15. August 2020: Lom – GeirangerAm heutigen Tage standen nun die restlichen, etwa 100 Kilometer bis Geiranger auf dem Plan. Keine lange Fahrstrecke, daher ließen wir es gemütlich angehen, frühstückten in aller Ruhe und brachen gegen 11:30 Uhr auf.
Bereits nach wenigen Kilometern machten wir den ersten Halt bei der Nordberg kyrkje in Skjåk.
Anschließend ging es weiter auf landschaftlich schöner Strecke, immer am Flußufer entlang. Doch bereits nach einer weiteren Viertelstunde bewegte uns das Hinweisschild auf den Dønfossen erneut zum Halten. Der Wasserfall entpuppte sich zwar nur als bessere Stromschnelle im Otta-Fluß, dafür zog der angrenzende Campingplatz mit seinem faszinierenden Naturbad direkt neben dem Wasserfall das Interesse auf sich.
So ein bisschen bedauerten wir jetzt, daß wir gestern Abend nicht noch eine halbe Stunde länger gefahren sind. Aber letztlich kamen wir zur Erkenntnis, dass es hier doch recht eng zugeht und der große, ruhige Platz auf dem Gjeilo Campingplatz auch seine Vorteile hatte. Weiter ging es auf der E15, bis wir nach weiteren 15 Minuten den Aussichtspunkt Billingen erreichten. Hier zwängt sich der Torda durch eine enge Schlucht, bevor er kurz darauf in den Otta mündet. Unweit der Straße befindet sich ein kleines Hüttendorf, von wo aus man auf dem »Diktarstigen« (Dichtersteig) die Berglandschaft des Reinheimen Nasjonalpark erkunden kann. Von der Straßenbrücke aus hat man einen guten Blick auf die tosenden Wassermassen.
Beim genaueren Hinschauen entdeckten wir darin einen ertrunkenen Elch, der ganz offensichtlich am Steilufer abgerutscht und im Wasser verendet war.
Am Langvatnet-See zweigt die Fv63 in Richtung Westen ab, der wir von jetzt an folgten. Die kurvenreiche Straße führt durch eine spektakuläre Bergwelt. War es bei unserer Abfahrt am Morgen noch angenehm mild bei blauem Himmel und Sonnenschein, so zog sich der Himmel nun allmählich zu. Die Temperatur sank rapide und schon bald kamen schneebedeckte Berghänge in Sicht und in den kristallklaren Seen trieben große Eisstücke.
Gegen 14:00 Uhr kamen wir am Abzweig zur Dalsnibba an. Ab hier schlängelt sich eine Mautpflichtige Straße in vielen Kurven hinauf auf eine Höhe von 1466m. Von dort oben bietet sich dem Besucher ein atemberaubender Ausblick auf den 7km entfernten Geiranger Fjord. Wir zahlten am Kassenhäuschen 200NOK und nahmen die Straße mit unserem 8m langen Gefährt in Angriff. Zu normalen Zeiten wäre dies sicher aufgrund des Urlauberverkehrs eine langwierige, vielleicht sogar nervenaufreibende Sache gewesen. Aufgrund des koronabedingt geringen Touristenaufkommens gab es praktisch kaum Verkehr, so daß wir die Fahrt sogar richtig genießen konnten. Oben war es zum Glück nahezu windstill, aber dennoch ausgesprochen frisch. Wir genossen das Panorama in allen Richtungen, leider hing über den Berggipfeln in Richtung Geiranger hartnäckig eine graue Wolkendecke.
Nach einem kurzen Blick in den Souvenirshop suchten und fanden Lisa und Andreas noch einen Geocache. Anschließend machten wir noch ein paar Fotos im Schnee und fuhren dann wieder nach unten. Dabei riss allmählich die Wolkendecke auf, was uns noch einige schöne Ausblicke auf die schöne Berglandschaft bescherte.
Die Straße blieb kurvig und führte immer weiter abwärts in Richtung Fjord. Es folgten zwei weitere Aussichtspunkte auf den Geiranger-Fjord, an denen sich der Touristenrummel aber ebenfalls in Grenzen hielt. Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie es hier in normalen Reisezeiten aussieht, wenn im Hafen ein oder zwei Kreuzfahrtschiffe liegen und sich scharenweise Busse durch die Serpentinen quälen.
Am Parkplatz des letzten Aussichtspunkts machten wir noch mal ein Lomper-Picknick, bevor es ganz hinunter nach Geiranger ging. Bereits kurz nach dem Ortseingang fiel uns rechterhand ein schöner, kleiner Campingplatz direkt an einem Wasserfall auf.
Im Vorbeifahren sahen wir, daß es noch einige freie Plätze gab und wir überlegten kurz, ob wir hier kurzerhand gleich einchecken sollten. Die Einfahrt hatten wir aber gerade verpasst und ein Umlenken auf der schmalen Straße wäre mit unserem Dickschiff nicht so ohne weiteres machbar gewesen. Also fuhren wir erst einmal bis ganz hinunter an den Fjord und schauten uns dabei ein wenig um. Der Ort ist eigentlich gar nicht groß; ein paar Hotels und Restaurants, ein kleiner Lebensmittelladen, eine handvoll Souvenirshops an der Straße und natürlich der Hafen, wo die Fähre nach Hellesylt und im Normalfall auch Kreuzfahrtschiffe anlegen. Letztere fehlen in diesem Jahr natürlich und so wirkt alles eher ein wenig verschlafen. Der große Campingplatz neben dem Hafen gefiel uns nicht so gut und der Platz am Geiranger Feriesenter, unterhalb der spektakulären Serpentinenstraße zum Ørnesvingen Aussichtspunkt, war bereits voll belegt. Also drehten wir dort wieder um und fuhren zurück zu dem vorhin schon für gut befundenen Vinje Camping, wo wir einen schönen Stellplatz mit Blick auf den Fjord bekamen.
Wir liefen noch einmal die Straße hinunter in den Ort, kauften ein paar Lebensmittel in dem überraschend gut sortierten, kleinen Laden und gingen dann zum Fährterminal.
Für morgen hatten wir die Fährpassage durch den Geirangerfjord geplant und wir wollten uns nach den Abfahrtszeiten erkundigen. Die Fähren verkehren vier Mal täglich im Drei-Stunden-Takt und normalerweise sollte man sich in der Ferienzeit mit genügend Zeitreserve anstellen, um einen der begehrten Plätze zu bekommen. Die Abfahrt um 11 Uhr würde uns ganz gut passen und wir beschlossen, uns morgen früh etwas mehr zu beeilen als sonst, um gegen 10 Uhr am Anleger zu sein. Sollte das nicht ausreichen, hätten wir noch Zeit zum Bummeln, kämen aber um 14 Uhr mit ziemlicher Sicherheit mit an Bord.
Für den Rückweg zum Campingplatz entdeckten wir einen Wanderweg entlang eines Wasserfalls, der zwar über unzählige Stufen führte, uns aber immerhin die Serpentinen entlang der Straße ersparte.
Zum Abendbrot gab es heute Nudeln mit Bolognese, die wir ganz mutig noch draußen vor dem Camper verspeisten. Es wurde dann aber rasch kühl, so dass wir uns sehr bald ins Innere zurückzogen. Während Vincent für seine nach dem Urlaub angesetzten Semesterprüfungen lernte, testete der Rest der Familie den Fernseher. Solchen Luxus hatten wir bisher noch nie in einem Wohnmobil und haben ihn ehrlich gesagt auch noch nicht vermisst. Aber wenn die Technik nun schon mal an Bord war, dann wollten wir sich auch einmal nutzen. Nach dem Einschalten klappte der auf dem Dach befindliche Satellitenspielgel aus, begann, nach einem Astra-Satelliten zu suchen und klappte nach einigen erfolglosen Runden wieder ein. Die Felswände ringsherum waren offensichtlich so hoch, dass kein freier Blick auf den nur wenig über dem Horizont stehenden Satelliten möglich war. Ein großer Verlust war das nicht für uns, aber da wir uns nun mal auf einen Fernsehabend eingestellt hatte, schauten wir eben einen Film von DVD. Die Wahl fiel auf „Kundschafter des Friedens“, wobei wir uns ganz gut amüsierten.
Da wir am nächsten Morgen aber pünktlich aufstehen und aufbrechen wollten, ging es anschließend ganz schnell die die Betten.
Gefahrene Strecke: 105 km
Übernachtung: Vinje Camping (395NOK / ≈37,50€)