Hallo allerseits,
heute schauen wir uns etwas intensiver in der Western MacDonnell Range um und besuchen die einzige größere Stadt in der Gegend.
21.10.2010 Glen Helen-Alice SpringsHeute begrüßt uns wieder einmal perfektes Wetter bei wolkenlosem blauem Himmel. Haben wir noch vor acht Tagen auf Kangaroo Island während der Nacht im Spaceship jämmerlich gefroren und hatten am Uluru eher frühlingshafte Temperaturen, so ist es nun zum ersten Mal während unseres Urlaubs richtig sommerlich heiß. Nach dem Frühstück laufen wir das kurze Stück zur Glen Helen Gorge. Vom Campground müssen wir dazu nur ein paar hundert Meter Wiese durchqueren, ehe wir die eindruckvolle Schlucht erreichen, die sich hier der Finke River gegraben hat. Die Schlucht selber erreichen wir allerdings nicht, da der Weg hier unter Wasser steht.
Die Glen Helen Gorge. Unser nächstes Ziel ist die Ormiston Gorge, ein etwas flussaufwärts des Finke River gelegener Einschnitt in den nördlichen Kamm der MacDonnell Range. Der Fluss fließt hier durch ein durch beeindruckende Felsauffaltungen gebildetes Tal.
Straße zur Ormiston Gorge. Sämtliche entlang des Flusses führenden Trails sind wegen Überflutung gesperrt, uns bleibt nur der Trail zum Ghost Gum Lookout. Dieser führt in Serpentinen an einem Anhang bergauf und dann zu einem Aussichtspunkt auf die Gorge. An diesem Aussichtspunkt steht der namensgebende Ghost Gum, also ein Geistereukalyptus. Aufgrund der exponierten Lage des Aussichtspunkt und des einzelnen Baums dort fühlen wir uns ein wenig an den Weißen Baum in Gondor - bekannt aus Herr der Ringe - erinnert. Der Blick auf die Schlucht ist toll und wir sehen nahezu senkrecht auf ein vom Finke River gebildetes Wasserloch, in dem schon erste Schwimmer unterwegs sind. Im Prinzip könnten wir den Trail auch entlang der Gorge fortsetzen, dabei langsam an Höhe verlieren und so wieder zum Fluss gelangen. Aber da war ja was mit wegen Überflutung gesperrten Trails. Schade eigentlich. Wir laufen wieder zurück zum Parkplatz und schauen uns das Wasserloch aus der Nähe an. Hier stehen jede Menge Eukalyptusbäume, deren Bewohner auch vom ungewohnten Wasserreichtum profitieren. Wir hören und sehen zahlreiche Wellensittiche und verbringen einige Zeit damit, diese Vögel zu beobachten.
Blick vom Ghost Gum Lookout auf die Ormiston Gorge. Wir fahren weiter. Die Straße nach Alice Springs verläuft hier mehr oder weniger direkt nach Osten. Sowohl im Norden als auch im Süden stehen die Bergkämme der West MacDonnell Ranges. An den Ochre Pits, 17 Kilometer hinter der Abzweigung zur Ormiston Gorge gelegen, wurde sein Anbeginn der Kultur der Aborigines rotgelber Ocker abgebaut. Dieser wurde zum einen für kultische Körperbemalungen verwendet und zum anderen, um Medikamente herzustellen. Das Land befindet sich noch im Besitz der Eingeborenen und es wird sogar heute noch Ocker abgebaut. Die Stätte ist heilig und dem Besucher ist streng verboten, Gesteinsstückchen mitzunehmen. Am Parkplatz informieren Schautafeln über die Geschichte und kulturelle Bedeutung dieses Orts. Ein kurzer und gepflasterter Trail führt zu einer Aussichtsplattform an einem ausgetrockneten Flussbett. Die eigentlichen Ochre Pits sind kein Loch im Boden oder etwas ähnliches, sondern eine ockerhaltigen Gesteinsschicht, die an der Südseite des Flusses senkrecht einige Meter aufragt. Ein Weg verläuft entlang dieser Gesteinsschicht, die in schön intensiven Farbtönen zwischen braun und gelb erstrahlt. Während der ganzen Wanderung werden wir von einer großen Menge sehr interessierter Fliegen umschwirrt. Zum zweiten Mal auf unserer Reise (nach der Begegnung mit diesen Tieren im Coorong National Park) fühlen wir uns richtig genervt und können nachvollziehen, warum Fliegen als eine der schlimmsten Plagen des australischen Kontinents bezeichnet werden.
Die Ochre Pits. Weitere 22 Kilometer später kommen wir zur Abzweigung zum Ellery Creek Bighole. Dieses ist über eine etwas ruppige Gravel Road zu erreichen. Dass solche Straßen durchaus auch mal den einen oder anderen Reifen killen können, sehen wir am Parkplatz: Hier steht ein aufgebockter Schulbus und der Busfahrer ist gerade eifrig damit beschäftigt, einen Reifen zu wechseln. Am Parkplatz befindet sich ein schöner Picknick- und Campingplatz. Von hier aus sind es nur ein paar Meter zum Ellery Creek Bighole. Dieses befindet sich wieder an einer von einem Fluss - hier logischerweise dem Ellery Creek - gebildeten Schlucht durch die MacDonnell Range. Die Besonderheit am Bighole ist der große See unterhalb und innerhalb der Schlucht, der fast das ganze Jahr durch Wasser enthält. Jetzt aufgrund des vielen Regens in diesem Jahr natürlich besonders viel Wasser. Das ganze lädt bei den momentan herrschenden Temperaturen schon sehr dazu ein, hineinzuspringen und ein paar Runden zu schwimmen. Wir bedauern zum ersten Mal während unserer Reise, dass wir unsere Badeklamotten nicht mit eingepackt haben.
Ellery Creek Bighole. Der Namatjira Drive trifft 32 Kilometer hinter dem Ellery Creek Bighole auf den von Hermannsburg kommenden Larapinta Drive. Als wir hier ankommen, ist es schon fast Mittag und wir müssen uns beeilen, unser nächstes Ziel zu erreichen, den Standley Chasm. Nach kurzer Anfahrt - hier über Asphalt - erreichen wir den Parkplatz und bezahlen den fälligen Eintritt. Durch ein schmales und dicht mit Eykalpten und Palmen bewachsenes Tal laufen wir in Richtung Norden. Durch das Tal plätschert der Hugh River, der an einigen Stellen den Weg überflutet hat. Ein an sich schon sehr schöner Spaziergang, doch unser Ziel ist die beeindruckendste der vielen Schluchten, die wir im Gebiet der West MacDonnell Range besucht haben: Links und rechts stehen senkrechte Felswände, fast einhundert Meter hoch. Der Abstand zwischen den Wänden ist nur wenige Meter breit. Da wir um kurz nach zwölf Uhr da sind, ist der Boden der Schlucht von der Sonne beschienen - das ist nur um die Mittagszeit der Fall. Der Blick vom Inneren des schmalen Spalts nach oben ist atemberaubend. Leider können wir aber nicht allzu weit hinein laufen, denn hier ist - wie schon so oft im Verlauf unserer Reise - der Weg überflutet. Dirk nutzt noch die aus dem Wasser ragenden Felsbrocken um weiter zu hüpfen, kommt letztendlich aber nur ein paar Meter weiter. Benannt wurde der Standley Chasm übrigens nach der ersten Lehrerin von Alice Springs.
Im Standley Chasm. Von Alice Springs sind wir auch gar nicht mehr weit entfernt und allmählich macht sich bei uns auch ein wenig Wehmut breit, weil sich unsere lange Fahrt ganz allmählich dem Ende zuneigt. Zunächst aber biegen wir 16 Kilometer vor Alice Springs in Richtung des Simpsons Gap ab. Auch hierbei handelt es sich um einen Einschnitt im Fels, nun aber deutlich breiter und mit beeindruckenden roten Felsformationen links und rechts. Der Simpsons Gap ist über einen kurzen Spaziergang zu erreichen.
Unterwegs zum Simpsons Gap. Rechts von uns, auf der anderen Seite des Roe Creek, sehen wir an die Felswand geschichtet eine gewaltige Halde aus Gesteinsschutt. Hier sollen Black Footed Rock Wallabies leben. Aber obwohl wir uns auf einen Felsbrocken setzen und längere Zeit aufmerksam schauen, können wir keines der schüchternen Tiere entdecken. Das liegt wohl an der Tageszeit, die Wallabies sind zur Dämmerung wesentlich aktiver als jetzt am frühen Nachmittag. Immerhin sehen wir einen Vogel, der ein wenig einem Kormoran ähnelt und jede Menge andere, kleinere, Vögel.
Reflexionen im Simpsons Gap. Wir fahren zurück zum Visitor Centre, fast direkt an der Straße nach Alice Springs gelegen. Hier schauen wir uns die sehr liebevoll aufgemachten Informationstafeln über die West MacDonnell Range an und laufen den Ancient Ghost Gum Tree Walk. Das ist ein netter Trail durch die relativ dicht mit Sträuchern und Bäumen bewachsene Wüstenlandschaft. Höhepunkt ist ein riesiger und wirklich wunderschöner alter Geistereukalyptus.
Alter Geistereukalyptus in den West MacDonnell Ranges. Kurz vor Alice Springs halten wir am direkt an der Straße gelegenen Grab von John Flynn an. Dieser Herr ist der Begründer des Royal Flying Doctor Service, jenes medizinischen Dienstes, der mit Hilfe von Flugzeugen auch die abgelegensten Gegenden in Australien versorgt. Dem aufmerksamen Fernsehzuschauer sind die Flying Doctors vielleicht durch die gleichnamige Fernsehserie bekannt, die auch bei uns in Deutschland lief. John Flynn starb 1951 und fand hier seine letzte Ruhe. Das Grab wird überragt von einem großen mehr oder weniger eierförmigen Felsen. Als das Grab errichtet wurde, wurde dieser Klumpen ohne große Nachfrage bei den Eigentümern aus Aborigines gehörendem Territorium entwendet. Erst nach vielen Jahren und etlichen Gerichtsprozessen wurde der Fels zurückgegeben und eine Kopie auf dem Grab plaziert. Heute bekommt man John Flynn in Australien übrigens recht häufig zu Gesicht, denn sein Konterfei ist auf der 20-Dollar-Banknote verewigt.
Nun sind wir - und unser Auto - fast am Ziel angelangt. Grab von John Flynn. Wir fahren in und durch die Stadt. Obwohl Alice Springs mit 22000 Einwohnern nicht sonderlich groß ist, erscheint uns die dichte Bebauung und relativ starke Verkehr nach fast einer Woche Outback als ziemlicher Kontrast. Eine wirkliche Schönheit ist diese Stadt jedoch nicht. Das sehen wir deutlich, nachdem wir uns einen Campingplatz gesucht haben und zum Sightseeing aufbrechen. Die meisten Gebäude sind deutlich jünger als 100 Jahre und der Baustil ist zumeist als zweckmäßig zu bezeichnen. Der als Top-Sehenswürdigkeit angepriesene ehemalige Regierungssitz des von 1927 bis 1931 existierenden Territoriums Central Australia entpuppt sich als relativ langweilige Baracke mit spitzem Blechdach. Nicht weit entfernt steht das ehemalige Stadtgefängnis, ein winziges altes Steingebäude, das neben dem direkt daneben befindlichen großen Betongebäude fast untergeht. Wir schlendern ein wenig durch die Fußgängerzone, die Todd Street Mall. Hier kauft sich Dirk als Andenken einen Akubra-Hut und dann geht es auf den ANZAC Hill, einen Hügel mit Kriegergedächtnisdenkmal. Von hier oben und im Licht der schon tief stehenden Sonne sieht Alice Springs sogar echt hübsch aus.
Alice Springs vom ANZAC Hill aus gesehen. Schöne Grüße,
Dirk