Wir halten uns aber nicht lange auf und besuchen das Visitor Center. Dort informieren wir uns nochmal über mögliche Hikes und ich studiere den Geyser Schedule.
Beim Thema „Hikes“ gibt‘s leider nicht viel Neues. So gut wie alles ist in „Bear Management“ Areas. Meine Hoffnungsträger: „Imperial Geyer“ – nicht möglich. „Lone Star Geyser“ –
vielleicht möglich. Aber viel Schnee (bis zu knietief) und Matsch. Bären möglich. Wann der Geyser das letzte Mal ausgebrochen ist? Dokumentiert vor einem halben Jahr – diese Saison war noch niemand dort.
Wo man denn dann wandern könnte? „Ja, hier bei den Geyers haben wir einen ziemlich langen Boardwalk ausgebaut. Freigegeben, nur selten Bären und kein Schnee.“
Nach gefühlt hundertfachem Nachhaken nennt uns der ansonsten nette Ranger ein paar Trails bei „Fishing Bridge“ und die bei „Lamar Valley“. Dorthin wollen wir dann aber doch nicht mehr zurück. Die Fahrerei beginnt langsam wirklich zu nerven.
Wir beschließen uns bei einem Picknick vor dem Old Faithful zu beratschlagen. Er soll in 20 Minuten ausbrechen.
Während wir es uns dort gemütlich machen, fassen wir unseren Plan – es soll nach Fishing Bridge gehen. Allerdings wäre laut Plan der Riverside Geyer ziemlich genau zu Sunset mit einem Ausbruch dran. Das klingt so schon vielversprechend und mein Buch bestätigt das nochmal. „Good Chance of a Rainbow“.
Plötzlich ist es soweit – der Old Faithful bricht aus. Erst blubbert er nur ein wenig und dann geht es richtig los.
Old Faithful
Das ist ein guter Start in die Geyser-Saison, aber nun muss es schnell gehen. Wir haben einen engen Zeitplan.
Nach einer einstündigen Fahrt erreichen wir den Indian Pond, bei dem der nur gut 2 Meilen lange „Storm Point Loop“ startet
(Anmerkung: ja – richtig gelesen… was Längeres gibt’s aktuell einfach nicht! ).
Es geht am Waldrand entlang und dann ein kurzes Stück hindurch. Dann erreicht man den Yellowstone Lake…
Panaroma auf den Yellowstone Lake
winterlicher Yellowstone Lake
Die Aussicht gefällt uns ausgezeichnet, aber wir müssen weiter. Wieder in den Wald. Östlich und westlich von uns ist Bear Management Area… vor allem die Mädels sind nervös. Und dieser verflucht dunkle Wald will gar nicht mehr aufhören…
Trotzdem mache ich bei der befohlenen „Lärm-mach-Aktion-um-mögliche-Bären-zu-warnen“ nur halbherzig mit. Es wäre doch zu schön, wenn plötzlich ein Grizzly hinter der nächste Ecke stehen würde. Naja sagen wir… übernächste Ecke und früh sichtbar.
Irgendwann nach gefühlten Stunden (es waren wohl nur 20 Minuten) verlassen wir den Wald wieder, und ich spüre wir die Anspannung schlagartig von uns abfällt.
Wir laufen auf einer sonnigen Wiese an einem Bison vorbei und erreichen das Auto. Jetzt heißt es „Gas geben“ – im wahrsten Sinne des Wortes.
Wir erreichen das Visitor Center, packen schnell zusammen (Stativ, …) und machen uns auf dem Boardwalk auf die Socken. Schon bald wird klar, dass Astrid das Tempo keine Minute mehr halten kann und wir es so eh nicht schaffen würden… Tanja bleibt bei Ihr und stützt sie beim Laufen (ja so schlimm ist es von uns mehr oder weniger unbemerkt wieder – warum sagt sie auch nichts?
) – ich renne. Der gesuchte „Riverside Geyser“ ist quasi der am weitesten Entfernte… und nach 10 Minuten gebe ich auf. Stativ, Rucksack und Crocs sind dann doch keine sooo gute Kombination zum Rennen. An meiner Kondition liegt’s natürlich nicht.
Außerdem herrscht auch hier schon eine so schöne Lichtstimmung… das wäre doch eine Verschwendung.
Castle Geyer ohne Ausbruch
So sieht es hier aus…
Mittlerweile haben die Mädels mich eingeholt und wir humpeln gemeinsam Astrid stützend über den Loop zurück.
Loch im Erdboden
Ich schicke die Mädels auf direktem Weg zur Cabin (denn der Loop kommt bei unserer Lodge vorbei) und hole das Auto alleine. Scheiß‘ auf den Regenbogen! Das war mal wieder ein toller Tag…
Nach dem dringend nötigen Bier aus der Kühlbox und der ebenso nötigen Dusche finden auch wir irgendwann das Restaurant der Snow Lodge (das Restaurant des Old Faithful Inn hat wegen Renovierung geschlossen). Dort erwartet uns ein fast identisches Bild zu dem von gestern… da soll nochmal jemand sagen, die Navajo wären Abzocker.
Das „The View Restaurant“ hat jedenfalls ein deutlich besseres Preisleistungsverhältnis. Wir lassen bei mit Soft-Drinks gelöschtem Durst und unspektakulärem Essen (z.B. Pasta für Astrid) $130 liegen.
Bevor ich mich zu meiner Frau in eines der kleinen Bettchen begebe rauche ich noch eine… als plötzlich ein Chevrolet Suburban auf mich zurollt – ein Fullsize (!) SUV. Er ist mit einer asiatischen Großfamilie bevölkert und der Fahrer beklagt sich, dass mein GMC vor seiner Hütte stünde. Das wäre sein Parkplatz. Ich erwidere, dass vor meiner Hütte andere Autos stehen würden und dass neben seiner Cabin ja durchaus eine große Parkbucht frei sei. Er schaut mich leicht verzweifelt an – ein Blick, den ich (noch) nicht einordnen kann – und beginnt dann mit dem dortigen Einparkmanöver. Jetzt wird mir sein Blick klar – er hat Angst vorm einparken.
Gerade überlege ich, warum niemand aussteigt um ihm zu helfen, als es laut *krrrrrrriiiiiiieg* macht. Links ein Meter Platz neben dem Auto und rechts an der Nachbarhütte langgeschrabbt.
Der Suburban setzt zurück und verschwindet in der Dunkelheit… wahrscheinlich warten sie, bis wir weg sind.
Das können sie haben – ich bin müde und habe Tanja versprochen morgen in aller Frühe mit ihr joggen zu gehen. Der Ranger hat uns nur verständnislos angeschaut als wir gefragt haben, wo das hier sinnvoll ginge…