13. August 2020: Sandefjord – FagernesAndreas war gegen 8 Uhr als erstes wieder munter, machte einen kleinen Morgenspaziergang um die Halbinsel und fand dabei einen Geocache. Als dann die Familie aufwachte, frühstückten wir in aller Ruhe vor dem Wohnmobil und begannen dann allmählich, zusammenzupacken. Anschließend wurde noch Frischwasser aufgefüllt und der Abwassertank geleert und gegen 11:30 Uhr verließen wir den Platz.
Wir fuhren in Richtung des Ortszentrums von Sandefjord, welches uns schon beim ersten Blick recht gut gefiel.
An der Waterfront gab es einen Wohnmobilstellplatz, auf dem es noch freie Plätze gab. Allerdings stellten wir schnell fest, dass man dort nur Tagestickets inklusive Strom- und Wasseranschluss erwerben konnte und sich die meisten der dort stehenden Camper auf dem Betomplatz häuslich eingerichtet hatten. Na, da hatten wir aber einen weitaus schöneren Platz gehabt, wenngleich wir dadurch jetzt ein Exta-Parkticket benötigten. Die Tagesmiete war dann doch mehr, als wir ausgeben wollten und so suchten wir weiter, bis wir einen großen, öffentlichen Parkplatz fanden. Da unser Wohnmobil zwei Plätze hintereinander belegte, lösten wir auch zwei Tickets am Automaten und platzierten diese gut sichtbar hinter der Frontscheibe. Dann begannen wir unseren Stadtrundgang und schauten uns zunächst das nahegelegene Whalers Monument an.
Anschließend bummelten wir am Hafen entlang, wo die Restaurants gut besucht waren, auch wenn überall natürlich auf ausreichend Abstand geachtet wurde. Uns selbst stand der Sinn noch nicht auf Nahrungsaufnahme, denn wir hatten ja recht spät gefrühstückt.
Auf dem weiteren Weg ins Zentrum fielen uns einige sehr schöne Murals auf.
Die Innenstadt selbst gefiel uns gut, wirkte jedoch aufgrund der aktuellen Gegebenheiten recht verlassen.
Doreen und Lisa gönnten sich ein großes Softeis und dabei kamen wir auf den Gedanken, dass es sicher nicht schaden kann, sich für die nächsten Tage mit etwas Bargeld einzudecken. Also zogen wir am nächsten Automaten ein paar Scheine und beeilten uns dann, um vor Ablauf unserer Parkzeit zurück am Wohnmobil zu sein. Doch schon von Weitem leuchtete uns ein gelber Zettel unter dem Scheibenwischer entgegen, da hatten wir offensichtlich trotz zweier Tickets einen Strafzettel bekommen. Nach einer etwas holprigen Übersetzung wussten wir, dass die Politesse wohl der Auffassung war, wir hätten die Markierung der Parklücke überschritten. Man könne sich aber unter der angegebenen Telefonnummer bezüglich der Details erkundigen und gegebenenfalls Einspruch erheben. Da wir der Meinung waren, die beiden Parklücken durch die beiden Tickets auch ausreichend bezahlt zu haben, machten wir von dem Angebot Gebrauch und Andreas rief auf dem Amt an. Die Verständigung in einem Mix aus Norwegisch und Englisch ging erstaunlich gut und es wurde uns erklärt, dass wir über einer durchgezogenen Linie gestanden hätten. Auch wenn wir für beide Parklücken bezahlt hätten, sei dies eine Ordnungswidrigkeit und der Strafzettel über 600 NOK gerechtfertigt. Der Parkplatz sei, auch wenn dies nirgends explizit stünde, nicht für Wohnmobile und andere derart große Fahrzeuge gedacht.
Weitere Diskussionen hatten offensichtlich wenig Sinn, also beließen wir es dabei, überlegten aber immerhin noch, ob wir den Betrag für die beiden per Kreditkarte bezahlten Parktickets einfach zurück buchen lassen. Letztlich verzichteten wir auch darauf, denn dann hätten wir uns ja durch Parken ohne Parkschein eines anderen Vergehens schuldig gemacht; wer weiß, was das gekostet hätte.
Die Stimmung sackte jedenfalls ein wenig ab und auch, wenn sich nun doch allmählich der Hunger meldete, entschieden wir, in Sandefjord keinen weiteren Umsatz zu machen und weiter zu fahren. So gab es nur einen kleinen Snack aus unseren Vorräten. Dann schauten wir auf die Karte, ob es auf unserer Route ein lohnendes Ziel gäbe, welches sich mit einem kleinen Picknick verbinden ließe. Dabei stießen wir auf Drammen; an sich kein wirklich sehenswerter Ort. Zu offensichtlich ist ihre Bedeutung als Bergbau- und Metallurgiezentrum; von ihrer ruhmreicheren Vergangenheit hat ein Stadtbrand im 19. Jahrhundert leider nicht viel übrig gelassen. Der etwa 200m hohe Hausberg des Ortes bietet jedoch eine interessante Besonderheit. Die Straße zum Aussichtspunkt führt im Inneren des Berges in Form eines 1650m langen Spiraltunnels nach oben. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und dann auf dem Gipfel bei einem Picknick die Aussicht genießen.
Wir folgten also der E18 nach Norden, erreichten Drammen nach einer guten Stunde Fahrt und nachdem wir uns in der rush hour durch das Zentrum gekämpft hatten, standen wir vor der Einfahrt in den Tunnel. Dort wies ein Schild auf eine maximale Fahrzeughöhe von 3,50m hin, unser Wohnmobil hatte laut einem Aufkleber an der Frontscheibe eine Gesamthöhe von 3,66m. Etwas ungläubig sahen wir uns an, hatten wir doch in einem Reisebericht ein Video von einer Fahrt mit einem Wohnmobil gefunden. Allerdings hatte dieses keinen so hohen Alkoven und letztlich war unser Gefährt auch nur 16cm zu hoch. Wie wir es auch drehten, die Fahrt nach oben würde uns wohl oder übel verwehrt bleiben; irgendwie schien das heute ein komplett gebrauchter Tag zu sein…
Dennoch war es an der Zeit, etwas gegen unseren Hunger zu tun und auch das Wohnmobil musste nach 2 ½ Tagen mal wieder an eine Tränke. Also steuerten wir ein nahegelegenes Einkaufszentrum an, wo wir zunächst die sehr sauberen Toiletten nutzten, anschließend ein paar heiße Snacks besorgten und dann an eine Tankstelle ranrollten.
Frisch gestärkt waren wir gleich wieder besser gelaunt und setzten unsere Fahrt fort. Über die E18 und die E16 ging es weiter nach Norden, ab Hønefoss durch ein landschaftlich sehr schönes Tal, zunächst am Fluss Ådalselva und dann am Ufer des Sees Sperillen entlang.
Allmählich verfinstert sich der Himmel und über den Bergen tobt ein mächtiges Gewitter. Unten im Tal regnet es zum Glück nur etwas und irgendwann haben wir die Wetterfront hinter uns gelassen. Im kleinen Ort Nes halten wir einmal kurz an, um einen Blick auf die schöne Stabkirche zu werfen.
Auch an den Kirchen Begndal und Aurdal machen wir noch jeweils einen kleinen Fotostop.
Gegen 20 Uhr erreichen wir schließlich unser heutiges Tagesziel Fagernes. Der Ort an sich ist recht klein, durch seine Lage am Schnittpunkt der E16 und der Fv51 jedoch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Durch seine Lage am Strondalfjord und viele Ausflugs- und Wandermöglichkeiten in der Umgebung ist Fagernes auch ein beliebter Ferien- und Übernachtungsort. Für 350NOK bekamen wir auf dem Campingplatz einen wunderschönen Stellplatz direkt am Wasser, mit Strom- und Wasseranschluß und einem kleinen Steg direkt vor der Wohnmobiltür.
Wir richteten uns ein, bummelten anschließend noch ein wenig über den Platz und genossen beim Blick zum gegenüberliegenden Ufer, welches von den letzten Sonnenstrahlen in ein wunderbar warmes Licht getaucht wurden.
Danach richteten wir unser Abendbrot im Camper, denn es wurde allmählich empfindlich kalt und gingen dann der Reihe nach Duschen. Andreas setzte sich warm eingepackt noch mit einem Bier vor den Camper, sicherte die Fotos auf dem Notebook und verfolgte nebenbei den Championsleague-Ticker (RB Leipzig gewann an diesem Abend mit 2:1 gegen Athletico Madrid und zog damit ins Halbfinale ein).
Doreen und die Kinder gingen schließlich gegen 0 Uhr ins Bett, Andreas schrieb noch bis fast 1 Uhr Reisebericht und legte sich dann endlich auch zur Ruhe.
Gefahrene Strecke: 285 km
Übernachtung: Fagernes Camping (355NOK / ≈33,70€)