Tag 11 (Dienstag)Paklenica NP - Küstenstrasse - Naturpark Velebit - Gospic - Plitvicer SeenNach den schönen Tagen im Paklenica NP bauen wir das Zelt ab, checken aus und wollen uns noch die Ausstellung im Winnetou-Museum im Hotel Alan anschauen. Das öffnet aber erst um 11.00 Uhr und so lange wollen wir nicht warten. Wir tanken an der Dorftankstelle den Wagen voll und starten erwartungsfroh die Fahrt über die Küstenstrasse und schliesslich durchs Velebit. Erneut folgen wir der Strasse entlang der wunderschönen kroatischen Adriaküste und biegen bei Karlobag auf die Strasse 25 Richtung Gospic ab. Die Strasse schraubt sich in Kehren hinauf in die Berge und eröffnet beeindruckende Ausblicke auf die norddalmatische Küste und die vorgelagerte Insel Pag.
Kroatische Küste bei Karlobag mit der vorgelagerten Insel Pag Wir stoppen mehr als 1x in einer der Parkbuchten und lassen den Blick schweifen, verabschieden uns vom Meer und freuen uns auf die Fahrt durch den Naturpark Velebit. Mit den Höhenmetern die wir auf der malerischen Bergstrasse zurücklegen verändert sich die Vegetation, der mediterrane Einfluss schwindet und saftige Wiesen und Kiefernwälder dominieren das Landschaftsbild.
In Baske Ostarije liegt eines der Touristenzentren im Velebit, von hier starten einige schöne Wanderungen und wir schauen uns den kleinen Ort an der einen ziemlich verschlafenen Eindruck macht. Bis auf ein grösseres Hotel das sich durch eine Holzverkleidung einigermassen passend in die Landschaft einfügt, gibt es hier nicht viel zu sehen. Der Campingplatz, den wir uns für die nächste Kroatienreise anschauen, liegt ziemlich verlassen da, einfache Kategorie, Zeltwiese und ein Sanitärgebäude, mehr braucht man ja auch eigentlich nicht.
Weiter geht die Fahrt durchs Gebirge Richtung Gospic. Die Stadt Gospic ist das Zentrum der Region und verfügt über einige Supermärkte. Wir stoppen und holen kaufen uns was fürs Mittagessen und fahren anschl. ein wenig durch das Zentrum. Dabei sehen wir vereinzelt noch kriegsbeschädigte Häuser und vor allem Miltärgebäude. In unmittelbarer Stadtnähe tauchen rechts und links der Strasse plötzlich wieder die rot-weissen-Minenwarnschilder auf. Die stehen auf grünen Blumenwiesen, hängen an Zäunen, Bäumen und warnen vor der tödlichen Gefahr. Nachdenklich fahren wir weiter, welche Sorgen mögen hier die Eltern haben deren Kinder nicht in unmittelbarer Stadtnähe auf den Wiesen herumtollen können.
Gegensätze in Kroatien: schöne Gebirgslandschaft im Naturpark Velebit und Minenwarnschilder in der Krajina. Bei der Fahrt über Land durch die kleinen Dörfer der Krajina fällt uns das Fehlen beinahe jeglicher dörflicher Infrastruktur auf. Es gibt keine Handwerksbetriebe, keine Geschäfte, Tankstellen etc. Dafür sehen wir zahlreiche Kriegsruinen die zugewuchert und mit Grafiti übersät sind. Im kleinen Dörfchen Bunic wird der Wahnsinn des Krieges besonders deutlich. Die Kirche ist beschädigt, das Dach zerbomt, die Fensterhöhlen geschwärzt aber die wenigen verbliebenen Bewohner bauen ihre Kirche wieder auf: ein Gerüst steht dort und Baumaterial lagert gestapelt auf dem Grundstück der Kirche. Uns fallen die vielen alten Menschen auf, Jugendliche oder Familien mit Kindern sieht man kaum. Wir werden immer nachdenklicher und ich nehme mir fest vor, zu Hause mehr über die Ursachen und Folgen des Krieges in Erfahrung zu bringen.
Wir nähern uns Korenica und folgen den unübersehbaren Wegweisern zum Nationalpark Plitvicer Seen. Je näher wir dem Park kommen, desto mehr Hinweisschilder auf Privatunterkünfte, Pensionen, Hotels und Campingplätze finden wir vor. Doch auch hier fällt uns das Fehlen beinahe jeglicher dörflicher Infrastruktur auf und wir sorgen uns schon um den Lebensmittelnachschub und ergreifen die Gelegenheit als wir einen einladend aussehenden kleinen Supermarkt direkt an der Strasse ausmachen. Wir kaufen Obst, Würstchen und Salat, dazu noch ein paar Süssigkeiten und fahren weiter Richtung Plitvicka Jezera und Nationalpark.
Nationalparkschilder findet man an allen Strassen die die Nationalparkgrenze querenDer Ort Plitvicka Jezera ist eigentlich gar kein Ort, sondern eine Ansammlung um den Parkeingang gruppierter touristischer Einrichtungen wie Parkplatz, Verkaufsstände, Hotels und Imbissbetriebe.
Zum Übernachten haben wir uns für das
Autocamp Korana entschieden. Der Campingplatz soll einer der schönsten Plätze in Binnenkroatien sein und ist einer der beiden, in Nationalparknähe gelegenen Campingplätze bei den Plitvicer Seen. Die Registrierung auf dem Platz verläuft unkonventionell, wir müssen noch nicht mal aussteigen, sondern geben am Drive-In Schalter unsere Daten an und erhalten im Gegenzug einen kleinen Holzanhänger mit einer Nummer den wir am Zelt anbringen sollen.
Drive-in auf dem Campingplatz, das hätte irgendwo in den USA sein können, aber in Kroatien war das schon eigenartig. Der Platz ist riesengross und wir fahren mehrmals die Schleifen ab bis wir uns für einen Stellplatz entschieden haben. Der Regen der letzten Tage hat Spuren hinterlassen, auf den Fahrwegen stehen Pfützen und dort wo Wohnwagen oder Campmobile standen sind teilweise tiefe Furchen in denen schlammiges Wasser vor sich hin dampft. Der Himmel ist bewölkt, es sieht nach Regen aus und wir beeilen uns mit dem Zeltaufbau. Kaum haben wir die Planen ausgelegt und im Aussenzelt die Stangen eingefädelt, fängt es an zu schütten. Wir richten das Zelt noch schnell auf und verankern es notdürftig mit ein paar Heringen und warten den Schauer im Auto ab. Unter den mitleidigen Blicken unserer Nachbarn mit Wohnwagen oder Wohnmobil sitzen wir etwa eine halbe Stunde im Auto und knabbern Chips. Kaum hat der Regen aufgehört, bringen wir das Zelt wieder nieder, schütteln Zelt- und Bodenplanen kräftig ab und warten bis die Sonne rauskommt und binnen kürzester Zeit die Planen trocknet.
Einer der Wohnwagencamper drängt Frank eine Unterhaltung auf. So nach dem Motto das wäre ja Mist mit dem Zelt wenn es regnet. Aber Frank, genau wie ich, eingefleischter Zeltcamper antwortet ihm mit Überzeugung, dass uns ein Wohnwagen viel zu unbeweglich wäre um damit die ganzen Paßstrassen rauf und runter zu fahren und dass wir die Freiheiten lieben die uns unser Zelt lässt und mit der grossen Apside könnten wir auch gut und gerne ein paar Regentage aussitzen, von denen wir aber hier in Kroatien bisher weitgehend verschont gebleiben wären.
Jetzt klappt dem Camper entgültig die Kinnlade runter als er uns erzählt, er wäre seit einer Woche hier und bis Gestern hätte es hier nur geregnet. Jetzt hat er unsere mitleidigen Blicke sicher und etwas kleinlaut verschwindet er wieder auf seine Parzelle. Sympathisch ist der Nachbar nicht und ich möchte nicht wissen, was er seiner Frau berichtet, denn die Zwei schauen mehrmals zu uns herüber.
Unser Nordisk Tapio auf dem schönen Stellplatz im Autokamp KoranaNach dem Zelt folgt der Aufbau von Tisch und Stühlen, Einräumen von Vorzelt und Schlafkabine. Danach brutzeln wir die Bratwürste auf dem Grill, essen frischen Salat, köpfen eine Flasche Wein und reiben uns noch während des Essens ausgiebig mit Autan ein, denn lästige Plagegeister surren herum und quälen uns. Und ich habe schon ein paar juckende Einstiche am Knöchel und an den Unterarmen davongetragen.
Nach dem Essen bummeln wir noch auf dem Campingplatz herum, besichtigen das Restaurant und den kleinen Laden wo wir am nächsten Morgen frische Backwaren kaufen können. Die Infostelle des Nationalparks ist auch noch geöffnet und wir informieren uns über die Wege im Park und kaufen in dem kleinen Laden noch eine Karte des Parks wo die Wanderwege in besserem Maßstab eingezeichnet sind, da uns die Parkverwaltung bei der Frage nach einer Karte auf die Rückseite der Eintrittskarte verweist, die wir am nächsten Tag kaufen sollen.
Auf dem Campingplatz sind ein paar Biker aus Graz angekommen und haben neben uns aufgebaut. Sie haben Probleme mit ihrem Benzinkocher und wir leihen ihnen unseren Gaskocher aus damit sie was zu Essen bekommen. Daraus ergibt sich eine nette Abendunterhaltung und wir erhalten einen Tip für einen weiteren grossen Wasserfall in der Nähe von Knin, von dem nichts in unserem Reiseführer steht. Nachdem wir eine weitere Flasche Wein gemeinsam mit den Grazern ausgetrunken haben (irgendwie sind Camper meistens Weintrinker wie wir wiederholt feststellen durften
), schlummern wir weinselig ein und freuen uns auf die Wasserfälle und Seen im Nationalpark.