So, bevor es noch offizielle Beschwerden gibt (einige Anfragen hinter den Kulissen gab es ja schon
) mache ich mal rasch mit dem nächsten Tag weiter...
19. Juli 2010: Roussillion – Apt – Lourmarin – Saignon – Apt – RustrelHeute stand eine Luberon-Rundfahrt auf unserem Plan. Unser Reiseführer bot jeweils eine Route entlang des Großen und des Kleinen Luberon an. Da wir heute auch noch die Ockerbrüche bei Rustrel besuchen wollten, hatten wir keine Zeit für beides und entschieden uns für den Großen Luberon.
Schon am Vormittag war es wieder unglaublich heiß, daher genehmigten wir uns und den Kindern nach dem Frühstück noch ein Bad im Pool. Anschließend wurde zusammengepackt, der Abwassertank und die Campingtoilette geleert und gegen 12 Uhr waren wir bereit zur Abfahrt. Zunächst führte uns der Weg nach Apt. Hier herrschte ein ziemliches Verkehrschaos, so daß wir uns entschieden, gleich an der ersten Kreuzung abzubiegen und in Richtung Lourmarin zu fahren. Doreen hatte heute wieder das Steuer übernommen und hatte schon nach kurzer Zeit ausreichend Anlass, über die unglaublich schmalen, kurvenreichen Straßen zu klagen. Als Fahrer konnte sie nur wenig den vielen schönen Ausblicken genießen, musste sie doch stets konzentriert den Blick auf die Straße heften.
In Lourmarin hielten wir für einen kurzen Blick auf das Chateau, dann fuhren wir auf der D956 über Cucuron nach Grambois, wo wir auf die D33 abbogen. Von den Dörfern entlang der Strecke war keines so spektakulär, daß es einen längeren Halt wert gewesen wäre. Also hielten wir Ausschau nach einem geeigneten Platz für ein Picknick und machten gegen 14 Uhr eine Pause am Straßenrand im Schatten einiger Kiefern. Frisch gestärkt setzten wir nach einer Weile die Fahrt fort, schüttelten aber ein ums andere Mal nur den Kopf über die Routenempfehlung des Autors unseres Reiseführers. Offensichtlich war dieser bei seinen Recherchen mit einem deutlich kleineren Gefährt unterwegs gewesen. Die Route D33, welche über Vitrolles bergauf und auf der anderen Seite wieder hinab nach Cereste führt, mag ruhig und wegen ihrer vielen Kurven für Motorrad-Fans ein Traum sein, für uns im über sieben Meter langen Wohnmobil wurde sie allmählich zum Albtraum! Bei Cereste erreichten wir die besser ausgebaute D900 in Richtung Apt und Doreen entspannte sich langsam wieder. Als jedoch Andreas hinter Le Griffon zum Abzweig in Richtung Castellet lotste, weil dies als landschaftlich besonders reizvolle Route beschrieben wurde, war es mit Doreens Ruhe endgültig vorbei. Die Straße wurde wieder schmaler, wand sich in engen Kehren wieder den Berg hinauf, wobei sie jedoch kaum Neues für das inzwischen reizüberflutete Auge bot. Die Stimmung im Fahrzeug wurde frostig, gesprochen wurde überhaupt nicht mehr. Zwar war bei der Talfahrt der Blick auf das auf einer Felsklippe thronende Saignon noch einmal sehr beeindruckend, doch unsere Laune war derart am Boden, daß keiner mehr an einen Abstecher dachte. Als wir endlich Apt erreicht und damit die Runde beendet hatten, sollte der Stress jedoch noch immer nicht vorbei sein. Die Hauptstraße war gesperrt und die Umleitung führte - wie konnte es anders sein- durch die schmalen Gassen der Stadt, die schon ohne Gegenverkehr eine Herausforderung für uns gewesen wären. Irgendwann war aber auch dies gemeistert und wir fanden uns auf einer breiten Hauptstraße wieder. Während Doreen schon darüber nachdachte, welchen Campingplatz wir heute denn ansteuern sollten, brachte Andreas die Ockerbrüche bei Rustrel wieder in Erinnerung, die wir ja noch ansteuern wollten. Die Reaktion darauf war ein eisiges Schweigen und die Kinder protestierten heftig; sie wollten unbedingt heute Abend wieder in einen Pool, je eher desto besser!
Dennoch fuhren wir nach Rustrel zum Parkplatz am Colorado Provencial, wie die Ockerbrüche dort genannt werden. Für das Parken wurden hier 6€ fällig, wofür wir unseren letzten 10€-Schein hin gaben; die Besichtigung selbst war kostenlos. Ein Blick auf den
Übersichtsplan zeigte uns: Die Wege durch das Gelände waren mal wieder geändert worden und hatten nichts mehr mit den im Internet zu findenden Beschreibungen gemeinsam. Es gab drei Routen, von denen die kürzeste mit 1,15 Stunden angegeben war und in das Areal le Sahara führte. Die Uhr zeigte gerade 16:30 Uhr und die Kinder sahen ihre Chancen auf den Pool schwinden; Doreen hielt sich aus jeglicher Diskussion komplett heraus. Da wir hier nun aber schon unser letztes Bargeld geopfert hatten, stand eine Umkehr nicht zur Debatte. Andreas hatte bei der Reisevorbereitung Berichte und Bilder von den Cheminées des Fées gesehen und wollte gern wenigstens einen Blick darauf werfen. Diese waren jedoch leider nicht mehr direkt zugängig, sondern konnten nur von einem Aussichtspunkt aus gesehen werden, der auf der zweitlängsten, mit 2 Stunden angegebenen Route lag. Nach einigen zähen Verhandlungen waren wir übereingekommen, dass wir den Circuit B bis zu den schönsten Aussichtspunkten gehen, dann umkehren und je nach Zeit und Laune vielleicht noch ein Stück auf dem Circuit C in Richtung le Sahara laufen würden. Also gingen wir gegen 16:45 Uhr los, wobei Lisa streckenweise getragen und Vincent mit Pokemon-Quiz-Spielen bei Laune gehalten werden wollte. Doreen war wegen ihrer düsteren Stimmung nicht bereit, irgendwelche Fotos oder Videoaufnahmen zu machen, daher musste Andreas auch diesen Part allein übernehmen. Der Weg führte zunächst durch den Wald bis zu einer kleinen Brücke, wo sich die Routen B und C voneinander trennten. Anschließend ging es einen stark ausgewaschenen, steilen Pfad bergan, der zunächst nur wenig Sehenswertes bot. Nach einigen Biegungen gab der dichte Wald endlich einen Blick auf die Landschaft frei, kurz darauf erreichten wir den ersten Aussichtspunkt auf die Cheminées des Fées.
Ein Abstieg war jedoch untersagt und so konnten wir die tollen Formationen leider nicht aus der Nähe betrachten. Ein zweiter Aussichtspunkt bot anschließend einen schönen Blick auf le Sahara, welche durch faszinierende, verschiedenfarbige Ockerabbrüche gekennzeichnet ist.
An diesem Punkt berieten wir kurz, ob wir den schwierigen, ausgewaschenen Pfad zurückgehen oder vielleicht doch den Weg fortsetzen und über le Sahara zurück zum Ausgangspunkt gehen sollten. Letztere Variante war zwar nahezu doppelt so lang, jedoch - soweit wir das von hier aus beurteilen konnten – nicht so beschwerlich. Außerdem hatten wir die Hoffnung, noch ein paar schöne Einblicke in das Gebiet zu erhaschen, denn bisher hatte es uns hier bei weitem nicht so gut gefallen, wie gestern in Roussillion. Wir liefen also weiter und der Weg verschwand wieder im Dickicht des Waldes. Wegen einiger heftiger Auswaschungen gab es noch einmal zwei etwas schwierigere Passagen auf dem Weg nach unten, insgesamt war es aber wohl die richtige Entscheidung, den Weg fortzusetzen. Le Sahara bot tatsächlich noch mal einige schöne Formationen für das Auge und die Kameralinse.
Insgesamt waren wir von den Ockerbrüchen von Rustrel jedoch ein wenig enttäuscht. In der Literatur wie in vielen Reiseberichten werden sie gegenüber denen in Roussillion meist als die schöneren und sehenswerteren beschrieben. Das konnten wir jedoch nicht so recht nachvollziehen, was einerseits vielleicht etwas an unserer heutigen Tagesform, andererseits aber sicher an der neuen Wegführung durch das Gebiet liegt, welche die Schönheit der Cheminées des Fées höchstens ansatzweise erahnen lässt.
Der Rückweg zum Parkplatz führte vorbei an einigen Überbleibseln aus der Zeit des Ockerabbaus und zog sich noch einmal ganz schön in die Länge.
Ziemlich geschafft kamen wir nach fast exakt zwei Stunden wieder an unserem Wohnmobil an. Doreen hatte genug von der heutigen Fahrerei und überließ Andreas das Steuer. Wir fuhren schnurstracks zum nahe gelegenen Colorado Camping, einem schön ruhig im Wald gelegenen Platz. Gleich bei Ankunft gegen 19:00 Uhr erkundigten wir uns nach den Öffnungszeiten des Pools. Eine halbe Stunde blieb uns noch, damit waren die Kinder zufrieden. Doch gleich darauf kam die schockierende Nachricht: Es wurden keinerlei Karten akzeptiert, ausschließlich Bargeld. Der nächste Bankautomat befände sich in Apt, auf Wiedersehen! Da war guter Rat natürlich teuer. Wir standen vor der Entscheidung, entweder noch einmal umzukehren und zum Bargeld holen nach Apt zu fahren oder wieder den gleichen Campingplatz wie gestern anzusteuern. Doch bevor wir diesen erreichen würden, hätte auch da der Pool schon geschlossen. Da dieser Platz hier von der Lage her deutlich schöner war, entschieden wir uns für den kurzen Abstecher nach Apt. Andreas fegte mit dem Wohnmobil nur so über die Straßen und nach zehn Minuten standen wir auf dem zentralen Parkplatz in der 8 km entfernten Stadt. Doreen sprang rasch aus dem Fahrzeug, ging an den Geldautomaten und nur wenige Minuten später ging es im Eiltempo wieder zurück zum Campingplatz. Punkt 19:30 Uhr checkten wir an der Rezeption ein, Lisa verlangte nach einem Eis, das sie auch prompt bekam, dann bezogen wir unseren Stellplatz. Der Pool schien gerade geschlossen zu haben, doch dann entdeckten wir einige Kinder mit Schwimmsachen, die offensichtlich noch baden gehen wollten. Also zogen sich auch unsere Kinder rasch um und Andreas ging mit ihnen noch ein paar Minuten ins Wasser. Anschließend spielten Lisa und Andreas ein wenig Federball, Vincent zog sich für ein paar Minuten mit seinem Nintendo ins Wohnmobil zurück, und Doreen nutzte indessen die Dusche, um sich den Staub der Ockerbrüche von der Haut und den Ärger des Tages von der Seele zu spülen. Wir beschlossen, zum Abendessen in das Bistro des Campingplatzes zu gehen. Der Chef des Hauses und sein Sohn sprachen nur französisch und bei der Beschreibung des Speisenangebotes war Doreen mit ihren Sprachkenntnissen leider am Ende. Doch zum Glück kam die Inhaberin dazu, die einige Zeit in Deutschland verbracht hat und uns bei der Auswahl behilflich war. Da wir uns mit der Kuttelwurst nicht so recht anfreunden konnten, bestellten wir schließlich vier Portionen Pommes Frites und drei Hacksteaks. Zur Verdauung genehmigten sich Doreen und Andreas noch je einen Pastis und kamen kurz mit den Inhabern ins Gespräch. Vincent und Andreas spielten noch eine Partie am Kickertisch, danach gingen wir zurück zum Wohnmobil. Gegen 22:15 Uhr fanden die Kinder endlich ins Bett, während wir uns noch mit einer Flasche Rosé aus dem Campingplatzshop vor den Camper setzten. Andreas tippte rasch noch ein wenig Reisebericht und sicherte die Fotos; um 23:30 Uhr war dann aber auch für uns der Tag zu Ende.
Gefahrene Strecke: 135km
Übernachtung: Le Colorado Camping (30€)