24. Juli 2010: Seyne – Gap – GrenobleAndreas wachte kurz nach 6:00 Uhr auf und konnte nicht mehr einschlafen. Also stand er auf und tippte die Reisenotizen des gestrigen Tages; danach kuschelte er sich wieder in das warme Bett und auf einmal klappte es auch wieder mit dem Schlaf. Gegen 9:00 Uhr stand Doreen auf und besorgte Baguette und Croissants, anschließend purzelten auch die Kinder aus dem Bett und schließlich um 9:40 Uhr auch Andreas. Gefrühstückt wurde wieder draußen, aber zur Abwechslung suchten wir mal nicht den Schatten, sondern rückten die Stühle ins wärmende Sonnenlicht. Es ging ein ziemlich starker Wind, so stark sogar, daß Andreas sicherheitshalber die Markise einholte, damit sie nicht beschädigt würde. Nach dem Frühstück war Lisa sofort wieder auf dem Spielplatz verschwunden, während sich Vincent seinem Nintendo widmete. Andreas packte alle Sachen zusammen, während Doreen zur Rezeption ging und den Platz bezahlte. Gegen 11:35 Uhr starten wir den Motor, pflücken Lisa im Vorbeifahren vom Spielplatz und es stellte sich allgemein die Frage, wieso Andreas den ganzen Urlaub über morgens immer so antreiben musste, wenn der Abfahrtszeitpunkt auch ohne sein Drängen der gleiche ist…?
Wir fuhren die schmale Straße zurück in den Ort und natürlich kamen uns auch heute an der engsten Stelle zwei Traktoren entgegen. Auch im Ortskern von Seyne wurde es noch einmal eng, denn es war Wochenende und in den Straßen fand ein großer Trödelmarkt statt.
Nach dem Ortsausgang wand sich die Straße wieder kurvenreich bergan bis zu einem Pass, von dem aus wir einen wundervollen Blick auf den Lac de Serre Ponçon und den darüber liegenden Ort Saint Vincent les Forts hatten.
Wir bogen auf eine kleine Stichstraße ab, die hinauf in den Ort führte und sahen schon von weitem, daß hier heute offensichtlich eine Art Volksfest gefeiert wurde. Eine große Wiese war als Parkplatz abgesperrt worden; daneben gab es eine Reihe von Verkaufsständen, an denen mittelalterlich gekleidete Handwerker ihre Kunst demonstrierten und Waren zum Kauf anboten. Wenige Meter dahinter bereitete eine Gruppe von Paraglidern ihre Schirme zum Start vor. Wir parkten auf der noch recht leeren Wiese, sahen dem bunten Treiben eine Weile zu und liefen dann ein paar Schritte in den Ort hinein, der nur aus ein paar Wohnhäusern und einer Gaststätte zu bestehen schien. Viel gab es nicht zu sehen und auch auf die Besichtigung des ehemaligen Forts, welches auf einer Anhöhe über dem Ort lag und diesem seinen Namen gab, verzichteten wir. Ein Muss dagegen war ein Foto von unserem Sohn vor dem Ortseingangsschild zur Erinnerung, dann kehrten wir zurück unserem Wohnmobil.
Wir fuhren zurück zur Hauptstraße und bogen nach wenigen Minuten auf die D900b ab, der wir bis nach Gap folgten.
Diese Stadt empfanden wir als nicht sonderlich sehenswert, war sie doch von einer Menge Bausünden geprägt, wie wir sie in ähnlicher Form aus Zeiten des Sozialismus in Ostdeutschland nur zu gut kannten. Wir ließen Gap daher rasch hinter uns und fuhren nun entlang der Nationalstraße N85. Diese schlängelte sich in engen Kehren mit bis zu 12% Steigung bergan und auf der anderen Seite des Gebirgskammes wieder hinab. Immer wieder waren wir heftigen Böen ausgesetzt, das Wohnmobil bot dem Wind eine große Angriffsfläche und so war es zeitweise schwierig, das Fahrzeug in der Spur zu halten. Gegen 13:45 Uhr fanden wir einen Rastplatz im Tal und machten Mittagspause. Hier war es nicht mehr so windig und wir konnten uns zum Essen an einem Picknicktisch niederlassen. Anschließend gab es noch einen Kaffee, dann setzten wir unsere Fahrt fort. Es folgte wieder eine Reihe unglaublich enger Serpentinen, die sich mit zum Teil sehr steilen Passagen abwechselten. Dabei boten sich immer wieder tolle Ausblicke auf die spektakuläre Hochalpenlandschaft. In La Mure fanden wir einen Supermarché, der am Sonnabendnachmittag noch geöffnet hatte, nutzten die Gelegenheit zu einem Einkauf und füllten noch einmal den Tank unseres Wohnmobils auf; bei einem Dieselpreis von 1,10€/l konnten wir diese Gelegenheit einfach nicht verstreichen lassen.
Im weiteren Verlauf der Straße in Richtung Grenoble sahen wir immer wieder Warnschilder wegen des starken Gefälles; für LKW über 3,5t und Busse war diese Route sogar ganz gesperrt, dafür gab es eine Bypass-Strecke. Unser Fahrzeug lag knapp unterhalb der Gewichtsgrenze und wir fieberten der angezeigten Schlüsselstelle der Straße mit Spannung entgegen. Nach einer Weile erreichten wir eine Schranke, die von Fahrzeugen unter 3,5t passiert werden darf, wenn der Fahrer einen roten Knopf drückt, damit ein Bediensteter das Auto kontrollieren kann. Bei uns öffnete sich die Schranke jedoch auch ohne Druck auf den Knopf nach einer Weile und letztlich war es auch nur halb so schlimm. Die Abfahrt war zwar steil, mit einem niedrigen Gang und Motorbremse jedoch problemlos zu fahren. Da hatten wir in Norwegen und Kanada schon ganz andere Routen mit dem Wohnmobil befahren, vor denen nicht so drastisch gewarnt worden war. Wie wir später jedoch gelesen haben, ist vor einigen Jahren ein polnischer Reisebus auf der Strecke verunglückt, der die Umleitung ignoriert hatte und einen Abhang hinunter gestürzt war, wobei es zahlreiche Tote und Verletzte gab. Die Umleitung existiert also schon nicht ganz ohne Grund.
Wir fuhren weiter und passierten bei Laffrey das Reiterstandbild Napoleons an der Prairie de la Recontre. Es erinnert daran, wie der Kaiser bei seiner Rückkehr von der Insel Elba hier auf ein feindliches Bataillon traf und es ihm gelang, der Verhaftung zu entgehen und seine royalistischen Gegner statt dessen auf seine Seite zu ziehen. Der Touristenrummel war groß, was uns dazu veranlasste, hier nicht zu verweilen, sonder rasch weiter zu fahren. Interessant war für uns aber die Menge an Reisebussen hier, für die die Strecke doch eigentlich gesperrt war…
Wir erreichten Vizille und sahen in der Gegenrichtung einen riesigen Stau, der bis zur Autobahn A51 zurück reichte. Offensichtlich hatten an diesem Wochenende in Frankreich die Ferien begonnen und entsprechend groß war der Andrang in Richtung Süden. Wir folgten der Autobahn bis nach Grenoble und waren beeindruckt von der tollen Landschaft, die die Stadt umgibt. Hier vereinen sich die Flüsse Isère und Drac vor einem imponierenden Alpenpanorama. Grenoble selbst fanden wir architektonisch aber eher enttäuschend, zumindest begeisterte uns das, was wir im Vorbeifahren von der Stadt sahen, nur wenig. An der Ausfahrt 24, kurz vor Beginn der Mautpflicht, verließen wir die Autobahn und fuhren noch 15km auf der Landstraße bis Theys. Wir hatten aus dam ADAC-Campingführer den Camping Les 7 laux herausgesucht und nahmen diesmal gleich von vornherein das GPS zu Hilfe. Das stellte sich auch als eine kluge Entscheidung heraus, denn die schmale Bergstraße, die zu dem entfernt in den Bergen gelegenen Platz führte, hätten wir sonst sicher nicht so schnell gefunden. Die Lage war aber exzellent mit einem schönen Blick ins Tal und auch hier gab es wieder einen beheizten Pool. Allerdings war es heute so kühl, daß keiner von uns wirklich Lust auf ein Bad verspürte. Lisa erkundete sofort wieder den Spielplatz, während Vincent sich mit seinem Nintendo beschäftigte. Andreas ging Duschen, unterdessen machte Doreen ein wenig Ordnung im Wohnmobil und wischte mal wieder durch. Anschließend spielten wir alle gemeinsam noch eine Runde Rommé, bevor wir uns zum Abendessen setzten; diesmal aber ins Wohnmobil, denn die Außentemperatur war inzwischen auf 13°C gefallen. Während Doreen mit den Kindern Duschen ging, erledigte Andreas den Abwasch. Allerdings nicht in der Spüle, sondern in einer separaten Schüssel, denn die Abwassertanks waren mal wieder voll und wir hatten heute keine Gelegenheit zum Leeren gefunden.
Den Tag ließen wir bei einer Flasche Rosé ausklingen. Andreas tippte nebenbei noch ein wenig am Reisebericht und gegen 23:30 Uhr legten wir uns schlafen.
Gefahrene Strecke: 195km
Übernachtung: Camping Les 7 Laux (29€)