Wann geht's nach Kanada?
Immer dieses Gedrängel - "Papa, sind wir bald da?"
Okay, okay, auf vielfachen Wunsch geht es weiter nach Kanada:
SLC - Toronto - Kanufahren im Algonquin Provincial Park - HeimreiseHinweis vorweg: Leider habe ich von diesem Teil überhaupt keine Bilder mehr gefunden. Ist also nur noch Text.
An meinen Flug von SLC nach Toronto erinnere ich mich gar nicht mehr. Die Erinnerung setzt erst wieder in Toronto ein, wo ich mit dem Taxi Richtung Stadt fuhr. Ich hatte mir einfach gedacht, ich würde vor Ort schon ein Zimmer finden und nichts vorgebucht. Dass ich abends ankam und zudem am Labor Day Weekend – einer der Hauptreisezeiten – war mir ganz entgangen. Als mich nun der Wagen durch die dunkle Nacht in die Innenstadt fuhr, wurde mir doch leicht mulmig. Was passiert, wenn ich jetzt kein Zimmer fand? Meinen Fahrer hatte ich gebeten, mich zu irgendeinem günstigen Hotel in der Stadt zu bringen. Auf unserem Weg durch die Stadt sah ich einen einladenden großen Hotelpalast einer der bekannten Marken (Holiday Inn?), aber mein Fahrer fuhr noch einige Blocks weiter, bis er vor einem kleineren Hotel hielt. Zwar ein Hotel, aber ein kleines, verwinkeltes Haus – irgendwie nicht die Art, die ich mir vorgestellt habe.
Ich fragte nicht mal nach einem Zimmer, sondern lief zu dem Hotelpalast zurück. Schön blöd, denn als ich später einen Reiseführer studierte, stellte sich heraus, dass genau dieses kleine, unscheinbare Hotel als günstiger und guter Übernachtungstipp gehandelt wurde. Wie konnte ich mit so wenig Vorbereitung nach Toronto fahren?
Ich kam bei dem Hotelpalast an und die hatten auch ein Zimmer für mich – puh! Allerdings zu einem Preis, der meine Reiseschecks noch schneller schwinden ließ als ich mir vorgestellt habe. Das konnte ich mir wirklich nicht mehrere Nächte leisten. Gott sei Dank fand ich beim Durchsuchen meines Gepäcks noch einen übersehenen Reisescheck. Jetzt hate ich genug Geld, um mir noch zwei zusätzliche Nächte hier leisten zu können. Dummerweise brauche ich noch drei Nächte – nämlich noch eine vor dem Kanutrip, den ich dann antreten würde, und zwei danach. Was nun?
Auf den naheliegenden Gedanken, mir einfach eine günstigere Übernachtungsmöglichkeit zu suchen, kam ich anscheinend nicht. Stattdessen buchte ich meinen Flug auf einen Tag früher um – so was von dämlich.
Den nächsten Tag trieb ich mich in Toronto rum – eine Stadt, die mir ausnehmend gut gefiel. Sehr lebendig, fußgängerfreundlich, einfach nett.
Am Tag darauf fand ich mich an einem Treffpunkt für die Kanutour ein, von wo wir ca. 25-30 Teilnehmer erst mit dem Zug und dann mit einem Bus in einigen Stunden Fahrt zum Algonquin Provincial Park gefahren wurden. Das ist ein großer Nationalpark, der im Wesentlichen aus viel Wald und noch mehr Seen besteht. Hier hatte ich von Deutschland aus eine einwöchige Kanutour gebucht. Warum ich darauf so wild war – keine Ahnung. Vermutlich klang es irgendwie einfach abenteuerlich, eine Woche in der Wildnis rumzupaddeln.
Im Park angekommen, übernachteten wir im Basiscamp in kleinen Hüttchen. An nächsten Morgen wurden wir in die Grundbegriffe des Kanufahrens eingewiesen und in 2 Gruppen aufgeteilt. Jeweils ca. 12-14 Mann, geführt von einem Reiseleiter. Wir besetzten jeweils zu zweit ein Kanu, an Gepäck nahmen wir nur das Allernötigste mit. Meine Gruppe bestand – wenn ich mich recht erinnere – im Wesentlichen aus Kanadiern, die Tourleiterin war aber wohl eine Deutsche. Eine hübsche Schweizerin war jedenfalls nicht dabei. Und mein Kanu- und damit Zeltkamerad war ein totaler Computernerd, in den nur Leben kam, wenn er seltene Vögel sah.
Was soll ich sagen, die Sache war ein voller Erfolg. Die Landschaft ist schön und sehr einsam. Wir hatten sehr gutes Wetter mit kaum Niederschlägen, warmen Tagen, aber kühlen Nächten (was uns die Moskitos vom Leib hielt). Und Kanuwandern macht unter solchen Umständen richtig Spaß. Wir befuhren eine bestimmte Reihe von Seen und Flüssen im Park. Dazwischen mussten wir die Ausrüstung und Kanus auch mal von einem Gewässer zum anderen tragen (sog. Portages), was leichter ist, als man eigentlich vermutet. Zur Not kann man so ein Kanu auch mal alleine tragen.
Gewisse Höhepunkte war die Überquerung von Biberdämmen, wenn diese den Fluss oder See blockierten. Wie macht man das? Ganz einfach. Zunächst fährt man mit zwei Kanus an den Damm ran und lässt zwei Mann auf den Damm klettern. Das geht durchaus, die Dämme sind verdammt stabil. Der jeweils verbliebene Mann im Kanu lenkt nun das Kanu mit möglichst hoher Geschwindigkeit gegen den nach oben konisch zulaufenden Damm. Wenn die beiden auf dem Damm Stehenden gut zupacken und das Kanu weiterschieben, kann man so das Kanu in einem Zug halbwegs über den Damm bekommen. Dann bewegt sich der im Kanu sitzende in die vordere Hälfte, die schon über den Damm ist. Und dann müssen die auf dem Damm nur noch kräftig schieben und schon ist das Kanu drüben.
Ansonsten war das Kanuleben ein bisschen wie Suntrek. Camp aufbauen, Holz suchen, kochen, aufräumen und zusammensitzen. Übernachtet wurde auch wieder in Zelten.
Einmal ging das abendliche Feuermachen fast schief, als anscheinend durch einen beim Glutlöschen verirrten Funken ein nahestehender Busch in helle Flammen aufgeht. Gott sei Dank war noch jemand von uns wach und konnte die Ausbreitung des Feuers verhindern, sonst hätte das übel ausgehen können. Ich habe zu dieser Zeit selig geschlafen.
Zurück in Toronto ging es dann noch mal eine Nacht in diesen Hotelpalast und dann zurück nach Deutschland. Nicht ohne den Wunsch, nochmal zurückzukehren,
1991 machte ich dann meinen zweiten Trip - erneut mit Suntrek und von Denver bis San Francisco. Diese Reise war einfach toll - kein kaputtes Auto und ein netter Reiseleiter - und hat mich endgültig mit dem USA-Virus infiziert.
The End