Dienstag, 25.3.2008 / Tag 4Das mit dem Schlaf war heute Nacht leider ein kleines Problem. Die Wände scheinen aus Papier zu sein und man hört jeden Laut von außen durch. Dazu kommt, dass scheinbar viele der Bustouristen die wir hier auch im Hotel haben, sich über den Tag wohl noch nicht ausgequatscht hatten und dies unbedingt zu später Stunde im Gang in unmittelbarer Nähe unserer Tür nachholen mussten.
Egal, heute steht das neue Weltwunder, eine der größten Attraktionen weltweit auf dem Programm ...........
Petra ....................... die Stadt
Um 6:30 stehen wir auf und sind nach kurzem Frühstück um 7 Uhr 30 vor dem Visitor Center und kaufen uns einen 3 Tages-Pass (32 JD) für die Nabatäerstadt. Ein Tag hätte bereits 21 JD gekostet – also sind Einzeltickets keine gute Idee. Für Jordanier Kostenpunkt übrigens nur 2 JD.
Trotz der frühen Stunde sind bereits einige Leute und Busse hier (wir hören Franzosen, Italiener und Spanier) – also leider nicht wie erhofft ein Alleingang zum und durch den Siq und dazu ist es schon jetzt richtig heiß.
Wir zeigen unser Ticket vor und passieren eine kleine Pforte und sind wie gestern Abend auf dem Weg zum
Siq.
Links des breiten Weges gibt es so etwas wie eine Piste auf der die kleinen Pferdekutschen und Esel ihre lauffaulen Gäste zum Siq befördern.
Die Geschäfte scheinen ganz gut zu laufen ....
Nach 15 Minuten, etwas schneller als gestern im Dunkeln, ist der Zugang des
Siq erreicht ....
.... und wir betreten die enge Schlucht mit ihren steil aufragenden an die 200 Meter hohen Felswänden.
Der Weg durch den
Siq führt nicht nur zum berühmten
Schatzhaus sondern auch in das Herz der Stadt.
Durch den
Siq muss jeder der nach Petra will – aber hier wandert man gerne – denn der Canyon ist eine Attraktion für sich und es ist hochspannend jeden Moment darauf zu lauern das
Schatzhaus zu erblicken.
Nachdem Photo und Kamera schon hier im Siq kaum zur Ruhe kommen, erreichen wir schließlich .....
..... die Stelle an der sich durch die schwarzen Ränder der Felswände ein Stückchen des
Schatzhauses zeigt.
Die rosarote Stadt wie man
Petra auch nennt ist erreicht.
Wir gehen die letzten Schritte um eine Windung der Schlucht und blicken hinauf zu diesem phantastischen Bauwerk – Wahnsinn – 40 Meter hoch und 28 Meter breit – so riesig, so filigran, wie haben die Nabatäer das nur geschafft ?
Vor dem
Schatzhaus (Khazne Faraun) ist schon gut was los.
Mancher geht auch nur bis hierhin – und verpasst dabei das sensationellste was ich bisher mit eigenen Augen sehen durfte .....
Nachdem wir uns sattgesehen haben und natürlich nach mindestens 300 gemachten Bildern dieses Wunderwerkes, gehen wir weiter und lassen das Schatzhaus hinter uns.
Auch wir werden genau beäugt
Der Äußere Siq - eine nicht mehr so enge kurze Schlucht - führt uns zur
Street of Facades und ins Zentrum von Petra der Stadt aus Fels, deren Fassaden in die Berge der jordanischen Wüste gemeißelt wurden.
Viele davon sind älter als 2000 Jahre.
Es sind Monumente des Todes, Eingänge zu den Gräbern der Nabatäer, einem Nomadenvolk, das durch den Handel mit Weihrauch und Myrrhe reich wurde und sich schließlich in Petra niederließ. Sie erhoben Wegezölle, versorgten die vorbeiziehenden Karawanen mit Wasser, Nahrung und Unterkunft.
Sechs Jahrhunderte, (bis ins 4. Jahrhundert nach Christus) blühte die Stadt und war ein wichtiges Etappenziel an dieser unumgänglichen Karawanenstraße.
Dann versank sie für Hunderte von Jahren vergessen buchstäblich im Wüstensand. Wiederentdeckt hat sie der Schweizer Johann Burckhardt. Als Scheich verkleidet reiste er durch Arabien und stieß 1812 auf die Ruinenstadt.
Es gibt Hunderte feiner, aus dem Fels geschlagener Gräber mit aufwändigen Inschriften. Die Häuser Petras wurden größtenteils durch Erdbeben zerstört, doch die Gräber wurden in den Stein geschlagen, um die Ewigkeit zu überdauern, und an die 1000 dieser Gräber und Tempel sind noch immer vorhanden.
Dazu gibt es überall farbige Strukturen in den Felsen wie ich sie in dieser Form noch nirgendwo gesehen habe.
Das Gebiet ist noch lange nicht vollständig ausgegraben – das meiste verbirgt sich noch unter Sand und Schutt.
Eines der Highlights der Nabatäerstadt ist ein
römisches Theater...
... mit 33 Stufenreihen und Platz für mindestens 5000 Zuschauer, das vollständig in den Fels gebaut und erst 1961 von amerikanischen Archäologen wieder ausgegraben wurde. Leider ist es gesperrt. Mal sehen – vielleicht finde ich da an einem anderen Tag noch mal einen Weg
– aber jetzt lassen wir es erst mal links liegen.
Ideal zum „Verstecken spielen“
Die
Königswand (Royal Tombs)
Inzwischen ist es Mittag und die Sonne knallt unerbittlich auf uns herab als wir zu den Royal Tombs hinaufgehen.
Das erste mal seit ich Petra (diesmal nicht die Stadt) kenne, sucht sie den Schatten auf !!!!!
Kein Wunder bei sicher an die 50 Grad wenn mal kein Schatten in der Nähe ist. Durch den entgangenen Schlaf, noch leicht abklingende Erkältung und diese Affenhitze ist sie ganz schön groggy.
Wir beschließen erst mal ein Mittagspäuschen einzulegen. 2 Jungs kommen zu uns und wollen uns Steine verkaufen. Als wir dankend ablehnen (wir schleppen ja schon genug Zeug mit uns rum) bekommen wir trotzdem je einen geschenkt.
Der kleinere der beiden interessiert sich für ein uraltes rosa Schloß, das ich an meinem Rucksack hängen habe – und so habe ich auch ein Geschenk für ihn.
unsere "Geschäftspartner" in Petra
Wir biegen auf den
Cardo Maximus – die Kolonnadenstraße mit den Säulen ab.
Gelegentlich wird man angesprochen ob man Original Nabatäer-Münzen (na klar – wer’s glaubt
) kaufen wolle, ein „Air conditioned Taxi“ (Kamel) benötige, oder wird darüber informiert dass bei den Eselritten gerade Happy Hour sei.
Mein Lieblingsspruch aus diesem innovativen, humorvollen Beduinenangebot:
„my horse speaks two languages“.
Lehnt man dankend ab wird man auch in Ruhe gelassen. Ein Nachlaufen oder weiteres fragen findet nicht statt.
Vorbei am
Qasr Bint Faraun einem der besterhaltensten Bauwerke im Zentrum ...
.... kommen wir zu einem Schnellrestaurant. Hier kann man auch Wasser und andere Getränke kaufen. Wir machen 1 ½ Stunden Pause und stürzen uns auf mitgebrachte Kräcker und Riegel und strecken die müden Füße aus.
Obwohl wir beide auch nach dem Aufenthalt im Schatten immer noch nicht auf dem Zenit unserer Schaffenskraft angelangt sind, lässt sich Petra überreden heute noch den Aufstieg zur Monastry – dem „Kloster“ Ed Deir in Angriff zu nehmen. Von der Einteilung passt das heute noch am besten rein.
800 Stufen sind es bis zum Ziel und das bei dieser Mörderhitze – also ohne Fleiß kein Preis - aber das vielleicht größte Highlight in der Felsenstadt zu erleben ist diese Anstrengung sicherlich wert.
"Na Kumpel - schon Feierabend gemacht ?"
Gerade überall wo es ein paar Meter hoch geht sind auch immer besonders viele Beduinen die den Touristen für die vielen Stufen, die die fleißigen Nabatäer in den Fels gehauen hatten, ihre Esel anbieten wollen ("Wanna ride a donkey?").
Zumindest wir laufen aber lieber selber, dürfen aber so manchem Donkeyhaufen ausweichen. Der Aufstieg kostet gerade bei den Temperaturen Körner aber es ist jeden Schritt wert.
Wir steigen ohne Pause auf ...
... und sind nach 40 Minuten oben am
Kloster Ed Deir angekommen.
Der Anblick ist absolut überwältigend.
Mit 48 Metern Höhe und 47 Meter Breite, das größte was in Petra geschaffen wurde. Allein die Urne auf dem Hörnerkapitell ist 9 Meter hoch !
Gegenüber gibt es einen Unterstand mit Getränkeverkauf. Wir lassen uns auf einem Bänkchen nieder und genießen die Aussicht auf dieses Bauwerk und die Umgebung.
Während Petra Aufnahmen am Kloster macht, erkunde ich die Umgebung des Plateaus.
Eine faszinierende Landschaft, mit steilen Abbruchkanten und schier unendlichen Bergketten in allen Richtungen.
Ein Junge fragt mich ob ich auf seinem Esel reiten will – was ich lachend ablehne. Er will mich sogar umsonst reiten lassen aber das kann ich dem Tier nicht antun
Der Junge bleibt aber hartnäckig und will mir etwas Gutes tun. Er empfiehlt mir einen Aussichtspunkt mit Grab und tollem Blick. Ok, ich willige ein und klettere mit dem Bürschchen einen Felsen hinauf. Tatsächlich erreichen wir hier oben ein verstecktes Grab und die Aussicht auf die Monastry und die Felsenlandschaft ist sehr schön.
Wir klettern wieder hinab und ich frage ihn ob ich ihm etwas schenken kann – was er ablehnt – aber er würde sich freuen wenn ich bei seiner Mutter etwas kaufen würde. "Deal"
Ich entscheide mich für eine Steinkette – wobei mir die 10 Dinar im Vergleich zu den anderen Preisen die ich hier schon gesehen habe - zu viel sind und wir uns auf 5 einigen.
Um kurz vor 5 steigen wir von Ed Deir wieder hinab in die Stadt.
In Petra muss man generell viel wandern und es gibt unzählige Treppen, hochgelegene Opferplätze, Gräber, Obelisken, Aussichtspunkte usw. aber zumindest hier oben muss man gewesen sein – einfach unglaublich.
Abstieg von Ed Deir
Erst jetzt wird uns die Entfernung bewusst die wir heute schon zurückgelegt hatten und nun auch wieder zurückgehen müssen. Inzwischen hat sich die Stadt geleert. Nur noch wenige Touristen sind unterwegs und so gefällt uns das Ganze noch besser.
Schon die Strecke bis zum Schatzhaus zieht sich allerdings gewaltig. Belohnt werden wir dafür mit einer viel schöneren Atmosphäre als heute Vormittag. Die Leute sind fast alle weg und das Khazne Faraun ist in weiches Licht getaucht.
Tatsächlich wirkt es jetzt rosa und noch bezaubernder als am Morgen (also noch mal 300 Bilder
)
Das letzte Stück durch den Siq ist mörderisch. Die Rucksäcke scheinen mit Blei bestückt und mein Manfrotto-Stativ kommt mir wie eine Panzerfaust vor. Schulter (vom stundenlangen Stativtragen) und Waden schmerzen.
Ohne „Warmlaufen“ und bei der Hitze sind wir heute sicher irgendwas zwischen 25 und 30 Kilometer gelaufen und jetzt richtig geschafft – aber auch voller Begeisterung über das was wir sehen und erleben durften.
Mit dem letzten Lichtstrahl sind wir kurz nach 6 wieder zurück in Wadi Musa und gehen gleich in der kleinen Restaurantzeile zum Essen. Diesmal ins Sand Stone. Das Essen könnte man so beschreiben: das Bier war mit Abstand das Beste. Nach einer schnellen Dusche (wobei es mir noch gelingt den Wasserdauerlauf in der Dusche zu unterbinden) liegen wir um halb 10 (!) im Bett und schlafen gleich ein.
Was für ein Tag ! Morgen steht ein ganz besonderer Tag an, Petra wird in Petra 40 Jahre jung
Hoffentlich wird es ein schöner Tag für sie ......
Ma’a salame ..............