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Autor Thema: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan  (Gelesen 54476 mal)

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Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #105 am: 20.05.2014, 18:19 Uhr »

Gezählt habe ich sie nicht, aber es waren viele. Leider finde ich in meinen Fotos kein ordentliches Bild, deshalb hier mal ein geklautes:

http://www.claasen.de/travelogg/wp-content/uploads/2013/04/DC-Washington-Monument-with-Cherry-Blossoms-2.jpg


Wunderschön. Das wäre bestimmt auch ein beliebter Ort fürs Hanami.

Zu Hanami schreibe ich gleich noch was, denn ich komme heute noch nicht dazu, einen neuen Reisetag einzustellen.

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #106 am: 20.05.2014, 18:24 Uhr »
Wissenswertes über.... Hanami

Ach ja, Hanami. Das bedeutet eigentlich allgemein „Blüten schauen“, bezieht sich aber meist auf die Kirschblüte, die als inoffizielle Nationalblüte Japans gilt. Die Kirschblüte ist die Vorbotin des Frühlings und symbolisiert die Wiedergeburt ebenso wie die Vergänglichkeit.

Die Sakura, die Kirschblüte, wandert jedes Frühjahr durch Japan von Süden nach Norden und von den Küsten hinauf in die Berge. Auf der südlichen Hauptinsel beginnt die Kirschblüte im Durchschnitt Mitte bis Ende März, in Sapporo auf der nördlichen Hauptinsel erst Anfang Mai. Mit solch allgemeinen Erkenntnissen gibt sich der kirschblütenverrückte Japaner jedoch nicht zufrieden. Für die einzelnen Städte und Regionen existieren aufgrund langjähriger Erfahrungen allgemeine Vorhersagen für die Zeit der Kirschblüte, und spätestens Ende Januar werden die ersten Prognosen für die kommende Kirschblüte getroffen. Da wagt man schon mal am 24.1. die Vorhersage, dass die Kirschblüte in Tokio am 24.3, in Kyoto aber erst am 26.3. beginnen soll und die beste Zeit fürs Hanami dort vom 1.4. bis zum 10.4. sein wird. Und auch deutsche Urlauberinnen, die ihre Aktivitäten in Japan gerne auf die Zeit der Kirschblüte abstimmen wollen, verfolgen gebannt den wöchentlich neuen Report und runzeln besorgt die Stirn, wenn sich der vorhergesagte Beginn der Blütezeit für Tokio in den Folgewochen immer weiter nach hinten verschiebt. ;-)

Die Zeit der Kirschblüte ist also eine Wissenschaft für sich, und das gilt auch für die unterschiedlichen Kirschbaumzüchtungen. Neben der häufigen Yoshino-Kirsche gibt es Sorten, die besonders früh oder spät blühen, so dass der geschickte japanische Gärtner durch eine Kombination unterschiedlicher Bäume die Blütezeit im Garten verlängern kann. Manche Bäume blühen weiß, andere zartrosa, pink, rot oder gelb. Manche Blüten haben nur fünf Blätter, andere etwa hundert.

Soviel zur Theorie. In der Praxis haben Japaner und Deutsche viel miteinander gemeinsam, wenn es darum geht, die besten Plätze zu sichern. Was dem Deutschen die Liege am Pool, das ist dem Japaner der Platz unterm Kirschbaum. An beliebten Hanami-Treffpunkten – und das kann auch mal ein Friedhof sein – werden die umkämpften besten Plätze schon früh am Morgen mit Plastikplanen reserviert. Richtig los geht es mit der Hanami-Party nach Feierabend, wenn man mit Freunden und Kollegen, Essen und Sake die Kirschblüten feiert und eine der wenigen Gelegenheiten genießt, bei denen es in Japan erlaubt ist, aus sich herauszugehen.

Wilder Löwe

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #107 am: 21.05.2014, 12:50 Uhr »
Danke für die interessanten Erläuterungen.

Hast du übrigens den Film Hanami von Doris Dörrie gesehen? Fällt mir jetzt nur gerade so ein, wenn ich hier vom Kampf um den besten Platz unter den Bäumen und den Hanami-Parties lese :wink:
Viele Grüße
Katrin

McC

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #108 am: 21.05.2014, 12:57 Uhr »
Apropos Kirschblüte.... paar km von mir entfernt liegt das größte zusammenhängende Kirschbaumfeld in Europa.... immer wieder nett anzusehen.

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #109 am: 21.05.2014, 18:52 Uhr »
Apropos Kirschblüte.... paar km von mir entfernt liegt das größte zusammenhängende Kirschbaumfeld in Europa.... immer wieder nett anzusehen.

Schön, dass es sowas auch bei uns gibt. Aber das sind dann wohl "richtige" Kirschen, keine Zierkirschen?



Hast du übrigens den Film Hanami von Doris Dörrie gesehen? Fällt mir jetzt nur gerade so ein, wenn ich hier vom Kampf um den besten Platz unter den Bäumen und den Hanami-Parties lese :wink:


Ja, den hatte geschenkt bekommen im Hinblick auf die bevorstehende Reise. Ich fand ihn aber schrecklich traurig. Andererseits war ich auf der Reise schon ein wenig enttäuscht, dass niemand in Tokio mit einem Telefonhörer herumgetanzt hat.   :wink:

McC

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #110 am: 21.05.2014, 18:59 Uhr »
Schön, dass es sowas auch bei uns gibt. Aber das sind dann wohl "richtige" Kirschen, keine Zierkirschen?

Yepp...

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #111 am: 22.05.2014, 19:56 Uhr »
4. April: Kyoto

Der Jetlag scheint überwunden, denn heute morgen wache ich um sieben auf, obwohl der Wecker erst für acht gestellt ist. Um acht bin ich schon unten in der Hotel-Lobby beim Frühstück. Das Selbstkochte von Naomis Mutter hat mich zum Frühstück dann doch nicht wirklich überzeugt, denn wie ich jetzt feststelle, ist es Fleisch mit Kartoffelbeilage. Wahrscheinlich dachte sie, ich bräuchte nach ein paar Tagen in Japan dringend deutsches Essen.

Das Frühstück in der Hotellobby ist allerdings auch nicht verlockend, und ich begnüge mich mit zwei Reisbällchen. Dafür stellt sich durch eine Nachfrage an der Rezeption heraus, dass das gestern nicht auffindbare Internetpasswort einfach nur der Name der Hotelkette ist. Wie soll man denn darauf kommen, wenn in der Beschreibung vor und hinter dem Hotelnamen alles auf japanisch steht?

Egal, jetzt klappt es ja. Um neun verlasse ich das Hotel und suche die Bushaltestelle, von der der Bus Nr. 207 abfährt. Die ist dank Lageplan auch schnell gefunden, und liegt im Bereich "E", keine hundert Meter vom Hotel entfernt. Kaum stehe ich dort, kommt auch schon der Bus. Im Innenstadtbereich von Kyoto gilt für Busse ein Einheitspreis von Y230, also einfach in der Mitte des Busses einsteigen, ein Ticket braucht man nicht. Im Bus wird angezeigt, welches die nächste Station ist, zumindest wenn es eine Linie ist, die vor allem die touristischen Ziele anfährt, und beim Aussteigen wirft man den Fahrpreis dann passend in den Münzschacht beim Fahrer. Ich fahre insgesamt sechs Stationen, und netterweise wird schon im Bus angesagt, dass man als Besucher des Kiyomizudera-Tempels hier aussteigen sollte. Von der Bushaltestelle aus sind es nur noch ein paar Minuten Fußmarsch bis zum Tempel.




Ich bin nicht die einzige, die dort hin will. Eine Reisegruppe nach der anderen schiebt sich die schmale Straße zwischen Shops und Restaurants vorbei. Dazwischen werden auch noch Hochzeitsfotos gemacht. Aber bald ist es geschafft und der Tempel erreicht.






Der Tempel, wörtlich der Tempel des reinen Wassers, wurde schon im Jahr 780 gegründet, erst einmal rund um den Otowa-Wasserfall. Heute gibt es verschiedene Gebäude, unter anderem die offene Haupthalle, die auf einem hölzernen Gerüst neben dem Wasserfall steht. Der Wasserfall ist heute noch eine der Hauptattraktionen des Tempels. Mittlerweile hat man ihn in drei kleine Wasserfälle unterteilt, und wundersamerweise soll jeder der drei Wasserfälle eine andere Wirkung haben, nämlich langes Leben, schulischen Erfolg und Glück in der Liebe.

Das Wetter zeigt sich des Monats April würdig und bietet von strahlendem Sonnenschein bis leichten Regenschauern innerhalb von Minuten alles auf was geht. Auch hier gibt es einige Kirschbäume, und falls dann doch keine Blüte mehr da ist, bringt das Pferd auf den Ema-Täfelchen ein paar neue Zweige.












Auf dem buddhistischen Tempelgelände steht – in Japan gar nicht unüblich - ein Shinto-Schrein, der Jishu-Schrein, und hier geht es auch um das Glück in der Liebe. Wer es schafft, mit geschlossenen Augen den 18 Meter langen Weg zwischen zwei Steinen zurückzulegen, soll besonderes Liebesglück finden. Heute ist es aber so voll hier, dass niemand ernsthaft sein Glück versucht. Der weißgekleidete Mann am Schrein wird übrigens nicht in einer shinoistischen Zeremonie gestört, sondern wischt gerade Staub.








Nach einem Spaziergang zu einer Pagode auf dem Hügel gegenüber führt der Rundweg dann hinunter zu den glücksverheißenden Wasserfällen. Hier stelle ich mich fünf Minuten in die Warteschlange, aber jetzt fängt es plötzlich an, heftig zu regnen, also ist mein Bedarf an Wasser von oben erst mal gedeckt und ich flüchte mich in einen kleinen Imbiss. Viertel vor elf ist zwar noch etwas früh fürs Mittagessen, aber besonders viel gabs zum Frühstück ja nicht, also gönne ich mir eine heiße Nudelsuppe.






Das Wetter bessert sich und ich ziehe weiter, die Straße hinunter und durch die Souvenirgeschäfte. Binnen Minuten habe ich zwei Tüten in der Hand, dabei wusste ich bis vorhin gar nicht, dass ich getrocknete Kirschblüten und einen Schirm in Geisha-Design brauche. Immerhin widerstehe ich dem reichhaltigen Hello-Kitty-Angebot.






Der Weg führt jetzt nach Norden durch die Sannenzaka und die Ninnenzaka, zwei pittoreske Sträßchen, vorbei an weiteren Shops und Restaurants. Zwischendurch sehe ich ab und zu "Geishas", das sind aber Touristinnen, die ein entsprechendes Paket mit Kostümierung und Spaziergang durch Higashiyama gebucht haben.






Schließlich erreiche ich – wobei ich leider mal wieder fragen muss – den Kodaiji-Tempel. Der Tempel wurde 1606 gegründet, stammt also aus der Zeit des Shoguns Tokugawa Ieyasu, der den Bau auch finanziell unterstützt hat.




Aus der Haupthalle schaut man hinunter in den Stein-Zengarten, an dessen Rand ein wunderschöner Kirschbaum steht. Unter ihm ist das Moos schon halb von Blütenblättern bedeckt, und er wirkt wie aus einer Märchenwelt. Ich finde den Baum jedenfalls zum Weinen schön und habe einen richtigen Kloß im Hals.




Auch der kleine Bambuswald, den man beim Abstieg aus den Tempelgärten durchquert, scheint aus einem Anime entsprungen zu sein.




Von Kodaiji-Tempel aus sind es nur noch ein paar Schritte in den Maruyama-Park, der berühmt ist für seine große Trauerkirsche. Die steht in voller Blüte und ist ein Traum in weiß. Im Park gibt es Essstände, die Leute sitzen auf Tatami-Matten unter den Bäumen. Es ist wie ein großes Picknick




Direkt an den Maruyama-Park grenzt der Yasaka-Schrein. Der steht so dicht am Geisha-Viertel Gion, dass er auch als Gion-Schrein bekannt ist. Die vielen Laternen, die hier hängen, tragen übrigens nicht etwa religiöse Beschriftungen, sondern werben für die örtlichen Händler, die für den Schrein gespendet haben.






Ich gehe weiter zum Chionin-Tempel mit seinem großen Eingangstor, dem Sanmon-Tor. Mehr als das Tor schaue ich mir aber nicht an, denn die Haupthalle wird derzeit renoviert, und irgendwie befällt mich gerade eine akute Tempelunlust – wofür diese Gegend nicht gerade der ideale Ort ist.




Aber einen Tempel will ich noch besuchen, den Shorenin-Tempel. Der punktet gleich mal mit tollen alten Bäumen am Zuweg, und wie ich erfreut feststelle, hängt zwar im inneren der Räume ein Schild mit einem Rauchverbot, aber nicht mit einem Fotografierverbot, also gibt es hier auch mal ein Foto aus einer der Tempelhallen. Auch der Garten ist schön angelegt. Auch hier gibt es einen kleinen Bambuswald, und als der Wind stärker wird, rauschen die Blätter und schlagen die Bambusstangen zusammen. Es klingt fast wie ein Xylophon.












Der Shorenin-Tempel ist der letzte, den ich heute besuche, aber einen Schrein habe ich mir für heute vorgenommen, der etwas außerhalb liegt, nämlich den Fushimi-Inari-Schrein. Dazu laufe ich erst mal ein Stück bis zum Bahnhof der Kintetsu-Railways. Dort kaufe ich mir ganz alleine ein Ticket, ich bin echt stolz auf mich. Ein paar Stationen mit dem Zug, dann ist auch der Bahnhof Fushimi Inari erreicht und ich steige aus. Von hier aus sind es nur noch ein paar Minuten bis zum Schrein.

Der Fuhimi Inari Schrein ist der bedeutendste von einigen tausend Schreinen in ganz Japan, die Inari geweiht sind. Inari ist der Gott des Reises, aber auch auch des wirtschaftlichen Erfolgs, und seine Boten sind besondere Füchse.

Inzwischen wechseln sich blauer Himmel und Regen wieder im Minutentakt ab, aber ab und zu beleuchtet die Sonne die Schreingebäude. Überall stehen Fuchsstatuen und schauen grimmig auf die Besucher hinab. Was einem hier blühen kann, illustriert ein Filmplakat, das netterweise auf dem Schreingelände aufgehängt ist: Besonders nach Anbruch der Dunkelheit kann es sein, dass der geheimnisvolle Fuchsgott, der in männlicher oder weiblicher Gestalt erscheinen kann und von zwei weißen Füchsen begleitet wird, den arglosen Besucher verzaubert. Die Attraktion des Schreins sind die vielen roten Torii, die vor allem am Anfang so dicht stehen, als würde man durch einen Tunnel gehen. Auch hier preisen die Inschriften nicht etwa die shintoistischen Götter, sondern bezeugen den Spendernamen.
















Ich gehe noch ein Stück weiter, aber jetzt ist die Sonne völlig hinter dicken Wolken verborgen, und es wird richtig kalt. Außerdem tun mir die Füße weh, und ich will auch nicht von einer Fuchsgöttin verzaubert werden, also hinüber zur JR-Station und von hier aus in ein paar Minuten zum Hauptbahnhof in Kyoto. Dort nutze ich das Umsteigen in die U-Bahn für ein paar Fotos des modernen Gebäudes.




Beim anschließenden Ticketkauf für die U-Bahn bin ich schon völlig souverän. Erst wird der Fahrpreis rausgesucht, den ich für die Fahrt zur Station Shijo zahlen muss, das sind Y 210.




Dann wird das Geld in den Münzschacht geworfen, und ich drücke die aufleuchtende Taste mit Y 210 und ziehe das Ticket.




Ziemlich erledigt komme ich gegen fünf Uhr im Hotel an, werfe mich aufs Bett und gönne den Füßen eine zweistündige Auszeit, bevor ich mich auf den Weg zum Nijojo mache. Von gestern kenne ich den Weg ja noch, also finde ich problemlos hin. An der Burg sind schon die Tourbusse vorgefahren und die Leute stehen an der Kasse Schlange. Nach kurzem Warten bin ich aber drin: im illuminierten Park. Schon am Anfang des Rundwegs hat man sich etwas einfallen lassen, denn dort sind große Kirschblüten auf den Weg geleuchtet. Dann führt der Weg weiter zum prachtvoll angestrahlten Tor. In den Innenbereich kommt man heute abend nicht, die Route führt weiter durch den Außenpark, vorbei an vielen angestrahlten Kirschbäumen.








Leider fängt es in diesem Moment an, heftig zu regnen, aber das hält zum Glück nur kurz an. Die Runde führt weiter in Teile des Parks, die ich schon von gestern kenne.






Gegen Ende wartet noch ein besonderes Schmankerl, denn in einer Halle spielen drei Frauen das traditionelle Koto, ein zitherähnliches Instrument mit 13 Saiten.




In gelöster Stimmung beende ich die Runde durch den Park und spaziere wieder zurück zur U-Bahn. Vorhin war es mir schwergefallen, mich wieder vom Bett hochzuwuchten. Jetzt bin ich froh für dieses wunderbare Erlebnis. Vor der Reise war mir die Hanami-Besessenheit der Japaner noch irgendwie merkwürdig erschienen, aber die Kirschblüte scheint hier wie ein tagelanges Fest gefeiert zu werden. Heute abend waren alle in fröhlicher, festlicher Stimmung, und der Anblick der Menschen, vom Kind bis zum ehrwürdigen Großvater, die die schönsten Blüten suchen, fotografieren und wie eine Kostbarkeit betasten, hat etwas anrührendes.


Ausgaben des Tages

Busfahrt Y 230
Kiyomizudera Y 300
Souvenirs Y 1800
Kodaiji Y 600
Shorenin-Tempel Y 500
Zugfahrt Kintetsu Railways Y 210
U-Bahnfahrten Y 630
Nijojo Y 400
Snacks und Getränke Y 1000
Beim Anblick eines Baumes beinahe weinen zu müssen: unbezahlbar

Katja

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #112 am: 22.05.2014, 21:03 Uhr »
Ganz tolles Kino. Schade, dass das Wetter nicht so mitgespielt hat, aber tolle Fotos sind trotzdem rausgekommen.
Klasse, dass es jetzt auch mit den Fahrkarten geklappt hat!
Viele Grüße
Katja

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Microbi

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #113 am: 23.05.2014, 09:14 Uhr »
Bin ganz sprachlos. Deine Bilder sind noch schöner, als meine Erinnerungen.

Eine Frage zum Automaten: Wie bekommt man den richtigen Betrag angezeigt? Du hast schon etwas darüber geschrieben, aber ich habe das auch nicht ganz kapiert  :oops: Und ich sehe noch einen Knopf mit der Aufschrift "english guidance". Den hast Du aber nicht gedrückt, oder? Wäre gespannt, was dann passiert.  :)

Mic

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #114 am: 23.05.2014, 20:50 Uhr »

Klasse, dass es jetzt auch mit den Fahrkarten geklappt hat!




Eine Frage zum Automaten: Wie bekommt man den richtigen Betrag angezeigt? Du hast schon etwas darüber geschrieben, aber ich habe das auch nicht ganz kapiert  :oops:



Nachdem ich es raus hatte, fand ich es eigentlich ganz einfach, aber ich gebe gerne zu, dass es im Text oben etwas schnell gegangen ist.

Auf dem ersten Foto sieht man einen Ausschnitt des Streckennetz. Das ist die typische Darstellung, wie sie an einer großen Tafel über den Fahrkartenautomaten hängt. Wir sind im Moment an der Kyoto Station, die ist auch extra rot markiert, unten mittig im Bild. Von hier aus wollen wir zur Shijo-Station, die liegt zwei Stationen "über" der Kyoto-Station. Ich habe beide Stationen mit dem gelben Rahmen markiert. An der Shijo-Station stehen zwei Zahlen: oben 210 und unten 110. Unten ist soviel ich weiß der ermäßigte Preis, wir zahlen aber den normalen Preis, also Y 210.





Am Automaten werfen wir dann in den Münzschacht, im Bild markiert mit der gelben "1", ausreichend Geld. Das muss nicht passend sein, der Automat gibt raus. Sobald wir Y 210 eingeworfen haben, leuchtet auf einer Taste der Betrag 210 auf, markiert mit der gelben "2". Wenn wir mehr Geld einwerfen würden, würde rechts neben der 210-Taste die 260-Taste aufleuchten. Y 260 ist nämlich der nächsthöhere mögliche Fahrpreis. Das sieht man, wenn man sich die Tafel oben mal näher anschaut. Weil wir aber nur bis Shijo wollen, drücken wir die 210-Taste, und an dem mit "3" markierten Kartenausgeber nehmen wir dann unsere Fahrkarte.



Manche Automaten sind etwas anders aufgebaut, was die Tasten mit den Fahrpreisen angeht, aber das Prinzip ist eigentlich dasselbe. Man sucht immer zuerst raus, was man bezahlen muss, zahlt dann und wählt dann das Ticket mit dem erforderlichen Betrag aus. Ich dachte halt zuerst, man müsste am Automaten ein Ticket auswählen und dann den anzeigten Betrag zahlen, so wie es normalerweise bei uns der Fall ist.


Die Fahrkarte gibt man dann am Ticketgate ein, die Schranke öffnet sich, man geht durch, nimmt dabei die Karte wieder an sich und behält sie während der Fahrt. An der Ausstiegsstation muss man die Karte dann wieder im Ticketgate eingeben, und wenn man genug gezahlt hat, öffnet sich die Schranke und man kann gehen. Wenn man sich beim Ticketkauf vertan hat oder zu weit gefahren ist und der Fahrpreis nicht reicht, bleibt die Schranke geschlossen. Dann muss man zur Fare Adjustment Machine, steckt dort die Karte ein, bekommt den fehlenden Betrag angezeigt, wirft ihn ein, nimmt die Karte und kann dann das Ticketgaste passieren. Man kann also eigentlich nie einen Fehler machen, wenn man zu wenig zahlt, denn beim Ausgang hat man dann die Möglichkeit, den fehlenden Betrag nachzuzahlen.

Inspired

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #115 am: 23.05.2014, 22:22 Uhr »
Hi hi, Gebrauchsanweisung "Japan für Anfänger". Den Bericht kann man nur weiter empfehlen!

Katja

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #116 am: 23.05.2014, 22:49 Uhr »
Tolle Erklärung!
Katja
Viele Grüße
Katja

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #117 am: 25.05.2014, 15:56 Uhr »
Ahhhh...! Jetzt! Jetzt verstehe ich es.

Sehr gut, dankeschön!

Bin in Japan noch nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, weil wir ein Auto gemietet haben, oder mal mit dem Taxi fuhren. Aber das ist jetzt gar nicht mehr so furchteinflößend.  :)

Mic

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #118 am: 25.05.2014, 18:35 Uhr »
Autofahren in Japan? Das fände ich jetzt ziemlich furchteinflößend.  :shock:

Aber schön, dass sich jetzt jeder selber seine Fahrkarte kaufen kann, so langsam wurde es echt teuer, immer für euch mitzuzahlen.  :wink:

Also kramt ein paar Yen raus, denn jetzt gehts weiter.


Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #119 am: 25.05.2014, 18:36 Uhr »
5. April 2014: Kyoto – Arahiyama - Kyoto

Als ich heute morgen aufwache, wird mir bewusst, dass ich jetzt schon seit einer Woche in Japan bin. Schon oder erst? Eigentlich kommt es mir vor, als würde ich schon viel länger durchs Land reisen. Bei vielem habe ich inzwischen schon Routine. Ich weiß, wie ich Zug- und U-Bahntickets kaufe und wie mein Railpass funktioniert. An vielen Sehenswürdigkeiten gibt es kleine Imbisse, an denen man sich für eine Pause setzen und für wenig Geld eine frischgekochte Mahlzeit bekommt, und für den Durst stehen fast überall Getränkeautomaten.

Was mir fehlt: Meine geliebte Cola light. Die scheint es in Japan nirgends zu geben, höchstens ab und zu mal Cola Zero. Also greife ich notgedrungen ab und zu auf das das „echte“ Cola zurück, um mir morgens als Nicht-Kaffeetrinkerin einen Koffein-Schub zu holen. So auch heute morgen, als ich mich gegen acht Uhr auf den Weg nach Arashiyama mache. Dazu noch zwei Teilchen von dem Backstand im U-Bahnhof, denn auf Reisbällchen zum Frühstück habe ich heute morgen keine besondere Lust.

Zunächst geht es mit der U-Bahn zwei Stationen zum Hauptbahnhof und von hier aus mit dem JR-Zug nach Arashiyama. Hierher fährt die Sagano Linie. Auf der kurzen Zugfahrt frühstücke ich und stelle fest, dass die Backwaren etwa die Qualität meiner eigenen Backerzeugnisse haben, also auf dem deutschen Markt nur unter Einschränkungen verkäuflich wären. Besser als Reisbällchen und Misosuppe sind sie aber allemal.

In Arashiyama gehe ich als erstes zur Togetsukyo-Brücke und überquere den Fluss, an dessen Ufer einige schöne Kirschbäume stehen. Hier ist schon ganz schön was los. Auch die ersten Planen für das abendliche Hanami werden schon ausgelegt. Im kleinen Park stehen verschiedene Kirschbäume, und die Blüten leuchten in der Sonne.










Von hier aus ist es zurück über die Brücke nur ein kurzer Weg bis zum Tenryuji-Tempel. Der Tempel wurde ursprünglich 1339 gebaut, wurde aber mehrfach zerstört. Die heutigen Tempelgebäude sind höchstens 150 Jahre alt. Viel zu sehen ist im Tempel nicht, aber immerhin schaut ein Drache böse von der Wand.






Interessanter als der Tempel ist der Garten. Zuerst bin ich etwas enttäuscht, weil der Garten rund um den Teich so früh im Jahr noch ziemlich kahl ist und offenbar nur eine einsame Kirsche zu bieten hat. Aber im hinteren Teil des Gartens findet man sich dann plötzlich im Kirschblütenparadies wieder. Hier gibt es mehrere verschiedene Sorten, die von weiß bis rot in verschiedenen Farben blühen. Wunderschön. Ich komme mir vor wie im Märchenkirschwald.








Den Tempel kann man durch ein Tor im hinteren Teil des Gartens verlassen und steht dann direkt in einem Bambuswald.






Nur ein paar Schritte weiter biegt der Weg zur Okochi-Sanso-Villa von der Hauptroute ab. Die Villa selbst kann man nicht besichtigen, sondern nur den Garten. Dafür werden Y 1000 Eintritt verlangt, ganz schön happig, aber immerhin ist in dem Preis auch eine Tasse Matcha-Tee und eine Süßigkeit inbegriffen, und weil es inzwischen schon fast halb zwölf ist, kommt mir das ganz recht. Der Garten ist im Sommer oder Herbst wahrscheinlich sehr schön, aber nach der Blütenpracht vom Tenryuji-Tempelgarten bin ich nur noch schwer zu begeistern.




Der Weg führt weiter Richtung Norden, und ab hier reihen sich entlang der Berghänge verschiedene kleine Tempel. Ich besuche zuerst den Jojakkoji-Tempel, der einen kurzen Fußmarsch entfernt liegt. Hier sind außer mir nur eine Handvoll Besucher unterwegs, und der Tempelgarten wirkt ein wenig verschlafen.










Danach schaue ich in ein schönes Souvenirgeschäft und bekomme sofort eine Tasse Tee serviert. Den schlürfe ich dankbar, denn inzwischen verschwindet die Sonne immer öfter hinter den Wolken, und ist ziemlich kalt.




Den nächstgelegenen Tempel, den Nisonin, besuche ich auch. Die Gebäude sind hier größer, ein paar mehr Menschen sind auch unterwegs, und im Tempel sieht man auch ein paar Wandmalereien.






Im weiteren Verlauf führt die schmale Straße durch ein Wohngebiet und an kleinen Geschäften und Restaurants vorbei. Wer hier wohnt, ist offenbar wohlhabend. Als ich das folgende Foto mache, beginnt es plötzlich um mich herum zu blinken und zu tröten und hört erst auf als ich ein paar Schritte zurückgehe. Offenbar habe ich gerade eine Alarmanlage ausgelöst, also schnell weg.






Als nächstes will ich eigentlich zum Adashino Nenbutsuji Tempel, aber an dem laufe ich erstmal versehentlich vorbei und merke es erst, als ich am Otagi Nenbutsuji Tempel ankomme. Überhaupt könnte die Ausschilderung hier in der Gegend etwas besser sein, zumindest auf englisch. Wie es auf japanisch aussieht, kann ich ja nicht beurteilen. Also erst mal zum Otagi, zum Adashino gehe ich auf dem Rückweg.

Der Otagi Nenbutsuji Tempel ist bekannt für seine etwa 1200 Steinfiguren. Sie sind erst 20 – 30 Jahre alt und ganz individuell gearbeitet, manche betend oder andächtig, andere fröhlich oder frech. Eine Zeitlang bin ich ganz alleine hier und schlendere zwischen den Figuren umher.












Auf dem Rückweg besuche ich den Adashino Nenbutsuji. Hier kann die Gottheit direkt aus dem Tempel auf die Kirschblüten schauen, da hat sie wenigstens was zu sehen, das finde ich sehr nett. Gegründet wurde der Tempel schon im 9. Jahrhundert. Auf dem Tempelgelände sind Hunderte von Steinstatuen für die Seelen von Verstorbenen aufgestellt.








Ab jetzt gibt es zwei Alternativen: Auf dem selben Weg wieder zurück zum Bahnhof oder den Fußmarsch zum Daikakuji-Tempel in Angriff nehmen. Ich entscheide mich für den Tempel, denn der soll zur Kirschblüte sehr schön sein. Zuerst ist der Weg auch ausgeschildert, aber ab der nächsten Weggabelung muss der Reisende dann leider selbst schauen, wie er klarkommt. Ich frage mich mal wieder durch und erreiche schließlich nach einer knappen halben Stunde den Tempel. Zuerst schaue ich mir den Garten an, der an einem von Kirschbäumen gesäumten Teich liegt. Hier gibt es Enten, und zwitschernde Vögel fliegen durch die Kirschbäume.










Das Gelände und der Tempel wurden schon im 9. Jahrhundert angelegt, zuerst als Palast und Garten für den damaligen Kaiser Saga. Später wurde der Palast in einen Tempel umgewandelt. Der Tempel gefällt mir sehr gut. Von hier aus hat man den Blick auf einen schönen Kirschbaum an einem der Tore, und viele Räume im Tempel sind mit Wandgemälden geschmückt. Mir gefällt vor allem der Raum mit den kleinen Hasenbildern. Anscheinend bin ich schon auf dem besten Weg dazu, alles total kawaii zu finden.
















Müde, aber zufrieden mache ich um kurz nach halb fünf schließlich zurück auf den Weg zum Bahnhof. Gut, dass ich noch zum Daikakuji-Tempel gegangen bin. Der hat mir heute von allen Tempeln am besten gefallen. An der ersten Weggabelung ist leider nichts von einer Ausschilderung zu sehen, also frage ich eine Japanerin. Die versteht aber Train oder Railway Station nicht, und gerade, als ich mein japanisches-deutsches Phrasenbuch herauskramen will, fällt mir ein: Bahnhof heißt Eki. Ich frage also nach dem Eki, und das versteht sie jetzt zwar, aber sie weiß auch nicht genau, wie man von hier zum Eki kommt. Netterweise geht sie aber noch ein paar Meter mit mir in die vermutete Richtung und zeigt mir dann den Weg. An der nächsten Hauptstraße kaufe ich mir eine Bento-Box mit Sushi für heute abend und frage dann nochmal souverän nach dem Eki, und von hier aus ist es auch gar nicht mehr weit und ich komme schließlich um kurz vor fünf dort an. Der Zug zurück nach Kyoto ist mal wieder richtig voll. Wahrscheinlich wollen die alle am Samstagabend in die Stadt. In die Stadt will ich auch, aber ich will ins Hotel, denn heute brennen mir die Füße vom Asphalttreten und so bin ich froh, als ich die U-Bahn-Fahrt zum Hotel hinter mich gebracht habe.

Das Hotel verlasse ich heute nur noch, um nebenan im CD-Laden etwas zu stöbern. Seit dem Besuch bei Naomi gehen mir ja die Takarazuka-Shows nicht mehr aus dem Kopf, und anscheinend haben die Shows dieses Jahr das hundertjährige Jubiläum und feiern das mit einer Gala, über die auch im Fernsehen berichtet wird. Tatsächlich hat der Laden auch Takarazuka CDs und DVDs. Wenn schon, dann eine DVD, denke ich und greife zu Romeo und Julia. Beim Preis von 15000 Yen, über 100 Euro, stelle ich das gute Stück dann aber doch schnell ins Regal zurück.

Den Abend verbringe ich damit, Wäsche zu waschen, Sushi zu essen, die Fotos auf dem Laptop zu sichern und den Reisebericht der letzten Tage weiterzuschreiben. Auf der Japan-Guide-Seite schaue ich mir die aktuelle Kirschblütenprognose an. Dort bestätigt sich leider, was ich schon befürchtet habe: Die Kirschblüte in Kyoto wird wohl schneller beendet sein als gedacht, schuld sind wahrscheinlich Regen und der auch heute immer wieder böige Wind. Der Wetterbericht verheißt mal wieder nichts gutes und zeigt Menschen, die durch heftige Schnee- und Regenfälle laufen. Mal schauen. Wenigstens würde ich in meiner roten Jacke im Schneetreiben nicht so schnell verloren gehen.


Ausgaben des Tages:

U-Bahn-Fahrten Y420
Tenryuji Tempel Y 600
Okochi Sanso Villa Y 1000
Jojakkoji Tempel Y 400
Nisonin Tempel Y 500
Otagi Nenbutsuji Tempel Y 300
Adashino Nenbutsuji Tempel Y 500
Daikakuji Y 500
Snacks und Getränke Y 1000
Sushi-Box Y 780
Eine Woche Japan gemeistert zu haben: unbezahlbar