2.11.10Heute stand der Marine Dune Day auf dem Programm – morgens Bootsfahrt zu Robben, Pelikanen und Delphinen und nachmittags Jeeptour durch die Dünen zum Sandwich Harbour..
Nach einem leckeren Frühstück im Hotel mit Eiern, Speck und allem, was dazu gehört, startete ich gegen 8:00h nach Walvis Bay. Am Yachthafen finden sich dort sämtliche Anbieter für 'Dolphin Cruises'. Da alle etwa um die gleiche Zeit starteten, war hier ein ziemliches Gewusel aus Touristen, Hafenarbeitern, Andenkenverkäufern, etc., etc. Das richtige Büro hatte ich trotzdem schnell gefunden und Zeit für ein Zigarettchen war auch noch, bevor wir unser Boot besteigen durften.
Der Akzent von unserem Guide Paul klang irgendwie gar nicht namibisch oder südafrikanisch. Er begrüßte uns gleich mit einem freundlichen 'G'day mates' und kommentierte das Wetter (bedeckter Himmel) mit 'no worries'. Wie vermutet erzählte er später, dass er aus Australien kommt.
Während wir noch im Hafen rum dümpelten, erzählte er uns, was uns heute erwartete: Erst eine etwa 21/2 stündige Bootsfahrt raus zum Pelican Point mit Robben, Pelikanen, Möwen und hoffentlich auch Delphinen. Danach würden wir auf der Landzunge vor dem Pelican Point abgesetzt und von dort ginge es mit Land Rovern weiter zum Sandwich Harbour bzw. so weit in die Richtung, wie der Wasserstand es zuließe.
Dann bat er uns, die Sitze in der Mitte des Boots für einen Augenblick frei zu machen, weil er an die Fächer darunter müsse. Kaum hatte er 2 Eimer mit Fischen hervorgeholt, sprang mit ordentlicher Geschwindigkeit eine große Robbe von hinten auf das Boot und landete auf den Sitzen. So lange sie bzw. er gefüttert wurde, ließ er sich in aller Ruhe aus der Nähe betrachten, fotografieren und sogar streicheln. Das Fell ist unglaublich dicht und fühlt sich überraschend weich an. Und einzeln stinken die Tierchen auch nicht ganz so schlimm
.
Danach wurden ein wenig Pelikane und Möwen im Flug gefüttert. Die hatten sich schon erwartungsvoll rund um das Boot versammelt.
Auf dem Weg zu den Robben besuchten wir noch die Miesmuschel- und Austernkolonien, wo fleißig gearbeitet wurde. So konnte ich mir ansehen, wo mein gestriges Abendessen herkam.
In der Nähe von Sandwich Harbour konnten wir eine größere Robbenkolonie vom Boot aus bewundern (genauer gesagt sind es afrikanische Seebären). Es ist die gleiche Art, die ich im vergangenen Jahr auch bei Cape Cross an der Skeleton Coast bewundert hatte.
Der Lebenszyklus dieser Tiere ist schon faszinierend. Jedes Jahr im November und Dezember sammeln sie sich zu Hunderttausenden an dieser Küste. Während die Männchen um Reviere kämpfen, gebären die Weibchen ihre Jungen. Anschließend werden sie sofort wieder empfängnisbereit und die Paarungszeit beginnt. Die Weibchen sind also eigentlich ihr ganzes Leben schwanger. Allerdings entwickelt sich der Fötus zunächst nur bis zu einem sehr frühen Stadium und wird dann sozusagen in utero konserviert. Erst einige Wochen, bevor die Weibchen zurück kehren entwickelt er sich weiter und wenn Futtermangel herrscht oder sonst wie widrige Bedingungen herrschen, stirbt er an.
Anschließend begann die Suche nach Delphinen. Wir haben auch immer wieder einige gesehen, allerdings meist nur aus größerer Entfernung und wenn sie mal in der Nähe des Bootes ihre Sprünge machten, dann nie in der Richtung, in die ich meine Kamera gehalten habe. Hat aber trotzdem Spaß gemacht, ihnen zuzusehen. Immerhin ein Bild mit Delphin habe ich aber hinbekommen (auf allen anderen sieht man nur Wasser und vielleicht noch eetwas Gischt, wo der Delfin eingetaucht ist).
Schließlich war es Zeit, zur Landungstelle auf der Landzunge zu fahren. Dort verabschiedeten wir uns von Paul und wurden auf 3 Land Rover aufgeteilt, mit denen wir in die Dünen fuhren. Mein neuer Guide hatte einen Namen, den ich mir nicht merken konnte. War aber nicht so wild. Er sagte gleich, er würde auch auf „hey“ oder „hey you“ reagieren und das konnte ich mir merken.
Die Fahrt führte zunächst vom Pelican Point am Wasser entlang zum eigentlichen Festland. Schon hier Einöde, soweit das Auge reicht.
Da zu diesem Zeitpunkt noch Flut war, konnten wir nicht gleich nach Sandwich Harbour sondern fuhren zunächst in die Dünen hinein. „Hey“ hatte dabei sichtlich viel Spaß, die Dünen als Achterbahn zu nutzen. Schon beeindruckend, was so ein Land Rover an Steigungen im tiefen Sand schafft und vor allem welche Gefälle man damit hinunter brettern kann. War ein netter Test, für die Mägen der Teilnehmer
Schließlich erreichten wir eine kleine Senke, wo wir die anderen beiden Autos trafen und die Guides eine große Tafel aufbauten. Diese beiden Käfer sorgten für ein wenig Unterhaltungsprogramm in der Zwischenzeit.
Zum Lunch gab es Austern, Frühlingsrollen, kleine Fleichhäppchen, Salat, Schampus, Bier und fast alles, was das Herz begehrt. War schon irgendwie pervers in dieser fast unwirklichen Landschaft Austern und Sekt zu schlürfen.
Nach diesem feudalen Mahl bestiegen wir wieder die Autos und fuhren zurück zur Küste. Inzwischen war die Flut so weit zurück gegangen, dass zwischen Wasser und Dünen eine schmale „Fahrspur“ frei geworden war, über die wir mit ziemlichem Tempo nach Sandwich Harbour fuhren. Mir fielen dabei spontan die Bilder von den umgestürzten und im Wasser versunkenen Autos ein, die ich im Internet gesehen hatte. Wir sind aber heile angekommen.
Kurz vor dem Umkehrpunkt, wo auch die Touranbieter nicht mehr weiter fahren dürfen (prinzipiell könnte man hier weiter bis Sossusvlei und Lüderitz fahren) haben wir bei einer Lagune gehalten, wo man auf eine Düne steigen oder Flamingos beobachten konnte. Ich habe mich für letzteres entschieden.
Auch die Rückfahrt haben wir heile überstanden. Kurz vor Sandwich Harbour sind wir auf eine höhere Düne gefahren, von der man einen schönen Blick auf die Salzgewinnungsanlagen hatte. Nachdem alle ihre Bilder gemacht hatten, hat „Hey“ zurückgesetzt um zu wenden – dachten wir – hat er aber nicht sondern ist rückwärts die Düne heruntergefahren. Auch nicht übel!
Auf dem letzten Stück zurück nach Walvis Bay sind wir an der Lagune entlang gefahren, wo ich noch einmal einige Flamingo-Bilder machen konnte.
Nachdem zwischendurch wenigstens zweitweise die Sonne heraus gekommen war, zog sich der Himmel jetzt wieder komplett zu, so dass ich auf weitere Aktivitäten verzichtet habe und zurück zum Hotel gefahren bin. Nachdem ich meine Bilder gesichert und ein wenig im Netz gesurft hatte (WLAN hat das Hotel, funktioniert hat es aber nur an der Rezeption und im Frühstücksraum), meldete sich bald mein Magen. Eigentlich wollte ich irgendwo in der Stadt was essen, vielleicht sogar im deutschen Brauhaus, aber als ich bei 'The Tug' vorbeikam, hatte ich doch wieder Lust auf Seafood. Da ich recht früh dran war, konnte ich noch ein Plätzchen an der Theke ergattern und habe dort fürstlich gespeist (Fischsuppe und Langusten). Wohl gesättigt habe ich mir in meinem Zimmer noch ein oder zwei Glas Rotwein als Absacker gegönnt und war früh im Bett.