Dienstag, 17. July 2012
Heutiges Ziel war Carlsbad, wo wir die gleichnamigen Caverns (und vielleicht auch noch eine Tavern) und den „bat flight“ anschauen wollten.
Ein weiterer Tip von Michael Kick (Ranchgast): wir sollten via El Paso und durch Texas nach Carlsbad fahren: eine wunderschöne Stadt und Gegend…..
Obwohl wir schon von Cloudcroft und dem scening byway etc nicht besonders begeistert waren, wollten wir nochmals auf seine Erfahrungen hören. Im Nachhinein betrachtet war für uns seine Begeisterung nachvollziehbar:
Er und seine Frau kamen aus Florida und für die beiden war die Gegend vielleicht „outstanding, awesome und breathtaking“ (mit diesen Adjektiven sind sie im Amiland ja schnell zur Hand), aber für uns, die wir schon so vieles von USA gesehen hatten…..naja.
Auf jeden Fall war der Verkehr in El Paso auf der Interstate 10 viel zu hektisch für mich: auf fünf (oder manchmal sogar 6?) Spuren mit Tempo 80mph unterwegs, wurden wir links und rechts überholt, riesige Trucks füllten den Rückspiegel und auch mit 85 mph waren wir geradeso im „flow“.
Ausserdem hatten wir uns vorgängig gar nicht gross über die Stadt informiert und entschlossen uns daher, ein Stück auf Nebenstrassen mehr oder weniger parallell zur Grenze nach Van Horn zu fahren, dort sollte es dann wieder nordwärts gehen…
Unterwegs sahen wir nicht nur das folgende Einkaufzentrum und es war geöffnet....
sondern auch noch ein Texas Longhorn:
Von der Strasse aus war in einiger Entfernung die Grenze (Rio Grande bzw Rio Bravo) zu sehen oder vielmehr zu ahnen, denn der Fluss war hinter einem Waldstreifen versteckt. Aus lauter Neugier wollte ich mal etwas näher ran gehen. Also nahmen wir die nächste Country Road, welche in Richtung Grenze führte.
Zufällig war es eine Strasse, die zu einem Grenzübergang führte. Ich näherte mich gaaaanz langsam und als ich dann verschiedene Warnschilder und Tafeln sah, kehrte ich schnell wieder um, denn einen „illegalen“ Grenzübertritt wollte ich nicht riskieren noch einem Grenzer erklären, was ich hier eigentlich wollte. Da verstehen die meistens keinen Spass….
Etwas später gerieten wir in einen Stau: weit vorne war ein checkpoint der „border control“ und überall war viel „bling-bling“ und auch ein paar Deutsche Schäferhunde zu sehen. Eigentlich wollte ich mit dem Officer, der uns kontrollierte, ein wenig small-talk machen, aber als er unsere Pässe (nach dem Motto: where the hell is Switzerland?????)
kontrollierte und uns mit Fragen löcherte, verging mir die Lust dazu.
Vor allem, als er unser Einreisedatum wissen wollte ("about 3 weeks ago, flying in @ Denver" -- "did you immigrate on January 27th??" – "no, that was Istanbul/Turkey"
) und dann den fehlenden Einreisestempel bemängelte: could YOU show me the stamp??
Nach kurzem Blättern im Pass hatte ich den Ausreisser gefunden und dem Zöllner präsentiert und wir durften weiterfahren… uffff
Unterwegs füllten wir den Tank und kauften etwas zu essen und zu trinken an einer kleinen gas station, die so aussah, als ob nur der Rost das Gebäude zusammenhalten würde.
Das Alter der Dame, die uns bediente, war näher bei 100 als bei 50, aber sie begrüsste uns ganz herzlich mit „Südstaaten Flair und –slang“: „how y’all doing“? und konnte fast nicht begreifen, dass 2 guys from Switzerland hier einkaufen würden. Wir hatten einen netten kleinen Tratsch und als Marlis mal auf die Toilette musste, meinte sie nachher, man hätte sogar vom Boden essen können: alles war blitzsauber ! Wie übrigens der ganze Shop!
Das Mittagessen nahmen wir unterwegs im Guadalupe Mountains National Park am Fusse von "El Capitan" ein, dann checkten wir im Day’s Inn in Carlsbad ein, bevor wir uns auf den Weg zu den caverns machten.
DIESER Picnic Platz machte keinen einladenden Eindruck auf uns
Kurz bevor wir das Visitor Center erreichten, sahen wir noch den "walnut canyon vista trail", den wir trotz der grossen Hitze in Angriff nahmen.
Oben angekommen, kauften wir uns zwei Tickets für die self-guided tour und wählten die Natural Entrance Route, welche 1.25 miles lang ist und bis in 750 ft Tiefe führt. Da gab es Stalagmiten, Stalagtiten (das sind diejenigen, die hängen, leicht zu merken
), Höhlen, riesige Felsbrocken, etc.
Das Ganze war ein Erlebnis, welches auch Nicht-Höhlenforscher, wie wir es sind, ganz bestimmt beeindruckt. Das Einzige, was uns störte, waren die Jogger, die erst runter und dann wieder rauf rannten.
Die empfohlene Jacke brauchten wir nicht, im Gegenteil, wir fanden die Temperatur gerade angenehm. Am Schluss des Rundgangs von rund 2 Stunden ging's mit dem Lift wieder ans Tageslicht.
na, Kleiner..
nicht Texas sondern Park Ranger Mike...
Im Selbstbedienungsrestaurant gab's dann ein frühes Nachtessen, welches uns ausgezeichnet geschmeckt hat. Hätten wir an so einem Ort nicht vermutet.
Obwohl das "bat flight programm" erst um 19.30 h startete, gingen wir schon mal vor zum Amphitheater und verbrachten die Wartezeit von rund einer Stunde mit Lesen. Ausserdem verfolgten wir die vielen "cave swallows", die immer wieder zu dutzenden in die Höhle und wieder raus flogen.
Nach und nach trudelten noch mehr "early bats eeeeee birds" ein, um sich die besten (?) Plätze zu sichern.
PS: dieses Foto ist von der homepage vom National Park Service.....also keine Angst, ich habe nicht heimlich geknipst
Ein Asiate mit einer riesigen Fotoausrüstung suchte rund eine halbe Stunde lang den idealen Standort, um das ganze zu fotografieren bzw. zu filmen:
hatte er denn die vielen Schilder unterwegs nicht gesehen?
NOTICE: cameras, including video cameras and cell phones, are NOT permitted at the bat flight program!
Punkt halb acht -das Theater war beinahe ganz gefüllt- kamen ein Park Ranger namens Valery und ein Polizist und gaben Infos über die Fledermäuse und räumten auch mit den diversen Vorurteilen (Fledermäuse beissen, krallen sich in den Haaren der Besucher fest, ....) auf.
Gleichzeitig machte Valery uns aufmerksam, dass "alles, was einen Knopf zum Ein- bzw. Ausschalten hat" bitte jetzt auszuschalten sei. Die Fledermäuse benützen eine Art Echolot und elektronische Wellen könnten diese stören.
Also bitte, jetzt alle elektronischen Geräte ausschalten. Und Fotos und Videos jeglicher Art sind verboten!
Die Population der "mexican tailed bats" kann bis zu 2.5 Millionen Tiere, welche 9 cm lang sind und eine Flügelspannweite von 30 cm haben, betragen. Jeden Abend beim Eindunkeln verlassen sie die Höhlen und gehen bis am Morgen auf Nahrungssuche. Beim Verlassen der Höhle formieren sie sich in einer Art Tornado / Windhose, bevor sie dann (meistens) nach Süden wegfliegen. Das alles kann bis zu zwei oder drei Stunden dauern!
Weitere Instruktionen vom Ranger: wenn die Schwalben nicht mehr rein und raus fliegen und der "Fledermauswarner" anschlägt, dann dauert es nur noch wenige Minuten, bis die Fledermäuse kommen. Dann bitte ruhig sitzenbleiben, nicht mehr sprechen und bitte, bitte, alle elektronischen Geräte ausschalten.
Das Geschrei der Möven verstummte, es waren auch keine mehr zu sehen und das Warngerät krächzte: Achtung, es geht los.
Trotz der einsetzenden Dunkelheit sah man, wie jetzt hunderte von Fledermäusen aus der Höhle flogen und eine Art "Tornado-Rüssel" bildeten und dann wegflogen. Zwei oder drei Reihen vor mir, sass eine Familien mit 4 Kindern, teens und teenager. In der Dämmerung sah ich genau, wie die Älteste permanent mit dem mobile am Texten war
Kurz überlegte ich mir, ob ich eingreifen und reklamieren sollte. Aber ich liess es dann doch sein wollte grosse Diskussion als "Ausländer" vermeiden
Dann aber kam Valery und es entspann sich ein Dialog, wobei ich nur die Seite des Rangers vernahm:
"now it's definitely time to switch off your phone" " ........" "no, right NOW" "......"
Anscheinend erfolglos machte sie kehrt
Aber schon nach einer Minute kam sie mit dem "cop" zurück und dieser sprach das Mädchen an:
"please follow me" "......" "no, you come with me IMMEDIATELY!"
Dann mischte sich auch noch die Mutter ein und gab einen Kommentar ab: ". ....."
Das aber hatte nur zur Folge, dass der Polizist mit den Handschellen drohte und beide aus dem Theater führte:
"YOU FOLLOW ME RIGHT NOW AND WE LEAVE THE AREA!"
Dazu kann ich nur sagen: Bravo! und ich denke, wenn man bei uns auch so mit Störenfrieden jeder Art verfahren würde.....
Rund eine Stunde lang verfolgten wir dann ungestört das Naturphänomen, bis wir uns auf den Rückweg machten, bevor der grosse Run auf den Parkplatz erfolgen würde. Noch eine Instruktion von Valery zur Rückfahrt bis zur Hauptstrasse: bitte langsam fahren, maximum 20 mph...
Da es um 21.00 h immer noch 88° F "warm" war, nahmen wir noch einen kühlen Schlummertrunk, bevor wir Schlafen gingen...