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Autor Thema: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)  (Gelesen 15814 mal)

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Saguaro

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #45 am: 12.06.2013, 09:10 Uhr »
Hallo Birgit,

aus Zeitgründen kann ich deine Reise derzeit leider nicht begleiten und werde den RB irgendwann in Ruhe nachlesen, denn Rosamunde's Cornwall interessiert mich auf jeden Fall  :dance:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


Heike & Heimo

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #46 am: 12.06.2013, 14:02 Uhr »
Wieder schöne Bilder - wie ich mir Cornwall so vorgestellt habe  :D Nur Lands End fand ich jetzt weniger spannend, oder liegts nur an der Perspektive?
Da macht Lizard  offenbar wirklich mehr her.

Also ich habe Land´s End eigentlich in sehr guter Erinnerung, was vielleicht auch daran liegen kann, dass bei uns nicht all zuviel los war.Ich war wirklich begeistert von der schroffen Küste. Lizard haben wir damals leider nicht gesehen (ein Grund mehr, mal wieder hinzufahren  :D)

lg, Heike
"Of all the books in the world, the best stories are found between the pages of a passport."

Inspired

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #47 am: 13.06.2013, 20:35 Uhr »
DO, 23.5. Der Wind pfeift

Hier sitze ich beim Frühstück. Um mich herum schallt es auf Deutsch. Eine kleine geführte Wandergruppe vom Alpenverein mit herzhafter Reiseleiterin ist hier auch einquartiert und erfährt gerade, wie der Wetterbericht für heute ist und wohin es heute geht. Nun ja, verlaufen kann man sich nicht unbedingt auf dem Coastpath, aber vielleicht hilft eine Reiseleitung die schönsten Stellen zu finden, man muss nicht selbst auf der falschen Seite fahren und vor allem, man kann one way wandern, schafft sozusagen die doppelte Strecke ohne einen Weg zwei Mal gehen zu müssen und wird am Ziel wieder abgeholt vom Bus. Wenn man ein Gruppentyp ist, vielleicht keine schlechte Lösung.

Ach ja, das Autofahren - nur einmal habe ich bisher vor der falschen Tür gestanden, der Blick in den Rückspiegel führte ab dem zweiten Tag nicht mehr zu Panik, wo der wohl geblieben ist, wenn ich nach rechts oben schaute und auf dem linken Fahrbahnrand bin ich schon lange nicht mehr gelandet. Selbst die Kreisverkehre können mir nichts mehr anhaben, selbst wenn es mal, was gar nicht so selten ist, zwei ineinander übergehende Kreisverkehre sind.



Nur den "magic Roundabout" in Swindon werde ich meiden wie der Teufel das Weihwasser. Um Himmels Willen, ich hasse doch Achterbahnen - und hier müsste man auch noch selbst steuern in der Achterbahn!

Nur vor ein paar Tagen schon war ich irgendwann müde und war dann beim Durchfahren durch einen etwas größeren Ort der Meinung, dass nun doch mal Schluss sein müsste mit dem Unfug, ab sofort könnten wir doch alle bitte wieder auf der richtigen Seite fahren.

Und nun geht es los, auf uns wartet ein weiterer lovely Day. Aber bisschen fix, wir haben viel vor, vor allem eine etwas lange und nervige Fahrstrecke vor uns.

Zuerst geht es nach Tintagel, der Burg des Artus. Man hat den Eindruck, dass alles, das rund um die Alpen lebt, sich ausgedacht hat, heute herzukommen. Also verlege ich mich zur Abwechslung auf "darf ich mal vorbei?" statt auf "sorry". Der Wind weht mich fast weg und das Wetter scheint mein Anliegen, dass es an der See bitte windig und rau zu sein hat, sehr ernst zu nehmen und setzte es mit Bravour um.











Mutprobe: Stell dich direkt an die Klippe, lehne dich gegen den Wind und versuche den richtigen Moment zu erwischen, in dem du nicht umkippen darfst, wenn der Wind für eine Sekunde nachlässt. Sensationell: Ich ließ mich durchpusten und verließ Tintagel frisch gelüftet, jedoch nicht ohne noch das alte Post Office, ein verwunschen wirkendes Haus, und noch einiges weitere in Tintagel zu fotografieren.







Sollte ich mir Clovelly antun? Das nächste Bilderbuchfischerdorf? Na klar, schließlich würde es ja wohl das Letzte sein auf dieser Reise und außerdem kam ich ohnehin direkt vorbei. Hier zahlt man einen recht happigen Eintritt für das Betreten des Dorfes. Nun gut, das gibt es in den USA auch, und immerhin musste man hier nicht auch noch eine Fotografierlizenz wie in Taos Pueblo erwerben.



In diesem Ort durfte ich jede Menge Katzen kennenlernen, das Dorf ist autofrei, das Fahren wäre hier auch gar nicht möglich. So bewegen die Einwohner alles mit einer Art Schlitten durch den Ort. Das hier allerdings ist wohl eher ein Oldtimer.

















Hier hatte ich in einem eher spießig wirkenden Café auch meinen ersten Cream Tea - also, ehrlich gesagt, profan gesprochen ist es nur Tee und ein Brötchen mit Erdbeermarmelade, allerdings ein besonders süßes Brötchen, eher wie Kuchen und die dazu gehörige Cream ist ein Zwischending aus Butter und Sahne.



Was nun? Nach Porlock im Exmoor, bereits in Somerset, wo ich eine Zwischenübernachtung gebucht hatte, waren es noch 1,5 Stunden Fahrt. Ich beschloss, die Straßen zu nehmen, die auf der Karte als landschaftlich reizvoll ausgezeichnet waren. Es ging quer durch das Exmoor, fast wähnte man sich irgendwo in Wyoming, wenn nur die wieder mal deutlich zu engen und teilweise sehr steilen Straßen (bis zu 25% Steigung, das hätte ich eigentlich lieber beim Gehalt) nicht wären!



Und übrigens, auch die Baustellenbetreuung ähnlich wie in den USA, allerdings mit "Stop an Go" statt "Stop and Slow".



Kurz vor Porlock noch ein Stopp am "Valley of Rocks". USA-Fans schlägt das Herz höher, sie denken an Wüste und bizarre rote Gesteinsformationen in atemberaubend weiter Wüste. Bizarre Gesteinsformationen gab es, aber diese an atemberaubender grüner Steilküste. In meinem Kopf spielten sich Phantasien ab, die aus einem Gruselfilm entsprungen sein könnten mit einem smarten Menschen, der die junge Unschuld vom Lande hierher lockt und dann sein wahres Gesicht zeigt und diese von den wirklich senkrecht abfallenden Klippen stößt, AAAAAAAARRRGGHHHH!

Und hier, sozusagen zwischen Himmel und Erde und dem weiten Blick, konnte ich sehen, wie sich eine Regenwolke näherte: Der graue Schleier über dem Meer kündigte den Niederschlag an, innerhalb eines etwa 60 bis 90 Sekunden dauernden Regen- und Hagelschauers wurde ich nass, nach wenigen Minuten sah ich in der Ferne ansatzweise einen Regenbogen und wenige Minuten später sah ich den Weg wieder in strahlendem Sonnenschein vor mir liegen.



Meine hier gewählte Unterkunft in Porlock mitten im Exmoor und nur ein paar Meter von der Küste entfernt, erwies sich als Volltreffer. "The Gables" ist ein allerliebstes reitgedecktes Haus, das, was man sich unter englischer Moorkate so vorstellen mag, mit Blümchen und Holz und Landhausstil. Der hier zur Begrüßung angebotene Kaffee kam in einer geblümten Tasse mit einigen sehr sorgfältig ausgewählten leckeren Keksen dazu.



Das hier empfohlene Public House "Top Ship" bot mir gerade sehr lecker gebratenes Lamm, junge Kartoffeln, einen leckeren Salat und dazu Zaziki und ohne Ende leckeres Exmoor Ale. Und ich bestellte auch noch Nachtisch und bekam frisch schmeckenden Apple and Berry Crumble mit Vanillesauce.

Noch ist es draußen hell, also gibt es noch einen Spaziergang durch den Ort ans Wasser und zurück. Durch Marschenland wate ich halbwegs bis zum Kiesstrand und genieße ein paar Minuten die Abendstimmung, wieder mal pustet es mich halbwegs weg.









In England regnet es immer? Heute hielt das Wetter bei 8 bis 10 Grad alles für mich parat, auch Regen: Dieser dauerte insgesamt etwa 5 Minuten und war verteilt auf vier Schauer, von denen ich einen im Auto und einen im Hotel erlebte.

Inspired

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #48 am: 13.06.2013, 20:44 Uhr »
Und nun kommt gleich noch ein weiterer Tag, da es in den letzten beiden Tagen nicht geklappt hat und Picasa gerade wieder so nett ist alle Bilder anzuzeigen...

Inspired

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #49 am: 13.06.2013, 20:49 Uhr »
FR, 24.5.: Es wird wieder städtischer

Herrlich geschlafen habe ich in meinem rosageblümten Mädchenzimmer in diesem wunderschönen Haus! Beim Frühstück schon wieder Deutsche am Nebentisch, dieses Mal eine sehr nette norddeutsche junge Familie, mit der ich mich ein bisschen unterhalten habe.

Eigentlich sollte es ja erst einmal nach Glastonbury gehen, aber irgendwie war ich es ein bisschen Leid, die Parkplatzsuche, das Orientieren in wieder einem anderen Ort, außerdem war es wieder mal kalt und windig.

Und so befahl ich der Navi unterwegs, mich gleich nach Bath zu bringen.

Das Einchecken im Hotel war zwar (weil erst später Vormittag) noch nicht möglich, aber ich bekam einen Parkausweis und machte mich gleich auf in die Stadt. Ich muss sagen, dass ich spätestens jetzt zum bekennenden Fan der kleinen Orte und Dörfer mit ihren Pubs und den drei Läden und einer alten Kirche wurde, mal abgesehen von London natürlich. Bath ist nett und erinnert mit den gelben Häusern ein bisschen an Potsdam, aber auch wenn die Stadt im Reiseführer über den grünen Klee gelobt wurde, war ich nach einigen Stunden hier durch inklusive Shopping.

























Einen guten Teil der Zeit verbrachte ich damit mich auf die Jagd nach Fish and Chips zu machen, dieses Experiment stand nämlich noch aus. Ich lief systematisch alle Straßen ab und fand jede Menge Pasties, Pizza und Pommes, aber nicht das Gesuchte. Schließlich flüchtete ich mich in ein Public House, wo es Battered Cod und Chips gab. Ich schüttete brav Essig drüber, aber irgendwie blieb es eben doch nur Fisch mit Pommes, und ich stellte fest, dass ich auch auf die englische Version davon nicht stehe.

Englische Gepflogenheiten: Schlange stehen an der Bushaltestelle:



Na gut, 16 Uhr, nun sollte mein Zimmer wohl bezugsfertig sein. Klar. Mike, ein älterer Engländer, wie er im Buche steht, der auch Butler in einem Herrenhaus, in dem es spukt, sein könnte, begrüßte mich mit Namen, ich wurde in mein Zimmer geleitet, das auf dieser Reise am wenigsten Schönste, eine kleine etwas schräge Bude ganz oben mit Blick auf einen Mauervorsprung. Immerhin konnte man sehen, ob der Himmel blau oder grau war.

Ich brauchte ein bisschen Ruhe, ging nach 2 Stunden nochmals los, ins Trainingslager für zukünftige Indienreisende, zum Ernährungsworkshop und bestellte das schärfste Essen auf der Karte...

Es war kalt und immer noch windig, inzwischen aber freundlicher als den ganzen Tag über. Ich entdeckte einen netten Weg immer am Wasser lang, erst am Avon und dann an einem Kanal oder Bach oder Seitenarm mit jeder Menge Schleusen und Hausbooten. Sehr nett!





Ziemlich früh beschloss ich aber, dass der Tag mir genug geboten hatte. Durchgefroren machte ich mich auf den Weg ins Hotel zurück und fragte die üblichen Verdächtigen meiner Internetseiten in der Lobby ab. Das WLAN reichte wie oft nicht bis ins Zimmer.

In England regnet es immer? Heute war diesbezüglich der unangenehmste Tag. Immer wieder war es, als ob eine Wolke eine Hand voll Regentropfen wie Konfetti über mir verstreute. Einige Male aber schüttete die Wolke ziemlich plötzlich, heftig und zum Glück jeweils nur kurz gleich einen ganzen Eimer Regenwasserkonfetti aus.

SusanW

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #50 am: 13.06.2013, 21:47 Uhr »
Wow, hätte jetzt nicht gedacht, dass es Tintagel wirklich gibt  :shock: War mir jetzt so nur aus dem Buch "Die Nebel von Avalon" bekannt und hätte das unter dichterische Freiheit eingeordnet.

Ansonsten wieder interessante Eindrücke  :daumen: auch wie schnell sich so Wetterwechsel vollziehen...

Der "magische Kreisel" sieht ja wirklich verwirrend aus, selbst wenn ich den in "richtiger" Richtung durchfahren dürfte  :roll:
Liebe Grüße 
Susan

Inspired

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #51 am: 13.06.2013, 22:07 Uhr »
Ja du, Tintagel gibt es wirklich, war mir auch nicht so klar. Und ich stelle mir immer vor, wie nett die Orte wohl abends sind, wenn die Tagestouris wieder weg sind...

Du bist eine Leseratte, ja? Dann ist dir vielleicht auch das Jane Austen-Haus in Bath aufgefallen oder ist´s nicht deine Richtung?

paula2

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #52 am: 14.06.2013, 08:46 Uhr »
Wow, hätte jetzt nicht gedacht, dass es Tintagel wirklich gibt  :shock: War mir jetzt so nur aus dem Buch "Die Nebel von Avalon" bekannt und hätte das unter dichterische Freiheit eingeordnet.

 :lol: genau das gleiche habe ich heute Morgen beim Frühstück gedacht als ich den neuen Tag gelesen habe  :lol:

da sieht man wieder: Reisen bildet  :lesend: auch das Postoffice dort gefällt mir total gut. Überhaupt eine idyllische Gegend, ich mag so kleine Orte und der hier schaut schon irgendwie verwunschen aus, erinnert mich stark an Catweazle (kennt den noch jemand?)

Deine Fahrkünste bewundere ich Birgit! Und dann auch noch auf steilen Bergstrassen ohne Leitplanken, welch ein Graus  :shock: da steht schon mal fest dass ich da nicht allein hinfahren kann, diese Strecke müßte mein Freund fahren. Und wenn ich die enge Starsse in Bath sehe wird mir ganz schlecht, das sind Strassen wie in Andalusien, schrecklich. Allerdings hast du mich heute auf eine Idee gebracht: mit einem Hausboot schippern, das kenne ich bisher nur aus Frankreich und wird noch lange ein Traum bleiben weil mein Freund das viel zu laaaangweilig findet.

Am besten vom heutigen Tag gefällt mir das Bild der Warteschlange am Bus. Very british  :D

Inspired

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #53 am: 14.06.2013, 22:50 Uhr »
Samstag, 25.5. Pulsierendes Stadtleben

Mit einem kleinen Schlenker über ein paar alte Steine machte ich mich nach dem wieder mal guten Frühstück auf nach Oxford. Übrigens fand Mike heute morgen, dass ich hervorragend aussähe und fragte, ob ich gut geschlafen hätte und berichtete mir, dass das Wetter heute besser werden würde als gestern.

Die Steine, die großzügig um Avebury herum liegen, sind zwar kein perfekter Kreis, nicht von weitem sichtbar und nicht so malerisch wie Stonehenge, aber dafür darf man ganz umsonst ganz nah ran und es ist nicht überlaufen.





Noch eine Weile Fahrt bis Oxford. Unterwegs hielt ich an einer Art Raststätte, eher nach dem Konzept der Autohöfe in Deutschland an und stellte erstaunt fest, dass man in England zwar nirgends für die Toilettenbenutzung zahlen musste, auch hier nicht, dafür aber überall für das Parken um die Toilette zu besuchen, so auch hier. Da gleicht sich doch alles wieder aus!

In Oxford angekommen, musste ich erst einmal ein bisschen verzweifelt sein. Wirklich schwierig hier mit dem Parken. Ein Parkplatz hätte bis morgen früh locker 30 Pfund britischen Geldes gekostet, fast überall war das Parken nur Anwohnern erlaubt oder auf den stets besetzten Parkplätzen hätte es nur 30 Minuten Parken gegeben mit dem Hinweis, dass man dann aber 2 Stunden nicht wiederkommen darf. Glücklich auf einem großen und leeren Bahnhofsparkplatz nahe des Hotels angekommen, stellte ich dann fest, dass man hier nur mit Handy bezahlen konnte und sowieso nur mit Erwerb eine Fahrkarte, seufz!

Also wieder losgefahren, auf einem Parkplatz gab es eine Lücke, nichts wie rein, aber niemanden, der Geld wollte. Das konnte doch wohl auch kaum sein. Um mich herum einige andere Ratlose bis eine offenbar Hiesige erklärte, dass hier normalerweise Studenten 5 Pfund britischen Geldes wollten und man dafür stehen bleiben konnte solange man wollte. So ganz traute ich dem Braten zwar nicht, aber ich beschloss erstmal einzuchecken, vielleicht konnte man mein Problem ja im Hotel klären.

Dort beunruhigte man mich wieder mal, schickte mich auf einen 1,5 km entfernten Park and Ride Parkplatz. Dass man dort für 1,5 Pfund britischen Geldes parken könne, stimmte zwar nicht, aber mein Parkschein erlaubte mir Schwarz auf Weiß, dass ich bis morgen hier stehen bleiben durfte.

Nun aber nichts wie ab in die Stadt, schließlich habe ich in den immerhin schon zwei Stunden hier nichts als Parkplätze ausgiebig besichtigt. Ich traute mich und nahm den Bus, obwohl ich Busfahren hasse. Im Gegensatz zu Straßenbahnen weiß man bei denen ja nie, wo sie denn nun genau langfahren, während Straßenbahnen ja irgendwie nicht so einfach weg können.

Oxford finde ich wunderbar. Die Stadt bietet das, was ich mir von Falmouth erwartet hatte: Lebendig, kosmopolitisch, studentisch.

Hier gibt es mindestens so viele Fahrräder wie in Münster, wo möglicherweise auch noch eins meiner alten Studentenfahrräder vor sich hin rostet. Überall in der Stadt altehrwürdige Gebäude, unterschiedlichste Typen unterwegs, ein buntes und quirliges und dennoch altehrwürdiges Stadtbild bot sich mir.

Ich lief mit einigen Seitenabstechern die High Sreet abwärts. Zu allen Seiten die unzähligen Colleges, Kirchen, ein Covered Market, viel Grün, ein botanischer Garten...























Buhaaaaa, gut, dass ich das hinter mir habe. Ich kann mich noch gut an das flaue Gefühl vor Prüfungen erinnern...



Es schloss sich hier ein etwas alternatives Viertel an mit Second Hand Läden, Lokalen und Läden aus aller Herren Länder, ein Bücherflohmarkt vor einer Kirche, und selbst ein Obdachloser lag in einem Hauseingang in seinen Schlafsack gewickelt mit einem Buch in der Hand.





Ich marschierte langsam wieder in Richtung Hotel, am Castle vorbei. Leute saßen in der Sonne bei einem Glas Wein oder einem Kaffee. Ein herrlicher Abschlusstag, der die nervige Parkplatzssuche glatt wieder vergessen ließ.





Abends folgte nochmals Indientrainingslager, mit Abstand das Beste der drei indischen Restaurants, und ein nettes Public House im alternativen Viertel. Auf meinem Weg Absolventen im Smoking auf dem Fahrrad.

Die letzten 24 Stunden des Urlaubs waren angebrochen. Nun hoffe ich noch, dass ich morgen gut nach London Heathrow zurück komme, dass alles mit dem Auto klappt und ich dann spät auch gut wieder in Erfurt lande. Fußballfans mögen mir verzeihen. Ich habe schon wieder vergessen, wer heute hier gegen wen spielt, aber morgen würden wohl, wie mir schon versprochen wurde, eine Menge betrunkene Deutsche am Flughafen stehen. Die einen würden ihren Kummer bekämpfen, die anderen den Sieg feiern. Na dann mal prost!

In England regnet es immer? Strahlende Sonne, den ganzen Tag, von morgens bis abends! Regen? Unvorstellbar, was soll das sein?

Anti

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #54 am: 14.06.2013, 22:59 Uhr »
Oxford hätte mir auch gefallen. Wirklich hübsch und lebendig! Trotz alter Gemäuer. Halt viel Charme.  :herz:

Flicka

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #55 am: 14.06.2013, 23:04 Uhr »
Ich habe zufälligerweise ein nettes Buch über die Sagen rund um König Artus und die Tafelrunde, und der Autor dieses Buches wurde bei seinem Tintagel-Besuch offenbar gleich mal von einem merkwürdigen Menschen angeknufft, der testen wollte, ob der Autor aus der Anderwelt stammt. Vielleicht stammte das ganze Volk bei deinem Besuch auch von dort.  :?

Ein sehr schöner letzter "voller" Urlaubstag mit tollem Wetter. In Oxford war ich leider nur mal sehr kurz und merke jetzt, dass es da sehr viel zu entdecken gibt.

Von den letzten Tagen gefallen mir übrigens besonders die Bilder der stolzen Katzen, die vor ihren Anwesen posieren.  :D

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #56 am: 15.06.2013, 00:00 Uhr »
Oh ja, Oxford wirkte einfach absolut liebenswert und lebenswert, einfach auch durch die studentische Atmosphäre, die ich hier in Erfurt sehr vermisse. In Jena gibt es das schon eher, aber Oxford hat mich wirklich sehr, sehr an "damals in Münster" erinnert.

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #57 am: 16.06.2013, 18:51 Uhr »
SO, 26.5.: Zaubererwelt und zurück

Nun folgt zum Abschluss noch etwas ganz Anderes. Schon vor einigen Monaten buchte ich eine Tour durch die Harry Potter Studios. Irgendetwas muss man ja machen mit einem Abreisetag. Und wenn ich mir nichts fest vornehme, dann gehöre ich zu denen, die schon zwei Stunden nach dem Aufstehen am Flughafen sind, auch wenn der Flug erst am Nachmittag geht.

Ich buchte also die früheste Eintrittszeit, 10 Uhr. Laut Website waren drei Stunden veranschlagt, aber da ich mich ja kenne, weiß ich schon jetzt, dass mir zwei Stunden reichen würden.



Irgendwann kurz vor 9.30 Uhr darf ich die Jukebox in der ersten Reihe direkt vor dem Eingang parken, mein Ticket mit Angabe der Buchungsnummer aus einem Automaten ziehen und verbunden mit einem Foto des Schranks unter der Treppe mit dem Warten auf das Öffnen der Pforten beginnen.



Kurz vor 10 Uhr dürfen wir alle in eine Art Vorraum gehen. Nach einem Kurzen Warm Up über 5 Minuten geht es in ein Kino, nach wenigen weiteren Minuten Einstimmung durch Harry, Hermine und Ron persönlich hebt sich die Leinwand und es geht weiter in die große Halle. Ab hier kann man eigentlich auf eigene Faust weiter gehen, aber es werden hier noch Erklärungen gegeben.





Es schließt sich eine Ausstellung mit verschiedenen Bühnenbildern, Original-Kostümen und tierischen Darstellern an, also Eulen und so. Man kann sich auf einem Besen beim Quidditch ablichten lassen, was die ganzen kleinen Fans in den rot-goldenen Schals und Umhängen Griffindors auch eifrig nutzen.

Die Ausstellung ist gut gemacht. Einspieler zeigen Kommentare von Mitwirkenden und Machern und Original-Szenen, die in den verschiedenen Bühnenbildern aufgenommen wurden.

















In einem kleinen Freiluftbereich kann man Butterbier und ein Sandwich kaufen, den Bus zu allen Zielen und die hölzerne Brücke von Hogwarts bewundern, außerdem den Ligusterweg (Privetdrive) Nr. 4.







Es geht weiter in den zweiten Teil der Ausstellung. Hier gibt es einen Einblick in die Maske, man kann den Hippogreif bewundern, es gibt verschiedene Bauten wie Gringott's, Ollivander's und ein Geschäft mit Quidditch-Ausstattung.







So früh hatte man hier nicht mit mir gerechnet und wies mich darauf hin, dass dieser Teil der Ausstellung erst in 10 Minuten öffne, aber wenn ich in Eile sei, könne ich gerne durchgehen. Der Mitarbeiter, der mir seither folgte wie ein Schatten, sah aus, als ob er bei Harry Potter eher ein Totesser als ein Guter wäre, war aber sehr nett.

Er freute sich sichtlich, als ich mich von dem riesigen Modell von Hogwarts am Schluss beeindruckt zeigte. Auf Monitoren kann man sehen, wie es bei den Drehs benutzt wurde und durch green Screens und andere Tricks plötzlich wirklich aussah und in einer Winterlandschaft stand.





Ganz verlässlich nach amerikanischem Vorbild geht es natürlich durch einen Shop nach draußen. Hier gibt es im Grunde den gleichen Merchandise-Kram wie auch in Universal in Orlando in der Harry-Potter-Welt, also Zauberstäbe, Eulen, Zaubererumhänge, Bohnen aller Geschmacksrichtungen usw. Und natürlich kann man sich noch stärken mit Sandwiches, Kaffee und Kuchen.



Ich hatte befürchtet, dass es sehr voll sein würde. Aber da ich die erste Eintrittszeit ausgesucht hatte, war eben noch kein anderer da und auch kein anderer mehr, der vielleicht schon seit Stunden hier herumtrödelte. Aber auch der Parkplatz war gegen 12 Uhr mittags erst halb gefüllt, sodass ich schon den Eindruck hatte, dass es auch ansonsten recht entspannt zuging hier.

Fazit: An einem richtig verregneten Wochenende oder wenn ich mal krank bin oder so muss ich mir mal alle Filme der Reihe nach geben. Das ist sicher wieder etwas völlig Anderes. Und diese ganzen Spezialeffekte, die in dem Film vorgestellt wurden, wurden auch in dem Ride in den Islands of Adventure in Orlando verwendet. So schließt sich der Bogen wieder und für mich ist erst mal gut mit Harry Potter.

Nun kann ich ausnahmsweise mal kostenloses Parken genießen, und zwar auf der Autobahn zum Flughafen. Nun ja, die Zeit reicht locker, zur Not lasse ich die Karre stehen und gehe die paar Meter zu Fuß. Nach etwa einer Stunde statt der laut google Maps und Navi angekündigten halben Stunde gebe ich das Auto wieder bei Hertz ab.

Das Tanken darfst du nicht vergessen, das Tanken darfst du nicht vergessen, das mein Mantra auf dem Weg. Schließlich bin ich das aus den UsA von Alamo und National Cars nicht mehr gewohnt. Und was vergesse ich? Natürlich das Tanken! Kein Problem, das können wir nachberechnen. Als ich nach dem Einchecken auf meine Abrechnung sehe, bekomme ich einen Schreck. Hätte ich gewusst, dass ich nun 77 Pfund britischen Geldes für einen halben Tank zahlen würde, wäre ich glatt nochmals losgefahren zu einer Tankstelle. Aber nun ist es zu spät und nicht mehr zu ändern. Sonst war alles prima bei Hertz, das mit dem Tanken habe ich ja selbst verbockt.

Noch eine halbe Stunde in der Sonne sitzen, durch den Security Check, die letzten Pfund britischen Geldes unters Volk bringen für Enchiladas, Salat und eine Cola und dann steht auch schon das Gate auf den Monitoren angeschlagen. Das Boarding zieht sich, aber der Flug ist nur kurz. Nach einer Stunde und zehn Minuten sollten wir immer noch pünktlich landen.

In England regnet es immer? Heute war strahlender Sonnenschein, zumindest durfte ich das bis kurz nach 16 Uhr bis zum Abflug prüfen. In Frankfurt hingegen sollte mich kühles und nasses Wetter erwarten. Auf den 2,5 Stunden Rückfahrt regnete es zumindest mehr als in den 9 Tagen zuvor im gesamten Urlaub.

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #58 am: 16.06.2013, 19:28 Uhr »
Rückblick:

Im Grunde sind 9 Tage zu kurz, wenn man alles sehen will. Schließlich ist es ungefähr so, als ob man die gesamte Küste von Deutschlands Nord- und Ostsee mal eben in 9 Tagen sehen wollte, und das vorwiegend auf Nebenstraßen.

Für einen Eindruck reicht es aber absolut, wobei man sich im Grunde nicht stressen muss und sich auch für eine Ecke entscheiden könnte. schließlich sind die Fischerdörfer überall malerisch, die Küste überall atemberaubend, die Moore im Grunde ähnlich.

Sollte ich mich entscheiden müssen, würde ich insbesondere bei relativ knapp bemessener Zeit wohl recht fix zum äußersten Ende Cornwalls durchfahren, nach St. Ives, würde dann noch als Stadt unbedingt Oxford und auch Eton / Windsor mir nicht entgehen lassen.

Die Reisezeit würde ich wieder genau so wählen. Zwar war es selten wirklich stabil sonnig, aber es hat, wie in der Wetter-Statistik ersichtlich, auch recht wenig geregnet, und vor allem finde ich den Gedanken grauslich, mich durch deutlich vollere Straßen und Orte wühlen zu müssen.

Die Unterkünfte waren alle klasse, allerdings waren die vier kleineren Unterkünfte in den kleineren Orten deutlich netter und individueller, dabei ebenso komfortabel wie die beiden Stadthotels in Bath und Oxford, haben aber nur einen Bruchteil davon gekostet.

WLAN gab es überall, aber leider nicht immer stabil und nicht immer bis ins Zimmer.

Essen und trinken kann man prima, und auch nicht allzu teuer. Public Houses sind einfach entspannt und entspannend. Und als Land mit Connections in alle Welt findet man eben auch die Küche aus aller Welt.

Ansonsten ist Großbritannien ein super gastfreundliches Land, in dem ich mich super gut aufgehoben gefühlt habe und immer absolut herzlich behandelt wurde.

Gerne immer wieder!

Flicka

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Re: Oh how lovely - unterwegs auf Pilcherpfaden (England 2013)
« Antwort #59 am: 16.06.2013, 19:39 Uhr »
Schade, schon wieder daheim.  :(

Aber schön wars! Vielen Dank fürs Mitnehmen und dafür, dass du mal wieder einen Punkt auf meine Liste unerledigter Urlaubsziele gesetzt hast. Na ja, jetzt, wo ich in Australien das Linksfahren geübt habe, könnte ich mich ja auch mal mit einem Auto auf britische Straßen wagen. :D


Mit dem Programm am Urlaubstag hatte ich nicht gerechnet. Aber irgendwie passt es schon zu der Reise. Obwohl ich nicht der allergrößte Harry-Potter-Fan bin (obwohl: gelesen und geguckt habe ich alles ;-) ) hätte mir die Tour wahrscheinlich auch Spaß gemacht.

Aber jetzt muss ich mich doch mal als völlig unwissend outen: Gedreht wurde das ganze doch nicht dort, oder?