... und es geht weiter mit Tag 10
Heute haben wir uns einen besonderen Luxus gegönnt. Für diesen Luxus müssen wir aber schon ganz früh fit sein, denn um 7.30 Uhr werden wir abgeholt. Wir stehen also zeitig auf und gehen wie vereinbart in die Lobby. Dort wartet bereits Xin (John) Ping auf uns. Xin wird uns heute den ganzen Tag fahren. Wir haben vor die große Mauer in Mutianyu und die Ming Gräber zu besuchen. Wir sind auf Xin Ping für das China-Forum gestoßen. Die Touri-Reiseveranstalter starten schon um 6.30 Uhr und sind gegen Mittag wieder zurück. Dabei wird man noch in eine Seidenfabrik oder eine ähnliche Verkaufsveranstaltung gelockt, wo man dies und das kaufen kann.
Mit Xin Ping haben wir vorab einen festen Preis von 800 Y vereinbart und dafür lohnt es sich allemal einen solchen Fahrer zu nehmen. Wir starten also pünktlich unsere Tour. Zuerst geht es durch das Stadtzentrum Richtung Norden. Die Fahrweise der Chinesen hier ist etwas gewöhnungsbedürftig, für Empfindliche empfiehlt es sich einfach nicht hinzuschauen. Für alle anderen hier mal die größten Unterschiede. Aus zwei Spuren werden generell drei Spuren gemacht. Niemand lässt einen anderen vor, lieber drängelt man selbst nach vorne. Vorausschauendes Fahren gibt es nicht. Sollte es einen Stau geben, wird erst kurz davor gebremst. Blinken gibt es nicht. Die Hupe ist das Hauptmittel und hilft gegen und für alles. Zebrastreifen oder rote Ampeln werden prinzipiell übersehen. Überholt wird auch trotz Gegenverkehr. Durchgezogene Linie werden prinzipiell missachtet, Geschwindigkeitsbegrenzungen auch.
Daran gewöhnt man sich aber recht schnell und sobald es auf Autobahnen geht, ist die Fahrweise recht human. Einzig an Einfädelspuren gibt es einen Knäuel, da alle gerne die ersten sein wollen. Ansonsten ist die Fahrt recht entspannt obwohl Xin Ping schon hier und da grenzwertig fährt.
Zuerst fahren wir zu den Ming Gräbern. Warum ? An der großen Mauer ist es am Morgen recht voll, da alle Tourbusse die Touristen dorthin karren und gegen 11 Uhr wieder den Rückweg starten. Nach etwa einer Stunde sind wir dann angekommen. Es gibt 16 Ming Gräber wobei 13 davon innerhalb eines Gebietes ist. Davon können aber nur drei besucht werden. Achtung, alle Gräber sind einzeln und hier muss auch einzeln Eintritt ( zwischen 45 und 60 Y pro Person ) bezahlt werden. Bitte überlege also vorher gut, welches Du besuchen willst.
Das spektakulärste bzw. einzigartigste ist das Ding Ling. Hier ist zum ersten Mal ein unterirdisches Grab gebaut worden. Das hat es vorher und nachher nicht mehr gegeben. Xin Ping, unser Tourguide besorgt uns die Eintrittskarten und lässt uns ziehen. Nach einer kurzen Orientierungsrunde geht es hinab in den Palast, wie er genannt wird. In drei riesigen Hallen wurden die Särge aufgebahrt.
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Leider sind diese Hallen nicht so pompös wie man es für einen Kaiser gewohnt ist. Ebenso sehen die Sargnachbildungen eher danach aus, dass sie erst vorgestern angemalt wurden.
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Die Hallen sind sehr kahl, nur die massiven Türen sind so wie wir uns das eigentlich vorgestellt haben. Aber das ist scheinbar das revolutionäre daran. Auch waren wohl schon die Grabräuber an den Grabstätten dran - bevor man sie entdeckt und ausgegraben hat.
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Am anderen Ende geht es wieder nach oben und ein Weg führt entlang der Grabgrenze. Dort kann man schon in der Ferne weitere Gräber, dieses Mal in pompöser Bauart erkennen. Erlaufen kann man diese drei Gräber auch. Der berühmte Seelenweg führt sieben Kilometer entlang der drei geöffneten Grabstellen. Das machen wir dann das nächste Mal.
Wir wollen noch ein zweites Grab, das von Chang Ling besuchen. Es gilt als das schönste der 13 Gräber. Nach einer kurzen Fahrt sind wir schon dort. Den kurze Weg bis zum Ticket Office begleitet uns Xin Ping noch, dann lässt er uns wieder alleine unseres Weges gehen.
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Die eigentlichen Gräber sind alle unter einem riesigen Grabhügel. Man kann also den Leichnam als normalsterblicher Tourist nicht sehen. Interessant sind aber die Hallen, die zu dem Grabhügel führen. In diesem Fall sind es deren drei, die alle sehr großzügig gebaut sind.
In diesen Hallen wird die Geschichte des Kaiser und deren Verwandten genauestens erklärt. Ebenfalls wird der Seelenweg mit einige Bildern beschrieben. Ausstellungsobjekte wie Kronen und weitere Kostbarkeiten sind zu sehen. Leider gibt es auch hier kein einziges Stück Papier, wo man etwas nachlesen könnte. Aber die ausgestellten Stück sind meist gut beschrieben.
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Das unspektakulärste kommt am Schluss, die eigentlichen Ruhestätte, deshalb gibt es davon auch kein Bild. Der Grabhügel selbst ist recht groß und mit Bäumen bewachsen. Man würde diesen Berg nicht als Grabhügel erkennen, wenn es keinen Hinweis darauf geben würde. Aber alle letzten Ruhestätten der Ming-Dynastie sind so angeordnet. Der Grabhügel soll wohl aber auch noch ausgegraben werden (laut Reiseführer).
Nach etwa einer Stunden gehen wir retour. Wir hatten eine Rückkehrzeit vereinbart, die aber nicht zwingend eingehalten werden muss, schließlich haben wir den Fahrer für einen ganzen Tag gebucht. Die weitere Fahrt zur großen Mauer nach Mutianyu führt größtenteils über kleine Dörfer und tolle grüne Landstriche. In den Dörfern ist das Leben sehr einfach. Die meisten leben hier wohl vom Obst- oder Gemüseanbau. Hier und da sind man auch einen Art Baumarkt oder Reparaturbetrieb.
Nach einer weiteren dreiviertel Stunde sind wir am Parkplatz zur Großen Mauer angekommen. Es gibt nur noch Teile der Mauer, die erhalten bzw. restauriert sind. Schätzungsweise sind nur noch 20 Prozent des Bauwerkes noch vorhanden. Am bekanntesten ist das Teilstück in Badaling, aber auch am vollsten. Badaling ist die nächstliegende Möglichkeit von Peking aus die Mauer zu sehen. Wir haben uns daher für Mutianyu entschieden. Die Auffahrt zum Parkplatz gestaltet sich als schwierig, denn diese ist nur einspurig, sehr eng und voll von Menschen, die alle weiter unten parken mussten und nach oben laufen. Xi Ping, unser Fahrer interessiert das wenig. Er passiert sämtliche Kontrolle als wir auf den Hauptparkplatz kommen und er fährt uns direkt vor den Ticketschalter und parkt sein Fahrzeug gegenüber an einer Straße bei den Taxen.
Die Tickets für den Eintritt und die Cable Car bekommen wir auch erstaunlich schnell. Xin Ping hält nichts davon sich an der Schlange vor dem Schalter anzustellen, wie im Übrigen kein Chinese, sondern geht direkt vor und kauft diese. Die Seilbahn ist der bequemste Weg nach oben, laufen wäre auch möglich, aber für einen kurzen Besuch wie wir das machen nicht sinnvoll. Übrigens, der Round Trip, also hinauf und hinunter, ist günstiger als ein Einzelticket also am besten gleich beides zusammen kaufen.
Es geht steil den Berg nach oben. Links und rechts gibt es Stände mit allerlei Souvenirs, aber nichts was für uns typisch chinesisch wäre und alles irgendwie kitschig und billig. Die Verkäufer sind aber derartig aggressiv, wenn man als Tourist erkannt wird, dass es hier und da nervt. Einfach ignorieren und weiterlaufen hilft da am besten.
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An der Seilbahn selbst ist fast keine Schlange obwohl es doch schon voll ist. Es erinnert stark an einen Kabinenlift in Österreich aus den 80ern. Die Sechser-Sessel führen die Touristen nach oben, denn die Mauer wurde ja bekanntlich auf den Bergen Chinas gebaut.
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Oben angekommen kennzeichnen große orangene Luftballons, dass hier der Sessellift fährt. Es gibt zwei Möglichkeit nach unten bzw. oben zu kommen. Wir haben die „beste“ gewählt, denn auf dieser Teilstrecke der Mauer ist am wenigsten los.
Als wir zum ersten Mal auf den Steinen stehen, sind wir schon sehr beeindruckt, wie sich diese Mauer durch die Berge schlängelt. Das muss eine riesige Arbeit gewesen sein, alle die Steine und das Material hierher zu bekommen und hier zu verarbeiten.
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Insgesamt sind hier 23 Türme noch erhalten bzw. wurden restauriert. Diese dienten zur Unterkunft, zum schlafen oder auch als Wachturm gegen die Feinde. Hier und da gibt es steile Stücke die in Treppenform gebaut sind, die meiste Zeit geht es auf der Mauer aber eben voran.
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Wir laufen ein sehr schönes Stück entlang, schauen uns die tolle Landschaft an, verfolgen die Mauer auf ihrem weiteren Weg, bis wir an ein sehr steiles Stück kommen. Diese führt in Treppenform geschätzte 500 Meter nach oben. Das ist nichts für Menschen mit schwacher Kondition und davon sieht man hier Einige.
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Wir wollen diese Herausforderung bewältigen und starten unsere „Kletterübung“. Der erste Teil ist so steil, dass man sich mit den Händen nach oben hangeln muss. Daran scheitern schon viele Mauerbesucher. Dann geht es geschätzte 20% Steigung nach oben bis zum nächsten Turm. Hier und da macht man eine Pause, natürlich um die schöne Aussicht zu genießen, an der Kondition wird es nicht scheitern.
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Hier noch ein Video mit einer schönen Übersicht über den Verlauf der Mauer.
Oben angekommen, hatten wir gehofft, dass die Mauer wieder nach unten geht und wir einen schönen Blick auf die andere Seite bekommen. Weit gefehlt. Hier geht es nochmals zwei Etagen weiter nach oben und wir entscheiden uns umzukehren, da wir ansonsten zu weit von der Basis entfernt sind.
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Auf dem Rückweg geht es jetzt meistens bergab. Eigentlich dachten wir, das wäre etwas einfacher. Ist es aber nicht, da die Treppenstufen sehr unregelmäßig sind und man auf jeden Schritt achten muss. An einigen Stellen wurden einige Stücke der Original-Mauer gelassen, so dass man sehen kann wie diese unrestauriert aussieht.
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Aber auch da sieht man bei bewegten Bildern deutlicher die Steigung.
Als wir wieder an der Seilbahn ankommen, reicht es uns eigentlich. Das ganze ist ziemlich anstrengend und bei Temperaturen um die 25° auch durchaus schweißtreibend. Wir fahren also wieder hinunter. Auch bei der Abfahrt haben wir keine längere Wartezeit.
Unten angekommen müssen wir uns durch einen weiteren Markt direkt am Ausgang der Seilbahn schlängeln. Wenn man nur in die Richtung eines Artikels schaut wird man fast in den Stand gezogen. Etwas nervig diese Angelegenheit. Unser Fahrer sieht uns schon ankommen und winkt. Wir sind auch fast pünktlich, denn wir hatten vorher eine Zeit vereinbart, wann wir wieder unten sind. Wir hätten uns aber auch gerne noch länger da oben aufgehalten. Man muss ja auch was für das nächste Mal lassen.
Auf dem Rückweg sind wir beide dann etwas geschafft und dösen hier und da. Xin Ping rast durch die Landschaft, auf Wegen die wir niemals mehr finden würden und setzt uns nach 1:45 Stunden wieder am Hotel, ohne nennenswerte Vorkommnisse oder Verletzte, ab. Wir bezahlen unseren im voraus vereinbarten Obulus und gehen auf das Zimmer um unsere Kameras abzulegen.
Wir sind schon etwas müde und die Füße tun weh, deshalb entscheiden wir einen Kaffee trinken zu gehen, bevor wir auf den Donghuamen Nachtmarkt zum Essen laufen wollen. Das Hotel ist so gut gelegen, dass wir in fünf Minuten an der Haupteinkaufsstrasse sind und lassen uns unseren Kaffee schmecken. Kurz noch geschaut wo wir an Bargeld kommen und dann kann es schon auf den Nachtmarkt gehen, der übrigens mittags und abends geöffnet hat. Bargeld ist in China noch sehr wichtig. Alle Märkte oder Ticketschalter verlangen Bargeld, deshalb sind wir auch froh eine Visa-Karte zu haben, die das kostenlos Bargeld abheben erlaubt.
Am Nachtmarkt ist wieder die Hölle los. Die Verkäufer preisen ihre Spieße und andere Leckereien an. Heute probieren wir mal scharfe Nudeln, Lammspieß, Leberspieß, Tintenfischspieß, gebackene Banane, Kokosmilch und weitere typische Köstlichkeiten, die wir aber leider nicht namentlich nennen können.
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Auch das Beobachten der Menschen beim Essen und den Verkäufern beim Anbieten der Speisen macht sehr viel Spass, aber irgendwann sind wir zu kaputt und gehen retour in unser Hotel. Auf dem Heimweg können wir aber es uns nicht verkneifen in eine Shopping-Mall zu gehen. Dieses Mall ist es aber eine der nobleren Sorte, mit den edelsten Marken auf diesem Planeten, die Intime Lotte Shopping Mall an der Wangfujing Street.
Im Hotel gehen wir noch etwas in die Lounge, lesen die aktuellen Nachrichten und dann auf das Zimmer die Koffer für morgen früh zu packen. Frank hat sich wohl gestern etwas erkältet und ist von der Tour kaputt. Heute sind wir etwas früher im Bett als üblich.
Hotel: Crowne Plaza, Peking
Sonstige Ausgaben: Starbucks 82 Y, Chang Ling Grab 90 Y, Ding Ling Grab 120 Y, Great Wall 220 Y
Essen: Donghuamen Nachtmarkt ca. 120 Y