Richtig, da war noch was... Kann ja nicht warten bis St. Pauli das nächste Mal im Pokal-Halbfinale steht, auch wenn´s nächste Woche wieder so weit sein könnte!
Nun denn... meine Schlafgelegenheit für Pittsburgh sollte sich als viel mehr als eben nur eine solche herausstellen. Als ich ankam wartete sie (Violet, um die 30, ursprünglich aus Hongkong, Journalistin) schon auf mich und hatte es sich in den Kopf gesetzt mir nicht nur einen Schlafplatz, sondern trotz meines kurzen Aufenthaltes auch eine kleine Stadtführung zu bieten.
Nach einem leckeren Essen in einem kleinen ukrainischen Restaurant hatte sie schließlich noch eine kleine Überraschung parat: Ich hatte ihr in meiner vorangegangenen E-Mail natürlich auch erzählt, dass ich in erster Linie wegen Wonder Boys nach Pittsburgh kommen wollte, und natürlich kannte Violet unter ihren vielen Journalisten-Freunden scheinbar auch welche, die genau wussten an welchen Orten in Pittsburgh die Verfilmung gedreht wurde, so dass sie mich jetzt in eine kleine, unscheinbare Kneipe führte, die dann von innen aber umso vertrauter aussah.
Der Barkeeper guckte erstmal nicht schlecht, als ein Weißer und eine Asiatin in seine sonst vor allem von Schwarzen frequentierte Kneipe kamen, erzählte dann aber doch große Stories vom Filmdreh mit Michael Douglas & Co. und schien dabei froh zu sein, dass diese Geschichten ausnahmsweise mal auf richtiges Interesse zu stoßen schienen.
Nach so einem tollen Programm störte es mich auch keineswegs dass mein Schlaflager auf einer viel zu kurzen Matratze auf dem Wohnzimmer-Fussboden war, eigetnlich fand ich es sogar umso bemerkenswerter dass Violet als alleinstehende Frau in ihrer 2-Zimmer-Wohnung noch Platz für einen dankbaren Deutschen wie mich hatte.
Am nächsten Tag war Indianapolis als Tagesziel angepeilt, also blieb noch genug Zeit, um sich noch ein paar Stunden Pittsburgh im Hellen anzugucken, vor allem aber noch das Warhol-Museum, welches mich schwer begeisterte. Bin weder ein großer Kunst-Kenner noch regelmäßiger Museumsgänger, aber die $6 waren auf jeden Fall sinnvoll investiert, wirklich ein schönes und vielseitiges Museum.
Dann gings aber gegen Mittag doch endlich auf die Straße, um noch im hellen in Indianapolis anzukommen. Die Landschaft war natürlich aus Mangel an Meer oder Bergen nicht mehr ganz so atemberaubend wie in den Tagen zuvor, aber dafür hatte ich wenigstens mal das große Vergnügen, quer durch Ohio zu fahren:
Eins vorneweg: Ich möchte keinesfalls abstreiten, dass Ohio auch seine guten Seiten haben mag; vielleicht sind die Wiesen dort die grünsten auf der ganzen Welt, die Hunde die zufriedensten und die Menschen die intelligentesten. Aber die Schlaglöcher waren auf jeden Fall mal die größten, die mir während meines ganzen Trips unter die Räder kamen, die Laster-Fahrer waren nirgendwo furchteinflößender als hier, und vor allem habe ich wahrscheinlich selbst am Lake Michigan nicht annähernd soviel Wasser gesehen wie hier in Ohio vom Himmel fiel. Wirklich schlagartig nachdem ich die Grenze von West Virginia nach Ohio überquert hatte fing es an zu regnen, und nach und nach wurde es so sintflutartig dass ich irgendwann nur noch den verschwommenen Rücklichtern meines Vordermannes hinterherschwomm und wusste dass mich kein Unwetter dieser Welt mich aufhalten würde wenn ich es nur irgendwie durch Ohio schaffen würde.
Und irgendwie schaffte ich es durch Ohio, zwar später als gedacht, aber immerhin wurde der Regen auch gleich weniger nachdem ich Ohio verlassen hatte, als wenn der Buckeye State mir noch den gedachten Mittelfinger hinterherstrecken wollte.
In Indianapolis fand ich meine Unterkunft sofort, diesmal stellte sich meine Schlafgelegenheit als ein großes Haus einer kleinen Frau namens Kathy heraus, die allerdings ursprünglich aus Ohio kam und somit von Anfang an einen schweren Stand bei mir hatte. Andererseits konnte ich gut verstehen, warum sie aus Columbus, Ohio nach Indianapolis gezogen war, wo sie als High School Counselor tätig war und gerade nicht nur mir, sondern auch einem ecuadorianischen Gastschüler namens Jorge Unterschlupf bei sich gewährte. Nachdem wir abends noch lange bei Erbsensuppe und Würstchen uns ein wenig aus unseren Leben erzählt hatten machte Kathy mir irgendwann klar dass sie am nächsten Morgen um 7 aus dem Haus müsse, was dann auch hieß dass ich um 7 aus dem Haus musste.
Was zwar schade war ob dem gemütlichen AirBed, auf dem es sich deutlich besser schlafen ließ als auf der halben Matratze vom Vortag, aber andererseits genug Zeit ließ, um morgens noch ein wenig durch Indianapolis zu schlendern, das mir seine Schönheit, sofern vorhanden, aber eher nicht offenbaren konnte oder wollte:
Um punkt zwölf ging es dann zum Pflichttermin ins ausverkaufte Conseco Fieldhouse:
Big Ten Conference Championship, zwei Viertelfinals, nämlich Ohio
State gegen Penn State und Indiana gegen Wisconsin. Da ich nicht weiß ob hier auch nur ein einziger Basketball-Enthusiast mitliest nur soviel: Es war großartig.
Und wo wir gerade bei großartig sind: großartig war auch der nächste Stopp auf meiner Reise, Name: Louis, Vorname: St.
Aber davon soll an anderer Stelle in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft die Rede sein...