Ich fand es mittlerweile ein wenig anstrengend, war auch irgendwie übersättigt von Eindrücken und tat nichts anderes als mich am und im Pool zu aalen, ein wenig am Strand entlang zu gehen, in der Lobby im Internet zu surfen und mich an meinem Cedano-Fahrer vorbeizumogeln, indem ich abends zum Essen das Hotel über den Strand verließ und ebenso auch wieder zum Hotel zurückkehrte statt über den Vorderausgang.
Was ganz lustig war: Eine sehr große Familie, die sich mal auf Deutsch und mal auf Französisch miteinander unterhielten, war ebenfalls in Ubud in meinem Hotel und tauchte hier auch wieder auf. Da hatten wir offenbar die gleiche Route.
Insgesamt war es mental heute ein wenig schwierig und ich konnte hier vieles nicht einordnen: Warum wurde ich so belagert? War das reine Neugier auf die hier noch recht seltenen Touris? War es die Hoffnung auf das eine oder andere Geschäft? War das einfach landestypische Freundlichkeit und ich hatte inzwischen einen kleinen Wahn entwickelt? Jedenfalls war ich heute im übertragenen Sinn genau dort, wo der Gärtner des Hotels war: Auf der Palme:
Heute hatte ich zumindest keine Lust Fragen nach meiner Person zu beantworten, Ausflugs-, Kauf- und sonstige Angebote abzulehnen. Die wichtigste Frage hier ist übrigens die nach dem Hotel, in dem man wohnt. Ob es stimmt, dass danach, wie ich gelesen habe, abgeschätzt wird, was man seinem Gegenüber zu welchem Preis anbietet, weiß ich nicht. Heute nahm ich mir sozusagen Urlaub vom Urlaub bzw. hatte reisefrei, genoss leckeres Rendang, einen tollen Pineapple-Pancake und später ein stilles einsames Bier auf meinem Balkon und das tat gut.
Immerhin: Nachdem Marlies als gelernte Krankenschwester mir gestern Jodsalbe mitgebracht hatte, konnte ich heute sozusagen zusehen, wie die gelbliche Schicht auf meinem Knie sich auflöste, sehr beruhigend! In Zukunft werde ich meine Reiseapotheke zumindest in tropischen Ländern sicherlich aufstocken um Jodsalbe und eine Auswahl Pflaster in verschiedenen Größen.
Ach ja: Heute keine Tops und keine Flops
Ostersonntag, 4.4.2010Die Rückfahrt nach Bali stand an. Verabredet war mit Dien, dass er mich um 10 Uhr abholen sollte. Da die vereinbarten 80.000 Rupiah zwar vermutlich für den Transfer nach Teluk Kodek immer noch viel, für ihn jedoch nicht wirklich ein einträgliches Geschäft waren, rief ich zur Sicherheit nochmal bei ihm an. Ob er sich noch an mich erinnerte? Ja, natürlich, nur sei das Auto kaputt, er schickt einen Freund. Sollte mir auch recht sein, Hauptsache der Freund war pünktlich. Das war er: Schnelles und unkompliziertes Auschecken, ich stand um 9.50 Uhr vor dem Hotel, 30 Sekunden später stand der Fahrer Happy vor mir und sah auch so aus. Die halbe Stunde Fahrt zum Anleger unterhielt ich mich sehr angenehm mit ihm.
Am Anleger Teluk Kodek saß offenbar die gesamte männliche Bevölkerung aus der Umgebung an Tischen und spielte Karten und Schach, Frauen waren nicht zu sehen. Eine seltsame, irgendwie ursprüngliche, irgendwie afrikanische Stimmung war das hier, aber unwohl fühlte ich mich nicht. Noch eine halbe Stunde bis es losgehen sollte hatte ich die Gelegenheit meine internen Studien zu betreiben.
Ich war die einzige, die in Teluk Kodek zustieg, auch die Rückfahrt nach Bali verlief ruhig und ohne Auffälligkeiten, schnell war ich zum Transfer nach Seminyak in das richtige Auto gesetzt und wurde dort gegen 14 Uhr am Sofitel abgeliefert, wo ich nochmal so richtig Brandung und etwas Leben nach dem doch ziemlich ruhigen Lombok genießen wollte.
Am Hotel angekommen, lief alles ziemlich schleppend. Das Einchecken gestaltete sich so langwierig und umständlich, dass ich am Ende damit rechnete, man würde mir einen Kaufvertrag für das Hotel aushändigen und nicht nur einen Zimmerschlüssel. Die freundliche und hübsche junge Dame lief mit meinem Pass hin und her, lief mit meiner Kreditkarte hin und her, lief mit meinem Voucher hin und her, lief mit irgendwelchen anderen Papieren hin und her, wollte noch einen "Doublecheck" in Bezug auf mein Zimmer durchführen und studierte dafür ewig lange das, was auf dem Bildschirm ihres PC passierte um mir nach insgesamt mehr als 20 Minuten zu verkünden, dass mein Zimmer noch nicht fertig sei und ich noch eine Stunde warten müsse. Etwas genervt nahm ich den angebotenen zusätzlichen Drink an und brach auf zu einem Strandspaziergang.
Das Zimmer, das ich dann allerdings bezog, war sehr schön, aber so richtig wohl fühlte ich mich in dem Hotel nicht: Internet sollte 70.000 Rupiah pro Stunde kosten, einen Tag später als ich nach ungefähren Taxikosten zum Flughafen fragte, nannte man mir nur die 100.000 Rupiah für das Hotelfahrzeug ohne mir zu erklären, dass ein Bluebird mit Taxameter nur etwa die Hälfte kostet, abends wurde mir ein Cocktail of the day angepriesen und dazu ein falscher Preis genannt ohne diese Fehlinformation zu korrigieren, die mir dann erst zufällig beim Unterschreiben der Rechnung auffiel. Erst da berichtete man mir, dass der Preis nur für den Lunch galt und bot mir an die Bestellung zu stornieren. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dem Touristen in diesem Hotel mit einem absolut freundlichen Lächeln das Geld aus der Tasche gezogen werden sollte. Ob die Mitarbeiter wohl am Umsatz beteiligt waren?
Aber vielleicht ist das ja auch etwas, was Touristen aus Ländern so mit sich bringen, in denen man in den Augen der Einwohner des Gastlandes unermesslich viel verdient, wenn man ohne mit der Wimper zu zucken mehrere Cocktails trinkt, die pro Stück so viel kosten wie der, der sie bringt, in zwei Tagen verdient. Also, selbst schuld? Nee, eine oder zwei Kategorien drunter wäre hier sicherlich für mich besser gewesen zugunsten des Wohlfühlfaktors.
Nachdem ich dann endlich mein Zimmer bezogen hatte und der wieder mal heftige Regen nachgelassen hatte, verwöhnte ich mich mit einem Bummel durch die wirklich interessanten Geschäfte in Seminyak. Ein gutes Essen, ausgiebiges Stöbern in einem gut sortierten Supermarkt, eine Maniküre, eine Pedikürfe und eine Fußmassage rundeten den Tag ab.
Tagestop: Angenehme Fahrt mit Happy entlang den sehr schönen Buchten von Senggigi nach Teluk Kodek.
Tagesflop: Die Umständlichkeit und Warterei im Hotel Seminyak.
Ostermontag, 5.4.2010Ich hatte überlegt, ob ich noch zum Delfin-Encounter wollte, aber es war halt die Luft raus. Morgen sollte es nach Kuala Lumpur gehen, was sicher nochmals spannend genug werden würde und ich nutzte diesen Tag einfach nochmals aus um das zu tun, was andere hier sicherlich zwei Wochen lang im Urlaub ausschließlich tun: Ich lag in der Sonne, hüpfte in die Wellen, beobachtete Surfer, ging essen, kaufte noch ein paar Mitbringsel ein, ließ mich nochmals durchkneten und schaffte es, alle meine Habe in den Koffer zu verfrachten ohne die Reisetasche noch benutzen zu müssen.
ich genoss es einfach, nochmals vor Häusern und Geschäften Opfergaben zu sehen, die Räucherstäbchen nochmals zu riechen, die balinesischen Trachten zu sehen, was auf dem muslimisch geprägten Lombok ganz gefehlt hatte. Tapfer, auch hier im absoluten Touristenzentrum diese Traditionen weiter fortzuführen. Nur in meinem Hotel fanden sich übrigens keine Opfergaben. Vielleicht war das dem Stil und Anspruch des Hotels nicht angemessen.
Hierbei fiel mir sehr in´s Auge, dass trotz der nur kurzen Strecke durchaus Mentalitätsunterschiede bestanden zwischen Bali und Lombok. Oder bildete ich mir das nur ein? Wahrscheinlich war es keine Einbildung, denn ich hatte auf dieser Reise eine Menge Einheimischer getroffen, die teilweise nicht einmal jede Ecke der eigenen Insel kannten und diese oftmals noch nie verlassen hatten.
Auf Bali war man braver und sanfter, wie mir schien, auf Lombok temperamentvoller und offensiver mit allen Vor- und Nachteilen. Balinesen wirkten oftmals abgeklärter und würdevoller auf mich, während ich auf Lombok in teilweise sehr fremdländisch und ungestüm wirkende Gesichter guckte. Ich will aber auch nicht zu viel hineininterpretieren. Wer weiß, was sich ein verklärter und verklärender Tourist so alles an Stereotypisierung zurecht legt, wenn er wie ich einen nur oberflächlichen Eindruck von einem Land bekommt.
Wie auch immer, morgen geht es auf nach Kuala Lumpur!
Tops oder Flops: Keine.