Wie alles anfingKaum zu glauben, aber vor fast 20 Jahren habe ich zum ersten Mal eine richtige USA-Reise gemacht. „Richtig“ deswegen, da ich zuvor schon mal 1984 im Rahmen eines Schüleraustausches 4 Wochen in Oak Creek, Wisconsin (ein Vorort von Milwaukee) gewesen war. Das hatte mir gut gefallen, insbesondere die so freundliche, lockere Art der Amerikaner. Da ich danach auch noch eine amerikanische (Brief)Freundin hatte, waren meine Sprachkenntnisse durchaus gut genug, um mich drüben zurecht zu finden.
Ohnehin bestanden immer wieder Beziehungen meiner Familie in die USA. Mein Bruder war dort gerade ein Jahr am College gewesen, mein Vater selbst als Austauschlehrer für ein paar Wochen in Kalifornien und entsprechend ein amerikanischer Austauschlehrer bei uns gewesen.
1988 war ich 21 Jahre alt. Unteroffizier bei der Bundeswehr, nachdem ich dort nach dem Abitur wegen meiner vollkommenen Orientierungslosigkeit, was ich denn beruflich tun wollte, hängen geblieben war. Dort versuchte ich Rekruten beizubringen, wie man im Falle eines Falles möglichst wenig getötet wird. Die hervorragende Qualität meiner Ausbildung und jene furchterregende Farce eines Schnurrbartes, die ich auf der Oberlippe heranzog, sorgten bekanntermaßen kurz darauf für den Zusammenbruch des Ostblocks. So sah ich damals aus (seltsam, dass ich mit diesem tollen Aussehen plus eindrucksvoller Uniform keine Freundin fand):
(Übrigens stellte sich beim ersten Forumstreffen, das ich besuchte, heraus, dass ich zeitweise mit Easy Going/Horst in der gleichen Einheit diente. Allerdings in unterschiedlichen Zügen (für alle Nichtmilitärs: das sind Teileinheiten), so dass wir uns nicht persönlich kennengelernt hatten. So klein ist die Welt. )
Zurück zu USA 1988. Als Unteroffizier verdiente ich nicht gerade die Welt (ich glaube, so um die 1.200 bis 1.400 D-Mark(!) im Monat), aber da ich kaum Unkosten hatte, blieb viel davon übrig. Jedenfalls genug, um mir einen günstigen USA-Urlaub von einem ganzen Monat leisten zu können.
Zur Planung der Reise stand natürlich das Internet noch nicht zur Verfügung. Ein paar Jahre zuvor waren überhaupt erst die ersten einigermaßen praxistauglichen PCs auf den Markt gekommen.
Mein Bruder war in der ersten Hälfte der 80er einer der ersten Schüler in unserer Stadt gewesen, der so ein Teil zuhause hatte. Heute würden wir wohl darüber einfach amüsiert den Kopf schütteln, nicht zuletzt weil sie über riesige, wabbelige Disketten (sog. Floppy Discs) gesteuert wurden. Kurz vor dem Abi hatte man dann noch Informatik als Schulfach eingeführt, wo wir versuchten, einfachste Anwendungen mit der Programmiersprache Basic zu programmieren (erinnert sich noch jemand an Befehle wie: „10 If x = 0 then goto 50“?). Okay, ich schweife ab. Aber jedenfalls war es vollkommen unvorstellbar, dass schon wenige Jahre später Millionen (Milliarden!) von PCs über ein Datennetz verbunden sein könnten.
Insofern hatte ich wohl die Planung über Reisekataloge und Reiseführer gemacht. Ein wirklich individuelle Reise traute ich mir sicher nicht zu, zumal ich alleine reisen würde. Eine Bustour der klassischen Art war wohl einfach zu teuer. Blieben letztlich jene Reisen, die in den Katalogen mit „Abenteuer-“ oder „Jugendreisen“ überschrieben waren – passte ja auch irgendwie zu mir als jugendlichem Abenteurer.
Die Suntrek-Reisen klangen nicht schlecht. Eine Fahrt mit kleinen Gruppen in einem Van. Übernachtung in grünen Zweimann-Zelten und gemeinschaftliches Kochen. Na ja, eigentlich wie eine Übung bei der Bundeswehr, bloß dass ich dafür zahlen durfte.
Die Gründe für die konkrete Routenauswahl kann ich nur noch erahnen. In der letzten Woche meines Aufenthalts wollte ich in Kanada in einer Reisegruppe im Algonquin Provincial Park Kanufahren gehen. Blieben noch 3 Wochen für den Rest.
Am Anfang wollte ich kurz die amerikanischen Austauschlehrer in Sacramento besuchen, so dass letztlich für die Suntrektour nur noch die zweiwöchigen Touren in Frage kamen.
Ich entschied mich für eine Nordwesten-Reise von San Francisco aus. Also Beginn in S.F., dann die Küste hoch bis Vancouver und dann wieder südöstlich über den Yellowstone bis Salt Lake City. Dann blieben mir dort noch ein paar Tage. Hier könnte ich mir einen Mietwagen nehmen und noch einen kurzen Schwenk durchs Colorado-Plateau machen, um dann nach Kanada weiterzufliegen. Insofern waren die wesentlichen Punkte wohl drin – San Francisco, Yellowstone und Grand Canyon. So wohl wahrscheinlich meine Gedanken.
Gebucht hat das natürlich alles das Reisebüro. Den Preis weiß ich nicht mehr.
Was brauchte ich noch? Visum (brauchte man damals noch), Reiseschecks und so ein seltsames Ding, das man Kreditkarte nannte. Dafür, dass es damals wohl noch kaum EC-Karten in Deutschland gab, schon etwas Besonderes. Ich bekam sie über meine Hausbank als Zweitkarte von meinen Eltern.
Will jemand mitfahrten? Auf dem Dach des Suntrek-Van dürften noch ein paar Plätze frei sein.