8. Tag, Samstag 29.12.2018: Paihia – Omapere
Der Wecker kräht pünktlich um 07:30 – ich bin schon eine Weile wach, Marianne schläft sofort wieder weiter, während ich es nochmal versuche, die von der Agentur bereitgestellte SIM-Karte für Neuseeland über das Internet aufzuladen - diesmal mit Erfolg. Man muß halt nur erstmal die Gebrauchsanweisung genau lesen. Draußen ist wieder schönster Sonnenschein und die Bucht leuchtet. Da wir die Koffer schon gestern umgepackt hatten, sind wir relativ schnell fertig.
Frühstück gibt es wie gestern mit viel frischem Obst, Spiegeleiern und Kipfeli. Diesmal ist außer den Hamburgern ein – offensichtlich indisches – Paar zu Gast, das in Australien lebt, früher aber etliche Jahre in Neuseeland wohnte. Es sind sehr fröhliche Leute, mit denen man sich gut unterhalten kann.
Heinz rät mir noch zu einer Karten-App, die ich auf mein Handy lade. Sie scheint ganz gut zu funktionieren, auch wenn ich dann doch nicht genutzt habe. Witzigerweise ist das Kartenmaterial dasselbe wie das, das ich zuhause auf mein Garmin geladen hatte (von Here), das mich heute wieder zum Wahnsinn zu treiben droht. Unterwegs schaffe ich es dann aber, das Navi von GoRentals so zu aktivieren, daß es sich nicht gleich wieder ausschaltet. Das wird uns die weitere Reise lotsen. Es kennt sich offensichtlich deutlich besser aus als mein Garmin. Das lasse ich künftig einfach nur mitlaufen, damit es die Routen trackt und ich es zuhause auslesen kann.
Nachdem auch unser auseinandergenommenes Gepäck (Kühlbox aus dem Koffer raus und extra, Schmutzwäschetasche extra) gut in den Kofferraum des RAV 4 gepaßt hat (nachdem wir die Rücksitzlehnen senkrecht gestellt hatten), fahren wir los und verpassen beinahe unseren Vorsatz, noch einzukaufen. Im letzten Moment biegen wir auf den großen Parkplatz in Paihia, der auch noch gebührenpflichtig ist.
Wir kaufen Wasser, Bier, ein paar Kekse und Cracker sowie Frischkäse und machen noch ein paar Fotos von der Public Library, nachdem die vorgestrigen nichts geworden sind und wir gestern nicht mehr daran gedacht hatten.
Paihia, Williams House (Public Library)
Dann wollen wir Richtung Kerikeri auf den Markt und unterwegs noch wenigstens noch einen der vielen zuhause zusammengesuchten Wasserfälle anschauen. Daraus wird allerdings nichts, weil uns mein Navi einen riesen Umweg fahren und durch Kawakawa fahren läßt, wo wir vorgestern schon wegen der Hundertwasser-WCs waren. Dort sehen wir wenigstens den Touristenzug voll mit Fahrgästen.
Kawakawa, Bay of Islands Vintage Train
Als wir dann endlich in Kerikeri aufschlagen, erscheint uns beim Markt angesichts der Fülle von Leuten die Aussicht auf einen Parkplatz hoffnungslos, so daß wir gleich der Beschilderung zum historischen Bereich nachfahren. Dort erwartet uns ein außerordentlich idyllisches Ambiente rund um den sogenannten Stone Store – dem angeblich ersten Steingebäude Neuseelands, dem Honey House Cafe und ein paar Nebengebäuden in einer wunderbaren parkartigen Landschaft mit Riesenbäumen und einer großen Wasserfläche.
Kerikeri, Stone Store
Kerikeri, Park am Kerikeri River
Kerikeri, Stone Store und Honeyhouse Cafe
Da im Cafe gerade noch ein Tisch im Freien unbesetzt ist, schnappen wir uns den gleich und genehmigen uns je einen Pie sowie ein Ginger Beer sowie anschließend einen Kaffee - absolutes Wohlgefühl.
Kerikeri, Honey House Cafe
Dann schauen wir noch in den Stone Store, der immer noch als Laden betrieben wird, wenngleich inzwischen souvenirmäßig – aber sehr geschmackvoll. Wir kaufen ein paar Kleinigkeiten (Untersetzer, Glückwunschkarten), bevor wir uns auf den Weiterweg machen.
Kerikeri, Stone Store
Kerikeri, Stone Store
Wir wollen uns zur nächstgelegenen Missionsstation aufmachen (Te Waimate) und lassen die beiden Navis konkurrieren. Unseres versagt sogleich, das von GoRentals führt uns zunächst richtig, offenbar verpassen wir aber eine Abzweigung und fahren erneut eine Riesenschleife durch grüne hügelige Landschaften.
Bei der Mission ist alles zugeparkt, weil in der zugehörigen Kirche eine Hochzeit stattfindet. Wir suchen daher einen Platz vor der Einfahrt. In dem Missionsgebäude sind wir nach einem anderen Paar die einzigen Besucher und werden von einer freundlichen Führerin, die wir sogar verstehen, ausführlichst informiert. Sie erklärt uns auch etliche Bäume sowie die Tatsache, daß es bis zum 19. Jh. hier keine Bienen gab, so daß die ersten Versuche der Missionare, ihre mitgebrachten Pflanzen anzubauen, zum Scheitern verurteilt waren. Die Bestäubung der einheimischen Pflanzen erfolgte ausschließlich durch darauf spezialisierte Vögel. Auch das Gebäude selbst und seine Einrichtung sind durchaus bewundernswert. Was allerdings hier bereits als uralt gilt, kann uns nur ein Lächeln entlocken (Anfang 19. Jh.). Nach der Hausbesichtigung waren wir noch einen kurzen Blick in die Kirche und auf den Friedhof, bevor wir weiterfahren.
Te Waimate Mission House
Te Waimate Mission House, Vitrine
Te Waimate Mission House, Küche
Te Waimate Mission House, Schlafzimmer
Te Waimate Mission House, Arbeitszimmer
Te Waimate Mission House, Garten
Te Waimate Mission, Kirche
Unser nächstes Ziel ist eine weitere Missionsstation (Mangungu), diesmal fahren wir ausschließlich nach Go-Navi, das uns einigermaßen schnell dorthin bringt – mit einem Kilometer Gravelroad zum Schluß. Diese Station liegt etwas oberhalb dem Hokianga Harbour, einer großen weitverzweigten Bucht, die in die Tasmanische See mündet. Der Blick auf die Wasserfläche ist beeindruckend, die Missionsstation ist aber in einem nur sehr mäßigen Erhaltungszustand. Trotzdem kostet sie denselben Eintritt. Die Führerin ist überhaupt nicht zu verstehen, dennoch bereuen wir es nicht, auch hier vorbeigeschaut zu haben.
Mangungu Mission House
Leicht durchgesessene Recamiere im Mangungu Mission House
Mangungu Mission House, Kommode
Mangungu Mission House, Blick auf den Hokianga Harbour
Da es schon relativ spät ist, geben wir jetzt als Ziel unser Hotel ein. Das führt zunächst über etliche Kilometer Gravelroad, die aber sehr gut zu fahren ist. Offenbar ist die Wegführung jetzt auch in Ordnung, denn die Abzweigung zu unserem – gecancelten – Zwischenziel zeigt eine Entfernung von nur 6 km. Dennoch lassen wir es aus, um nicht zu spät ins Hotel zu kommen.
Kurz vor Omapere öffnet sich der Blick auf den meeresnahen Bereich des Hokianga Harbour, so daß noch ein kurzer Fotostop nötig wird. In Omapere ist dann endlich wieder einmal eine Tankstelle am Straßenrand, die wir sofort aufsuchen. Nach vielem Herumgefummele und -gesuche finde ich endlich den Hebel, mit dem man den Tankdeckel öffnet. Der befindet sich am Boden im Fußraum vor dem Fahrersitz. Das Auto wird randvoll getankt, so daß der errechnete Verbrauch von knapp 9 l wohl zu hoch ist.
Hokianga Harbour bei Opononi
Vor lauter Freude über den erfolgreichen Tankvorgang fahren wir an der – direkt daneben liegenden – Einfahrt zum Hotel vorbei, so daß wieder einmal ein Wendevorgang angesagt ist. Das Copthorne Hotel & Resort ist ein etwas in die Jahre gekommener Strandhotelbau – dafür sind das Zimmer mit einer Art Wintergarten und großem Balkon sowie das Bad sehr großzügig. Wir wollen gleich einen Tisch im Restaurant, was aber trotz gähnender Leere nicht geht; wir werden auf 18:30 vertröstet. Da der Versuch, eine Mail von zuhause weiterzuleiten und ausdrucken zu lassen, ebenfalls scheitert, entschließen wir uns, noch zum Signal Point Parkplatz zu fahren und von dort den kleinen Weg zum Aussichtspunkt zu gehen. Der Blick auf Bucht und Meer mit hohen Wellen ist toll; am gegenüberliegenden Ufer der Bucht gibt es kahlen gelben Sand (Sandstein?), auf unserer Seite ist es voll mit vom Wuchs her wacholderähnlichen Büschen, die wir später als Manuka identifizieren, und den hiesigen agavenartigen Gewächsen namens Harakeke.
Omapere, Cothorne Hotel - Liegewiese mit Pohukutawa
Omapere, Signal Station Track - Tasman Sea
Omapere, Signal Station Track - Hokianga Harbour
Omapere, Signal Station Track - Blick auf Omapere und Hotel
Omapere, Signal Station Track - Tasman Sea
Omapere, Signal Station Track - Tasman Sea, Strand
Zurück am Hotel unternehmen wir einen erneuten Mailversuch, weil die Dame am Empfang uns eine schlecht lesbare – und damit von uns falsch eingegebene – Mailadresse genannt hatte. Wir gehen derweil ins Restaurant, bekommen zwei sehr gute lokale Pils, Marianne Battered Fish, ich Cajun Style Stuffed Flounder. Beide Gerichte sind sehr gut.
Zurück auf dem Zimmer setzen wir uns mit gekauftem Bier auf den Balkon: PC-Arbeit, Postkarten usw. Inzwischen ist auch die Mail mit Anlagen da und Marianne verlustiert sich daran.
Omapere, Sonnenuntergang
194 km