Sonntag, 23.3.2008 / Tag 2Karte Jordanien von Wikivoyage Der Tag beginnt um 8 Uhr mit dem Klingeln des Telefons neben dem Bett.
Die Hotelrezeption ist dran – das Mietauto ist da.
Was – jetzt schon ?
9 Uhr war doch gestern noch ausgemacht. Wir sind noch völlig erledigt, müde und groggy, dazu hatten wir uns in den letzten Tagen vor der Reise noch erkältet. Schlaftrunken ziehen wir uns an und wanken hinab in die Lobby.
Dort treffen wir den Mitarbeiter von Reliable Cars, der uns hinaus auf die Straße zu einem blauen Mazda 3 führt und uns den Schlüssel in die Hand drückt. Es ist schon jetzt am Morgen tierisch heiß – ein Temperaturunterschied von zuletzt zu Hause knapp über Null und für hier sind heute knapp 40 Grad vorhergesagt. Schon eine "kleine" Umstellung, selbst für Wärmeliebhaber wie uns.
So benommen wie ich mich gerade fühle hätte ich auch einen Esel übernommen – aber das Auto scheint – wie ein Blick durch meine verschwommenen Augenschlitze zumindest vermuten lässt – in Ordnung zu sein.
Unser neuer Stolz - ein Mazda 3
Erst mal duschen und frühstücken. Mal sehen was es hier morgens so auf den Teller gibt. Also, in Jordanien gibt es 2 Sorten Marmelade, Erdbeer und Aprikose. Auf dieses Thema komme ich noch einmal zurück – aber schon mal eines vorweg – Aprikose ist sehr gut – aber zu Erdbeer fällt mir nichts ein. Als Schuhcreme die falsche Farbe, als Klebstoff wahrscheinlich denkbar aber nicht dauerfest, als Dichtungsmasse zu glibberig ..... alles aber noch besser als aufs Brot. Apropos Brot. Das sind hier meist so dreieckige Fladen die aussehen wie ein Teil einer Frisbeescheibe – die man „Hubbs“ (geschrieben Khubz) nennt. Letzteres kann man sich leicht merken – wenn das Ding einen Tag alt ist und man in die stahlharte Oberfläche beißt entlockt einem das schon mal ein hupps
Khubz oder "hupps" wie der informierte Leser weiß
Butter und Käse gibt es abgepackt in den bekannten Plastikbriefmarken aber da ist ja auch noch so was ähnliches wie Wurst. Todesmutig versuche ich ein paar dieser leicht außerirdisch aussehenden Scheiben – Ok das war ein einmaliger Selbstversuch
– das Zeug ist das Grauen selbst.
Dann lieber noch etwas Houmus – ein Kichererbsenpürree – landestypisch – und gar nicht mal schlecht.
Das
Abjar Hotel – jordanischer Schick ....
Bevor es so richtig losgeht, brauchen wir noch einige Dinge für die Fahrt – vor allem was zu Trinken.
Um die Ecke soll es einen großen Supermarkt geben – also gehen wir los, und entdecken dort viele auch bei uns bekannte Marken und kaufen Brot, Käse, Wasser und etwas Obst.
Als wir den Supermarkt verlassen machen wir die erste Erfahrung mit den Jordaniern. Ein junger Mann läuft uns mit einer Tüte hinterher. Wir hatten das Brot an der Kasse liegen lassen. Wir bedanken uns und trotten im gleißenden Sonnenlicht zurück zum Hotel – es ist inzwischen richtig heiß.
An der Hotelrezeption will ich mich noch erkundigen, wo man in Amman einen Stromadapter kaufen kann, meiner aus früheren Afrikareisen tut es hier leider nicht. Kurzes kramen in der Schublade und wir bekommen ein Plastikteil mit zwei viereckigen Löchern und Nase geschenkt – das tatsächlich funktioniert.
Wir checken aus, laden unser Gepäck in den Mietwagen, machen noch ein paar Aufnahmen rund ums Hotel – ja und dann kann das Abenteuer Jordanien so richtig beginnen – und das auch gleich mit einem Paukenschlag –
Autofahren in Amman !
Um zu beschreiben wie es hier in der Downtown verkehrstechnisch zugeht vielleicht ein Vergleich: Wer hier als Autofahrer klarkommt, kann über die Anforderung in der Rushhour Manhattans mit verbundenen Augen zu fahren und dabei den Erlkönig rückwärts aufzusagen nur müde lächeln.
Gefahren wird hier wie bekloppt. Blinken gibt es prinzipiell nicht – dafür wird praktisch ständig – just for fun – gehupt. Öffnet sich eine Lücke – egal auf welcher Spur wird halsbrecherisch hineingestochen – Ampeln zum „verschnaufen“ sind Mangelware und die Krönung ist das völlig chaotische Gefahre in den Kreisverkehren der Stadt.
Während Amman – wie Rom auf 7 Hügeln errichtet wurde, hat man bei den großen und für die Stadt verkehrsbestimmenden Kreisverkehren den „Circles“ noch einen draufgesetzt – 8 mal kann man hier kostenlos Karussell fahren – sofern einem der Sprit nicht ausgeht – was leider als Damoklesschwert über uns schwebt – der Mietwagen hat fast keinen Sprit im Tank. Na klasse.
Jetzt ist es ja sowieso schon ein Kunststück hier überhaupt zu fahren und auch nicht rettungslos die Orientierung zu verlieren und dann auch noch parallel nach einer Tanke suchen.....
Wir geben alles – finden eine Tanke – übrigens hier noch mit dem guten alten Tankwart – kämpfen uns zu den Circles durch und absolvieren einen nach dem anderen – bis es dann endlich am 8. Kreisverkehr für uns nach Süden abgeht – Richtung
Dead Sea Highway – zum
Toten Meer.
Trotz höchster Konzentration war es absolut faszinierend, dieses bunte Treiben aus den Augenwinkeln aufzunehmen – die Stadt pulsiert – und gegen Ende der Reise – wenn der dafür eingeplante Tag noch übrig ist - wollen wir uns Amman noch einmal in Ruhe ansehen – so weit das hier möglich ist.
Landschaft südlich von Amman
Gegen Mittag erreichen wir das
Tote Meer, das zur Hälfte zu Jordanien und zur anderen Hälfte (der westlichen) zu Israel gehört.
Alle paar Kilometer, manchmal sogar alle 500 Meter, gibt es eine Passkontrolle. Meist zwei Soldaten mit geschulterter Waffe. Immer das gleiche Prozedere. Frage nach Passport, und dann noch mal (obwohl sie den Pass in der Hand halten) woher man kommt, auf meine Antwort Germany/Alemanya kommt das freundliche „Welcome to Jordan“, ein Lächeln – ich entgegne ein „Shukran“ (Danke) und „Ma’a salama“ (Tschüss) und weiter geht es zur nächsten Kontrolle.
Das
Tote Meer ist in Wirklichkeit kein Meer sondern ein See – allerdings mit einem so hohen Salzgehalt von bis zu 33 % (zum Vergleich: das Mittelmeer hat etwa 3 %), dass dort inzwischen außer einigen "Hardcore Bakterien" nichts mehr lebt. Durch die Wasserentnahme aus dem Jordan, der den See von Norden speist, sinkt der Pegel jährlich. Derzeit liegt er bei minus 430 Meter – also 430 Meter unter Meereshöhe und ist von schleichender Austrocknung bedroht. Die Küste des Toten Meeres, bildet den tiefsten freizugänglichen Punkt der Erdoberfläche. Nach Süden gibt es keinen Abfluß und durch die Hitze verdunstet allmählich das Wasser, wobei Mineralien und Salze zurückbleiben die man am Uferrand bestaunen kann.
Wir halten an einigen Stellen, machen einige Aufnahmen und sehen uns um.
Schon ein bizarrer Ort, der Faszination ausübt. Es sind Bestrebungen im Gange das Tote Meer zu retten und wieder mehr Wasser von Norden zuzuführen. Ohne solche Maßnahmen – ist der See definitiv in absehbarer Zeit ausgetrocknet.
Das
Tote Meer wäre im übrigen ideal um schwimmen zu lernen.
Durch den 10fach höheren Salzgehalt gegenüber dem Meer trägt das Wasser den menschlichen Körper wie Schaumpolystirol – man kann nicht untergehen.
Auch für Allergiker soll die Brühe wahre Wunder wirken. Jedenfalls brennt das Zeug ganz schön – wie mir ein wagemutiger Selbstversuch mit 3,5 Tröpfchen Wasser auf meiner Babyhaut
(intelligenter Weise auf meine frisch rasierte Backe
) - eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Die Strecke entlang dem
Dead Sea Highway ist jedenfalls klasse. Neben dem See und den Salzverkrustungen gibt es auch noch phantastische Felsformationen – die uns an den amerikanischen Südwesten erinnern (wenn man sich Esel, Kamele und Beduinen wegdenkt) ...
und ein ums andere Mal förmlich zum anhalten zwingen.
Schokoladenguß
Bei einem dieser Photostops entdecken wir zwischen den Felsen diese blaue Echse. Der Hammer, oder ? Wie von einem anderen Stern.
und noch eine blaue Echse nur nicht ganz so grazil ....
Wir fahren noch bis zu den ersten Ausläufern der Industriestadt Potash City im Süden des Sees. Hier gibt es aber nichts mehr zu sehen – außer man steht auf Raffinerien und Bauschutt also drehen wir wieder um.
Nur wenige Kilometer müssen wir zurück – dann kommt schon der Abzweig hinauf in die Berge nach Osten Richtung
Kerak.
Das „ländliche“ Jordanien wird auch immer wieder durch Esel, Wellblechhütten und Beduinenzelte geprägt. Oft sieht man Männer am Straßenrand sitzen entweder zusammen im Gespräch oder auch alleine genüsslich in die Landschaft starrend. Überhaupt ist Arabien eine Männergesellschaft. In der Öffentlichkeit hat zumindest bei den traditionelleren Gebieten auf dem Land die Frau wenig zu suchen. Wenn man Frauen sieht sind sie verschleiert und meist schwarz gekleidet (damit man sie schon von weitem als Frauen ausmachen kann und ihnen nicht zu nahe kommt).
Kleiner Ort auf dem Weg nach Kerak
Die Strecke ist landschaftlich – dazu noch jetzt im letzten Abendlicht wunderschön. Immer wieder gibt es Blicke hinab in Schluchten, auf einsame Dörfer oder hinauf auf die Bergkette die in goldgelbes Licht getaucht ist.
Im 30.000 Einwohner Städtchen
Kerak – über dem allüberragend die mächtige Burgruine thront, ...
..... wählen wir ohne Umschweife das beste Haus am Platze – das Kerak Rest House (für 47 JD) gleich neben der Burgruine. Der Blick ins saubere Zimmer und die tolle Aussicht aus dem Fenster hinab in die Schlucht haben uns überzeugt.
Weniger überzeugend ist das Abendessen in einem Restaurant 100 Meter weiter. Meine Pizza mit „arabischem Einschlag“ ist noch genießbar – aber Petras Teller sieht eher nach Resteküche aus und das mehr oder weniger undefinierbare Zeug ist auch noch kalt. Wir erkundigen uns, ob es im Ort noch irgendwo ein Bierchen zu kaufen gibt und bekommen eine Erklärung nach der ich mir wünschte ein GPS dabei zu haben. Trotzdem nehmen wir Witterung auf und finden den Laden tatsächlich unten im Ort – die 2 Amstelbier tragen wir wie einen Schatz aufs Zimmer.
Nach einem Tag bei 40 Grad im Schatten (nur dass es nirgendwo Schatten gab) – kommt so ein kaltes Bier einfach gut.
Damit beschließen wir diesen erlebnisreichen zweiten, na eigentlich ersten Tag in Jordanien.
Bisher hat es uns sehr gut gefallen und es gab keine Probleme oder Schwierigkeiten.
Morgen sollen ja schon die ersten absoluten Highlights kommen u.a. wollen wir bei Nacht vor dem berühmten Schatzhaus in der
Felsenstadt Petra stehen.
Ma’a salame ..............