22. August 2020: Trondheim – RørosGegen 8 Uhr wurden wir vom Nachbarn geweckt, der relativ laut seinen Wohnwagen abreisefertig machte. Kurz darauf begann es zu regnen und so dösten wir noch eine Weile. Der Regen hatte aber recht bald hat ein Ende, es war sogar recht warm und so entschieden wir, draußen zu frühstücken. Das schafften wir ziemlich genau, bevor es wieder zu nieseln begann, also packten wir rasch zusammen und waren gegen 11:15 Uhr abfahrbereit. Auf dem Weg zur Ausfahrt fuhren vor uns zwei andere Wohnmobile. Kurzerhand entschieden wir, über einen kleinen Seitenweg abzukürzen was uns die Pole Position an der Dump Station bescherte. Nach dem Leeren des Abwassertanks und dem Auffüllen von Frischwasser gingen die Mädels noch einmal rasch zur Toilette und gegen 11:45 Uhr verließen wir den Platz.
Bei unserer ursprünglichen Planung hatten wir nach dem Besuch von Trondheim einen Abstecher in Richtung Polarkreis vorgesehen. Durch die zusätzlichen Tage auf dem Weg nach Geiranger bzw. Trondheim und den Ruhetag auf Runde waren wir dem Plan jetzt drei Tage hinterher und der Abstecher nicht mehr zu schaffen. Damit war heute der Wendepunkt unserer Tour, ab jetzt sollte es allmählich wieder in Richtung Heimat gehen. Einige fahrlastige Strecken der Rückreise würden sich dadurch entspannen und uns mehr Zeit für Details am Wegesrand lassen.
So fiel es uns leicht, heute noch einmal nach Trondheim zu fahren, um den Kuhaugen Aussichtspunkt anzusteuern, von dem wir erst gestern Abend gelesen hatten.
Neben dem schönen Blick auf die Stadt ergab sich für Andreas noch die Gelegenheit, einen der ältesten Geocaches Norwegens zu finden. Dann verließen wir Trondheim aber endgültig, folgten der E6 nach Süden und bogen bei Støren auf die Rv30 ab. Die Straße führte recht unspektakulär entlang eines Baches und einer Bahnlinie durch den Wald und einige Hügel. Bis auf einige Schafe hier und da gab es wenig zu entdecken. Was uns aber auffiel war, dass die Menschen hier ganz offensichtlich ein Faible für alte amerikanische Straßenkreuzer haben. Denn immer wieder begegneten uns sehr schön restaurierte oder aufgemotzte Fahrzeuge. Eine willkommene Abwechslung waren dann die Haltdalen Kirkje und die gleich daneben befindliche Stavkirkje, die wir natürlich wieder nur von außen besichtigen konnten.
Wenig später nutzten wir einen der Picknicktische am Eafossen für eine Pause, liefen anschließend zur alten Straßenbrücke und genossen von dort den Blick auf den Wasserfall.
Die Weiterfahrt zog sich dann etwas in die Länge und es machte sich Müdigkeit breit. Da entdeckte Doreen auf einmal einige Rentiere am Straßenrand. Wir drehten um und fuhren zurück, wobei Andreas in einiger Entfernung etwas Größeres die Straße überqueren sah. Sollte das etwa ein Elch gewesen sein? Wir fanden es leider nicht mehr heraus, die Rentiere konnten wir jedoch noch eine ganze Weile beobachten.
Als wir weiterfuhren, sahen wir auf einmal eine weitere, kleine Herde Rentiere, die jedoch rasch die Flucht ergriff und im Wald verschwand. Ein Jungtier hatte aber offensichtlich den Anschluss verpasst, kam neugierig näher, drehte dann aber auch ab und folgte der Herde.
Aufgrund dieser Tierbegegnung waren wir zumindest alle schlagartig wieder hellwach, ließen die Blicke aufmerksam links und rechts der Straße schweifen, konnten jedoch keine weiteren Tiere entdecken.
Das Wetter war recht wechselhaft, immer wieder gab es kurze Regenschauer, auf die aber schnell wieder Sonnenschein folgte. Die Ortschaften, die wir nun passierten, waren alle winzig klein und hatten nur selten einen Markt oder eine Tankstelle. Wo wohl die Anwohner hier die Dinge des täglichen Bedarfs einkaufen? Als wir in Ålen einen Coop sahen, nutzten wir die Gelegenheit für einen Einkauf, denn es war nicht absehbar, ob und wann sich eine weitere Möglichkeit bieten würde. Als Tagesziel hatten wir einen Campingplatz in der Nähe von Røros ausgesucht. Über diese Stadt hatten wir gelesen, dass es eine historisch gewachsene Minenarbeitersiedlung sei und erwarteten daher einen ähnlich unspektakulären, von Beton und anderen Bausünden der Vergangenheit geprägten Ort, wie Drammen. Am Ortseingang fanden wir zunächst eine Tankstelle und stillten dort den Durst unseres Wohnmobils. Auch dort begegneten uns wieder einige alte amerikanische Autos und als wir einen der Fahrer danach befragten, erfuhren wir, dass an diesem Wochenende das jährliche Mitsommer-Oldtimertreffen in Røros stattfand.
Entsprechend sahen wir im Ort noch einige weitere tolle Classic Cars.
Røros selbst überraschte uns auch. Nur ein Straßenzug von der Hauptstraße entfernt präsentierte sich das historische Viertel mit vielen schön restaurierten Gebäuden aus der Blütezeit des Bergbaus. Wir bummelten durch die Gassen und fotografierten, bis die Auslöser glühten. Das Museum Smelthytta hatte zwar bereits geschlossen, doch auch schon der Blick von den dahinter aufgeschütteten, riesigen Abraumhalden über den Ort begeistert uns.
Dieses wunderschöne Stück lebendige Geschichte hatten wir so gar nicht auf dem Schirm gehabt und hätten es beinahe verpasst…
Irgendwann rissen wir uns los und fuhren die letzten Kilometer bis zu dem von uns auserkorenen Hummelfjell Campingplatz. Dieser war nirgends ausgeschrieben, aber an den Koordinaten der Einfahrt begrüßte uns ein Schild auf dem Røste Camping. Offensichtlich hatten hier wohl nur der Besitzer und der Name gewechselt, denn einen anderen Platz gab es in der Umgebung tatsächlich nicht.
Wir suchten uns einen schönen Rasenplatz aus, bauten Tisch und Stühle unter der Markise auf und machten es uns gemütlich.
Nach dem Abendbrot frischte dann aber auf einmal der Wind auf, so dass wir die Markise lieber wieder einrollten und uns nach drinnen zurückzogen.
Zwei Spielrunden und eine Fernsehshow später war es dann auch schon wieder 0 Uhr und wir verkrümelten uns in die Betten.
Gefahrene Strecke: 186 km
Übernachtung: Røste Camping (300NOK / ≈28,50€)