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Länder und Reiseziele abseits von USA und Kanada => Bunte Reisewelt => Reiseberichte abseits von USA und Kanada => Thema gestartet von: Flicka am 26.04.2014, 09:52 Uhr

Titel: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 26.04.2014, 09:52 Uhr
Hm.......

Da hatte ich doch unvorsichtigerweise in die Welt posaunt, ganz alleine nach Japan fahren zu wollen.

Warum auch nicht? Überzeugt davon, mit meiner Reiseerfahrung alle Widrigkeiten meistern zu können, legte ich mir erst einmal zwei Reiseführer zu: Den von Stefan Loose mit viel Text und den von National Geographic mit vielen schönen Bildern. Fremde Sehenswürdigkeiten, fremde Sitten, das alles las sich erst mal unheimlich interessant. Bilder von roten Toren, die auf dem Wasser zu schweben schienen, von Schneeaffen, die sich in heißen Quellen aufwärmten, festlichen Prozessionen, Geishas und Kirschblüten, das alles beflügelte meine Phantasie.

Aber o je, wie sollte ich bei all den vielen fremdartigen Sehenswürdigkeiten den Überblick behalten? Hatte ich überhaupt Chancen, die Schneeaffen Anfang April im Schnee anzutreffen? Waren Kinkakuji und Ginkakuji nur zwei unterschiedliche Schreibweisen für dieselbe Sehenswürdigkeit? Und wo traten die Geihas in Kyoto denn nun genau auf? Wo konnte man die Tickets kaufen? Oder konnte man als Ausländerin dafür gar keine Tickets bekommen? Würde ich mich ohne Japanologie-Studium überhaupt in diesem fremden Land zurechtfinden? Und war das hübsche rote Tor vor der Insel Miyajima zwischenzeitlich vielleicht vermodert und in den Fluten der Inlandsee versunken, während ich noch plante, wie dich dorthin kommen konnte? Nach dem Erdbeben 2011 und dem Atomunfall waren in Deutschland keine Reiseführer über Japan mehr erschienen, der Stefan Loose von 2011 war noch der aktuellste.

Je länger ich meine Reiseführer las, desto häufiger sah ich mich vor meinem inneren Auge arglos stundenlang in einem Shinkansen sitzend, nicht wissend, dass ich nicht Richtung Kyoto unterwegs war, sondern in die Gegenrichtung nach Fukushima. Und dann gab es noch diese vielen kleinen Unwägbarkeiten am Rande: Würde ich überhaupt in der Lage sein, eine japanische Toilette zu benutzen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort die richtige Fußbekleidung zu tragen?

Ob Japan wirklich so eine gute Idee war? Und wenn ja, vielleicht dann doch lieber mit einer Reisegruppe? Oder zumindest mit einer teilorganisierten Tour? Ich kam ins Zweifeln und hätte meine Idee fast wieder beiseite gelegt.

Zum Glück gibt es das Internet. Nach ersten unstrukturierten Suchen im world wide web stieß ich – auch dank der wunderbaren Reiseberichte hier Forum - auf DIE (allerdings englischsprachige) Seite für Individualreisen nach Japan schlechthin: www.japan-guide.com

Und damit komme ich zu dem ersten der „Wissenswert“-Bausteinen, die ich in meinem Reisebericht immer mal wieder einstreuen werde, um ein paar zusätzliche Informationen zu geben. Fangen wir der Einfachheit halber doch mit folgendem Thema an.



Wissenswertes über... Planung von Individualreisen in Japan

1) Wo finde ich Informationen?
Egal, ob man erst einmal Routenvorschläge sucht, einen Überblick über Unterkunftsmöglichkeiten und Fortbewegungsarten in Japan bekommen will, sich fragt, wo und wann die Kirschbäume blühen, ob man Beschreibungen, Preise und aktuelle Öffnungszeiten zu Sehenswürdigkeiten sucht oder ob man konkrete Fragen zu Tempelübernachtungen auf dem Koyasan hat: Bei www.japan-guide.com hat man gute Chancen, fündig zu werden. Dank der meist bebilderten Informationen zu vielen Sehenswürdigkeiten, den detaillierten Beschreibungen der Anfahrten zu den Reisezielen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, hilfreichen Links und einem Forum nehmen Reisepläne bald konkrete Gestalt an. Ähnlich wie hier im Forum kann man seine Reiseroute zur Diskussion stellen und abnicken lassen, bevor man in die Detailplanung einsteigt.

Hilfreich sind natürlich auch normale Reiseführer, und wer einen E-book-Reader oder ähnliches nutzt, kann beispielsweise bei www.lonelyplanet.com auch ganze Reiseführer zu Japan, Kyoto und Tokio oder einzelne Kapitel aus diesen Büchern herunterladen. Viele Sehenswürdigkeiten oder örtliche Touristeninformationen in Japan verfügen inzwischen auch über englische Internetseiten.


2) Wie kann ich buchen?

Dazu muss man wissen: In mancher Hinsicht plant und bucht man seinen Urlaub in Japan nicht anders als beispielsweise in den USA. Die Flüge gibt es auf den bekannten internationalen Buchungsseiten, größere Hotels ebenfalls.

Differenzierter wird es allerdings schon, wenn man auf der Suche nach kleineren Häusern ist. Nicht alle Buchungsseiten haben alle Hotels im Angebot, und nicht alle Meta-Suchmaschinen haben alle Buchungsseiten im Angebot. Über www.kayak.com und über www.hotelscombined.com kann man durchaus sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielen, vor allem bei der Suche nach Unterkünften abseits der Großstädte. Dazu kommen Ryokans, traditionelle Unterkünfte mit japanisch eingerichteten Zimmern, Gästehäuser oder Tempelübernachtungen. Solche Unterkünfte findet man teilweise nur bei japanischen Anbietern, z.B. bei www.japaneseguesthouses.com für Unterkünfte in Shirakawago oder www.kumano-travel.com für Unterkünfte in Koyasan. Manchmal sind die Unterkünfte auch über eigene englische Internetseiten buchbar. Hilfreich, um erst einmal einen Überblick zu bekommen, was es vor Ort überhaupt gibt, ist Tripadvisor.


3) Unterwegs in Japan
Unterwegs in Japan zu sein, das heißt in den meisten Fällen für den ausländischen Reisenden mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein. Dank Linksverkehr, Straßenkarten in japanischer Schrift, Autobahnmaut, ausufernden Großstädten und Parkplatzknappheit ist die Anmietung eines Autos vermutlich nur in ländlichen Gebieten eine Alternative zu Zügen und Überlandbussen. Wer seinen Wohnsitz außerhalb Japans hat, kann – und muss das ggfs. vor der Anreise tun – einen Gutschein für einen Japan-Railpass erwerben, der in Japan gegen einen entsprechenden Pass eingelöst werden kann. Beziehen kann man diese Pässe beispielsweise über www.jr-pass.com.

Ein Railpass für drei Wochen kostet je nach Wechselkurs derzeit ca. 400 Euro. Für kürzere Reisen ist der Pass auch günstiger als Wochen- oder Zweiwochen-Pass erhältlich. Damit sind fast alle staatlichen JR-Züge nutzbar, auch die meisten Shinkansen-Schnellzüge. Der Railpass gilt nur sehr eingeschränkt im städtischen Nahverkehr, nämlich beispielsweise auf der Yamanote-Linie in Tokio. Fahrten mit Stadt- und Überlandbussen, U-Bahnen und Straßenbahnen sind nicht enthalten, ebensowenig wie die Nutzung von Privatbahnen, wie z.B. nach Koyasan.

Sehr hilfreich für die Planung ist die Seite www.hyperdia.com, die die japanischen Zugverbindungen anzeigt. Und ja: Japanische Bahnhöfe sind auch auf englisch ausgeschildert. So schnell kann man beim Bahnfahren in Japan also nicht verloren gehen.





Puh, dieser „Wissenswert-Baustein“ ist länger geworden, als eigentlich geplant. Aber immerhin haben wir die Grundlagen geklärt. Und weitere Erklärungen ergeben sich vielleicht im Verlauf unserer Reise. Immerhin habe ich es dank der verschiedenen Informationsquellen geschafft, Ginkakuji und Kinkakuji als zwei verschiedene Tempel einzuordnen, und der Besuch der Schneeaffen in den heißen Quellen in der Präfektur Nagano wurde schweren Herzens von meiner Besuchsliste gestrichen. Dafür kamen im Laufe der Planung andere Ziele auf meine Liste, von denen ich vorher nie gehört hatte.

Wenn ihr neugierig seid auf das Land der aufgehenden Sonne, dann kommt doch einfach mit auf diese Reise! Wir werden einige „Top-3“-Ziele besuchen, unter anderem einen der drei schönsten Landschaftsgärten in Japan, eine der drei schönsten Landschaften Japans und eins der drei schönsten Feste Japans. Unterwegs sein werden wir mit Bussen und Bahnen, aber die Schuhsohlen werden auch ordentlich abgenutzt. Die Hotelzimmer werden meistens ziemlich klein sein, aber weil wir morgens schon so früh auf Tour gehen, verbringen wir sowieso nicht viel Zeit im Hotel. Dafür lassen wir es uns abends ab und zu in einem heißem Bad gutgehen. Wer mit Essstäbchen nicht zurechtkommt, kann ein Reisebesteck einpacken, und im Notfall gibt es statt Sushi und Co. auch fast überall „westliches“ Essen, verhungern muss also niemand. Und auch wenn die Zimmer klein sind: Die Betten sind ausreichend groß, um auch einen Europäer Schlaf finden zu lassen.

Ich würde mich freuen, euch mit an Bord zu haben!


(http://abload.de/img/japankartereisezieleni6iz2.jpg) (http://abload.de/image.php?img=japankartereisezieleni6iz2.jpg)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Maverick am 26.04.2014, 11:11 Uhr
Eine Individualreise durch Japan? Das interessiert mich definitiv! Ich bin dabei!  8)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 26.04.2014, 11:16 Uhr
Konnichiwa und willkommen an Bord!  :D

Ich weiß ja nicht, ob du selbst mit dem Gedanken spielst, nach Japan zu fahren. Fragen zum Reiseziel und zur Organisation einer solchen Reise beantworte ich in jedem Fall gerne.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Wilder Löwe am 26.04.2014, 13:25 Uhr
Wir spielen seit Jahren mit dem Gedanken, Japan zu besuchen, da mein Mann beruflich viel mit Japan zu tun hat. Für den Sommer 2011 hatte ich es konkret ins Auge gefasst, aber dann kamen familiäre Umstände dazwischen, die mich davon abgebracht haben. Mit Fukushima hatte sich die Sache dann auch erst einmal erledigt. Aber nun steht Japan wieder ziemlich weit oben auf unserer to do Liste, deshalb reise ich gerne mit und profitierte von Deiner Erfahrung.
Freunde von uns haben übrigens Japan letztes Jahr per PKW auf eigene Faust erkundet. Sie sprechen kein Wort Japanisch und meinten, dass sie zumindest bei den Fahrten von A nach B dank Navi keine Probleme hatten. In den Städten haben sie dann aber doch lieber öffentliche Verkehrsmittel genutzt.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 26.04.2014, 13:51 Uhr
Du löst sicher einen Run auf Japanreisetickets aus, du wirst sehen! ;)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 26.04.2014, 13:54 Uhr
Wilder Löwe, willkommen an Bord! Wenn sich Fragen ergeben, immer her damit!

Auf dem platten Land könnte ich mir das Autofahren in Japan noch vorstellen. Aber als Ersttäterin war ich die meiste Zeit in größeren Städten unterwegs bzw. habe in solchen Städten übernachtet und Tagesausflüge gemacht, und da hätte das Autofahren keinen Sinn gemacht. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln war es allerdings zeitweise auch anstrengend, so viel kann ich schon mal verraten.


Du löst sicher einen Run auf Japanreisetickets aus, du wirst sehen! ;)

Vielleicht sollte ich mir irgendwo versuchen, Provisionen zu sichern.  :wink:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Denver am 26.04.2014, 14:30 Uhr
Hallo Flicka

Bei deinem Prolog musste ich dauernd mit dem Kopf nicken. Ich bin gerade in dieser Phase und frage mich auch, wie man sich all die Regeln merken soll und ob man mit den Öffis wirklich klar kommt. Japan-Guide sowie Railpass habe ich auch schon gefunden und bin verwirrter als vorher.

Ich freue mich auf deinen Bericht, bin sehr gespannt wie es gelaufen ist und hoffe von deinen Erfahrungen etwas mitnehmen zu können.

LG Denver
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Jochen am 26.04.2014, 14:45 Uhr
Bin gespannt und werde interessiert mitlesen :)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 26.04.2014, 14:49 Uhr
Denver, Jochen, willkommen an Bord! Schön, dasss ihr dabei seid!



Bei deinem Prolog musste ich dauernd mit dem Kopf nicken. Ich bin gerade in dieser Phase und frage mich auch, wie man sich all die Regeln merken soll und ob man mit den Öffis wirklich klar kommt. Japan-Guide sowie Railpass habe ich auch schon gefunden und bin verwirrter als vorher.


Ich hoffe, ich kann den Nebel der Verwirrung etwas lichten. Zugegebenermaßen war die Reisevorbereitung für Japan intensiver als für alle anderen Reisen, die ich bisher so gemacht habe. Aber es hat sich gelohnt, und man ist vor Ort auch definitiv nicht auf sich gestellt, sondern findet immer Hilfe. Und mit uns Ausländern ist man dort auch nachsichtig, jedenfalls wenn man merkt, dass wir uns zumindest Mühe geben, die Spielregeln einzuhalten. Nur Mut!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 27.04.2014, 08:28 Uhr
28. März: Frankfurt – Seoul

Was lange währt....

Zehn Monate lang habe ich diese Reise geplant, heute geht es endlich los.

Nach alter Tradition beginnt die Reise mit einer Zugfahrt zum Frankfurter Flughafen. Es ist Freitagmittag, sonniges Frühlingswetter, viele Schüler kommen gerade aus dem Unterricht. Der Zug ist trotzdem nur halbvoll, und ich finde problemlos einen Platz. Mit dem Zug werde ich in den nächsten Wochen öfter fahren, denn in Japan werde ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein. Ich kann nur hoffen, dass die Fahrkartenautomaten dort nicht komplizierter sind als die auf dem heimischen Bahnhof, denn als Ausländer hätte ich mir dort sicher keine Fahrkarte kaufen können. Sogar als Einheimische hatte ich Zweifel, ob der Automat mir am Ende eine Fahrkarte ausdrucken würde.

Erstaunlicherweise ist der Zug fast pünktlich. Das entspricht nun ganz und gar nicht der alten Tradition, wonach die Züge, mit denen ich in den Urlaub starte, regelmäßig eine halbe Stunde Verspätung haben. Aber mit dieser unvorhergesehenen Wendung kann ich leben.

Am Flughafen angekommen, suche ich die Schalter von Asiana Airlines. Die sind schnell gefunden, und nach nicht ganz so alter Tradition stelle ich mich fröhlich am First-Class-Schalter an. Der treue Leser meiner Reisebericht wird sich erinnern, dass ich es geschafft hatte, vor ein paar Jahren bei US-Airways günstig an Meilen zu kommen, mit denen ich mir schon einen First-Class-Flug mit Thai Airways nach Australien gönnen konnte. Damals waren noch ein paar Meilen übrig geblieben, und zwischendurch gab es noch eine sehr günstige Meilen-Tausch-Aktion. Langer Rede kurzer Sinn: Auch für meinen Japan-Urlaub hat es wieder für einen First-Class-Flug gereicht, diesmal mit Asiana Airlines über Seoul. Den Flug werde ich voll auskosten, habe ich mir vorgenommen, denn inzwischen haben US Airways und American Airlines fusioniert, und mit den günstigen Meilenflügen ist es wohl vorbei.

Am First-Class-Schalter reiche ich meinen Pass über den Tresen, und die freundliche Mitarbeiterin bearbeitet meine Buchung. Ich fliege zunächst nach Seoul und von dort aus weiter nach Tokio. Dafür bekomme ich auch gleich zwei Boardkarten, aber erst, nachdem die Mitarbeiterin die ersten Boardkarten zerrissen hat: Für die First Class werden die Boardkarten nämlich auf Karten mit einem goldenen Feld ausgedruckt. Da lagen beim ersten Versuch aber noch die normalen Karten im Drucker. Und für den zweistündigen Weiterflug in der Business Class muss die Boardkarte oben ein blaues Feld haben. Da lagen beim ersten Versuch aber noch die goldenen Karten im Drucker.

Als ich gerade die beiden Boardkarten an mich nehme und denke, dass jetzt alles geklärt ist, verblüfft mich die Mitarbeiterin beim Anblick meines Koffers mit der Frage, ob ich eine Tüte wolle. Ich stehe auf dem Schlauch. Wieso sollte ich eine Tüte brauchen, ich habe doch einen Koffer? Bevor ich dazu komme, diese Frage tatsächlich zu stellen, erklärt mir die Mitarbeiterin, dass die Koffer in der First Class auf Wunsch in eine Tüte gepackt werden. Sie sei sich allerdings nicht sicher, ob die Tüte passe, weil die Tüten nicht besonders groß seien, ich solle mich also nicht wundern, wenn der Koffer später doch ohne Tüte in Tokio ankäme. Na, wenn eine Tüte zum First-Class-Programm gehört, dann will ich natürlich eine Tüte, denke ich mir, frage aber vorsichtshalber dann doch noch nach, ob ich meinen Koffer in der Tüte überhaupt erkennen werde. Doch, doch, das würde ich, meint die Mitarbeiterin, es seien goldene Tüten. Also bestelle ich die goldene Tüte.

Es sind noch fast drei Stunden bis zum Abflug, also schaue ich kurz auf der Besucherterrasse im Terminal 2 vorbei, wo heute nachmittag nicht viel los ist. Aber natürlich wird die Zeit bis zum Abflug nicht hier bei McDonalds verplempert, schließlich darf ich mit meinem Ticket in die Lufthansa Senator Lounge ganz in der Nähe von Gate B 45, wo ich später abfliege. Zuerst geht es aber an die Boardkarten- und Sicherheitskontrolle an den B-Gates, und sofort merke ich, was der goldene Rand meiner Boardkarte wert ist. Schon aus einigen Metern Entfernung erkennt man mich offenbar als First-Class-Passagierin, und ich darf an der anderen Seite der Abtrennung vorbei gleich zur Sicherheitskontrolle, statt mich in die Warteschlange einzureihen. Mehr Spaß hätte das zwar gemacht, wenn die Warteschlange aus mehr als 5 Personen bestanden hätte, aber immerhin.

In der Senator Lounge bin ich fest entschlossen, mich mit kulinarischen Köstlichkeiten zu verwöhnen, aber angesichts der Auswahl zwischen Wiener Würstchen und irgendeinem undefinierbaren Gericht mit Bohnen, greife ich dann doch lieber zu einer Brezel und einem Bier. Ich mache es mir in einem der Sessel gemütlich und beginne schon mal mit meinem Reisetagebuch. Die Lounge füllt sich langsam, und wenn ich das richtig beurteilen kann – ein Chinese hatte mir das mal anhand der unterschiedlichen Augenformen erklärt - , sind es vor allem Koreaner, die hier sitzen.

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Ziemlich pünktlich beginnt dann das Boarding, ich habe Platz 2K in der nur halb belegten First Class. Kaum sitze ich, wird mir die Cocktail-Karte präsentiert. Na gut, wenns denn sein muss, nehme ich halt einen Manhattan. Als wir schließlich das Gate verlassen, kann ich mit dem Cocktail-Glas in der Hand einen Panoramablick auf den zugegebenermaßen nicht sonderlich attraktiven Flughafen genießen – das goldene Kissen rechts im Bild ist übrigens die Hülle für den Schlafanzug.

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In den Schlafanzug hüpfe ich nach dem Start auch ganz schnell und mache noch ein letztes Bild von der untergehenden Sonne.

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Dann ist aber wieder harte Arbeit angesagt: Es gilt, ein mehrgängiges Menu zu verspeisen und gleichzeitig den immer wieder nachgeschenkten Weißwein auszutrinken.

Los geht es mit Kartoffeln und Feta-Käse als Amuse Gueule, dann ist der Kaviar-Gang dran. Danach bin ich eigentlich schon fast satt. Gut, dass es vorhin in der Lounge dann doch nur die Brezel war. Es folgen Heilbutt und Lachs, eine Pilzrahmsuppe und ein Salat. Da schaffe ich jeweils schon nur noch die Hälfte. Auch der Hauptgang, Langusten mit Bandnudeln, muss leider teilweise unerledigt in die Küche zurück. O je, wenn ich so weitermache, werde ich die nächsten drei Wochen schlechtes Wetter haben. Also reiße ich mich zusammen und vertilge wenigstens den Käsegang, das Obst und den Nachtisch komplett.

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Die Stewardess macht mein Bett bereit und ich schlüpfe unter die Decke. Leider ist der Sitz als Liegefläche nicht so bequem wie bei meinen Flügen mit Thai Airways. Gerade dort, wo man mit der Hüfte aufliegt, ist eine harte Stelle. Oder liegt der normale Asiate dort vielleicht gar nicht mit der Hüfte auf, weil er 20 cm kleiner ist? Egal. Ich schaffe es irgendwann wegzudösen. Da sind wir schon an der Grenze zu Russland.

Gute Nacht!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 27.04.2014, 09:55 Uhr
Das Kabinenfoto sieht so leer aus! Saß da noch niemand oder verschwinden deine Mitreisenden so in den riesigen Sitzen?
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 27.04.2014, 10:19 Uhr
Das Foto habe ich vom folgenden Tag reingemogelt, als schon alle ausgestiegen waren. Mein Platz war übrigens von hinten aus gesehen rechts unter dem geöffneten Fach. Die Fenster Nr. 5 - 7 auf dem Bild von der Maschine am Gate waren meine. Vorne in der Kabine sind übrigens die Türen zum Schrank für die Jacken usw., denn das Cockpit liegt ja obendrüber.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: McC am 27.04.2014, 11:55 Uhr
Japan, speziell Tokio ist faszinierend. Ich war bisher 4x in Tokio und die Megametropole ist immer wieder abartig interessant, vor allem dort wo gewöhnllich keine Touris zu finden sind (gut wenn man Buddies in Tokio hat). Abgefahrene Sushi-Restaurants (z.B. Sukiyabashi Jiro), abgefahrene Girls, abgefahrener Traffic.... einfach einzigartig!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 27.04.2014, 14:42 Uhr
Ja, Tokio ist schon eine Welt für sich. Weit muss man auch gar nicht gehen, um zumindest keine westlichen Touris um sich herum zu haben. Aber als Ersttäter war ich in der kurzen Zeit natürlich vor allem an den Orten, die in den üblichen Reiseführern auftauchen. In der Stadt selbst habe ich auch gar nicht so viel Zeit verbracht.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 28.04.2014, 20:24 Uhr
29. März: Seoul – Narita – Tokio

Ein paar Stunden habe ich geschlafen, aber ab 9.00 Uhr Tokio-Zeit bin ich wach und nutze die Ruhe, die noch im Flugzeug herrscht dafür, mich in der Toilette wieder umzuziehen. Dort liegen Zahnbürsten, Lotions usw. bereit, aber offenbar ist alles eher auf den männlichen Reisenden ausgelegt, denn als ich probehalber am Eau de Toilette schnuppere, riecht es doch recht herb.

Zwei Stunden vor der Landung wird dann das Frühstück serviert. Ich nehme Rücksicht auf meinen Magen, schlage das frische Obst aus und entscheide mich für Cornflakes, Croissants und gefüllte Pfannkuchen und verfolge auf dem Bildschirm, wie das Flugzeug einen deutlichen Schlenker nach Süden macht, um nicht über Nordkorea zu fliegen. Beim Landeanflug rächt es sich dann prompt, dass ich gestern abend meine Teller nicht leergegessen habe: Dicke Wolken und nebliges Grau, wohin man auch schaut.

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Wir kommen etwas verspätet ans Gate, aber ich habe ja über 2 Stunden Zeit zum Umsteigen. Zuerst geht es durch eine Sicherheitskontrolle und dann in den Abflugbereich. Ich hatte vorher schon gelesen, dass der Flughafen ICN sehr effizient sein soll, und genau diesen Eindruck macht er auch. Alles ist klar ausgeschildert und gegliedert, und immerhin hat man sich bemüht, den etwas kalten Eindruck mit einigen Pflanzen aufzulockern. Ich spaziere durch ein paar Geschäfte, wo es wie an allen Flughäfen dieser Welt „Last-minute-Landestypisches“ mit deutlichem Hang zum Kitsch gibt. Allerdings gibt es auch ein kleines Center für koreanische Handwerkskunst, und dort darf ich als ausländische Reisende kostenlos ein Bild eines Tigers mit Tinte auf feuchtes Papier übertragen und mein Kunstwerk mitnehmen. Ich finde, der Tiger sieht ein bisschen aus wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland.

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Für einen Besuch in der Asiana-Business-Lounge bleibt kaum noch Zeit. Ich hole mir dort eine Cola, ruhe ein halbes Stündchen aus und stelle bei dem anschließenden Besuch der Restrooms fest, dass auch hier in Korea die Toiletten mit vielen Knöpfen und Sonderfunktionen ausgestattet sind, so wie ich es wohl auch in Japan zu erwarten habe. Heute gehe ich lieber mal keine Experimente ein, sondern begnüge mich mit den „Grundfunktionen“.

Der Weiterflug nach Tokio boardet pünktlich. Ich habe Platz 1A in der Business Class des A 321, bin fast als erste im Flieger und nutze die Zeit bis zum leicht verspäteten Abflug schon mal, um die Einreisekarte und Zollerklärung für Japan auszufüllen. Der Passagier neben mir reist weiter nach Chicago und schläft schon kurz nach dem Start ein. Gut für mich und gut für ihn, denn so muss er nicht mitansehen, wie ich meinen ersten Kontakt mit der koreanischen Küche mehr schlecht als recht hinter mich bringe und ich fühle mich bei meinen unbeholfenen Versuchen wenigstens nur von der Stewardess beobachtet. Beim Mittagessen wähle ich nämlich nicht die westliche Variante, sondern die koreanische:

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Wer sich nun fragt, wie man das isst, für den hat die Speisekarte einen Anleitung parat: Man legt sich ein Blatt auf die Handfläche, gibt Reis, Fleisch, Gemüse und Sauce hinein und rollt das ganze dann zu einer Tasche zusammen. Ich baue mir vorsichtshalber zwischen Tisch und Hals mit der Serviette eine Essens-Auffang-Station, was sich im weiteren Verlauf des Experiments als kluge Entscheidung erweist. Die glatten Blätter gehen ja noch, aber es gibt auch gekräuselte, die nur darauf zu warten scheinen, Reis und Fleisch mit einem leichten Plopp in alle Richtungen abzuwerfen. Dass sich das Flugzeug dabei ständig durch leichte Turbulenzen kämpfen muss, macht die Sache auch nicht gerade leichter. Aber immerhin: Das meiste landet dann doch in meinem Mund, und es schmeckt sehr lecker.

Die Wettergötter scheinen meine Anstrengungen zu honorieren, denn als wir die japanische Küste erreichen, reißen die Wolken tatsächlich auf. Unter mir erscheint eine alpine schneebedeckte Berglandschaft so weit das Auge reicht.

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Mit etwa 15 Minuten Verspätung gegen 17.35 Uhr lande ich endlich in Japan.

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Jetzt bin ich aber noch nicht in Tokio, sondern in Narita, ca. 80 km von Tokio entfernt. Mein Plan sieht vor, hier erst einmal im Center von Japan Railways meinen Railpass-Gutschein gegen einen Railpass umzutauschen, dann auch gleich den Railpass zu nutzen und mit dem Narita Express zum „Hauptbahnhof“ Tokio zu fahren und von dort aus mit einem örtlichen Zug, der Yamanote Linie, nach Ueno weiterzufahren, wo mein Hotel liegt. Zuerst muss ich dafür noch durch die Immigration und durch den Zoll. Die Immigration läuft ähnlich ab wie in den USA, allerdings bin ich hier schon nach 10 Minuten Wartezeit durch. Als ich zur Gepäckausgabe komme, sehe ich meinen Koffer schon in einer Tüte seine Kreise ziehen und hole ihn vom Band. Na ja, ganz golden ist die Tüte nicht, aber immerhin.

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Als ich da stehe und mich frage, wie ich den Koffer jetzt überhaupt transportieren soll, denn Griff  und Rollen stecken in der Tüte, kommt eine Mitarbeiterin von Air Canada und erkundigt sich, ob es ein Problem gibt. Gemeinsam befreien wir den Koffer aus seiner Hülle, ich passiere die Zollkontrolle, stelle dann erleichtert fest, dass „Railways“ groß auf englisch ausgeschildert ist und folge den Schildern hinunter zur Bahnhof-Ebene. Jetzt schnell den Railpass holen, und dann schaffe ich den Zug um viertel nach sechs, denke ich fröhlich.

Zwei Minuten später sehe ich die Schlange am JR-Center, die sich fast länger als bei der Immigration schon aus dem Center hinausschlängelt. Und die Leute, die in dieser Schlange stehen, ziehen Gesichter, als würden sie schon seit Wochen dort warten. Nein, so nicht, denke ich und ändere kurzerhand meine Pläne. Den Railpass hole ich mir morgen in Ueno, und jetzt nehme ich den Keisei-Skyliner, der zwar nicht im Railpass eingeschlossen ist, sondern von einer Privatbahn betrieben wird, der aber den unschätzbaren Vorteil hat, dass die Schalter leer sind und die Bahn ohne Umsteigen direkt nach Ueno fährt.

2400 Yen, etwa 18 Euro, kostet der Schnellzug, nur die Hälfte der Bummelzug. Ich entscheide mich für den Schnellzug, der fährt in einer Viertelstunde und braucht eine Dreiviertelstunde bis nach Ueno. Der Zug ist – mit etwas Hilfe – auch schnell gefunden, ich lasse mich in den Sitz sinken und schnaufe einmal durch. Endlich angekommen.

Als der Zug den Flughafen verlässt und aus dem Tunnel auftaucht, ist es draußen schon dunkle Nacht, dabei war es vor einer Stunde noch richtig hell. Ich schaue zu, wie sich draußen Gewerbegebiete, Wohnsilos und traditionelle niedrige Häuser abwechseln und schließlich die Gebäude höher und moderner werden, als wir uns Ueno nähern. Nach einem Zwischenstopp in Nippori ist dann auch kurz nach sieben Ueno erreicht. Mit etwas Glück nehme ich den richtigen Ausgang, lande dann auch vor einem Lageplan, mit dem ich etwas anfangen kann und bin in ein paar Minuten im Hotel, dem Coco Grand Ueno Shinobazu, wo ich mich für fünf Nächte eingemietet habe. Hier kann ich gleich ausprobieren, ob denn meine deutsche Visa-Card funktioniert, denn das Hotel verlangt die Zahlung schon bei der Anreise. Die Karte geht, erleichtert schleppe ich mich in mein Zimmer und muss dann doch lachen. Ja, ich wusste, dass das Zimmer klein ist, aber so klein hatte ich es mir dann irgendwie doch nicht vorgestellt.

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Aber ich will ja nicht im Zimmer bleiben, sondern Japan erleben, und heute abend scheint dafür ein guter Zeitpunkt zu sein. Überall sind fröhliche Menschen unterwegs. Es ist Samstagsabend, mildes Frühlingswetter, die Luft ist klar und die Kirschblüte hat begonnen. Ich schnappe mir den Fotorucksack und gehe hinunter in den Park, der an mein Hotel grenzt. Die Kirschen blühen am Teichufer, Hanami-Parties gibt es auch. Überall fotografieren die Leute Kirschblüten und sich selbst.

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Durch eine Gasse von Imbissständen spaziere ich hinüber zum Benten-Tempel und schaue auch über den Shinobazu-Teich zu meinem Hotel hinüber. Die Imbisse, die es hier gibt, würde ich nicht unbedingt alle probieren, aber ich hole mir schließlich noch etwas Süßes.

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Zurück im Hotel hüpfe ich erst mal unter die Dusche. Dann probiere ich das Internet aus und mache eine unangenehme Entdeckung. Skype funktioniert, ich kann zuhause anrufen und melden, dass ich gut gelandet bin. Aber wenn ich meine üblichen Internetseiten aufrufen will, wird immer ein Verbindungsfehler gemeldet. Ein bisschen frustriert bin ich schon, denn ich würde mir wenigstens gerne die Wettervorhersage anschauen oder ein paar E-mails schreiben. Aber es hilft erst mal nichts, alle Versuche bleiben erfolglos. Also schreibe ich meinen Reisebericht weiter, lege ein paar Sachen für morgen raus und versuche gegen halb elf einzuschlafen, obwohl es zuhause erst halb drei am Nachmittag ist.

Nach einer Stunde Herumwälzen ist klar: Einschlafen klappt erst mal nicht. Also doch nochmal das Laptop anwerfen, ins Internet gehen und siehe da: da ist ja mein gewohntes Wetter.com, und in meinen E-mail-Account komme ich auch! Also war es wohl doch nur ein vorübergehendes Problem. Einerseits bin ich erleichtert, andererseits verkündet mir Wetter.com für morgen gleich mal starke Regenfälle und viel Wind.  So leicht vergessen die Wettergötter die halbvollen Teller von gestern abend dann doch nicht. Na egal, sage ich mir. Morgen ist ein Tag in der Stadt geplant, da lässt sich garstiges Wetter hoffentlich gut wegstecken, und für übermorgen wird schon wieder Sonne gemeldet.

Irgendwann nach zwei schlafe ich dann schließlich ein.

Ausgaben des Tages:
Keisei-Skyliner-Fahrkarte Y 2400
1 ÜN Hotel Coco Grand Ueno Shinobazu Y 10800
Snacks Y 500
endlich in Japan angekommen zu sein: unbezahlbar

Gute Nacht!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 28.04.2014, 20:55 Uhr
Hi Flicka,
individuell durch Japan, das klingt interessant, da bin ich doch dabei!
First Class, nicht übel.
Und die Kirschblüte in Japan zu erleben ist sicher toll.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 28.04.2014, 21:11 Uhr

Und die Kirschblüte in Japan zu erleben ist sicher toll.


Ja, das war es. Ich hatte wirklich Glück und habe mit meiner Reisezeit die Kirschblüte gut getroffen. Sie lag aber auch ziemlich genau in der Zeit, die nach langjährigen Erfahrungen in Tokio und Kyoto als Durchschnittswert gilt, also ab Ende März. 2013 hätte ich wohl Pech gehabt, denn da gab es eine sehr frühe Kirschblüte, ca. 2 Wochen früher als das normalerweise der Fall ist. Da hätte ich die Blüte wahrscheinlich fast überall verpasst.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 28.04.2014, 21:36 Uhr
Alle Achtung, hast dich tapfer geschlagen in dieser völlig anderen Welt!

Ich zumindest hätte nach dem Ritt bestimmt keinen Gedanken mehr an eine umsteigeverbindung verschwendet und wäre ohne Umstände in den zug gestiegen, den du dann genommen hast.

Bin tierisch gespannt auf die Bilder, die ich leider mit der lahmen Mobilfunkverbindung in der fränkischen Provinzstadt hier nicht sehen kann.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Wilder Löwe am 28.04.2014, 22:09 Uhr
Wenn das die durchschnittliche Zimmergröße ist, sehe ich für uns als vierköpfige Familie Probleme  :wink:

Die Anreise war schon mal sehr angenehm und interessant, da freue ich mich schon auf die Fortsetzung.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 28.04.2014, 22:31 Uhr
Alle Achtung, hast dich tapfer geschlagen in dieser völlig anderen Welt!


Es hat überraschend gut geklappt, das Hotel zu finden. Der Bahnhof, an dem ich mit der Keisei-Linie gelandet bin, lag auch ziemlich direkt neben dem JR-Bahnhof, und ich war vorher auf Google Earth die Strecke von beiden Bahnhöfen aus auch mal "probegelaufen" und hatte mir die Bilder von der Hotelhomepage ausgedruckt, damit ich nicht schon am ersten Abend frustriert durch die Gegend irre, aber die Bilder waren natürlich alle vom Tag. In der Dunkelheit sieht es dann zwar anders aus, aber trotzdem hat es für eine grobe Orientierung noch gereicht.


Wenn das die durchschnittliche Zimmergröße ist, sehe ich für uns als vierköpfige Familie Probleme  :wink:


Eine der angenehmen Eigenschaften japanischer Hotels - zumindest für Alleinreisende - sind die unterschiedlichen Zimmergrößen und -preise. In den USA gibt es ja oft nur eine Standardgröße, für die man in Einzelbelegung genauso viel zahlt wie in Doppelbelegung. In Japan gibt es meist Einzel- und Doppelzimmer, und oft zahlt man auch deutlich weniger, wenn man ein "normales" Zimmer alleine nutzt.

Ich glaube, was ich da hatte, war die kleinste Zimmerkategorie und wurde als "Economy Double" bezeichnet, hätte also bei sehr ökonomisch denkenden (und schlafenden) Menschen als Doppelzimmer genutzt werden können. Aus meiner Sicht wäre das aber eher nicht zu empfehlen, denn ich wüsste nicht, wo man die Dekokissen inkl. Massagekissen überhaupt unterbringen sollte, wenn man sie nicht seitlich im Bett stapelt. Es gab aber auch größere Zimmer, die hätten dann halt mehr gekostet.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 28.04.2014, 22:57 Uhr
Hi hi, Massagekissen? Echt?
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: snowtigger am 29.04.2014, 10:46 Uhr
So – verspätet schnell hinterher! Bin sehr gespannt auf das Land, die Leute und deine Erlebnisse ...  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Soulfinger am 29.04.2014, 11:06 Uhr
Ich springe auch noch auf. Ein faszinierendes Land - da möchte ich auch noch hin . . .
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 29.04.2014, 19:02 Uhr
Snowtigger, Soulfinger, willkommen an Bord! Schön, dass ihr noch rechtzeitig zum ersten Hanami dazugestoßen seid.  :D


Hi hi, Massagekissen? Echt?

Ja, mit Massagegeräten hatten sie es in dem Hotel irgendwie. Das blöde Ding, das im Hotelzimmer rechts in der Ecke steht, und mich gehindert hat, dort den Koffer hinzustellen, war auch irgendein Massagegerät. Unglaublich, was die in dieses Zimmer alles reingestopft haben. Unterm Pult stand noch ein Heizgerät, und ein kleiner Kühlschrank war dort auch eingebaut.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 29.04.2014, 21:29 Uhr
Aber in einem dieser Schubfächer, die wie die Kabinen in den Rotel-Bussen sind, hast du nicht übernachtet? Oder wurden die Zimmer noch kleiner als das auf dem Bild?
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 30.04.2014, 21:50 Uhr
Du meinst die Kapsel-Hotels, wo man im Endeffekt nichts als ein Bett hat?

Nein, in sowas habe ich nicht übernachtet, auch wenn es mich kurz gereizt hat, für eine Übernachtung in Osaka in ein spaciges "Edel"-Kapselhotel zu gehen, wo man zusätzlich zu seinem Bett noch 1 - 2 Quadratmeter Fußboden hat.

http://www.booking.com/hotel/jp/first-cabin-midosuji-namba.de.html?sid=814599d61af85f7fe56150a1c0e0ef8c;dcid=4

Die normalen Kapselhotels sehen eher so aus:

http://www.booking.com/hotel/jp/sauna-capsule-hotel-hokuo.de.html?sid=814599d61af85f7fe56150a1c0e0ef8c;dcid=4;ucfs=1;srfid=f8a76fe91f1f65cc5dc427a53ffc4654c8369835X2

Vorteil: Ein Bett gibt es teilweise schon für ca. 20 Euro. Nachteil: Man hat keine abschließbare Tür, keine Schallisolierung, kein eigenes Badezimmer, eigentlich keine vernünftige Gepäckaufbewahrungsmöglichkeit und darf in vielen Kapsel-Hotels auch nur als Mann übernachten. Gedacht sind die nämlich eigentlich für diejenigen, die nach dem langen Tag im Büro und anschließendem gemeinsamen Kollegen-Besäufnis den Zug nach Hause nicht mehr schaffen. Und das Edel-Kapselhotel in Osaka wäre genauso teuer gewesen wie das stattdessen gebuchte günstige Einzelzimmer im Hotel.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 01.05.2014, 11:15 Uhr
Der erste richtige Reisetag in Tokio ist ziemlich vollgestopft mit Eindrücken und Fotos, also habe ich ihn in zwei Teile zerlegt. Wir starten mit dem ersten Teil:


30. März: Tokio - Teil 1 (Shinjuku, Harajuku)

Ich fasse es nicht: Mein Handy weckt mich eine Stunde zu früh. Zuerst fällt es mir gar nicht auf, als ich mich völlig verschlafen aus dem Bett arbeite, aber dann merke ich, dass die Uhr im Zimmer und meine Armbanduhr erst sieben Uhr anzeigen statt acht Uhr wie das Handy. Dämliches Ding! Obwohl es keinen Netzzugang hat und obwohl ich die Uhrzeit gestern abend von Hand einstellen musste, hat es sich heute Nacht fröhlich gemäß der deutschen Sommerzeitumstellung eine Stunde vorgestellt.

Noch eine Stunde zu schlafen ist aber auch keine wirkliche Option, stattdessen schalte ich den Fernseher ein und sehe zwei Menschen in einer Art Frühstücksfernsehen, die fasziniert ein Glas Erdbeermarmelade betrachten und schließlich aufgeregt plappernd ein Stück Toast essen. Dann folgt die Wettervorhersage, und die bestätigt leider das, was Wetter.com mir gestern schon verkündet hat und was auch der Blick aus dem Hotelzimmer erahnen lässt: Regen den ganzen Tag. Aber immerhin soll es morgen schöner werden.

(http://abload.de/img/p1060689ik8f5b.jpg) (http://abload.de/image.php?img=p1060689ik8f5b.jpg)


Gegen viertel vor acht gehe ich frühstücken. Die Auswahl ist groß, wenn man auf japanisches Frühstück steht. Ich fühle mich im Moment noch als wäre es mitten in der Nacht und bekomme kaum das kleine Brötchen (mit Erdbeermarmelade  ;) ) und das Minicroissant hinunter. Beides zusammengenommen stellt quasi die westliche Frühstücksalternative da. Mal sehen, ob ich mich morgen an die japanische Variante traue.

Gegen viertel vor neun gehe ich zum JR-Bahnhof Ueno und sehe dabei offenbar derart zielstrebig und orientiert aus, dass mich sofort ein anderer Ausländer fragt, wie man denn hier zum Ueno-Park kommt. Das weiß ich aber leider auch nicht. Im Bahnhof komme ich um 8.58 Uhr an, der Schalter zum Eintausch das Railpasses ist noch geschlossen, öffnet aber zum Glück 2 Minuten später. Ich händige meinen Gutschein aus, mein Railpass wird ausgestellt, dann gehe ich ins danebenliegende Ticketcenter, um drei Reservierungen für nächste Woche zu machen. Das klappt zum Glück auch, und netterweise kann ich hier direkt auch die Suica-Card kaufen, die im Nahverkehr ganz praktisch ist, weil man damit bargeldlos U-Bahn u.ä. fahren kann, wofür der Railpass nicht gilt. Dann suche ich die Yamanote Linie, mit der ich nach Shinjuku fahren will. Auch das klappt gut, denn die Linie ist mit Richtungsangabe auch auf englisch ausgeschildert. Es ist gerade erst zwanzig nach neun, da sitze ich schon in der Bahn. Das hatte ich mir wirklich komplizierter vorgestellt.

Leider entwickelt sich nicht alles nach meinen Wünschen, vor allem das Wetter nicht. Vorhin ist es noch trocken gewesen, und als ich in Shinjuku aus dem Zug steige und relativ leicht den gewünschten Ausgang finde, obwohl der Bahnhof Shinjuku in meinen Reiseführern als eine Art Labyrinth des Minotaurus geschildert war, nieselt es nur ein wenig. Aber als ich mich dann auf den Weg zum Shinjuku Gyoen mache, einem schönen Park, in dem es viele Kirschbäume geben soll, wird der Regen immer stärker. Nein, sich bei diesem Wetter irgendwo in einem Park rumzudrücken, macht echt keinen Sinn, sehe ich schließlich ein, drehe wieder um und suche mir was trockenes, nämlich das riesige Kaufhaus Takashimaya in der Nähe des Bahnhofs. Dort schlendere ich etwas ziellos durch die Etagen. Vieles sieht aus wie in Nobel-Kaufhäusern überall auf der Welt, und zwischen Dolce & Gabbana, Fendi und Co. fühle ich mich in meiner nassen Jacke etwas deplaziert. Immerhin findet sich – zu ebenfalls sehr exklusiven Preisen – auch etwas Japanisches, was immer es ist, vielleicht eine japanische Sammelpuppe?

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Nach dem Besuch im Kaufhaus gehe ich auf der Suche nach Fotomotiven noch tapfer eine Weile durch die Straßen rund um den Bahnhof.

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Aber es beginnt bald derart zu regnen, dass ich aufgebe und wieder zum Bahnhof zurückgehe. Wieder will ich mit der Yamanote-Line fahren, wieder ist der Bahnsteig gut ausgeschildert. Im Zug wird die nächste Station angezeigt, die Zeit, bis zu den kommenden Stationen und die Seite, auf der man aussteigen muss. Ich steige schon an der übernächsten Station aus, in Harajuku, und im Bahnhof zeigt auch schon ein Schild den Weg Richtung Meiji-Schrein, den ich besuchen will.

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Dort will trotz des Wetters nicht nur ich hin. Wahre Völkerscharen machen sich auf den Weg zum Schrein, unter anderem auch diese beiden Japanerinnen.

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Etwas später hole ich die beiden ein, als sie gerade erschöpft ihren Koffer abstellen, den sie auf dem Schotter nicht rollen können. Ich biete ihnen an, den Koffer zu tragen, und entweder sind sie wirklich dankbar dafür oder sie sind zu höflich, um das abzulehnen, wer weiß das schon, jedenfalls trage ich den Koffer ein Stück, bis sie zur „Wedding Registration“ abbiegen müssen. Sie sind heute nämlich Gäste einer Hochzeit im Meji-Schrein.

Ich fotografiere erst mal die geopferten Sake- und Weinfässer, bevor ich weiter zum Meiji-Schrein gehe.

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Bevor man den Schrein betritt, lässt man Wasser über die Hände rieseln, um sich zu reinigen. Das hat zwar eigentlich der Regen schon erledigt, aber ich schließe mich der Tradition natürlich an. Anscheinend sind die Shinto-Götter aber der Meinung, es müsse dann doch etwas mehr Wasser sein, denn als ich durch das Tor aufs Schreingelände gehe, fängt es richtig an zu schütten. Aber immerhin: Ich bin heute bei diesem Sauwetter nur als Touristin hier. Diese Menschen dagegen heiraten heute und hätten sich das Wetter wahrscheinlich auch anders gewünscht:

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Ich spendiere den Göttern ein wenig Münzgeld und hoffe, dass sich das positiv auf das Wetter auswirkt. Netterweise steht dort, wie man es richtig macht: Münzen in den Kasten werfen, zweimal verbeugen, zweimal in die Hände klatschen, und zum Abschluss einmal verbeugen. Das kriege selbst ich hin. Oder? In der Beschreibung fehlt doch was, nämlich das Beten. Ich beobachte die anderen. Aha, gebetet wird nach nach dem Händeklatschen und vor dem abschließenden Verbeugen. Dann kaufe ich noch ein Ema-Täfelchen, das ich mit einer Bitte beschrifte und zu den anderen hänge. Und weil ich gerade feststelle, dass man hier auch noch zu recht zivilen Preisen eine rosige Zukunft kaufen kann, lege ich noch Y 800 für einen Glücksbringer hin.

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Weiter geht es in Harajuku. Zuerst gehe ich die Takeshita-dori hinunter, sozusagen die Einkaufsmeile für japanische Schulmädchen. Einige laufen perfekt aufgestylt hier herum, bei anderen hat der Regen schon sichtbare Spuren hinterlassen. Netterweise bedienen einige Geschäfte hier durchaus die gängigen Klischees über die Kleidung junger Japanerinnen. Ob bizarr oder im „Pin up“-Stil, hier findet sich, was man als westlicher Ausländer schon mal als typisch japanisch im Fernsehen gesehen hat. Fotos sind übrigens in den Läden nicht sonderlich erwünscht, aber den ein oder anderen Schnappschuss aus der Hüfte schaffe ich trotzdem.

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Von der Takeshita-dori sind es nur noch ein paar Meter bis zur Omotesando, der Prachtstraße Harajukus, zumindest was die hier teilweise vertretenen Designer angeht. Ich streife erst in einem Einkaufscenter herum, um wieder trocken zu werden und gehe schließlich noch ins „Omotesando Hills“, in der Hoffnung, dort eine Etage mit Restaurants und Cafés zu finden. Stattdessen höre ich hysterische Schreie und sehe Menschen, die sich fotografierend über Geländer beugen. Was ist hier los? Sehe ich etwas gleich irgendeinen japanischen Fernsehstar? frage ich mich und hole lieber mal schnell die Kamera raus. Ja, das sind sie, Fernsehstars, und auch noch gleich vier an der Zahl: Es sind die Teenage Mutant Ninja Turtles!

Sie posieren vor vielen Menschen mit Teenage-Mutant-Ninja-Turtles-Augenbinden, es wird fotografiert wie bei den Oscars, dann löst sich die Menschenmenge auf. Ich mache mich auf ins Erdgeschoss. Vielleicht kann ich ja einen der Turtles von nahem fotografieren. Aufregend! Und so herrlich japanisch! Unten angekommen wartet eine Turtle-Ausstellung, ich bekomme gleich mal kostenlos einen Energy-Drink in die Hand gedrückt und arbeite mich dann Richtung Bühne, wo nach einem kurzen Vorgeplänkel auch bald die Turtles erscheinen und ein Interview geben.

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So, jetzt brauche ich aber eine Pause. Ein kleines Café liegt auch direkt hier im Gebäude, ich nehme Nudeln mit Gemüse, einen Matcha-Tee und Soja-Eis. Das erste schmeckt gut, an die beiden anderen muss ich mich wohl erst gewöhnen. ;-)

ENDE Teil 1
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 01.05.2014, 11:51 Uhr
Oh je, bei der Beschreibung des "normalen" Kapselhotels habe ich ein Bild entdeckt, das sah ähnlich aus wie mein Bild, das ich von den Zellenreihen auf Alcatraz gemacht habe!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Wilder Löwe am 01.05.2014, 12:09 Uhr
Schade, dass das Wetter nicht mitgespielt hat, trotzdem aber sehr interessante Eindrücke.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 01.05.2014, 14:25 Uhr
Oh je, bei der Beschreibung des "normalen" Kapselhotels habe ich ein Bild entdeckt, das sah ähnlich aus wie mein Bild, das ich von den Zellenreihen auf Alcatraz gemacht habe!

Du meinst diese "übereinandergestapelten" Zellenreihen, oder? Mich haben die Beschreibungsfotos an Kofferschließfächer erinnert.  :shock:

Schade, dass das Wetter nicht mitgespielt hat, trotzdem aber sehr interessante Eindrücke.

Zum Glück bessert sich das Wetter schnell, so dass wir die nächsten Tage nicht im strömenden Regen verbringen müssen. Versprochen! Schon zum zweiten Teil des heutigen Tages wird es irgendwann besser.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 01.05.2014, 16:13 Uhr
Die Abfahrt habe ich jetzt verpasst, aber ich würde dennoch gerne noch mitkommen.

So wie ich die Stationen gesehen habe, wird es für mich ein "Wiedersehen". Allerdings liegt meine letzte Japanreise schon etwas zurück. Aber die nächste soll 2015 stattfinden! So bin ich nun ganz Ohr... ähmm, meine ganz Auge  :)

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 01.05.2014, 16:43 Uhr
Schön, dass du auch mitreist. Ich hoffe, ich kann alte Erinnerungen auffrischen und Appetit auf die nächste Reise machen!  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 01.05.2014, 18:11 Uhr
Regen im Urlaub braucht man nicht. Trotz allem faszinierende Eindrücke!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Denver am 01.05.2014, 21:27 Uhr
Trotz Regen ist es sehr eindrücklich. Ich bin auf den zweiten Teil gespannt.

Was hast du im Ticketcenter reserviert? Sitzplätze für den Shinkansen?

Bei den Ninja Turtles musste ich schmunzeln, sind es doch die einzigen Figuren, die ich aus Japan kennen würde.  8)

Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 01.05.2014, 22:06 Uhr
Trotz Regen ist es sehr eindrücklich. Ich bin auf den zweiten Teil gespannt.

Was hast du im Ticketcenter reserviert? Sitzplätze für den Shinkansen?

Bei den Ninja Turtles musste ich schmunzeln, sind es doch die einzigen Figuren, die ich aus Japan kennen würde.  8)


Ich habe Tickets für den Shinkansen und für einen Limited Express reserviert. Bei letzterem war ich nicht sicher, ob man eine Reservierung braucht, weil es ja offenbar einige Limited-Express-Züge gibt, z.B. den Narita Express, bei denen eine Sitzplatzreservierung zwingend erforderlich ist.

Das hat übrigens völlig unproblematisch geklappt, wobei ich mir die Verbindungen vorher schon rausgeschrieben hatte, weil ich nicht wusste, wie gut die Leute im Ticketcenter englisch sprechen.


Die Ninja Turtles hießen bei uns Hero Turtles - und sind wohl eine amerikanische Serie, keine japanische.  :oops: Das ist mir aber auch erst nach dem Urlaub klar geworden.


Den zweiten Teil des heutigen Tages gibt es voraussichtlich erst am Sonntag. Bis dahin könnt ihr ja noch ein wenig durch das Einkaufscenter Omotesando Hills spazieren und shoppen. Ich hol euch dann rechtzeitig wieder ab.  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 02.05.2014, 10:44 Uhr
Shoppen in Japan ist gefährlich. Ich hab das letzte mal einen Koffer dazukaufen müssen  :lol:
Ich muss allerdings zugeben: Ich finde überall was.

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 02.05.2014, 10:48 Uhr
Echt? Was gab es denn Schönes zu kaufen?

In Asien habe ich bisher nicht viel gefunden, was sich gelohnt hätte, wobei ich in Japan noch nie war und ich mich nur auf Süd-Ost-Asien und Indien beziehen kann.

Alles, was mir gefiel, hätte ich in Deutschland ebenso bekommen können. Das waren dann westliche Marken, die hier in Deutschland ebenso erhältlich waren und ebenso viel gekostet hatten.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: pinguinin am 02.05.2014, 12:58 Uhr
Konichiwa,

ich bin dir nachgeflogen, in Japan war ich noch nie.
Die Kirschblüten sind ein Traum, freu mich auf die ganze Reise.

Arigato für den Bericht,
die Frau Pinguin
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 02.05.2014, 23:46 Uhr
Konnichiwa und willkommen an Bord!

Ich habe inzwischen im Hotel zwei Etagen komplett für uns gebucht und im Shinkansen schon mal ein Abteil reserviert.  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Denver am 03.05.2014, 00:01 Uhr
Konnichiwa und willkommen an Bord!

Ich habe inzwischen im Hotel zwei Etagen komplett für uns gebucht und im Shinkansen schon mal ein Abteil reserviert.  :D

Reiseproviant darf auch nicht fehlen und es gibt für jeden noch eine Bento Box.   :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 03.05.2014, 00:20 Uhr
Konnichiwa und willkommen an Bord!

Ich habe inzwischen im Hotel zwei Etagen komplett für uns gebucht und im Shinkansen schon mal ein Abteil reserviert.  :D

Reiseproviant darf auch nicht fehlen und es gibt für jeden noch eine Bento Box.   :D

Natürlich, Bento Boxen müssen sein! Ich kümmere mich drum!  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 04.05.2014, 18:18 Uhr
Fortsetzung 30. März: Tokio (Harajuku, Shibuya)


Gegen drei Uhr setze ich meine Tour durch die Omotesando fort, aber der Regen und der stürmische Wind machen keinen richtigen Spaß. Viele sehenswerte Gebäude gibt es eigentlich auch nicht. So bin ich froh, als ich schließlich wieder die Harajuku-Station erreiche.

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Nun geht es mit der Yamanote-Linie eine Station weiter nach Shibuya. Aus einem Übergang zwischen der Station und einem Kaufhaus schaue ich hinunter auf die berühmte Kreuzung, an der angeblich bis zu 1000 Menschen gleichzeitig die Straßen überqueren.

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Vor dem Eingang zur Station wartet noch die Statue, die zum Andenken an den treuen Hund „Hachiko“ aufgestellt wurde, der sein Herrchen sogar nach dessen Tod noch jahrelang täglich am Bahnhof erwartete, um ihn abzuholen.

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Dann gehe ich selbst über die Shibuya-Kreuzung und stürze mich ins Getümmel. Bunte Werbung, ständige Musikbeschallung, Karaoke, Bars, Spielhallen, Restaurants, Geschäfte: Typisch Japan eben. ;) Entsprechend ist die Dichte ausländischer Besucher hier relativ hoch, wie mir bald auffällt. ;) Und als ich nach ein paar Metern um eine Ecke biege, ist netterweise sogar ein Stück blauer Himmel zu sehen. Jetzt macht das ziellose Herumlaufen doch viel mehr Spaß als im Dauerregen.

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Zwischendurch schaue ich mir in einem Kaufhaus an der Shibuya-Station noch die Lebensmittelabteilung an. Irgendwie beeindrucken mich die Oktopusse, die es in allen Varianten und Größen gibt. Dazwischen stehen fertige Snacks, z.B. kleine Sushi-Boxen.

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Hier finde ich auch das sagenhaft teure Obst, das ich mal im Fernsehen gesehen habe. 15 Euro für ein paar handverlesene Erdbeeren sind noch ein harmloser Preis. Eine Mango kostet gleich mal stolze 50 Euro und ein Obstkorb mit ein paar Früchten 70 Euro. Wer allerdings als echter Kavalier seiner Angebeteten ein exklusives Geschenk machen will, muss wohl zur Melone greifen. Die gibt es für ca. 180 Euro.

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Zum Abschluss laufe ich gemeinsam mit vielen Menschen nochmal über die Shibuya-Kreuzung.

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Dann ist es viertel vor sechs und ich fahre mit der Yamanote-Line zurück nach Ueno. Als ich dort eine halbe Stunde später ankomme, bin ich eigentlich müde und will die Füße hochlegen. Aber der Ueno-Park liegt eigentlich direkt neben der Station, und vielleicht ist der Park schon wegen der Kirschblüten beleuchtet, also doch noch nicht gleich ins Hotel, und das ist, wie sich herausstellt, eine gute Entscheidung.

Es regnet nicht mehr, die Kirschblüten schimmern im Licht der Laternen, überall sitzen Menschen auf Plastikplanen unter den Bäumen und feiern Hanami. Wie gestern abend ist es mild, die Luft ist klar, und aus dem kurzen Umweg durch den Park wird dann doch ein längerer Aufenthalt.

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Zum Abschluss kaufe mich mir noch an einem der Imbissstände im benachbarten Park am Shinobazu-Teich eine Portion Nudeln und trudele schließlich erschöpft gegen viertel vor acht im Hotelzimmer ein, das ich nur noch verlasse, um mir am Automaten in der 2. Etage ein Bier zu ziehen.

Am Abend habe ich viel zu tun: Nudeln essen, Bier trinken, den langen Reisebericht dieses Tages schreiben, die Akkus aufladen, den nächsten Reisetag vorbereiten und dazu eine Serie im Fernsehen gucken, bei der sich ständig irgendwelche Samurai auf Tatami-Matten gegenübersitzen, sich verbeugen und ernst miteinander diskutieren. Die Füße brennen, die Waden werden sich morgen bestimmt mit einem Muskelkater melden, und die Schultern sind das Gewicht des Fotorucksacks auch nicht mehr gewöhnt. Trotzdem bin ich froh und zufrieden, denn trotz des Wetters war das ein schöner erster Reisetag in Japan. Und die ersten Erwerbungen habe ich heute auch schon gemacht.

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Und dann passiert noch etwas, woran ich gar nicht mehr gedacht hatte: Das Telefon klingelt, die Rezeption meldet, dass heute ein Päckchen für mich gekommen ist. Was für ein Päckchen, denke ich zuerst, dann fällt mir ein, dass ich für meinen vorletzten Abend in Tokio in drei Wochen ein Ticket bestellt habe, und das wurde heute morgen vereinbarungsgemäß ans Hotel geliefert. Der nette Mitarbeiter bringt mir die Lieferung auch noch nach oben.

Heute bin ich schon viel früher müde als gestern und mache gegen Mitternacht das Licht aus.


Die Ausgaben des Tages:

Railpass 400 Euro (Gutschein vor der Reise gekauft)
Suica-Card Y 2000 inkl. Y 500 Kaution
Ema-Tafel Y 500
Glücksbringer Y 800
Mittagessen Y 2200
Abendessen Y 500
Getränke Y 400
1 ÜN Hotel Coco Grand Ueno Shinobazu Y 10800
Turtle Power: unbezahlbar

Gute Nacht!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 04.05.2014, 18:35 Uhr
na, da sind sie ja schon, die Bentoboxen ;)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 04.05.2014, 19:33 Uhr
Super! Es ist Dir gelungen Japan mit Deinen Fotos bisher bücherreif einzufangen. Sugoi!

@Inspired: Was kauft man in Japan? Nun, abegesehen davon, dass ich überall was finde... Natürlich Yukatas, mit passenden Haoris, Tabis, Samue, Hashi, Schälchen, dünne, gelbe Lederhandschuhe, Schreibwaren, Bücher über jap. Gärten, andere Bücher (z.B. Ukiyo-e), Inros, Schnickschnack und Souvenirs aus den Klöstern und Omiyagi Shops, etc. Da ist ein Koffer schnell voll!  :)

Apropos: Morgen ist Kodomo no hi (Tag der Kinder/Familie)! Ich gehe gleich und hisse die Koinoboris  :) Die habe ich auch aus Japan mitgebracht.

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 04.05.2014, 20:05 Uhr
Zitat
Natürlich Yukatas, mit passenden Haoris, Tabis, Samue, Hashi, Schälchen, dünne, gelbe Lederhandschuhe, Schreibwaren, Bücher über jap. Gärten, andere Bücher (z.B. Ukiyo-e), Inros, Schnickschnack und Souvenirs aus den Klöstern und Omiyagi Shops,


Ehrlich gesagt, verstehe ich die Hälfte der Vokabeln nicht und bin ebenso hilflos in Sachen Shopping wie zuvor :lachroll:

Bücher? Bilderbücher oder gibt es genügend auf Englisch?

Edit: Du hast nicht zufällig, wie es manche tun, deine Einkäufe mal fotografiert?
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 05.05.2014, 20:42 Uhr
Zitat
Natürlich Yukatas, mit passenden Haoris, Tabis, Samue, Hashi, Schälchen, dünne, gelbe Lederhandschuhe, Schreibwaren, Bücher über jap. Gärten, andere Bücher (z.B. Ukiyo-e), Inros, Schnickschnack und Souvenirs aus den Klöstern und Omiyagi Shops,


Ehrlich gesagt, verstehe ich die Hälfte der Vokabeln nicht und bin ebenso hilflos in Sachen Shopping wie zuvor :lachroll:

Bücher? Bilderbücher oder gibt es genügend auf Englisch?


Ich musste jetzt auch ein paar Sachen mal nachschauen. Aber die Bücher sind vermutlich wirklich "Bilderbücher" mit Bildern von berühmten Holzschnitten. Einer der bekanntesten ist der hier:

http://de.wikipedia.org/wiki/Die_gro%C3%9Fe_Welle_vor_Kanagawa
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 06.05.2014, 08:45 Uhr
Verzeihung. Hier die Erklärungen:

Yukata: Baumwollkimono. Habe ich statt Bademantel.
Haori: Eine kurze, wärmende Überjacke zu Kimono/Yukata. Meist aus Wolle. Sehr praktisch, wenn man in einem Yukata ein wenig frieren sollte.
Tabi: Zehensocken. Ja, braucht man nicht unbedingt... und man bekommt sie jetzt auch hier. Z.B. bei Muji.
Samue: Arbeitsanzug, bestehend aus einer Hose und aus einer kurzen Jacke, die man so übereinanderschlägt, wie Kimonos. Meist sind sie blau und das erste mal sah ich diese Anzüge, als ich in einem Kloster arbeitende Mönche beobachtete.
Hashi: Essstäbchen. Die schönsten kriegt man in Japan.
Schälchen: ist klar
Dünne, gelbe Lederhandschuhe: Vermutlich Arbeits-, oder Fahrerhandschuhe. Bei uns, oder in Amerika sind sie aber ganz robust. In Japan weich und dünn.
Schreibwaren: In Japan gibt es eine sehr große Auswahl an bunten Schreibwaren.
Bücher über jap. Gärten, andere Bücher (z.B. Ukiyo-e): Ja, Bildbände, die es manchmal sogar auf Englisch gibt. Nachdem es aber um die Bilder geht, habe ich auch nur japanische.
Inro: Eigentlich auch Schnickschnack. Ursprünglich kleine, ggf. mehrstöckige Lackdosen für Medizin, die man z.B. am Obi trug. Heute beliebte Souvenirs, meist verkleinert, oft mit dem Wappen der Tokugawa.
Omiyagi: Sind "Mitbringsel" - sehr wichrig in Japan -, meist örtliche, kulinarische Spezialitäten. Mittlerweile dürften es alle Arten von Souvenirs sein. Die entspr. Shops säumen überall die Zugänge zu den Sehenswürdigkeiten.

Bilder habe ich damals leider nicht gemacht. Und vieles ist schon verbraucht, verschlissen. Deswegen is es höchste Zeit wieder.  :)

Mic

p.s.: Es ist mir jetzt ein wenig peinlich. Ich wollte nicht von dem Bericht ablenken.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka als Gast am 07.05.2014, 17:29 Uhr

p.s.: Es ist mir jetzt ein wenig peinlich. Ich wollte nicht von dem Bericht ablenken.


Keine Angst, ich fand die Erklärung selber hilfreich, genau wie die Nachfrage. Wenn man drei Wochen in Japan war und solche Dinge am Rande gesehen und miterlebt hat, kann man sich kaum vorstellen, dass es mal Zeiten gab, in denen man Begriffe wie Yukata noch nie gehört hatte.

Vielleicht, aber nur ganz vielleicht, geht es heute abend noch im Bericht weiter. Ansonsten aber morgen.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 08.05.2014, 17:53 Uhr
31. März: Tokio – Hakone – Tokio

Der Jetlag hat mich immer noch im Griff. Gestern nacht bin ich dann doch erst gegen halb drei eingeschlafen. Heute morgen ist das Aufstehen also auch nicht gerade leicht.

Das Frühstück muss ausfallen, denn das vorhergesagte sonnige Wetter soll sich nur bis Mittag halten, also will ich früh los. Ich muss zuerst mit der Yamanote Linie zum Bahnhof Tokio und will von dort aus um 7.56 Uhr mit dem Shinkansen weiter nach Odawara. Yamanote Linie und Umsteigen in Tokio zur besten Rush Hour, dafür plane ich lieber mal mehr Zeit ein und verlasse um kurz nach sieben das Hotel.

Am Bahnhof bin ich schnell, die Yamanote Linie Richtung Tokio fährt auch sofort ab, als ich komme, und zwei Stationen lang ist alles völlig normal. In Akihabara geht es aber nicht mehr weiter. Der Zug steht, einige Leute verlassen den Zug wieder und stellen sich am gegenüberliegenden Gleis am Lokalzug an. Ich habe nur noch zwei Stationen und ein paar Minuten Fahrt vor mir, und jetzt sitze ich in diesem Zug fest. Im Moment bin ich völlig „Lost in Translation“, denn ich verstehe natürlich kein Wort von der Durchsage. Schließlich erscheint im Zug die englische Anzeige, dass es eine „Passenger Injury“ gegeben habe. Ob sich da jemand vor den Zug geworfen hat? Irgendwo hatte ich gelesen, dass der höfliche Japaner so etwas normalerweise nicht während der Rush Hour tut und idealerweise am Bahnsteig noch seine Schuhe auszieht.

Wie dem auch sei, der Zug steht. Inzwischen werden die Durchsagen am gegenüberliegenden Gleis immer aufgeregter, was damit zusammenhängen könnte, dass die Leute dort gnadenlos in den Zug drängen. Die Schlange für den Zug reicht inzwischen schon in unseren Zug.

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Fast lasse ich mich von der Stimmung anstecken und will aussteigen und mich gegenüber ins Getümmel werfen, aber ich erinnere mich daran, dass ich hier schließlich Urlaub mache und dass es von Tokio aus auch andere Züge  nach Odawara gibt, die ich nehmen kann. Ein Blick in meinen Plan verrät, dass der folgende Zug um 8.26 Uhr fährt.

Die Yamanote Linie nimmt schließlich nach einer halben Stunde Wartezeit den Betrieb wieder auf. Den 7.56-Uhr-Zug verpasse ich natürlich, aber ich bin früh genug am Bahnsteig, um mir vor dem folgenden Shinkansen an einem Kiosk noch ein Sandwich und Getränke zu kaufen. Dann steht der Shinkansen, ein Kodama, zum Einsteigen bereit, und zumindest jetzt ist es noch wunderbar leer im Abteil.

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Wir fahren pünktlich los, vorbei an Büro- und Wohntürmen, dann wird die Bebauung niedriger. Wir halten in Shinagawa und Yokohama, dann geht die Fahrt weiter nach Odawara. Auf dem Weg dorthin erhasche ich einen ersten Blick auf die Hauptattraktion des heutigen Reisetages: den Berg Fuji. Um ihn zu sehen und ein paar andere Sachen zu erleben, will ich heute einen Rundtrip mit Zügen, Cable Car, Seilbahn, Schiff und Bus machen, den „Hakone Round Course“.

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In Odawara kommt der Shinkansen nach einer guten halben Stunde an. Hier verlasse ich den JR-Bereich des Bahnhofs und gehe hinüber zum Tozan-Bereich. Dort will ich mir den Hakone Free Pass kaufen, mit dem man alle Verkehrsmittel nutzen kann, die man für den Rundkurs braucht. Den Automaten verstehe ich nicht, also reihe ich mich in die Schlange am Ticketschalter ein. Das Ticket kostet 3900 Yen, informiert mich eine Mitarbeiterin. Das wusste ich. Was ich nicht wusste, ist, dass die Seilbahn, mit der ich fahren will, wegen Wartungsarbeiten geschlossen ist. Vielleicht wird sie heute nachmittag wieder fahren, erklärt mir die Mitarbeiterin. Und wenn nicht? frage ich. Dann könne man einen Bus nehmen, erfahre ich. Na gut. Jetzt bin ich sowieso hier, also lasse ich es drauf ankommen.

Was besonders erwähnenswert ist: Die Mitarbeiterin hat in meinen Augen gute Chancen auf eine Auszeichnung als ineffektivste Arbeitskraft des Jahres. Sie hat es übernommen, die in der Schlange wartenden Touristen zu beraten und für sie irgendeinen Wisch auszufüllen, den man dann vorlegt, um die Fahrkarte zu kaufen. Ich weiß nicht warum, aber nach jedem beratenen Touristen trippelt sie hinter der Schlange herum ins Ticket-Office, holt dort eine einzige Infobroschüre, trippelt wieder um die Schlange herum zum nächsten wartenden Touristen, fragt den Touristen, ob er ein Ticket für den Rundkurs kaufen will, was der Tourist erwartungsgemäß bejaht, trippelt dann wieder ins Office, um ein einziges Formular zu holen, füllt das Formular aus, gibt es dem Touristen und holt dann eine Infobroschüre für den nächsten Touristen. Wow. Würde die Frau sich wenigstens fünf Broschüren und Formulare auf einmal holen, müsste sie am Tag vermutlich 10 km weniger laufen. Aber offenbar gibt es sogar in Japan Dinge, die nicht effizient organisiert sind - irgendwie dann auch wieder sympatisch.

Der Tozan-Zug nach Hakone-Yumoto steht schon am Bahnsteig.

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Er fährt von Odawara aus in einer Viertelstunde nach Hakone-Yumoto. Dort wartet schon der Anschlusszug am Gleis. Mit ihm geht es in einer halben Stunde bis Gora. Dabei windet sich der Zug etwa 300 Höhenmeter den Hang hinauf, durch Tunnel und über Pässe. Der Zug ist richtig voll. Offenbar bin ich nicht die einzige, die heute morgen bei strahlend schönem Wetter zum Fuji will. In Gora soll es mit der Cable Car weitergehen, und gerade, als ich mir so völlig naiv denke, dass ich sicher noch die Bahn um 10.36 Uhr erwische, werde ich zusammen mit den anderen Fahrgästen aus unserem Zug ans Ende einer langen langen Schlange gelotst. Natürlich ist es die Schlange für die Cable Car.

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Aus 10.36 Uhr wird natürlich nichts, auch um 11.53 Uhr stehe ich noch in der Schlange, aber um 11.08 Uhr geht’s dann tatsächlich los.  Die Bahn braucht keine 10 Minuten bis zur Station Sounzan. Und was passiert an der Station Sounzan? Natürlich Schlangestehen. Immerhin Schlangestehen für die Seilbahn, denn die fährt inzwischen netterweise doch. Nach einer halben Stunde geduldigen Wartens darf ich dann endlich in eine Gondel klettern und bin auf dem Weg nach Owakudani, der Bergstation. Und kaum haben wir ein paar Höhenmeter hinter uns gebracht, taucht der Star des Tages hinter den Bergen auf: Wir haben freie Sicht auf den Fuji. Durch die Gondel geht ein Juchzen, die Fotoapparate werden gezückt, ich knipse fleißig mit. Tatsächlich immer noch blauer Himmel, trotz des langen Wartens. So ein Glück!

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Von Owakudani aus hat man natürlich noch einen besseren Blick auf den Fuji als aus der Gondel. Ich bin völlig fasziniert und kann plötzlich verstehen, warum er den Japanern als heiliger Berg gilt. Er ist so perfekt, wirkt einerseits zum Greifen nah, andererseits mit seinen schneebedeckten Gipfel so entrückt, so als würde er gar nicht zu dieser Landschaft gehören. Ich finde jedenfalls, dass sich der beschwerliche Weg hierher absolut gelohnt hat, um diesen Blick zu genießen.

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In Owakudani kann man sich noch ein paar heiße Quellen anschauen, die liegen gegenüber am Berghang.

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In einer Quelle werden Eier gekocht, die nach einigen Minuten vom Schwefel schwarz sind.

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Den schwarzen Eiern hat man in der Nähe der Seilbahnstation ein Denkmal gesetzt, vielleicht ist es aber auch nur ein Wegweiser, was weiß denn ich. Dort stehen die Japaner wieder Schlange, diesmal, um sich mit dem großen Ei und den gerade gekauften kleinen Eiern gegenseitig zu fotografieren. Ich stelle mich auch in die Schlange, allerdings in die für die nächste Seilbahn. Wieder eine halbe Stunde Wartezeit, dann geht es mit der Seilbahn wieder hinunter. Aber unterwegs zeigt sich natürlich wieder der Fuji, und einen Blick auf den nahen See Ashi gibt es auch.

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Die Talstation liegt direkt am Seeufer, und dort kann man mit einem Schiff ans gegenüberliegende Ufer fahren. Davor muss man allerdings wieder – richtig: Schlangestehen! Egal, ich habe den Fuji gesehen, denke ich zufrieden. Die Shinto-Götter belohnen diese Einstellung offenbar, denn ich schaffe es gerade noch auf das nächste Schiff. So langsam frage ich mich ja wirklich, wieviel Betrieb hier an Wochenenden herrscht.

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In Hakonemachi verlasse ich nach der etwa halbstündigen Fahrt das Schiff und gehe zum Checkpoint-Museum. Dort wurde eine Kontrollstation am alten Tokaido-Handelsweg wieder aufgebaut, der in der Edo-Zeit Tokio und Kyoto miteinander verbunden hat. Die meisten Leute sind auf dem Schiff geblieben, hier im Museum sind nur wenige unterwegs. Ich genieße es, endlich wieder dem eigenen Rhythmus folgen zu können, und das Museum ist gut gemacht. Es zeigt die ehemaligen Ställe, verschiedene Räume und den Aussichtspunkt.

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Ein Stück weiter liegt am Seeufer ein ehemaliger Palastgarten, der – wie sollte es anders sein – als besondere Attraktion den Blick auf den Fuji hat. Am Ufer entlang laufe ich zwischen hohen Bäumen über einen verwunschen wirkenden Weg, bevor der Aussichtspunkt erreicht ist. Inzwischen ist die Sonne fast verschwunden, und der Himmel wirkt diesig, aber immerhin ist der Fuji noch zu sehen.

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Weiter geht es durch eine Zedernallee. Die führt leider direkt an der Landstraße entlang, aber auf den Fotos hört man die Autos ja nicht. ;-)

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Schließlich ist Moto-Hakone erreicht, und dort hat man einen der bekanntesten Fuji-Blicke, nämlich mit dem roten Torii des Hakone-Schreins am Seeufer.

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Von hier aus sind es nur noch ein paar Meter bis zur Bushaltestelle, wo natürlich wieder viele Menschen Schlange stehen. Ich gehe aber erst mal vorbei, denn ich will noch zum Hakone-Schrein. Der liegt im Wald oberhalb des Sees. Zunächst geht man durch ein Torii, dann führt eine Allee zum Becken für die rituelle Reinigung.

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Von hier aus erklimmt man einige Stufen bis zum eigentlichen Schrein.

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Heute verzichte ich mal auf den Ankauf von Glück. Das muss schließlich von gestern noch wirken. Die Ema-Täfelchen sind hier übrigens schöner als gestern am Meji-Schrein.

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Wer es am Eingang des Schreingeländes versäumt hat, sich ordentlich zu waschen, dem speien die kleinen Drachen hier oben sicher gerne noch etwas Wasser.

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Der letzte Weg führt mich hinunter zum Torii am Seeufer.

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Dann gehe ich langsam wieder nach Moto-Hakone zurück. Ich habe einen Riesenhunger, denn außer dem kleinen Sandwich heute morgen habe ich heute noch nichts gegessen, und jetzt ist es schon halb sechs. Zum Glück fährt gerade einer der seltenen Expressbusse ab, als ich zur Bushaltestelle komme, also ab hinein, diesmal ohne Schlangestehen, und ich ergattere sogar noch einen Sitzplatz. Den kann ich dann auch länger als geplant genießen, denn der Expressbus bleibt auf dem Weg nach Odawara im Stau stecken. Klar, heute morgen wollten alle hierher, jetzt wollen alle wieder nach Hause. Dafür passt es dann doch wieder am Bahnhof Odawara, denn nur 10 Minuten nach der Ankunft fährt ein Shinkansen nach Tokio, diesmal ein Hikari. Während der halbstündigen Rückfahrt schlafe ich beinahe ein, so müde bin ich. Trotzdem finde ich dann noch souverän den Weg in die Yamanote Linie nach Ueno.

In Ueno biege ich kurzentschlossen ins Hard Rock Café ab, das direkt im Bahnhof liegt. Hier ist es wirklich eher ein Café als ein richtiges Restaurant, aber ich bin nicht wegen des Styles hergekommen, sondern um überbackene Nachos zu essen. Der Kellner fragt sicherheitshalber zweimal nach, ob ich alleine denn wirklich diesen großen Teller Nachos bestellen will, und dann auch noch mit zusätzlicher Guacamole. Ja, das will ich, und ich vertilge die Nachos mit Todesverachtung, während sich am Nebentisch zwei Japanerinnen einen Salat teilen.

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Gegen halb neun komme ich schließlich ziemlich erschöpft im Hotel an. Morgen soll es mal etwas entspannter werden, nehme ich mir vor. Und vielleicht kann ich heute ja mal vor Mitternacht einschlafen?

Ausgaben des Tages:

Hakone Free Pass Y 3900
Sandwich und Getränke Y 600
Hakone Checkpoint Museum Y 400
Hardrock Café Y 4100
1 ÜN Hotel Coco Grand Ueno Shinobazu Y 10800
Blick auf den Fuji: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 08.05.2014, 19:33 Uhr
Klasse! Mir schwirrt schon der Kopf von den vielen japanischen Angaben. Dabei kenne ich die meisten sogar.  :roll: Die Zuglinien sind mir neu, aber Deine Beschreibung macht mir Mut. Wir hatten seinerzeit einen Wagen gemietet. Und ohne anständigen Karten (Navi gabs noch nicht auf Englisch), auf der falschen Seite, ohne die Schilder lesen zu können...
Und ich kann Dich beruhigen: Bei schlechtem Wetter stehen die Fuji-Fans auch Schlange. Wir haben von der Seilbahn aus nichts gesehen und dann hat es auch noch geregnet. Aber mit den Wartezeiten kann ich mithalten :D

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Soulfinger am 08.05.2014, 19:34 Uhr
Einfach ein Klasse Bericht!! Ich bin echt total Begeistert! Weiter machen!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 08.05.2014, 19:58 Uhr
Vielen Dank an euch beide! Bei so positiven Kommentaren macht es doppelt Spaß, den Bericht zu veröffentlichen.

@ Microbi: Wenn ich lese, dass ihr sogar bei schlechtem Wetter warten musstet, kommen mir meine Wartezeiten im Sonnenschein gar nicht mehr so lang vor. :D Aber schade, dass ihr am Fuji schlechtes Wetter hattet. Dafür, dass ihr Auto gefahren seid, kann ich nur sagen: Hut ab!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Denver am 08.05.2014, 20:19 Uhr
Super, es geht weiter.  :applaus:

Der Bericht ist so spannend und ich kann gar nicht genug von den Fotos bekommen. Das war ein toller Auflug.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Soulfinger am 08.05.2014, 20:26 Uhr
Vor allem ist Japan hier halt mal was ganz was anderes soweit ich mich erinnern kann, gabs da in der Vergangenheit nur einen Bericht drüber.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 08.05.2014, 21:17 Uhr
Mit dem Mount Fuji hattest du ja wirklich viel Glück. Der soll sich doch öfters in Wolken hüllen?
Mit dem Schnee und der perfekten Form sieht er wirklich klasse aus. Das würde ich so auch gerne mal sehen. Und dann auch noch der rote Schrein davor, toll!
Die Menschenmassen muss man dafür aber wohl in Kauf nehmen.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 08.05.2014, 21:49 Uhr
Vor allem ist Japan hier halt mal was ganz was anderes soweit ich mich erinnern kann, gabs da in der Vergangenheit nur einen Bericht drüber.

Tatsächlich gab es sogar dreieinhalb Berichte - zwei Rundreisen, einen Tokio-Bericht und einen leider nicht beendeten Bericht. Ich weiß es so genau, weil ich natürlich alles gelesen habe, was ich in die Finger bekommen habe.  :wink:


Super, es geht weiter.  :applaus:

Der Bericht ist so spannend und ich kann gar nicht genug von den Fotos bekommen. Das war ein toller Auflug.

Vielen Dank! Wann startet eigentlich deine Reise?


Mit dem Mount Fuji hattest du ja wirklich viel Glück. Der soll sich doch öfters in Wolken hüllen?
Mit dem Schnee und der perfekten Form sieht er wirklich klasse aus. Das würde ich so auch gerne mal sehen. Und dann auch noch der rote Schrein davor, toll!
Die Menschenmassen muss man dafür aber wohl in Kauf nehmen.

Ja, ich hatte zwar gehofft, dass es mit einem Ausflug zum Fuji klappen würde - in Japan sagt man übrigens Fuji-san - aber ich war eigentlich auch mit Alternativprogramm für Tokio für einen zusätzlichen Tag dort ausgerüstet. Zwischendurch habe ich dann schon gedacht, der Fuji wäre hinter Wolken verschwunden, aber dann kam er zum Glück doch wieder hinter den Bergen zum Vorschein.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Maverick am 09.05.2014, 00:21 Uhr
Auch von mir gibts großes Lob! Sehr informativ und ausführlich geschrieben, dazu viele schöne Bilder ohne zur Diashow zu verkommen - das ist ein Reisebericht nach meinem Geschmack!

Mir schwirrt jedoch etwas der Kopf von den vielen Strecken- und Linienbezeichnungen. Gute Vorbereitung ist hier wohl alles um über mehrere Transportmittel hinweg von A nach B zu kommen  :wink:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 09.05.2014, 08:50 Uhr
Ja, bei dem Ausflug hatten wir Pech. Wir waren im Herbst dort - Beginn der Laubfärbung - und es kann eben auch mal regnen. Wir besuchten noch für ein-zwei Tage in Fujinomiya Bekannte und vom Dach des Hauses hatte man freien Blick auf Fuji San gehabt. Und irgendwann haben sich die Wolken verzogen...

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: snowtigger am 09.05.2014, 10:07 Uhr
Wow ... vielen Dank für die schönen Bilder. Beim Fuji bekam ich am Bildschirm Gänsehaut – ein perfekter Berg.
Als hätte ihn Bob Ross da mit viel Gefühl hingemalt.  :lol:  Toll! Und dein Bericht macht Mut, über eine Japanreise nachzudenken.
Bis jetzt hatte ich einfach zu viel Schiss vor der Orientierung und so. Klingt aber ja ganz machbar.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: usa2008 am 09.05.2014, 15:18 Uhr
Flicka, du bist klasse. Nach Japan will ich auch noch - hab nur noch nicht den passenden Reisepartner gefunden - und deine Beschreibungen sind so ausführlich, dass du mir damit jede Menge Recherchearbeit erspart hast.
Ich hatte März eigentlich wegen der Temperaturen ausgeschlossen, aber im Vergleich zu den Herbstreiseberichten, scheint
es im Frühling sonniger und weniger diesig zu sein? Kannst du das bestätigen.
Hast du dich manchmal verloren oder unsicher gefüllt wegen Sprache und Kultur oder hattest du immer das Gefühl, wenn ich
nicht weiter weiß, finde ich immer Hilfe?

Gaby
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 09.05.2014, 16:43 Uhr

Ich hatte März eigentlich wegen der Temperaturen ausgeschlossen, aber im Vergleich zu den Herbstreiseberichten, scheint
es im Frühling sonniger und weniger diesig zu sein? Kannst du das bestätigen.
Hast du dich manchmal verloren oder unsicher gefüllt wegen Sprache und Kultur oder hattest du immer das Gefühl, wenn ich
nicht weiter weiß, finde ich immer Hilfe?


Mit dem Wetter war es zu meiner Reisezeit eigentlich so wie bei uns auch: Zwischen Ende März und Mitte April kann man bei uns ja Glück haben und T-Shirt-Wetter erwischen oder im Schnee stehen. Ähnlich war es auch während meiner Reise. Vom Sonnenbrand bei über 20 Grad bis zu Schal und Handschuhen bei dicken Wolken war alles dabei. Von daher kann man Glück und Pech haben. Ob die Kirschblütenzeit besser ist als die Herbstzeit kann ich wirklich nicht sagen. Klar ist nur dass sich weder Kirschblüte noch Laubfärbung mit Sicherheit vorhersagen lassen.

Generell habe ich mich in Japan gut aufgehoben gefühlt. Die Leute waren durchweg hilfsbereit, aber dazu schreibe ich bei den einzelnen Reisetagen noch was.


Wer mag, kann ja mal ein wenig bei der Japan-Guide-Seite zum Hakone Round Course schmökern und dort in Text und Karte den Links folgen, z.B. zu Hakone oder dem Hakone Free Pass:

http://www.japan-guide.com/e/e5210.html

Auf der Seite ist unheimlich viel Vorarbeit geleistet und das ganze dann auch noch verständlich dargestellt worden. Es ist also keine Hexerei und setzt auch keine nächtelangen eigenen Recherchen voraus, diesen Tagesausflug hinzubekommen. Aber wer zu einzelnen Zielen mehr wissen mag, findet teilweise noch Links zu den jeweiligen Internetseiten bzw. kommt dann auch mit Google gut weiter. Und die Zeiten der einzelnen Züge kann man über www.hyperdia.com herausbekommen.

Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Denver am 09.05.2014, 18:15 Uhr



Super, es geht weiter.  :applaus:

Der Bericht ist so spannend und ich kann gar nicht genug von den Fotos bekommen. Das war ein toller Auflug.

Vielen Dank! Wann startet eigentlich deine Reise?


Der Grund unserer Reise ist nebst Sightseeing, dem World Scout Jamboree 2015 in Kirara-hama, Yamaguchi, einen Kurzbesuch abzustatten. Das Jamboree findet Ende Juli statt und wie es sich herausgestellt hat, eine klimatisch etwas ungünstige Zeit für eine Rundreise durch Japan. Man sollte mit leichtem Gepäck reisen und dennoch bei der Hitze genügend Wechselwäsche dabei haben. Japaner sehen doch immer wie aus dem Ei gepellt aus. Das scheint mir logistisch etwas schwierig. Vielleicht mache ich mir auch zu viele Gedanken. Eine geführte Reise im klimatisierten Reisebus und entsprechend grossen Koffer wollen wir dennoch nicht machen. Wir haben noch ein paar Monate Zeit eine Entscheidung zu treffen bis wir die Flüge buchen müssen.

In der Zwischenzeit lese ich deinen Bericht.  8)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 09.05.2014, 20:11 Uhr

Wir haben noch ein paar Monate Zeit eine Entscheidung zu treffen bis wir die Flüge buchen müssen.

In der Zwischenzeit lese ich deinen Bericht.  8)


Na, das passt ja dann. Ich wusste nicht, ob ihr dieses Jahr fahren wollt, dann wäre es wohl etwas knapp geworden, noch das Ende dieses Berichts abzuwarten.  :D


Man sollte mit leichtem Gepäck reisen und dennoch bei der Hitze genügend Wechselwäsche dabei haben. Japaner sehen doch immer wie aus dem Ei gepellt aus. Das scheint mir logistisch etwas schwierig.

Von einer Idee kann man sich gleich schon mal verabschieden: Dass man es schaffen könnte, ähnlich adrett auszusehen wie die Japaner. Da das aber kein Westler schafft, fällt man auch nicht unangenehm auf, so zumindest meine persönliche Erfahrung. Man spielt halt einfach nicht in derselben Liga wie die aus dem Ei gepellten Japaner. Das fängt schon damit an, dass man verglichen mit dem japanischen glatten glänzenden Haar als Westler einfach nur Gestrüpp auf dem Kopf hat.

Ansonsten war es so, dass es auf meiner Reise in sehr vielen Hotels auch Waschmaschinen und Trockner gab. Ich habe mich mit dem Gepäck also von vorneherein beschränkt.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: nomad am 09.05.2014, 20:12 Uhr
Hi Flicka,

sehr schöner Bericht. Ich war nur ein paar Tage später (6.4.-11.4.) auch in Tokio und Ichinoseki - allerdings dienstlich. Die Kirschblüte im Ueno-Park und in Asakusa war gerade noch da wurde aber von Tag zu Tag weniger. Vor allem am Sonntag (6.4.) war der Park voll mit Leuten, die bei leichtem Nieselregen unter den Kirschbäumen Hanami feierten. Den Rest der Zeit war das Wetter dann aber prima.

Schön ein paar Bilder vom Coco Grand zu sehen, ich habe schon einige Hotels (z.B. das Parkside direkt nebenan) in Ueno ausprobiert, aber in dem war ich nocht nicht. Kommt jetzt aber auf die Liste... ;-)

nomad.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 11.05.2014, 09:50 Uhr
Hi Flicka,

sehr schöner Bericht. Ich war nur ein paar Tage später (6.4.-11.4.) auch in Tokio und Ichinoseki - allerdings dienstlich. Die Kirschblüte im Ueno-Park und in Asakusa war gerade noch da wurde aber von Tag zu Tag weniger. Vor allem am Sonntag (6.4.) war der Park voll mit Leuten, die bei leichtem Nieselregen unter den Kirschbäumen Hanami feierten. Den Rest der Zeit war das Wetter dann aber prima.

Schön ein paar Bilder vom Coco Grand zu sehen, ich habe schon einige Hotels (z.B. das Parkside direkt nebenan) in Ueno ausprobiert, aber in dem war ich nocht nicht. Kommt jetzt aber auf die Liste... ;-)

nomad.

Dann haben wir uns ja wirklich nur um ein paar Tage verpasst, wie lustig! Fast hätten wir ein Forentreffen in Japan machen können.  :wink:

Das Hotel kann ich empfehlen, und das Zimmer kam mir später auch gar nicht mehr so klein vor wie am Anfang.  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 11.05.2014, 09:52 Uhr
1. April 2014: Tokio – Nikko – Tokio

Es wird besser mit dem Jetlag. Heute nacht bin ich doch tatsächlich schon vor halb eins eingeschlafen. Heute morgen esse ich wieder ein kleines Frühstück mir Marmelade, dann breche ich auf, um den 8.14-Uhr-Yamabiko-Shinkansen Richtung Norden zu erwischen. Der hält direkt in Ueno, und die Shinkansen-Bahnsteige sind auch schnell gefunden:

Zuerst passiert man das „normale“ Ticketgate, dann folgt man den allgemeinen Hinweisschildern zum Shinkansen. Vor dem Shinkansen-Bereich sieht man auf der Anzeigetafel abwechselnd auf japanisch und englisch die Züge und Bahnsteige. Ich will den Shinkansen um 8.14 Uhr nehmen, muss also zum Bahnsteig 20. Um zum Shinkansen zu kommen, muss man dann noch durch ein zusätzliches Shinkansen-Ticket-Gate. Am Bahnsteig werden dann Informationen zu den nächsten Zügen angezeigt, wieder auf englisch und japanisch. Hier findet man auch Informationen darüber, welche Wagen reservierungspflichtig sind und welche nicht. Man stellt sich dann in den jeweils markierten Bereich in die Schlange. Ohne Reservierung muss man in einen „Non-Reserved Car“, ansonsten stellt man sich natürlich dort in die Schlange, wo der reservierte Wagen halten wird. Ich habe heute keine Reservierung und stelle mich hinter dem  netten japanischen Herrn für den Wagen 4 an. Der Wagen hält dann auch auf den Zentimeter genau dort, wo er halten soll. Man steigt ein, und wenn man Gepäck dabei hat, kann man es auf der Ablage oben am Sitzplatz unterbringen oder größere Gepäckstücke hinter den letzten Reihen in den Waggons abstellen, wo zwischen Wand und Rückenlehne noch genug Platz für große dicke Koffer ist.

(http://abload.de/img/shinkansenil5jcx.jpg) (http://abload.de/image.php?img=shinkansenil5jcx.jpg)


So viel zum Grundkurs Shinkansen. Die Details der Anzeigen und der markierten Wartebereiche sind, wie ich im Verlauf der Reise feststelle, zwar oft etwas unterschiedlich ausgestaltet, aber vom Grundsatz her ist die Beschilderung überall so wie hier in Ueno. Der Yamabiko fährt natürlich pünktlich ab und erreicht in einer Dreiviertelstunde Utsunomiya. Dort habe ich elf Minuten zum Umsteigen, und das reicht locker. Von hier aus fährt ein Zug nach Nikko. Ich sitze direkt im ersten Wagen hinter dem Führerstand und kann dem Lokführer bei der Arbeit zusehen.

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„Sage nicht prachtvoll, bevor du nicht Nikko gesehen hast“, so soll ein japanisches Sprichwort lauten. Das weckt natürlich Erwartungen, und ich bin gespannt, ob Nikko das halten wird, was das Sprichwort verspricht.

Der Zug kommt um kurz vor zehn in Nikko an, ich laufe ein Stück die Straße entlang bis zur zentralen Bushaltestelle, und gerade als ich überlege, ob ich die knapp 2 km zu den Schreinen und Tempeln von hier aus laufen oder auf einen Bus warten soll, fährt auch schon der World Heritage Bus vor. Also los. Hier kann ich zum ersten mal meine Suica-Card zum Einsatz bringen. Man hält sie beim Einsteigen und Aussteigen an den Kartenleser, und das System bucht beim Aussteigen den anfallenden Betrag ab. Geht ganz einfach.

Ich steige an der Station „Omotesando“ aus. Von hier aus sind es nur ein paar Meter zum Rinnoji, dem ersten Ziel des Tages. Der Tempel wurde schon im 8. Jahrhundert gegründet und im 17. Jahrhundert weiter ausgebaut. Zur Zeit wird der Tempel renoviert, der Besuch ist eingeschränkt, aber ich will ihn mir trotzdem ansehen und kaufe ein Ticket.

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Auf der Tempelbaustelle gilt leider „No Photo“, aber außer einer Buddha-Statue und ein paar kleineren Götter-Statuen ist ohnehin nicht viel zu sehen. Was ich ziemlich obskur finde, ist die Tatsache, dass neben jeder Götter-Statue auch gleich ein zum Verkauf verpacktes Amulett hängt, vermutlich, damit man später im Shop noch das passende Amulett zum gewünschten Gott wiedererkennt und keinen Fehlkauf tätigt.

Die Baustelle darf man sich auch noch von oben anschauen – und fotografieren -, und da sieht es weniger nach Renovierung und mehr nach einem Tempel-Neubau aus.

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Der Mönch scheint auch nicht so richtig hierher zu passen.

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Direkt oberhalb des Rinnoji steht schon das Eingangstor zum Toshogu-Schrein. Der Schrein wurde im 17. Jahrhundert zuerst als relativ einfaches Mausoleum für den Shogun Tokugawa Ieyasu, den ersten Shogun der Edo-Zeit, begründet und später von dessen Enkel ausgebaut. Der Schrein umfasst mehrere Gebäude. Die meisten sind mit prachtvollen Schnitzereien ausgeschmückt, was in japanischen Schreinen ansonsten eher unüblich ist.

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Vor dem Eingang zum Schrein steht noch eine pittoreske Pagode, aber man sollte bloß nicht meinen, dass man mit dem teuren Ticket für den Schrein auch noch zur Pagode darf. Die kostet extra, und ich werde sofort zurückgepfiffen, als ich arglos die Stufen zur Pagode hochgehe. Egal, von weitem ist die Pagode sowieso am schönsten.

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Danach betrete ich das Schreingelände und bin wirklich erschlagen von der Pracht. Überall bemalte Schnitzereien an den Gebäuden, dabei dienten viele früher als Lagerhaus oder als Stall. Das bekannte Bild der drei Affen, die nichts böses hören, nichts böses sagen und nichts böses sehen ist an den ehemaligen Ställen der heiligen Pferde angebracht. Die derzeitige Schreinrenovierung ist hier offenbar noch nicht angekommen. Gegenüber am Lagerhaus sind zwei Elefanten zu sehen, die auch „Elefanten der Fantasie“ genannt werden, weil der Künstler vermutlich nie einen Elefanten gesehen hat.

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Die Ema-Täfelchen des Schreins greifen das Affenmotiv wieder auf.

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Eine Treppe führt hinauf, durch das Yomeimon-Tor. Das wird derzeit leider auch renoviert, aber kaum hat man die eingehüllte Baustelle umlaufen, setzt sich die Pracht fort. Man weiß wirklich kaum, wo man hinschauen soll.

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Im Inneren des Schreins muss man die Schuhe ausziehen, Fotos sind hier nicht erlaubt. Ganz anders sieht es mit der schlafenden Katze aus, eine der bekanntesten Schnitzereien am Schrein. Hier klicken um mich herum die Fotoapparate.

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Die Katze thront über dem Weg zum Mausoleum des Shogun. Es wird gemunkelt, dass sie die (Hinter-) List des Shoguns symbolisieren soll, denn wer weiß schon, ob die Katze wirklich schläft. Der Shogun jedenfalls ruht weiter oben am Berg, umgeben von Bäumen, in seiner Urne.

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Dann gehe ich hinüber zur Honjido-Halle, der Halle mit dem fauchenden Drachen, wo wieder ein Fotoverbot gilt, aber hier soll man ja etwas zu hören bekommen. Der Drache ist ein riesiges Deckengemälde, und er soll tatsächlich fauchen. Ein Mönch führt den Effekt vor: Er schlägt zuerst weiter hinten in der Halle mit zwei Stäben aufeinander. Nichts passiert. Dann schlägt er unter dem Kopf des Drachen die Stäbe zusammen, und es ist ein deutliches, schallerndes Echo zu hören. Das ist es also, das Fauchen des Drachen. Und mit derselben Ernsthaftigkeit, mit der der Mönch den fauchenden Drachen erklingen lässt, holt er anschließend ein verkaufsfertig verpacktes Amulett hervor und präsentiert es den Besuchern. Vielleicht kann man damit den inneren Drachen in sich wecken. Der Mönch jedenfalls gibt mit einem Gesichtsausdruck, den ich als Mischung zwischen „Nehmen Sie regelmäßig Ihre Blutdrucktabletten!“ und „Denken Sie an Ihre Altersvorsorge!“ interpretiere, noch ein paar Erläuterungen zum Amulett, vermute ich jedenfalls, denn natürlich tut er das auf Japanisch, dann dürfen die Besucher weitergehen, wo schon die Mitarbeiter an den Verkaufstheken warten. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Und während ich draußen meine Schuhe wieder anziehe, steigt drinnen schon die nächste Drachen-Verkaufsshow.

Der nächste Schrein, nur ein paar Minuten Fußweg entfernt, ist der Futarasan-Schrein, und der sieht erstmal langweilig aus. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich sein Reiz: Der Schrein, der direkt am Waldrand liegt, besteht aus vielen kleinen Shinto-Schreinen. Er wurde schon im 8. Jahrhundert gegründet und ist den Göttern der drei heiligsten Berge von Nikko gewidmet. Was ich lustig finde: An einer Stelle kann man Ringe werfen. Vielleicht kann man als Preis ein bisschen Glück gewinnen. Mir gefällt der Schrein sehr gut. Er ist ruhig und hat etwas richtig ursprüngliches. Weit weg vom Trubel um fauchende Drachen und schlafende Katzen schmücken Seile und Zickzackpapiere Bäume, Quellen und Felsen. Zurück zu den Wurzeln, könnte man sagen. Es herrscht eine ruhig entspannte Atmosphäre unter den hohen Nadelbäumen.

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Schließlich gehe ich weiter zum Taiyuinbyo, dem Mausoleum von Iemitsu, dem Enkel von Ieyasu. Er war der dritte Shogun der Edo-Zeit und derjenige, der den Toshogu-Schrein für seinen Großvater so prächtig ausbauen ließ. Für ihn selbst durfte es dann eine etwas bescheidenere Version davon sein. Hier und am Toshogu-Schrein zeigt sich, wie dicht Shintoismus und Buddhismus über lange Zeit in Japan miteinander verwoben waren: Beide Gebäudekomplexe zeigen Elemente beider Glaubensrichtungen und wurden erst in der Meiji-Zeit so weit wie möglich „bereinigt“. Dabei blieb der Toshogu-Schrein shintoistisch, der Taiyuinbyo wurde aber dem buddhistischen Rinnoji-Tempel „zugeschlagen“

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Inzwischen ist es schon fast drei Uhr, und eigentlich wollte ich heute mal was zu Mittag essen, aber das einzige Restaurant, das ich auf meinem weiteren Weg sehe, ist mir nicht sonderlich sympathisch, also mache ich mich auf den Weg zu meinem nächsten Ziel, der Kanmangafuchi-Abyss, einer kleinen Schlucht. Zwischendurch verlaufe ich mich ein wenig, weil ich mir einbilde, den Weg auch ohne Karte zu finden. Das tue ich auch, aber erst nach einem Zickzackkurs durch die angrenzenden Straßen. Schließlich ist die richtige Straße gefunden, die über den Fluss führt und schließlich in einen Weg mündet, der am Ufer entlang führt. Hier sind mehrere Jizo-Statuen aufgestellt, die hinunter auf den Fluss schauen.

Die Jizos sind buddhistische Bodhisattvas, also Wesen, die anderen Wesen auf dem Weg zur Erleuchtung helfen. Die Jizos haben eine besondere Aufgabe: Sie helfen den Seelen verstorbener oder totgeborener Kinder zur Erlösung. Die Mützen und Lätzchen - offenbar werden sie von den Müttern der Kinder gefertigt - sollen ihnen helfen die Seelen der Kinder zu finden.

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Alle Statuen sehen unterschiedlich aus, aber eins haben sie alle gemeinsam: Sie wirken friedlich, und sehen mit ihren gehäkelten Mützen und den Lätzchen richtig anrührend aus.

Ich mache mich in gelöster Stimmung wieder auf den Weg. Der Besuch hier unten am Fluss hat richtig gut getan.

Von hier aus mache ich mich wieder auf den Rückweg am Fluss entlang bis zur Shinkyo-Brücke, bei der es sich um eine der drei schönsten Brücken Japans handeln soll. Schade, dass die tiefstehende Sonne hinter der Brücke nicht gerade hilfreich ist, um den Ruhm der schönen Brücke fotografisch zu verbreiten.

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Ein Blick in meine Unterlagen verrät mir: Der nächste Zug fährt in einer halben Stunde, bis zum Bahnhof sind es 2 Kilometer, das schaffe ich. Um viertel vor fünf sitze ich dann auch tatsächlich im Zug Richtung Utsunomiya, immer noch ohne Mittagessen, aber mit einem Plan: Am Bahnhof Utsunomiya will ich mir eine Bentobox kaufen und auf der Shinkansenfahrt nach Ueno in typisch japanischer Manier im Zug essen. Eine Verkaufsstand für Bentoboxen ist auch schnell gefunden, schwieriger wird es aber mit der Verständigung. Zwar sind überall Modelle des Inhalts der unterschiedlichen Boxen aufgestellt, aber wer weiß schon, ob das braune Zeug auf dem Reis Fleisch, Fisch, Tofu oder Wurzeln darstellen soll oder womit die gezeigten Reisklöße gefüllt sind. Die Verkäuferin ist zwar freundlich, spricht aber nur japanisch, und egal wie oft sie mir den Inhalt der Boxen auf japanisch erklärt, ich weiß trotzdem nicht, was drin ist. Das Problem löst sich, als ich auf der Verpackung einer der Boxen eine Kuh erblicke. Wo Kuh drauf ist, muss auch Kuh drin sein, finde ich, deute aber vorsichtshalber trotzdem auf die Kuh und versuche mein Glück mit einem fragenden „Muh?“

Das findet der Mann, der gerade eine Box gekauft hat, sehr komisch, versteht aber jedenfalls, was ich will, erklärt es der Verkäuferin und bringt ihr auch gleich mal das Wort „Beef“ bei. Natürlich kaufe ich dann auch die Beef-Bento-Box. Um 17.46 Uhr nehme ich den Shinkansen zurück nach Ueno und packe im Zug gleich meine Box aus. Darin sind Reis mit Rindfleisch, Ingwer, einlegte Pflaumen und irgendwas, das wahrscheinlich aus Tofu besteht. Es schmeckt sehr lecker und lässt sich auch mit den mitgelieferten Stäbchen gut essen.

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Um halb sieben bin ich wieder in Ueno und könnte jetzt zum Hotel gehen. Allerdings habe ich mir heute morgen schnell noch die Wegbeschreibung für eine typisch japanische Errungenschaft eingesteckt, nämlich für ein Cat Café.

Dank Fotos in der Wegbeschreibung ist das „Café“ im achten Stockwerk eines Gebäudes direkt am Bahnhof schnell gefunden. Als ich oben aus dem Aufzug steige, muss ich die Schuhe ausziehen, Jacke und Rucksack in einen Spind sperren und meine Hände desinfizieren. Dann darf ich entscheiden, wie lange ich hier verbringen will. Ich wähle eine halbe Stunde, bekomme eine entsprechend eingestellte Stoppuhr ausgehändigt und darf mich dann zu den Katzen setzen. Ich darf Fotos ohne Blitz machen, Spielen und Streicheln sind erlaubt, außer bei Mikori (oder so ähnlich), der eine wirklich gefährliche Katze sein soll. So guckt er auch, und unwillkürlich frage ich mich, ob in ihm wohl ein listiger Shogun wiedergeboren wurde.

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Die anderen sind aber niedlich, oder, wie es in Japan heißt: Kawaii!

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Man kann hier auch etwas trinken und vermutlich auch ein paar Snacks bekommen, aber der eigentliche Sinn eines Cat Cafés ist der Kontakt zu den Katzen, die in den Wohnungen in den japanischen Städten oft nicht erlaubt ist. Inzwischen sind Cat Cafés schon längst mich mehr der letzte Schrei, dafür gibt es inzwischen ja solche Errungenschaften wie Eulencafés, die aber wohl auf den Widerstand von Tierschützern treffen.

Ich trudele schließlich gegen halb acht im Hotel ein, kaufe mir im angrenzenden Shop noch einen mit Creme und Obst gefüllten Pfannkuchen und mache mir einen gemütlichen Abend. Im Fernsehen läuft so etwas ähnliches wie das „Kirschblütenfest der Volksmusik“, jedenfalls was Bühnendekoration und das Alter des Publikums im Saal angeht.

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Der anschließende Wetterbericht sieht gut aus: Der für morgen ursprünglich vorhergesagte Regen soll doch erst am Abend fallen, vormittags soll es wieder sonnig werden.


Ausgaben des Tages:
Busticket: Y 310 (gezahlt mit Suica-Card)
Rinnoji-Tempel Y 400
Toshogu-Schrein Y 1300
Futarasan-Schrein Y 200
Taiyuinbyo Y 550
Bentobox Y 1000
Cat Cafe Y 750
Snacks und Getränke Y 550
1 ÜN im Hotel Coco Grand Ueno Shinobazu Y 10800
Eine Kuh auf einer Bentobox erkennen: unbezahlbar

Gute Nacht!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Denver am 11.05.2014, 12:13 Uhr
Ich bin begeistert und freue mich über die vielen wertvollen Informationen. Merci.

Sag mal, magst du kein japanisches Frühstück? Ich kenne es nur von Hawaii und fand es sehr lecker.

Die Bentobox ist cool.  :lol:

Ich sehe mich schon, Huhn, Ente und Schwein nachmachen. Muss wohl vorher vor dem Spiegel üben.  :lol:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 11.05.2014, 12:16 Uhr
Ich habe mich auch gefragt, ob ich wohl die Kuh gemimt hätte. Ist immerhin leichter als Fisch oder Gemüse zu imitieren ;)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Wilder Löwe am 11.05.2014, 14:24 Uhr
Dein Bericht macht wirklich Lust auf Japan. Das Reisen dort scheint nicht so kompliziert zu sein, wie man es allgemein annimmt.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 11.05.2014, 15:18 Uhr
Ich bin begeistert und freue mich über die vielen wertvollen Informationen. Merci.


Dein Bericht macht wirklich Lust auf Japan. Das Reisen dort scheint nicht so kompliziert zu sein, wie man es allgemein annimmt.

Ich freue mich, wenn ihr die Informationen hilfreich findet und ich euch Mut machen kann, es selbst in Japan zu versuchen. Ich kann zwar wirklich nicht behaupten, dass ich ohne Vorbereitung dorthin gefahren wäre, aber man kann sich jedenfalls mit vernünftigem Zeitaufwand so vorbereiten, dass man sich vor Ort gut zurechtfindet. Und der Zeitaufwand hat eigentlich wenig mit Japan zu tun, sondern würde genauso entstehen, wenn man sich entschließen würde, innerhalb von Europa eine Rundreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu machen. Was ich in Japan gemacht habe, könnte man in Deutschland wohl mit einer Rundreise durch verschiedene Städte wie München, Berlin oder Hamburg mit Zwischenausflügen und -aufenthalten in eher ländlichen, aber touristisch erschlossenen Gebieten vergleichen. Da erkundigt man sich ja auch vorher, wie man überhaupt vom Hotel in der Stadt A ins Hotel in der Stadt B kommt, ob das ins Auge gefasste Hotel überhaupt in der Nähe von Bahnhöfen, U-Bahnen oder Buslinien liegt und wie man von dort aus an die gewünschten Ziele kommt. Das alles ist heutzutage dank Internet auch bei Japanreisen möglich.


Ich habe mich auch gefragt, ob ich wohl die Kuh gemimt hätte. Ist immerhin leichter als Fisch oder Gemüse zu imitieren ;)

Ich habe in Japan relativ bald angefangen, mich fröhlich mit improvisierter Gebärdensprache, Ein-Wort-Sätzen und dergleichen durchzuschlagen. Das schöne daran ist, dass es den Japanern nach meinem Eindruck sehr viel leichter fällt, dann selber fröhlich mit improvisierten Erklärungen zu antworten als wenn man sich selbst bemüht, alles möglichst perfekt zu machen.

Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 11.05.2014, 18:20 Uhr
Tolle Impressionen! Die Schreine und Pagoden sind wirklich sehr eindrucksvoll. Die Brücke sieht auch im Gegenlicht gut aus.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: snowtigger am 12.05.2014, 12:15 Uhr
Hihi, ein Neko Cafe. Das würde ich mir auch gerne anschauen.  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 12.05.2014, 16:10 Uhr
Bento mit Rindfleisch - fast exotisch. Ein in Japan gebräuchlicher Ausdruck für Rindfleisch ist "bîfu". Klingt wie "beef" und das ist kein Zufall. Es wurden viele Begriffe aus dem Englischen/Niederländischen übernommen. Ein fast stummes "u" hängt nur deswegen dran, weil die japanische Schriften, Silbenschriften sind und man sonst "beef" (gesprochen ja nur eine Silbe) nicht schreiben könnte. Es gibt zwar "be" べ, oder "bi" ビ , aber nur ein "n" ン kann als Konsonant am Wortende alleine stehen.
Daher findet man oft am Ende v. Fremdwörtern ein "u" als Hilfslaut. Notfals kann man ja experimentieren und englische, oder auch deutsche Begriffe ein wenig "japanisieren". Vielleicht klappt es ja. Wie etwa "randoseru" (ランドセル). Na, erkennt Ihr was es ist?  :lol:
Allerdings erkennt man manchmal auch einfache Wörter nicht wieder  :lol: Wer mehr wissen will, soll nach "gairaigo" suchen. Ist das japanische Wort für "Lehnwort".
Sollten Japanologen unter uns sein, so könnten sie es vielleicht noch genauer erklären.

Nikko: Da hat es bei uns auch geregnet... Ich fand die Nebenpfade, die teilweise nicht für die Touristen freigegeben, aber einsehbar waren, oft verwunschen wie aus einem Märchen. Alles bemoost zwischen riesegen Bäumen.

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 12.05.2014, 17:53 Uhr
Microbi, sehr schöner Beitrag! Dass Rindfleisch bifu heißen könnte, darauf bin ich in der Situation nicht gekommen, obwohl ich mich doch vorher durchaus schon ein wenig mit japanischen Ausdrücken beschäftigt hatte.


Daher findet man oft am Ende v. Fremdwörtern ein "u" als Hilfslaut. Notfals kann man ja experimentieren und englische, oder auch deutsche Begriffe ein wenig "japanisieren". Vielleicht klappt es ja. Wie etwa "randoseru" (ランドセル). Na, erkennt Ihr was es ist?  :lol:


Ich hatte gleich eine bestimmte Ahnung, aber ich musste nachschauen, um sie zu bestätigen. Leider ist mein Holländisch ein wenig eingerostet, sonst hätte ich es mir auch ohne Internethilfe erschlossen.  :wink:


Weil es gerade so gut passt, poste ich hier mal einen vorbereiteten Text zu dem Thema:


Wissenswertes über.... japanische Lehnwörter

Im Japanischen gibt es viele Lehnwörter. Nach der Öffnung des Landes zum Westen im 19. Jahrhundert wurden viele Begriffe aus dem Englischen übernommen, einige aber auch aus dem Deutschen, und hier schwerpunktmäßig aus den Bereichen Medizin und Wandern. Auch aus dem Portugiesischen und Französischen stammen einige Wörter. Und natürlich finden auch heute noch viele Begriffe aus fremden Sprachen ihren Weg nach Japan.

Lehnwörter erkennt man oft schon an der besonderen Schrift: Neben den ursprünglich chinesischen Schriftzeichen, den Kanji, bei denen meist ein Zeichen für ein bestimmtes Wort steht, gibt es zwei japanische Silbenschriften, die Hiragana und die Katakana. Jede dieser Silbenschriften hat Zeichen für den kompletten Satz von möglichen Silben, aber die Hiragana werden normalerweise für japanische Wörter genutzt, die Katakana normalerweise für Fremdwörter.

Will man sich Wörter, die in lateinischer Umschrift, also in den sogenannten Romaji, im Text erscheinen, selbst erschließen, helfen ein paar generelle Regeln für Lehnwörter im Japanischen:

Das Japanische kennt – vom Konsonant n abgesehen - grundsätzlich keine Silben, die auf einem Konsonant enden. Da solche Wörter in anderen Sprachen aber an der Tagesordnung sind, tauchen die entsprechenden japanischen Lehnwörter oft mit Silben auf, die auf einem u enden, wobei das u aber ziemlich stumm ist.

Aus einem w wird in der Umschrift oft ein b, und wenn man ein r sieht, sollte man sich daran erinnern, dass das Japanische nur einen Zwischenlaut zwischen r und l kennt. Das r in Umschrift kann also in der ursprünglichen Sprache durchaus ein l gewesen sein.

Ein waagerechter Strich über einen Vokal bedeutet, dass der Vokal lang ausgesprochen wird. Und Japaner kürzen gerne ab. Ein auf den ersten Blick japanischer Ausdruck kann daher auch einfach die japanisierte Abkürzung eines fremdsprachigen Begriffs sein.

Mit diesem Wissen übersetzen wir die folgenden ursprünglich englischen Wörter natürlich völlig mühelos:

- tēburu heißt Tisch, von table
- ame-futo ist American Football
- sābisu kommt von Service
- ein combini ist ein Geschäft, ein convenience store
- und bestimmt wusstet ihr, dass das „urjapanische“ Pokemon ein pocket monster ist

Aus dem Deutschen kommen Begriffe wie
- arubaito, Teilzeitarbeit, vom deutschen Arbeit
- dopperugengā, Doppelgänger


Und jetzt seid ihr dran: Was mögen wohl die folgenden Begriffe bedeuten?

- ryukkusakku
- painappuru
- shurafu
- saikuringu
- shampen
- rapputoppu
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 12.05.2014, 21:07 Uhr
Sehr interessant!

Ich kann nur folgendes raten:
- ryukkusakku > Rucksack?
- painappuru > Pineapple (Ananas)?
- shampen > Shampoo?
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 12.05.2014, 21:48 Uhr
Die ersten beiden stimmen!  :D

Bei dem vermeintlichen Shampoo kommt das prickelnde Lehnwort aus dem Englischen, am besten einfach mal das "e" etwas länger denken.

Und das Rapputoppu hatte ich auf der Reise dabei.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 12.05.2014, 22:37 Uhr
- shampen > Champagne?
- Rapputoppu > Laptop?
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 12.05.2014, 22:44 Uhr
Stimmt!

Die anderen beiden sind schwieriger, das gebe ich zu. Denkt daran, dass das "r" in der ursprünglichen Sprache nicht unbedingt ein "r" gewesen sein muss.

Und an eins der beiden Wörter muss man noch ein "sack" anhängen, damit man die tatsächliche Bedeutung hat.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 12.05.2014, 23:06 Uhr
Ach Gott, na ja, Japanisch. Wer kann das nicht?

Ich nehme jetzt mein Tabarifu ;) und meinen Lalafuli ;) und geh ins Bett  :lachen07:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Palo am 12.05.2014, 23:24 Uhr
Ach Gott, na ja, Japanisch. Wer kann das nicht?


rots 'o ruck in Ohio ;-) :lol: :lol:

Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 12.05.2014, 23:27 Uhr
Ach Gott, na ja, Japanisch. Wer kann das nicht?

Ich nehme jetzt mein Tabarifu ;) und meinen Lalafuli ;) und geh ins Bett  :lachen07:

 :verwirrt:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 12.05.2014, 23:32 Uhr
Wusstest du das nicht, Flicks, dass das Tablet und Reiseführer sind? Nicht etwa, dass du denkst, ich hätte hier 2 japanische Liebhaber versteckt ;)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka als Gast am 13.05.2014, 09:12 Uhr
Ach so.

Ich hatte ja eher an ein Kuscheltier in Drachenform und ein Radio gedacht.  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 13.05.2014, 11:34 Uhr
Ich dachte bei "Lalafuli" mehr an eine Flasche Sake, die schon mindestens halb geleert wurde  :drink:

"saikuringu" musste ich mehrmals aussprechen, bevor ich eine Ahnung bekam.. :) (cycling) Sehr schönes Beispiel auch für die Verwendung des "r"-s.

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 13.05.2014, 15:42 Uhr
Du meinst meinen Kusahara (Kuschelhasen)? ;)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 13.05.2014, 16:08 Uhr
 Wakarimasen (分かりません)!  :bahnhof:
Junge Frau, Sie verwirren mich!

Wenn es überhaupt an mich gerichtet war... :kratz:

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 13.05.2014, 17:33 Uhr
Du meinst meinen Kusahara (Kuschelhasen)? ;)


Junge Frau, Sie verwirren mich!



Ohhhh! Bettogefurüsuteru!!!  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 13.05.2014, 20:23 Uhr
 :oops:  :oops:

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 13.05.2014, 20:44 Uhr
Bevor hier jetzt alle peinlich berührt mit oder ohne Kuscheltier und Sake in ihren Shurafu klettern, kündige ich schon mal an, dass es voraussichtlich morgen abend auf unserer Reise weitergeht. Die Bilder sind aufbereitet, der Text fast fertig, und wir sehen uns dann in Kamakura.  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 14.05.2014, 18:49 Uhr
2. April 2014: Tokio – Kamakura – Tokio

Gestern bin ich doch tatsächlich gegen Mitternacht eingeschlafen. Heute morgen komme ich um sieben Uhr trotzdem nicht gut aus dem Bett. Ein Blick aus dem Hotelfenster lässt mich etwas wacher werden: Die Sonne scheint, und am Shinobazu-Teich versammeln sich ein paar Japaner zum Frühsport.

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Ich wage mich beim Frühstück trotz Müdigkeit mal an die japanische Variante und nehme ein warmes Fleischgericht mit Paprika und Pilzen. Allerdings essen die Japaner um mich herum alle Suppe, vielleicht ist das warme Fleischgericht gar nicht typisch japanisch?

Typisch japanisch ist jedenfalls die Rush Hour, in die ich anschließend gerate. Von Ueno aus will ich wieder mit der Yamanote Linie nach Tokio, und das um acht Uhr morgens. Vorgestern war der Zug schon voll gewesen, aber es geht noch voller, wie ich heute morgen merke. Irgendwann stehe ich dicht gepresst an die anderen Fahrgäste, mit meiner roten Jacke der einzige Farbtupfer in einem Meer aus grauen und dunkelblauen Anzügen. Man braucht sich nicht mehr an den Griffen festzuhalten, denn fallen kann man sowieso nicht, ganz egal, wie abrupt der Zug anfährt und bremst. Nach vier Stationen darf ich endlich raus und suche meinen Weg zur Yokosuka-Linie, mit der ich weiter nach Kamakura fahre.

Am Bahnsteig bin ich zuerst etwas irritiert, weil ich nicht weiß, auf welcher Seite mein Zug abfährt, aber ein „Sumimasen (Entschuldigung), Kamakura?“, das ich an den Schaffner richte, führt dazu, dass mir der Fahrplan präsentiert wird und ich die richtige Seite gezeigt bekomme. Ich vermute, dass der Mann dazu freundlich lächelt, kann das aber unter seinem Mundschutz nicht ausmachen.

Der Zug nach Kamakura ist zunächst auch noch gut gefüllt, aber als wir Tokio hinter uns lassen, wird auch das Abteil leerer. Wir passieren Yokohama, dann erreichen wir schließlich um viertel nach neun Kita-Kamakura, also quasi Kamakura Nord.

Kamakura war ab 1192 so etwas wie der Regierungssitz Japans. Der Kaiser residierte in Kyoto, der Shogun aber in Kamakura. Auch heute noch stehen in der kleinen Stadt viele Tempel, die im 13. Jahrhundert gegründet wurden.

Vom Bahnhof Kita-Kamakura sind es nur ein paar Meter bis zu einem dieser Tempel, dem Engakuji, der 1282 gegründet wurde und einer der führenden Zen-Tempel im östlichen Japan sein soll. Er wurde gebaut, nachdem die Japaner eine Invasion der Mongolen abgewehrt hatten und sollte auch dazu dienen, den Toten Respekt zu zollen. Die Gebäude sind aber nicht so alt, sondern wurden teilweise nach Erdbeben wieder aufgebaut.

Hier in Kamakura gibt es viele Kirschbäume, und schon am Eingang des Tempels ist ein schönes Exemplar in voller Blüte zu sehen.

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Überhaupt herrscht eine richtig schöne entspannte Frühlingsstimmung, mit Ruhe, klarer Luft und zwitschernden Vögeln. Ich erkunde das Tempelgelände, das sich als deutlich größer herausstellt als eigentlich gedacht. Entlang der ansteigenden Hauptroute gibt es immer wieder an der Seite kleine Altäre und Gärten. Die Kirschen blühen in verschiedenen Farben, und zu meiner Überraschung schafft es auch ein orangefarbener Tupfer zwischen die Frühlingsboten.

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In einer kleinen Halle soll ein Zahn von Buddha aufbewahrt werden, und die Japaner lächeln beim Anblick der Halle glücklich und verzückt. Die Halle kann man leider nur aus der Entfernung sehen, dabei hätte ich den göttlichen Zahn doch mal ganz gerne unter die Lupe genommen.

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Der göttliche Zahn ist aber schnell vergessen, als mir dieses stolze Paar begegnet.

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Zum Abschluss erklimme ich noch die Treppe hinauf zu der großen Glocke. Hier hängen mal wieder nette Ema-Täfelchen.

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Dann gehe ich zurück zu den Bahngleisen und auf der anderen Seite entlang der Straße etwa 500 m weiter bis zum Jochiji-Tempel, der 1283 gegründet wurde. Früher war der Tempel deutlich größer, heute liegt er ein wenig verträumt am Berghang.

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Hier bin ich die einzige ausländisch aussehende Besucherin und errege Aufmerksamkeit. Ein Japaner fragt mich, ob er mich mit dem Glücksgott fotografieren soll, und da sage ich gerne ja. Er fragt mich, woher ich komme und erklärt mir dann erfreut, er könne auch ein wenig deutsch. Als ich ein paar Minuten später wieder Richtung Ausgang gehe, winken er und seine Frau mir plötzlich von einem Picknicktisch aus zu sich und laden mich ein, mit ihnen zu essen und ihre Bentoboxen mit mir zu teilen. Mir ist das zuerst ein bisschen peinlich, ich habe mal wieder nichts zu essen dabei, sonst könnte ich ja auch mit ihnen teilen. Aber eine Ablehnung wird nicht akzeptiert, und so setze ich mich zu ihnen an den Tisch, esse ein paar Sushirollen und wir unterhalten uns. Er hat vier Jahre deutsch studiert, und ein Freund von ihm arbeitet heute in Hamburg an der Universität. Sie fragen mich, was ich heute noch sehen will, und als ich erzähle, dass ich von hier aus den Wanderweg zum Daibutsu nehmen will und sie frage, ob ich da richtig bin, wenn ich die schmale Straße am Tempel vorbei nehme, geht die Frau sofort an der Kasse nach dem richtigen Weg fragen. Sie erklärt alles auf japanisch, ihr Mann übersetzt auf englisch. Die beiden sind reizend, drücken mir zur Verabschiedung die Hand und winken mir nach. Fröhlich gehe ich weiter. Das war eine schöne Begegnung.

Der Weg durch den Wald soll etwas vier Kilometer lang sein und führt zunächst über wurzelige Wege bergauf.

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Schließlich erreiche ich den Gipfel, wo ein kleiner Schrein steht und viele Kirschbläume blühen.

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Angesichts der herzförmigen Ema-Täfelchen und der vielen roten Bänder hege ich den Verdacht, dass die Götter hier im Schrein vor allem für Liebesangelegenheiten zuständig sind. Den aufgestellten Felsen spende ich trotzdem vorsichtshalber mal 100 Yen, schließlich will ich den Rest des Wanderweges auch noch unfallfrei absolvieren, und da kann es nicht schaden, wenn einem der Boden wohlgesonnen ist. Zuerst biege ich kurz hinter dem Kirschbaumpark aber nach links ab zum Zeniarai Benten Schrein. Hier ist die Ausschilderung irgendwie unvollständig, und leider habe ich gerade auch vergessen, wie der Schrein heißt, aber ich frage pantomimisch andere Besucher und finde mit ihrer Hilfe dann doch den Weg.

Wie fragt man pantomimisch nach einem Schrein? Hier ist es relativ einfach, denn der Schrein hat eine Besonderheit. Zunächst betritt man das Schreingelände durch einen Durchgang im Fels. Und in einer Quelle in einer Höhle kann man sein Geld waschen, damit es sich verdoppelt. Das lasse ich allerdings sein. Vielleicht mache ich es nicht richtig und mein Geld halbiert sich? Außerdem hat sich der Euro gegenüber dem Yen in den letzten 12 Monaten gut gemacht, da will ich heute nicht unverschämt sein.  ;)

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Von hier aus sind es noch etwa 2 km bis zum Daibutsu, dem Großen Buddha. Langsam zieht sich der Himmel zu und es wird schwül. Zum Glück ist es trocken, sonst könnten die Felsstufen, über die man steigen muss, rutschig sein. Aber so komme ich schließlich nach insgesamt knapp zwei Stunden Wander- und Besuchszeiten am Großen Buddha an.

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Der Daibutsu ist über 13 Meter groß und der zweitgrößte Bronzebuddha in Japan. Früher stand er nicht im Freien, sondern in einer Tempelhalle, die aber mehrfach zerstört wurde.

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Von hier aus sind es nochmal ein paar hundert Meter die Straße entlang bis zum Hase-dera-Tempel, der das Fotografenherz gleich mit einem schönen Tor erfreut.

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Auch das restliche Tempelgelände ist wunderschön und zieht sich entlang des Berghangs weit nach oben. Es gibt eine kleine Höhle mit Götter-Statuen, Tempelhallen, Gärten und Blüten.

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Hier hole ich mir zwei Snacks: einen mit Hackfleisch gefüllten Kloß, ähnlich wie eine Dampfnudel, in Japan heißt der wohl Nikuman,  und kleine Reismehlbällchen am Spieß, sogenannte Dango, mit einer süßen Sojasauce übergossen, und mache erst mal Rast.

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Ab und zu fällt ein Regentropfen, vielleicht gibt es später noch ein Gewitter. Meinen ursprünglichen Plan, am Strand vorbei nach Kamakura zu gehen, lasse ich also fallen und nehme stattdessen die Enoden Linie, für die mein Railpass nicht gilt, wo ich aber mit der Suica-Card problemlos zahlen kann. An den Ticket Gates wird die Karte einfach ans Lesegerät gehalten, und am Zielbahnhof wird dann beim erneuten Einscannen der Fahrpreis abgebucht, also wie im Bus, den ich schon in Nikko genommen habe.

Die Fahrt nach Kamakura dauert nur ein paar Minuten. Vom Bahnhof aus ist es nur ein kurzes Stück bis man die Kirschblütenallee erreicht, die zum Tsurugaoka Hachimangu Schrein führt.

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Der Schrein ist Hachiman gewidmet, dem Kriegsgott und Beschützer der Samurai. Er wurde schon 1063 gegründet und 1180 am heutigen Standort aufgebaut. Die Beschreibung des Schreins auf japan-guide verrät, dass man hier mit einem üblen Trick versuchte, seine Widersacher loszuwerden: Auf dem Schreingelände gibt es zwei Teiche. Einen, der für die damals herrschende Minamoto-Familie stehen soll, die den Schrein gründete, und einen Teich, der für die Erzrivalen, den Taira-Clan, stehen soll. Im Minamoto-Teich sind drei Inseln, im Taira-Teich vier. Eine Insel mehr für den Feind, warum denn das? könnte man sich fragen, aber vier heißt shi, und shi heißt auch Tod.

Angesichts der immer wieder fallenden Regentropfen beschränke ich meinen Besuch aber auf die Hauptroute und statte dem tödlichen Teich keinen ausgedehnten Besuch ab.

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Es wird bereits langsam dämmrig, dabei ist es erst halb fünf. Ich schlendere Richtung Einkaufsstraße, die parallel zu der Kirschblütenallee zurück zum Bahnhof führt. Gerade, als ich überlege, ob ich hier noch etwas esse, sehe ich etwas, das aussieht, wie eine Bratwurst. Nachdem ich bezahlt habe, stelle ich fest: Es schmeckt auch wie eine Bratwurst. Gewöhnungsbedürftig ist nur, dass die Wurst nicht im Brötchen liegt, sondern auf einen Holzstab aufgespießt wird, aber ansonsten besteht sie den Geschmackstest.

Auf dem Weg zum Bahnhof kaufe ich mir noch ein kleines Stoffbeutelchen mit Kirschblütenmuster und stelle fest, dass ich bisher noch nirgends Postkarten gesehen habe. Gibt es die in Japan einfach nicht, oder habe ich noch nicht an den richtigen Stellen geschaut? Da muss ich in Kyoto mal die Augen aufhalten.

Der Zug zurück nach Tokio fährt um fünf Uhr und ist zum Glück nicht besonders voll. Dafür gerate ich in Tokio wieder in die Rush Hour, allerdings gegenüber heute morgen nur in abgemilderter Form. Als ich gegen halb sieben im Hotel ankomme, halte ich mich nicht lange im Zimmer auf. Das Hotel hat einen „Spa“-Bereich, eigentlich ein heißes Bad, und das will ich endlich mal ausprobieren. Vorher werfe ich noch ein paar Klamotten in die Waschmaschine, die das Hotel bereithält, dann werfe ich mich selbst in den bereitgestellten „Pajama“ (keine Ahnung, ob das eine Wortschöpfung des Hotels ist), hole Handtuch und Shampoo mit und gehe hinunter in die 2. Etage ins heiße Bad. Dort ist alles leer, also schnell zwei Fotos:

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In so ein heißes Bad steigt man in Japan übrigens nicht, um den Staub des Tages abzuwaschen, sondern um sich zu entspannen. Der Staub muss vorher schon runter, also ist erst mal gründliches Waschen angesagt. Dann steige ich in die Wanne. Das tut gut. Länger als eine Viertelstunde halte ich es allerdings im heißen Wasser nicht aus.

Am Abend ist leider Kofferpacken angesagt. Dazu verfolge ich die Nachrichten. Eine Einspielung zeigt Wellen an, die sich von der südamerikanischen Küste über den Pazifik bis nach Japan  bewegen. Als ich im Internet die Nachrichten überprüfe, finde ich einen Beitrag über ein starkes Seebeben vor Chile, das zum Glück nur zu kleineren Tsunamis geführt hat. Gerade heute in Kamakura bin ich noch an einem Hinweisschild vorbeigelaufen, wonach es bis zur Tsunami Evacuation Zone noch 300 m sei.

Morgen werde ich ganz früh nach Kyoto starten. Kaum habe ich mich hier in Tokio in meinem Hotel eingewöhnt, geht die Reise auch schon weiter. Aber ich werde zum Ende der Reise hierher zurückkehren.


Ausgaben des Tages:

Enkakuji-Tempel Y300
Jochiji-Tempel Y200
Zeniarai Benten Schrein kostenlos
Daibutsu Y 200
Hasedera-Tempel Y 300
Snacks und Getränke: Y 1500
Fahrt mit der Enoden-Linie: ? (gezahlt mit Suica-Card)
1 ÜN Coco Grand Ueno Shinobazu Y 10800
Die Bentobox mit einer Fremden zu teilen: unbezahlbar

Gute Nacht!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 14.05.2014, 19:24 Uhr
Mann, kriege ich Fernweh!  :roll:

Du schreibst so interessante Sachen. Z.B. Fleischspeise zum Frühstück - gibt es. Aber ein traditionelles Frühstück - wenn sowas überhaupt noch gegessen wird - beinhaltet eine Suppe, Reis, Pickels, ggf. getrockneten Fisch. Manchmal auch Reis mit Pickels, mit rohem Ei und/oder Natto (fermentierte Sojabohnen). Das schmeckt uns Westmenschen sehr gewöhnungsbedürftig und ist beliebt als Mutprobe für Gaijin.
Also, meine Frau wird begeistert sein, wenn ich ihr erzähle, dass sie Fleisch zum Frühstück bekommen kann. Sie isst keinen Fisch.

Ich glaube, Japan ist das einzige Land (das ich kenne) in dem man immer positiv wahrgenommen wird als Deutscher. Meist hält man einen für einen Ami, aber wenn man klarmachen kann, dass man "doitsujin" ist, sind die Japaner geradzu überschwänglich erfreut.

Ja, die Bäder... wie man auf so einem Schemel sitzen kann, sich gründlich reinigend ohne umzufallen... das weiß ich nicht. Ich habe auch immer gehofft, dass ich im Bad alleine bin. Und andere Bäder gab es fast auf der ganzen Reise nicht. Wir wohnten nur in Ryokans. Und das Wasser in so einem Becken kann verdammt heiß sein. Beim ersten mal hat es mich fast von den Füßen gehauen, als ich nach 10 Minuten wieder rausgekrabbelt bin. Zum Glück gibt es auch kaltes Wasser. Aber nach einer Zeit gewöhnt man sich dran und es tut so gut, dass man es kaum noch missen will.

Und die Bilder erst! Suuuuper!  :)

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 14.05.2014, 20:57 Uhr

Ich glaube, Japan ist das einzige Land (das ich kenne) in dem man immer positiv wahrgenommen wird als Deutscher. Meist hält man einen für einen Ami, aber wenn man klarmachen kann, dass man "doitsujin" ist, sind die Japaner geradzu überschwänglich erfreut.


Ja, mir ging es auch so. Wenn ich gefragt worden bin, wo ich herkomme und dann mit "Germany" geantwortet habe, bin ich immer auf positive Reaktionen gestoßen. Viele Leute haben mir dann berichtet, dass sie selbst schon in Deutschland waren, oder dass zumindest ein Verwandter oder Bekannter schon mal hier war. Das klang immer, als würde Deutschland sehr geschätzt, und soweit ich das beurteilen kann war das nicht nur eine höfliche Reaktion.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: snowtigger am 15.05.2014, 11:07 Uhr
Wunderschön! Ich packe Japan mit auf die Reiseliste.
Das ist das erste asiatische Land, das ich wirklich wirklich sehen möchte (außer Nepal, das gilt aber nicht, da hab ich Freunde  :wink: ).
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 15.05.2014, 22:12 Uhr
Das sind sehr schöne Bilder. Wirklich tolle Impressionen! Und auch noch schön ausführlich beschrieben. Das ist sehr interessant, weil Japan doch ein bisschen anders ist. :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 16.05.2014, 17:18 Uhr
Ich freue mich, dass euch Bilder und Bericht gefallen!  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 18.05.2014, 08:55 Uhr
3. April 2014: Tokio - Kyoto

Fünf Uhr morgens. Das ist selbst hier in Tokio früh. Und nach deutscher Zeit erst zehn Uhr abends. Kein Wunder, dass ich kaum aus dem Bett komme. Aber um die Rush Hour zu vermeiden, will ich heute schon den Hikari um 6.26 Uhr ab der Tokio-Station nehmen. Davor muss ich wieder von Ueno aus mit der Yamanote Linie oder dem Lokalzug dorthin, also raus aus den Kissen!

Um zwanzig vor sechs checke ich aus und gehe hinaus in den leichten Nieselregen. Die Straßen sind noch ziemlich leer, es scheinen mehr übernächtigte Nachtschwärmer als Pendler unterwegs zu sein. Frohgemut ziehe ich den Koffer hinter mir her zur Ueno-Station. Zum Kofferziehen habe ich gestern in der Tokio-Station noch ein paar Schilder gesehen: Man soll den Koffer nicht mit dem Handrücken nach oben hinter sich herziehen, sondern mit dem Handrücken nach unten. Wahrscheinlich, weil man ihn so direkt hinter sich herziehen kann und nicht seitlich. Ergänzend gab es dann noch ein Plakat, wo gerade ein armer Pendler über einen Koffer fällt.

Heute morgen ist es aber noch leer, also gebe ich mich rebellisch und ziehe den Koffer mit dem Handrücken nach oben. Hinauf zur Yamanote Linie muss ich ihn leider die Treppe hoch schleppen. Dort angekommen ist der Bahnsteig erfreulich leer und ich denke mir, dass es sich doch gelohnt hat, so früh aufzustehen, um die Rush Hour zu umgehen. Aber: Satz mit x – war wohl nix! Es gibt zwar weniger Pendler, aber auch deutlich weniger Züge, und als um 5.52 Uhr der Lokalzug einfährt, stehen hinter mir zehn Leute Schlange, und die Waggons sind schon gut gefüllt. So ein Mist, aber es hilft ja alles nichts, also rein in den Zug und die pikierten Pendlerblicke ignorieren.

Beim Aussteigen haue ich meinen Koffer vermutlich mindestens zehn Leuten an die Beine, was müssen die auch so blöd da rumstehen! Mit dem Koffer die Treppe wieder runter, zum Shinkansen-Bereich, dabei den Koffer schön mit dem Handrücken nach unten ziehen, hier ist dann doch schon einiges los. Und jetzt die Treppe wieder hoch. Als ich am Gleis ankomme, bin ich schon nassgeschwitzt. Aber der Zug steht schon da, man darf einsteigen, ich finde meinen reservierten Platz und kann den Koffer direkt hinter dem Sitz abstellen.

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Ich verstaue meinen Kram und frühstücke erst mal den gefüllten Pfannkuchen, den ich mir gestern abend noch gekauft habe. Der Zug fährt los, hinaus aus Tokio, mit Stopps in Shinagawa und Yokohama. Als wir nach einer guten halben Stunde Odawara erreichen, ist der Waggon schon fast voll. Hier in Odawara bin ich vor drei Tagen ausgestiegen, um den Fuji zu besuchen. Heute ist der Himmel grau verhangen, und der Fuji nicht zu sehen. Da hatte ich bei meinem Besuch richtig Glück gehabt.

Richtung Kyoto bessert sich das Wetter aber, und immer mehr blauer Himmel kommt zum Vorschein. Um viertel nach neun kommt der Hikari am Hauptbahnhof Kyoto an. Immerhin gibt es hier zunächst ein paar Rolltreppen, aber dann muss ich hinunter in die U-Bahn, und wieder sind Treppen angesagt. Aber immerhin geht es ja runter.

Als ich selbstbewusst mit meiner Suica-Card das Ticketgate passieren will, leuchtet aber eine rote Lampe auf. Die Karte wird nicht akzeptiert, auch nicht beim zweiten Versuch. Hm, dabei hatte ich gedacht, zumindest die U-Bahn in Kyoto würde die Karten akzeptieren, wenn schon die Busse hier es nicht tun. Stattdessen kaufe ich mir einen Tagespass für die U-Bahn, das schaffe ich allerdings nur mit Hilfe von zwei Japanerinnen, denn die englischen Hinweise sind hier sehr dürftig. Mit der Karasuma Linie fahre ich dann zwei Stationen bis Shijo, wo mein Hotel liegt, das Toyoko-Inn Shijo-Karasuma. In der Anfahrtsbeschreibung des Hotels hieß es, man solle den Ausgang Nr. 20 nehmen, und tatsächlich sind die Ausgänge nummeriert, und der Hoteleingang liegt keine 50 Meter vom Ausgang entfernt. Vorsicht: Das Foto zeigt das Hotel, den unattraktiven beige-braunen Bau, von der gegenüberliegenden Straßenseite. Wenn man den Ausgang 20 nimmt, kommt man auf der "richtigen" Straßenseite raus.

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Einchecken kann ich noch nicht, dafür ist es noch viel zu früh, aber mein Gepäck kann ich hierlassen. Das tue ich auch und kehre zur U-Bahn zurück. Zuerst geht es wieder mit der Karasuma Linie weiter Richtung Kokusaikaikan (ich merke mir Koku) eine Station bis Karasumoike und von hier aus mit der Tozai Linie Richtung Uzumasatenjingawa (ich merke mir Uzu) eine Station bis Nijojomae. Hier will ich die Nijojo, die Nijo-Burg, besuchen. Auf dem Weg hinaus mache ich aber noch ein Foto von den verwirrenden Fahrkartenautomaten. Ich bin mir sicher: Damit werde ich mich nie zurechtfinden können!

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Aber jetzt bin ich ja erst mal an der gewünschten Station angekommen und außerdem im Besitz einer Tageskarte, also weg mit den Sorgen und raus zur Burg. Die liegt direkt neben der U-Bahn-Station. Sie wurde 1601 von Tokugawa Ieyasu angelegt, also dem ersten Shogun der Edo-Zeit, der heute in dem prächtigen Mausoleum in Nikko ruht. Eigentlich residierte er in Edo, im heutigen Tokio, aber ein Machtsymbol in Kyoto, der Stadt des Kaisers, musste natürlich auch sein.

Die Sonne scheint, und wenn man den äußeren, etwas nüchternen Eingang passiert hat, trifft man am Eingang zum inneren Bereich auf das prachtvolle Karamon-Tor mit filigranen Schnitzereien. Ich bin ganz hingerissen und fotografiere den anderen Leuten alles weg.

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Drinnen wartet dann der erste, wunderschöne Kirschbaum direkt neben dem Tor.

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Von hier aus betritt man den Ninomaru-Palast mit prächtigen Audienz-Sälen. Wie die früheren Audienz-Besucher läuft man auch als heutiger Tourist dabei über das sogenannte Nachtigallenparkett. Das heißt so, weil die Balken und Dielen so angebracht wurden, dass sie quietschen, wenn jemand sie betritt, damit niemand sich heimlich anschleichen konnte. Schuhe sind hier natürlich nicht erlaubt, Fotos leider auch nicht.

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Nach dem Rundgang durch den Palast führt der Rundweg weiter durch die Gartenanlage, vorbei an Teichen und blühenden Bäumen. Ich schlendere entspannt durch den Garten. Schön, dass ich so früh hier bin und die Burg noch bei Sonnenschein genießen kann, dann langsam zieht es sich zu.

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Auf dem Rundgang kommt man auch zum Gartenbereich, in dem der Honmaru-Palast liegt. Der kann aber leider im Gegensatz zum Ninomaru-Palast normalerweise nicht betreten werden.

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Der Weg durch die äußeren Gärten führt dann wieder an vielen blühenden Kirschbäumen vorbei.

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Zum Abschluss esse ich im Souvenir- und Imbissbereich einen mit Kohl und anderen Zutaten gefüllten Pfannkuchen, denn ich habe mir fest vorgenommen, ab heute nicht mehr ohne Mittagessen durch die Gegend zu laufen, und verlasse schließlich gegen ein Uhr das Gelände. Insgesamt habe ich fast drei Stunden hier verbracht. Und vielleicht komme ich nochmal her, denn wie ich am Eingang lese, sind die Kirschbäume abends erleuchtet.

Ich fahre zurück Richtung Hotel und schaue mir ein paar Geschäfte an. Im großen Daimaru-Kaufhaus entdecke ich die Kimono-Abteilung, wo wunderschöne Kimonos nebst Zubehör zum Verkauf angeboten werden, allerdings zu Preisen, für die sich andere Menschen Autos kaufen. Ein komplettes Set mit Kimono, Obi, Schuhen, Tasche und weitere Utensilien kostet hier teilweise einen fünfstelligen Betrag - in Euro. Aber wunderschön sind die Sachen. Der ausgestellte Kimono ist handbemalt, die Fertigung so eines Stücks dauert Monate. Mich packt eine regelrechte Ehrfurcht vor der japanischen Tradition und Handwerkskunst.

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Langsam wird es Zeit für den letzten Programpunkt des Tages. Ein paar Wochen vor der Reise war mir auf der Japan-Guide-Seite das erstemal die Werbung für Nagomi-Visit aufgefallen, bei dem sich ausländische Besucher anmelden und darauf hoffen können, dass ein japanischer Gastgeber sie zu sich nach Hause einlädt. Das ganze kostet den Besucher einen Beitrag von 3500 Yen, der teilweise an die Gastgeber weitergeleitet wird, um deren Kosten zu decken. Die Gastgeber geben ihrerseits dem ausländischen Gast die Gelegenheit, an einem Mittag- oder Abendessen bei sich zu Hause teilzunehmen. Nachdem ich mich angemeldet hatte, hatte sich ein Ehepaar aus der Nähe von Kobe gemeldet. Eigentlich sollten wir uns heute abend am Bahnhof in ihrer Nähe treffen, aber gestern abend hat die Ehefrau, nennen wir sie einfach mal „Naomi“ sich bei mir per E-mail gemeldet und vorschlagen, uns stattdessen schon nachmittags zu treffen und zuerst noch einen Park zu besuchen, der für seine Kirschblüte berühmt ist. Ich habe zugesagt und muss jetzt nur noch den Weg zum dortigen Bahnhof finden.

Dazu brauche ich ein Ticket der Hankyu Railway, die direkt bei meinem Hotel abfährt. Mit dem Ticketautomaten und der Anzeige bin ich leider absolut überfordert, also frage ich eine Japanerin, die dann ihrerseits mit der von mir genannten Station überfordert ist. Deshalb macht sie mir mühsam klar, dass ich warten soll und läuft dann ihrerseits zur Fahrkartenkontrolle und studiert gemeinsam mit dem Mann die Karte mit dem Streckennetz. Danach hilft sie mir, den Automaten zu bedienen, was eigentlich ganz einfach ist, wenn man weiß wie es geht: An der großen Tafel über den Automaten wird das gesamte Hankyu-Netz angezeigt. Dort ist die Station, an der man gerade ist, markiert. Alle anderen Stationen sind auf der Tafel ebenfalls angezeigt, und zwar zusammen mit dem Fahrpreis, den man für die Fahrt von hier bis nach dort bezahlen muss. Die Fahrpreise sind nach Entfernung gestaffelt. Weiß man den Fahrpreis, wirft man einfach ausreichend Geld in den Automaten, und zwar so lange, bis die Taste mit dem Fahrpreis aufleuchtet, den man zahlen will. Diese Taste drückt man dann und bekommt sein Ticket und ggfs. das Wechselgeld.

Ich habe mein Ticket, danke der netten Japanerin vielmals für ihre Hilfe, hoffe inständig, dass sie durch mich nicht ihren eigenen Zug verpasst hat und ziehe los: Zuerst geht es nach Juso, von hier aus weiter Richtung Norden. Beim Umsteigen bin ich kurz orientierungslos, aber eine nette Frau, die ich eben in der Bahn gefragt habe, ob Juso die nächste Station ist, sieht mich unter den Schildern stehen, fragt wohin ich will und bringt mich zu meinem Bahnsteig. Sehr nett!

Am Bahnsteig stoße ich auf einen „deutschen“ Laden. Offenbar gilt deutsches Essen als Inbegriff von Feinkost.

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Im Zug beobachte ich fasziniert, wie Kimono-Kultur und Schulmädchen-Look aufeinanderprallen.

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Schließlich komme ich pünktlich am vereinbarten Bahnhof an, wo ich meine Gastgeberin „Naomi“ treffe. Wir haben vorher Fotos ausgetauscht, aber vermutlich bin ich hier weitab der üblichen Touristenpfade als westliche Ausländerin sowieso gut zu erkennen.

Naomi kommt ursprünglich aus Tokio, war noch nie hier und hatte sich spontan entschlossen, mir ein Treffen hier vorzuschlagen, weil die Kirschbäume blühen. Wir gehen plaudernd den Weg entlang. Die Äste der Kirschbäume hängen tief über den Fluss, überall sitzen Leute am Ufer auf Bänken oder unter den Bäumen und feiern.

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Naomi erklärt mir, dass Schule und Uni in Japan im Frühling beginnen und enden, und dass viele Schüler und Studenten herkommen, um ihren Abschluss zu feiern. Wir setzen uns und essen die Erdbeeren die sie mitgebracht hat. Schon auf dem Weg unter den Kirschbäumen hindurch sind wir auf das Thema Musicals und Takarazuka-Shows zu sprechen gekommen, also die Shows in Japan, in denen Musicals und andere Stücke nur von Frauen gespielt werden, die auch die männlichen Rollen darstellen. Dass sie Takarazuka mag, hatte sie schon in den Informationen über sich auf der Nagomi-Visit-Seite geschrieben, und weil ich wusste, dass das Musical Elisabeth in Japan ein riesiger Erfolg in den Takarazuka-Shows war, habe ich ihr als Geschenk eine deutsche Elisabeth-CD mitgebracht. Die und ein kleines Osterkörbchen mit Goldhasen und Schokoeiern überreiche ich ihr jetzt, und habe damit offenbar voll ins Schwarze getroffen, denn sie ruft verzückt: „Oh, Elisabeeto!“ Wie sich später herausstellt, ist die Darstellerin des „Todes“ in Elisabeth ihre Lieblings-Takarazuka-Sängerin, da kann sie ja jetzt den Vergleich zum deutschen „Tod“ schlechthin, Uwe Kröger, ziehen.

Weil Naomi auch noch nie hier war, möchte sie noch zu einer Kirche und einem Süßwarenladen gehen, der europäische Törtchen im Angebot hat.

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Dann steigen wir wieder in den Zug und fahren weiter, bis wir ihren Heimatbahnhof erreichen. Dort macht mich Naomi noch auf ein Plakat der Takarazuka-Shows aufmerksam. Takarazuka ist eigentlich eine Stadt und liegt gar nicht weit von hier.

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Naomi nimmt mich mit in ihre Wohnung, und ich halte mich brav an die japanische Schuh-Etikette: Schuhe an der Wohnungstür ausziehen und gegen Pantoffeln tauschen, und die Tatami-Matten nur mit Strümpfen betreten. Während sie das Essen vorbereitet, legt sie für mich eine DVD mit der Elisabeth-Takarazuka-Show ein und ist begeistert, dass ich einige Passagen auf deutsch mitsingen kann. Ich singe deutsch, sie singt japanisch und auf dem Tisch in einem elektrischen Topf brodelt das Essen vor sich hin.

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Ich schaffe es, das Essen unfallfrei mit Stäbchen zu essen, verzichte allerdings auf das rohe Ei, das normalerweise über das Essschälchen geschlagen wird.  Alles schmeckt sehr lecker. Als ich schließlich vorsichtig anmerke, dass ich wohl bald gehen muss, weil ich bis zehn Uhr in mein Hotel eingecheckt haben muss, ist sie ziemlich betrübt, denn eigentlich wollte ihre Mutter noch kommen und den deutschen Gast kennenlernen. Sie hatte gemeinsam mit ihrer Mutter vor ein paar Jahren Deutschland besucht und war in Hamburg natürlich auch in einem Musical gewesen. Also ruft sie kurzerhand in meinem Hotel an und vereinbart, dass ich bis Mitternacht einchecken kann. Wunderbar, dann kann ich ja auch noch die Sachertorte genießen, die sie vorhin gekauft hat.

Ihre Mutter kommt und hat mir extra noch etwas selbst gekochtes morgen fürs Frühstück mitgebracht. Sie zeigen mir die Fotoalben ihres Deutschland-Besuchs und von Naomis Hochzeit und wir schauen uns noch das Hochzeitsvideo an und sie erklärt mir die Zeremonie. Außerdem bekomme ich noch eine Pfanne zur Zubereitung von Oktopus-Bällchen präsentiert. Nach Oktopus scheint man in Japan wirlich ganz verrückt zu sein.

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Gegen halb zehn muss ich dann schließlich doch aufbrechen, ich bin todmüde. Naomi begleitet mich noch zum Bahnhof und hilft mir beim Ticketkauf und zeigt mir, welchen Weg ich hinunter zum Gleis nehmen soll. Zum Abschied umarmen wir uns und ich gehe gar nicht gerne. Aber wir werden ja über E-mail in Kontakt bleiben.

Auf der etwa einstündigen Rückfahrt nach Kyoto sind die Züge immer noch ziemlich voll. Ich bin so müde, dass ich beinahe den Ausstieg in Juso verpasse und hüpfe noch in letzter Sekunde aus dem Zug. Der Zug nach Kyoto ist gut ausgeschildert, und so komme ich schließlich gegen viertel vor elf im Hotel an, checke ein und wuchte meinen Koffer ins Zimmer. Bei Booking.com gab es für ca. 10 Euro Aufpreis pro Nacht ein Zimmer mit 2 Betten zu buchen, und das habe ich auch reserviert, um ein wenig Platz zu haben, um meinen Kram auszubreiten.

(http://abload.de/img/p1060935izqu5t.jpg) (http://abload.de/image.php?img=p1060935izqu5t.jpg)


Eigentlich will ich Naomi noch schnell per E-mail melden, dass ich gut im Hotel angekommen bin, aber leider ist die Beschreibung des Internetzugangs sehr kryptisch und ich finde nirgendwo den Hinweis auf das erforderliche Passwort. Das muss also bis morgen warten. Ich bin sowieso ziemlich kaputt und kuschele mich schnell unter die Decke. Das Fernsehen meldet für morgen wechselhaftes Wetter mit hoher Regenwahrscheinlichkeit, also werde ich mal schauen, ob ich den Tagesplan für morgen durchziehen oder zugunsten des ein oder anderen Kaufhausbesuchs etwas abkürzen werde.

Ausgaben des Tages
Tagespass U-Bahn Y600
Nijojo Y 600
Pfannkuchen Y600
Getränke Y500
Zugtickets Hankyu Linie Y 1120
Nagomi Visit Y 3500 (vorab bezahlt)
1 ÜN im Hotel Toyoko-Inn Shijo-Karasuma Y 8230
mit einer Japanerin zuhause „Elisabeeto“ singen: unbezahlbar

Gute Nacht!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: pinguinin am 18.05.2014, 12:26 Uhr
Hallo Flicka,

eine wirklich tolle Reise hast du da gemacht.
Ich bin ganz begeistert von dem Bericht - super Idee mit dem Besuch bei Naomi.

Pinguinin
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 18.05.2014, 12:51 Uhr
Mein Freund wollte gerade wissen, was man denn Leckeres in dem Gerät zubereitet. Zum Thema "Octopus" hat er sich dann nur noch geschüttelt.

Die Kirschbäume am Wasser, das war ja ein ganz besonderer Ort. Solche Sachen "Besuche Gastgeber in deinem Urlaubsland" traue ich mich irgendwie nie aus Angst, dass ich dann da sitze, mich unwohl fühle und mich mit meinem Gastgeber anschweige.

Ich nehme mal an, deine Gastgeberin spricht gutes Englisch, sodass die Kommunikation funktioniert hat?
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 18.05.2014, 18:25 Uhr

Ich bin ganz begeistert von dem Bericht - super Idee mit dem Besuch bei Naomi.


Vielen lieben Dank!  :D


Ich nehme mal an, deine Gastgeberin spricht gutes Englisch, sodass die Kommunikation funktioniert hat?


Ja, das hat gut geklappt. Meist war ich diejenige, die irgendwelche Begriffe umschreiben musste, weil ich sie nicht wusste. Dafür war ich besser im Kartenlesen. Naomi ist auf der Suche nach der Kirche nämlich erst mal in die völlig verkehrte Richtung gelaufen, und ich wusste nicht, wo sie eigentlich hin wollte und bin brav nebenherspaziert.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Wilder Löwe am 18.05.2014, 20:12 Uhr
Der Kontakt mit Einheimischen kommt auf unseren Reisen immer viel zu kurz und beschränkt sich meist auf Hotelangestellte oder Verkäufer, daher finde ich es ganz toll, dass Du Gelegenheit hattest, Dich mit einer Japanerin zu treffen.

Mit der Kirschblüte hast Du es ja gut getroffen, die blühenden Bäume sind wirklich wunderschön. Wir waren dieses Jahr zur Kirschblüte in Washington. Ich habe bei dieser Gelegenheit gelernt, dass der japanische Kaiser 1912 der Stadt Washington 3000 Kirschbäume geschenkt hat. Ein wirklich prachtvolles Geschenk!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 19.05.2014, 18:02 Uhr
Der Kontakt mit Einheimischen kommt auf unseren Reisen immer viel zu kurz und beschränkt sich meist auf Hotelangestellte oder Verkäufer, daher finde ich es ganz toll, dass Du Gelegenheit hattest, Dich mit einer Japanerin zu treffen.


Bei mir war das bisher ganz genau so, und ich bin wirklich froh, dass ich diesmal die Gelegenheit hatte.



Mit der Kirschblüte hast Du es ja gut getroffen, die blühenden Bäume sind wirklich wunderschön. Wir waren dieses Jahr zur Kirschblüte in Washington. Ich habe bei dieser Gelegenheit gelernt, dass der japanische Kaiser 1912 der Stadt Washington 3000 Kirschbäume geschenkt hat. Ein wirklich prachtvolles Geschenk!


Ich war richtig erleichtert, dass es mit der Kirschblütenzeit so gut hingehauen hat. Ich habe in den Wochen und Tagen vorher immer wieder die Kirschblütenprognosen verfolgt. Eigentlich sinnlos, denn geplant und gebucht war da ja alles schon.

In Washington war ich bisher noch nicht. Stehen denn heute noch so viele Kirschbäume dort?
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Wilder Löwe am 19.05.2014, 22:03 Uhr

Ich war richtig erleichtert, dass es mit der Kirschblütenzeit so gut hingehauen hat. Ich habe in den Wochen und Tagen vorher immer wieder die Kirschblütenprognosen verfolgt. Eigentlich sinnlos, denn geplant und gebucht war da ja alles schon.

In Washington war ich bisher noch nicht. Stehen denn heute noch so viele Kirschbäume dort?

Gezählt habe ich sie nicht, aber es waren viele. Leider finde ich in meinen Fotos kein ordentliches Bild, deshalb hier mal ein geklautes:

http://www.claasen.de/travelogg/wp-content/uploads/2013/04/DC-Washington-Monument-with-Cherry-Blossoms-2.jpg
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 19.05.2014, 22:32 Uhr
Echt tolle Bilder von den Kirschblüten!

Und das Treffen mit den japanischen Gastgebern war sehr interessant!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 20.05.2014, 10:20 Uhr
Es war wieder sehr spannend. Und schon die Beschreibung lässt die Strapazen erahnen. Ein langer Tag!

Bei dem Bild der Fahrkartenautomaten dachte ich zuerst, Du hättest die Steuerzentrale fotgraphiert  :) In Japan hat mich wahnsinnig iritiert, dass manche Automaten auch sprachen. Die geben dann irgendwelche Anweisungen, de man nicht versteht. Ok, geschrieben würde man sie auch nicht verstehen.
Aber manchmal scheitert man an ganz alltäglichen Dingen, wie das Bedienen eines Parkautomaten.

Du hattest mit Deinem Besuch Glück! Japaner sind sehr freundlich und höflich. Es könnte also passieren, dass sie einem etwas typisch Deutsches zum essen zubereiten um dem Gast einen Gefallen zu tun. Und der Gast hofft natürlich auf etwas Landestypisches.  :roll:

Das Geschenk hast Du sehr gut ausgesucht! Es ist sehr wichtig, aber etwas Gutes zu finden ist nicht einfach.

Deine Garsgeberin hat Fotos von der Hochzeit gezeigt, aber ihr Mann war wohl nicht daheim(?).

Mic

Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 20.05.2014, 18:17 Uhr

Du hattest mit Deinem Besuch Glück! Japaner sind sehr freundlich und höflich. Es könnte also passieren, dass sie einem etwas typisch Deutsches zum essen zubereiten um dem Gast einen Gefallen zu tun. Und der Gast hofft natürlich auf etwas Landestypisches.  :roll:

Das Geschenk hast Du sehr gut ausgesucht! Es ist sehr wichtig, aber etwas Gutes zu finden ist nicht einfach.

Deine Garsgeberin hat Fotos von der Hochzeit gezeigt, aber ihr Mann war wohl nicht daheim(?).


Ich hatte auch befürchtet, dass irgendetwas "typisch Deutsches" auf den Tisch kommt, am besten noch etwas, was ich gar nicht esse. War dann zum Glück aber nicht so. Obwohl: Naomis Mutter hatte mir ja was mitgegeben, was ich erst am nächsten Tag unter die Lupe genommen habe...

Mit dem Geschenk habe ich mir auch etwas den Kopf zerbrochen. Ich wusste, dass ich auf jeden Fall etwas mitnehmen sollte und wollte, aber dann wurde es schon schwierig. Zum Glück hat die CD ja echt gepasst, aber das hätte auch schiefgehen können. Ich denke aber, dass ich mit der deutschen Schokolade im Osternest auf jeden Fall gut angekommen bin.  :D

Der Ehemann war nicht da, der musste leider auswärts arbeiten. Von der Hochzeit gab es sogar das Video zu sehen, und sie hat ein wenig erklärt, z.B. dass sie am Anfang der Zeremonie mit ihrer Familie gekommen ist und zum Abschluss der Zeremonie dem Ehemann zu seiner Familie gefolgt ist. Das war unheimlich interessant, aber ich konnte mir leider nicht viel merken. Irgendwann nach so einem langen Tag ist der Speicher im Kopf dann halt voll.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 20.05.2014, 18:19 Uhr

Gezählt habe ich sie nicht, aber es waren viele. Leider finde ich in meinen Fotos kein ordentliches Bild, deshalb hier mal ein geklautes:

http://www.claasen.de/travelogg/wp-content/uploads/2013/04/DC-Washington-Monument-with-Cherry-Blossoms-2.jpg


Wunderschön. Das wäre bestimmt auch ein beliebter Ort fürs Hanami.

Zu Hanami schreibe ich gleich noch was, denn ich komme heute noch nicht dazu, einen neuen Reisetag einzustellen.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 20.05.2014, 18:24 Uhr
Wissenswertes über.... Hanami

Ach ja, Hanami. Das bedeutet eigentlich allgemein „Blüten schauen“, bezieht sich aber meist auf die Kirschblüte, die als inoffizielle Nationalblüte Japans gilt. Die Kirschblüte ist die Vorbotin des Frühlings und symbolisiert die Wiedergeburt ebenso wie die Vergänglichkeit.

Die Sakura, die Kirschblüte, wandert jedes Frühjahr durch Japan von Süden nach Norden und von den Küsten hinauf in die Berge. Auf der südlichen Hauptinsel beginnt die Kirschblüte im Durchschnitt Mitte bis Ende März, in Sapporo auf der nördlichen Hauptinsel erst Anfang Mai. Mit solch allgemeinen Erkenntnissen gibt sich der kirschblütenverrückte Japaner jedoch nicht zufrieden. Für die einzelnen Städte und Regionen existieren aufgrund langjähriger Erfahrungen allgemeine Vorhersagen für die Zeit der Kirschblüte, und spätestens Ende Januar werden die ersten Prognosen für die kommende Kirschblüte getroffen. Da wagt man schon mal am 24.1. die Vorhersage, dass die Kirschblüte in Tokio am 24.3, in Kyoto aber erst am 26.3. beginnen soll und die beste Zeit fürs Hanami dort vom 1.4. bis zum 10.4. sein wird. Und auch deutsche Urlauberinnen, die ihre Aktivitäten in Japan gerne auf die Zeit der Kirschblüte abstimmen wollen, verfolgen gebannt den wöchentlich neuen Report und runzeln besorgt die Stirn, wenn sich der vorhergesagte Beginn der Blütezeit für Tokio in den Folgewochen immer weiter nach hinten verschiebt. ;-)

Die Zeit der Kirschblüte ist also eine Wissenschaft für sich, und das gilt auch für die unterschiedlichen Kirschbaumzüchtungen. Neben der häufigen Yoshino-Kirsche gibt es Sorten, die besonders früh oder spät blühen, so dass der geschickte japanische Gärtner durch eine Kombination unterschiedlicher Bäume die Blütezeit im Garten verlängern kann. Manche Bäume blühen weiß, andere zartrosa, pink, rot oder gelb. Manche Blüten haben nur fünf Blätter, andere etwa hundert.

Soviel zur Theorie. In der Praxis haben Japaner und Deutsche viel miteinander gemeinsam, wenn es darum geht, die besten Plätze zu sichern. Was dem Deutschen die Liege am Pool, das ist dem Japaner der Platz unterm Kirschbaum. An beliebten Hanami-Treffpunkten – und das kann auch mal ein Friedhof sein – werden die umkämpften besten Plätze schon früh am Morgen mit Plastikplanen reserviert. Richtig los geht es mit der Hanami-Party nach Feierabend, wenn man mit Freunden und Kollegen, Essen und Sake die Kirschblüten feiert und eine der wenigen Gelegenheiten genießt, bei denen es in Japan erlaubt ist, aus sich herauszugehen.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Wilder Löwe am 21.05.2014, 12:50 Uhr
Danke für die interessanten Erläuterungen.

Hast du übrigens den Film Hanami von Doris Dörrie gesehen? Fällt mir jetzt nur gerade so ein, wenn ich hier vom Kampf um den besten Platz unter den Bäumen und den Hanami-Parties lese :wink:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: McC am 21.05.2014, 12:57 Uhr
Apropos Kirschblüte.... paar km von mir entfernt liegt das größte zusammenhängende Kirschbaumfeld in Europa.... immer wieder nett anzusehen.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 21.05.2014, 18:52 Uhr
Apropos Kirschblüte.... paar km von mir entfernt liegt das größte zusammenhängende Kirschbaumfeld in Europa.... immer wieder nett anzusehen.

Schön, dass es sowas auch bei uns gibt. Aber das sind dann wohl "richtige" Kirschen, keine Zierkirschen?



Hast du übrigens den Film Hanami von Doris Dörrie gesehen? Fällt mir jetzt nur gerade so ein, wenn ich hier vom Kampf um den besten Platz unter den Bäumen und den Hanami-Parties lese :wink:


Ja, den hatte geschenkt bekommen im Hinblick auf die bevorstehende Reise. Ich fand ihn aber schrecklich traurig. Andererseits war ich auf der Reise schon ein wenig enttäuscht, dass niemand in Tokio mit einem Telefonhörer herumgetanzt hat.   :wink:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: McC am 21.05.2014, 18:59 Uhr
Schön, dass es sowas auch bei uns gibt. Aber das sind dann wohl "richtige" Kirschen, keine Zierkirschen?

Yepp...
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 22.05.2014, 19:56 Uhr
4. April: Kyoto

Der Jetlag scheint überwunden, denn heute morgen wache ich um sieben auf, obwohl der Wecker erst für acht gestellt ist. Um acht bin ich schon unten in der Hotel-Lobby beim Frühstück. Das Selbstkochte von Naomis Mutter hat mich zum Frühstück dann doch nicht wirklich überzeugt, denn wie ich jetzt feststelle, ist es Fleisch mit Kartoffelbeilage. Wahrscheinlich dachte sie, ich bräuchte nach ein paar Tagen in Japan dringend deutsches Essen.

Das Frühstück in der Hotellobby ist allerdings auch nicht verlockend, und ich begnüge mich mit zwei Reisbällchen. Dafür stellt sich durch eine Nachfrage an der Rezeption heraus, dass das gestern nicht auffindbare Internetpasswort einfach nur der Name der Hotelkette ist. Wie soll man denn darauf kommen, wenn in der Beschreibung vor und hinter dem Hotelnamen alles auf japanisch steht?

Egal, jetzt klappt es ja. Um neun verlasse ich das Hotel und suche die Bushaltestelle, von der der Bus Nr. 207 abfährt. Die ist dank Lageplan auch schnell gefunden, und liegt im Bereich "E", keine hundert Meter vom Hotel entfernt. Kaum stehe ich dort, kommt auch schon der Bus. Im Innenstadtbereich von Kyoto gilt für Busse ein Einheitspreis von Y230, also einfach in der Mitte des Busses einsteigen, ein Ticket braucht man nicht. Im Bus wird angezeigt, welches die nächste Station ist, zumindest wenn es eine Linie ist, die vor allem die touristischen Ziele anfährt, und beim Aussteigen wirft man den Fahrpreis dann passend in den Münzschacht beim Fahrer. Ich fahre insgesamt sechs Stationen, und netterweise wird schon im Bus angesagt, dass man als Besucher des Kiyomizudera-Tempels hier aussteigen sollte. Von der Bushaltestelle aus sind es nur noch ein paar Minuten Fußmarsch bis zum Tempel.

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Ich bin nicht die einzige, die dort hin will. Eine Reisegruppe nach der anderen schiebt sich die schmale Straße zwischen Shops und Restaurants vorbei. Dazwischen werden auch noch Hochzeitsfotos gemacht. Aber bald ist es geschafft und der Tempel erreicht.

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Der Tempel, wörtlich der Tempel des reinen Wassers, wurde schon im Jahr 780 gegründet, erst einmal rund um den Otowa-Wasserfall. Heute gibt es verschiedene Gebäude, unter anderem die offene Haupthalle, die auf einem hölzernen Gerüst neben dem Wasserfall steht. Der Wasserfall ist heute noch eine der Hauptattraktionen des Tempels. Mittlerweile hat man ihn in drei kleine Wasserfälle unterteilt, und wundersamerweise soll jeder der drei Wasserfälle eine andere Wirkung haben, nämlich langes Leben, schulischen Erfolg und Glück in der Liebe.

Das Wetter zeigt sich des Monats April würdig und bietet von strahlendem Sonnenschein bis leichten Regenschauern innerhalb von Minuten alles auf was geht. Auch hier gibt es einige Kirschbäume, und falls dann doch keine Blüte mehr da ist, bringt das Pferd auf den Ema-Täfelchen ein paar neue Zweige.

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Auf dem buddhistischen Tempelgelände steht – in Japan gar nicht unüblich - ein Shinto-Schrein, der Jishu-Schrein, und hier geht es auch um das Glück in der Liebe. Wer es schafft, mit geschlossenen Augen den 18 Meter langen Weg zwischen zwei Steinen zurückzulegen, soll besonderes Liebesglück finden. Heute ist es aber so voll hier, dass niemand ernsthaft sein Glück versucht. Der weißgekleidete Mann am Schrein wird übrigens nicht in einer shinoistischen Zeremonie gestört, sondern wischt gerade Staub.

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Nach einem Spaziergang zu einer Pagode auf dem Hügel gegenüber führt der Rundweg dann hinunter zu den glücksverheißenden Wasserfällen. Hier stelle ich mich fünf Minuten in die Warteschlange, aber jetzt fängt es plötzlich an, heftig zu regnen, also ist mein Bedarf an Wasser von oben erst mal gedeckt und ich flüchte mich in einen kleinen Imbiss. Viertel vor elf ist zwar noch etwas früh fürs Mittagessen, aber besonders viel gabs zum Frühstück ja nicht, also gönne ich mir eine heiße Nudelsuppe.

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Das Wetter bessert sich und ich ziehe weiter, die Straße hinunter und durch die Souvenirgeschäfte. Binnen Minuten habe ich zwei Tüten in der Hand, dabei wusste ich bis vorhin gar nicht, dass ich getrocknete Kirschblüten und einen Schirm in Geisha-Design brauche. Immerhin widerstehe ich dem reichhaltigen Hello-Kitty-Angebot.

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Der Weg führt jetzt nach Norden durch die Sannenzaka und die Ninnenzaka, zwei pittoreske Sträßchen, vorbei an weiteren Shops und Restaurants. Zwischendurch sehe ich ab und zu "Geishas", das sind aber Touristinnen, die ein entsprechendes Paket mit Kostümierung und Spaziergang durch Higashiyama gebucht haben.

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Schließlich erreiche ich – wobei ich leider mal wieder fragen muss – den Kodaiji-Tempel. Der Tempel wurde 1606 gegründet, stammt also aus der Zeit des Shoguns Tokugawa Ieyasu, der den Bau auch finanziell unterstützt hat.

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Aus der Haupthalle schaut man hinunter in den Stein-Zengarten, an dessen Rand ein wunderschöner Kirschbaum steht. Unter ihm ist das Moos schon halb von Blütenblättern bedeckt, und er wirkt wie aus einer Märchenwelt. Ich finde den Baum jedenfalls zum Weinen schön und habe einen richtigen Kloß im Hals.

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Auch der kleine Bambuswald, den man beim Abstieg aus den Tempelgärten durchquert, scheint aus einem Anime entsprungen zu sein.

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Von Kodaiji-Tempel aus sind es nur noch ein paar Schritte in den Maruyama-Park, der berühmt ist für seine große Trauerkirsche. Die steht in voller Blüte und ist ein Traum in weiß. Im Park gibt es Essstände, die Leute sitzen auf Tatami-Matten unter den Bäumen. Es ist wie ein großes Picknick

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Direkt an den Maruyama-Park grenzt der Yasaka-Schrein. Der steht so dicht am Geisha-Viertel Gion, dass er auch als Gion-Schrein bekannt ist. Die vielen Laternen, die hier hängen, tragen übrigens nicht etwa religiöse Beschriftungen, sondern werben für die örtlichen Händler, die für den Schrein gespendet haben.

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Ich gehe weiter zum Chionin-Tempel mit seinem großen Eingangstor, dem Sanmon-Tor. Mehr als das Tor schaue ich mir aber nicht an, denn die Haupthalle wird derzeit renoviert, und irgendwie befällt mich gerade eine akute Tempelunlust – wofür diese Gegend nicht gerade der ideale Ort ist.

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Aber einen Tempel will ich noch besuchen, den Shorenin-Tempel. Der punktet gleich mal mit tollen alten Bäumen am Zuweg, und wie ich erfreut feststelle, hängt zwar im inneren der Räume ein Schild mit einem Rauchverbot, aber nicht mit einem Fotografierverbot, also gibt es hier auch mal ein Foto aus einer der Tempelhallen. Auch der Garten ist schön angelegt. Auch hier gibt es einen kleinen Bambuswald, und als der Wind stärker wird, rauschen die Blätter und schlagen die Bambusstangen zusammen. Es klingt fast wie ein Xylophon.

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Der Shorenin-Tempel ist der letzte, den ich heute besuche, aber einen Schrein habe ich mir für heute vorgenommen, der etwas außerhalb liegt, nämlich den Fushimi-Inari-Schrein. Dazu laufe ich erst mal ein Stück bis zum Bahnhof der Kintetsu-Railways. Dort kaufe ich mir ganz alleine ein Ticket, ich bin echt stolz auf mich. Ein paar Stationen mit dem Zug, dann ist auch der Bahnhof Fushimi Inari erreicht und ich steige aus. Von hier aus sind es nur noch ein paar Minuten bis zum Schrein.

Der Fuhimi Inari Schrein ist der bedeutendste von einigen tausend Schreinen in ganz Japan, die Inari geweiht sind. Inari ist der Gott des Reises, aber auch auch des wirtschaftlichen Erfolgs, und seine Boten sind besondere Füchse.

Inzwischen wechseln sich blauer Himmel und Regen wieder im Minutentakt ab, aber ab und zu beleuchtet die Sonne die Schreingebäude. Überall stehen Fuchsstatuen und schauen grimmig auf die Besucher hinab. Was einem hier blühen kann, illustriert ein Filmplakat, das netterweise auf dem Schreingelände aufgehängt ist: Besonders nach Anbruch der Dunkelheit kann es sein, dass der geheimnisvolle Fuchsgott, der in männlicher oder weiblicher Gestalt erscheinen kann und von zwei weißen Füchsen begleitet wird, den arglosen Besucher verzaubert. Die Attraktion des Schreins sind die vielen roten Torii, die vor allem am Anfang so dicht stehen, als würde man durch einen Tunnel gehen. Auch hier preisen die Inschriften nicht etwa die shintoistischen Götter, sondern bezeugen den Spendernamen.

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Ich gehe noch ein Stück weiter, aber jetzt ist die Sonne völlig hinter dicken Wolken verborgen, und es wird richtig kalt. Außerdem tun mir die Füße weh, und ich will auch nicht von einer Fuchsgöttin verzaubert werden, also hinüber zur JR-Station und von hier aus in ein paar Minuten zum Hauptbahnhof in Kyoto. Dort nutze ich das Umsteigen in die U-Bahn für ein paar Fotos des modernen Gebäudes.

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Beim anschließenden Ticketkauf für die U-Bahn bin ich schon völlig souverän. Erst wird der Fahrpreis rausgesucht, den ich für die Fahrt zur Station Shijo zahlen muss, das sind Y 210.

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Dann wird das Geld in den Münzschacht geworfen, und ich drücke die aufleuchtende Taste mit Y 210 und ziehe das Ticket.

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Ziemlich erledigt komme ich gegen fünf Uhr im Hotel an, werfe mich aufs Bett und gönne den Füßen eine zweistündige Auszeit, bevor ich mich auf den Weg zum Nijojo mache. Von gestern kenne ich den Weg ja noch, also finde ich problemlos hin. An der Burg sind schon die Tourbusse vorgefahren und die Leute stehen an der Kasse Schlange. Nach kurzem Warten bin ich aber drin: im illuminierten Park. Schon am Anfang des Rundwegs hat man sich etwas einfallen lassen, denn dort sind große Kirschblüten auf den Weg geleuchtet. Dann führt der Weg weiter zum prachtvoll angestrahlten Tor. In den Innenbereich kommt man heute abend nicht, die Route führt weiter durch den Außenpark, vorbei an vielen angestrahlten Kirschbäumen.

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Leider fängt es in diesem Moment an, heftig zu regnen, aber das hält zum Glück nur kurz an. Die Runde führt weiter in Teile des Parks, die ich schon von gestern kenne.

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Gegen Ende wartet noch ein besonderes Schmankerl, denn in einer Halle spielen drei Frauen das traditionelle Koto, ein zitherähnliches Instrument mit 13 Saiten.

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In gelöster Stimmung beende ich die Runde durch den Park und spaziere wieder zurück zur U-Bahn. Vorhin war es mir schwergefallen, mich wieder vom Bett hochzuwuchten. Jetzt bin ich froh für dieses wunderbare Erlebnis. Vor der Reise war mir die Hanami-Besessenheit der Japaner noch irgendwie merkwürdig erschienen, aber die Kirschblüte scheint hier wie ein tagelanges Fest gefeiert zu werden. Heute abend waren alle in fröhlicher, festlicher Stimmung, und der Anblick der Menschen, vom Kind bis zum ehrwürdigen Großvater, die die schönsten Blüten suchen, fotografieren und wie eine Kostbarkeit betasten, hat etwas anrührendes.


Ausgaben des Tages

Busfahrt Y 230
Kiyomizudera Y 300
Souvenirs Y 1800
Kodaiji Y 600
Shorenin-Tempel Y 500
Zugfahrt Kintetsu Railways Y 210
U-Bahnfahrten Y 630
Nijojo Y 400
Snacks und Getränke Y 1000
Beim Anblick eines Baumes beinahe weinen zu müssen: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 22.05.2014, 21:03 Uhr
Ganz tolles Kino. Schade, dass das Wetter nicht so mitgespielt hat, aber tolle Fotos sind trotzdem rausgekommen.
Klasse, dass es jetzt auch mit den Fahrkarten geklappt hat!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 23.05.2014, 09:14 Uhr
Bin ganz sprachlos. Deine Bilder sind noch schöner, als meine Erinnerungen.

Eine Frage zum Automaten: Wie bekommt man den richtigen Betrag angezeigt? Du hast schon etwas darüber geschrieben, aber ich habe das auch nicht ganz kapiert  :oops: Und ich sehe noch einen Knopf mit der Aufschrift "english guidance". Den hast Du aber nicht gedrückt, oder? Wäre gespannt, was dann passiert.  :)

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 23.05.2014, 20:50 Uhr

Klasse, dass es jetzt auch mit den Fahrkarten geklappt hat!




Eine Frage zum Automaten: Wie bekommt man den richtigen Betrag angezeigt? Du hast schon etwas darüber geschrieben, aber ich habe das auch nicht ganz kapiert  :oops:



Nachdem ich es raus hatte, fand ich es eigentlich ganz einfach, aber ich gebe gerne zu, dass es im Text oben etwas schnell gegangen ist.

Auf dem ersten Foto sieht man einen Ausschnitt des Streckennetz. Das ist die typische Darstellung, wie sie an einer großen Tafel über den Fahrkartenautomaten hängt. Wir sind im Moment an der Kyoto Station, die ist auch extra rot markiert, unten mittig im Bild. Von hier aus wollen wir zur Shijo-Station, die liegt zwei Stationen "über" der Kyoto-Station. Ich habe beide Stationen mit dem gelben Rahmen markiert. An der Shijo-Station stehen zwei Zahlen: oben 210 und unten 110. Unten ist soviel ich weiß der ermäßigte Preis, wir zahlen aber den normalen Preis, also Y 210.


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Am Automaten werfen wir dann in den Münzschacht, im Bild markiert mit der gelben "1", ausreichend Geld. Das muss nicht passend sein, der Automat gibt raus. Sobald wir Y 210 eingeworfen haben, leuchtet auf einer Taste der Betrag 210 auf, markiert mit der gelben "2". Wenn wir mehr Geld einwerfen würden, würde rechts neben der 210-Taste die 260-Taste aufleuchten. Y 260 ist nämlich der nächsthöhere mögliche Fahrpreis. Das sieht man, wenn man sich die Tafel oben mal näher anschaut. Weil wir aber nur bis Shijo wollen, drücken wir die 210-Taste, und an dem mit "3" markierten Kartenausgeber nehmen wir dann unsere Fahrkarte.

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Manche Automaten sind etwas anders aufgebaut, was die Tasten mit den Fahrpreisen angeht, aber das Prinzip ist eigentlich dasselbe. Man sucht immer zuerst raus, was man bezahlen muss, zahlt dann und wählt dann das Ticket mit dem erforderlichen Betrag aus. Ich dachte halt zuerst, man müsste am Automaten ein Ticket auswählen und dann den anzeigten Betrag zahlen, so wie es normalerweise bei uns der Fall ist.


Die Fahrkarte gibt man dann am Ticketgate ein, die Schranke öffnet sich, man geht durch, nimmt dabei die Karte wieder an sich und behält sie während der Fahrt. An der Ausstiegsstation muss man die Karte dann wieder im Ticketgate eingeben, und wenn man genug gezahlt hat, öffnet sich die Schranke und man kann gehen. Wenn man sich beim Ticketkauf vertan hat oder zu weit gefahren ist und der Fahrpreis nicht reicht, bleibt die Schranke geschlossen. Dann muss man zur Fare Adjustment Machine, steckt dort die Karte ein, bekommt den fehlenden Betrag angezeigt, wirft ihn ein, nimmt die Karte und kann dann das Ticketgaste passieren. Man kann also eigentlich nie einen Fehler machen, wenn man zu wenig zahlt, denn beim Ausgang hat man dann die Möglichkeit, den fehlenden Betrag nachzuzahlen.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 23.05.2014, 22:22 Uhr
Hi hi, Gebrauchsanweisung "Japan für Anfänger". Den Bericht kann man nur weiter empfehlen!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 23.05.2014, 22:49 Uhr
Tolle Erklärung!
Katja
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 25.05.2014, 15:56 Uhr
Ahhhh...! Jetzt! Jetzt verstehe ich es.

Sehr gut, dankeschön!

Bin in Japan noch nie mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, weil wir ein Auto gemietet haben, oder mal mit dem Taxi fuhren. Aber das ist jetzt gar nicht mehr so furchteinflößend.  :)

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 25.05.2014, 18:35 Uhr
Autofahren in Japan? Das fände ich jetzt ziemlich furchteinflößend.  :shock:

Aber schön, dass sich jetzt jeder selber seine Fahrkarte kaufen kann, so langsam wurde es echt teuer, immer für euch mitzuzahlen.  :wink:

Also kramt ein paar Yen raus, denn jetzt gehts weiter.

Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 25.05.2014, 18:36 Uhr
5. April 2014: Kyoto – Arahiyama - Kyoto

Als ich heute morgen aufwache, wird mir bewusst, dass ich jetzt schon seit einer Woche in Japan bin. Schon oder erst? Eigentlich kommt es mir vor, als würde ich schon viel länger durchs Land reisen. Bei vielem habe ich inzwischen schon Routine. Ich weiß, wie ich Zug- und U-Bahntickets kaufe und wie mein Railpass funktioniert. An vielen Sehenswürdigkeiten gibt es kleine Imbisse, an denen man sich für eine Pause setzen und für wenig Geld eine frischgekochte Mahlzeit bekommt, und für den Durst stehen fast überall Getränkeautomaten.

Was mir fehlt: Meine geliebte Cola light. Die scheint es in Japan nirgends zu geben, höchstens ab und zu mal Cola Zero. Also greife ich notgedrungen ab und zu auf das das „echte“ Cola zurück, um mir morgens als Nicht-Kaffeetrinkerin einen Koffein-Schub zu holen. So auch heute morgen, als ich mich gegen acht Uhr auf den Weg nach Arashiyama mache. Dazu noch zwei Teilchen von dem Backstand im U-Bahnhof, denn auf Reisbällchen zum Frühstück habe ich heute morgen keine besondere Lust.

Zunächst geht es mit der U-Bahn zwei Stationen zum Hauptbahnhof und von hier aus mit dem JR-Zug nach Arashiyama. Hierher fährt die Sagano Linie. Auf der kurzen Zugfahrt frühstücke ich und stelle fest, dass die Backwaren etwa die Qualität meiner eigenen Backerzeugnisse haben, also auf dem deutschen Markt nur unter Einschränkungen verkäuflich wären. Besser als Reisbällchen und Misosuppe sind sie aber allemal.

In Arashiyama gehe ich als erstes zur Togetsukyo-Brücke und überquere den Fluss, an dessen Ufer einige schöne Kirschbäume stehen. Hier ist schon ganz schön was los. Auch die ersten Planen für das abendliche Hanami werden schon ausgelegt. Im kleinen Park stehen verschiedene Kirschbäume, und die Blüten leuchten in der Sonne.

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Von hier aus ist es zurück über die Brücke nur ein kurzer Weg bis zum Tenryuji-Tempel. Der Tempel wurde ursprünglich 1339 gebaut, wurde aber mehrfach zerstört. Die heutigen Tempelgebäude sind höchstens 150 Jahre alt. Viel zu sehen ist im Tempel nicht, aber immerhin schaut ein Drache böse von der Wand.

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Interessanter als der Tempel ist der Garten. Zuerst bin ich etwas enttäuscht, weil der Garten rund um den Teich so früh im Jahr noch ziemlich kahl ist und offenbar nur eine einsame Kirsche zu bieten hat. Aber im hinteren Teil des Gartens findet man sich dann plötzlich im Kirschblütenparadies wieder. Hier gibt es mehrere verschiedene Sorten, die von weiß bis rot in verschiedenen Farben blühen. Wunderschön. Ich komme mir vor wie im Märchenkirschwald.

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Den Tempel kann man durch ein Tor im hinteren Teil des Gartens verlassen und steht dann direkt in einem Bambuswald.

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Nur ein paar Schritte weiter biegt der Weg zur Okochi-Sanso-Villa von der Hauptroute ab. Die Villa selbst kann man nicht besichtigen, sondern nur den Garten. Dafür werden Y 1000 Eintritt verlangt, ganz schön happig, aber immerhin ist in dem Preis auch eine Tasse Matcha-Tee und eine Süßigkeit inbegriffen, und weil es inzwischen schon fast halb zwölf ist, kommt mir das ganz recht. Der Garten ist im Sommer oder Herbst wahrscheinlich sehr schön, aber nach der Blütenpracht vom Tenryuji-Tempelgarten bin ich nur noch schwer zu begeistern.

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Der Weg führt weiter Richtung Norden, und ab hier reihen sich entlang der Berghänge verschiedene kleine Tempel. Ich besuche zuerst den Jojakkoji-Tempel, der einen kurzen Fußmarsch entfernt liegt. Hier sind außer mir nur eine Handvoll Besucher unterwegs, und der Tempelgarten wirkt ein wenig verschlafen.

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Danach schaue ich in ein schönes Souvenirgeschäft und bekomme sofort eine Tasse Tee serviert. Den schlürfe ich dankbar, denn inzwischen verschwindet die Sonne immer öfter hinter den Wolken, und ist ziemlich kalt.

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Den nächstgelegenen Tempel, den Nisonin, besuche ich auch. Die Gebäude sind hier größer, ein paar mehr Menschen sind auch unterwegs, und im Tempel sieht man auch ein paar Wandmalereien.

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Im weiteren Verlauf führt die schmale Straße durch ein Wohngebiet und an kleinen Geschäften und Restaurants vorbei. Wer hier wohnt, ist offenbar wohlhabend. Als ich das folgende Foto mache, beginnt es plötzlich um mich herum zu blinken und zu tröten und hört erst auf als ich ein paar Schritte zurückgehe. Offenbar habe ich gerade eine Alarmanlage ausgelöst, also schnell weg.

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Als nächstes will ich eigentlich zum Adashino Nenbutsuji Tempel, aber an dem laufe ich erstmal versehentlich vorbei und merke es erst, als ich am Otagi Nenbutsuji Tempel ankomme. Überhaupt könnte die Ausschilderung hier in der Gegend etwas besser sein, zumindest auf englisch. Wie es auf japanisch aussieht, kann ich ja nicht beurteilen. Also erst mal zum Otagi, zum Adashino gehe ich auf dem Rückweg.

Der Otagi Nenbutsuji Tempel ist bekannt für seine etwa 1200 Steinfiguren. Sie sind erst 20 – 30 Jahre alt und ganz individuell gearbeitet, manche betend oder andächtig, andere fröhlich oder frech. Eine Zeitlang bin ich ganz alleine hier und schlendere zwischen den Figuren umher.

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Auf dem Rückweg besuche ich den Adashino Nenbutsuji. Hier kann die Gottheit direkt aus dem Tempel auf die Kirschblüten schauen, da hat sie wenigstens was zu sehen, das finde ich sehr nett. Gegründet wurde der Tempel schon im 9. Jahrhundert. Auf dem Tempelgelände sind Hunderte von Steinstatuen für die Seelen von Verstorbenen aufgestellt.

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Ab jetzt gibt es zwei Alternativen: Auf dem selben Weg wieder zurück zum Bahnhof oder den Fußmarsch zum Daikakuji-Tempel in Angriff nehmen. Ich entscheide mich für den Tempel, denn der soll zur Kirschblüte sehr schön sein. Zuerst ist der Weg auch ausgeschildert, aber ab der nächsten Weggabelung muss der Reisende dann leider selbst schauen, wie er klarkommt. Ich frage mich mal wieder durch und erreiche schließlich nach einer knappen halben Stunde den Tempel. Zuerst schaue ich mir den Garten an, der an einem von Kirschbäumen gesäumten Teich liegt. Hier gibt es Enten, und zwitschernde Vögel fliegen durch die Kirschbäume.

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Das Gelände und der Tempel wurden schon im 9. Jahrhundert angelegt, zuerst als Palast und Garten für den damaligen Kaiser Saga. Später wurde der Palast in einen Tempel umgewandelt. Der Tempel gefällt mir sehr gut. Von hier aus hat man den Blick auf einen schönen Kirschbaum an einem der Tore, und viele Räume im Tempel sind mit Wandgemälden geschmückt. Mir gefällt vor allem der Raum mit den kleinen Hasenbildern. Anscheinend bin ich schon auf dem besten Weg dazu, alles total kawaii zu finden.

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Müde, aber zufrieden mache ich um kurz nach halb fünf schließlich zurück auf den Weg zum Bahnhof. Gut, dass ich noch zum Daikakuji-Tempel gegangen bin. Der hat mir heute von allen Tempeln am besten gefallen. An der ersten Weggabelung ist leider nichts von einer Ausschilderung zu sehen, also frage ich eine Japanerin. Die versteht aber Train oder Railway Station nicht, und gerade, als ich mein japanisches-deutsches Phrasenbuch herauskramen will, fällt mir ein: Bahnhof heißt Eki. Ich frage also nach dem Eki, und das versteht sie jetzt zwar, aber sie weiß auch nicht genau, wie man von hier zum Eki kommt. Netterweise geht sie aber noch ein paar Meter mit mir in die vermutete Richtung und zeigt mir dann den Weg. An der nächsten Hauptstraße kaufe ich mir eine Bento-Box mit Sushi für heute abend und frage dann nochmal souverän nach dem Eki, und von hier aus ist es auch gar nicht mehr weit und ich komme schließlich um kurz vor fünf dort an. Der Zug zurück nach Kyoto ist mal wieder richtig voll. Wahrscheinlich wollen die alle am Samstagabend in die Stadt. In die Stadt will ich auch, aber ich will ins Hotel, denn heute brennen mir die Füße vom Asphalttreten und so bin ich froh, als ich die U-Bahn-Fahrt zum Hotel hinter mich gebracht habe.

Das Hotel verlasse ich heute nur noch, um nebenan im CD-Laden etwas zu stöbern. Seit dem Besuch bei Naomi gehen mir ja die Takarazuka-Shows nicht mehr aus dem Kopf, und anscheinend haben die Shows dieses Jahr das hundertjährige Jubiläum und feiern das mit einer Gala, über die auch im Fernsehen berichtet wird. Tatsächlich hat der Laden auch Takarazuka CDs und DVDs. Wenn schon, dann eine DVD, denke ich und greife zu Romeo und Julia. Beim Preis von 15000 Yen, über 100 Euro, stelle ich das gute Stück dann aber doch schnell ins Regal zurück.

Den Abend verbringe ich damit, Wäsche zu waschen, Sushi zu essen, die Fotos auf dem Laptop zu sichern und den Reisebericht der letzten Tage weiterzuschreiben. Auf der Japan-Guide-Seite schaue ich mir die aktuelle Kirschblütenprognose an. Dort bestätigt sich leider, was ich schon befürchtet habe: Die Kirschblüte in Kyoto wird wohl schneller beendet sein als gedacht, schuld sind wahrscheinlich Regen und der auch heute immer wieder böige Wind. Der Wetterbericht verheißt mal wieder nichts gutes und zeigt Menschen, die durch heftige Schnee- und Regenfälle laufen. Mal schauen. Wenigstens würde ich in meiner roten Jacke im Schneetreiben nicht so schnell verloren gehen.


Ausgaben des Tages:

U-Bahn-Fahrten Y420
Tenryuji Tempel Y 600
Okochi Sanso Villa Y 1000
Jojakkoji Tempel Y 400
Nisonin Tempel Y 500
Otagi Nenbutsuji Tempel Y 300
Adashino Nenbutsuji Tempel Y 500
Daikakuji Y 500
Snacks und Getränke Y 1000
Sushi-Box Y 780
Eine Woche Japan gemeistert zu haben: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 25.05.2014, 19:52 Uhr
Ich dachte immer, Ausländer dürfen in Japan gar nicht fahren?

Mein Liebling des heutigen Reisetages ist der kleine, dicke Hase, der auf dem einen Bild in die Luft guckt.

Und wieder sind die Kirschblüten eine Wonne, wobei ich sicher bin, das Land ist auch zu anderen Jahreszeiten faszinierend...

Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 25.05.2014, 20:23 Uhr

Mein Liebling des heutigen Reisetages ist der kleine, dicke Hase, der auf dem einen Bild in die Luft guckt.


Ja, die kleinen Häschen mochte ich auch sehr. Ansonsten waren meistens etwas "anmutigere" Tiere abgebildet.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 25.05.2014, 20:27 Uhr

Ich dachte immer, Ausländer dürfen in Japan gar nicht fahren?


Das dürfen sie grundsätzlich schon, aber für uns Deutsche reicht der internationale Führerschein nicht. Da gibt es wohl mehrere Abkommen, und anscheinend ist für Japan ein anderes Abkommen maßgeblich als das, an dem Deutschland beteiligt ist. Man muss also den Führerschein übersetzen lassen oder zur Botschaft schicken oder beides, so genau weiß ich das ehrlich gesagt auch nicht.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 26.05.2014, 17:36 Uhr
Ich bin wieder sehr beeindruckt. Du machst wirklich viel an einem Tag und das jeden Tag!

Übrigens: Die blauen Planen fielen mir in Japan überall auf. Ich denke, jeder Haushalt hat welche. Und immer in blau   :roll:

Zitat
Ich dachte immer, Ausländer dürfen in Japan gar nicht fahren?

Doch, man darf. Der Führerschein ist nicht das Problem, wobei es auch stimmt: Japan hat das "Genfer Abkommen über den Kraftfahrzeugverkehr" und Deutschland das "Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr" unterzeichnet. Es ist das selbe Problem, wie mit den USA: Deutsche können gar keinen in den USA/in Japan gültigen internationalen Führerschein bekommen.

Für Japan braucht man eine Übersetzung. Und die bekommt man - nicht bei einem Übersetzer, nein - bei der deutschen Botschaft in Tokyo, beim deutschen Generalkonsulat in Osaka, oder beim japanischen Automobilclub. Links findet man HIER (http://www.de.emb-japan.go.jp/konsular/autofahren.html).

Und wenn man keine Zeit, oder Lust hat bei einer dieser Stellen vorbeizupilgern: Nationalen Führerschein vorzeigen (leicht), nichts verstehen (sehr leicht) und immer lächeln (machbar)!  :D (Ohne Gewähr)

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 26.05.2014, 18:39 Uhr
Ich bin wieder sehr beeindruckt. Du machst wirklich viel an einem Tag und das jeden Tag!


Ja, ich hatte die Tage in Tokio und Kyoto gut mit Programm gefüllt. Aber nach dem Aufenthalt in Kyoto wird es etwas geruhsamer.



Und wenn man keine Zeit, oder Lust hat bei einer dieser Stellen vorbeizupilgern: Nationalen Führerschein vorzeigen (leicht), nichts verstehen (sehr leicht) und immer lächeln (machbar)!  :D (Ohne Gewähr)


Das hattet ihr so gemacht? Mutig, mutig...
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 27.05.2014, 21:15 Uhr
Also die Zeit der Kirschblüte hast du bisher offenbar optimal abgepasst. Die Bilder sind ein Traum!
Ich glaube, ich habe noch nie rote Kirschblüten gesehen.
Und die Tempel sind auch schön anzuschauen.
Bambuswälder finde ich auch klasse. Auf Hawaii sind wir mal durch einen gelaufen.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 28.05.2014, 07:55 Uhr
Zitat
Das hattet ihr so gemacht? Mutig, mutig...

Ja, haben wir. Seinerzeit mehr aus Unwissenheit, aber Probleme gab es nicht. Wenn die Polizei sieht, dass ein Westmensch das Auto steuert, wird man eigentlich gar nicht angehalten.
Und wenn man angehalten wird, so rauben dem Polizisten die fehlenden Sprachkenntnisse die nötige Autorität. Das mögen sie gar nicht, also wollen sie das Problem - den dummen Touristen - schnellstens loswerden.
So erlebt mit einem Freund, der als Braumeister in Japan tätig war. Bei einer nächtlichen Kontrolle hatte er nicht mal seinen deutschen Führerschein dabei. Zeigte statt dessen beharrlich seine Visitenkarte vor. Das wurde dem Polizisten schnell dumm und scheuchte ihn wieder mit einer "Gute Fahrt" auf die Straße.
Das ist kein Vorbild und keine "Anstiftung", sondern lediglich eine Anekdote  :wink: Abgelegt unter "Glück gehabt".

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 28.05.2014, 07:59 Uhr
Zitat
Bei einer nächtlichen Kontrolle hatte er nicht mal seinen deutschen Führerschein dabei. Zeigte statt dessen beharrlich seine Visitenkarte vor. Das wurde dem Polizisten schnell dumm und scheuchte ihn wieder mit einer "Gute Fahrt" auf die Straße.

Das ist ja wirklich wie aus einer Slapstick-Komödie :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 28.05.2014, 17:03 Uhr
Also die Zeit der Kirschblüte hast du bisher offenbar optimal abgepasst. Die Bilder sind ein Traum!
Ich glaube, ich habe noch nie rote Kirschblüten gesehen.


Ich war auch völlig überrascht, wie viele unterschiedliche Kirschblüten es gibt. Was die Kirschblüte insgesamt angeht, war dieser Reisetag allerdings auch einer der Höhepunkte der Reise. Später in Hiroshima war die Kirschblüte schon mehr oder weniger vorbei und noch später in Takayama hatte sie noch nicht richtig begonnen.


Zitat
Bei einer nächtlichen Kontrolle hatte er nicht mal seinen deutschen Führerschein dabei. Zeigte statt dessen beharrlich seine Visitenkarte vor. Das wurde dem Polizisten schnell dumm und scheuchte ihn wieder mit einer "Gute Fahrt" auf die Straße.

Das ist ja wirklich wie aus einer Slapstick-Komödie :D

Nach allem was ich so gelesen habe aber durchaus glaubhaft.  :D




Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 28.05.2014, 18:20 Uhr
Ja, ja... in Japan sind so manche Sachen gaaaanz anders.  :kratz:
Aber gerade das macht die Reise so unvergleichlich.

Ich könnte seltsamme Geschichten erzählen.. aber das ist hier nicht mein Bericht. Also bin ich wieder still und spitze die Ohren - oder so :-)

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: andi7435 am 28.05.2014, 18:31 Uhr
Ja, ja... in Japan sind so manche Sachen gaaaanz anders.  :kratz:
Aber gerade das macht die Reise so unvergleichlich.

Ich könnte seltsamme Geschichten erzählen.. aber das ist hier nicht mein Bericht. Also bin ich wieder still und spitze die Ohren - oder so :-)

Mic

Hast du zu deiner Japanreise irgendwo  einen Bericht stehen ?

Andreas
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 29.05.2014, 12:22 Uhr
6. April: Kyoto – Nara - Kyoto


Heute morgen wache ich wieder vor dem Wecker auf, verlasse gegen viertel vor acht bei leider ziemlich trübem Wetter das Hotel und fahre mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof. Heute will ich mit dem Zug nach Nara, aber davor steht noch ein Besuch am Toji-Tempel auf dem Programm. Der Tempel liegt vom Bahnhof aus gesehen in südwestlicher Richtung. Leider nehme ich den Hauptausgang im Norden des Bahnhofs und muss erst mal ein gutes Stück laufen, um überhaupt um den Bahnhof herumzukommen. Von hier aus geht es noch etwa 10 Minuten weiter, und dann ist das Tempelgelände erreicht. Den Tempel will ich mir aber eigentlich nicht anschauen. Stattdessen gehe ich auf den Flohmarkt. Der findet zweimal monatlich am Tempelgelände statt, unter anderem am ersten Sonntag im Monat.

Auf dem Flohmarkt halte ich nach Yukatas, Kimonos und Obis Ausschau. Den Tipp, dass man solche Dinge auch günstig gebraucht kaufen kann, habe ich aus dem Internet, und schon bald ist ein Stand mit Kisten voller Stoffe gefunden. Da gibt es das gesuchte, und weil hier auch die  Japanerinnen eifrig schauen, kann es ja nicht so verkehrt sein, etwas zu stöbern. Tatsächlich finde ich dann einen schönen Kimono (oder Yukata, die „Freizeitversion“ eines Kimonos), und als ich die Händlerin nach einem Obi frage, sucht sie einen passenden für mich heraus. Jetzt bin ich mal gespannt, was das kostet, irgendwo an einer Kiste stand was von Y 1000, aber kann das denn sein? Ja, tatsächlich kosten die beiden Teile zusammen gerade mal Y 2000, etwa 15 Euro, das hätte ich jetzt nicht gedacht.

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Von der Tempelpagode mache ich dann doch noch ein Foto, schließlich blühen hier die Kirschbäume zu schön, um ohne Foto zu gehen.

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Dann marschiere ich fröhlich mit meiner Beute zurück zum Bahnhof, sperre die Tüte in ein Schließfach und hetze zum Zug nach Nara, den ich gerade noch erreiche. Hier wollte ich eigentlich auf der ca. 50minütigen Fahrt gemütlich die unterwegs gekauften „Kaffeestückchen“ frühstücken, aber der Waggon ist voll, ich muss stehen, frühstücke zwar trotzdem, aber gemütlich ist das natürlich nicht gerade.

Als der Zug kurz vor Nara ist, fängt es leider an zu regnen, und zwar so richtig. Es scheint heute wieder typisches Aprilwetter zu werden. Im Bahnhof findet sich netterweise sofort ein Hinweisschild, dass der Bus Richtung Nara-Park und Todaiji-Tempel am Busstop 1 abfährt, und draußen lässt sich dieser Busstopp mit einem Lageplan auch schnell finden. Ich hüpfe in den Bus und finde Platz neben einem japanischen Paar. Er spricht gut englisch und rät mir, nicht wie geplant am Anfang des Nara-Parks auszusteigen, sondern gleich weiter bis zum Todaiji zu fahren. Recht hat er, denke ich, am Anfang des Nara-Parks kann ich ja immer noch auf dem Rückweg vorbeigehen.

Als ich aussteige, tröpfelt es zum Glück nur noch. Trotzdem ist der Todaiji aber erst mal vergessen, denn hier laufen viele süße Rehe auf dem Rasen, auf den Straßen und zwischen den Leuten umher und betteln die Besucher an. Mit sprichwörtlich rehäugigem Blick scheinen die Tiere zu sagen: Schau mal, wie lieb ich gucken kann. Kaufst du mir einen Keks?

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Natürlich kaufe ich Kekse, die gibt es hier in Nara schließlich extra für die Rehe. Man soll zwar aufpassen, weil die Rehe durchaus energisch die Kekse herausverlangen können, aber so schlimm kann das ja wohl nicht sein, denke ich noch, und dann geht alles sehr schnell. Kaum habe ich die Kekse in der Hand, kommt Leben in die Tiere. Eben waren sie noch kawaii, jetzt mutieren sie zu Bestien. Ein Reh, dem es nicht schnell genug gehen kann, beisst mir kräftig ins Hosenbein und zieht daran. Innerhalb von Sekunden bin ich alle Kekse los und froh, dass alle Finger noch dran sind.

Ich gehe weiter zum Todaiji-Tempel. Wenn man irgendwo ein lautes Quietschen hört, kann man sicher sein, dass die Rehe sich neue Opfer gesucht haben. Einige lungern direkt neben den Verkaufsstationen für die Kekse herum, andere stehen erhöht am Rand und betrachten die Leute wie Löwen eine Antilopenherde. Und einige von ihnen werden auch auf Hochzeitsfotos verewigt.

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Schließlich ist aber der Todaiji-Tempel erreicht. Der wurde schon 752 gegründet. Das Gebäude stammt zwar nicht aus dieser Zeit, sondern von 1692. Aber wer es heute sieht, kann kaum glauben, dass die ursprüngliche Halle noch um die Hälfte größer war als das heutige Gebäude. Groß muss die Halle vor allem deshalb sein, weil sie den größten Bronze-Buddha Japans beherbergt, der mit 15 Metern fast zwei Meter größer ist der Buddha in Kamakura. Die geöffnete rechte Hand soll so groß sein wie ein Mensch. Rechts und links sitzen zwei Boddhisattvas.

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Richtig klar wird mir die Größe des Daibutsu allerdings erst, als ich im hinteren Teil der Tempelhalle zu der Säule komme, in der ein Durchlass von der Größe des Nasenlochs des Großen Buddhas ist. Die Japaner stehen hier mal wieder Schlange, denn wer zierlich genug ist, kann durch den Durchlass kriechen. Kinder kommen hier noch leicht durch, aber es probieren auch andere Leute, die das vielleicht besser gelassen hätten.

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Netterweise kommt nach dem Tempelbesuch wieder kurz die Sonne heraus und ich schieße meine Lieblingsbilder des heutigen Tages.

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Dann wage ich wieder hinaus zu den wilden Tieren.

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Ich gehe weiter und erreiche den Nigatsudo, einen schönen Tempel am Hang mit einigen Laternen. Direkt daneben stehen die Sangatsuo-Halle und ein Schrein, der anscheinend neu errichtet wurde. Leider beginnt es wieder zu regnen, und ich flüchte mich relativ schnell in die Sangatudo-Halle, in der einige hölzene Buddha-Statuen stehen. Fotos sind hier leider nicht erlaubt, schade.

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Auf dem weiteren Weg durch den Nara-Park trifft man dann natürlich wieder auf die eigentlichen Hausherren, mal in mehr, mal in weniger natürlicher Umgebung.

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Der Weg führt jetzt zum Kasagu-Taisha-Schrein. Der ist berühmt für die viele Laternen entlang des Weges und auf dem Schreingelände, die von Pilgern gespendet wurden. Gegründet wurde der Schrein ähnlich wie der Todaiji-Tempel schon zu der Zeit, als Nara die Hauptstadt Japans wurde, die Gebäude wurden aber regelmäßig neu errichtet.

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Gerade findet hier eine shintoistische Trauung in der nach allen Seiten offenen Halle statt. Sehr romantisch kann das ja eigentlich nicht sein, umringt von knipsenden Touristen. Aber das ist wahrscheinlich der Preis, den man für eine Trauung in einem solch prominenten Gebäude zahlt.

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Übrigens ist der Schrein „schuld“ daran, dass es hier in Nara etwa 1200 Rehe gibt. Die Götter, die im Schrein verehrt werden, reiten nämlich auf Rehen oder Hirschen, deshalb gelten die Tiere schon seit damals als Götterboten und heilig und dürfen nicht gejagt werden.

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Nach dem Besuch des Schreins gehe ich wieder zurück Richtung Ortszentrum Nara und komme wieder am shopgesäumten Weg zum Todaiji vorbei. Ein bisschen Hunger hätte ich ja schon, denke ich mir und finde netterweise einen Stand mit Wurst am Spieß.

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Während ich die Wurst esse, taucht prompt so ein heiliges Reh vor mir auf und will auch ein Stück. Ich hatte ja immer gedacht, Rehe wären Vegetarier, aber ich hatte ja auch immer gedacht, Rehe wären scheu. Hier in Nara scheint so manches anders zu sein. Als ich nicht reagiere, schiebt das Reh mir fordernd den Kopf entgegen. Weil ich keine Lust habe, quietschend wegzurennen, gebe ich ihm einen Klaps mit dem Plastiktablett, das ich zu der Wurst bekommen habe. Ich hatte mich ja schon gewundert, warum man überhaupt zu einem Essen am Spieß ein Tablett bekommt, aber jetzt bin ich froh, dass ich mich zur Wehr setzen kann. Das Reh trollt sich beleidigt. Aber ein heiliges Tier zu schlagen hat sich bestimmt nicht positiv auf mein Karma ausgewirkt.

Eigentlich wollte ich in der Nähe des Todaiji-Tempels noch einen oder zwei Gärten besuchen, aber es fegt gerade ein derartig schneidender Wind durch die Straßen, dass ich stattdessen lieber Richtung Stadt gehe und mir den Kofukuji-Tempel anschaue.

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Hier kann man sich die Tempelhalle und die Schatzkammer anschauen, und weil ich friere, kaufe ich mir das kombinierte Ticket für beides. Fotos sind in den Gebäuden leider nicht erlaubt, was sehr schade ist, denn die großen Statuen von Buddhas und Wächtern sind absolut sehenswert und ich habe die Befürchtung, dass ich am Ende dieses Urlaubs alles vergessen haben werde, was nicht auf Foto gebannt wurde.

Zum Abschluss schaue ich mir noch die achteckige, zum Kofukuji-Tempel gehörende Halle an.

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Dann gehe ich durch den Nagamachi-Distrikt zurück zum Bahnhof. Hier gibt es Süßigkeiten, Kunst und Kitsch, und vor allem hat jeder Laden irgendetwas im Angebot, was mit Rehen zu tun hat. Um zwanzig vor fünf erreiche ich schließlich etwas abgekämpft den Bahnhof von Nara und nehme den Zug um kurz vor fünf zurück nach Kyoto.

Als ich am Hauptbahnhof Kyoto ankomme, hole ich erst meine Beute von heute morgen aus dem Schließfach und bin erleichtert, dass ich das Schließfach überhaupt wiederfinde. Der Bahnhof ist doch groß, um es mal vorsichtig zu formulieren.

Dann will ich mir ein nettes Restaurant zum Essen suchen, westliche Küche angenehm, muss aber nicht sein. Nichts gegen die Sushi-Box gestern oder die Wurst vorhin, die haben gut geschmeckt, aber im Moment bin ich es leid, ständig nur Snacks zu kaufen und im Zug oder im Hotel oder unter der Argusaugen eines Rehs zu essen. Ich möchte mich heute abend einfach mal für eine halbe Stunde hinsetzen und in Ruhe eine warme Mahlzeit zu mir nehmen, die nicht aus Suppe besteht. In Gedanken schwelge ich schon in Pizza und Pasta.

Nach ein bisschen Suchen ist im Bahnhofsgebäude im 11. Stockwerk über einem riesigen Kaufhaus die Restaurant-Etage gefunden, die vielfältige Auswahl verspricht. Optimistisch fahre ich mit dem Aufzug hoch, und da gibt es tatsächlich vielfältige Auswahl, aber vor jedem Restaurant lange Schlangen. Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Wo kommen denn bloß diese vielen Leute her. Es ist gerade mal sechs Uhr, da können die doch noch nicht alle Hunger haben!

Ziellos wandere ich die Restaurants entlang, aber überall das gleiche Bild, und ich mag mich im Moment wirklich nicht in eine Schlange stellen, ich bin müde, ich bin hungrig und meine Füße qualmen.

In der unterirdischen Passage nördlich des Bahnhofs sieht es genauso aus. Volle Passagen, volle Shops, volle Restaurants. So langsam gehen mir die Menschenmassen auf den Keks. Was ich eine Woche lang als selbstverständlich hingenommen habe, geht mir jetzt gehörig auf die Nerven. Warum bleiben die nicht einfach alle mal zuhause?

An einer Theke kaufe ich mir frustriert zwei fritierte gefüllte Riesenkroketten, damit ich wenigstens irgendwas habe, dann suche ich den U-Bahnhof und fahre in der vollen U-Bahn die zwei Stationen zum Hotel. Als ich aussteige, bin ich auf Krawall gebürstet. Weil Richtung Nordausgang geschätzte 1000 Leute gehen, zum Südausgang aber nur fünf, gehe ich auch zum Südausgang, dabei muss ich doch nach Norden. Aber ich habe im Moment keine Lust, mich mit dem Pulk durch die U-Bahn-Station zu schieben, da gehe ich lieber ein Stück oben an der Straße entlang. Das tue ich dann auch, und hundert Meter vom Hotel entfernt mache ich einen letzten Versuch, etwas zu essen zu finden und biege in ein Gebäude ab, in dem es Shops und Restaurants geben soll. Sofort sehe ich eine Brasserie, dort gibt es leere Tische, ich kann mich sofort setzen, das gibt’s ja wohl nicht! Die Kellnerin bringt mir die Karte und schenkt mir ein Wasser ein, ich atme tief durch und bestelle Bier und ein Rindersteak mit Pommes Frites. Sofort steigt meine Laune wieder und ich muss echt lachen. Hätte ich den richtigen Ausgang genommen, wäre ich gar nicht hier vorbeigekommen.

Das Bier schmeckt, das Steak schmeckt, die Pommes frites schmecken auch, und das Essen gibt es zum Schnäppchenpreis von Y 1600, also ca. 12 Euro, da habe ich in Frankreich für den dreifachen Preis schon ein schlechteres Rindersteak gegessen. Der Bierpreis von Y 800 relativiert das ganze dann zwar ein bisschen, aber es ist auch echt ein sehr leckeres Bier. Nach dem Zahlen mache ich dann erstmals den Versuch, in Japan ein Trinkgeld zu geben und lasse Y 200 auf dem Tablett liegen, aber beim Aufstehen macht mich der Gast am Nachbartisch sofort darauf aufmerksam, dass ich da Geld vergessen hätte. Also doch kein Trinkgeld. Satt und wieder mit der Welt im reinen rolle ich mich schließlich zurück zum Hotel.



Ausgaben des Tages

U-Bahn-Fahrten Y 420
Snacks und Getränke Y 1500
Reh-Kekse Y 150
Todaiji Y 500
Sangatsudo Y 500
Kasuga Taisha Y 500
Kofukuji Östliche Goldene Halle und Schatzkammer Y 800
Abendessen Y 2400
1 ÜN im Hotel Toyoko-Inn Shijo-Karasuma Y 8230
Aus Trotz den Südausgang genommen zu haben: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 29.05.2014, 17:11 Uhr
Zitat
Hast du zu deiner Japanreise irgendwo  einen Bericht stehen ?

Leider nein. Meine letzte Reise nach Japan fand 1999 statt. Die nächste hoffentlich 2015.

Nara:

Wieder tolle Bilder! Man sieht den Regen gar nicht. Die Rehe waren bei unserer Reise noch etwas zurückhaltender... man musste sie schon ein wenig locken. Vielleicht waren sie auch schon satt. Wer weiß!

Die Menge fiel mir auch erst nach einiger Zeit auf und ich muss zugeben, dass ich es teilweise sogar als Stress empfunden habe. Nach der Reise kam mir Deutschland fast leer vor. Wie es wohl einem Touristen aus Wyoming gehen dürfte..? :shock:

Wir waren auf zwei Flohmärkten und die gefielen mir beide gut. Mich wundert es, dass es in Japan überhaupt Flohmärkte, sprich Märkte für gebrauchte Sachen, gibt. Meist sind Japaner sehr qualitätsbewußt, das Beste ist gerade gut genug. Aber vermutlich ist das auch nur ein Vorurteil, der sich zwar oft genug bestätigt, aber auch genug Ausnahmen erfährt.

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Palo am 29.05.2014, 18:13 Uhr
Ist ja interessant, dass die “heiligen” Rehe nicht gejagt werden duerfen, aber (mit dort auch noch zu kaufenden) Keksen getoetet werden duerfen. Vielleicht wollen sie so den Bestand kontollieren :zuck:

Rehe koennen Kekse nicht verdauen und das Verdauengssystem wird total verstopft. Sie koennen dann auch Gras, Blaetter usw. nicht mehr verdauen und vehungern so am lebendigen Leib.

Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 29.05.2014, 19:48 Uhr
Ist ja interessant, dass die “heiligen” Rehe nicht gejagt werden duerfen, aber (mit dort auch noch zu kaufenden) Keksen getoetet werden duerfen. Vielleicht wollen sie so den Bestand kontollieren :zuck:

Rehe koennen Kekse nicht verdauen und das Verdauengssystem wird total verstopft. Sie koennen dann auch Gras, Blaetter usw. nicht mehr verdauen und vehungern so am lebendigen Leib.


Aber ja, natürlich verkauft man extra für die heiligen Rehe Kekse, damit die Touristen sie dann füttern und töten können. Nachts fährt man dann durch den Park und räumt die Leichen weg und schafft aus der Umgebung neue Opfer heran. Früher hat man sie in den Wäldern gefangen, aber seit pro Tag etwas 100 Rehe draufgehen, muss man sie extra züchten, um die toten Tiere zu ersetzen.

So siehts aus.

Oder die Kekse sind für die Rehe unschädlich. Das scheint mir persönlich ja die logischere Variante. Aber was weiß ich schon.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 29.05.2014, 19:56 Uhr

Die Menge fiel mir auch erst nach einiger Zeit auf und ich muss zugeben, dass ich es teilweise sogar als Stress empfunden habe. Nach der Reise kam mir Deutschland fast leer vor. Wie es wohl einem Touristen aus Wyoming gehen dürfte..? :shock:


Als Stress habe ich es zeitweise auch empfunden. Vor allem gegen Ende des Urlaubs, als ich wieder für einen Tag in Tokio war.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 29.05.2014, 23:08 Uhr
Und du bisst sicher, dass es Rindersteak war und kein Rehbraten, wenn doch das Reh schon durch die Kekskäufer sozusagen finanziert war? ;)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 29.05.2014, 23:10 Uhr
Und ein Foto vom Kimono? Ich würde doch gerne mal sehen, was ein  Alltagskimono ist...
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 30.05.2014, 17:19 Uhr
Und du bisst sicher, dass es Rindersteak war und kein Rehbraten, wenn doch das Reh schon durch die Kekskäufer sozusagen finanziert war? ;)

Ach, deshalb war das Fleisch so günstig... :wink:

Und ein Foto vom Kimono? Ich würde doch gerne mal sehen, was ein  Alltagskimono ist...

Wenn ich ja wüsste, was für einen Kimono / Yukata ich da gekauft habe...

Ich habe hinterher lang im Internet geschaut, aber so richtig schlüssig bin ich mir nicht geworden, was ich hier liegen habe. Eine Yukata ist eigentlich ein Baumwollkimono ohne Innenfutter. Sowas zieht man eigentlich nicht auf der Straße an, sondern z.B. daheim oder wenn man in einem Ryokan, einer traditionellen Unterkunft, übernachtet fürs Abendessen. Der Preis würde auf jeden Fall für eine Yukata sprechen, auch wenn das Ding gebraucht war.

Aber was ich habe, ist mit Innenfutter, und der Stoff ist zwar sicher keine Seide, sondern Synthetik, aber Baumwolle ist es definitiv auch nicht. Das spricht dann eher für einen richtigen Kimono.

Ich schaue gleich mal, ob ich mein übliches Model für eine Anprobe gewinnen kann, und dann poste ich ein Foto.  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 30.05.2014, 17:51 Uhr

Und ein Foto vom Kimono? Ich würde doch gerne mal sehen, was ein  Alltagskimono ist...

Ich schaue gleich mal, ob ich mein übliches Model für eine Anprobe gewinnen kann, und dann poste ich ein Foto.  :D

So, mein Model hat sich zwar erst etwas geziert, aber ich konnte es dann doch überreden.  :wink:
Hier ist also der Kimono samt Obi. Der Obi ist NICHT der Schneeleopard, sondern der breite "Gürtel".

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Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 30.05.2014, 19:15 Uhr
Der Schneeleopard ist sicherlich rein farblich ein Frühlingstyp, iinsofern harmonieren die Farben perfekt mit seinem Teint ;)

Ein ganz besonderes Souvenir, das ich zumindest in einer traditionell DEUTSCHEN Unterkunft nicht zum Abendessen tragen würde.

Nee, im Ernst, sieht gut aus und würde ich dann vielleicht im Wellnessbereich deutscher Hotels tragen.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 01.06.2014, 11:36 Uhr
Ein ganz besonderes Souvenir, das ich zumindest in einer traditionell DEUTSCHEN Unterkunft nicht zum Abendessen tragen würde.

Nee, im Ernst, sieht gut aus und würde ich dann vielleicht im Wellnessbereich deutscher Hotels tragen.


Hm, dafür ist er eigentlich auch wieder zu fein, und er wiegt auch ganz schön was. Als Bademantel wäre er nicht brauchbar, und frau würde ihn auch wohl nicht in einem Ryokan zum Abendessen anziehen, denn da wäre man nach meinem Gefühl eher overdressed. Wenn ich so darüber nachdenke, muss es eigentlich doch ein richtiger Kimono sein.  :D


An alle Mitreisenden:


Den heutigen Reisetag gibts in zwei Teilen: Vormittags starten wir ins nördliche Kyoto, nachmittags besuchen wir Gion.

Ich lade gerade noch die Bilder für den ersten Teil hoch, und dann können wir auch bald starten. Und den zweiten Teil gibts dann hoffentlich morgen oder übermorgen.

Bis gleich!

Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 01.06.2014, 11:55 Uhr
7. April, Teil 1: Kyoto (Nördliches Kyoto)


Heute morgen verlasse ich um viertel vor acht das Hotel, kaufe mir ein paar Snacks und mache mich auf ins nördliche Kyoto. Die Regenwolken von gestern sind verschwunden, die Sonne scheint, perfektes Wetter für den Kinkakuji, den goldenen Pavillon. Zuerst nehme ich die U-Bahn Richtung Kokusaikaikan bis Kitaoji. Dort stelle ich fest, dass ich zu wenig gezahlt habe. Völlig in Gedanken versunken habe ich einfach den Betrag für zwei Stationen in die Maschine geworfen, bin aber ein paar Stationen weiter gefahren. Also muss das Ticket in die Fare Adjustment Maschine, ich muss noch 50 Yen nachzahlen und kann mit dem neu ausgestellten Ticket die Kontrollstelle passieren.

Von hier aus nehme ich den Bus Richtung Kinkakuji-michi, der netterweise gut ausgeschildert ist. Man kann direkt von der U-Bahn-Station aus einsteigen. Eigentlich will ich mir ein Bustagesticket kaufen, aber irgendwie finde ich das nirgends, Pech gehabt, dann muss ich halt jede Fahrt einzeln zahlen. Bei den Gesamtkosten dieser Reise macht das jetzt auch nichts mehr aus.

Der Bus hält ca. 100 Meter vom Tempeleingang entfernt, und als ich dort ankomme, bietet sich ein ungewohntes Bild: gähnende Leere. Huch, was ist denn jetzt los? Ist der Tempel etwa geschlossen?

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Ein Blick in meine Unterlagen verrät, womit ich jetzt überhaupt nicht gerechnet hatte: Der Tempel öffnet erst um neun, also in einer halben Stunde. Auch nicht schlimm, ich setze mich in die Sonne auf eine Bank und frühstücke erst mal gemütlich. Ein Holländer gesellt sich zu mir. Wir kommen ins Gespräch über unsere Reisepläne und Erlebnisse. Ich empfehle ihm die beleuchteten Kirschblüten im Nijojo, aber er winkt ab: Abends ist er immer so kaputt, dass er es nicht mehr aus dem Hotelzimmer hinaus schafft. Irgendwie bin ich ja erleichtert, sowas zu hören, denn ich verbringe die Abende nach den anstregenden Besichtigungen ja auch sehr gerne mit einem ausgedehnten Bed-In. Außerdem ist es nett, sich mal wieder in der eigenen Muttersprache unterhalten zu können, denn der Holländer spricht gut deutsch.

Inzwischen warten schon Menschenmassen besuchsbereit vor dem Tor, und kurz vor der Öffnung des Tempels erscheint ein Mitarbeiter und ermahnt uns eindringlich, wir dürften erst losstürmen, wenn BEIDE Flügel des großen Tors geöffnet seien. Mich erinnert das ganze irgendwie an die Steinigungs-Szene in „Das Leben des Brian“, bloß dass der Mitarbeiter keine Pfeife hat und zum Glück auch niemand gesteinigt wird. Kaum ist das Tor offen, geht es auch schon los, erst zum Ticketkauf, und dann ab zum Goldenen Pavillon. Ja, da ist er und leuchtet in der Sonne.

(http://abload.de/img/img_1344icjsur.jpg) (http://abload.de/image.php?img=img_1344icjsur.jpg)


Der Goldene Pavillon blickt übrigens auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Zuerst wurde er im 14. Jahrhundert als Ruhesitz genutzt, 1408 wurde er zum Zen-Tempel. Das heutige Gebäude ist nicht das Original-Gebäude, denn der Pavillon ist mehrfach abgebrannt. Zuletzt passierte das im Jahr 1950. Da fand ein fanatischer Mönch ihn nämlich einfach zu schön, und weil er diese Perfektion nicht ertragen konnte, brannte er ihn nieder.

Der Besucher wird in einem Rundkurs vorbei am Pavillon und dem Teich und durch den kleinen Garten geführt.

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Zum Schluss warten die üblichen Glücks-Verkaufsstände, dann steht man leider schon wieder draußen. Ich gehe zur Bushaltestelle Kinkakuji-mae vor den Tempeltoren und fahre mit dem Bus Nr. 59 ein paar Stationen weiter zum Ryoanji. Der Tempel beherbergt den berühmtesten Zen-Garten Japans.

Hier bewahrheitet sich, was ich mir vorher schon gedacht habe: Ich kann einem asketischen Zen-Steingarten nicht viel abgewinnen. Der Reiseführer verrät, man könne von keinem Standort aus alle Felsen im Steingarten sehen, weil immer mindestens ein Stein von anderen Steinen verdeckt sei. Ich setze mich neben die vielen andächtig schauenden Menschen und bemühe mich, auch ein wenig andächtig zu schauen und den Steingarten auf mich wirken zu lassen, gebe aber nach fünf Minuten auf und gehe weiter.

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Im äußeren Tempelgarten finden sich noch ein Teich und blühende Kirschbäume, und so ein Garten ist dann doch wieder mehr nach meinem Geschmack.

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Von hier aus geht es weiter mit dem Bus Nr. 59 bis zum Ninnaji-Tempel, und den mag ich sofort. Der Tempel wurde schon im 9. Jahrhundert gegründet und vom Kaiser Uda fertiggestellt und hat eine Besonderheit: Der Kaiser Uda zog sich hierher nach seiner Abdankung als Abt zurück, so dass der Tempel seit damals auch als kaiserlicher Palast gilt, und bis 1869 diente immer ein Sohn des Kaisers als Abt im Tempel. Linkss hinter dem großen Eingangstor ist der Zugang zu den ehemaligen Palastgebäuden.

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Außerdem kann man das übrige Tempelgelände besuchen, das normalerweise kostenlos zu sehen ist, zur Kirschblütenzeit aber Eintritt kostet, also löhne ich die geforderten 500 Yen. Hier stehen auch einige spätblühende Kirschbäume, so dass sich ein Besuch vor allem dann lohnt, wenn man die eigentliche Kirschblüte verpasst hat, aber im Moment sind die Bäume noch nicht so weit. Die „normalen“ Kirschbäume stehen aber in voller Blüte.

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Es ist mittlerweile schon kurz nach eins und ich will für eine kurze Pause zurück zum Hotel. Fröhlich steige ich in den vorher ausgekundschafteten Bus Nr. 26, aber nach ein paar Minuten merke ich, dass irgendetwas nicht stimmt: Eigentlich sollte der Bus Richtung Süden fahren, stattdessen fährt er einfach weiter geradeaus Richtung Westen. Eine kurze Nachfrage beim Busfahrer bestätigt, was ich mir inzwischen schon gedacht habe: Es ist die richtige Busnummer, aber die entgegengesetzte Richtung. Also raus und an der gegenüberliegenden Straßenseite an die richtige Bushaltestelle, und von hier aus fährt der Bus auch in einer Dreiviertelstunde zurück zum Hotel.

Meine im Hotelzimmer eingeplante Mittagspause schrumpft dadurch zwar auf eine halbe Stunde zusammen, aber immerhin reicht die Zeit, um mich umzuziehen und ein wenig die Füße hochzulegen.

Ende Teil 1
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 02.06.2014, 13:20 Uhr
Wunderbar!

Dein Kimono ist wohl kein Yukata. Dafür aber sehr schön. Typische Yukatas haben eher geometrische Muster, und/oder sind "schlicht".

Der Goldene Pavillon! Hier sah ich die meisten Westtouristen auf meiner Reise... und riesige Seerosenblätter.

Ryoan-ji. Ich blieb gebannt, etwa in der Mitte, auf der Treppe sitzen und fühlte mich unsagbar ruhig. Dabei wußte ich über diesen Garten vorher so gut, wie nichts. Und jetzt nicht viel mehr.
So unterschiedlich kann die Wirkung dieses Unscheinbaren Platzes ausfallen.

Allerdings über die Inschrift des Tsukubais (das kleine Steinbecken) habe ich das irgendwo gefunden:

"This is the Ryōan-ji tsukubai (蹲踞?)
If each is read in combination with 口 (kuchi), which the central bowl is meant to represent, then the characters become 吾, 唯, 足, 知. This is read as "ware tada taru (wo) shiru" and translates literally as "I only know plenty" (吾 = ware = I, 唯 = tada = only, 足 = taru = plenty, 知 = shiru = know). The meaning of the phrase carved into the top of the tsukubai is simply that "what one has is all one needs" and is meant to reinforce the basic anti-materialistic teachings of Buddhism.
"

Das gefiel mir, wobei ich noch einige andere Übersetzungen, Deutungen kenne. Eine etwa i.S.v. "ich lerne nur zufrieden zu sein".

Aber japanische Gärten verzaubern mich leicht... vielleicht sah ich machmal mehr, als es zu sehen gab.  :)

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Ramona26 am 02.06.2014, 15:46 Uhr
klasse Bilder! da bekommt man richtig Lust auf Japan, wobei ich dort bis jetzt noch nicht war.. :(
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka als Gast am 02.06.2014, 16:36 Uhr

Dein Kimono ist wohl kein Yukata. Dafür aber sehr schön. Typische Yukatas haben eher geometrische Muster, und/oder sind "schlicht".

...

Ryoan-ji. Ich blieb gebannt, etwa in der Mitte, auf der Treppe sitzen und fühlte mich unsagbar ruhig. Dabei wußte ich über diesen Garten vorher so gut, wie nichts. Und jetzt nicht viel mehr.
So unterschiedlich kann die Wirkung dieses Unscheinbaren Platzes ausfallen.


Das würde ja dazu passen, dass es ein Kimono ist. Nicht, dass es irgendeine Rolle spielen würde, denn hier in Deutschland wäre ich weder mit dem einen noch mit dem anderen passend angezogen, wenn ich einen Fuß vor die Tür setzen würde.  :wink:

Was den Ryoanji angeht: Vielleicht hätte er anders auf mich gewirkt, wenn es morgens früh gewesen wäre, ohne die vielen anderen Besucher. Aber ich bezweifele es ehrlich gesagt. Diese magische Wirkung, die du beschreibst, konnte ich nicht ansatzweise spüren. Dafür hätte ich mich andernorts regelrecht im Kirschblütenmeer verlieren können.  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka als Gast am 02.06.2014, 16:39 Uhr
klasse Bilder! da bekommt man richtig Lust auf Japan, wobei ich dort bis jetzt noch nicht war.. :(

Ich hatte bis vor ein, zwei Jahren auch nicht richtig über Japan als Reiseziel nachgedacht, aber irgendwann hatte ich mich an der Idee festgebissen. Vielleicht verschlägt es dich ja auch mal dorthin. Ich kann es als Reiseland jedenfalls empfehlen, aber ich denke, das merkt man sowieso schon im Bericht.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 02.06.2014, 20:44 Uhr
7. April, Teil 2: Kyoto (Gion)

Nach der kurzen Mittagspause starte ich Richtung Gion. Heute nachmittag will ich die Miyako Odori besuchen. Das Ticket habe ich schon im November gebucht, und schon damals war die Vorstellung, die ich eigentlich besuchen wollte, ausverkauft. Zumindest was die Ticketkategorie betrifft, die ich mir heute gönnen will, nämlich das Special Class Ticket. Zuerst darf ich damit eine Teezeremonie besuchen, bei der eine Geisha, oder eine Geiko, wie sie hier in Kyoto heißen, unter Mithilfe einer Maiko Tee zubereitet. Dann besuche ich die traditionellen Frühlingstänze der Geikos und Maikos, die inzwischen seit über 140 Jahren im April im Kobu-Kaburenjo-Theater stattfinden.

Ich fahre ein Stück mit dem Bus, dann schlendere ich durch Gion, die Hanami-koji-Straße entlang und schaue in die kleinen Seitenstraßen, durch die sich im Gegensatz zur Hauptroute keine Autos schieben. Ab und zu sehe ich Plakate, die für die Frühlingstänze werben.

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Am Theater angekommen, zeige ich meine Reservierung vor und kaufe mein Ticket. Zur Teezeremonie wird man ab zwanzig vor vier eingelassen, und natürlich warten hier eine Viertelstunde vorher schon ein paar Leute.

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Ich beziehe auch Stellung, denn Naomis Mutter hatte mir vor ein paar Tagen erzählt, bei der Teezeremonie müsse man man schnell sein, um vorne sitzen zu können. Dank ihres Ratschlags schaffe ich es dann auch, in einem Raum von der Größe einer kleinen Turnhalle bei der Teezeremonie einen Platz in der ersten Reihe direkt vor der assistierenden Maiko und dicht bei der Geiko zu ergattern. So ein Glück! Schon der erste Auftritt der beiden kunstvoll zurechtgemachten Damen mit höflicher Verbeugung lässt ein Raunen durch die Wartenden gehen und ich könnte vor Aufregung auf meinem Hocker herumhüpfen.

Dann setzt sich die Geiko an den Tisch und bereitet den Tee zu. Alles folgt einer ausgeklügelten Choreographie, vom Aufnehmen und Falten des Tuchs bis zum Verrühren des Teepulvers und Aufgießen mit dem dampfenden Wasser. Ein einzelner Besucher bekommt seinen Tee, der von der Geiko zubereitet wurde, von der Maiko serviert, die anderen – wie auch ich – bekommen den Tee von den anderen Mitarbeitern. Dazu gibt eine Süßigkeit, und den kleinen Teller kann man als Souvenir behalten. Obwohl weit mehr Leute im Raum sind, als ich es mir vorher vorgestellt hatte, kommt es mir durch den Platz direkt am Teetisch viel intimer vor. Und dass man während der Zeremonie Fotos machen darf, ist das Sahnehäubchen. Ein schönes Erlebnis, und die eigentlichen Tänze kommen ja erst.

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Nach einer halbstündigen Wartezeit wird man dann ins Theater gelassen, und um zehn vor fünf beginnt die einstündige Vorstellung. Fotografieren ist hier nicht erlaubt, aber zumindest beim Schlussakt kann ich nicht widerstehen und schieße ein heimliches Foto. Die Vorstellung ist traumhaft schön, auch wenn die Musik gewöhnungsbedürftig ist. Ich sitze in der Reihe 13, und etwa bis zur Reihe 12 sitzen die Maikos und Geikos rechts und links aufgereiht, spielen Instrumente und singen, während die übrigen Darstellerinnen vorne auf der Bühne und manchmal auch seitlich in unmittelbarer Nähe meines Platzes ihre Tanzdarbietungen bringen. Fast habe ich dadurch das Gefühl, Teil einer großen Bühne zu sein. Verschiedenen Szenen, vom Gruppenfächertanz bis zur Einzeldarbietung vor wechselnden Kulissen, ergeben ein wunderbares Gesamtprogramm. Normalerweise bekommt man die Geikos und Maikos nur mit viel Glück zu Gesicht, und hier singen und spielen mindestens zwanzig von ihnen. Ich bin eine von nur wenigen westlichen Besuchern, aber ich bin genauso gefangengenommen wie die Japaner.

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Nach dem Besuch im Theater spaziere ich zunächst zum Yasaka-Schrein und zum Maruyama-Park. Hier herrscht ein fröhliches Treiben zwischen Essens- und Souvenirständen, Schreingebäuden und Kirschbäumen. Natürlich ist auch der zentrale Kirschbaum im Maruyama-Park beleuchtet.

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Ich gehe zurück durch das Tor des Yasaka-Schreins zurück zur Shijo-Straße.

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Von hier aus schlendere ich noch einmal durch Gion.

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An einem Haus steht ein Taxi, viele Menschen warten mit gezückten Kameras. Wer da wohl kommen mag? Irgendein Schauspieler? Oder gar die Teenage Mutant Ninja Turtles? Ich stelle mich mal dazu und warte, und der Auflauf hier wird immer größer. Die anderen Autos kommen nicht mehr durch, da erscheint eine Frau in der Tür und ruft auf japanisch und englisch sinngemäß, die Maiko-San sei nicht da, man solle gehen. Aha, das ist wohl eine Okiya, und hier wohnt eine Maiko.

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Natürlich war die Behauptung, die Maiko-San sei nicht da, eine Finte, denn als ich auf dem Rückweg wieder hier vorbeikomme, trippelt die Maiko gerade vorne ans Tor, holt etwas und huscht wieder zurück. Das reicht, um eine erneute Menschentraube zu bilden, und als das Taxi erneut vorfährt, legen sich die Leute buchstäblich auf das Auto. Ich erinnere mich daran, dass auf der Japan-Guide-Seite stand, es hätte in letzter Zeit Beschwerde über Touristen gegeben, die wie Paparazzi den Maikos und Geikos auflauerten, und jetzt weiß ich, was gemeint ist.

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Schnell weg von hier, zum Shirakawa-Kanal. Eine schmale Straße führt hier an einem Bach entlang, überall sind die Bäume beleuchtet, und über den Kanal hinweg kann man die Leute in kleinen Restaurants sitzen sehen.

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Eigentlich wollte ich danach noch zur Pontocho-Straße, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es dort noch schöner sein soll. Also gehe ich an Geschäften vorbei zurück zum Hotel.

Heute war der letzte Abend in Kyoto, morgen nachmittag will ich nach Osaka fahren. Es war heute ein wunderschöner Tag mit vielem, was ich mir vor dem Urlaub als typisch japanisch vorgestellt hatte: schöne Tempel und Paläste, zauberhafte Kirschblüten, anmutige Maikos und Geishas. Kyoto hat mir sehr gut gefallen, und bei dem Gedanken, dass ich morgen abend schon woanders sein werde, verdrücke ich eine kleine Träne im Knopfloch. Aber den Tag werde ich ja noch in der Stadt verbringen.



Ausgaben des Tages:

Bus- und U-Bahnfahrten: Y 1180
Snacks und Getränke Y 1200
Kinkakuji Y 400
Ryoanji Y 500
Ninnaji Palast Y 500 und Garten Y 500
Miyako Odori Special Class Ticket Y 4500
1 ÜN im Hotel Toyoko-Inn Shijo-Karasuma Y 8230
Bei einer Geiko-Teezeremonie in der ersten Reihe zu sitzen: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 03.06.2014, 10:55 Uhr
Toll! Und so eine Vorstellung - ich bin richtig neidisch. Ist aber auch eine gute Idee für 2015.
Ich weiß zwar, dass Du vermutlich die besten Bilder hier reinstellst, aber ich bin immer wieder erstaunt, wie es Dir gelingt auch bei bescheidenen Lichverhältnissen sehr schöne Bilder zu schießen. Selbst dann, wenn sie heimlich gemacht werden müssen. Beeindruckend.

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 03.06.2014, 11:48 Uhr
Ich wüsste nicht, wann ich beim Lesen eines Reiseberichtes jemals so oft Wikipedia bemüht habe - immerhin habe ich nun ein wenig Grundwissen über Geishas und halte sie nicht mehr für Prostituierte.

Und ich weiß nun, dass eine Maiko mal eine Geiko werden will...

Ist wirklich sehr interessant, was du alles so gesehen und erlebt hast!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 03.06.2014, 17:38 Uhr
Toll! Und so eine Vorstellung - ich bin richtig neidisch. Ist aber auch eine gute Idee für 2015.


Wenn ihr im April dort seid, dann auf jeden Fall. In anderen Monaten finden sie zumindest in dem Theater, wo ich war, nicht statt. Aber ich glaube, es gibt auch ein oder zwei andere Theater, die für einige Wochen solche Tänze zeigen.


Ich weiß zwar, dass Du vermutlich die besten Bilder hier reinstellst, aber ich bin immer wieder erstaunt, wie es Dir gelingt auch bei bescheidenen Lichverhältnissen sehr schöne Bilder zu schießen. Selbst dann, wenn sie heimlich gemacht werden müssen. Beeindruckend.


Vielen Dank, aber der Ausschuss war tatsächlich beträchtlich - und die Mühe bei der Nachbereitung auch.  :wink:
Ich glaube, von dem Tor am Yasaka-Schrein, das ich auf dem Rückweg zur Shijo-Straße fotografiert habe, habe ich 15 Bilder gemacht, bis ich mal eins hatte, das nicht verwackelt war und auf dem nicht gerade jemand blöd im Bild rumgelaufen ist. Ich hatte zwar auch ein kleines Gorilla-Pod dabei, aber das ist kein richtiger Stativ-Ersatz.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 03.06.2014, 17:54 Uhr
Ich wüsste nicht, wann ich beim Lesen eines Reiseberichtes jemals so oft Wikipedia bemüht habe - immerhin habe ich nun ein wenig Grundwissen über Geishas und halte sie nicht mehr für Prostituierte.


Dazu passt doch der folgende Wissenswert-Baustein:  :wink:


Wissenswertes über.... Geishas (Alle Angaben ohne Gewähr!  :wink: )

Tja, was sind oder waren Geishas in Japan? Animierdamen? Künstlerinnen? Prostituierte? Oder alles zusammen?

Auf der Suche nach der Antwort auf diese Frage bin ich letztlich nicht viel schlauer geworden. Einigkeit besteht in den Darstellungen nur darin, dass Geishas (sinngemäße Übersetzung: in der Kunst bewanderte Personen) im 19. Jahrhundert jedenfalls keine einfachen Dirnen waren. Ob sie überhaupt keine Prostituierten sein wollten, ob ihnen  - auf Betreiben der konkurrenzfürchtenden Prostituierten - jegliche sexuellen Dienstleistungen verboten waren, ob sie sich von der einfachen Prostituierten dadurch unterschieden und abhoben, dass ihre Haupttätigkeit die Kunst und Unterhaltung war und sie sich die die Freier für ihre kleine „Nebentätigkeit“ aussuchen konnten oder ob all das Singen, Tanzen und Shamisen-Spielen letztlich nur Mittel zum Zweck war, nämlich sich im Laufe des Abends unter Zuhilfenahme großer Mengen Sake einen reichen Freier aus den Gästen herauszupicken, war einfach nicht mit letzter Sicherheit herauszubekommen. Vielleicht hat sich das Berufsbild der Geisha zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert stark gewandelt, vielleicht gab es auch verschiedene "Berufsauffassungen".

Heute ist die Tätigkeit als Geisha eine Art Ausbildungsberuf. Die fünfjährige Ausbildung, während der die angehende Geisha als „Maiko“, als „Mädchen des Tanzes“, bezeichnet wird, beginnt im Alter von 16 Jahren. Während dieser Zeit lernt die Maiko die traditionellen Künste wie Kalligrafie, Tanz, das Spiel auf der Shamisen, der Flöte und der Trommel und die Rituale der Teezeremonie. Ziel der Ausbildung ist die perfekte Gastgeberin, die ihre Gäste durch ihre Künste und geistreiche Konversation unterhält.

Ähnlich mysteriös wie das Berufsbild der Geisha in der Vergangenheit ist aber auch die Suche nach Motivation und Selbstbild der heutigen Geishas. Mal werden sie als demütige, den Männern untergeordnete Dienerinnen dargestellt, in schwere Kostüme gezwängt, in einer längst vergangenen Zeit lebend und der eigenen Selbstbestimmung beraubt, mal als moderne, selbstbewusste Geschäftsfrauen, die einen luxuriösen Lebensstil führen und zur eigenen Vermarktung auch gerne auf moderne Medien zurückgreifen.

Wer nun glaubt, in Japan mit entsprechendem Kleingeld mühelos einen Geisha-Abend buchen zu können, wird vermutlich enttäuscht werden. Da die Okiya, in der die Geisha lebt, sich normalerweise um die Organisation des kompletten Abends kümmert und entsprechend für alles in Vorleistung tritt, der Vertrag also auf Vertrauensbasis abgewickelt wird, hat man es als neuer Kunde ohne vermittelnde Kontakte schwer.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 09.06.2014, 21:14 Uhr
8. April: Kyoto - Osaka


Gestern war der Kinkakuji, der goldene Tempel, dran, heute will ich zum Ginkakuji, dem silbernen Tempel. Der macht, das habe ich extra nochmal nachgesehen, schon um halb neun auf. Um kurz nach acht nehme ich den Bus, der etwa hundert Meter vom Hotel abfährt. Überhaupt liegt das Hotel wirklich günstig: direkt an der U-Bahn und an einer Kreuzung, an der viele Buslinien abfahren, und es ist fußläufig nach Gion. Und nur zwei Gebäude vom Hotel entfernt beginnt mit Armani und Co. die teure Einkaufsmeile.

Der Bus bringt mich ins nordöstliche Kyoto, zum Beginn des sogenannten Philosophenweges. Seinen Namen soll der etwa zwei Kilometer lange Weg bekommen haben, weil Nishida Kitaro, ein berühmter Philosoph tagtäglich in Gedanken versunken auf dem Weg zur Universität hier entlang ging. Zur Kirschblüte ist der Weg entlang des Kanals besonders schön. Aber Schönheit ist vergänglich, und am Anfang des Weges bedeckt schon ein Teppich aus abgefallenen Blütenblättern das Wasser. In ein paar Tagen werden die Kirschbäume die rosa Blüten wohl schon gegen grüne Blätter getauscht haben.

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Bald ist auch der Ginkakuji erreicht, an dem heute morgen noch nicht viel los ist. Ob es an dem schönen, sonnigen ruhigen Morgen liegt oder daran, dass hier die Zensteingärten mit Bäumen und Moosen kombiniert sind, weiß ich nicht, aber jedenfalls schließe ich den Ginkakuji sofort ins Herz und schlendere entspannt durch den Garten. Der Ginkakuji, der Silberne Pavillon, wurde 1482 von einem Shogun nach dem Vorbild des Goldenen Pavillons als Alterssitz errichtet. Silbern war er aber nie. Nach dem Tod des Shoguns wurde die Villa in einen Zen-Tempel umgewandelt.

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Danach gehe ich weiter am Philosophenweg entlang. Wer mag, kann sich unterwegs ein paar Souvenirs kaufen. Ab und zu weisen Schilder auf kleinere Tempel und Schreine hin. Ich überlege, ob ich aufs Geratewohl einen oder zwei anschauen soll, aber dann setze ich mich lieber in ein Café am Weg und esse eine Ramen-Nudelsuppe. Schließlich habe ich heute morgen noch nichts gefrühstückt.

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Am Ende des Philosophenweges ist es dann nicht mehr weit bis zum Eikando-Tempel. Der soll besonders bei der Laubfärbung im Herbst sehr schön, aber auch brechend voll sein. Heute ist hier wenig los.

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Während des Tempelbesuchs höre ich ständig Musik und Gesang aus der Nähe und frage mich schon, ob ein Fest stattfindet. Aber als ich weitergehe, kommen mir scharenweise Jungen in Anzügen mit stolzen Eltern entgegen bzw. mit stolzen Müttern, Väter fallen mir zumindest keine auf. Ob heute der erste Schultag ist? Das würde jedenfalls dazu passen, dass der Holländer mir gestern gesagt hat, dass die Ferien bis zum letzten Wochenende gegangen sind und dass es die letzten Tage auch deshalb überall so voll war.

Von hier sind es nur noch ein paar Schritte bis zum Nanzenji, einem der bedeutendsten Zen-Tempel in ganz Japan. Außergewöhnlich ist hier das westlich anmutende Aquädukt, aber ästhetischer ist sicher der Tempel selbst mit dem Tempelgarten. Weiter oberhalb am kleinen Nanzen-in-Tempel finde ich auch noch ein bisschen „Laubfärbung“. Hm, im Herbst ist es hier bestimmt auch ganz schön.

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Die Sonne brennt inzwischen gnadenlos und ich gönne mir eine zweite Ladung Sonnencreme, bevor ich zum Heian-Schrein weitergehe. Das große Tor überspannt schon weit vor dem Schrein die Straße.

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Am Schrein angekommen, kaufe ich mir ein Ticket für den Garten, denn der Schrein ist für seine Kirschbäume berühmt. Viele Bäume säumen die Wege, vor allem viele Weeping Cherrys, die weit über Wege und Teiche hängen. Am schönsten sind aber die Kirschbäume rund um einen der Teiche.

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Ein würdiger Abschluss war das, und so langsam mache ich mich auf Richtung Hotel. Zum Glück finde ich nach einigem Suchen die richtige Bushaltestelle und komme auch bald in der Shijodori an, in der das Hotel liegt. Vorher will ich mir aber noch den Nishiki-Markt anschauen, in dem man vor allem Lebensmittel kaufen kann. Ich kaufe mir hier aber keinen Fisch oder Oktopus am Spieß, sondern ein Paar passende Schuhe für meinen Kimono. Die kosten zwar so viel wie Kimono und Obi zusammen, aber schließlich will ich sie ja auch nicht gebraucht haben.

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Damit ist der Besuch in Kyoto abgeschlossen. Ich gehe zurück ins Hotel und packe meinen Koffer zusammen. Dabei bricht mir der Schweiß aus: Es kann doch nicht sein, dass der Koffer plötzlich nicht mehr zugeht, so dick sind der Kimono und der Obi doch auch nicht. Nur mit Mühe bekomme ich den Reißverschluss zu, aber immerhin, der Koffer ist zu, ich muss meine Habseligkeiten nicht in Tüten mit mir mitschleppen. Ich nehme mir vor, in drei Tagen in Hiroshima den Koffer mal von Grund auf neu zu packen. Der Mitarbeiter an der Rezeption ist etwas überrascht, als ich um viertel nach vier auschecke, schließlich wollte ich ja eigentlich bis morgen bleiben. Ja, wollte ich. Eigentlich sah mein Plan vor, morgen so früh wie möglich nach Osaka zu fahren und von dort aus weiter zum Koyasan. Aber vor ein paar Wochen ist mir klargeworden, dass der Weg nach Koyasan mich quer durch Osaka oder auf einer vielgenutzten Bahnlinie um Osaka herum führen wird, und morgen früh müsste ich dort zur schlimmsten Rush-Hour durch. Also reise ich schon heute nach Osaka und quer durch die Stadt und muss dann morgen früh nur in Südosaka am Namba-Bahnhof in den Zug Richtung Süden hüpfen.

Zunächst fahre ich aber die altbekannte Strecke mit der U-Bahn zum Bahnhof und finde dort schnell das Gleis, an dem die Züge nach Osaka abfahren. Die Leute stehen mal wieder quer über den Bahnsteig Schlange. Zum Glück komme ich in den vollen Zug nicht mehr rein, und der nächste Zug ist ein Lokalzug, der statt einer halben Stunde eine Dreiviertelstunde bis Osaka braucht und vermutlich deshalb relativ leer bleibt. So kann ich mich setzen und meinen Koffer neben mir abstellen.

In Osaka steige ich am Hauptbahnhof aus, bin kurz etwas orientierungslos, finde dann aber doch die Beschilderung zur U-Bahn-Station Umeda und zur Midosuji-Linie. Dort habe ich eine regelrechte Erscheinung: Gerade als ich auf der Tafel schauen will, wieviel die Fahrt nach Namba kostet, erscheint ein Mann in einer weißen Uniform neben mir, fragt mich, wohin ich will, erklärt mit den Automaten, gibt mir einen U-Bahnplan, nennt mir den Bahnsteig, weist mir die Richtung und ergänzt noch, dass weiter hinten ein Aufzug ist. Ich bin hocherfreut. Warum gibt es einen solchen Service in Osaka und woanders nicht?

Die U-Bahn ist in Osaka aber leider genauso voll wie anderswo und mein Koffer erntet böse Blicke und gerümpfte Nasen. Na und, denke ich mir, ich habe hier genauso bezahlt wie ihr. Ich muss aber insgeheim zugeben, dass dort, wo mein Koffer steht, mindestens eineinhalb Japaner stehen könnten. Jedenfalls bin ich froh für die Entscheidung, die Fahrt nach Osaka auf heute vorzuziehen und mich nicht morgen früh unter Zeitdruck hier durchquetschen zu müssen.

Ich steige in Namba aus, und dank dem Lageplan aus dem Internet ist auch das „Business Hotel Nissei“ schnell gefunden. Auf dem Weg dorthin merke ich schon die Nähe zur Amüsiermeile Osakas. Überall überdachte Passagen, Spielhallen, Restaurants. Es sieht fast aus wie im Videospiel. Dafür wirkt das Hotel dann umso nüchterner, aber es ist ja nur für eine Nacht, denke ich und ziehe wieder los.

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Zuerst gehe ich ein paar Minuten zur Namba-Nankei-Station. Dort kaufe ich mir ein Koyasan World Heritage Ticket, das für zwei Tage gilt und die Fahrten zwischen Namba und dem Koyasan sowie die Busfahrten in Koyasan abdeckt. Außerdem finde ich heraus, dass es hier im Bahnhof eine lobenswerte Anzahl großer Schließfächer gibt. Das passt mir gut, denn ich will nur mit einer kleinen Tasche nach Koyasan fahren und den Koffer übermorgen wieder abholen und hätte ihn ansonsten im Hotel lassen müssen. Dann werfe ich mich ins Getümmel. Irgendwo hatte ich gelesen, die Gegend hier in der Nähe der Namba-Station, Minato, sehe so aus wie die Szenarien aus dem Blade-Runner-Film. Ob es so ist, weiß ich nicht, denn ich bin bei Blade Runner trotz Harrison Ford eingeschlafen, aber jedenfalls ist es so, wie ich mir das Nachtleben in Japan vorgestellt habe. Lichter, Videoleinwände, groteske Figuren und ständige Beschallung mit Musik und Werbesprüchen.

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Überall gibt es Oktopusse, und ich will jetzt auch endlich mal Oktopus probieren und suche mir ein Restaurant aus, in dem man an der Theke sitzen kann.

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Ich probiere es mit Oktopus-Tempura, also frittiertem Oktopus, denn Frittiertes geht ja eigentlich immer. Als der Oktopus dann kommt, dippe ich ihn vorschriftsmäßig in die ebenfalls servierte Sauce.

Na ja. Das Zeug kaut sich zäh wie irgendeine Gummimasse. Und beim zweiten Stück sehe ich dann durch die Panade die großen Saugnäpfe schimmern. Igitt. Ich bekomme das Stück kaum runter. Den Rest lasse ich stehen, das geht ja gar nicht. Ein Chinese aus Hongkong, mit dem ich ins Gespräch komme, fragt mich dann, ob mir mein Essen schmeckt, was ich geradeheraus mit „No“ beantworte. Er grinst, und ich frage ihn, ob er probieren möchte. Erstaunlicherweise schmeckt ihm der Oktopus und er isst brav meinen Teller leer.

Immerhin zahle ich inklusive einem Bier nur 800 Yen, aber um satt zu werden hole ich mir ein paar Straßen weiter noch zwei gefüllte Dampfnudeln. Dann sehe ich eine Pachinko-Halle. Hm, das wollte ich doch auch mal ausprobieren, also los!

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Zuerst bin ich ja gar nicht sicher, ob das überhaupt Pachinko ist, ich dachte, da spielt man mit Kugeln so eine Art Flipper. Aber ein Mitarbeiter erklärt es mir dann und bringt mir sogar eine englische Kurzanleitung. Das ganze geht so: Man schiebt Geld in den Automaten und bekommt dafür kleine Kugeln. Durch das Drehen an einem Rad werden die Kugeln in den Automaten geschossen, und je weiter man das Rad dreht, desto eher fallen sie links oder rechts im Automaten herunter. Ziel ist es, die Kugeln in einen Schacht in der Mitte zu befördern, dann flackert sowas ähnliches wie eine Slot-Machine über den Bildschirm und man drückt auf einem Knopf herum, um drei Symbole in eine Reihe zu bekommen. Der Bildschirm in der Maschine ist definitiv nicht für Epileptiker geeignet, und das ganze findet in einem Höllenlärm statt, denn die Automaten spielen Musik und schmettern Fanfaren. Spielt man erfolgreich, hat man irgendwann mehr Kugeln als man gekauft hat und kann diese Kugeln schließlich gegen Preise eintauschen – und die Preise an der nächsten Ecke gegen Geld eintauschen. Spielt man erfolglos, so wie ich, sind ziemlich schnell die Kugeln aufgebraucht und man verlässt mit einem Hörschaden die Halle.

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Heute abend packe ich die kleine Übernachtungstasche für den Koyasan. Als ich mich ins Bett lege, brummt mir immer noch der Kopf von der Geräuschkulisse von Minato und vor allem der Pachinkohalle. Morgen wird es bestimmt ruhiger zugehen.

Ausgaben des Tages

Ginkakuji Y 500
Eikando Y 600
Nazenji  Y 500 (Hojo) und Y 300 (Nanzenin)
Heian-Schrein Y 600 (Garten)
Busfahrten Y 460
U-Bahn-Fahrten Y 470
Abendessen Y 800
Snacks und Getränke Y 1500
Pachinko Y 1000
Koyasan World Heritage Ticket Y 2860
1 ÜN im Hotel Toyoko-Inn Shijo-Karasuma Y 8230 (nicht genutzt)
1 ÜN im Businesshotel Nissei Y 5590
Oktopus und Pachinko von der To-do-Liste nehmen zu können: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Wilder Löwe am 13.06.2014, 10:10 Uhr
Ich hatte den Anschluss verloren und bin heute nachgereist. Tolle Fotos und besonders toll finde ich die Infos über Land und Leute, die Du mit reinpackst.

Allerdings sind mir beim Lesen des Berichts Zweifel gekommen, dass Japan ein geeignetes Reiseziel mit Teenagern ist. Die Tempel gleichen sich doch ziemlich und auch wenn meine Kinder ziemlich tolerant sind, was Museen und alte Steine angeht, so glaube ich doch nicht, dass zwei Wochen Tempel gucken gut bei ihnen ankommen würde. Ich denke Japan hebe ich lieber für die "Nach-Kinder-Zeit" auf und beschränke mich vorerst auf's Mitreisen im Forum  :wink:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka als Gast am 13.06.2014, 11:18 Uhr
Lass dich von den vielen Tempeln in Kyoto nicht abschrecken! Den Aufenthalt in Kyoto kann man auch abkürzen und kindgerechter gestalten. Man kann beispielsweise in Arashiyama die Affen besuchen, bei denen ich gar nicht war oder dort eine Bootsfahrt auf dem Fluss unternehmen.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 20.06.2014, 18:04 Uhr
Bin gerade von Sardinien zurück - Pfingstferien. Nun habe ich alles nachgelesen  :D

Ginkakuji ist hinreißend! Muss ich unbedingt wieder hin! Aber die Stimmungen und Kleinigkeiten, wie z.B. die Getareihe, die Du diesmal eingefangen hast sind noch hinreißender!

Patchinko bleibt ein Mysterium für Westmenschen. Ich habe es auch probiert aber nach etwa 5 Kugeln beschloss ich lieber die Kugeln als Souvenir zu behalten, als sie sinnlos in eine Maschine zu werfen wo sie eintönig nach unten purzeln.

Auf Koya bin ich schon gespannt! Es grenzt an einem Wunder, dass wir seinerzeit überhaupt dort angekommen sind. Und dort erschlug ich auch noch in unserer Klosterunterkunft die größte Spinne, die je ein Zimmer mit mir teilte, pardon, teilen wollte. :oops: Wenn die Mönche das gewusst hätten.... :shock:

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 21.06.2014, 09:18 Uhr

Auf Koya bin ich schon gespannt! Es grenzt an einem Wunder, dass wir seinerzeit überhaupt dort angekommen sind. Und dort erschlug ich auch noch in unserer Klosterunterkunft die größte Spinne, die je ein Zimmer mit mir teilte, pardon, teilen wollte. :oops: Wenn die Mönche das gewusst hätten.... :shock:


O je, das war bestimmt die Wiedergeburt eines altehrwürdigen Lehrers, der im Kloster nach dem rechten sehen wollte...  :shock:  Ich hätte aber auch nicht mein Zimmer mit ihm / ihr teilen wollen.  :wink:

Zum Glück sind mir solche Begegnungen erspart geblieben und ich bin im nachhinein doppelt froh, dass ich mich für einen vielleicht etwas weniger authentischen aber dafür spinnenfreien Tempel entschieden habe.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 21.06.2014, 09:27 Uhr
Liebe Mitreisende, ich habe gerade gesehen, dass der letzte Reisetag schon fast zwei Wochen zurückliegt. Ich mache mal offiziell, was faktisch sowieso schon passiert ist:

Wir legen auf unserer Reise eine kleine Sommerpause ein. Keine Angst, es wird weitergehen, die Texte sind schon fast fertig. Aber bei dem schönen Sommerwetter ist mir nicht danach, jeden Abend Fotos zu sichten und zu bearbeiten.

Im zweiten Teil der Reise werden wir öfter die Unterkunft wechseln und ein paar mal traditionell japanisch übernachten. Rehe wird es wieder geben, die sind dann aber viel braver als in Nara. Und gegen Ende der Reise wartet noch einer der Höhepunkte, nämlich der Besuch das Takayama-Festivals.

Wer im Moment eine Reise plant, kann mir aber gerne weiterhin hier, per PN oder in einem eigenen Planungsthread Fragen stellen.

Bis bald!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 21.06.2014, 09:37 Uhr
Na, ich wünsche mir ja nicht, dass das Wetter wieder schlecht wird...

Viel Spaß im Biergarten, auf dem Balkon, bei Wanderungen, im Freibad, Picknick im Park etc. Ich wette, deine geneigte Leserschar (inkl. meiner Wenigkeit) hat da volles Verständnis und wird sich ähnlich beschäftigen ;)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Timberwolf84 am 22.06.2014, 07:45 Uhr
Wow, ich habe mich gerade durch den bisherigen richtig schönen Bericht gelesen und freue mich auf die Fortsetzung. Wirklich tolle Eindrück aus dieser Ecke der Welt.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 22.06.2014, 20:06 Uhr
Wow, ich habe mich gerade durch den bisherigen richtig schönen Bericht gelesen und freue mich auf die Fortsetzung. Wirklich tolle Eindrück aus dieser Ecke der Welt.

Schön, dass der Bericht dir gefällt! Wie oben schon geschrieben: Es wird nach einer kleinen Sommerpause weitergehen!



Viel Spaß im Biergarten, auf dem Balkon, bei Wanderungen, im Freibad, Picknick im Park etc. ....

... Durchforsten von Gartenmärkten, Streichen der Terrassenbohlen ....  :D

Aber ein bisschen Biergarten, Wandern usw. ist auch dabei.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: snowtigger am 23.06.2014, 09:00 Uhr
Kein Problem – ABSOLUT verständlich.  :wink:
Lass dich nicht stressen und mach dir schöne Tage, Regenwetter kommt bestimmt wieder mal, dann kannste weiter machen.  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 23.06.2014, 11:11 Uhr
Wir sind noch jung, wir können warten  :)

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: MisterB am 23.06.2014, 16:37 Uhr
Ich klinke mich jetzt auch mal ein.
Super Bericht. Habe das eine und andere Mal sehr schmunzeln müssen.
Die Bilder sind echt klasse.
Und jetzt am Ende kamen auch mal wieder ein paar Stadtbilder. War mir schon fast ein kleinwenig zu idyllisch und templisch :)

Was ich da alles so sehe, da hätte ich bestimmt Probleme für mich was zu essen zu finden, teilweise ist das ja nicht unbedingt ..... äh .... vertrauenserweckend. Ich wäre wahrscheinlich die ganze Zeit auf der Suche nach einem Steakhaus :)

Die Bilder und Beschreibung der Menschenmassen erinnern mich ein wenig an Hong Kong. Da waren auch unglaublich viele Leute zu jeder erdenklichen zeit unterwegs. Hatten die Leuts hier auch immer alle Zeit der Welt und sind mit größter Gemütsruhe vor einem her getrödelt ? Das hatte mich damals in Hong Kong so genervt, das es nicht möglich war, irgendwie _zügig_ von einem Punkt zum nächsten zu kommen.

Frage : Du schreibst öfters "Habe ich in meinen Unterlagen geschaut". Hast du dir die ganzen Sachen und Ecken wo du hinwolltest selbst zusammenrecherchiert ? Internet und Reiseführer oder hattest du "professionelle" Hilfe und Insiderwissen ?

Gruß
Bernd
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 04.07.2014, 22:10 Uhr
So, ich muss mich auch mal wieder melden.
Urlaubsbedingt musste ich den Bericht unterbrechen und hinke jetzt noch hinterher. Gerade habe ich den Tag mit dem Besuch der Geiko- und Maiko-Zeremonien gelesen. Super toll! Kyoto wäre für mich ein absolutes Muss, sollte ich einmal nach Japan reisen. Ich habe schon mehrere Bücher über die Geishas gelesen, Romane und Biographien, haben mir alle sehr gut gefallen. Ich finde diese Kultur sehr faszinierend! Klasse, dass du sie so hautnah erleben durftest und auch ein paar Bilder machen konntest.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Floridiana am 05.07.2014, 14:33 Uhr
Klasse Fotos und Bericht! Hier muss ich unbedingt alles in Ruhe nachlesen. Wir haben gerade den Flug von Tokio nach Hause gebucht. Ankunft per Schiff in Osaka. Fruehjahr 2015
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 17.08.2014, 15:31 Uhr
Liebe Mitreisende, ganz langsam kommt dieser Reisebericht wieder in die Gänge.

Nachher gibts den nächsten Reisetag. Wir starten in Osaka und fahren südwärts in die Berge nach Koya-San, zum Berg Koya. Zur Einstimmung könnt ihr euch hier schon einmal ein wenig einlesen:


Wissenswertes über... Koya-san und den japanischen Shingon-Buddhismus

Alles begann, als im Jahr 804 ein junger japanischer Mönch namens Kukai nach China reiste und dort bei einem berühmten Lehrmeister seine buddhistischen Studien aufnahm. Schon in dieser Zeit begann er, sein eigenes Konzept des Buddhismus zu entwickeln, aus dem schließlich der Shingon-Buddhismus hervorging.

Nach seiner Rückkehr nach Japan wurde er zunächst Abt in Kyoto, begann aber ab dem Jahr 819 mit der Errichtung eines buddhistischen Zentrums in dem damals kaum zugänglichen Berggebiet Koya-san. Seine Lehren erläuterte er in über 50 Abhandlungen, die bedeutendste ist die über die Buddhawerdung. Danach hat der Mensch die Möglichkeit, über esoterische Praktiken, z.B. Meditation, bereits in diesem Leben die Buddhawerdung zu erreichen, also erleuchtet zu werden. Eine solch schnelle Erleuchtung war ein deutlicher Bruch mit der buddhistischen Tradition.

Kukai starb schließlich im Jahr 835 – vielleicht aber auch nicht. Nach Auffassung seiner Anhänger erreichte er meditierend die Buddhaschaft und sitzt bis heute in diesem Zustand in seinem Mausoleum auf dem Koya-san. Um dieses Mausoleum herum entstand der Oku-no-in, der größte Friedhof Japans. Nach Auffassung des Shingon-Buddhismus wird Miroku, der künftige Buddha, hier erscheinen, und nur Kukai wird in der Lage sein, seine Botschaften an die Menschheit zu verstehen. Jeder Shingon-Buddhist, der etwas auf sich hält, will also hier beerdigt werden, um gemeinsam mit Kukai die Ankunft des Miroku zu erwarten. Damit Kukai solange durchhält, wird ihm täglich vor seinem Grab symbolisch Essen dargebracht, um ihn in seiner Meditation zu unterstützen.

Heute ist Koya-san das Zentrum des Shingon-Buddhismus, mit 10 Millionen Anhängern und 4000 Tempeln in ganz Japan. In Koya-san selbst stehen über 100 Tempel. In vielen kann man übernachten und an den morgendlichen Zeremonien teilnehmen. Kukai wird heute unter seinem Ehrentitel Kobo Daishi, Großmeister der Lehrverbreitung, verehrt.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 17.08.2014, 16:36 Uhr
9. April 2014: Osaka - Koyasan

Heute nacht habe ich nicht gut geschlafen. Die Zimmer hier sind ziemlich hellhörig und das Hotel hat insgesamt die Akustik einer Bahnhofshalle. Die Geräusche von zuschlagenden Zimmertüren und Aufzügen schallern jedenfalls ungedämpft durch die Gänge. Trotzdem bin ich gutgelaunt, als ich um viertel vor sieben auschecke und durch die leeren Straßen zum Bahnhof gehe. Die Schließfächer für Koffer sind sofort wieder gefunden, und hier stelle ich fest, dass ich mit dem 500-Yen-Stück, das ich mir extra für das Schließfach zurückgelegt habe, gar nichts anfangen kann, weil das Ding nur 100-Yen-Münzen nimmt. Zum Glück kann ich noch genau 5 Stück aus diversen Geldbeuteln und Hosentaschen zusammenkratzen. Der Koffer muss also bis morgen Mittag hier im Koffergefängnis bleiben, und ich mache mich mit Rucksack und kleiner Tasche auf den Weg.

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Mein Zug fährt um 7.20 Uhr nach Gokurakubashi ab und ist noch erfreulich leer, als ich einsteige. Das ändert sich zwar im Verlauf der etwa hundertminütigen Fahrt ab und zu, aber ich habe meinen Sitzplatz und kann entspannt aus dem Fenster schauen, und gegen Ende der Fahrt sind ohnehin nur noch wenige Reisende im Zug. Die letzte halbe Stunde arbeitet sich die Lok ächzend immer weiter den Berg hinauf, dann ist es geschafft und Gokurakubashi erreicht. Von hier aus bringt mich eine Zahnradbahn weiter bis zum Bahnhof Koyasan.

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Ab hier geht es mit dem Bus weiter. Ich bekomme noch einen hilfreichen Übersichtsplan ausgehändigt, dann fährt der Bus auch schon ab. Ich steige an der Station Rengedani aus und gehe eine lange Auffahrt hinauf bis zum Tempel Fudo-in. Hier will ich heute übernachten.

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Aber kann man hier überhaupt übernachten? Niemand scheint da zu sein, als ich mein vorsichtiges „Konnichiwa“ durch die Gänge rufe, also ziehe ich erst mal die Schuhe aus und die Pantoffeln an und mache mich auf die Suche. Kurz darauf kommt mir auch mit einem „Sumimasen“ ein Mönch entgegen. Er findet meine Buchung, ich gebe den Voucher und meine Übernachtungstasche ab und ziehe wieder los. Es ist viertel vor zehn, ich habe den ganzen Tag Zeit, Koyasan zu erkunden.

Das will ich entlang der alten Pilgerroute machen. Die führt den Berg hinauf und durch das Daimon-Tor am westlichen Ende von Koyasan. Also auf in den Bus, zunächst zur zentralen Senabashi-Station und ab hier zum Daimon-Tor. Wäre ich nicht mit der Zahnradbahn den Berg hinaufgefahren, sondern als echter Pilger zu Fuß gegangen, wäre ich wahrscheinlich nach alter Tradition den Waldweg am Daimon-Tor heraufgekommen, den Choishi-Michi-Weg, auf dem ich probehalber ein paar Schritte gehe. Ganz schön steil.

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Von hier aus führt der Weg durch das Daimon-Tor, vorbei an den grimmigen Wächtern. Was, du hast gestern abend deinen Oktopus nicht gegessen? scheinen sie zu fragen.

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Ab hier führt der Weg durch den Ort, entlang der Straße. Besonders malerisch ist das erst mal nicht. Ich komme an ein paar Geschäften, Autowerkstätten und kleineren Schreinen vorbei, kaufe mir in einer Bäckerei etwas zu essen, dann kann ich nach links abbiegen und komme an einem Teich vorbei. Laut der englischen Ausschilderung neben der Brücke soll im Teich ein freundlicher weiblicher Drache (!) leben. Na, die haben einen feinsinnigen Humor, die Japaner.

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Nur noch ein paar Schritte, dann ist der Garan erreicht, Koyasans zentraler Tempelkomlex. Hier sieht man auch schon ein paar Mönche und weißgekleidete Pilger. Im Inneren der Pagode gibt es prächtige Buddha- und Götterstatuen zu sehen (aber nicht zu fotografieren). Das Gelände ist übrigens Schauplatz einer erstaunlichen sportlichen Leistung. Als der junge Mönch Kukai in Japan weilte, warf er einen zeremoniellen Gegenstand nach Japan, und dieser Gegenstand landete auf einem Baum auf dem Garan.

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Auf dem Garan stehen verschiedene Hallen und Pagoden, und natürlich Lampen und Statuen. Er hier scheint zu sagen: Ich trage zwar ein albernes Lätzchen, aber pass bloß auf! Ich weiß, was du letzten Abend nicht getan hast, nämlich deinen Oktopus zu essen. Und außerdem hast du vorhin am Tempeleingang deine Schuhe auf den Rost gestellt und nicht auf den Steinboden, ich habs genau gesehen! Na ja, erwischt....

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In der Nähe steht eine weitere Tempelhalle, in der offenbar gerade eine Zeremonie stattfindet - die wartenden Mönchen schauen ab und zu mal durch ein Gucklock hinein und vertreiben sich ansonsten scherzend und lachend die Zeit.

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Weil es gerade erst mittag ist und ich noch viel Zeit habe, schaue ich noch im Reihokan-Museum vorbei. Dort gibt es eine eindrucksvolle Anzahl grimmig ausschauender Wächter-Statuen und außerdem Dinge wie ein Mandala, für das im 13. Jahrhundert das Blut eines Shoguns oder anderen Samurai unter die Farbe gemischt wurde. Das finde ich jetzt doch ein bisschen makaber. Fotos machen ist nicht erlaubt, schade.

Dann schaue ich mir noch den nahen Kongobuji-Tempel an. Dort kann man schöne Wandgemälde vom Landschaften, grazilen Reihern und Blüten sehen. Please refrain from taking photos, heißt es auf einer Vielzahl von Hinweisschildern, auf denen zur Verdeutlichung noch ein durchgestrichener Fotoapparat zu sehen ist. In unsichtbarer Tinte steht da allerdings auch geschrieben, dass das nur gilt, wenn man nicht aus Frankreich kommt. Die Angehörigen der Grande Nation dürfen hier nämlich fotografieren so viel sie wollen und sich dabei auch noch an den alten Türen und Pfosten anlehnen, damit die Fotos auch was werden. Der Rest der Menschheit beschränkt sich auf Fotos des Steingartens, wo am Rand noch Schneereste liegen.

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Im Ort sind inzwischen auch einige Mönche unterwegs und machen offenbar Einkäufe.

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Ich folge der Straße nach Osten, immer vorbei an Geschäften und Tempeln. In einer Pagode ganz dicht an meiner Unterkunft ist Fotografieren erlaubt, dafür will mich der Mönch überreden, meinen Namen auf eine Kerze zu schreiben, das wäre ein Glückszauber. Es ist schon lustig, wie dicht hier Kunst, Kitsch und Kommerz, Glaube und Aberglaube zusammenliegen.

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Ich kaufe keine Glückskerze, spende aber sicherheitshalber vor den Augen des Mönchs 100 Yen, nicht dass ich noch mit einem bösen Fluch belegt werde. Von hier aus sind es dann nur noch ein paar hundert Meter bis zum Eingang des Okunoin über die Ichinohashi-Brücke. Ich folge einer Besuchergruppe und finde mich unter hohen Bäumen, umgeben von verwitterten und moosbewachsenen Steinen wieder, auf dem größten Friedhof Japans, auf dem etwa 2 km langen Weg zu Kobo Daishis Mausoleum. Für Orte wie diesen ist der Ausdruck „morbider Charme“ vermutlich erfunden worden.

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Vor der Brücke zum heiligen Bereich stehen noch einige Mizumuke Jizo, Statuen, an denen man für Familienmitglieder beten kann.

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Hinter der Brücke erreicht man den heiligen Bereich, in dem keine Fotos erlaubt sind. Zuerst kann man die Laternenhalle sehen, dahinter ist das Mausoleum von Kobo Daishi. Fotos sind hier natürlich strengstens verboten. Ich gehe also in andächtiger Stimmung zur Laternenhalle, aber was ist das? Die Mitte der Halle besteht aus einer Baustelle, ich sehe ein Gerüst und Arbeiter, die gerade an irgendetwas auf dem Boden Liegenden mit dem Bohrschrauber herumbohrschrauben, natürlich bei entsprechender Geräuschkulisse. Nebendran stehen ein paar Mönche mit Mundschutz und beaufsichtigen die Bauarbeiten. Lustig: Die Bauarbeiter haben alle Helme auf, aber ihre Schuhe haben sie natürlich vorschriftsmäßig am Gang ausgezogen und laufen mit Strümpfen auf der Baustelle herum. Denn: Auf Tatami-Matten immer nur mit Strümpfen! Irgendwie ist das für mich ein Sinnbild für Japan: Moderne Technik, aber die alten Traditionen werden gepflegt.

Anschließend wird noch kurz Kobo Daishi besucht, dessen kleines Mausoleum rechts und links von Skulpturen von Lotosblüten flankiert wird, dann trete ich den Rückweg an. Von hier aus kann man einen kürzeren Weg zur Straße nehmen, was ich auch tue. Dieser Bereich des Friedhofs ist moderner und manchmal etwas obskur.

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Von hier aus nehme ich den Bus zurück zu meiner Unterkunft und kann jetzt, um vier Uhr nachmittags auch einchecken. Ein Mönch bringt mich ins Zimmer, wo schon meine Tasche wartet. Mein Zimmer heißt „Sakura“, also Kirschblüte, das finde ich kawaii und sage das auch dem Mönch. Der lacht und erklärt mir alles, unter anderem die Klimaanlage, denn ich habe mich nach einem Hin- und Herüberlegen dann doch für einen etwas moderneren, komfortableren Tempel entschieden statt des ursprünglich anvisierten „authentischeren“ Tempels.

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Zu meinem Zimmer gehört eine eigene Toilette, sogar einen Fernseher gibt es, aber der bleibt heute mal aus. Stattdessen ziehe ich die bereitliegenden Yukata an und gehe in das tempeleigene Onsen. Mmmh, das tut gut. Schade nur, dass die Japanerinnen fluchtartig das Becken verlassen, als ich in der Tür erscheine. Wahrscheinlich haben sie Angst, dass ich staubig wie ich bin in die große Wanne steigen und das Wasser verseuche, dabei schrubbe ich mich doch vorher gründlich ab. Das sieht bloß keiner mehr, denn sie sind ja schon alle geflüchtet.

Um 18 Uhr holt mich ein Mönch im Zimmer zum Abendessen ab. Ich gehe in Yukata und werde – was ich jetzt gar nicht schlecht finde – in einen Speisesaal geführt, in dem „normale“ Tische stehen. Also kein mühsames Knien auf dem Boden, während an strategisch wichtigen Stellen die Yukata auseinanderrutscht. Stattdessen ein Abendessen aus einer Vielzahl unterschiedlicher vegetarischer Speisen. Es gibt natürlich Nudelsuppe, außerdem Gemüse-Tempura, Tofu, verschieden eingelegte Sprossen, Kartoffeln, Reis und einiges, was ich nicht identifizieren kann. Alles schmeckt lecker, und ich trinke dazu Bier, das ich vorhin schon bei dem Mönch vorbestellt habe. Während des Essens wird mir bewusst, dass dies der erste Abend auf der Reise ist, an dem ich mich wirklich in Japan angekommen fühle.

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Nach dem Abendessen schaue ich mich noch kurz im Tempelgebäude um. Als ich schließlich um viertel nach sieben wieder ins Zimmer komme, ist der Tisch beiseite gerückt und das Futon-Bett gemacht.

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Ich schlüpfe in den Schlafanzug, schreibe noch den Reisebericht des heutigen Tages und lese schließlich noch eine Weile. Im Zimmer ist es völlig still, das bin ich gar nicht mehr gewöhnt. Schnell noch den Wecker gestellt, dann schlafe ich auch schon bald ein.

Ausgaben des Tages

Schließfach Y 500
Pagode Y 200
Reihokan-Museum Y 600
Kongobuji-Tempel Y 500
Getränke Y 250
Snacks Y 500
Bier zum Abendessen Y 700
1 ÜN im Tempel Fudo-in inkl. Abendessen und Frühstück Y 15.200 (vorab gezahlt)
Mitten in einer anstrengenden Reise Ruhe und Einkehr zu finden: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 17.08.2014, 20:07 Uhr
Welcome back :) :) :)

Ich kann auch google fragen, frage aber liebr dich: Was ist denn "Onsen" genau und was macht man da genau?
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 17.08.2014, 20:22 Uhr
Schön, dass du noch mit an Bord bist!  :D

Dann lehn dich mal entspannt im Onsen zurück, während ich mich wieder gedanklich in die japanische Badekultur versenke.  :wink:

Eigentlich habe ich das Wort "Onsen" hier wohl falsch verwendet und dem Badebecken im Tempel zu viel Ehre angedeihen lassen. Ein Onsen ist nämlich eine "Badeanstalt" mit heißem Quellwasser, geht also Richtung Thermalbad. Es kann sein, dass es im Tempel tatsächlich Wasser aus einer heißen Quelle gab, aber wahrscheinlich war es nur aufgeheiztes "normales" Wasser. In besonders schönen Onsen gibt es Außenbecken, genannt Rotenburo, das normale Becken ist aber innenliegend, heutzutage meist nach Männlein und Weiblein getrennt und so groß, dass ein paar Leute reinpassen. Dort sitzt man nach einem harten Arbeits- oder Besichtigungstag und entspannt im heißen Wasser.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 17.08.2014, 20:33 Uhr

Schön, dass du noch mit an Bord bist!  :D

Ja, die pure Höflichkeit und ab und zu ein Blick aus dem Fenster zur Prüfung des Wetters haben mich davon abgehalten mal nachzufragen ;)

Also ist Onsen im Zweifelsfall eine Art Whirlpool? Oder ist es mit förderlichen Ritualen verbunden wie beispielsweise Kneipp oder Sauna? Oder vielleicht mit irgendwelchen spirituellen Ritualen?

Merkwürdig, dass die japanischen Mädels da abgehauen sind, das hätte ich eher umgekehrt von Touristinnen erwartet, wenn ungeahnt Einheimische reinkommen ;)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 17.08.2014, 20:58 Uhr

Schön, dass du noch mit an Bord bist!  :D

Ja, die pure Höflichkeit und ab und zu ein Blick aus dem Fenster zur Prüfung des Wetters haben mich davon abgehalten mal nachzufragen ;)



 :oops: :oops: :oops:



Also ist Onsen im Zweifelsfall eine Art Whirlpool? Oder ist es mit förderlichen Ritualen verbunden wie beispielsweise Kneipp oder Sauna? Oder vielleicht mit irgendwelchen spirituellen Ritualen?

Merkwürdig, dass die japanischen Mädels da abgehauen sind, das hätte ich eher umgekehrt von Touristinnen erwartet, wenn ungeahnt Einheimische reinkommen ;)


Vielleicht gibt es moderne Onsen mit Whirlpool, aber normalerweise ist das einfach nur ein Becken mit heißem Wasser. Sonderlich viel weiß ich leider nicht über die japanische Badekultur, aber außer dass man sich zwischendurch auch mal aus dem Wasser begibt und sich kalt (?) abwaschen kann, gibts im Onsen wohl nicht viel zu tun. Es scheint wohl auch ein wenig ein gesellschaftlicher Treffpunkt zu sein, mit Freundinnen oder auch Arbeitskollegen. Ich persönlich kann mir zwar nicht vorstellen, dass man in Deutschland gemeinsam nackt mit dem Chef in eine große Wanne steigt, aber Japan ist halt komisch.  :wink:

Und Japaner(innen) befürchten wohl, dass die ungehobelten Ausländer sich vor dem Bad nicht anständig waschen, bevor sie in das heiße saubere Wasser steigen, deshalb treten sie schon mal vorsorglich die Flucht an, wenn die staubige Gefahr in der Tür erscheint.  :wink:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 17.08.2014, 21:04 Uhr
Aha, also große Wanne? Tja, in Deutschland würde man sich das Vergnügen ja auch allerhöchstens zu zweit gönnen, wenn es nicht der öffentliche Whirlpool im Wellnessbad im nächsten Kurort ist.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 21.08.2014, 19:27 Uhr
10. April: Koyasan - Hiroshima

Heute morgen werde ich schon um kurz vor sechs wach. Die Sonne ist schon aufgegangen, das Licht scheint gedimmt durch die papierbespannten Fenster. Ich stehe auf und ziehe mich langsam an und begehe dabei einen Verstoß gegen die japanische Etikette nach der anderen. Zuerst schwappt mir Tee auf die Tatami-Matten, dann gerate ich mit den Pantoffeln durcheinander. Auf den Tatami-Matten geht man auf Strümpfen, auf dem Holzboden im Vorraum, wo das Waschbecken ist, in normalen Pantoffeln und auf der angrenzenden Toilette zieht man dann die Klo-Pantoffeln an. Bei dem vielen Wechseln des Schuhwerks passe ich nicht auf und setzte irgendwann einen Fuß mit der Klopantoffel auf die Tatami-Matte. Schlimmer gehts nimmer.

Um zehn vor sieben erscheint dann wie vereinbart einer der Mönche und holt die anderen Gäste und mich zur morgendlichen Andacht. Etwa 20 Gäste, darunter etwa fünf oder sechs Japaner, nehmen auf den Bänken Platz, vorne knien drei Mönche und halten unter ständigem Sprechgesang die Zeremonie ab. Währenddessen dürfen die Gäste einzeln nach vorne treten, sich knien, etwas undefinierbares in die Glut streuen, beten und sich verbeugen. Schließlich rezitieren alle zusammen gemeinsam mit den Mönchen das Herz-Sutra, die Japaner aus einer Art Gesangbuch, die Ausländer von dem Blatt, dass einer der Mönche während der Zeremonie ausgeteilt hat. Das Herz-Sutra handelt von der Weisheit und davon, dass eigentlich nichts wirklich existiert, denn alles ist Leere, also ist es auch völlig nutzlos, Dingen hinterherzujagen. Wem es gelingt, all das irdische Streben hinter sich zu lassen, der wird erleuchtet. So verstehe ich zumindest sinngemäß die englische Übersetzung.

Zum Abschluss erklärt einer der Mönche, zuerst auf japanisch, dann auf englisch, die Bedeutung Koyasans: Dass der Ort heute zwar innerhalb von ein paar Stunden von Kyoto aus zu erreichen ist, dass aber zu Kobo Daishis Zeiten eine mehrtägige Reise erforderlich war und der Ort sehr abgeschieden in den Bergen lag, als Kobo Daishi Kyoto verließ, um hier ein religiöses Zentrum aufzubauen. Koyasan liegt auf einem Plateau, umgeben von acht Berggipfeln, so dass der Haupttempel, der damals gegründet wurde, wie Buddha inmitten der Lotosblüte sitzt. Der Fudo-in Tempel, in dem wir uns befinden, ist einer der ältesten in Koyasan und bereits 1100 Jahre alt.

Ich finde es schön, auf diese Weise eingebunden zu werden. Von anderen Tempelübernachtungen hatte ich gelesen, dass die Gäste nicht einmal wussten, wohin sie sich während der Zeremonie setzen sollten, hier legt man doch Wert darauf, dass auch die Ausländer verstehen, was gerade um sie herum passiert.

Nach der Zeremonie gibt es noch ein buddhistisches vegetarisches Frühstück, wieder mit Reis, Tofu, Gemüse und unidentifizierten Essobjekten. Dabei wird mir klar, dass die kleine Schale, in die ich gestern Reis und kleine Portionen des Essens gelegt hatte, bevor ich sie in den gierigen Mund befördert habe, gar nicht die Schale fürs Essen sondern für den Tee war, aber ich habe gestern ja keinen Tee getrunken, also ist es eigentlich egal. Ich kann mir allerdings das Kopfschütteln der Mönche plastisch vorstellen.


Nach dem Frühstück streife ich noch durch die Gänge und mache ich ein paar Fotos. Immerhin ist in einer der Schiebetüren des Zeremonienraums von morgendlichen Andacht ein kleines Guckloch, also schnell noch ein Foto gemacht.

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Danach checke ich aus und marschiere mit Rucksack und Tasche nochmal hinüber zum Garan. Während der Reisevorbereitung hatte ich gelesen, dass ausgerechnet heute morgen eine Prozession stattfinden soll, eine der ältesten Zeremonien in Koyasan, die noch von Kobo Daishi eingeführt worden sein soll. Viele Informationen waren darüber nicht zu finden, und ich bin gar nicht sicher, ob die Prozession heute tatsächlich stattfindet, aber als ich auf dem Garan ankommt, sind schon Matten auf dem Boden ausgerollt und Mönche stehen gutgelaunt vor einem der Tempel, scherzen und kontrollieren, ob ihre Kleidung auch sitzt. Bis jetzt wusste ich ja nicht, ob man hier überhaupt fotografieren darf, aber angesichts der Profifotografen und eines Mönchs mit Spiegelreflexkamera ist dann klar, dass heute nicht nur Franzosen Fotos machen dürfen.

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Viele Leute sind gar nicht da, wahrscheinlich kaum mehr als Prozessionsteilnehmer, und so kann ich alles wunderbar sehen, als die Prozession schließlich um neun Uhr beginnt. Zunächst folgt ein kurzer Teil in der Halle unterhalb der Pagode, dann setzt sich die Prozession in Gang.

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Vor der Pagode stimmen die Mönche gemeinsam einen Sprechgesang an, dann geht die Prozession weiter bis zu Kondo-Halle. Wieder fällt mir diese Mischung aus Tradition und Moderne auf: Einer der Mönche bläst traditionell auf einer großen Meeresschnecke, während der "moderne" Mönch neben ihm verkabelt ist. Ein Mönch schlägt an bestimmten Stellen des Sprechgesangs immer wieder die große Glocke an.

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Als die Zeremonie beendet ist, gehe ich mit Tasche und Rucksack zur Bushaltestelle. Eigentlich rechne ich nicht damit, dass ich die nächste Zahnradbahn nach unten noch erwische, aber ich habe Glück: Der Bus fährt ein paar Minuten später ab und erreicht den Bahnhof gerade noch, bevor sich die schon vollbesetzte Zahnradbahn in Bewegung setzt. Unten angekommen geht es mit dem Zug wieder zurück nach Osaka, diesmal mit Umsteigen in Hashimoto. In Namba angekommen, finde ich zum Glück schnell das Schließfach wieder, zahle die erforderlichen 500 Yen nach, befreie meinen Koffer aus seinem Verlies und suche die U-Bahn. Diesmal fahre ich mit der Midosuji-Linie durch Osaka hindurch bis nach Shin-Osaka, wo der Shinkasen abfährt. Zum Glück scheint mittags zwischen zwölf und ein Uhr eine der wenigen Zeiten zu sein, in denen es in Japan mal keine Rush Hour gibt, und so komme ich relativ entspannt ans Ziel und verfrachte mich und meinen Koffer mit dem Aufzug zum Shinkansen-Bahnhof. Noch schnell ein paar Snacks und Getränke gekauft, dann gehe ich zum Bahnsteig, wo der Shinkasen namens Sakura gerade aus der Gegenrichtung einfährt. Ich stelle mich in die Schlange und kann durch das Fenster beobachten, wie Reinigungskräfte die Sitze umklappen, damit sie in Fahrtrichtung zeigen, und den Zug säubern. Sogar Fenster werden geputzt. Dann dürfen die Fahrgäste einsteigen, und pünktlich um 12.59 Uhr beginnt die Fahrt nach Hiroshima.

Die Fahrt verläuft natürlich ohne Vorkommnisse, der Waggon ist nur halb besetzt, und um kurz vor halb drei erreicht der Zug dann Hiroshima. Obwohl ich im ersten Wagen sitze und als erste aussteige, schaffe ich es kaum, noch ein Foto vom Zug zu machen, da geht die Fahrt auch schon weiter.

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Hier in Hiroshima will ich entweder mit der Straßenbahn zum 2 km entfernten Hotel fahren oder mit dem Taxi. Als ich den Shinkansen-Ausgang nehme und vor dem Bahnhof weit und breit keine Straßenbahn oder auch nur Straßenbahnschienen sehen kann, fällt die Entscheidung schnell zugunsten des Taxis. Das soll laut Hotel-Homepage etwa 1300 Yen, 10 Euro, kosten, und den Spaß gönne ich mir gerne. Also los, zum Taxistand. Der Fahrer öffnet auch sofort mit einem Hebel die Tür zum Rücksitz, lädt mein Gepäck in den Kofferraum, schaut sich das Blatt mit der japanischen Wegschreibung an, die ich mir vorsichtshalber noch von der Hotel-Homepage ausgedruckt habe, und ich steige ein. Die Tür schließe ich natürlich nicht selbst, das macht wieder der Fahrer mit dem Hebel am Fahrersitz. Die Fahrt beginnt, ich sitze auf einem weißen Spitzendeckchenüberwurf und mache mir Sorgen, ob mein Fotorucksack, den ich ja überall im Dreck abstelle, diesem Blütenweiß eventuell abträglich ist. Der Fahrer fährt ein paar Schleichwege und schafft es tatsächlich, mich für nur 1.200 Yen zum Ziel zu befördern. Als ich die gezahlt habe und ausgestiegen bin, hat der Hotelportier schon meinen Koffer ausgeladen und ich schreite entspannt zur Rezeption.

Hier in Hiroshima habe ich mich für zwei Nächte im ANA Crowne Plaza einquartiert, das erstaunlich günstig ist, jedenfalls günstiger als das Hotel in Tokio, obwohl es eines dieser Häuser ist, in das man deutlich besser passt, wenn man mit dem Taxi vorfährt und nicht mit der Straßenbahn. Ich bekomme ein Zimmer im 19. Stockwerk, im gesicherten Stockwerk, wie mir die Mitarbeiterin an der Rezeption erklärt. Ich muss nach dem Aussteigen aus dem Aufzug meine Zimmerkarte verwenden, um die Tür zu den Hotelzimmern zu öffnen. Ob das ein besonderer Service für alleinreisende Frauen ist? Keine Ahnung, das Hotelzimmer ist jedenfalls schön, ich stelle meinen Koffer ab und mache mich auf den Weg zum Friedenspark.

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Der Friedenspark liegt im Zentrum Hiroshimas auf einer Flussinsel in der Nähe des Epizentrums der Atombombenexplosion. Betritt man den Park von Süden kommend, steht man zunächst vor dem Friedensmuseum.

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Das Museum will ich aber erst zum Abschluss besuchen, zuerst gehe ich weiter zum Cenotaph, der an die Opfer des Atombombenabwurfs erinnert. Er soll die Form eines Sattels haben. Von hier aus sieht man den Atombombendom und die Friedensflamme.

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Nur ein paar Schritte weiter steht das Kinder-Friedensdenkmal mit vielen Papierkranichen, die von Kindern aus aller Welt hierhergeschickt werden.

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Über den Fluss sieht man auf den Atombombendom, der als eines von nur wenigen Gebäuden nach der Explosion noch existierte.

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Auf einer Bank mache ich Pause und schaue hinüber zu der Ruine. Es ist kaum fassbar, dass hier im August 1945 alles zerstört war und zehntausende Menschen gestorben sind. Abgesehen von den Denkmälern und den Besuchergruppen ist es heute hier wie in jedem anderen Park auch. Es ist warm, Kinder fahren mit den Fahrrädern herum, Männer in den üblichen dunklen Anzügen kommen von der Arbeit. Nebenan blühen die Tulpen, und drüben im Park stehen Palmen. In meiner Vorstellung war Hiroshima immer eine schwarz-weiße Trümmerlandschaft, wie auf den alten Fotos.

Zum Abschluss gehe ich dann noch ins Museum. Im Reiseführer wurde gewarnt, dass die Fotos und Berichte der Opfer ziemlich belastend sein könnten, also wappne ich mich innerlich. Das Museum ist aber gut gemacht und beginnt mit einem Fotoportrait von Hiroshima vor dem Atombombenabwurf, erst dann folgen Informationen zum Abwurf und schließlich Fotos und Überbleibsel von der Explosion.

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Stellvertretend für viele Fotos und Objekte diese zwei: Ein beschädigter Buddha-Kopf und das Dreirad eines Dreijährigen, der zur Zeit des Explosion gerade mit seinem geliebten Dreirad unterwegs war. Er starb am selben Tag und wurde von seinem Vater zusammen mit dem Dreirad beerdigt.

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Nach dem Museum habe ich einen Kloß im Hals, und beim Hinausgehen sehe ich einen alten Mann, der sich die Augen reibt. Trotzdem bin ich froh, dass ich mir das Museum angesehen habe, ein Besuch des Friedensparks ohne das Museum wäre einfach unvollständig gewesen.

Im Hotel mache ich mich erst mal daran, den Koffer aufzuräumen und neu zu packen. Die Souvenirs kommen nach unten, ich finde erfreut noch drei Packungen Schokoriegel und sortiere, was ich noch zum Anziehen habe. Das sieht gut aus, ich muss die nächsten Tage also nicht im Kimono verbringen. Abends streife ich in der nahen Haupteinkaufsstraße durch die Geschäfte. Hier gibt es auch eine überdachte Straße, aber gegen das quirlige Treiben auf dem Nikishi-Markt in Kyoto oder die Neonwelt in Osaka wirkt das hier ruhig und gediegen. Auf der Suche nach ein paar T-Shirts für die Patenkinder, wobei mir so etwas vorschwebt wie Godzilla, der Tokio angreift, umrahmt von japanischen Schriftzeichen, finde ich stattdessen T-Shirts mit deutschen Aufdrucken. Vielleicht ist deutsch hier besonders "in"? Ich kann jetzt jedenfalls nachvollziehen, wie es Millionen von englischsprachigen Menschen gehen muss, wenn sie Menschen mit unsinnigen englischen Texten auf ihren T-Shirts begegnen.

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Hier in Hiroshima soll es besondere Pfannkuchen geben, und ich finde schließlich ein kleines Pfannkuchenrestaurant, in dem ich an der Theke Platz nehmen kann. Das Essen wird hier direkt vor dem Gast zubereitet, und wenn man an der Theke sitzt, isst man es direkt von der heißen Platte. Das Foto des fertigen Pfannkuchen zeigt übrigens nicht mein Essen, sondern ein Konkurrenzprodukt, denn bei mir sind im Verlauf des mühsamen Bestellvorgangs irgendwie die Hälfte der Zutaten abhanden gekommen und das Ergebnis sieht nicht ganz „rund“ aus, schmeckt aber trotzdem.

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Auf dem Heimweg kaufe ich mir in einem kleinen „Family Mart“ noch ein paar Getränke, ein Eis und eine Tafel Schokolade aus Japan, die gar nicht mal so übel schmeckt. Im Hotel werden noch die Fotos der letzten Tage aufs Laptop geladen und der Wetterbericht studiert, der viele Wolken, aber immerhin keinen Regen prognostiziert.

Ausgaben des Tages:
Schließfach Y 500
U-Bahn Y 280
Taxifahrt Y 1200
Snacks und Getränke Y 3200
Peace Memorial Museum Y 50
Abendessen Y 1300
1 ÜN im Hotel Crowne Plaza Y 8500
in Hiroshima eine blühende lebendige Stadt vorzufinden: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 21.08.2014, 21:16 Uhr
Ein sehr interessanter Tag - toll!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 21.08.2014, 21:23 Uhr
Danke und schön, dass du weiter mit an Bord bist!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: snowtigger am 22.08.2014, 10:07 Uhr
Ich bin auch noch dabei und von deinem Klosteraufenthalt sehr fasziniert. Eine tolle Erfahrung.  :D
Und deine Schilderung vom Hiroshima Museum ließ mir ebenfalls einen Kloß im Hals entstehen ... das sind einfach Dinge, die mich nie kalt lassen.
Zu was Menschen fähig sind ...

Danke fürs Schreiben und Schildern!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 24.08.2014, 09:19 Uhr
Die Übernachtung auf dem Koyasan war ein sehr schönes Erlebnis und ich war über die Wahl des Tempels im nachhinein sehr glücklich. Die Räume waren schön und neu und ich habe mich dort richtig wohlgefühlt, auch wenn das Ambiente eher wie das eines Gästehauses war und nicht wie das einer asketischen Klosterunterkunft. Es kann auch durchaus sein, dass die Morgenzeremonie, an der ich teilgenommen habe, extra für die Gäste durchgeführt wurde und die Zeremonie für die Mönche schon früher am Morgen stattgefunden hat. Aber dadurch habe ich letztlich mehr von dem Aufenthalt gehabt als wenn ich als stille, unkundige Beobachterin irgendwo in einer Ecke gesessen hätte.

Mein Aufenthalt in Hiroshima hat dazu geführt, dass ich mich vor dem Urlaub zum ersten mal wirklich mit dem Kriegsverlauf in Asien und den Atombombenabwürfen beschäftigt habe. Die Legitimation der Atombombeneinsätze in Hiroshima und Nagasaki ist ja bis heute heftig umstritten. Es gibt sicher auch diskussionswürdige Argumente für den Atombombeneinsatz, etwa die Tatsache, dass die Japaner ihrerseits an der Bevölkerung in Asien Kriegsverbrechen verübten und dass eine Eroberung Japans mit konventionellen Mitteln vermutlich mehr Menschenleben gefordert hätten als die Atombomben. So oder so ändert das aber nichts an dem Schrecken des Ereignisses.

Das Hotel, in dem ich in Hiroshima gewohnt habe, steht nur ein paar hundert Meter vom Friedensmuseum und vom Atombombendom entfernt. Die Gebäude, die dort standen, wurden zerstört, und mit einiger Sicherheit haben die Menschen, die sich beim Atombombenabwurf an dieser Stelle aufgehalten haben, nicht überlebt. Es war ein komisches Gefühl, im Museum auf den roten Explosionsball zu schauen und zu überlegen, wie dicht das eigene Hotelbett am Epizentrum stehen würde, wenn so etwas heute passieren würde.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 24.08.2014, 17:28 Uhr
11. April: Hiroshima – Miyajima - Hiroshima

Ich wache schon um sechs Uhr auf, dabei gibt es doch heute morgen gar keine buddhistische Morgenzeremonie, an der ich teilnehmen könnte. Also bleibe ich liegen, surfe im Internet und schreibe Mails. Dazwischen schaue ich ab und zu aus dem Fenster. Leider wirkt der Himmel diesig, und am Boden offenbar Hiroshima auch nicht gerade besondere Schönheit.

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Um neun Uhr verlasse ich dann das Hotel. Heute ist ein Besuch geplant, der mich auf meiner Reise am weitesten von Tokio wegführt, nämlich zur Insel Miyajima in der Inlandsee. Zuerst fahre ich mit der Straßenbahn Nr. 7 zum Bahnhof Yokogawa. In der Straßenbahn gilt ein Einheitspreis, man steigt also einfach ein und wirft beim Aussteigen Y 160 in den Münzschlitz neben dem Fahrer.

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Ab dem Bahnhof Yokogawa nehme ich den Zug bis Miyajima-guchi. Die Fahrt dauert etwa eine halbe Stunde, und vom Bahnhof aus ist nach kurzem Fußmarsch auch die Fähre hinüber zur Insel erreicht, die erfreulicherweise im Railpass eingeschlossen ist.

Als ich zur Fähre gehe, merke ich schon, dass irgendwas mit dem linken Fuß nicht stimmt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich umgeknickt wäre, aber der Fuß fühlt sich verstaucht, gezerrt oder entzündet an, jedenfalls kann ich nicht richtig abrollen und verfalle auf den letzten Metern zur Fähre in ein leichtes Hinken. Hm, hoffentlich wird das nicht schlimmer.

Auf der Fähre tummeln sich schon mehrere Schulklasse, alle in den gleichen blauen Trainingsanzügen mit den gleichen blauen Umhängetaschen. Die haben bestimmt Wandertag. Als nach etwa 15 Minuten Fahrt die Fähre auf Miyajima anlegt, ist für die Schüler erst am Antreten zum Appell angesagt, dann setzen sich alle und lauschen den Anweisungen der Lehrerschaft, die ebenfalls in Trainingsanzügen unterwegs ist.

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Ich gehe weiter an der Strandpromenade entlang, während ein paar Meter unter mir kleine Wellen auf den Sand schlagen. Miyajima, die heilige Schrein-Insel, zählt zu den drei schönsten Landschaften Japans. Wie in Nara gibt es auch hier Rehe, die sich auf Straßen und Wegen unter die Touristen mischen. Eine italienische Reisegruppe verfällt in kollektive verzückte „Bambi!“-Rufe, und ich denke mir, dass sie noch nicht wissen, wie gefährlich diese Bestien sind. Aber wie sich herausstellt, sind die Rehe hier auf Miyajima sehr nett und betteln ausgesprochen zurückhaltend und höflich, was wahrscheinlich daran liegt, dass es hier keine Reh-Kekse gibt und das Füttern ausdrücklich verboten ist.

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Nach einem kurzen Spaziergang erreiche ich den Itsukushima-Schrein. Der Schrein wurde auf Stelzen über dem Wasser gebaut. Bei Flut reicht das Wasser fast bis zu den Gebäuden und Stegen. Das einfache Volk, das die Insel früher nicht betreten durfte, konnte bei Flut mit dem Schiff durch das berühmte „schwimmende“ Torii zum Schrein fahren, das ein Stück vor dem Schrein im Wasser steht. Jedenfalls steht das Tor im Moment noch halbwegs im Wasser, aber derzeit fällt das Wasser, in zwei Stunden soll tiefste Ebbe sein, dann kann man vielleicht sogar bis zum Tor gehen. Ich fotografiere das Tor und werde dann von ein paar reizenden japanischen Omis gefragt, ob ich ihre Gruppenfotos machen kann. Na klar. Ein paar Minuten später weiter unten am Strand treffen wir uns mit großem Hallo wieder und ich mache dann auch noch ihre Gruppenfotos am Strand. Als wir uns verabschieden, rufe ich ihnen ein Wort nach, das mir gerade aus dem Japanisch-Onlinekurs einfällt, nämlich „matane!“, bis bald! Die Omis kichern und ich bin stolz auf mich: Ich kann sogar auf japanisch scherzen, wer hätte das gedacht?

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Im Schrein wird – wie sollte es anders sein – natürlich auch geheiratet. Naomi, bei der ich letzte Woche zu Besuch war, hatte auch hier geheiratet und sich anschließend mit der Rikscha durch die Straßen fahren lassen.

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Von hier aus bummele ich immer noch leicht hinkend durch die Straßen hinter dem Schrein.

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Ich streife durch ein paar Souvenirgeschäfte und erreiche schließlich die Senjokaku-Halle und die danebenstehende fünfstöckige Pagode. Senjokaku heißt übrigens „Pavillon der 1000 Matten“. Damit sind die angeblich 1000 Tatami-Matten gemeint, die in der Halle Platz haben. Die Halle ist nach allen Seiten offen. Am Eingang erklimmt man ein paar Stufen und zieht wie üblich seine Schuhe aus, bevor man den Holzboden betritt. Ein Ausländer weigert sich hier aber beharrlich, dieser Sitte zu folgen. Ich habe keine Ahnung warum, vielleicht sind ihm seine Socken peinlich? Das Problem ist allerdings schnell gelöst, denn die Frau am Kassenhäuschen bindet ihm einfach zwei Plastiktüten um die Füße. Laut raschelnd dreht er eine schnelle Runde durch die Halle und verschwindet dann gedemütigt, bevor ich ihn fotografieren kann. Also dann halt doch „nur“ Fotos der Sehenswürdigkeiten.

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Als ich wieder zum Schrein zurückgehe, ist das Wasser so weit zurückgewichen, dass man zum Tor und sogar um das Tor herumlaufen kann. Hm, ganz schön groß.

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Inzwischen ist es ein Uhr, und ich mache mich auf den Weg zur Seilbahnstation, um hinauf auf den 520 Meter hohen Berg Misen zu fahren. Die Frau, die die Tickets verkauft, sieht mich heranhinken und nennt mir ohne Nachfrage den Preis für Hin- und Rückfahrt. Eigentlich hatte ich ja vorgehabt, hinauf zu fahren und in eineinhalb Stunden runter zu laufen, aber mit dem Hinkefuß ist das wohl keine gute Idee. Netterweise ist die Seilbahn nicht voll und ich bekomme sogar ein Abteil für mich alleine. Nach der Warterei am Fuji und den vollgestopften Zügen und Seilbahnen dort empfinde ich das eigene Abteil hier als regelrechten Luxus.

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Von einer Zwischenstation geht es dann noch ein Stück weiter hinauf. Nach dem Aussteigen hat man einen schönen Blick auf die Inlandsee, also das Meer, das zwischen den Hauptinseln Honshu (im Norden), Shikoku (im Süden) und Kyushu (im Westen) liegt. Hier mache ich kurz Rast und esse die gerösteten Kastanien, die ich mir unten im Ort noch gekauft habe.

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Von der Seilbahnstation aus führt dann ein Wanderweg zum höchsten Gipfel der Insel und an einigen Tempeln und Schreinen vorbei. Zwischendurch treffe ich tatsächlich die japanischen Omis wieder, und wir begrüßen uns schon wie alte Bekannte.

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Mir macht aber der schmerzende Fuß immer mehr zu schaffen. Der Weg besteht größtenteils aus unregelmäßigen Stufen, und zweimal falle ich beinahe hin, weil der Fuß beim Aufsetzen wegknickt. Ich bin jedenfalls heilfroh, als ich nach knappen zwei Stunden wieder die Seilbahnstation erreiche. Auf dem Weg nach unten fühle ich mich dann plötzlich, als hätte jemand auf einen Schlag sämtliche Energie aus meinem Körper gesaugt. Selber schuld, schimpfe ich mit mir, außer den Kastanien habe ich heute noch nichts gegessen. Warum bin ich eigentlich auch so blöd und mache immer wieder  denselben Fehler und stürme ohne Frühstück und Proviant einfach los? Unten angekommen ziehe ich mir jedenfalls erst mal ein Schokoladeneis aus einem Automaten, das hilft gegen Entkräftung und schlechte Stimmung, aber leider nicht gegen Fußschmerzen. Aber immerhin kann ich hier auf dem ebenen Boden wieder viel leichter gehen.

Ich kaufe T-Shirts mit Drachenmotiven für die Patenkinder, eine Schachtel mit den typischen Süßigkeiten der Insel, nämlich gefüllte Biskuits in Form von Ahornblättern und finde dann ein Restaurant, das noch geöffnet ist, was nachmittags um halb fünf gar nicht so einfach ist, denn die Insel ist ein Tagesausflugsziel und viele Leute sind schon auf dem Weg zur Fähre. Das Restaurant bietet wieder die typischen Hiroshima-Pfannkuchen an. Ich setze mich an die Theke, trinke ein Bier, und esse einen Pfannkuchen mit Shrimps.

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Insgesamt sind meine Abwehrkräfte heute offenbar empfindlich geschwächt, vielleicht liegt es aber auch an der Enthemmung durch das große Bier, denn nach dem Essen kaufe ich mir tatsächlich für 650 Yen eine knallbunte Hello-Kitty-Tragetasche. Dann ist schon die Zeit gekommen, wieder zum roten Tor zurückzugehen, denn es dauert nicht mehr lange bis zum Sonnenuntergang. Zum Glück gibt es kaum noch Wolken, und die Sonne scheint golden durch das Tor.

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Motiviert durch das schöne Fotomotiv, will ich die letzten Fotos für heute von der anderen Seite der kleinen Bucht machen und humpele hinter dem Schrein vorbei und zur Uferpromenade auf der anderen Seite der kleinen Bucht. Es wird dunkel, und so langsam beginnt das rote Tor im Licht der Scheinwerfer zu leuchten. Leider ist es ein wenig windig, und mein Gorillapod kein richtiges Stativ, so dass ich einige Fotos machen muss, bis dann doch ein verwacklungsfreies dabei herauskommt. Vor mir glucksen die Wellen gegen die Mauern, im Hintergrund fahren ab und zu beleuchtete Fähren vorbei, und das Tor leuchtet geheimnisvoll über dem Wasser. Nach Sonnenuntergang noch hier zu bleiben hat sich absolut gelohnt.

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Schließlich mache ich mich langsam auf den Weg zurück zum Fährhafen, nehme die Fähre um acht Uhr und den Zug um kurz vor halb neun zurück nach Hiroshima. Hier am Bahnhof Miyajima-guchi liegen auf den harten Holzstühlen am Bahnhof übrigens nette Sitzkissen. Auf einem deutschen Bahnhof wäre so etwas wohl nicht vorstellbar.

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Nach einer Straßenbahnfahrt hinke ich schließlich die letzten Meter ins Hotel, wo ich gegen neun Uhr ankomme und erschöpft aufs Bett falle. Ich fühle mich irgendwie gar nicht gut, gerade so als wäre ich auf dem besten Weg zu einer fiesen Erkältung. Als ich meine Mutter über Skype anrufe, erzähle ich ihr aber lieber nur was von dem bösen Fuß, sonst macht sie sich noch unnötige Sorgen um das arme Kind, das krank in Hiroshima im Hotelzimmer liegt. Ich lutsche provisorisch Halsschmerztabletten und nehme eine Aspirin, dann lege ich mich schlafen.

Ausgaben des Tages:
Straßenbahnfahrten Y 320
Itsukushima-Schrein Y 300
Senjokaku-Halle Y 100
Seilbahn Y 1800
Abendessen Y 1600
Getränke Y 300
1 ÜN im Crowne Plaza Y 8500
Das rote Tor von Miyajima nach Sonnenuntergang: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 27.08.2014, 19:45 Uhr
12. April 2014: Hiroshima - Kanazawa

Die letzte Woche in Japan ist angebrochen, und mein Körper zeigt langsam erste Auflösungserscheinungen. Der linke Fuß ist immer noch empfindlich, am rechten Fuß habe ich inzwischen große Blasen, ich huste und niese ein wenig und habe beim Schlucken ein Kratzen im Hals. Da ist der Entschluss schnell gefasst, noch eine Viertelstunde länger im Bett liegen zu bleiben und den Weg zum Bahnhof per Taxi und nicht per Fußmarsch und Straßenbahn anzutreten. Der Taxifahrer bringt mich für 1190 Yen ans Ziel, und ich kaufe mir erst mal Verpflegung. Um 8.18 Uhr beginnt dann die Fahrt mit dem Sakura-Shinkansen zurück nach Shin-Osaka.

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Ich packe meine Enkäufe aus und frühstücke erst mal ordentlich: Toast mit panierter Hähnchenbrust (lecker), eine Bentobox mit Reis, Gemüse und irgendwelchem Fisch (na ja), und eine paar Mini-Donuts (sehr lecker). Gestärkt tippe ich den Reisebericht von gestern ins Laptop, und nach eineinhalb Stunden erreicht der Zug pünktlich Osaka.

Hier habe ich eine halbe Stunde Zeit zum Umsteigen. Schon zwanzig Minuten vor Abfahrt des Thunderbirds nach Kanazawa stehe ich am Gleis und stelle mich schon mal an die Markierung für den Waggon 4, in dem ich einen Platz reserviert habe.

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18 Minuten passiert dann erst mal gar nichts, dann verkündet eine Lautsprecherstimme, dass der Zug nach Kanazawa und irgendeinem anderen Ort fährt und einige Waggons, auch der Waggon 4, zu diesem anderen Ort. Ich gehe jetzt einfach mal optimistisch davon aus, dass der JR-Mitarbeiter, der mit den Platz im Waggon 4 reserviert hat, wusste, was er tat und dass erst mal alle Wagen nach Kanazawa fahren. Was mich dann aber leicht aus der Fassung bringt ist die Ansage, der Waggon 9 sei vorne am Zug, der Waggon 1 hinten, und da fährt der Zug auch schon in den Bahnhof ein, und vor mir erscheint statt des Wagons 4 tatsächlich der Wagon 9. Also los, zwei Wagons am Bahnsteig entlang, dann schnell rein in den Zug und die Waggons 7 bis 5 im Zug durchquert. Als ich schließlich an meinem Platz im Wagon 4 ankomme, sind wieder viele fremde Schienbeine unfreiwillig mit meinem großen Koffer in Kontakt gekommen. Aber schließlich ist mein Platz 2D erreicht, und den Koffer kann ich problemlos hinter der Reihe eins unterbringen. Als ich endlich sitze, wird mir klar, dass ich der Thunderbird ja kein Shinkansen ist. Ich hätte wohl die Wagenstandsanzeige anschauen müssen, dann hätte ich wahrscheinlich gesehen, dass der Wagen 4 gar nicht im Abschnitt 4 hält. Egal, jetzt bin ich ja im richtigen Wagen angekommen.

Die Fahrt dauert zweidreiviertel Stunden. Zwischendurch hält der Zug in Kyoto. Ich erkenne aus dem Fenster die Ticket-Gates, die ich schon ein paar mal passiert habe und finde es schön, mal wieder etwas vertrautes zu sehen. Bei der Verkäuferin, die ab und zu ihren Wagen durch die Gänge schiebt, kaufe ich mir Getränkenachschub. Gegen Ende der Fahrt fallen mir immer wieder die Augen zu und ich würde mich am liebsten schlafen legen. Heute bin ich wirklich nicht fit.

Um kurz vor eins erreicht der Zug Kawazana, und als ich gerade unten im Bahnhof angekommen bin, beginnt plötzlich ein Blasorchester im Bahnhof zu spielen. Na, das ist ja mal eine Begrüßung, denke ich mir. Bisher hat mich keine der Städte, in der ich war, so empfangen.

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Im Bus-Ticket-Center kann ich dann die reservierten Nohi-Bus-Tickets für die Fahrten morgen und übermorgen kaufen und bin erleichtert, dass unter meinen Reservierungsnummern auch tatsächlich Reservierungen existieren. Dann frage ich nach dem Machi-Bus, den ich eigentlich zum Hotel nehmen will, aber als ich die vielen Leute sehe, die dort schon Schlange stehen, ist die Entscheidung schnell getroffen: Ich fahre wieder Taxi. Bis zum Hotel kostet es letztendlich 1420 Yen, das zahle ich gerne. Schließlich humpele ich inzwischen auf beiden Füßen.

Ich logiere heute wieder in einem Toyoko Inn, nämlich dem Toyoko Inn Kenrokuen. Ins Zimmer kann ich noch nicht, aber den Koffer kann ich abgeben, und so ziehe ich schließlich gegen zwei Uhr los zum nahen Naramachi-Distrikt. Das ist ein Bereich, in dem sich einige der alten Samurai-Häuser erhalten haben. Hier lebten - nicht weit entfernt von der Burg von Kanazawa - Samurai mit ihren Familien.

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Ich hinke langsam die Straßen entlang und besuche als erstes das Nomura-Haus. Überall wird der Eindruck erweckt, dass es sich um eine ehemalige Villa der Samurai-Familie Nomura handelt, einer meiner Reiseführer verrät aber, dass von der ehemaligen Villa nichts übrig ist und dass das Haus erst zu Anfang des 20. Jahrhunderts vom Land hierher „überführt“ wurde. Trotzdem scheint es ein typisches Beispiel eines solchen Samurai-Hauses zu sein, also will ich mal nicht zu streng sein.

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Am Haus kommt gerade eine Schweizer Reisegruppe an, und das kollektive Schuheausziehen gerät zu einem derartigen Schauspiel, dass die Japaner stehenbleiben und gaffen. Eine dicke Schweizerin schleudert die Schuhe regelrecht von ihren Füßen, so dass sie zwei Meter weit fliegen, ihrem Begleiter vor die Füße, der sie nachsichtig aufhebt. Ich warte lieber ein paar Minuten, bevor ich hineingehe, denn ich möchte meinen Besuch hier in Ruhe und Frieden verbringen.

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Nach dem herrschaftlichen Nomura-Haus gehe ich ein Stück weiter zum Ashigaru-Shiryokan-Museum. Ashigaru waren Fußsoldaten, der niedrigste Rang der Samurai. Hier sieht man, wie solche Samurai wohnten, nämlich in relativ einfachen Verhältnissen.

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Schließlich schaue ich mir noch das Shinise-Kinenkan-Museum, eine ehemalige Apotheke an. Dort sind auch Beispiele für die Handwerkskunst ausgestellt, die in Kanazawa beheimatet ist und war. Zur Edo Zeit war Kanazawa eine der reichsten Städte Japans, und die handwerklichen Traditionen haben sich bis heute erhalten.

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Inzwischen ist es kurz nach vier und ich gehe zurück Richtung Hotel. Ein paar Meter schräg gegenüber vom Hotel ist ein Kaufhaus, und dorthin gehe ich in der Hoffnung, etwas zu essen zu finden. Im Untergeschoss finden sich mal wieder wunderbar präsentierte Süßigkeiten und andere Lebensmittel, vom europäischen Erdbeertörtchen über japanische Snacks bis zum hierzulande besonders beliebten Baumkuchen.

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Ich will nichts davon, und als ich mich frage, was ich denn eigentlich will, wird mir klar: Ich will ein Käsebrot. Kaum ist mir dieser Gedanke gekommen, habe ich schon das Gefühl, dass ich diesen Tag ohne Käsebrot nicht überleben werde. Aber hier ein Käsebrot zu bekommen, das kann ich mir wohl abschminken. Und eigentlich will ich auch kein normales Käsebrot, sondern ein Camembert-Baguette. Kaum habe ich das gedacht, betrete ich einen Bereich, der als französische Boulangerie angepriesen wird. Und tatsächlich, da gibt es richtiges Baguette mit knuspriger Kruste!

Jetzt müsste ich nur noch Käse finden. Ich schiebe mich mit Argusaugen an den Regalen vorbei, da hinten ist ein Hinweis auf Kiri-Käse, vielleicht, vielleicht... Ja, da liegt ein einsamer Président-Camembert, nur ein einziges Exemplar. Er scheint förmlich auf mich gewartet zu haben und ich schnappe ihn mir sofort, obwohl kein Preis dransteht und er direkt neben dem Kaviar liegt, was schlimmes vermuten lässt. Aber wenn das Schicksal mir so unverhofft einen Camembert geschickt hat, dann muss ich auch zugreifen, egal was es kostet.

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Es kostet letztlich 900 Yen, ca. 6 -7 Euro, was ich eigentlich erstaunlich günstig finde, dazu dann nochmal 400 Yen für das Baguette. Inzwischen bin ich so fix und fertig und fahrig, dass ich beim Bezahlen den Inhalt meines Geldbeutels auf dem Boden verteile. Hilfsbereite Japaner bücken sich und fangen an, die Münzen aufheben, während ich erst mal dumm gaffend stehenbleibe. Oh, wie peinlich. So schnell ich mit meinen lädierten Füßen kann, humpele ich dann mit meinen Schätzen aus dem Kaufhaus und schleppe mich ins Hotel, bekomme den Zimmerschlüssel und meinen Koffer und werfe mich im Zimmer erleichtert aufs Bett. Ich fühle mich wirklich nicht gut, und meine Abendpläne, die in einem Besuch des beleuchteten Kenrokuen-Gartens und eines eventuell stattfindenden Festes irgendwo in Kanazawa bestanden hätten, storniere ich kurzerhand zugunsten eines Picknicks im Bett. Wie ich dann anhand des Kassenzettels feststelle, hätte der Käse regulär 1800 Yen gekostet, war aber um 50 Prozent reduziert.

Inzwischen ist klar, dass mich ein richtiger Schnupfen erwischt hat, die Nase ist zu, ich fühle mich fiebrig und ich schniefe schon wie die Japaner. Schon gegen sechs Uhr fallen mir die Augen zu und ich kuschele mich tief unter die Decke.

Ausgaben des Tages
Taxifahrten Y 2600
Nomura-Haus Y 500
Shinise-Kinenkan-Museum Y 100
Snacks und Getränke Y 3800
1 ÜN im Toyoko Inn Kenrokuen Y 4980
In der Fremde einen französischen Président zu finden: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 29.08.2014, 21:07 Uhr
Krankheit im Urlaub braucht man wirklich nicht!
Das Tor im Wasser ist toll! Schöne Bilder!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 08.09.2014, 11:41 Uhr
Ich bin nun auch vom Urlaub zurück und lese begeistert weiter!

Zwei Anmerkungen: Koya ist wirklich toll! Das Wohnen in einem Kloster war auch sehr nett - dort erschlug ich eine wirklich große Spinne in unserem Zimmer. Zum Glück hat es kein Mönch mitbekommen. :oops:

Onsen: Das Becken mit heißem Wasser ist eigentlich obligatorisch. Ich habe es selbst in privaten Haushalten gesehen. Im optimalen Fall ist es Thermalwasser und fließt quasi durch das Becken durch. Die Minimalversion ist eine größere Wanne, in dem einige Personen Platz finden. Kann auch sprudeln, wenn es moderner ausgelegt ist.
Das Becken kann also aus Stein, aus Stahl, aus emailiertem Metall, Kunststoff, oder Holz sein. Die an einer Thermalquelle angeschlossenen sind meist großzügiger - man hat da weniger das Gefühl mit wildfremden Menschen in einer Wanne zu sitzen.
Für uns befremdlich ist, dass das Wasser zwar heiß ist, aber ggf. nicht täglich gewechselt wird.
Dafür sollte man sich vor der Benutzung dreimal gründlich einseifen und abwaschen, besser noch abschrubben. Und das alles sitzend auf einem Schemel kauernd, mit dem Gesicht zur Wand. Wenn es traditionell zugeht, geschieht das Abwaschen mit kleinen Kübeln. Wenn man Glück hat, hängt vor einem eine Dusche.
Ich war immer froh, wenn keiner im Bad war - dann konnte ich mich im Stehen abduschen.
Baden/Duschen am Morgen scheint unüblich. Für mich aber unerlässlich, wie das Zähneputzen. So war ich morgens meist alleine im Bad - gelegentlich nur gestört von einer entsetzten Putzfrau.  :shock:
Männer laufen nicht gleich weg, wenn der Gaijin naht, aber sie beobachten einen ganz genau.
Nach meinem ersten Sitzbad hatte ich fast einen Kreislaufzusammenbruch. Ich habe es gerade noch in mein Zimmer geschafft. Aber nach kurzer Zeit findet man es sehr angenehm und wohltuend nach einem langen Tag.

Ein Onsen ist eigentlich ein Thermalbad an einer heißen Quelle. Ich habe leider keins besucht und weiß nicht, ob dort Männlein und Weiblein auch getrennt sind.
Aber in den Ryokan, in denen wir immer übernachtet haben, waren sie immer getrennt. In Kyoto hatten wir allerdings ein eigenes Becken, gleich neben dem Bad.

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 09.09.2014, 22:59 Uhr
Danke für die ausführliche Erklärung.  :D

Dass es in Japan offenbar nicht üblich ist, morgens zu duschen, habe ich mir auch überlegt. Merkwürdig, wenn man andererseits liest, wie peinlich die Japaner jeglichen Körpergeruch finden. Irgendwie passt das nicht richtig zusammen.

Den nächsten Reisetag gibts am Wochenende, und dann fahren wir raus aufs Land.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 14.09.2014, 19:47 Uhr
13. April 2014: Kanazawa - Shirakawago

Als ich heute morgen aufwache, schaue ich erst mal zum Nachttisch. Tatsächlich, da stehen drei ausgetrunkene Dosen Cola. Es war also nicht nur ein Traum im Fieberwahn, dass ich heute nacht um eins völlig ausgedörrt hinunter in die Lobby gegangen bin und alles aus dem Automaten gezogen habe, was an Cola verfügbar war. Immerhin scheine ich mich dabei angezogen zu haben und nicht im Schlafanzug hinuntergegangen zu sein, denn die Klamotten liegen jetzt überm Koffer und nicht wie gestern abend überm Stuhl.

Das Zimmermädchen wird sich später sicher fragen, wie der Gast in Zimmer 318 es geschafft hat, in einer einzigen Nacht sämtliche Kosmetiktücher aufzubrauchen, aber ich musste meinen wertvollen Vorrat an Tempotaschentüchern schonen und habe auf hoteleigene Ressourcen zurückgegriffen. Natürlich kann es auch sein, dass das Zimmermädchen schon bei dem Anblick der vielen Baguettekrümel auf dem Boden einen Zusammenbruch erleiden und die leere Kosmetiktücherbox gar nicht mehr bemerken wird.

Immerhin fühle ich mich heute morgen viel besser, und nach einer langen heißen Dusche checke ich schließlich gegen neun Uhr aus, gebe mein Gepäck zur Aufbewahrung und mache mich auf den kurzen Fußweg zum Kenrokuengarten. Der soll zu den drei schönsten Landschaftsgärten Japans gehören, und die Kirschblüte hier in Kanazawa ist noch auf dem Höhepunkt, ich bin also gespannt. Unterwegs ist an einer Kreuzung noch ein schöner 3D-Lageplan zu finden. Das Kind in der Mitte gehört allerdings nicht zur ständigen Installation, sondern wollte unbedingt fotografiert werden.

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Im Landschaftsgarten gibt es eine erfreuliche Mitteilung: Wegen der Kirschblüte ist der Eintritt kostenlos. Das macht den Garten gleich mal sympatisch. Eigentlich hatte ich mir ja von einem Landschaftsgarten wenig erwartet, eher sowas wie Blumenrabatte und ab und zu ein paar Bäume und Felsen. Aber der Kenrokuen ist wirklich zauberhaft mit vielen kleinen Ecken und immer neuen Perspektiven. Schade nur, dass ziemlich bewölkt ist und dass nicht nur eine deutsche Touristin, sondern auch ein paar tausend Japaner den Sonntagvormittag im Garten genießen wollen. So gerät es zum Geduldsspiel, Fotos ohne allzu viele Leute zu machen. Aber ich habe ja Zeit, und außerdem mahnen der Humpelfuß und die Schniefnase ohnehin, es langsam angehen zu lassen.

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Zwischendurch schaue ich noch in das Crafts-Museum, das direkt am Garten liegt. Kanazawa ist eine traditionelle Handwerkerstadt, und von gefärbter und bemalter Seide über Blattgold bis zu Masken und Musikinstrumenten wird hier vieles in Handarbeit hergestellt. Das Museum gibt einen Überblick über die verschiedenen Künste.

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Wieder im Garten überlege ich, ob ich mir noch die angrenzende Seisonkaku-Villa anschaue, aber irgendwie kann ich mich nicht dazu aufraffen. Lieber im Shiguretei-Teehaus einen Tee trinken und eine der dort angebotenen Süßigkeiten essen. Denke ich naiv, habe aber wieder mal die Rechnung ohne die vielen anderen Menschen gemacht, die auf dieselbe Idee gekommen sind, denn am Teehaus macht mir die im Kimono gekleidete Mitarbeiterin mit Händen und Füßen und unter Zuhilfenahme einer Uhr klar, dass die Wartezeit derzeit etwa vierzig Minuten beträgt. Das übersteigt meine heutige Toleranzschwelle dann doch um ca. dreißig Minuten, also gehe ich weiter.

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Als ich langsam den Rückweg antrete, sehe ich, dass in dem kleinen Park gegenüber ein Handwerksmarkt stattfindet. Dort werden schöne, aber leider auch relativ teure und nicht ganz koffertaugliche Töpfer- und Glaswaren und andere Dinge angeboten. Auch Imbissstände gibt es hier, aber wer hätte es gedacht: Lange Schlangen finden sich dort leider auch. Staunend stelle ich fest, dass es sogar Schlangen gibt, die sich um den kompletten Imbissstand herumwinden. Zum Glück findet sich in einem etwas abgelegenen Teil des Markts dann noch etwas für mich, und zwar eine kleine Pizza in Blütenform. Sehr nett. Danach stelle ich mich gesättigt an einem Verkaufswagen an und kaufe mir noch einen mit Erdbeeren, Sahne und Kuchen gefüllten Pfannkuchen. Den kann man zwar kaum essen, ohne dass man aussieht, als wäre man mit dem Gesicht in eine Torte gefallen, aber er ist sehr lecker.

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Damit ist mein Besuch in Kanazawa leider schon beendet, was mir ein wenig leid tut. Bei mehr Zeit und Energie hätte ich hier beispielsweise den Ninja-dera, einen Tempel mit Geheimgängen und versteckten Türen, ein Geisha-Viertel oder das Museum für moderne Kunst besuchen können oder an einem halbtägigen Handwerkskurs teilnehmen können. Aber immerhin konnte ich mir ja ein paar Sachen anschauen und musste nicht die ganze Zeit krank im Hotelzimmer bleiben. Also fahre ich für sagenhaft günstige 900 Yen mit dem Taxi zu Bahnhof und warte noch zwanzig Minuten an der Haltestelle des Überlandbusses, der pünktlich um 13.25 Uhr nach Shirakawago abfährt.

Mein heutiges Ziel ist das Dorf Ogimachi, das größte Dorf in Shirakawago. Dort stehen einige traditionelle japanische Bauernhäuser, manche über 250 Jahre alt. Der Ort wurde zum Weltkulturerbe erklärt und ist Ziel von vielen Tagestouristen. Man kann aber auch in einigen der traditionellen Häuser übernachten. Auf dem Weg rücken die Berge immer näher, auf vielen liegt noch Schnee. Das sind dann wohl schon die japanischen Alpen. Der Bus fährt durch mehrere lange Tunnels, dann erreicht er schließlich um 14.40 Uhr Shirakawago. Von hier aus muss ich mit meinem Koffer nur noch über eine Brücke und ein kurzes Stück durch den Ort und erreiche das Gasthaus „Kidoya“, in dem ich heute nacht schlafen werde. Ich werde schon in der Tür begrüßt, die Gastgeberin hält mir ein Blatt mit meinem Namen und meiner Adresse unter die Nase, und ich bestätige, dass das meine Buchung ist. Dann reibt sie erst mal gründlich meinen Koffer und den staubigen Fotorucksack ab, bevor der Koffer, der Rucksack und ich das Haus betreten dürfen. Nur die Schuhe müssen wie üblich draußen bleiben. Bei der Begehung meines Zimmers latsche ich natürlich sofort wieder mit Pantoffeln auf die Tatami-Matten, merke es aber nach zwei Schritten und stelle die verbotene Schuhbekleidung schnell auf dem Gang ab. Auf Tatami-Matten nur mit Strümpfen!

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Im Kidoya habe ich es nicht so komfortabel wie im Tempel in Koyasan: Toilette und Waschbecken sind im Gemeinschaftsbereich, ebenso wie das heiße Bad, was aber typisch für diese Gästehäuser ist.

Den restlichen Nachmittag nutze ich für einen Streifzug durch Shirakawago. Der Ort ist vollgepackt mit Touristen, aber die meisten sind nur auf einem Tagesausflug hier. Ich gehe an verschiedenen Häusern vorbei. In manchen wohnen Leute, manche sind Gästehäuser, in anderen sind Shops und Cafés untergebracht. Vom Aussichtspunkt über dem Ort verschaffe ich mir einen Überblick. Es seht wirklich hübsch aus, fast wie ein Spielzeugdorf.

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Wie überall, wo sich viele Touristen einfinden, ist auch Hello Kitty schon da.

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Manche Häuser kann man von innen besichtigen, das hebe ich mir aber für morgen auf und gehe, als die Sonne gegen fünf Uhr hinter den Bergen verschwindet, zurück zur Unterkunft. Dort mache ich mir erst mal Tee und schlüpfe dann fürs Abendessen in die bereitgelegte Yukata. Außer mir übernachtet nur noch eine vierköpfige schwedische Gruppe hier, die ich beim Abendessen kennenlerne. Mit dem bereitgestellten Glas Sake prosten wir uns zu: Kampai! Das Essen wird in vielen kleinen Schüsselchen serviert: unterschiedliches Gemüse, Reis, für mich gemäß Vorbestellung extra keinen Fisch. Dazu gibt es Hida-Rind, das so gut sein soll wie das berühmte Kobe-Rind. Es wird mit den anderen Zutaten in einem kleinen Tontopf direkt auf dem Tisch über einer Flamme gar und ist tatsächlich butterzart. Das Kidoya war beim Buchen eigentlich nicht meine erste Wahl gewesen, andere Gäste hatten es als zu wenig authentisch abqualifiziert, aber alles andere, was bei der Seite japanese guesthouses im Angebot ist, war tatsächlich schon im letzten Herbst ausgebucht gewesen. Jetzt bin ich froh, hier gelandet zu sein, auch wenn im Speiseraum der nicht authentische Fernseher läuft und die Inhaberin offenbar einen Hang zu künstlichen Blumen und Plastikkitsch hat, und auch den Schweden gefällt es gut hier.

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Als ich ins Zimmer zurückkomme, ist schon das Futonbett ausgebreitet, mit ganzen drei Bettdecken. Das und die Tatsache, dass die Gastgeberin mir beim Einchecken als allererstes die Funktion des Heizöfchens erklärt hatte, lässt auf eine kalte Nacht schließen. Aber bevor ich schlafen gehe, müssen die Schniefnase und der Humpelfuß für einen Spaziergang nochmal raus an die frische Luft, denn der Fotoapparat hofft auf hübsch beleuchtete Häuser und der raue Hals auf einen Getränkeautomaten. Der Getränkeautomat ist schnell gefunden, für ein paar Fotomotive muss ich länger suchen.

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Immerhin schmerzt der Fuß nicht mehr so wie gestern, und die Nase braucht nur noch ab und zu ein Taschentuch. Wieder im Kidoya angekommen, mache ich mich bettfertig und lese noch ein wenig, bevor ich schließlich gegen neun das Licht ausmache. Den Heizofen lasse ich aber vorsichtshalber laufen, ich kann ihn ja immer noch nachts ausschalten, falls es zu warm wird.

Ausgaben des Tages:
Craft-Museum Y 260
Taxifahrt Y 900
Busfahrt nach Shirakawago Y 1850
Snacks und Getränke Y 1500
1 ÜN im Gäsehaus Kidoya inkl. Abendessen und Frühstück Y 9000
Nase und Fuß auf dem Weg der Besserung: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 16.09.2014, 16:15 Uhr
Das ist wunderbar! Ich würde am liebsten in einem japanischen Garten wohnen. Inkl. Gärtner, versteht sich. Mein Daumen ist so gaaar nicht grün.
Mit welcher Beharrlichkeit sie Äste stützen, statt sie abzusägen! Immer wieder erstaunlich.

Die Unterkunft finde ich nett. Was war es: Ryokan, oder Minshuku? Und war das Essen inklusive? Das ist nicht selten der Fall. Wie man allerdings eine japanische Malzeit ermüdungsfrei, auf den Fersen sitzend einnimmt?! Anders kann man aber auf dem Boden kaum sitzen, wenn man ungewollte Einblicke unter den Yukata vermeiden möchte.

Und was ist "authentisch"? Wenn Japaner einen Fernseher haben, und etwas (oder mehr) Kitsch, ist es dann "unjapanisch". Ich finde das eher sogar noch echter. Tradition und Moderne werden in Japan (meist) ohne Berührungsängste gemischt.
Aber manche verstehen unter "authentisch" eine Konserve aus alten Zeiten, die nicht zwangsläufig auch lebendig sein muss. Im Gegenteil!
Daher warst Du sicher am richtigen Platz.

Wann hast Du die Koi-Noboris (Karpfenflaggen) fotographiert? Der 5.5. ist Kodomo no Hi (Kindertag); eigentlich werden die Koi-Noboris nur an diesem Tag gehisst. Eigentlich. Eigentlich gibt es Kois auch nur für Papa (schwarz), Mama (rot) und Söhne (blau), aber aus diesem Kindertag wurde ein Tag der Familie und auch für die Mädchen werden nun Kois, in verschiedenen Farben, gehisst.
Die Karpfenflaggen gibt es in verschiednen Größen und für verschiedenen Geldbeutel. Teure, große Seiden-Kois können auch über 1000,- € kosten.

Hello Kitty ist in meinen Augen eine Inkarnation von Maneki-neko, der japanischen Glükskatze. Ist nur so ein Gefühl, denn in Japan ist alles "kawaii".

Das Essen sieht auch sehr lecker aus, obwohl ich kein großer Fleischfan bin.

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 27.10.2014, 11:35 Uhr
Hoffentlich habe ich nichts Falsches gesagt, was die Verfasserin abgeschreckt habe.  :shock:

Ich bin doch schon sooo neugierig!

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka als Gast am 27.10.2014, 12:51 Uhr
Hoffentlich habe ich nichts Falsches gesagt, was die Verfasserin abgeschreckt habe.  :shock:

Ich bin doch schon sooo neugierig!

Mic

Huch, ich habe gerade zufällig hier reingeschaut und erschrocken gemerkt, dass ich dir auf deinen letzten Beitrag gar nicht mehr geantwortet habe. Das tut mir wirklich leid und liegt definitiv nicht an dir! Ich finde deine Kommentare und dein Hintergrundwissen sehr gut!

Ich hatte seit dem Sommer irgendwie kaum noch Zeit für lange Bildbearbeitung usw., aber jetzt nach der Zeitumstellung, wo es nachmittags ja schon dunkel wird, werde ich mich bald wieder mit dem nächsten Reisetag melden.

Versprochen!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 27.10.2014, 13:41 Uhr
Da bin ich ja froh! Und auch, dass nichts Schlimmes passiert ist.  :)

Und warten kann ich...

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 13.11.2014, 21:34 Uhr
So, es geht weiter auf unserer Reise. Heute gibts viele Fotos, also teile ich den Tag auf und poste den zweiten Teil morgen:

14. April: Shirakawago - Takayama
(Teil 1: Shirakawago)


Gestern nacht ist der Heizofen dann doch von selbst ausgegangen. Zuerst hat er um kurz nach zwölf eine Melodie gespielt und dann den Betrieb eingestellt. Weil ich nicht wusste, ob das bloß eine normale Selbstabschaltung war oder der Heizofen wegen Überhitzung kurz vor der Selbstzerstörung stand, habe ich ihn lieber nicht wieder eingeschaltet. Deshalb sind es heute morgen gerade mal acht Grad im Zimmer, das zeigt der Heizofen nämlich netterweise an. Ich schalte ihn an und nach einer Dreiviertelstunde ist die Temperatur immerhin auf sechzehn Grad geklettert, wenn auch sicher nicht am Boden, wo ich unter drei Decken im Futon-Bett liege.

Das Frühstück wird um halb acht serviert, vorher mache ich mich noch fertig und packe meinen Koffer. Die Schweden fragen mich beim Frühstück, wie ich geschlafen hätte. Na ja, ein paar Stunden habe ich geschlafen. Die Schweden hatten heute nacht möglicherweise Sehnsucht nach Midsommar, denn sie haben das Licht erst kurz vor Mitternacht ausgemacht und auch definitiv nicht die in den Zimmerinformationen angemahnte Ruhe in ihrem Zimmer gehalten. Ich habe allerdings die Vermutung, dass ich mich wegen meiner verstopften Nase anschließend mit lautem Schnarchen gerächt habe.

Das Frühstück besteht wieder aus Reis und verschiedenen Gemüsehäppchen, außerdem gibt es Suppe und Tee. Um kurz vor acht checke ich schließlich aus, lasse meinen Koffer aber noch ein paar Stunden hier, und mache mich auf einen weiteren Erkundungsgang durch den Ort. Es ist ein herrlicher Morgen mit wolkenlosem Himmel, und ich bin die erste, die mit der Kamera durch die Straßen läuft. Weil das Wetter so schön ist, gehe ich nochmal hoch zum Aussichtspunkt, und die Motive von gestern fotografiere ich heute größtenteils nochmal ab, denn bei Sonne sieht halt alles schöner aus.

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Um neun Uhr besuche ich das Wada-Haus. Das Haus ist eines der größten im Dorf, teilweise bewohnt, teilweise als Museum ausgestaltet. In dem großen Raum im Erdgeschoss stehen der Familienschrein und eine Feuerstelle, über eine steile Treppe kommt man in die oberen Etagen und bekommt einen Einblick in die Dachkonstruktion.

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Danach schaue ich mir das Gassho-zukuri-Minkaen, ein Freilichtmuseum an, in dem einige alte Farmhäuser stehen, die von anderen Orten hergebracht und auf dem Gelände des Freiluftmuseums wieder aufgebaut wurden, um sie vor der Zerstörung zu retten. Hier wäre es eigentlich ganz ruhig, wenn nicht ab und zu irgendeine japanische Durchsage per Lautsprecher durch das Tal schallen würde. Ich stelle mir gerade vor, dass die Sprecherin sagt: „Herr Tanaka möchte gerne aus dem Smaland abgeholt werden“, da geht plötzlich eine Sirene los, und nicht nur einmal, sondern zweimal hintereinander. Mir fallen sofort tausend mögliche Katastrophen ein, wobei ich den Tsunami schnell ausschließe, aber da bleiben ja noch Brand, Bergrutsch und Erdbeben übrig. Letztlich ist es dann wohl nur ein Probealarm.

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Hier im Dorfmuseum verbringe ich relativ viel Zeit, denn ich genieße es, fast alleine über das Gelände zu laufen. Zum Schluss trinke ich noch Tee in einem der alten Häuser, dann gehe ich wieder in den Ort, kaufe noch ein Souvenir und hole meinen Koffer im Kidoya ab. Dort hängt schon wieder die frischgewaschene Wäsche über der Leine und die Zimmer werden für die nächsten Gäste vorbereitet.

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Ich verabschiede mich und mache mich mit meinem Koffer auf den Weg zur Bushaltestelle. Um 12.15 Uhr soll die Fahrt nach Takayama starten. Darauf und auf das Takayama-Festival freue ich mich schon seit dem Beginn der Reise.

Teil 2 folgt...
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 13.11.2014, 22:26 Uhr
Schön, dass es weiter geht!
Und gutes Wetter ist auch immer gut für Fotos. :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 14.11.2014, 09:41 Uhr
Oh, sugoi!

Ich nehme an, dass der kleine Ofen ein Kerosinofen war. Zumindest sind solche üblich. Diese schalten sich alle aus Sicherheitsgründen ab.
Ich habe mich schon oft gefragt, wie ein technisch so hochentwickeltes Land, wie Japan, mit den üblichen unzulänglichen Lösungen für Heizung und Isolierung leben kann?

Aber die Bilder sind toll!
Mir kommen die Häuser zwar bekannt vor, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich in diesem Freilichtmuseum war, oder in einem anderen, in der Nähe von Takayama.... Damals fanden wir das Museum ganz zufällig. Unser Ryokan war praktisch neban an, was wir erst in der Früh gemerkt haben.
In den alten Häusern roch es überall nach Rauch. Die offenen Feurstellen haben keinen Abzug; der Rauch zieht einfach nach oben und etweicht durch den Strohdach.

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka als Gast am 14.11.2014, 11:28 Uhr

Ich habe mich schon oft gefragt, wie ein technisch so hochentwickeltes Land, wie Japan, mit den üblichen unzulänglichen Lösungen für Heizung und Isolierung leben kann?


Ja, es gibt in Japan schon erstaunliche Gegensätze. Die Technologie usw. dort ist auf dem neuesten Stand, so dass man staunend durch die Großstädte läuft, und dann kommt man in sein Zimmer und fühlt sich wie damals als Kind bei der Oma, die noch mit dem Ölkännchen Nachschub für den Ofen im Wohnzimmer holen musste.

Aber bei dem traditionellen Gassho-Haus auf dem Land gehören solche Anleihen an vergangene Zeiten ja eigentlich zum besonderen Übernachtungserlebnis dazu. Woanders, insbesondere in Neubauten, habe ich mich dann schon gefragt, warum man nicht gleich auf eine vernünftige Isolierung und Beheizung geachtet hat.



Mir kommen die Häuser zwar bekannt vor, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich in diesem Freilichtmuseum war, oder in einem anderen, in der Nähe von Takayama....


Seid ihr denn in Shirakawago gewesen? Rein zufällig kommt man da ja nicht vorbei. Das Dorfmuseum in / bei Takayama ist wahrscheinlich ähnlich, dort war ich aber nicht.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 14.11.2014, 12:28 Uhr
Zitat
Seid ihr denn in Shirakawago gewesen?

Leider weiß ich es eben nicht mehr genau...  :|
Wir sind doch des Öffteren auf etwas gestoßen, was nicht auf dem Plan war und nicht immer wussten wir genau, wo wir eigentlich waren. Wir fuhren ja mit dem Auto herum.

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 14.11.2014, 19:54 Uhr
Zitat
Seid ihr denn in Shirakawago gewesen?

Leider weiß ich es eben nicht mehr genau...  :|
Wir sind doch des Öffteren auf etwas gestoßen, was nicht auf dem Plan war und nicht immer wussten wir genau, wo wir eigentlich waren. Wir fuhren ja mit dem Auto herum.

Mic

Okay, mit dem Auto kann ich es nachvollziehen. Um mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Shirakawago zu kommen, müsste man sich doch ziemlich gezielt eine Busfahrkarte kaufen, da könnte man nicht so einfach zufällig dort stranden.

Aber jetzt gehts weiter:

14. April: Shirakawago - Takayama (Teil 2: Takayama)

Der Bus nach Takayama ist bis auf den letzten Platz voll. Neben mir sitzt ein Ire, und natürlich kommen wir über unsere Reisepläne und Erfahrungen ins Gespräch. Er bestätigt meine Erfahrungen, die mir gestern auch schon zwei Amerikaner bestätigt haben: Dass die Leute in Japan uns unwissenden hilfsbedürftigen Ausländern gegenüber unglaublich nett und hilfsbereit sind.

Auf der fünfzigminütigen Fahrt passieren wir viele lange Tunnels. Streckenabschnitte unter freiem Himmel sind klar in der Minderzahl. Mit leichter Verspätung – vermutlich muss der Busfahrer deshalb heute noch seine Kündigung anbieten – kommen wir dann in Takayama an. Hier habe ich für zwei Nächte ein Zimmer in einem Ryokan gebucht, nämlich im Hodakaso Yamano Iori, und obwohl mich der ausgedruckte Plan erst mal kurzzeitig in die Irre führt, komme ich schon gegen halb zwei dort an und stelle erfreut fest, dass an einem Fach am obligatorischen Schuhregal am Eingang sogar schon mein Name steht. Dort stelle ich auch gleich mal meine Schuhe ab, schlüpfe in die Pantoffeln und checke ein, zumindest auf dem Papier, denn ins Zimmer kann ich erst um drei. Ich will aber sowieso los, denn heute hat das Takayama-Festival begonnen.

Das Takayama-Festival wird zweimal im Jahr gefeiert, am 14. und 15. April und am 9. und 10. Oktober. Beide Festivals gehen von unterschiedlichen Schreinen der Stadt aus. Jetzt im Frühjahr ist der Hie-Schrein der Ausgangspunkt des zweitägigen Festivals, das mit Prozessionen, Vorführungen mit mechanischen Puppen und der Ausstellung der Festival-Wagen in den Straßen von Takayama begangen wird. Die Höhepunkte beider Festivals sind die Abende des 14. April bzw. 9. Oktober, an denen die beleuchteten Festival-Wagen durch die Straßen gezogen werden.

An der Rezeption bekomme ich netterweise schon eine Festival-Broschüre, und der Mitarbeiter erklärt mir, wo um drei Uhr die Vorführung der Puppen stattfindet. Ich spaziere los, erst mal an einem kleinen Schrein in der Nähe vorbei. Hier hängen keine Ema-Täfelchen, sondern Puppen, das habe ich jetzt noch nirgends gesehen.

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Inzwischen füllen sich die Straßen, einige sind schon für den Autoverkehr gesperrt. Ich gehe durch die historische Altstadt, immer den anderen Leuten nach. Am Rand der Altstadt sind schon vier der Festival-Wagen aufgebaut, und obwohl es gerade erst zwei Uhr ist, sind die Wagen, auf denen nachher die Vorführungen stattfinden, schon eng umlagert. Na gut, wenn ich nach zwei Wochen Japan eines kann, dann mich hinzustellen und zu warten. Also sichere ich mir meinen Platz vor den drei Wagen, creme mich dick mit Sonnencreme ein und ziehe mir sicherheitshalber noch den Schal halb über den Kopf, denn die Sonne strahlt immer noch vom wolkenlosen Himmel.

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Nach einer Stunde Wartezeit geht es dann auch pünktlich los. Die Puppen geben jeweils viertelstündige Vorstellungen. Gelenkt werden sie dabei von bis zu sechs Puppenspielern, die hinter einem Vorhang oder im Inneren des Wagens sitzen. Zuerst ist die Puppe auf dem linken Wagen dran. Die schiebt sich langsam nach vorne zu dem dort aufgestellten Kasten und nimmt dann tatsächlich die dort griffbereit wartenden Utensilien fürs No-Theater, einen Fächer und ein Glockenspiel in die Hände. Zum Schluss beugt sie sich noch mit dem Gesicht in den Kasten und hat plötzlich eine No-Maske im Gesicht. Ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert, es ist jedenfalls eindrucksvoll.

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Die nächste Puppe bekommt während ihrer Vorstellung zunächst mit etwas Hilfe von zwei schwarzgekleideten Personen eine Drachenpuppe in die Hand und vollführt einen Drachentanz. Dann verwandelt sich die Puppe plötzlich selbst in einen Drachen.

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Zum Schluss wird auf dem dritten Wagen eine kleine Szene gezeigt: Zuerst trägt eine Puppe ein Fass bis zu dem kleinen Tisch vorne am Wagen. Als sie gegangen ist, springt das Fass auf und ein Derwisch dreht sich wild vorne auf dem Wagen.

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Ich hatte ja vorher eher so etwas wie das „Urmel aus dem Eis“ erwartet und bin von den Vorführungen echt geplättet. Gut, dass ich so früh da war und alles sehen konnte.

Nach den Vorführungen komme ich auch näher an die Wagen ran. Die sind alle prachtvoll mit Schnitzereien und Vergoldungen ausgearbeitet. Wohin man schaut Blumenmotive und vor allem unterschiedlichste Drachen.

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Kurz darauf führt eine kleine Drachentanzgruppe in der Nähe einen Tanz auf. Ich wandere noch ein wenig durch die Straßen in der Hoffnung, noch weitere Wagen zu entdecken, denn laut Broschüre sollen die in den Straßen ausgestellt sein, aber ich finde nur leere Depots. Na, vielleicht habe ich morgen mehr Glück. Zumindest einen der Wagen von vorhin kann ich noch sehen, als er gerade für den abendlichen Umzug bereitgemacht wird.

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Auf dem Rückweg zum Hotel hole ich mir noch zwei gefüllte Klöße und checke dann in mein Zimmer ein. Das ist richtig schön, eine Mischung aus traditionellem Tatami-Zimmer mit angrenzendem Bad und Toilette. Ein Hoch auf laterooms.com, die dieses Zimmer vor zehn Monaten im Sortiment hatten.

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Ich lege nur kurz die Füße hoch, ziehe die dicke Weste über, dann mache ich mich auf den Weg zurück in die Altstadt, denn um sechs Uhr soll der abendliche Umzug beginnen. Um viertel vor sechs sichere ich mir einen Platz auf der Brücke, von der aus man eine gute Sicht auf die angrenzende rote Brücke hat, über die die Festival-Wagen später kommen sollen. Leider dauert es dann doch noch bis um sieben Uhr, bis der Umzug tatsächlich beginnt. Ein Thailänder, der neben mir steht, hofft noch bis zum halb sieben, dass es endlich losgeht, dann muss er zum Zug rennen, denn er hat in Takayama kein Zimmer mehr bekommen. Auch andere Leute brechen zwischendurch auf. Ich bin froh, dass ich hier übernachten kann und ohne Zeitdruck auf den Umzug warten kann. Und dann kommen die Wagen endlich.

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Nach ein paar Wagen gehe ich weiter, um mir einen anderen Standort zu suchen, zuerst mal in einer Straße nahe der Brücke, aber hier ist schon unglaublich viel los.

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Also weiter, zu einem entfernteren Teil der Strecke. Hier kann ich mich problemlos am Straßenrand positionieren und auf die Wagen warten. Angeführt werden sie von der Drachentänzertruppe, dann folgt der Trommelwagen und dann nacheinander die Festwagen. Sie werden jeweils an langen Seilen durch die Straßen gezogen, auf einigen von ihnen sitzen Musikanten, und Kinder winken zwischen den Laternen.

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Als schließlich der letzte Wagen an mir vorbeigerollt ist, humpele ich gegen halb neun ziemlich geschafft zurück ins Hotel. Der Schnupfen ist wieder schlimmer geworden, der Fuß ist auch noch nicht richtig in Ordnung. Für morgen ist mein Plan relativ entspannt: einfach mal die kleine Stadt erkunden und schauen, was rund um das Festival so los ist und evtl. eine kleine Wanderung zur alten Burgruine. Und einfach mal ausschlafen.


Ausgaben des Tages

Wada-Haus Y 300
Freilichtmuseum Y 500
Busfahrt nach Takayama Y 2400
Snacks und Getränke Y 1200
1 ÜN im Hodakaso Yamano Iori Y 11000

Beim Takayama-Festival ein Zimmer in der Stadt zu haben: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Katja am 14.11.2014, 23:06 Uhr
Das Festival und die Impressionen davon sind wirklich toll!
Das Wetter hat auch wieder mitgespielt. Aber schade, dass es dir nicht so gut geht. Da ist es vielleicht gut, dass der nächste Tag mal etwas entspannter ist.
Das Zimmer sieht nett aus.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 16.11.2014, 21:25 Uhr
Das Festival und die Impressionen davon sind wirklich toll!
Das Wetter hat auch wieder mitgespielt. Aber schade, dass es dir nicht so gut geht. Da ist es vielleicht gut, dass der nächste Tag mal etwas entspannter ist.
Das Zimmer sieht nett aus.

Das Zimmer war eigentlich schöner als es auf dem Foto rüber kommt. Ich war vor allem von den Betten sehr angetan. Traditionell auf dem Boden, aber nicht zum Aufrollen und Wegpacken gedacht, so dass es sich richtig gut darin schlafen ließ.

Ich war auch wirklich froh, dass ich nicht am nächsten Tag wieder den Koffer packen und weiterfahren würde, sondern einen Tag zum Rumschlendern und Eindrückesammeln eingeplant hatte. Den habe ich auch tatsächlich gebraucht. Die Schmerzen im Fuß sind mir leider bis zum Ende des Urlaubs und sogar noch ein paar Tage länger geblieben.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 17.11.2014, 16:33 Uhr
Sehr schön!
Langsam frage ich mich, wie lange wohl Dein Urlaub nach dem Urlaub gewesen sein musste, damit Du Dich von den Strapazen erholen konntest?  :)

In Takayamas Altstadt haben wir eine Sakebrauerei besucht und anschließend einen sehr guten dort gekauft. Vielleicht schmeckte er nur auch besonders, weil man entsprechend eingestimmt war durch den Besuch. Ich meine sogar, dass wir dort auch auf einem Flohmarkt waren... der in der Altstadt stattfand.

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 17.11.2014, 20:08 Uhr
Sehr schön!
Langsam frage ich mich, wie lange wohl Dein Urlaub nach dem Urlaub gewesen sein musste, damit Du Dich von den Strapazen erholen konntest?  :)


Mehr als drei Tage nach der Rückkehr hatte ich leider nicht. Aber im Sommer war dann der Kontrasturlaub dran, zwei Wochen Südtirol, mit viel Wandern, ohne Zugfahrten und ohne durchgeplanten Tagesablauf. Das war als Ausgleich ganz gut.

Aber in Takayama bin ich ja noch einen Tag geblieben und konnte mich wenig durch die Altstadt treiben lassen.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Floridiana am 18.11.2014, 00:52 Uhr
Klasse dass es weitergeht. Wir sind im Fruehjahr 2015 zum ersten Mal in Japan.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka als Gast am 20.11.2014, 09:22 Uhr
Wir sind im Fruehjahr 2015 zum ersten Mal in Japan.

Wohin fahrt ihr genau?


Der Reisebericht wird voraussichtlich Anfang kommender Woche fortgesetzt, dann verbringen wir einen entspannten Tag in Takayama.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 25.11.2014, 18:08 Uhr
15. April: Takayama


So richtig klappt es heute morgen nicht mit dem geplanten langen Ausschlafen. Ich bin schon so auf das frühe Aufstehen getrimmt, dass ich um sechs Uhr aufwache. Unter der Decke hervorkrabbeln will ich aber noch nicht und schaue noch ein wenig Fernsehen, bis ich mich schließlich aufraffe und um viertel nach neun das Hotel verlasse.

Zuerst gehe ich zum Bahnhof, denn ich will mir am dortigen Bus-Ticket-Center für die morgige Fahrt nach Matsumoto ein Ticket kaufen und im Bahnhof noch Plätze für drei Zugfahrten reservieren. Das Bus-Ticket kann ich mir überraschenderweise aber nicht kaufen, denn ich will ja erst morgen früh fahren, und Tickets für nicht reservierungspflichtige Busse werden offenbar immer nur für denselben Tag verkauft, erfahre ich, als ich an der Reihe bin. Aha, dann also morgen früh, denke ich, und finde, dass die Japaner es manchmal mit ihrem Just-in-time-Gehabe schon ein wenig übertreiben.

Im Bahnhof will ich dann noch die Züge reservieren. Es gibt es drei Schalter, an zwei von ihnen stehen Ausländer und halten alles auf. Dass das ältere Ehepaar an dem einen Schalter etwas länger braucht, kann ich ja noch verstehen. Aber das junge Paar aus Spanien oder Italien direkt vor mir ist der Inbegriff des schwierigen Kunden. Hier kann man Fahrkarten kaufen bzw. Sitzplätze reservieren, aber nicht seinen Urlaub planen lassen, letzteres wollen die beiden aber anscheinend. Zunächst müssen sie sich darüber klar werden, wo sie hier überhaupt sind und wo sie eventuell hinwollen. Sie wollen nach Tokio, stellen sie schließlich fest, und am liebsten wäre es ihnen, wenn sie morgen möglichst spät in Takayama starten und möglichst früh in Tokio ankommen. Zaubern kann der Mann hinterm Schalter aber nicht. Er sucht ihnen eine Verbindung heraus, die vom späten Vormittag bis in den frühen Nachmittag dauert, mit Umsteigen in Nagoya. Das führt zu Protest, nein, man wolle früher in Tokio sein. Dann müsse man früher in Takayama starten, rät der Mann hinterm Schalter geduldig, aber das führt zu erneutem Protest. Warum die Zugfahrt denn so lange dauere, will sie dann wissen. Ob das denn überhaupt die schnellste Verbindung sei? Um das zu überprüfen, lässt sie den armen Mann sämtliche Zwischenhalte der beiden Züge aufzählen, vermutlich in der Hoffnung, ihn als Schurken zu entlarven. Zwischendurch amüsieren sich die beiden dann noch darüber, dass die Schlange hinter ihnen inzwischen auf etwa fünfzehn Leute angewachsen ist und akzeptieren dann schließlich doch die vorgeschlagene Zugverbindung.

Ich kann nicht verhindern, dass ich mich ein bisschen fremdschäme. Japan ist ja wirklich effizient, und die Leute sind hilfsbereit, aber das ganze System funktioniert halt nur, wenn man sich selbst auch um die Einhaltung der Spielregeln bemüht und bescheiden, nett und höflich bleibt. Andererseits sollte ich wahrscheinlich nicht zu sehr die Nase über andere rümpfen. Wahrscheinlich bin ich in den letzten Wochen ständig selbst irgendwo angeeckt, ohne es überhaupt zu bemerken.

Jedenfalls weiß ich im Gegensatz zu dem Paar vor mir, wann ich wohin will und reiche das Blatt mit den Zugverbindungen über den Tresen, die ich mir heute morgen herausgeschrieben habe. Ein paar Minuten später habe ich meine Reservierungen und verabschiede mich mit einem „domo arigatou gozaimasu“, vielen herzlichen Dank.

Als ich die Straße Richtung Altstadt entlangschlendere, fällt mir die Werbung für ein Café auf. Also rein, endlich mal gemütlich frühstücken. Ich nehme Schokoladenkuchen und Kakao, die doppelte Schokodosis habe ich mir echt verdient, denn mein Fuß tut immer noch weh und der Schnupfen ist immer noch nicht weg. Die kurze Wanderung zur Ruine im Osten von Takayama habe ich jedenfalls schon gestrichen. Stattdessen gehe ich hinüber zu den Straßen, in denen heute die Festwagen aufgestellt sind. Sie glänzen in der Sonne, an vielen kann man sich mit einem der starken Wagenzieher fotografieren lassen. Die Männer sitzen in der Sonne zusammen und zischen schon mal das erste (oder zweite?) Bier. Das haben sie sich nach dem Umzug gestern auch wirklich verdient.

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Heute morgen finden wieder Vorführungen der mechanischen Puppen auf den Festival-Wagen statt, aber die Straßen rund um die Wagen sind voll und sehe kaum etwas. Gut, dass ich mir gestern rechtzeitig einen Platz mit guter Sicht gesucht habe.

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Ich verbringe den Vormittag damit, durch die Straßen von Takayama zu spazieren, bewundere die Festwagen, schaue in Geschäfte hinein, kaufe mir hier und da einen Snack und schaue auf dem Markt vorbei. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich im Laufe der Reise in einer Stadt gewesen bin, in der man so schön ohne besonderes Ziel herumspazieren kann.

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Zwischendurch gehe ich noch durch einen kleinen Supermarkt, der gar nicht mal so anders wirkt als die Supermärkte bei uns. Nur der Fisch liegt nicht als Feinkostartikel auf Eis hinter Glas, sondern wird neben der Gemüsetheke in Selbstbedienung angeboten. Natürlich gibt es hier auch meine besonderen Freunde, die Oktopusse.

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Auch in einer Sake-Brauerei schaue ich vorbei. Dort wird zwar nur im Winter gebraut, aber man kann gegen eine geringe Gebühr etwas Sake verkosten. Und es gibt sogar kleine Sake-Fässer anlässlich des Festivals.

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Schließlich setze ich mich gegen zwei Uhr in ein Café, trinke Bier und esse einen Burger aus Hida-Rind. Das Bier ist fotogen, der Burger weniger, und hier fällt mir ganz besonders auf, was ich in den letzten Wochen in Japan schon ein paar mal bemerkt habe: Es gibt zum Essen selten eine Serviette, sondern nur feuchte Tücher für die Hände vor dem Essen. Vielleicht wird erwartet, dass man sich mit dem winzigen Feuchttuch auch den Mund abtupft, vielleicht ist der gut erzogene Japaner aber auch in der Lage, alles unfallfrei in den Mund zu befördern. Ich bin es nicht, vor allem nicht, wenn ich in einen saftigen Burger beiße. Gut, dass ich noch Taschentücher dabei habe.

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In einer Straße, die auf meinem Weg liegt, sind ein paar Essstände und Kirmesbuden aufgestellt. Ich kann zuschauen wie man Oktopusbällchen und Teigtaschen macht, kleine Jungen in Schuluniform schießen mit Gewehren auf Preise, es gibt Hello-Kitty-Süßigkeiten und der ein oder andere erschrockene dreinschauende Goldfisch wechselt den Besitzer.

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Dann halte ich im Hotel erst mal einen Mittagsschlaf, schreibe endlich die Postkarten, die ich schon in Kyoto am Goldenen Pavillon gekauft habe und räume anschließend meinen Koffer um. Ich bin nur noch drei Nächte in Japan, also packe ich alles nach unten, was ich nicht mehr brauche und werfe auch die meisten Unterlagen weg. So, jetzt passen auch die neuen Souvenirs und Mitbringsel, unter anderem ein 300ml-Mini-Sakefass, hinein, und es ist sogar noch ein wenig Platz für weitere Souvenirs.

Am Abend unternehme ich einen letzten Spaziergang durch Takayama. Die Stadt liegt plötzlich wie ausgestorben da, so als müsste sie nach den letzten eineinhalb Tagen erst einmal tief Luft holen. Nur wenige Leute sind unterwegs, viele Läden sind geschlossen.

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Die Festwagen stehen wieder im „Stall“. Er hier ist ganz alleine.

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Aber hier wird noch ein wenig gefeiert.

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Ich will den letzten Abend in Takayama mit einem guten Stück Hida-Rind beschließen, aber weder im „Le midi-i“, wo man „depuis 2001“ Hida-Rind à la francaise serviert, noch in einem der Lokale, wo es in Portionen zu 40 Gramm auf der Karte steht oder auf einem Foto halb über einem Nudelsuppenschälchen liegend gezeigt wird. Schließlich lande ich in einem kleinen Restaurant, das nur zwei Tische und ein paar Plätze an der Theke hat und bestelle einfach mal das teuerste: 150 g Hida-Rind für 4500 Yen, ca. 35 Euro, dazu frisch gezapftes Bier. Das war eine gute Wahl, stellt sich bald heraus. Ich bekomme eine heiße Platte an meinen Platz, dazu einen Teller mit dem Fleisch und ein paar Bohnen und Pilzen und darf das Fleisch selber braten, was ich dann auch tue. Wie schon vorgestern in Shirakawago ist das Fleisch auch hier butterzart. Das Foto zeigt übrigens die Hälfte der Portion.

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Danach gehe ich zufrieden ins Hotel zurück. Die Nase ist immer noch zu, aber wenigstens gibt sie ansonsten Ruhe, und ich bilde mir ein, dass das langsame Umherschlendern auch dem Fuß ganz gut getan hat.

Ausgaben des Tages
Frühstück Y 700
Snacks und Getränke Y 1500
Abendessen Y 6.200
1 ÜN im Hodakaso Yamano Iori  Y 11.000
ein entspannter Tag in einer schönen kleinen Stadt: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 26.11.2014, 10:34 Uhr
Schön!

Takayama ist mir auch sehr positiv in Erinnerung geblieben. Die Innenstadt wirkte so, wie ich es mir irgendwie vorgestellt habe. Wie "echt" es ist, das weiß ich nicht. Es gefiel mir aber.

Du scheinst mit dem Bestellen v. Speisen keine Probleme zu haben. Das kann ich von unserer Reise nicht behaupten. Wir strandeten oft in Lokalen, in denen es nur japanische Karten gab und kein Mensch Englisch sprach.
Manchmal gab es immerhin Bilder. So passierte einmal, dass was wir für panierte Shrimps gehalten haben, sich als panierter Hühnerknorpel entpuppt hat.
Oft steht die Bedienung auch erwartungsvoll am Tisch und wartet auf die Bestellung, die aber gar nicht so einfach ist. Die Spannung steigt, die Bedienung wird langsam ungeduldig, lächelt aber höflich weiter. Man fühlt sich irgendwie dennoch unter Druck gesetzt, was die Wahl noch mehr erschwert. Irgendetwas wählt man dann und es landen Dinge auf dem Tisch, von denen man nicht mal sagen, ob sie tierischen, oder pflanzlichen Ursprungs sind. Ein Abenteuer!

Die feuchten Servietten heißen "o-shibori" und dienen tatsächlich auch zum abtupfen des Mundes. Wobei, wie ich beobachtet habe, manche Japaner - vor allem ältere Männer - (vor dem Essen) das ganze Gesicht damit abwischen. Also nur keine Hemmungen; die sind auch bei zerfallenden Burgern das Richtige.  :D

Mic


Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 26.11.2014, 17:32 Uhr

Du scheinst mit dem Bestellen v. Speisen keine Probleme zu haben. Das kann ich von unserer Reise nicht behaupten. Wir strandeten oft in Lokalen, in denen es nur japanische Karten gab und kein Mensch Englisch sprach.

Dass ich keine Probleme hatte, kann ich leider nicht behaupten, aber zumindest gab es oft auch eine zusammengeschusterte englische Karte. Ich habe mich dann auch lieber an Restaurants gehalten, bei denen ich zumindest anhand der Karte erahnen konnte, was angeboten wird, denn

Manchmal gab es immerhin Bilder. So passierte einmal, dass was wir für panierte Shrimps gehalten haben, sich als panierter Hühnerknorpel entpuppt hat.

panierten Hühnerknorpel hätte ich um nichts in der Welt runtergekriegt. Ihhhh!


Die feuchten Servietten heißen "o-shibori" und dienen tatsächlich auch zum abtupfen des Mundes. Wobei, wie ich beobachtet habe, manche Japaner - vor allem ältere Männer - (vor dem Essen) das ganze Gesicht damit abwischen. Also nur keine Hemmungen; die sind auch bei zerfallenden Burgern das Richtige.  :D


Gut zu wissen! Allerdings befürchte ich, dass bei diesem Burger mehrere Tücher zum Einsatz hätten kommen müssen.  :wink:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Floridiana am 04.12.2014, 01:38 Uhr
Ich les es immer wieder mal, macht Spass.
Wir werden per Schiff in folgenden Haefen sein: Hakata, Beppu, Iwakuni, Uno Ko, Osaka
... und dann auf dem Landweg Koyasan, Kyoto, Kanazawa, Takayama, Kamiyamada Onsen, Tokyo
Das ist eine gefuehrte Tour. Wir trauen uns nicht, das alles alleine zu bewaeltigen, zumal es vorwiegend mit oeffentlichen Verkehrsmitteln gemacht wird. Wir hoffen ja sehr, dass die Gruppe sehr klein ist und nur nette Leute hat.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: andi7435 am 04.12.2014, 18:39 Uhr
Ich les es immer wieder mal, macht Spass.
Wir werden per Schiff in folgenden Haefen sein: Hakata, Beppu, Iwakuni, Uno Ko, Osaka
... und dann auf dem Landweg Koyasan, Kyoto, Kanazawa, Takayama, Kamiyamada Onsen, Tokyo
Das ist eine gefuehrte Tour. Wir trauen uns nicht, das alles alleine zu bewaeltigen, zumal es vorwiegend mit oeffentlichen Verkehrsmitteln gemacht wird. Wir hoffen ja sehr, dass die Gruppe sehr klein ist und nur nette Leute hat.


Schade eigentlich. Ich war jetzt im Oktober dort mit den Öffi's und dank der Beschreibung von Flicka war das ganze auch einfach zu handhaben. Alle Durchsagen auch in englisch bzw. angeschrieben. Hier der Link zu meinen RB http://www.unsernordamerika.de/forum/board24-garten-auch-jenseits-des-gartenzauns-gibt-es-interessante-ecken/board26-asien/5782-japan-im-oktober-2014-oder-wie-umgeht-man-den-taifun-vongfong/ alternativ http://www.ingrids-reisewelt.de/reiseforum.php?board=3;action=display;threadid=17666;start=0 oder auch hier http://www.eumerika.de/smf/index.php/topic,854.0.html zu finden.
Auf Wunsch kopiere ich den RB auch hier noch mit rein.

Ansonsten viel Spaß in Japan. Ich fand Japan ein traumhaftes Land und will nochmals zur Kirschblüte hin.

Andreas
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Floridiana am 09.12.2014, 22:32 Uhr
Ich habs bei Ingrids Reisewelt gelesen.  :D Die Zeiten mit Rucksack sind bei uns schon SEHR lange vorbei. Wir haben Peru und China mit Fuehrern bereist (wechselten von Ort zu Ort). Vorteil: man erfaehrt viel ueber das Land, das nirgendwo geschrieben steht, zumindest von guten Fuehrern und das waren sie zu 95 %. Das hoffen wir bei der naechsten Reise ebenfalls. Es ist natuerlich teurer.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 10.12.2014, 19:49 Uhr
Ich habs bei Ingrids Reisewelt gelesen.  :D Die Zeiten mit Rucksack sind bei uns schon SEHR lange vorbei. Wir haben Peru und China mit Fuehrern bereist (wechselten von Ort zu Ort). Vorteil: man erfaehrt viel ueber das Land, das nirgendwo geschrieben steht, zumindest von guten Fuehrern und das waren sie zu 95 %. Das hoffen wir bei der naechsten Reise ebenfalls. Es ist natuerlich teurer.

Individualurlaub in Japan ist eher kein Rucksackurlaub, von daher hättet ihr es auch mit Koffern individuell probieren können.  :wink:

Aber der Vorteil eines guten Reiseleiters ist natürlich nicht zu verachten. Ich habe gerade wieder vor zwei Wochen bei einer Führung durch die Residenz in Würzburg gemerkt, wie viel mehr im Gedächtnis hängenbleibt, wenn man die wesentlichen Dinge mit ein paar Anekdoten garniert erzählt bekommt. Von einem ersten Besuch dort ohne Führung vor ein paar Jahren wusste ich so gut wie nichts mehr.

Das Problem ist natürlich, dass man nie weiß, an was für einen Reiseleiter man gerät. Da habe ich schon sehr positive, aber leider auch sehr negative Erfahrungen gemacht, und die negativen waren nicht unbedingt bei den günstigsten Reisen.

Aber das soll keine Diskussion für oder gegen organisierte Reisen werden.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 18.01.2015, 09:05 Uhr
16. April: Takayama – Matsumoto - Tokio


Heute morgen checke ich um viertel nach sieben Uhr aus, und zwar schweren Herzens. Das Ryokan in Takayama war neben dem Tempel in Koyasan bisher die schönste Unterkunft auf meiner Reise, mit persönlichem Service. An meinem Fach am Schuhregal stand mein Name, das fand ich schon mal sehr nett. Und ich musste nie nach meinem Zimmerschlüssel fragen oder die Zimmernummer nennen, sondern wurde vom Personal an der Rezeption sofort erkannt und ungefragt mit meinem Zimmerschlüssel beglückt. Das heiße Bad des Hotels habe ich wegen meiner Erkältung leider nicht ausprobiert, schade.

Nach dem Auschecken gehe ich zum Busterminal am Bahnhof und bin froh, dass es sich mit dem Fuß heute schon wieder deutlich besser läuft. Das Ticket ist schnell gekauft, dann muss ich noch zwanzig Minuten warten bis der Bus nach Matsumoto schließlich vorfährt. Netterweise übernimmt es der Busfahrer, das Gepäck der Fahrgäste zu verstauen, so kann ich entspannt in den nur halb besetzten Bus steigen und die Fahrt genießen. Die Route führt in knapp zweieinhalb Stunden durch die japanischen Alpen, durch Tunnel, über Pässe, vorbei an Wintersportorten und Heilbädern.

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Um viertel nach zehn ist dann der Busbahnhof nahe dem JR-Bahnhof in Matsumoto erreicht. Ich gehe mit meinem Koffer erst mal in den Bahnhof, um für ihn ein schönes Schließfach zu suchen. Das findet sich zwar, es liegt aber in oberer Reihe, also muss ich den Koffer hochwuchten. Puh, geschafft, und jetzt schnell los zur Burg von Matsumoto. Bis dahin ist es nur etwas mehr als ein Kilometer zu gehen, und dank des ausgedruckten Plans finde ich (fast) ohne Umweg dorthin.

Die Burg von Matsumoto ist eine der schönsten und besterhaltenen Burgen Japans. Sie wurde bereits ab 1592 gebaut und 1635 um weitere Türme ergänzt. Wahrscheinlich wegen des dunklen Äußeren wird sie auch „Krähenburg“ genannt.

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Ich kaufe mir ein Ticket und schaue mir die Burg von innen an. Zuerst muss man wie üblich die Schuhe ausziehen und bekommt eine Tüte, um sie mitzunehmen, denn man verlässt die Burg über einen anderen Ausgang. In der Burg selbst ist natürlich wieder alles effizient japanisch organisiert. Man wird durch einen abgesteckten Parcours geführt, und zwischendurch gibt es auch mal eine Abkürzung zum Ausgang für den eiligen Besucher. So eilig habe ich es zum Glück nicht und kann mir alles anschauen. Von innen kommt mir die Burg deutlich kleiner vor als von außen, und vor allem die Treppen sind eng und steil. Zu den beiden obersten Etagen führen die steilsten Treppen, auf denen zudem Gegenverkehr herrscht. Aber für die Mühe wird man oben dann auch mit einem schönen Blick über die ganze Burganlage und Umgebung belohnt. Den Blick auf die Japanischen Alpen mit ihren schneebedeckten Berggipfeln kann man aber leider nur erahnen.

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Zum Abschluss spaziere ich noch ein wenig durch die Parkanlage und am Burggraben entlang, wo natürlich das fast obligatorische Hochzeitspaar fürs Fotoshooting bereitsteht.

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Dann gehe ich wieder zurück zum Bahnhof, kaufe mir noch ein paar Backwaren, hole meinen Koffer und mache mich schließlich auf die Suche nach meinem Zug, dem Shinano Nr. 9 um 13.05 Uhr nach Nagano. Der richtige Bahnsteig ist auch schnell gefunden, aber wo hält der Wagen mit meinem reservierten Sitzplatz? Mehr oder weniger hilfreiche Schilder am Bahnhof zeigen an, wie die Züge aussehen, die hier halten. Leider habe ich keine Ahnung, wie ein Shinano aussieht, aber immerhin finde ich es kurz vor der Abfahrt heraus.

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Mein Waggon hält dann übrigens doch nicht unter dem dafür vorgesehenen Schild, sondern etwa zehn Meter weiter, aber das kann ich verschmerzen und hüpfe an Bord. Der Koffer passt gerade so hinter die letzte Sitzreihe, und als ich selbst am Platz bin, fährt der Zug auch schon los. Die Fahrt dauert nur knapp fünfzig Minuten, dann erreicht der Zug auch schon Nagano.

Hier habe ich über eine halbe Stunde Zeit zum Umsteigen und erstehe an einem der Verkaufsstände eine Packung Kitkat in limitierter Geschmacksrichtung, nämlich mit japanischem Chili. Kitkat soll es in Japan ja in einem Dutzend Geschmacksrichtungen geben, nur gesehen hatte ich sie bisher noch nie. Am Bahnsteig kann ich noch ein Foto vom bereitstehenden „Asama“-Shinkansen machen. Der Waggon ist fast leer und füllt sich während der eineinhalbstündigen Fahrt nach Ueno auch kaum.

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In Ueno anzukommen, ist dann ein ganz merkwürdiges Gefühl. Hier bin ich am allerersten Abend zum ersten mal durch Tokios Straßen gelaufen, völlig unbedarft, die ganze Reise noch vor mir. Jetzt finde ich meinen Weg zum Hotel schon quasi im Schlaf. Im Hotel weiß man, dass ich schon einmal hier war. Ob ich die Erklärung zu Zimmer, Hotel und heißem Bad nochmal bräuchte, fragt der Mitarbeiter. Ich brauche sie nicht, und das Einchecken ist innerhalb von zwei Minuten erledigt. Ich bilde mir zuerst ein, dass das Zimmer, dass ich jetzt bekomme, ein paar Zentimeter breiter ist als das erste, aber offenbar liegt das nicht am Zimmer, sondern daran, dass ich inzwischen die kleinen Zimmer gewöhnt bin, denn wie ich später feststelle, ist das Zimmer exakt gleich groß. Ein Blick hinunter auf den Teich zeigt, dass die Kirschblüte in Tokio vorüber ist. Hier sah es vor zwei Wochen noch ganz anders aus.

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Im Zimmer bleibe ich nur ein paar Minuten, dann mache ich mich auf den Weg zur U-Bahn-Station Ueno. Die liegt direkt am Ueno-Bahnhof. Meine Suica-Card, die in Kyoto schon versagt hatte, versagt auch hier, dabei muss sie für die U-Bahnen in Tokio wirklich funktionieren. Ein kurzer Check am Schalter, dann bekomme ich die Karte wieder ausgehändigt, und jetzt geht sie auch. Keine Ahnung, ob sie defekt war und wodurch. Ich nehme die Ginza-Linie, die jetzt am Nachmittag zwar nicht leer ist, aber ich finde sogar noch einen Platz. An der Station Gaienmae steige ich aus und folge dem Schild „Jingu Stadium“. Heute gehe ich nämlich zu einem Baseballspiel. Die Swallows aus Tokio spielen heute gegen die Giants, ebenfalls aus Tokio, und ich bin gespannt auf das Lokalderby. Ein Baseballspiel habe ich bisher noch nie gesehen, auch nicht in den USA. Ich bin gespannt, was mich erwartet.

Das Spiel soll um 18.15 Uhr beginnen, und ich bin um halb sechs am Stadium. Eine Mitarbeiterin hilft mir, das richtige Tor zu finden, dort hilft man mir dabei weiter, meinen Platz zu finden. Ich setze mich und schaue erst mal vergnügt zu, wie die Teams unten ein paar Bälle werfen. Maskottchen treten auf, und auf der Leinwand werden die Spieler vorgestellt. Eine Cheerleadertruppe gibt es ebenfalls, man singt die Hymne der Swallows, und bevor das Spiel beginnt, erhebt man sich zur Nationalhymne. Ich mag das alles, und bei einem der Biermädchen bestelle ich mir dann noch für sündhaft teure 750 Yen ein Bier.

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Dann geht es aber los: Zuerst sind die Gäste am Schlag, und da wird leider ordentlich gepunktet. Aber dann wechseln die Teams, und der Spieler der Swallows erzielt gleich mit dem allerersten Schlag einen Homerun, da tobt das Stadion. Die Fans holen kleine Regenschirme hervor und schwenken sie, wie süß! Anscheinend machen sie das immer, wenn die Swallows abräumen.

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Während des Spiels komme ich mit einem Mann aus Washington DC ins Gespräch. Der ist völlig hin und weg von den Sprechchören und Gesängen der Fans und erzählt mir, dass es in den USA bei Baseballspielen solche selbst organisierten Anfeuerungen nicht gibt. Ich muss leider zugeben, dass die Giants bessere Gesänge haben als die Heimmannschaft, die Swallows, und leider punkten die Giants auch öfter als die Swallows.

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Das Ende des Spiels lasse ich dann aus und schiebe mich schon mal Richtung U-Bahn, denn bei der Vorstellung, mich eine Viertelstunde später mit all diesen Fans in die Züge zu quetschen, kriege ich schon Schweißausbrüche. Stattdessen humpele ich mit meinem bösen Fuß, der mir die steilen Treppen in Matsumoto offenbar übelnimmt, ohne Eile zurück und fahre wieder nach Ueno. Hm, nach dem Baseballspiel habe ich Lust auf Burger und Pommes Frites. Leider ist am Hard Rock Café Warten angesagt, also gehe ich weiter und kehre tatsächlich am zweitletzten Abend in Japan zum ersten mal in einem McDonalds ein.

Im Hotel wasche ich noch eine verstaubte Jeans in der Waschmaschine, erfahre in den Nachrichten, dass die Swallows leider mit sieben zu acht gegen die Giants verloren haben und schreibe das Reisetagebuch von heute. Und Geldzählen ist heute abend leider auch angesagt. Hm, noch 14.500 Yen. Davon werde ich morgen wahrscheinlich ca. 2000 Yen als Eintrittsgeld brauchen, evtl. 2000 Yen für ein Taxi am Flughafen und ca. 1500 Yen für ein Kofferschließfach und verschiedene U-Bahn-Fahrten. Also lege ich mir 6.000 Yen zurück, und die restlichen 8.500 Yen dürfen für Souvenirs und meine Verköstigung draufgehen.

Um kurz vor zwölf lege ich mich schlafen. Nur noch ein Tag Tokio, dann beginnt leider schon die Heimreise.


Ausgaben des Tages
Busticket Y 3190
Burg Matsumoto Y 610
Snacks und Getränke Y 2000
Baseballticket ?  (vorab gezahlt)
1 ÜN im Hotel Coco Grand Ueno Shinobazu Y 10.800
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 18.01.2015, 10:31 Uhr
Wow!

An die Burg von Matsumoto erinnere ich mich auch noch. Und komischerweise fallen mir immer zuerst die Plastiktüten für die Schuhe ein. Die gibts offenbar immer noch.
Und die fetten Karpfen im Teich!

Ein Baseballspiel habe ich auch noch nie gesehen - weder in den USA, noch in Japan, oder sonst wo. Ich kapiere die Regeln auch nur so halb. Ich weiß aber, dass die Japaner ganz begeisterte Baseballfans sind. Die Jahre der amerikanischen Besetzung gingen nicht spurlos vorüber. Das spürt man anderswo auch. Man denke nur an Jeans, deren wahre Hüter die Japaner sind.

Mic
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: usa2008 am 18.01.2015, 14:18 Uhr
So, jetzt hab´ ich den Anschluss auch geschafft und ich bin immer wieder begeistert und fasziniert. Nicht nur von dem,
was dieses Land an einzigartiger Kultur, Architektur und landschaftlicher Schönheit bietet, sondern auch davon wie du
diese Reise "meisterst". Ich würde zu gerne gleichziehen und Japan individuell bereisen, aber ich weiß, dass ich das nicht schaffe,
jedenfalls nicht mit Bahn und Bus und meinem Gepäck immer bei mir.
Nächstes Jahr werde ich es hoffentlich schaffen mal ganz alleine zu reisen - wenn ich mich nicht doch wieder von Freunden
überreden lasse -, allerdings schwebt mir zum Üben eine Route im Nordwesten der USA vor. Wenn mir das gefällt, werde
ich auf jeden Fall Japan in den nächsten Jahren bereisen, ich weiß nur noch nicht wie.

Gaby
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 18.01.2015, 19:28 Uhr
Schön, dass ihr noch / wieder mit an Bord seid!

Diesen Reisetag fand ich - von dem schmerzenden Fuß mal abgesehen - auch sehr schön und abwechslungsreich.

Gaby, die Idee, in einem Land, das du kennst, das erste mal alleine zu reisen, finde ich gut. An Japan habe ich mich ja auch nur rangetraut, weil ich vorher schon positive Erfahrungen mit dem Alleinreisen gesammelt habe. Falls du dich zu einer Japan-Reise entschließen solltest, dann biete ich dir gerne meine Hilfe an. Aber das schon von mir verlinkte Forum lässt ohnehin kaum Fragen offen.

Mic, ich habe gestern noch ein Foto auf dem Bildschirm gehabt, das mich mit einer Plastiktüte in der Burg zeigt, und ich habe mich zuerst gefragt, was um Himmels Willen ich da in dieser Tüte mit mir herumschleppe, bis mir wieder eingefallen ist, dass es meine Schuhe sind.  :wink: Gut, dass ich den Text des Reiseberichtes größtenteils schon in Japan geschrieben habe, sonst hätte ich wahrscheinlich schon die Hälfte meiner Reiseerlebnisse vergessen.
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 24.01.2015, 17:16 Uhr
17. April: Tokio


Der letzte richtige Urlaubstag hat begonnen. Für mich beginnt er schon vor Sonnenaufgang, denn ich wache um kurz vor fünf auf und fühle mich sogar ausgeschlafen. Hm, vielleicht färbt das Land langsam auf mich ab. Wahrscheinlich bin ich hier in Japan auf dem besten Weg, meine eigene Effizienz ins Unermessliche zu steigern und werde künftig regelmäßig mit nur vier Stunden Schlaf auskommen.

Trotzdem bleibe ich erst mal ganz ineffizient im Bett liegen, gehe schließlich frühstücken, packe meine Sachen und checke um halb acht aus. Der Koffer darf noch ein länger träumen und bleibt erst mal hier im Hotel, und ich mache mich auf den Weg nach Asakusa in der Nähe des Hotels. Dazu nehme ich am Ueno-Bahnhof die U-Bahn, die Ginza-Linie.

In der U-Bahn fällt mir mal wieder auf, wie sehr sich die „deutsche“ Aussprache der japanischen Ortsnamen und die tatsächliche Aussprache unterscheiden können. Für mich hieß Asakusa bei der Urlaubsvorbereitung immer Asakuuuhhhsa, mit Betonung auf der dritten Silbe. Aber eigentlich hätte mich mir vorher denken können, dass es so nicht sein kann: Das U wird im Japanischen teilweise als kurzer Laut, wie eine Mischung zwischen ü und e gesprochen und teilweise praktisch gar nicht. Also verkündet die Stimme über Lautsprecher natürlich, dass die U-Bahn nach „Asaksa“ fährt.

Nach drei Stationen steige ich aus. Hier ist schon die U-Bahn-Station an die nahe Sehenswürdigkeit, den Senso-ji-Tempel angepasst. Und am Eingang des Tempels stelle ich fest, dass auch in Japan gilt: Die Polizei, dein Freund und Helfer.

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Der Senso-ji-Tempel ist ein buddhistischer Tempel, der der Legende nach darauf zurückgeht, dass im Jahr 682 zwei Fischer eine Statue der buddhistischen Göttin Kannon aus einem Fluss fischten, die immer wieder zu ihnen zurückkehrte, obwohl sie sie in den Flus zurückwarfen. In der Nähe wurde einige Jahre später der Tempel errichtet. Netterweise ist der Eintritt kostenlos, aber sein Geld kann der Reisende dafür problemlos an den Souvenirständen entlang des Wegs zur Haupthalle ausgeben. Jetzt sind die meisten Läden aber noch geschlossen und ich komme gut voran. Dafür bleibe ich ein paar Meter weiter hängen: Ein Kirschbaum! Offenbar eine der spät blühenden Sorten mit wunderschönen dichten Blüten.

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Am Tempel ist noch nicht viel los, aber langsam trudeln verschiedene Schulklassen ein. Drei ganz mutige Jungen fragen mich auf englisch, ob sie ein Foto mit mir machen dürfen und lassen beim Fotografieren dann vor Aufregung beinahe die Kamera fallen. Als ich wenig später ein paar Mädchen frage, ob ich sie fotografieren darf, kreischen sie sofort los, rücken ihre Sonnenbrillen zurecht und stellen sich in Pose. Dann wollen sie natürlich auch ein Foto mit mir und kucken sich einen Jungen aus, der das Foto machen soll. Der muss dann natürlich noch ein eigenes Foto mit mir bekommen. Alle schnattern aufgeregt durcheinander, und ich komme mir vor wie eine wundersame Erscheinung.

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Nach dem Sensoji-Tempel fahre ich zurück zum Hotel, um meinen Koffer abzuholen. Auf dem Weg dorthin merke ich, dass mein Fuß wieder mehr schmerzt. Also mache ich langsam: Kein Tokio-Tempo, sondern Takayama-Tempo, nehme ich mir vor. Trotzdem wird der Transport des Koffers vom Hotel zur Tokio-Station wieder schweißtreibend, obwohl ich jede verfügbare Rolltreppe und jeden verfügbaren Aufzug nutze. Aber wenn man sich mit einem sperrigen Koffer bewegt, kann man das nur schwer im langsamen Takayama-Tempo tun, wenn um einen herum die Welt im Tokio-Tempo hastet.

In der Tokio-Station dann der Schreck: Ich finde erst mal kein freies Schließfach für meinen Koffer. Dabei will ich ihn hier zwischenparken, bevor ich heute abend von hier aus den Narita-Express hinaus zum Flughafen nehme. Wahrscheinlich hatten andere Leute ähnliche Ideen, jedenfalls sind alle großen Schließfächer belegt. Ratlos frage ich einen Mitarbeiter, der mir den Tipp gibt, noch ein Stück weiter zu gehen. Und tatsächlich: sozusagen in der letzten Ecke des Bahnhofs sind drei große Schließfächer frei. Puh, Glück gehabt. Zur Sicherheit mache ich noch ein paar Fotos von Schildern und Shops, die auf dem Weg zu den Schließfächern liegen, damit ich meinen Koffer später auch wiederfinde.

Jetzt erst mal raus aus dem Bahnhof. Ich nehme den Marunouchi-Eingang, der auf der Westseite des Bahnhofs am alten Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1914 liegt. Der Bahnhof sollte damals angeblich dem Amsterdamer Hauptbahnhof nachempfunden werden. Zumindest europäisch sieht er aus.

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Von hier aus gehe ich weiter zum Kaiserpalast. Bis 1867 residierte dort der Shogun, der Japan faktisch regierte. Als im Jahr 1868 das Kaisertum neu begründet wurde und Tokio zur Hauptstadt wurde, wechselte der Kaiser von Kyoto hierher. Wenn man schon mal in Tokio ist, darf der Palast fehlen, auch wenn man eigentlich nur von weitem einen Blick darauf werfen kann. Aber der Blick ist dafür dann auch besonders fotogen. Unterschätzt habe ich nur, wie weit der Palast vom Bahnhof entfernt ist, nämlich fast eineinhalb Kilometer. Da bedankt sich der Humpelfuß natürlich herzlich. Wahrscheinlich hätte ich unterwegs doch besser auf den wild winkenden Taxifahrer reagieren und mich bequem hierher chauffieren lassen sollen.

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Ich gehe ein Stück zurück und fahre dann mit der Hibiya-Linie zur Station Tsukiji. Die Gegend ist berühmt für den Fischmarkt, bei dem schon im Morgengrauen die Tunfisch-Auktion stattfindet. Jetzt ist es schon Mittag, zu spät für den eigentlichen Markt, aber ringsum bieten die Weiterverkäufer Fisch, Meeresfrüchte und Waren aller Art an. Wie ich hier erfahre, kann man Oktopus und andere Sachen sogar getrocknet kaufen.

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In der Nähe des Fischmarkts soll es das frischeste Sushi geben, also setze ich mich in einem Lokal an die Theke und bestelle Sachen, von denen ich nicht weiß, was es ist. Bei den hinteren Sushis weiß ich es auch nach dem Essen nicht wirklich. Aber lecker schmecken die kleinen Häppchen.

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Gestärkt stelle ich fest, dass es von hier aus nach Ginza eigentlich nicht mehr weit ist, jedenfalls auch nicht weiter als wenn ich zur U-Bahn Tsukiji zurückgehen oder komplizierte Wege mit anderen U-Bahn-Linien fahren würde. Auf dem Weg komme ich noch an einer Post vorbei, und mir fällt plötzlich ein, dass ich seit zwei Tagen die fertig geschriebenen und frankierten Postkarten mit mir herumschleppe. Also schnell hinein, und weil ich keinen Briefkasten finde, gebe ich sie am Schalter ab.

Ginza, eine der Haupteinkaufsmeilen Tokios, finde ich dann relativ langweilig. Hier sind zwar durchaus exklusive Kaufhäuser und Marken vertreten, aber elegant ist das Viertel nicht. Ein paar Gebäude sehen interessant aus, ansonsten stehen hier aber die üblichen klötzchenförmigen Häuser dicht an dicht an engen Straßen. Richtig großzügig wirkt eigentlich nur das altehrwürdige Ginza-Wako-Gebäude mit seinem Uhrturm. Ich schlendere durch das Mitsukoshi-Kaufhaus gegenüber und dope mich auf der Dachterrasse mit einem erfrischenden Bier, dann tut auch der Fuß nicht mehr so weh.

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Von hier aus fahre ich mit der Ginza-Linie bis zur Station Suehirocho. Die liegt am Viertel Akihabara, Beiname „Electric Town“. Entsprechend dieses Namens gibt es hier vor allem Elektro-Artikel zu kaufen, allerdings sind hier auch Mangas und Animes stark vertreten. Und dann gibt es noch die Maid Cafés, in denen wie Zofen gekleidete hübsche junge Japanerinnen die Gäste bedienen. Auf den Straßen wird dafür Werbung gemacht, teils auf Plakaten, teils in menschlicher Form.

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Beim Herumspazieren komme ich dann zufällig am Gundam-Café vorbei und erinnere mich: Da war doch was auf der Japan-Guide-Seite. Weil der schmerzende Fuß im Moment sowieso keine Lust hat, weiterzulaufen, gehe ich hinein und stelle fest: Hier geht es nicht um Maids, sondern um eine beliebte Anime-Serie, Gundam eben, wobei ich keine Ahnung habe, ob der streng schauende Roboter, der neben der Eingangstür platziert ist, Gundam ist bzw. ob Gundam überhaupt ein Roboter ist. Auf einem Bildschirm laufen Szenen und Musik der Serie. Die Speisen und Getränke sollen davon inspiriert sein, was sich mir zumindest beim bestellten Schokoeis nicht erschließt, aber mein Kiwi-Saft sieht immerhin nach atomar verstrahlter Kühlflüssigkeit oder etwas ähnlichem aus.

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Ich gehe noch durch ein paar Manga-Läden und stelle fest: Die Titelbilder mit ballonbusigen Blondinen sind deutlich in der Überzahl. Manche sind allerdings auch ziemlich schräg.

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Und dann finde ich auf dem Weg zur U-Bahn-Stationen noch einen alten Bekannten: Super Mario! Mit dem dicken Klempner habe ich in meiner Kindheit einige Stunden verbracht. ;)

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Inzwischen ist es schon nach vier, und so langsam wird es Zeit für das letzte Ziel des Tages: Roppongi Hills. Ich nehme dorthin wieder die Hibiya-Linie. Das Ticket muss ich einzeln kaufen, denn inzwischen ist das Guthaben meiner Suica-Card aufgebraucht. Nach knapp drei Wochen Japan schaffe ich das natürlich mit links, denn auch hier gilt: Erst auf der großen Tafel die gewünschte Station mit dem dort angezeigten Fahrpreis suchen, dann ausreichend Geld einwerfen und die Taste mit dem benötigten Fahrpreis drücken. So erreiche ich eine Viertelstunde später souverän Roppongi Hills, ein erst vor ein paar Jahren neuerrichtetes Viertel um den Mori-Tower.

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Im Mori-Tower kaufe ich ein sündhaft teures Ticket für insgesamt 2000 Yen und fahre hinauf in den 52. Stock zum „Tokio View“, einer Aussichtsplattform. Von hier aus hat man einen schönen Blick hinüber zum Tokio Tower. Der ist natürlich vom Eiffelturm inspiriert, aber ein paar Meter höher. Im Sunset-Café gönne ich mir einen Cocktail mit Blick auf das Häusermeer. Leider ist es heute nachmittag dann doch noch sehr dunstig geworden und man sieht nicht weit. Aber immerhin weit genug, um zu erahnen, dass das Häusermeer auch hinter dem Horizont nicht endet.

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Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang fahre ich dann noch ein Stück höher zum Sky-Deck, einer Aussichtsplattform rund um den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Gebäudes. Langsam geht die Sonne unter, und in den Straßen gehen die Lichter der Autos an. Auch der Tokio-Tower erstrahlt plötzlich. Wunderschön, so ein Sonnenuntergang über der Stadt.

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Dann ist leider schon die Zeit des Aufbruchs gekommen. Ich muss erst mal zurück zur Tokio-Station und dort noch meinen Koffer finden. Zum Glück klappt das ohne großes Suchen, und um halb acht komme ich schließlich mit dem Koffer am Bahnsteig an, ab dem um kurz nach acht mein Zug fahren soll. Offenbar will Japan mich mit einem letzten Geschmack von Rush Hour verabschieden, denn hier steht man mal wieder quer über den Bahnsteig für die Vorortzüge an.

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Mit dem Koffer komme ich hier nicht durch, ohne wieder blaue Flecke an Pendler-Schienbeine zu hauen, aber ich habe ja noch ausreichend Zeit und kann warten, bis der nächste Zug die Menschen aufgesaugt hat, bevor ich weitergehe. Während ich beobachte, wie sich hunderte und tausende Menschen im Business-Outfit in die Züge schieben, frage ich mich kurz, ob das hier alles wirklich real sein kann. Der öffentliche Nahverkehr hier in Tokio kommt mir vor wie ein Teil einer großen Computersimulation, mit der gerade jemand testet, wie viele Menschen man in möglichst kurzer Zeit ohne Massenpanik auf engen Raum quetschen und anschließend reibungslos wieder in alle Richtungen verteilen kann. Und ich in der roten Jacke mit dem großen Koffer bin der Störfaktor, um den sich alles andere herum geschmeidig verteilen muss. Sogar jetzt, wo ich einfach nur im Windschatten des allgemeinen Treibens vor einer Säule stehe, um nicht zu stören, bin ich ein Fremdkörper. Auf japanischen Bahnsteigen steht man nicht einfach nur so rum. Mehrfach schauen mich Leute irritiert an. Vielleicht fragen sie sich, ob ich den Anfang oder das Ende irgendeiner Schlange markiere, an der man sich anstellen muss. Plötzlich komme ich mir seltsam einsam vor und bin froh, als endlich der Narita-Express in den Bahnhof rollt.

Die Fahrt bis zum Flughafen Narita dauert heute abend etwas länger als tagsüber, weil der Zug unterwegs noch drei Zwischenhalte einlegt. Um viertel nach neun erreichen wir das Terminal 1. Auf der Suche nach dem Ausgang und nach dem Shuttlebus fürs Hotel muss ich meinen Pass vorzeigen, offenbar ist der ganze Flughafen ein Sicherheitsbereich, den man ohne Pass nicht betreten darf. Draußen ist dann zum Glück schnell die Haltestelle Nr. 16 gefunden, an der sämtliche Hotel-Shuttles halten. Also kann ich mir das Geld fürs Taxi sparen und stattdessen das kostenlose Shuttle nehmen. Ich will zum Nikko Narita Hotel, und das Shuttle kommt auch schon nach 10 Minuten. Nach weiteren 10 Minuten ist das Hotel erreicht, und um kurz vor zehn bin ich schon im Zimmer. Dort lege ich alles für morgen früh zurecht und gönne mir dann noch oben in der Hotelbar mit Blick auf den Flughafen zum Abschluss des Tages einen Daiquiri.

Ausgaben des Tages
U-Bahnfahrten Y ?
Sushi Y 1800
Snacks und Getränke Y 2500
Tokio View inkl. Skydeck Y 2000
1 Übernachtung im Hotel Nikko Narita 48 Euro (vorab gebucht)

Am letzten Urlaubstag die Sonne über Tokio untergehen zu sehen: unbezahlbar
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 25.01.2015, 08:41 Uhr
18. April: Narita – Seoul – Frankfurt


Gestern morgen war ich vor fünf schon wach und fit, heute morgen komme ich beim Weckerklingeln um halb sechs kaum aus dem Bett. Der Koffer geht enttäuschend leicht zu, da hätte ich bestimmt noch ein paar zusätzliche Souvenirs unterbringen können. Um zehn nach sechs checke ich aus, und um kurz vor halb sieben fährt der Shuttlebus zum Flughafen ab. Dort ist noch alles ruhig, die Schalter öffnen kurz vor sieben, also muss ich noch etwas warten. Dann darf ich aber einchecken und erlebe mit, wie zwei Mitarbeiterinnen versuchen, meinen Koffer in die goldene First-Class-Tüte zu quetschen. Ich winke ab, danke, das muss wirklich nicht sein. Die Reise nach Hause wird mein Koffer auch überstehen, ohne vor den anderen Koffern als First-Class-Koffer anzugeben.

Asiana-Airlines scheint sich allerdings entschlossen zu haben, an meinem Rückreisetag den Spaßfaktor meiner Umsteigeverbindung ein wenig zu erhöhen. Ich habe in Seoul nur eine Stunde Zeit zum Umsteigen und weiß vom Hinflug, wie groß der Flughafen ist. Jetzt verkündet mir die Mitarbeiterin hinterm Schalter freundlich lächelnd, dass Asiana meinen Weiterflug ab Seoul um zehn Minuten vorverlegt hat. Also nur fünfzig Minuten Umsteigezeit, sehr schön. Zum Glück fühlt sich der Fuß heute morgen wieder besser an, denn der wird nachher in Seoul ganz schön was bringen müssen.

Hier in Tokio lasse ich es aber erst mal ruhig angehen, absolviere Sicherheits- und Passkontrolle, bekomme meinen Einreisezettel aus dem Pass entfernt und stattdessen einen Ausreisestempel. Dann bringe ich in einem der Geschäfte noch die letzten Yen unters Volk, unter anderem für winkende Glückskatzen und Radiergummis in Sushi-Form. Wie in Japan üblich, präsentieren die Restaurants auch hier am Flughafen ihre Angebote als perfekte Replikation im Schaufenster. Und in einer Buchhandlung bestätigt sich anhand der japanischen Reiseführer für Deutschland, was die Japaner in Deutschland am meisten interessiert: Schloss Neuschwanstein.

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Der Airbus steht am Gate und wird beladen, und um 8.35 Uhr beginnt dann auch pünktlich das Boarding für den Flug um neun.

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Ich fliege Business-Class und sitze in der zweiten Reihe, sehr schön, dann komme ich nachher wenigstens schnell aus dem Flugzeug, denke ich. Der Flug startet bald, und während wir quer über die japanische Hauptinsel fliegen, kann ich auf dem Bildschirm noch einmal ein paar der Städtenamen lesen, die ich auf meiner Reise besucht habe. Ich bin traurig, als wir schließlich das Meer erreichen und der Aufenthalt in Japan unwiderruflich zu Ende ist.

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Fünf Minuten vor der anvisierten Landezeit setzt das Flugzeug dann auch tatsächlich in Seoul auf. Um zwanzig vor zwölf verlasse ich die Maschine und marschiere so stramm wie möglich die langen Gänge entlang zum Transferbereich. An der Sicherheitskontrolle ist nicht viel los, ca. 10 Leute sind vor mir. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass ich noch Zeit für ein Foto habe, als mehrere Paare in traditioneller koreanischer Kleidung würdevoll und unbeeindruckt durch die Flughafenhektik schreiten.

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Als ich dann ein wenig außer Atem um 11.53 Uhr am Gate ankomme, hat das Boarding noch nicht einmal begonnen. Und von einer 10 Minuten früheren Abflugzeit ist hier auch nichts bekannt, der Flieger soll wie geplant um halb eins starten. Hm, habe ich das falsch verstanden? Nein, auf der Boardkarte ist tatsächlich 12.20 Uhr als Abflugzeit angegeben. Sehr witzig.

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Aber alles Beeilen und Hetzen ist vergessen, als ich schließlich das Flugzeug betreten darf. Wie ich feststelle, gibt es heute vier Leute in der First-Class: Einen anderen Passagier und mich und zwei Stewardessen. Acht von zehn Sitzen bleiben leer, und als ich mich umschaue, überlege ich unwillkürlich, wie viele japanische Hotelzimmer man wohl aus dem First-Class-Bereich machen könnte. Danach überlege ich nicht mehr viel, denn als meine Privat-Stewardess mit der Getränkekarte kommt, bestelle ich gleich mal selbstbewusst den Champagner und schlürfe schon das erste Glas, während das Boarding läuft. Weil die Stewardess beim ungefragten Nachschenken eine kleine Mücke in mein Glas befördert, muss sie natürlich noch eine zweite Sorte Champagner öffnen, und wenn der schon mal offen ist, muss ich natürlich auch den zweiten Champagner testen. Also schlürfe ich das zweite Glas, während das Flugzeug zur Startbahn rollt.

Der Flug nach Frankfurt geht dann bei gutem Essen im Alkoholrausch unter und wird im nachhinein nur verschwommene Erinnerungen hinterlassen.

Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle mit meinem Reisebericht verabschieden und mit euch auf die Reise und eure treue Begleitung mit einem Glas Champagner anstoßen.

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Vielen Dank, dass ihr mich während des langen Berichts begleitet habt. Kampai!  :)




Fazit

Mir hat es Spaß gemacht, die Reise durch meinen Reisebericht ein zweites mal zu erleben, und vom PC daheim ist es auch deutlich weniger anstrengend als vor Ort.  :)

Natürlich kann ich nach nur drei Wochen Urlaub nicht behaupten, Insiderkenntnisse über Japan und die Japaner erworben zu haben. Trotzdem kann ich mir viele Dinge heute besser erklären, die vor dem Urlaub noch ein Rätsel für mich waren. In einem Land, in dem man auf engstem Raum zusammenlebt, schon als Schüler in eine Uniform gesteckt wird und später im Standard-Business-Outfit herumläuft und den zustehenden Urlaub größtenteils aus Loyalität zum Arbeitgeber verfallen lässt, sind es wahrscheinlich die kleinen Dinge, die wichtig sind: Die Fluchten in die Welt der Mangas und Animes oder hinaus in die Parks in den Zauber der Kirschblüten.

Für mich persönlich hat diese Reise viele emotionale Momente gebracht, positive wie negative. Ich war gerührt beim Hanami, ausgelassen beim Baseball, hier und da verärgert, wenn ich mal wieder warten musste und mehr als einmal nach einem langen Tag ziemlich erschöpft. Ich habe mich aber eigentlich immer und überall gut aufgehoben gefühlt, und dafür bin ich den vielen Japanerinnen und Japanern, die mir im Verlauf der Reise geholfen haben, sehr dankbar. Meine Angst, während der Reise wahlweise ahnungslos oder panisch aber hilflos in einem Zug ins Nirgendwo zu sitzen, hat sich zum Glück kein einziges mal erfüllt.

Ich habe im nachhinein überlegt, ob und was ich anders machen würde. Mich öfter mal hinsetzen, rasten und etwas vernünftiges essen und in geeigneten Fällen auch mal öfter Taxi fahren, statt mich mit Gepäck durch die U-Bahnhöfe zu quälen, das käme auf jeden Fall auf meine Liste. Vor allem in Kyoto hätte ich am An- und Abreisetag die Strecke zwischen Bahnhof und Hotel per Taxi absolvieren sollen, statt mich durch das Gewusel der U-Bahn zu quälen. Aber da hatte ich noch den Ehrgeiz, alles per öffentlichen Verkehrsmitteln zu absolvieren. Zum Glück bin ich in dieser Hinsicht im Verlauf der Reise etwas vernünftiger geworden. Andererseits gehört es auch zum Phänomen Japan dazu, die nicht endenden Menschenströme in Bahnhöfen und Zügen mitzuerleben.

Was die Auswahl der Reiseziele und Sehenswürdigkeiten angeht, würde ich mit dem Abstand von mittlerweile einem Dreivierteljahr vieles wieder genauso, anderes vielleicht anders machen. Die vielen Tempel waren jeder einzeln für sich genommen einen Besuch wert, in der Erinnerung verschwimmt aber vieles. Da wäre weniger vermutlich mehr gewesen. In Kyoto würde ich heute wohl den ein oder anderen Tempelbesuch zugunsten eines ausgedehnten Stadtbummels aus dem Besuchsprogramm nehmen.

So oder so, Japan ist in jedem Fall eine ausgedehnte Reise wert und wird mich als Besucherin auf jeden Fall wiedersehen!  :)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Microbi am 26.01.2015, 07:54 Uhr
Vielen Dank für den wunderschönen Bericht!

Für mich war es ein Wiedersehen und eine Anregung für einen neuen Besuch, dessen Vorbereitungen schon laufen und für den ich hier nicht nur Tipps, aber auch handfeste Hilfen gefunden habe.

Die tollen Bilder haben einerseits viel Typisches, andererseits auch überraschende Details eingefangen. Ich bin mir sicher, dass einige der Leser eine mögliche Reise nach Japan nun mit anderen Augen sehen.

Arigatou gozaimashita, Flicka san! *verbeug*

Mic

p.s.: Welche Pfote hebt Dein Maneki Neko (Glückskatze) und welche Farbe hat sie?
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: snowtigger am 26.01.2015, 09:53 Uhr
Arigatou gozaimashita, Flicka san! *verbeug*

Dem möchte ich mich uneingeschränkt anschließen! Vielen, vielen Dank fürs Mitnehmen.
Ich bin nachhaltig fasziniert.  :oops:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 26.01.2015, 16:50 Uhr
Vielen Dank für eure lieben Kommentare! Ich glaube, ich habe noch nie einen Reisebericht so ausführlich und mit so vielen Fotos gepostet. Nachdem ich zu Beginn der Reiseplanung ja selbst Zweifel hatte, ob ich eine Japan-Reise alleine organisieren und problemlos absolvieren kann, wollte ich versuchen, mit meinem Bericht den Spagat zwischen Unterhaltung und Information zu bewältigen. Ich hoffe, das ist mir halbwegs gelungen. Beschreibungen dazu, wie man in Japan Zug fährt und welche Verbindungen man zwischen zwei Städten nimmt, sind ja doch etwas dröge, wenn man nicht zufällig vor hat, selbst dorthin zu reisen.

Mic san, domo arigato! Aber soll ich dir was verraten: Ich habe gar keine Glückskatze! Meine letzten Yen am Flughafen sind allesamt für Mitbringsel draufgegangen, ich habe kein bisschen Glück für mich zurückbehalten (schluchz  :wink: ).

Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: usa2008 am 26.01.2015, 17:00 Uhr
Der Spagat ist dir sehr gut gelungen, nicht nur viele schöne Bilder sondern auch jede Menge hilfreiche
Informationen. Wenn ich denn mal soweit bin, werde ich ganz sicher auf deinen Reisebericht als Planungs-
hilfe zurückgreifen.
DANKE!!!!!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 26.01.2015, 18:14 Uhr
Vielen Dank an dich!!!  :D
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Inspired am 26.01.2015, 18:55 Uhr
Zitat
Nachdem ich zu Beginn der Reiseplanung ja selbst Zweifel hatte, ob ich eine Japan-Reise alleine organisieren und problemlos absolvieren kann, wollte ich versuchen, mit meinem Bericht den Spagat zwischen Unterhaltung und Information zu bewältigen. Ich hoffe, das ist mir halbwegs gelungen.

Absolut!  :daumen: :applaus:

Mach noch mehr so schöne Reisen, damit ich mehr so Schönes zu lesen bekomme ;)

Und vielen Dank fürs Durchhalten beim Schreiben!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 26.01.2015, 19:31 Uhr
Danke für deinen lieben Kommentar und für die guten Reisewünsche! Auch wenn letztere offenbar nicht völlig uneigennützig sind.  :wink:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Antje am 26.01.2015, 21:03 Uhr
Hallo

also an der Ähnlichkeit mit dem Bahnhof Amsterdam ist schon was dran:

(http://666kb.com/i/cvl8vowjm8nno5n5c.jpg)

Antje
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Antje am 26.01.2015, 21:11 Uhr
Ach ja - und vielen vielen Dank für den wunderbaren Reisebericht!

Antje
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 28.01.2015, 20:37 Uhr
Vielen Dank fürs Mitreisen!  :D

Was die Ähnlichkeit der Bahnhöfe betrifft: Manche behaupten, der Bahnhof in Amsterdam sei Vorbild gewesen, als man in Tokio einen neuen Bahnhof gebaut habe, andere behaupten, das sei unbewiesen und wahrscheinlich falsch. Eigentlich ist es ja egal, denn zumindest würde man auf den ersten Blick nicht vermuten, dass man vor einem Bahnhof in Asien steht. Ähnlich war es mir schon in Kyoto gegangen, wo an einem Tempel ein Aquädukt aus Backsteinen errichtet wurde. Wahrscheinlich war der gute alte Backstein damals Sinnbild für japanisches Fortschrittsdenken.  :wink:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: MisterB am 06.02.2015, 12:38 Uhr
Drei Wochen waren das ?
Ich hatte beim Lesen den Eindruck das viel länger war. Hätte jetzt spontan irgendwas von 5 Wochen oder geschätzt.
War echt interessant zu lesen.

Gruß
Bernd
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 06.02.2015, 19:07 Uhr
Danke fürs Mitreisen!
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Floridiana am 20.02.2015, 00:28 Uhr
Flicka,

vielen Dank fuer deinen sehr schoenen Reisebericht. Ich freue mich schon auf meine Japanreise in einem Monat. Den ersten Reisefuehrer hab ich schon vor 30 Jahren gekauft.  :lol:
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Flicka am 20.02.2015, 00:36 Uhr
Den ersten Reisefuehrer hab ich schon vor 30 Jahren gekauft.  :lol:

Wenn das stimmt, ziehe ich wirklich den Hut vor dir. So weit im voraus plant nicht einmal ein Japaner.  :wink:

Ich wünsche eine wunderschöne Reise und drücke die Daumen, dass die Kirschblüten auch dieses Jahr pünktlich sind.  :D
Scheint auch gar nicht schlecht auszusehen:
http://www.japan-guide.com/e/e2011.html
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Floridiana am 22.02.2015, 14:40 Uhr
Vielen Dank!

(ein Baedeker, ein Reisefuehrer fuer unabhaengige Reisende, inzwischen total veraltet, und ein Onsen Fuehrer)
Titel: Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
Beitrag von: Floridiana am 27.04.2015, 01:15 Uhr
Wir sind zurueck, sehr beeindruckt von Japan. Wir haben die Kirschbluete von Knospen bis Hochbluete und dann Bluetenteppich auf dem Boden erlebt aber leider auch fast nur graues und regenerisches Wetter. Das Fruehlingsfest in Takayama fiel deswegen aus. Es schuettete stundenlang! Seit 15 Jahren der kuehlste und regnerischste April.