13. Juli 2010: Vienne – Vaison-la-RomaineEs ist wieder um 8:30 Uhr, als wir gemeinsam aus den Federn kriechen. Irgendwie scheinen wir uns auf diese Zeit einzupegeln.
Auf dem Zeltplatz herrscht schon reger Betrieb, wir dagegen lassen es wieder in Ruhe angehen. Wir frühstücken, packen unsere Sachen zusammen, füllen das erste Mal Frischwasser auf und leeren die Abwassertanks. Dann geht die Fahrt gegen 10:30 Uhr weiter. Ein Blick auf die Armaturen zeigt, dass sich das Motorproblem über Nacht selbst repariert hat; offensichtlich hing es wohl doch nur mit dem starken Regen gestern zusammen. Zunächst müssen wir aber mal eine Tankstelle finden, unser Wohnmobil meldet noch eine Reichweite von 40km. An der ersten Zapfsäule rauschen wir zu schnell vorbei, die war aber auch winzig und unscheinbar. Hinter uns kommen weitere Fahrzeuge und so ist auf ein Umdrehen auf dem schmalen Sträßchen hier nicht zu denken. Also fahren wir weiter durch hübsche kleine Ortschaften mit sehenswerten, alten Natursteinhäusern und erreichen bald die Nationalstraße N7. Dieser folgen wir in Richtung Valence, irgendwo hier wird schon noch eine Tankmöglichkeit kommen. Im nächsten Dorf ist die Zufahrt zu dem gestern von uns gesuchten Campingplatz St-Clair-Du-Rhone ausgeschildert. Den brauchen wir nun auch nicht mehr; auf dem La Bontemps war es auch schön, wenngleich einiges teurer…
In der nächsten größeren Ortschaft sehen wir die Auffahrt zur Autobahn und auch gleich die erste Mautstelle, kurz dahinter entdecken wir aber einen riesigen Supermarché, der auch über eine Tankstelle verfügt. Zum Kampfpreis von 1,12€/l Diesel tanken wir voll und rollen dann zur Autobahn. Die Fahrt geht zügig voran, auch wenn der Verkehr hier einiges dichter ist, als in den letzten Tagen. Bald haben wir Montélimar erreicht und biegen kurz darauf an der Abfahrt 15 in Richtung Donzére ab. Kaum ist man von der hektischen Autobahn runter, befindet man sich in einer anderen Welt. Die ruhige, schmale Straße führt durch hügeliges Land, immer wieder vorbei an Weinbergen und Lavendelfeldern. Das erste Bergdorf ist gleich richtig sehenswert und wie machen einen kleinen Fotostopp.
Dabei entdecken wir die Hinweistafel auf das Domaine Rozel, eines der vielen Weingüter hier, die zur Gratisverkostung einladen. Da lassen wir uns doch nicht lange bitten und so stehen wir nur wenige Minuten später auf dem Hof des Anwesens und läuten an der Glocke.
Ein freundlicher junger Winzer öffnet den Keller und bittet uns hinein, die beiden kleinen Hunde erschrecken mit ihrer wilden Begrüßung aber erst mal unsere Kinder ein wenig. Lisa muss sogar auf den Arm genommen werden, damit sie sich wieder beruhigt. Wir probieren drei Roséweine, entscheiden uns für einen leckeren Cinsault-Carignan und nehmen auch noch ein Glas Lavendelhonig mit. Inzwischen geht es auf 14:00 Uhr zu, wir sollten also langsam nach einem Picknickplatz für´s Mittagessen Ausschau halten. In Grignan finden wir ein schattiges Plätzchen vor dem Eingang zum sehenswerten Chateau, welches sehr fotogen auf einem kleinen Hügel inmitten eines Lavendelfeldes thront.
Während das Mittagessen so vor sich hin kocht, wandeln wir durch den Lavendel und genießen den tollen Blick und den berauschenden Duft. Aufgrund der unglaublichen Hitze entscheiden wir uns, das Chateau nicht näher zu besuchen und so fahren wir nach dem Essen weiter in Richtung Nyons. Immer wieder führt die Straße durch Weinberge, Lavendelfelder und kleine Bergdörfer mit unglaublich engen Gassen. Über die D538 erreichen wir schließlich Noyns, fahren durch die sehenswerte Altstadt hindurch und finden schließlich den in unserem Reiseführer beschriebenen Wohnmobil-Stellplatz am Fluß neben dem Schwimmbad. Für 2€ kann man hier eine halbe Stunde parken, darüber hinaus wird sofort die Tagesgebühr von 9€ fällig. Da ringsherum jedoch Halteverbot für Wohnmobile ausgeschildert ist, überlegen wir nicht lange und stellen unser Gefährt hier ab. Am Ufer entlang gehen wir in Richtung der alten Ölmühle, gleich neben der sehenswerten Römerbrücke.
Im Laden der Mühle probiert Doreen einige Olivenöle, bevor sie sich für ein Fläschchen entscheidet und auch eine Auswahl der leckeren Oliven nehmen wir für heute Abend mit. Anschließend bummeln wir noch ein wenig durch die Altstadt, erkaufen uns die gute Laune der Kinder mit einem Eis und dem Versprechen, wieder einen Campingplatz mit Pool zu suchen.
Eine Erfrischung haben aber auch wir dringend nötig, die Hitze ist nahezu unerträglich. Also befragen wir den ADAC-Campingführer und entscheiden uns für den Domaine du Sagittaíre, der neben einer großen Badelandschaft auch mit Sport- und Unterhaltungsangeboten und Kinderprogramm lockt und mit Sicherheit einer der Spitzenplätze der Region ist, was sich natürlich auch im Preis niederschlägt!
Doch zunächst stehen wir vor der Aufgabe, unser Wohnmobil vom Stellplatz in Nyons wegzubewegen. Der Kassenautomat an der Schranke verlangt 9€, bietet eine Bedienung in sechs Sprachen, darunter auch in Deutsch und akzeptiert ausschließlich Kreditkarten. Kein Problem, die VISA unserer Hausbank musste bei den zahlreichen Mautstationen schon oft herhalten und hat immer anstandslos funktioniert. Macht sie hier auch, der Automat möchte aber diesmal eine PIN dazu! Die habe ich zwar, aber natürlich nicht im Kopf, wann braucht man schon mal die Pin zur Kreditkarte, wenn man daheim stets die EC-Karte benutzt.
Also zweiter Versuch mit der DKB-VISA-Card. Der Kartenleser bringt eine französische Fehlermeldung, der Kassenautomat bestätigt den Abbruch der Aktion in Deutsch…prima!
Drei Weitere Versuche in allen denkbaren Positionen des Magnetstreifens bringen auch kein anderes Ergebnis, also übersetzen wir mit Hilfe des Wörterbuchs die Fehlermeldung: „Karte stumm!“ Na toll, dass sie nicht funktioniert, haben wir selbst schon festgestellt. Wir probieren Doreens Visa-Karte von unserer Hausbank, brechen aber nach zwei falschen Pineingaben ab. Dann ist Doreens DKB-Visa-Karte in allen vier Positionen dran, auch Fehlanzeige. Wir sehen uns hilfesuchend um und finden die Telefonnummer der örtlichen Gendarmerie, die als einziger Service am Kassenautomaten aufgedruckt ist. Bevor wir die aber wählen, geben wir Doreens Hausbank-Visakarte noch eine Chance. Der Automat ermahnt uns, daß dies der dritte und letzte Versuch ist und… akzeptiert die eingegebene Zahl. Die Schranke öffnet sich und wir können endlich dem Campingplatz mit dem rettenden Pool entgegenstreben...
Die Ausschilderung ist gut und schon bald stehen wir vor den Toren des Domaine du Saggitare und lesen uns den Preisaushang durch: 32€ für das Wohnmobil, 8€ pro Erwachsenem und 5€ pro Kind. Teurer sind wir noch nirgends untergekommen, aber versprochen ist versprochen, also Augen zu und durch. Aber denkste! Der Platz ist voll ausgebucht, für morgen könnten wir eine Reservierung bekommen. Nein, danke! Dann fahren wir lieber noch die zehn Kilometer bis Vaison-la-Romaine, dort gibt es mindestens drei Plätze, die auch einen Pool bieten und deutlich günstiger sind. Nach wenigen Minuten stehen wir mit unserem Fahrzeug auf einem wunderschönen Platz auf dem Camping Le Soleil de Provence, inmitten von Weinbergen und mit Blick auf den Mont Ventoux. Kostenpunkt? Keine Ahnung, wir sollen morgen bei Abfahrt zahlen. Kaum ist das Wohnmobil geparkt und die Markise ausgefahren, traben wir in Badesachen über den Platz und erfrischen uns nach Herzenslust im Wasser. Zunächst teilen wir den Pool noch mit einer Schar lärmender Kinder, aber schon bald wird es ruhig und wir haben das Wasser für uns… bis wir um 20:00 Uhr freundlich darauf hingewiesen werden, dass der Pool jetzt geschlossen ist! Wir ziehen uns zu unserem Wohnmobil zurück, essen Abendbrot und spazieren anschließend noch eine Runde über den Platz. Am Pool ist inzwischen Disco und während sich Lisa auf der Hüpfburg nebenan austobt, lassen wir uns mit Vincent zusammen an einem Tisch in der Nähe der Bar nieder. Doch lange halten die Kinder nicht mehr durch, also bringen wir sie zu Bett und beschließen den Abend bei einer Flasche Roséwein und Oliven vor unserem Wohnmobil.
Gefahrene Strecke: 180km
Übernachtung: Camping Le Soleil de Provence ( 37€)