Mittwoch, 28.03. NossobEs ist eine ruhige, warme Nacht. Bevor es zum Gamedrive losgeht, muss noch der obligatorische Kaffee für Christian sein – er hatte ja während des Campens meist verzichten müssen.
Während im Krüger meist Impalas als erstes zu sichten sind, ist hier im KTP offen, wer einem zuerst über den Weg läuft. Heute sind es Kuhantilopen und Gnus.
Wir fahren zum Viewpoint, der zwar keine Tiersichtungen für uns bereit hält, aber dafür bin ich begeistert über die schönen Wolkenformationen am Himmel.
Generell habe ich während unseres Aufenthaltes im KTP das Gefühl, das der Himmel hier zum Greifen nah ist. Am Kwang Wasserloch halten sich nur Tauben und ein Mäusebussard auf.
Trotzdem die Wälle an den Pisten recht hoch sind, entdecken wir Schakale, Riesentrappen, Strauße, Springböcke sowie weitere Kuhantilopen und Gnus.
Wir werden von einem Pärchen darauf aufmerksam gemacht, dass in weiter Entfernung Löwen beim Fressen sind.
Hut ab vor dieser Sichtung, denn selbst mit Fernglas fällt es uns schwer, sie auszumachen.
Am Bedinkt Wasserloch drehen wir um und haben Glück, noch einen flüchtigen Blick auf zwei Löffelhunde zu erhaschen.
Wenig später kriecht eine Schildkröte die Pad entlang.
Die Löwen sind leider nicht näher gekommen, sie sind immer noch am Fressen. Die Schakale scheinen auf der Straße nach etwas Essbares zu suchen, aber verschwinden dann schnell.
Durch den Sonnenschein trocknen die großen Wasserpfützen schnell, aber dieser Weißbürzelsinghabicht hat Glück und kann noch ein kleines Bad nehmen.
Der Zustand der Piste nördlich vom Nossobcamp ist sehr gut, nach Süden nicht ganz so gut, aber im Vergleich zur Wellblechpiste in Teilen des Auobtals wunderbar.
Bis Nossob sehen wir weitere Strauße, Oryxe, Kuhantilopen, Gnus, Sekretäre und eine Herde Kuhantilopen, von denen zwei Tiere die Pfütze als Wasserlochersatz nehmen.
Zum Kaffee essen wir das frisch gebackene Brot, das uns gestern noch geliefert wurde. Es ist wie Weißbrot, recht geschmacksneutral, aber da es so frisch ist und eine kleine Abwechslung zum trockenen Toastbrot darstellt, langen wir kräftig zu.
Anschließend schauen wir uns im Camp um und besuchen auch wieder den Hide.
Wir sind unschlüssig, ob wir einen abendlichen Gamedrive buchen sollen und wenn ja, welchen: lieber den Sunsetdrive oder den Nightdrive. Nicht nur die eventuelle Tierausbeute spielt eine Rolle, auch so profane Dinge wie das Abendessen (bei der Nachtfahrt könnten wir vorher noch grillen). Die Dame an der Rezeption will uns den Sunsetdrive aufschwatzen, den wir nach einigem Hin- und Herüberlegen dann auch buchen. Christian empfindet sie als wenig motiviert, ich verteidige sie, meine vielleicht hat sie auch nur einen schlechten Tag, stelle jedoch am nächsten Tag fest, dass sie auch nicht besser gelaunt ist und Christian wohl recht hat.
Wir bestellen noch einmal Brot. Zur abendlichen Lieferung befragt, ob wir die Brote nach dem Sunsetdrive an der Rezeption abholen können, heißt es, wir sollen unser Chalet nicht abschließen, es wird dann reingelegt. Wir sind darüber ein wenig verwundert, aber offensichtlich ist das gängige Praxis, da die Reinigungsfrauen komischerweise auch keine Schlüssel haben, denn als wir von unserem Rundgang zurückkommen, bittet das Zimmermädchen uns, aufzuschließen, damit sie ihre Arbeit erledigen kann. Unser Vorschlag, die Brote in einer Tüte an die Tür zu hängen, wird abgelehnt unter dem Hinweis auf die nachts durch das Camp streunenden Schakale.
Ich habe wie immer Angst, etwas zu verpassen, deshalb möchte ich vor dem Sunsetdrive noch mal selbst auf Tour gehen. Etwas widerwillig stimmt Christian zu. Gleich hinterm Gate stehen Springböcke, Gnus und ein Strauß. Wir nehmen Kurs auf das Wasserloch Marie Se Gat, am Abzweig zu diesem sind Gemsböcke, Kuhantilopen und Gnus, am Wasserloch selbst Strauße mit ihren Küken, eine Riesentrappe und viele Springböcke.
Es klart auf und so kommt die Landschaft besser zur Geltung.
Mein Vogelbuch kommt zum Einsatz, um diese hübschen Vögel zu identifizieren. Wir sind überrascht, als sich herausstellt, dass es „nur“ Tauben (Namaqua dove / Kaptäubchen) sind.
Nach knapp zwei Stunden sind wir wieder im Camp, die Blase drückt zu sehr.
Wir schließen die Akkus ans Ladegerät an und fahren dann Richtung Grootkolk. Auch hier sehen wir Gnus, Kuhantilopen, Strauße und eine große Herde Oryxe. Um 16:00 h sind wir dann wieder in Nossob.
Ich lege mich hin, da ich mich vom Kreislauf unwohl fühle. Zum Glück geht es mir nach einem kurzen Nickerchen und einer Tasse Kaffee besser.
Der Sunsetdrive ist voll ausgebucht.
Neben uns sind ein weiteres Pärchen sowie eine Elterngruppe mit ca. 12 Kindern. Wir sind ein wenig skeptisch, ob bei dieser Geräuschkulisse nicht jedes Vieh schon von weitem Reißaus nehmen wird. Unsere Fahrerin heißt Melissa, den Namen ihrer weiblichen Begleiterin habe ich leider vergessen. Ungewohnt für uns ist, dass die anderen afrikaans sprechen, nur das Pärchen, ist wohl des Afrikaans und des Englischen mächtig. So wird dieser gamedrive zweisprachig durchgeführt. Teilweise verstehen wir die Erklärungen auf afrikaans recht gut, manchmal jedoch gar nicht. Wir haben bisher schon an mehreren geführten gamedrives teilgenommen, aber es noch nicht erlebt, dass die Teilnehmer sich mehr als einem Sundowner mitgenommen haben. Die Eltern jedoch haben reichlich alkoholische Getränke dabei. Ich traue mich nicht, soviel zu trinken, habe ich doch Angst, dann unterwegs auf Toilette zu müssen. Der Geräuschpegel ist am Anfang sehr hoch, ebbt dann aber auf ein halbwegs akzeptables Niveau ab.
Zu jeder Tierart, die wir sehen, erzählt Melissa uns Interessantes aus ihrem reichen Wissensschatz. So erfahren wir beispielsweise, dass Kuhantilopen die ausdauerndsten Läufer unter den Antilopen sind, oder dass die Beine der Sekretäre immun gegen Schlangebisse sind und sie sicherheitshalber auf Bäumen schlafen. Meine Annahme, dass Springböcke weit oben auf der Speisekarte von Löwen stehen, muss ich revidieren, denn Löwen jagen normalerweise keine, da diese nur wie ein „chicken wing“ für sie sind.
Während der ca. 2,5stündigen Fahrt begegnen wir mehreren Berguhus (spotted eagle owl), Kaptrielen, Schakalen, Gemsböcken und Gnus. Die Springhasen erkennen sogar wir Laien gut: „hüpfende“ Augenpaare im Busch. Verblüfft sind wir, als Melissa plötzlich anhält, aus dem Wagen springt und einen barking gecko rumzeigt.
Wir werden Zeuge einer kurzen Verfolgungsjagd: Schakal jagt Löffelhund. Meine größeren Sympathien liegen bei letzterem, der leider wie wir erfahren öfters Opfer von Schakalen wird.
Während Christian sich um den Grill kümmert, speichere ich die Fotos und halte noch in Stichpunkten die heutigen Erlebnisse fest. Es ist schon nach 21:30 h, als unser Essen endlich auf dem Tisch steht. Schnell noch das Notwendigste sauber gemacht und ab in die Heia.
Tageskilometer: 127
ÜN: Twee Rivieren umgebucht auf Nossob