Ja Susan, Bergen ist wirklich eine Reise wert... vor allem, wenn man so ein Glück mit dem Wetter hat wie wir.
Den Fischmarkt fanden wir auch klasse. Wir essen Fisch sehr gern und am besten ist er dort, wo er ganz frisch vom Kutter kommt... nicht aus der Kühltheke, wo die Nordseekrabben schon eine Woche alt sind, weil sie nach dem Fang zum Konservieren nach Holland, dann zum pulen nach Marokko und mit neuen Konservierungsstoffen zurück nach Holland und dann per LKW in die Läden transportiert worden sind
... aber ich schweife ab.
Na jedenfalls war der Fisch dort zumindest erschwinglich, was in Norwegen nicht ganz selbstverständlich ist.
Bezüglich Reisebericht hier im Forum: Ich bin Angie sehr dankbar, daß sie mich dazu ermutigt hat. Durch die Rückmeldungen hier macht das Schreiben gleich noch mal so viel Spaß
Schade nur, daß es noch so viele Blinde Passagiere gibt
18. Juni 2008: Haukeland – FlåmWährend der gesamten Nacht hatte es immer wieder Schauer gegeben und auch am Morgen regnete es munter weiter. Wir ignorierten deshalb eine ganze Weile das Piepsen unseres Weckers, zwischen 8:15 und 8:30 Uhr standen wir dann aber doch auf.
Nach dem Frühstück packte Doreen alles reisefertig zusammen, Andreas leerte den Fäkaltank und gegen 11 Uhr waren wir abfahrbereit. Schnell wurde noch der Abwassertank geleert und Frischwasser nachgetankt, dann ging die Fahrt los über die E16 nach Voss. Die Straße führte zunächst am Fjord entlang und wir passierten unglaublich viele Tunnel; irgendwann -schon längst im zweistelligen Bereich- hörten wir zu zählen auf. Nur Vincent zählte bei jedem Tunnel die Sekunden vom Anfang bis zum Ende. Gegen 12:30 Uhr kamen wir in Voss an. Am Ortseingang grüßte uns der mondäne Bau von Fleischer´s Hotel am Fuß des Berges, kurz dahinter befand sich die Talstation der Seilbahn zum Hangurfjellet.
Im Vorbeifahren sahen wir einige Wohnmobile am Ufer des gegenüber liegenden Sees stehen, dann kam auch schon der Turm der sehenswerten Vanskyrkja in Sicht. Wir beschlossen, uns einen Parkplatz zu suchen und hier Mittagspause zu machen. Nach einer Runde durch die Stadt drehten wir um und suchten die Zufahrt zu dem Uferplatz, die wir hinter einer Tankstelle fanden. Einen Hinweis auf Parkgebühren gab es nicht, nur ein „No Camping“-Schild stand auf dem Platz, aber wir wollten ja hier nicht übernachten. Also stellten wir unser Fahrzeug hier ab und machten uns zu einem kleinen Stadtbummel auf.
Gegenüber der Kirche standen eine Reihe Busse und entsprechend viele Touristen tummelten sich in der Umgebung. Je weiter man sich jedoch entfernte, umso ruhiger wurde es und so genossen wir den Bummel durch die verkehrsberuhigte Einkaufsmeile im Zentrum. Zwischendurch blinzelte sogar die Sonne für kurze Zeit durch die dichte Wolkendecke, aber nach wenigen Minuten begann es schon wieder zu nieseln. Wir nutzten die Gelegenheit, um einmal einen Blick in ein Vinmonopolet zu werfen. Abgesehen vom Bier im Supermarkt darf in Norwegen nur in diesen staatlichen Geschäften Alkohol verkauft werden. Wir waren überrascht von der unglaublichen Auswahl von Wein, Whisky etc. aus aller Welt in den gut sortierten Regalen. Hier stand einfach alles, was Rang und Namen hatte; einzig die Preise bewahrten uns vor einem Kaufrausch…
Da vom Wetter her keine Besserung zu erwarten war, kauften wir im SPAR-Markt rasch noch ein paar Zutaten für das Mittagessen ein und liefen zurück zum Wohnmobil. Während Doreen Essen kochte, ging Andreas mit den Kindern zum See. Besonders Lisa hatte unglaublichen Spaß daran, Steine ins Wasser zu werfen. Nach dem Essen kochten wir noch einen Kaffee, räumten dann alles zusammen und gegen 15:30 Uhr wollten wir wieder aufbrechen. Allerdings war die Ausfahrt auf einmal mit einer abgeschlossenen Kette versperrt. Die war bei unserer Rückkehr zum Wohnmobil ganz sicher noch nicht da und erst wenige Minuten vor uns waren auch andere Fahrzeuge wieder vom Platz gefahren. Da weit und breit niemand zu sehen war, gab es nur zwei Möglichkeiten für uns: An der nahe gelegenen Tankstelle zu fragen oder aber die Kette über die daneben befindliche Wiese zu umfahren. Wir entschieden uns für Letzteres. Doreens Bedenken, dass der Hang recht steil sei und wir mit dem Heck aufsitzen könnten, zerstreute Andreas mit dem Hinweis auf den hügeligen Zeltplatz in Byglandsfjord; da wären wir einen ähnlich steilen Hang problemlos hinunter und wieder rauf gefahren. Also nahmen wir kurz Anlauf, umkurvten die Kette über das auf dem Rasen aufgezeichnete Fußballfeld und fuhren dann über den Bürgersteig zurück auf die Straße. Gut, dass unser Wohnmobil so „handlich“ war…
Wir verließen Voss nach Norden und während Lisa sofort in ihrem Sitz einschlief, schaute Vincent „Findet Nemo“ von DVD. Am Tvindefossen machten wir einen kurzen Fotostopp, anschließend fuhren wir weiter auf der E16 nach Gudvangen.
Die Straße führte durch ein Tal mit atemberaubenden Ausblicken auf die umgebenden, hohen Felswände und spektakuläre Wasserfälle. Den Abzweig zum Naerøyfjord ließen wir zunächst links liegen, da wir ohnehin in zwei Tagen wieder hier vorbei kommen würden. Kurz nach Gudvangen ging es in einen 11,2 km langen Tunnel, Vincent gab das Sekundenzählen nach einer Weile auf und konzentrierte sich lieber wieder auf seinen Film.
Auch am hinter dem Tunnel gelegenen Abzweig nach Undredal fuhren wir vorbei; uns zog es jetzt nach Flåm, wo wir gegen 17:30 Uhr eintrafen. Unsere erste Station war der Bahnhof, denn wir wollten uns gleich die Tickets für die Bahnfahrt am nächsten Morgen sichern. Am Kai hinter dem Parkplatz lag ein riesiges Kreuzfahrtschiff, die MSC Lirica, ein weiteres (die Mona Lisa) wartete bereits weiter draußen im Fjord. Wir sahen dem Treiben zwischen Kai und Bahnhof eine Weile zu, als auf einmal Hektik auf dem Parkplatz ausbrach, Leute wild gestikulierend umher liefen und telefonierten. Als wir uns umdrehten, sahen wir den Grund für die Aufregung: Offensichtlich hatte es gerade einen heftigen Steinschlag am gegenüberliegenden Hang gegeben. An der Staubwolke konnten wir noch erkennen, wo die Felsbrocken oberhalb des Campingplatzes abgerutscht und in die Tiefe gestürzt waren. Zwischen dem Hang und den Campern lagen aber noch eine Senke und die breite Straße, so dass den Menschen keine Gefahr drohte. Da in der Zwischenzeit mehr und mehr Wohnmobile in den Ort kamen, beschlossen wir, uns erst einmal einen Stellplatz zu sichern.
Der Check-in auf dem Zeltplatz war sehr freundlich und entgegenkommend. Wir bekamen eine Menge Tipps zu Unternehmungen im Flåmtal, der Fährfahrt durch den Naerøyfjord und Besichtigungsmöglichkeiten am Jostedalsbreen. Da wir uns noch nicht entschieden hatten, ob wir eine oder mehrere Nächte hier bleiben wollten, gaben wir einfach unsere Camping Card ab und konnten das Bezahlen auf den Abfahrtstag verschieben. Ein Mitarbeiter fuhr dann mit dem Fahrrad voraus und schlug uns einen schönen Stellplatz vor, direkt gegenüber dem Spielplatz, da wir ja mit Kindern unterwegs waren, mit schönem Blick auf das Tal und die Trasse der Flåmbahn. Vincent traf hier Karl, seinen Spielfreund vom Saebø-Camping in Eidfjord, wieder. Die Kinder verschwanden umgehend auf dem Spielplatz, während wir uns häuslich einrichteten. Das schlechte Wetter hatten wir hinter uns gelassen (wahrscheinlich hat es sich nicht durch den langen Tunnel getraut) und so kurbelten wir die Markise heraus, bauten Tisch und Stühle auf und schnallten die Fahrräder vom Träger ab. Nachdem wir Lisa und Vincent mit Mühe vom Spielplatz losgeeist hatten, radelten wir zum Bahnhof und besorgten die Tickets für die Fahrt nach Myrdal morgen 11:00 Uhr. An der Rezeption des Zeltplatzes hatte man uns ermutigt, das gesamte Tal mit dem Fahrrad zurück zu fahren und unsere Bedenken gegenüber den steilen Serpentinen im obersten Teil zerstreut, notfalls könnten wir die Räder dort schieben. Ursprünglich wollten wir die gesamte Strecke hinauf und den Rückweg ab der Hälfte mit dem Rad fahren. So aber kauften wir nur die Fahrkarten für die Hinfahrt, die inkl. Fahrräder immerhin auch 760NOK kosteten.
Anschließend bummelten wir durch den Souvenirshop am Bahnhof und kauften im COOP Frühstücksbrötchen und Reiseproviant für unseren morgigen Ausflug. Zurück auf dem Zeltplatz zog es die Kinder sofort wieder auf den Spielplatz und wir staunten nicht schlecht, als wir sahen, dass Lisa bereits ohne Hilfe die Rutsche hinabsauste und anschließend außen herum wieder hoch krabbelte. Auch gegenüber den großen, um sie herumtollenden Jungs war sie absolut nicht schüchtern…
Gegen 20:15 Uhr aßen wir Abendbrot, Lisa brauchte eine Intensivreinigung in der Wohnmobildusche und schlief danach rasch ein.
Vincent sah sich noch eine Thomas-Geschichte an und ging dann mit Andreas zum Zähneputzen in den Waschraum. Gegen 22:00 Uhr verschwand er auch im Bett. Während Doreen eine Waschmaschine in der Laundry ansetzte, tippte Andreas am Reisebericht. Danach wurde der Rucksack für morgen gepackt und die Wäsche in den Trockner gesteckt. Nachdem alle Arbeiten erledigt waren, ließen wir den Tag in aller Ruhe bei einer Flasche Lindemans Merlot ausklingen.
Gefahrene Strecke: 150 km
Übernachtung: NAF-Camping Flåm (230 NOK)