Donnerstag, 27.3.2008 / Tag 6Heute morgen lassen wir es noch mal etwas gemütlicher angehen und stehen erst nach 7:30 Uhr auf.
Ich fühle mich noch etwas benommen. Liegt das nun am „jordanischen Föhn“ oder doch an Champagner, Bier und dem Desinfektionswodka ?
Na ja, die Sonne wird das dann schon wegbrennen – denn die steht wieder zuverlässig am jordanischen Himmel.
Beim Frühstück ist viel los – die Franzosen die vorher das Hotel bevölkerten haben sich mit Italienern abgeklatscht – wie erfreulich ......
Heute steht mal ein Ausflug mit dem Auto an – immerhin fast 10 km Monsterstrecke sind geplant – schon viel im Verhältnis zu den letzten beiden Tagen.
Unten in Wadi Musa biegen wir beim Mövenpick in Richtung Beda ab.
Die Straße führt leicht in die Höhe und wir können sogar einen Blick von oben in die Nabatäerstadt Petra werfen.
Sehr schön, wie sich das Asphaltband durch die hier völlig gelbe Felsenlandschaft windet.
Nach 5 Minuten ist die Siedlung Bdoul erreicht. Ein typisches kleines ländliches Dorf, das offensichtlich nur wenig an den Touristenströmen in Wadi Musa partizipiert. Wir halten und ich entferne mich einige Meter vom Auto um eine Aufnahme von der Landschaft zu machen. Da dackelt ein alter, sicher an die 80 Jahre alter Beduine auf Petra zu. Offensichtlich kann er aber nur arabisch und unsere Arabischkenntnisse kann man ja bequem auf einer Briefmarke parken – also wird zwar heftig gelächelt aber verstehen tut man nix.
Schade – vielleicht hätte er für Petra ja Kamele geboten.
Ich hätte natürlich abgelehnt – zunächst – um den Preis zu heben.
Wir fahren weiter und nur wenige Augenblicke später biegen wir ab ...
... auf den Parkplatz von
Al Barid, das man oft auch
Little Petra nennt.
Zuerst sind wir etwas enttäuscht. Wir hatten gelesen hier wäre gar nichts los und doch finden wir 3 Busse vor. Stellt sich dann aber nicht als so schlimm heraus, da 2 der Busse offensichtlich schon wieder wegfahren (ob es an meinem bösen Blick lag
) ) – war wohl nur der übliche Japanerstopp mit 5-minütigem Rausspringen.
Tatsächlich wirkt es hier entspannend leer. Vor dem Eingang gibt es nur ein paar wenige Verkäufer von Schmuck und Getränken – und auch in
Little Petra verlieren sich nur die paar Leute aus dem Bus.
Während Petra die „rosarote Stadt“ ist, sind in
Little Petra die Felsen gelb. Ein interessanter Kontrast.
Auch hier wurden die Gräber in einem
Siq angelegt.
Alles ist kleiner, weniger gigantisch als in der großen Nachbarstadt und nach 20 Minuten Weg erreichen wir auch schon das Ende der Schlucht.
Dort geht es auf einer sehr rauen Treppe mit kleinen Klettereinlagen noch hinauf zu einem kleinen
High Place – der Blick dort ist aber nichts besonderes – kann man sich schenken.
Ein Beduine spielt auf einer Art „arabischen Laute“ (keine Ahnung wie das Ding genau heißt
) und singt dazu – wenn es sich nicht so schräg anhören würde – würde ich sagen „gewöhnungsbedürftig“.
So gehen wir aber lieber den gleichen Weg zurück.....
...... und treffen auf eine große Schulkasse die wohl auf Ausflug hier ist.
Aus gut 40 Kinderstimmen klingt uns ein „Hello“-Chor herüber und die Kinder singen und sagen Reime auf. Wir bleiben ein wenig stehen und beobachten fasziniert die Nachwuchsjordanier. Hier herrscht noch „Zucht und Ordnung“
– eine der Lehrerrinnen holt schon mal das Stöckchen vor, wenn einer der Racker zu vorlaut ist und ob man es glauben mag oder nicht – deswegen tritt hier (noch) kein staatlich geprüfter Sozialpädagoge auf den Plan.
Als wir aufbrechen rufen alle wieder „Hello“ und „Welcome“ – wir winken und gehen weiter.
Die Kinder sind wie überhaupt alle hier im Land die uns bisher begegnet sind – äußerst liebenswerte Menschen. Es herrscht so was wie freundliche Neugier bei den Kindern und Herzlichkeit bei den Erwachsenen. In Petra wo sich viele der Beduinen mit den Touristen ihr Einkommen verdienen wird man trotz der bescheidenen Verhältnisse der Menschen nie verfolgt oder öfter als ein, zwei Mal gefragt ob man etwas kaufen oder eine Leistung in Anspruch nehmen will.
Ein Jordanier spricht uns an und stellt sich als Inspektor von Little Petra vor. Wir bekommen einige Informationen zu Gräbern und ihrer speziellen Verwendung.
Schließlich sind wir wieder zurück am Parkplatz. Hat Spaß gemacht – wer mehr als zwei Tage in der Region hat – sollte hier auf jeden Fall mal vorbeischauen.
Wir fahren zurück nach Wadi Musa....
.... und parken wie an den anderen Tagen oberhalb des Mövenpicks – da kostet es auch nichts.
Noch einmal gehen wir den bekannten Weg durch den
Siq – und selbst dieses Mal können wir nicht widerstehen wenn eine Kutsche allzu fotogen durch den Siq rattert auf den Auslöser zu drücken – auch wenn es das tausendste Kutschenbild sein muss
Warten auf Kundschaft
Gar nicht mal so viel los heute vor dem Schatzhaus – dabei ist es doch schon Mittag.
Haben die sich alle versteckt ?
Wenigstens ein paar Jordanierinnen laufen uns über den Weg
Wir gehen durch den
Äußeren Siq.
Hallo ? Ist hier jemand ?
So hätten wir uns das an den beiden anderen Tagen gewünscht. Heute ist Donnerstag. Wir vermuten, dass die Bustouren immer von Wochenende bis Wochenende gehen und die Leute deshalb meist in der Wochenmitte hier sind. Freitag ist ja der „Sonntag“ der Jordanier an dem alle frei haben – da wird es hier sicher auch wieder voller, also heute der geniale Tag.
Ein paar Chinesen kommen uns entgegen – die erkennt man nicht nur daran, dass sie „klein und gelb“ sind sondern auch daran, dass sie entweder Atemschutzmasken tragen (!) oder bei entgegenkommenden Personen sofort ein Taschentuch vor den Mund halten. Als ob hier in dieser Schlucht so eine Keimbelastung wie in Peking oder Hongkong wäre. Ein paar andere Chinesen sehen wir die über einem riesigen Hut noch einen Sonnenschirm tragen – also Schatten für den Hut.
Auch wenn vor dem römischen Theater der Eingang mit einem Schloß versperrt ist – ich hätte trotzdem gerne einen Blick von oben.
Gestern hatte ich da einen Beduinen oben entlanglaufen sehen und ich überlege wie der da hingekommen sein könnte. Linkerhand steige ich einige Meter seitlich des Theaters die Felsen hoch und nach ein paar überkletterten Steinen habe ich tatsächlich das Theater von oben erreicht – schön – also gehe ich die oberste Sitzreihe entlang, mache ein paar Aufnahmen von oben und trolle mich zufrieden wieder.
Das römische Theater (wer genau hinguckt kann mich oben in der Mitte erkennen - ich bin der, der so intelligent lächelt ...
)
Das Theater von oben ................. und ..........mal wieder ein Blick durchs Schlüsselloch
Petra hat sich inzwischen unten vor dem Theater mit einem Beduinenmädchen angefreundet und sich von der Beduinenschule, wo das Mädchen wohnt und was sie so treibt erzählen lassen.
Wir gehen noch ein Stück weiter und lassen uns für ein Minipicknick nieder.
Eine englische Familie mit kleinen Kindern kommt vorbei und einer der beiden Jungs fragt seinen Vater „When do we go back - back - back?“
Die schlagfertige Antwort des Vaters nötigt uns einen Lacher ab – „When we are finished, finished, finished“
Outlet Mall in Petra Was wir uns bisher noch aufgehoben hatten war die
Königswand mit den
Royal Thombs.
Die Gräber und Fassaden sind alle beeindruckend hoch und die Felsen um sie herum mit den tollsten Farben versehen.
Besonders schön ist das
Silk Tomb (links) – das fast wie ein Gemälde aussieht und das mächtige
Urn Tomb (rechts).
Auch der Blick ins Innere mancher Gräber lohnt sich.
Improvisierter Laden am Urn Tomb
Wir beobachten oben in den Felsen oberhalb der Gräber Touris die sich verstiegen haben. Sieht schon ein bisschen brenzlig aus – wie da versucht wird wieder einen halbwegs sicheren Weg nach unten zu finden was nach einiger Zeit dann doch gelingt. Nicht alle Wege führen hier nach Rom – manche auch in den Abgrund ....................
Das ist kein Ultraschallbild eines Aliens im Mutterleib sondern wieder was Buntes aus Petra (links erkennt man mit Fantasie sogar ein Spiegelei)
Ein Beduine mit seinem Esel kommt auf uns zu – das obligatorische „Wanna ride a donkey?“ erklingt – und es wäre jetzt „Half price“ – Half Price von was ?
Egal wir wollen eh keinen Eselsritt – das ist in der Auslandskrankenversicherung nicht drin
Wir kosten das Nachmittagslicht, das die Gräber wunderschön anstrahlt voll aus, entdecken Höhlen, Gräber und Arches und genießen die letzten Stunden in Petra und den Blick auf die Felsmassive.
Tolles Licht fällt auf die Gräber im
äußeren Siq und die wuchtigen Felsen
Ein Seufzer und wir machen uns ebenfalls zum letzten Mal auf den Weg zum
Schatzhaus und durch den
Siq.
Zum achten Mal (!!!) laufen wir durch die Schlucht und blicken hinauf auf die hohen Felswände.
Noch immer sind wir fasziniert - auch wenn wir von der Lauferei der letzten 3 Tage schwere Beine haben und sich die Strecke mal wieder zieht - und sprechen über die Eindrücke und Erlebnisse in der, rosaroten Stadt.
Es ist noch ein bisschen Tageslicht für eine Stunde übrig – also setzen wir uns in Erwartung des Sonnenuntergangs bei einem Bierchen auf die Terrasse des Crown Plaza Hotels in unmittelbarer Nähe des Visitor Centers und schreiben ein paar Karten.
Im Vergleich zum Mövenpick gefällt uns das Crown Plaza viel besser. Alles nicht so übertrieben wie im Millionärspalast gegenüber – freundlichere Atmosphäre und trotzdem sehr schöne Anlage und luxuriöses Hotel.
Das Abendessen absolvieren wir noch einmal wie am ersten Abend in Wadi Musa, im Oriental Restaurant – auf Nummer sicher - mit zwei guten Pizzen.
Ab Morgen folgt gleich das zweite ganz große Highlight der Reise – die Gegend um das
Wadi Rum – die durch Lawrence von Arabien berühmt gemacht wurde.
Ma’a salame..........