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Autor Thema: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan  (Gelesen 54471 mal)

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Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #135 am: 29.05.2014, 19:56 Uhr »

Die Menge fiel mir auch erst nach einiger Zeit auf und ich muss zugeben, dass ich es teilweise sogar als Stress empfunden habe. Nach der Reise kam mir Deutschland fast leer vor. Wie es wohl einem Touristen aus Wyoming gehen dürfte..? :shock:


Als Stress habe ich es zeitweise auch empfunden. Vor allem gegen Ende des Urlaubs, als ich wieder für einen Tag in Tokio war.

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #136 am: 29.05.2014, 23:08 Uhr »
Und du bisst sicher, dass es Rindersteak war und kein Rehbraten, wenn doch das Reh schon durch die Kekskäufer sozusagen finanziert war? ;)

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #137 am: 29.05.2014, 23:10 Uhr »
Und ein Foto vom Kimono? Ich würde doch gerne mal sehen, was ein  Alltagskimono ist...

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #138 am: 30.05.2014, 17:19 Uhr »
Und du bisst sicher, dass es Rindersteak war und kein Rehbraten, wenn doch das Reh schon durch die Kekskäufer sozusagen finanziert war? ;)

Ach, deshalb war das Fleisch so günstig... :wink:

Und ein Foto vom Kimono? Ich würde doch gerne mal sehen, was ein  Alltagskimono ist...

Wenn ich ja wüsste, was für einen Kimono / Yukata ich da gekauft habe...

Ich habe hinterher lang im Internet geschaut, aber so richtig schlüssig bin ich mir nicht geworden, was ich hier liegen habe. Eine Yukata ist eigentlich ein Baumwollkimono ohne Innenfutter. Sowas zieht man eigentlich nicht auf der Straße an, sondern z.B. daheim oder wenn man in einem Ryokan, einer traditionellen Unterkunft, übernachtet fürs Abendessen. Der Preis würde auf jeden Fall für eine Yukata sprechen, auch wenn das Ding gebraucht war.

Aber was ich habe, ist mit Innenfutter, und der Stoff ist zwar sicher keine Seide, sondern Synthetik, aber Baumwolle ist es definitiv auch nicht. Das spricht dann eher für einen richtigen Kimono.

Ich schaue gleich mal, ob ich mein übliches Model für eine Anprobe gewinnen kann, und dann poste ich ein Foto.  :D

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #139 am: 30.05.2014, 17:51 Uhr »

Und ein Foto vom Kimono? Ich würde doch gerne mal sehen, was ein  Alltagskimono ist...

Ich schaue gleich mal, ob ich mein übliches Model für eine Anprobe gewinnen kann, und dann poste ich ein Foto.  :D

So, mein Model hat sich zwar erst etwas geziert, aber ich konnte es dann doch überreden.  :wink:
Hier ist also der Kimono samt Obi. Der Obi ist NICHT der Schneeleopard, sondern der breite "Gürtel".


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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #140 am: 30.05.2014, 19:15 Uhr »
Der Schneeleopard ist sicherlich rein farblich ein Frühlingstyp, iinsofern harmonieren die Farben perfekt mit seinem Teint ;)

Ein ganz besonderes Souvenir, das ich zumindest in einer traditionell DEUTSCHEN Unterkunft nicht zum Abendessen tragen würde.

Nee, im Ernst, sieht gut aus und würde ich dann vielleicht im Wellnessbereich deutscher Hotels tragen.

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #141 am: 01.06.2014, 11:36 Uhr »
Ein ganz besonderes Souvenir, das ich zumindest in einer traditionell DEUTSCHEN Unterkunft nicht zum Abendessen tragen würde.

Nee, im Ernst, sieht gut aus und würde ich dann vielleicht im Wellnessbereich deutscher Hotels tragen.


Hm, dafür ist er eigentlich auch wieder zu fein, und er wiegt auch ganz schön was. Als Bademantel wäre er nicht brauchbar, und frau würde ihn auch wohl nicht in einem Ryokan zum Abendessen anziehen, denn da wäre man nach meinem Gefühl eher overdressed. Wenn ich so darüber nachdenke, muss es eigentlich doch ein richtiger Kimono sein.  :D


An alle Mitreisenden:


Den heutigen Reisetag gibts in zwei Teilen: Vormittags starten wir ins nördliche Kyoto, nachmittags besuchen wir Gion.

Ich lade gerade noch die Bilder für den ersten Teil hoch, und dann können wir auch bald starten. Und den zweiten Teil gibts dann hoffentlich morgen oder übermorgen.

Bis gleich!


Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #142 am: 01.06.2014, 11:55 Uhr »
7. April, Teil 1: Kyoto (Nördliches Kyoto)


Heute morgen verlasse ich um viertel vor acht das Hotel, kaufe mir ein paar Snacks und mache mich auf ins nördliche Kyoto. Die Regenwolken von gestern sind verschwunden, die Sonne scheint, perfektes Wetter für den Kinkakuji, den goldenen Pavillon. Zuerst nehme ich die U-Bahn Richtung Kokusaikaikan bis Kitaoji. Dort stelle ich fest, dass ich zu wenig gezahlt habe. Völlig in Gedanken versunken habe ich einfach den Betrag für zwei Stationen in die Maschine geworfen, bin aber ein paar Stationen weiter gefahren. Also muss das Ticket in die Fare Adjustment Maschine, ich muss noch 50 Yen nachzahlen und kann mit dem neu ausgestellten Ticket die Kontrollstelle passieren.

Von hier aus nehme ich den Bus Richtung Kinkakuji-michi, der netterweise gut ausgeschildert ist. Man kann direkt von der U-Bahn-Station aus einsteigen. Eigentlich will ich mir ein Bustagesticket kaufen, aber irgendwie finde ich das nirgends, Pech gehabt, dann muss ich halt jede Fahrt einzeln zahlen. Bei den Gesamtkosten dieser Reise macht das jetzt auch nichts mehr aus.

Der Bus hält ca. 100 Meter vom Tempeleingang entfernt, und als ich dort ankomme, bietet sich ein ungewohntes Bild: gähnende Leere. Huch, was ist denn jetzt los? Ist der Tempel etwa geschlossen?






Ein Blick in meine Unterlagen verrät, womit ich jetzt überhaupt nicht gerechnet hatte: Der Tempel öffnet erst um neun, also in einer halben Stunde. Auch nicht schlimm, ich setze mich in die Sonne auf eine Bank und frühstücke erst mal gemütlich. Ein Holländer gesellt sich zu mir. Wir kommen ins Gespräch über unsere Reisepläne und Erlebnisse. Ich empfehle ihm die beleuchteten Kirschblüten im Nijojo, aber er winkt ab: Abends ist er immer so kaputt, dass er es nicht mehr aus dem Hotelzimmer hinaus schafft. Irgendwie bin ich ja erleichtert, sowas zu hören, denn ich verbringe die Abende nach den anstregenden Besichtigungen ja auch sehr gerne mit einem ausgedehnten Bed-In. Außerdem ist es nett, sich mal wieder in der eigenen Muttersprache unterhalten zu können, denn der Holländer spricht gut deutsch.

Inzwischen warten schon Menschenmassen besuchsbereit vor dem Tor, und kurz vor der Öffnung des Tempels erscheint ein Mitarbeiter und ermahnt uns eindringlich, wir dürften erst losstürmen, wenn BEIDE Flügel des großen Tors geöffnet seien. Mich erinnert das ganze irgendwie an die Steinigungs-Szene in „Das Leben des Brian“, bloß dass der Mitarbeiter keine Pfeife hat und zum Glück auch niemand gesteinigt wird. Kaum ist das Tor offen, geht es auch schon los, erst zum Ticketkauf, und dann ab zum Goldenen Pavillon. Ja, da ist er und leuchtet in der Sonne.




Der Goldene Pavillon blickt übrigens auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Zuerst wurde er im 14. Jahrhundert als Ruhesitz genutzt, 1408 wurde er zum Zen-Tempel. Das heutige Gebäude ist nicht das Original-Gebäude, denn der Pavillon ist mehrfach abgebrannt. Zuletzt passierte das im Jahr 1950. Da fand ein fanatischer Mönch ihn nämlich einfach zu schön, und weil er diese Perfektion nicht ertragen konnte, brannte er ihn nieder.

Der Besucher wird in einem Rundkurs vorbei am Pavillon und dem Teich und durch den kleinen Garten geführt.












Zum Schluss warten die üblichen Glücks-Verkaufsstände, dann steht man leider schon wieder draußen. Ich gehe zur Bushaltestelle Kinkakuji-mae vor den Tempeltoren und fahre mit dem Bus Nr. 59 ein paar Stationen weiter zum Ryoanji. Der Tempel beherbergt den berühmtesten Zen-Garten Japans.

Hier bewahrheitet sich, was ich mir vorher schon gedacht habe: Ich kann einem asketischen Zen-Steingarten nicht viel abgewinnen. Der Reiseführer verrät, man könne von keinem Standort aus alle Felsen im Steingarten sehen, weil immer mindestens ein Stein von anderen Steinen verdeckt sei. Ich setze mich neben die vielen andächtig schauenden Menschen und bemühe mich, auch ein wenig andächtig zu schauen und den Steingarten auf mich wirken zu lassen, gebe aber nach fünf Minuten auf und gehe weiter.












Im äußeren Tempelgarten finden sich noch ein Teich und blühende Kirschbäume, und so ein Garten ist dann doch wieder mehr nach meinem Geschmack.












Von hier aus geht es weiter mit dem Bus Nr. 59 bis zum Ninnaji-Tempel, und den mag ich sofort. Der Tempel wurde schon im 9. Jahrhundert gegründet und vom Kaiser Uda fertiggestellt und hat eine Besonderheit: Der Kaiser Uda zog sich hierher nach seiner Abdankung als Abt zurück, so dass der Tempel seit damals auch als kaiserlicher Palast gilt, und bis 1869 diente immer ein Sohn des Kaisers als Abt im Tempel. Linkss hinter dem großen Eingangstor ist der Zugang zu den ehemaligen Palastgebäuden.
















Außerdem kann man das übrige Tempelgelände besuchen, das normalerweise kostenlos zu sehen ist, zur Kirschblütenzeit aber Eintritt kostet, also löhne ich die geforderten 500 Yen. Hier stehen auch einige spätblühende Kirschbäume, so dass sich ein Besuch vor allem dann lohnt, wenn man die eigentliche Kirschblüte verpasst hat, aber im Moment sind die Bäume noch nicht so weit. Die „normalen“ Kirschbäume stehen aber in voller Blüte.













Es ist mittlerweile schon kurz nach eins und ich will für eine kurze Pause zurück zum Hotel. Fröhlich steige ich in den vorher ausgekundschafteten Bus Nr. 26, aber nach ein paar Minuten merke ich, dass irgendetwas nicht stimmt: Eigentlich sollte der Bus Richtung Süden fahren, stattdessen fährt er einfach weiter geradeaus Richtung Westen. Eine kurze Nachfrage beim Busfahrer bestätigt, was ich mir inzwischen schon gedacht habe: Es ist die richtige Busnummer, aber die entgegengesetzte Richtung. Also raus und an der gegenüberliegenden Straßenseite an die richtige Bushaltestelle, und von hier aus fährt der Bus auch in einer Dreiviertelstunde zurück zum Hotel.

Meine im Hotelzimmer eingeplante Mittagspause schrumpft dadurch zwar auf eine halbe Stunde zusammen, aber immerhin reicht die Zeit, um mich umzuziehen und ein wenig die Füße hochzulegen.

Ende Teil 1

Microbi

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #143 am: 02.06.2014, 13:20 Uhr »
Wunderbar!

Dein Kimono ist wohl kein Yukata. Dafür aber sehr schön. Typische Yukatas haben eher geometrische Muster, und/oder sind "schlicht".

Der Goldene Pavillon! Hier sah ich die meisten Westtouristen auf meiner Reise... und riesige Seerosenblätter.

Ryoan-ji. Ich blieb gebannt, etwa in der Mitte, auf der Treppe sitzen und fühlte mich unsagbar ruhig. Dabei wußte ich über diesen Garten vorher so gut, wie nichts. Und jetzt nicht viel mehr.
So unterschiedlich kann die Wirkung dieses Unscheinbaren Platzes ausfallen.

Allerdings über die Inschrift des Tsukubais (das kleine Steinbecken) habe ich das irgendwo gefunden:

"This is the Ryōan-ji tsukubai (蹲踞?)
If each is read in combination with 口 (kuchi), which the central bowl is meant to represent, then the characters become 吾, 唯, 足, 知. This is read as "ware tada taru (wo) shiru" and translates literally as "I only know plenty" (吾 = ware = I, 唯 = tada = only, 足 = taru = plenty, 知 = shiru = know). The meaning of the phrase carved into the top of the tsukubai is simply that "what one has is all one needs" and is meant to reinforce the basic anti-materialistic teachings of Buddhism.
"

Das gefiel mir, wobei ich noch einige andere Übersetzungen, Deutungen kenne. Eine etwa i.S.v. "ich lerne nur zufrieden zu sein".

Aber japanische Gärten verzaubern mich leicht... vielleicht sah ich machmal mehr, als es zu sehen gab.  :)

Mic

Ramona26

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #144 am: 02.06.2014, 15:46 Uhr »
klasse Bilder! da bekommt man richtig Lust auf Japan, wobei ich dort bis jetzt noch nicht war.. :(

Flicka als Gast

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #145 am: 02.06.2014, 16:36 Uhr »

Dein Kimono ist wohl kein Yukata. Dafür aber sehr schön. Typische Yukatas haben eher geometrische Muster, und/oder sind "schlicht".

...

Ryoan-ji. Ich blieb gebannt, etwa in der Mitte, auf der Treppe sitzen und fühlte mich unsagbar ruhig. Dabei wußte ich über diesen Garten vorher so gut, wie nichts. Und jetzt nicht viel mehr.
So unterschiedlich kann die Wirkung dieses Unscheinbaren Platzes ausfallen.


Das würde ja dazu passen, dass es ein Kimono ist. Nicht, dass es irgendeine Rolle spielen würde, denn hier in Deutschland wäre ich weder mit dem einen noch mit dem anderen passend angezogen, wenn ich einen Fuß vor die Tür setzen würde.  :wink:

Was den Ryoanji angeht: Vielleicht hätte er anders auf mich gewirkt, wenn es morgens früh gewesen wäre, ohne die vielen anderen Besucher. Aber ich bezweifele es ehrlich gesagt. Diese magische Wirkung, die du beschreibst, konnte ich nicht ansatzweise spüren. Dafür hätte ich mich andernorts regelrecht im Kirschblütenmeer verlieren können.  :D

Flicka als Gast

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #146 am: 02.06.2014, 16:39 Uhr »
klasse Bilder! da bekommt man richtig Lust auf Japan, wobei ich dort bis jetzt noch nicht war.. :(

Ich hatte bis vor ein, zwei Jahren auch nicht richtig über Japan als Reiseziel nachgedacht, aber irgendwann hatte ich mich an der Idee festgebissen. Vielleicht verschlägt es dich ja auch mal dorthin. Ich kann es als Reiseland jedenfalls empfehlen, aber ich denke, das merkt man sowieso schon im Bericht.

Flicka

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #147 am: 02.06.2014, 20:44 Uhr »
7. April, Teil 2: Kyoto (Gion)

Nach der kurzen Mittagspause starte ich Richtung Gion. Heute nachmittag will ich die Miyako Odori besuchen. Das Ticket habe ich schon im November gebucht, und schon damals war die Vorstellung, die ich eigentlich besuchen wollte, ausverkauft. Zumindest was die Ticketkategorie betrifft, die ich mir heute gönnen will, nämlich das Special Class Ticket. Zuerst darf ich damit eine Teezeremonie besuchen, bei der eine Geisha, oder eine Geiko, wie sie hier in Kyoto heißen, unter Mithilfe einer Maiko Tee zubereitet. Dann besuche ich die traditionellen Frühlingstänze der Geikos und Maikos, die inzwischen seit über 140 Jahren im April im Kobu-Kaburenjo-Theater stattfinden.

Ich fahre ein Stück mit dem Bus, dann schlendere ich durch Gion, die Hanami-koji-Straße entlang und schaue in die kleinen Seitenstraßen, durch die sich im Gegensatz zur Hauptroute keine Autos schieben. Ab und zu sehe ich Plakate, die für die Frühlingstänze werben.








Am Theater angekommen, zeige ich meine Reservierung vor und kaufe mein Ticket. Zur Teezeremonie wird man ab zwanzig vor vier eingelassen, und natürlich warten hier eine Viertelstunde vorher schon ein paar Leute.








Ich beziehe auch Stellung, denn Naomis Mutter hatte mir vor ein paar Tagen erzählt, bei der Teezeremonie müsse man man schnell sein, um vorne sitzen zu können. Dank ihres Ratschlags schaffe ich es dann auch, in einem Raum von der Größe einer kleinen Turnhalle bei der Teezeremonie einen Platz in der ersten Reihe direkt vor der assistierenden Maiko und dicht bei der Geiko zu ergattern. So ein Glück! Schon der erste Auftritt der beiden kunstvoll zurechtgemachten Damen mit höflicher Verbeugung lässt ein Raunen durch die Wartenden gehen und ich könnte vor Aufregung auf meinem Hocker herumhüpfen.

Dann setzt sich die Geiko an den Tisch und bereitet den Tee zu. Alles folgt einer ausgeklügelten Choreographie, vom Aufnehmen und Falten des Tuchs bis zum Verrühren des Teepulvers und Aufgießen mit dem dampfenden Wasser. Ein einzelner Besucher bekommt seinen Tee, der von der Geiko zubereitet wurde, von der Maiko serviert, die anderen – wie auch ich – bekommen den Tee von den anderen Mitarbeitern. Dazu gibt eine Süßigkeit, und den kleinen Teller kann man als Souvenir behalten. Obwohl weit mehr Leute im Raum sind, als ich es mir vorher vorgestellt hatte, kommt es mir durch den Platz direkt am Teetisch viel intimer vor. Und dass man während der Zeremonie Fotos machen darf, ist das Sahnehäubchen. Ein schönes Erlebnis, und die eigentlichen Tänze kommen ja erst.








Nach einer halbstündigen Wartezeit wird man dann ins Theater gelassen, und um zehn vor fünf beginnt die einstündige Vorstellung. Fotografieren ist hier nicht erlaubt, aber zumindest beim Schlussakt kann ich nicht widerstehen und schieße ein heimliches Foto. Die Vorstellung ist traumhaft schön, auch wenn die Musik gewöhnungsbedürftig ist. Ich sitze in der Reihe 13, und etwa bis zur Reihe 12 sitzen die Maikos und Geikos rechts und links aufgereiht, spielen Instrumente und singen, während die übrigen Darstellerinnen vorne auf der Bühne und manchmal auch seitlich in unmittelbarer Nähe meines Platzes ihre Tanzdarbietungen bringen. Fast habe ich dadurch das Gefühl, Teil einer großen Bühne zu sein. Verschiedenen Szenen, vom Gruppenfächertanz bis zur Einzeldarbietung vor wechselnden Kulissen, ergeben ein wunderbares Gesamtprogramm. Normalerweise bekommt man die Geikos und Maikos nur mit viel Glück zu Gesicht, und hier singen und spielen mindestens zwanzig von ihnen. Ich bin eine von nur wenigen westlichen Besuchern, aber ich bin genauso gefangengenommen wie die Japaner.




Nach dem Besuch im Theater spaziere ich zunächst zum Yasaka-Schrein und zum Maruyama-Park. Hier herrscht ein fröhliches Treiben zwischen Essens- und Souvenirständen, Schreingebäuden und Kirschbäumen. Natürlich ist auch der zentrale Kirschbaum im Maruyama-Park beleuchtet.














Ich gehe zurück durch das Tor des Yasaka-Schreins zurück zur Shijo-Straße.




Von hier aus schlendere ich noch einmal durch Gion.






An einem Haus steht ein Taxi, viele Menschen warten mit gezückten Kameras. Wer da wohl kommen mag? Irgendein Schauspieler? Oder gar die Teenage Mutant Ninja Turtles? Ich stelle mich mal dazu und warte, und der Auflauf hier wird immer größer. Die anderen Autos kommen nicht mehr durch, da erscheint eine Frau in der Tür und ruft auf japanisch und englisch sinngemäß, die Maiko-San sei nicht da, man solle gehen. Aha, das ist wohl eine Okiya, und hier wohnt eine Maiko.




Natürlich war die Behauptung, die Maiko-San sei nicht da, eine Finte, denn als ich auf dem Rückweg wieder hier vorbeikomme, trippelt die Maiko gerade vorne ans Tor, holt etwas und huscht wieder zurück. Das reicht, um eine erneute Menschentraube zu bilden, und als das Taxi erneut vorfährt, legen sich die Leute buchstäblich auf das Auto. Ich erinnere mich daran, dass auf der Japan-Guide-Seite stand, es hätte in letzter Zeit Beschwerde über Touristen gegeben, die wie Paparazzi den Maikos und Geikos auflauerten, und jetzt weiß ich, was gemeint ist.




Schnell weg von hier, zum Shirakawa-Kanal. Eine schmale Straße führt hier an einem Bach entlang, überall sind die Bäume beleuchtet, und über den Kanal hinweg kann man die Leute in kleinen Restaurants sitzen sehen.






Eigentlich wollte ich danach noch zur Pontocho-Straße, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es dort noch schöner sein soll. Also gehe ich an Geschäften vorbei zurück zum Hotel.

Heute war der letzte Abend in Kyoto, morgen nachmittag will ich nach Osaka fahren. Es war heute ein wunderschöner Tag mit vielem, was ich mir vor dem Urlaub als typisch japanisch vorgestellt hatte: schöne Tempel und Paläste, zauberhafte Kirschblüten, anmutige Maikos und Geishas. Kyoto hat mir sehr gut gefallen, und bei dem Gedanken, dass ich morgen abend schon woanders sein werde, verdrücke ich eine kleine Träne im Knopfloch. Aber den Tag werde ich ja noch in der Stadt verbringen.



Ausgaben des Tages:

Bus- und U-Bahnfahrten: Y 1180
Snacks und Getränke Y 1200
Kinkakuji Y 400
Ryoanji Y 500
Ninnaji Palast Y 500 und Garten Y 500
Miyako Odori Special Class Ticket Y 4500
1 ÜN im Hotel Toyoko-Inn Shijo-Karasuma Y 8230
Bei einer Geiko-Teezeremonie in der ersten Reihe zu sitzen: unbezahlbar

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #148 am: 03.06.2014, 10:55 Uhr »
Toll! Und so eine Vorstellung - ich bin richtig neidisch. Ist aber auch eine gute Idee für 2015.
Ich weiß zwar, dass Du vermutlich die besten Bilder hier reinstellst, aber ich bin immer wieder erstaunt, wie es Dir gelingt auch bei bescheidenen Lichverhältnissen sehr schöne Bilder zu schießen. Selbst dann, wenn sie heimlich gemacht werden müssen. Beeindruckend.

Mic

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Re: Sakura, Sushi, Samurai - Im Frühling 2014 durch Japan
« Antwort #149 am: 03.06.2014, 11:48 Uhr »
Ich wüsste nicht, wann ich beim Lesen eines Reiseberichtes jemals so oft Wikipedia bemüht habe - immerhin habe ich nun ein wenig Grundwissen über Geishas und halte sie nicht mehr für Prostituierte.

Und ich weiß nun, dass eine Maiko mal eine Geiko werden will...

Ist wirklich sehr interessant, was du alles so gesehen und erlebt hast!