Mittwoch, 7.4.2010Heute wurde der Wecker gestellt, obwohl mir merkwürdigerweise im Urlaub frühes Aufstehen oftmals wie von selbst gelingt. Da ich aber vor 8 Uhr an den Petronas Towers sein wollte, musste ich ja schon sehr früh aufstehen und dazu musste der Wecker mich veranlassen. Kurz nach halb Acht verließ ich das Hotel, der Bellboy pfiff gellend ein Taxi herbei und einige Minuten später und 7 Ringgit ärmer stieg ich vor den imposanten Bauwerken aus.
Ein paar Minuten dauerte es noch, bis ich den richtigen Eingang gefunden hatte. Schilder wiesen mir dann den richtigen Weg. Ca. 300 Personen standen gegen 8 Uhr schon vor dem Schalter an und ich machte es mir zwischen einem kanadischen Pärchen und einer südländisch aussehenden Frau erst einmal auf dem Boden bequem. Bis der Ticketschalter pünktlich um 8.30 Uhr öffnete, hatte die Menschenmenge sich in eng stehende Schlangen zusammengeschoben und fast verdoppelt. Nun schob sich die Schlange langsam aber beständig diszipliniert nach vorne. Ab 8.30 Uhr wurden zu den Eintrittszeiten alle 15 Minuten zwischen 9 Uhr und den Abendstunden jeweils 40 Tickets kostenfrei ausgegeben, auf einem Monitor konnte man sehen, wie viele davon jeweils noch zur Verfügung standen. Ob jeder Kandidat persönlich erscheinen musste oder ob man auch für jemanden Tickets hätte mitbringen können, weiß ich nicht.
Gegen 9 Uhr war ich an der Reihe, wurde gefragt, wie viele Tickets ich bräuchte und wann ich die Skybridge besuchen wollte. Auf meine Antwort "as soon as possible" wurde mir 11.45 Uhr genannt und ich musste noch angeben, aus welchem Land ich kam. Dann hatte ich sozusagen frei und nutzte die Gegelgenheit im Park hinter den Towers eine Runde zu drehen, im Shoppingcenter noch Kaffee zu trinken und mich ein wenig umzusehen. In andere Eingänge des Gebäudekomplexes liefen endlos viele Menschen zu ihrem Arbeitsplatz.
Kurz vor meinem Termin kehrte ich zurück und wurde von einer sehr wichtigen und geschäftigen Mitarbeiterin mit einem grünen Band ausgestattet, während andere ein gelbes Band zum Umhängen erhielten. Dann mussten wir noch einen Film sehen, der stolz den Ruhm Malaysias verkündete und wieder hieß es anstehen an einer Sicherheitskontrolle, damit auch niemand Schirme, Pistolen oder Messer mit nach oben nahm. Außerdem ermahnte das Video zu angemessenem Benehmen und verbot das Kauen von Kaugummi. Dann durfte erst die grüne Gruppe und anschließend die gelbe Gruppe den Aufzug betreten und in das 41. Stockwerk zur Skybridge fahren, wo wir uns genau 10 Minuten umsehen durften und eine weitere wichtig und geschäftig aussehende Mitarbeiterin noch ein paar erklärende Sätze sagte.
War schon schön einmal hier gewesen zu sein und die Malayen sind mit Sicherheit auch zu Recht stolz auf ihre Twintowers, aber wer mich kennt, weiß, dass ich das Brimborium nur mit ziemlicher Ungeduld hinnahm. Der Ausblick nicht nur auf die Umgebung, sondern auch auf die Architektur des Bauwerkes lohnte sich aber durchaus.
Eine knappe Stunde dauerte die Prozedur und dann hatte ich erst einmal Knast. Bei meinem Gang durch das Shoppingcenter unterhalb der Towers hatte ich ein Restaurant oben entdeckt, dessen Speisekarte vielversprechend aussah. Dieses war mein Ziel. Was sich mir dann bot, war das beste Essen, das ich seit Jahren hatte, eine echte Offenbarung: Es gab nur Säfte, keine Softdrinks, das Essen war wunderbar frisch, herrlich gewürzt, absolut lecker, reichlich, liebevoll angerichtet und das Personal war an Aufmerksamkeit nicht zu übertreffen.
So etwas Gutes hatte ich hier wirklich nicht erwartet. Aber im Grunde war es schon plausibel. Schließlich beherbergten die Towers so viele Büros, deren Angestellte und vor allem auch deren Geschäftsfreunde ja auch nicht unbedingt nur Kunden für Mc Donalds waren, sodass es auch zur Mittagszeit richtig gut gefüllt war. Das sundanesische Restaurant in der obersten Etage des Shoppingcenters sei allen wärmstens an´s Herz gelegt!
Nochmals durch den Park machte ich mich auf den Weg zum Crafts-Center, in dem ich eine Weile herumstöberte. Letztlich handelt es sich hierbei um einen riesigen Souvenirshop, der vom Bastkästchen bis zum Schmuckstück zum Füllen des Bastkästchens und dem Möbelstück auf dem das Bastkästchen dann stehen konnte, so ziemlich alles bot, was Malaysia an Kunsthandwerk und sonstigen Souvenirs zu bieten hatte, sicherlich in ganz guter Qualität und zu Festpreisen.
Mit dem Taxi fuhr ich dann zu einem kostenfreien Gin-Tonic und ein wenig Ausruhen wieder im Hotel, das ich dann kurz vor dem Dunkelwerden wieder verließ um mir den Merdeka-Square anzusehen mit den angrenzenden Gebäuden, die sich ein wenig merkwürdig von den hohen modernen Bauten im Hintergrund abhoben.
Nach Einbruch der Dunkelheit war ich dann ich Chinatown angelangt, wo es ähnlich wie in Bangkok einen Nachtmarkt gab. Auch hier war es wieder eher wie Bangkok light. Zu Fuß lief ich in Richtung meines Hotel, setzte mich zwischendurch irgendwo hin und guckte einfach ein wenig die Leute an, wurde auch durchaus öfter angesprochen, woher ich komme, wie lange ich schon in Malaysia bin, dann wurde manchmal der gesamte deutsche Wortschatz ausgepackt, oftmals waren "ach so", "alles klar", Michael Schuhmacher" und "Berlin, Stuttgart, Hamburg" dabei.
Am Bukit Bintang ließ ich mich noch in einen der zahlreichen Massagesalons ziehen: Ein wenig die müden Füße durchkneten lassen und complimentary neck and shoulder massage. Der Masseur prügelte mich bei letzterem fast zu Boden und erwürgte mich fast mit den Worten "oh, miss, shoulder no good". Prima, Junge, das weiß ich auch und bin deshalb ja auch hier, ist halt der Schreibtisch-Job.
Ich schlich mich in´s Hotel und trollte mich in´s Bett. Noch im Nachhinein finde ich heute beim Lesen, dass ich ganz schön lange und viel unterwegs war.
Tagestop: Die unerwartete Essensoffenbarung nach dem Besuch der Petronas Towers.
Tagesflop: Die in Chinatown in großen Mengen als Mitbringsel für alle möglichen Bekannten gekauften Blüten, die sich als Tee zu einer Chrysantheme entwickeln sollten, entpuppten sich im Hotel als eine Handvoll kamilleähnlicher Blüten.