Tag 13 - 30.04.2009From Dawn till Dusk (mit einer schweinischen Entdeckung)Heute geht der Wecker um 5:20 los und ich quäl mich aus dem Bett, direkt in die Klamotten rein, Rucksack aufgesetzt, den ich gestern schon gepackt habe und los geht es. Silvi bleibt liegen, das ist ihr eindeutig zu früh.
Es geht in den
Arches National Park zur
Windows Section. Dort parken schon 2 Autos. Ich hau mir noch 2 Riegel als vorläufiges Frühstück rein und wander dann hoch zum North Window. Als ich durch den Felsbogen steige, sehe ich schon 3 Fotografen auf der anderen Seite stehen. Ich krabble zu ihnen hoch, und versuche ein bischen üblichen Smalltalk aber die drei sind für Amis sehr kurz angebunden (vielleicht liegt es auch an der frühen Stunde) Blöd, dass auf dem kleinen Felsabsatz eigentlich nur 3 Stative Platz finden, also quetsche ich mich ganz links auf eine etwas erhöhte Position. Eine etwas gewagte, aber von der Perspektive vielleicht sogar minimal bessere Lage. Doch als ich alles aufgebaut habe, behaupten die 3 doch tatsächlich ich wäre in ihrem Shot und ich soll noch ein Stückchen auf die Seite rücken. Die müssen mit 10mm full-scale fotografieren, anders kann ich mir das nicht erklären.
Also rücke ich ganz vorsichtig weitere cm an den Absatz, bis einer sagt, dass es so o.k. ist. Es geht hier zwar nur 3-4m runter aber auf einen Sturz kann ich trotzdem gern verzichten. Kurz darauf kommt ein fünfter Fotograf an, der sich nun aber endgültig in die zweite Reihe stellen muss. Nun heißt es „waiting for the light“.
Um 6:20 soll eigentlich die Sonne aufgehen, aber anscheinend versteckt sie sich noch einige Zeit hinter einigen Schleierwolken. Dann geht die Show los und das erste Licht trifft auf den Arch. Ich bin begeistert von den schönen Farben aber auch schockiert, denn rechts bildet sich von der gegenüberliegenden Felswand ein harter Schatten und der Turret Arch ist auch noch nicht im Licht. So hatte ich mir das nicht vorgestellt und ich hab auch schon Bilder gesehen, auf denen das anders war. Muss an der Jahreszeit liegen. Die Amis loben zwar die Spotlights auf dem Turret Arch, aber mir wäre ein voll beschienener ehrlich gesagt lieber gewesen. Mir fällt erst jetzt auf, dass die Dreiergruppe einen ganzen Koffer voller Filter dabei hat und der älteste überlegt, ob er einen 1.7 Stop oder einen 1.8 Stop ND-Filter aufsetzen soll um die harten Schatten besser in Griff zu bekommen. Wahnsinn !
Wusste gar nicht, dass es die in so feinen Abstufungen überhaupt gibt. Hat der schon einmal etwas von Bildbearbeitung gehört ? Er meint, er sei eben ein „Purist“. Na dann...
vor Sunrisedas erste Lichteine halbe Stunde nach SunriseIch warte geduldig ab, bis die Schatten sich verziehen, die anderen gehen bereits weiter. Irgendwann reicht es mir auch und ich verschwinde wieder, insgesamt ganz zufrieden mit den Bildern. Auf der Rückfahrt mach ich am Courthouse Tower noch Fotostopp, diese Felsen hier sind im Morgenlicht auch recht schön beschienen.
Dann geht es zurück ins Hotel, Silvi ist bereits aufgestanden und wir gehen frühstücken. Ihr geht es immer noch nicht besser mit ihrem Magen, ganz im Gegenteil. Sie verzichtet sogar auf den geliebten Starbucks Kaffee, so langsam wird die Sache bedenklich.
Wir machen deshalb erst einmal ganz langsam und ich kann meine morgendliche Arbeit auf dem Laptop begutachten. 1 Stunde später entschließen wir uns aber doch, noch ein paar
Petroglyphen an der Kane Creek Road anzuschauen. Die Birthing Scene ist ganz nett, aber leider steht sie um die Uhrzeit ziemlich blöd im Licht. Warten wollen wir aber nicht, das ist es auch nicht wert.
Die Birthing SceneHier von "Rock Art" zu sprechen wäre übertrieben. Wir machen noch an anderen Zeichnungen Halt, von denen ich gar keine Fotos mehr finde (hab ich überhaupt welche gemacht ? – besonders aufregend können sie jedenfalls nicht gewesen sein...), dann geht es zurück nach Moab.
Wir wollen noch in die Tom Till Gallery, die aber kurzfristig geschlossen hat. Wir vertreiben uns die Zeit im nahegelegenen Buchladen und gehen am Ende mit 4 Büchern raus. Dann hat die Gallerie wieder geöffnet. Wir schlendern durch den kleinen Raum und bewundern die tollen Kunstwerke. Ein passendes Souvenir ist aber nicht dabei, entweder, die Drucke sind viel zu teuer oder nur in mittelmäßiger Qualität. Insgesamt hätte ich von dem Laden etwas mehr erwartet.
Wir kaufen im Wendys Mittagessen und legen uns kurz hin zum Mittagsschläfchen. Silvi meint, sie weiß noch nicht, ob sie in ihrem Zustand die geführte Tour mitmachen kann. Ach herrjeh !
Nach dem Nickerchen geht es wieder in den Arches und meine tapfere Frau beschließt doch mitzulaufen, denn sie hat sich schon lange im voraus darauf gefreut und die Tour ist nicht so einfach zu bekommen wenn man nur 2-3 Tage in Moab hat. Die junge Rangerin ist sehr nett und der Weg ins
Fiery Furnace anfangs auch nicht so schwer. 2 Leute machen allerdings bereits nach dem Abstieg wieder kehrt, eine davon war aber sowieso nicht sehr gut zu Fuß.
Beim ersten Stopp erklärt uns die Rangerin sehr genau wie diese Formationen entstehen und bindet die Leute mit Fragen aktiv ein. Ich komm mir vor wie in der (Grund-)Schule, aber Silvi gefällt es. Die Tour führt durch das Labyrinth hindurch und durch das fleißige Knipsen könnte ich auch gar nicht sicher sagen, ob ich allein wieder herausfinden würde.
Durch diesen Mini-Arch muss man sich ganz schön hindurchzwängen.Das erste richtige Highlight ist hier der spektakuläre Skull Arch hoch oben im Fels, der nachmittags leider im Schatten ist. Aber das dies hier keine Foto-Tour wird, war mir schon vorher klar.
Im Laufenden werden uns noch viele interessante Dinge erklärt über Kleinstlebewesen in den Potholes, die richtige Überlebenskünstler zu sein scheinen, über die Pflanzenwelt, über die Bedeutung der Kryptobionischen Erdkruste und wahrscheinlich noch viel viel mehr, wovon ich das meiste aber mittlerweile (leider) wieder vergessen habe. Ab und zu muss man über kleinere Felsspalten springen oder hindurchbalancieren, wobei uns vorher die richtige Technik dazu erklärt wird. Man muss jetzt aber kein Bewegungswunder sein, um die Tour zu schaffen. Die Frau, die gleich am Anfang aufgegeben hatte weil sie schon vorher leicht gehumpelt hat, hätte sich an der ein oder anderen Stelle aber vermutlich schon schwer getan.
Kleine Hindernisse auf dem Weg Überall die schönen FinsAm Ende führt der Weg eine abgeschiedenen und teilweise enge Passage bis zu einer Sackgasse über der aber der Surprise Arch thront. Eine sehr schöne Entdeckung, wenn auch durch die großen Kontraste unmöglich, gut zu fotografieren.
Das ist dann auch der letzte Stopp, dann geht es wieder zum Parkplatz zurück. Insgesamt hat die Tour ca. 2.5 Stunden gedauert, war aber ein sehr lohnenswertes Erlebnis. Als nächstes will ich noch mal zur Windows Section fahren weil ich endlich mal ein gutes Foto vom Double Arch machen will, einem meiner absoluten Lieblingsbögen. Doch vor Ort stellt sich heraus, dass ich mich mit der Himmelsrichtung völlig verschätzt habe und alles ist schon im Schatten. Mist !
Silvi bleibt im Auto, ich gehe um den Arch herum und fotografier ihn eben von der anderen Seite, von der er auch ein ganz nettes Bild abgibt.
Jetzt wäre eigentlich der
Delicate Arch geplant, aber Silvi meint, sie würde die Wanderung nicht mitmachen können. Obwohl sie darauf besteht, dass ich sie allein mache, entschließe ich mich, zum gegenüberliegenden Viewpoint zu fahren, für den man nicht so weit laufen muss. Der Blick von hier ist auch mal schön und man kann von Minute zu Minute den Zuwachs an Leuten dort oben beobachten, je näher der Sunset kommt.
Wir verschwinden aber schon vorher, ich will nämlich noch zum
Balanced Rock, der ja auch eine Sunset-Location ist. Dort angekommen versteckt sich die Sonne hinter dichten Schleierwolken. Dieses mal warte ich aber geduldig ab und kurz vor Sonnenuntergang kommt sie tatsächlich noch mal für ein paar Minuten heraus. Es ist insgesamt aber etwas diesig, wodurch der Himmel und die La Sal Mountains im Hintergrund nicht besonders herauskommen. Dann sind auch die letzten Lichtstrahlen weg und ich packe meine Sachen zusammen.
Auf der Rückfahrt entdecken wir im Radio (was anscheinend Satelliten-Empfang hat wie wir nach fast 2 Wochen feststellen) den Playboy-Kanal. Ich bin sehr erheitert von den Schweinereien, welche die Moderatorinnen (die übrigens unglaublich sexy Stimmen haben und jedes Wort ins Mikro hauchen) so von sich geben.
Dass so etwas in den USA erlaubt ist, ist wirklich unfassbar, denn die nehmen hier wirklich kein Blatt vor den Mund. Details kann ich beim besten Willen nicht beschreiben, sonst verstoße ich vermutlich gegen die hier geltenden Benimm-Regeln.
Die Rückfahrt ist ausnahmsweise viel zu kurz
und um viertel vor neun sitzen wir schon wieder im Bucks für unser letztes Abendessen in Moab. Silvi hat das Essen hier ganz gut vertragen, weswegen wir keine weiteren Experimente mehr eingegangen sind. Ich hau mir noch mal die fantastischen Ribs rein (das wird eine lange und zähe Diät daheim) und rundum zufrieden gehen wir in Hotel zurück.
Ein kurzer Blick auf die Wettervorhersage lässt für die nächsten 2 Tage leider nichts gutes erhoffen
, aber heute sind wir zu müde, also verschieben wir die Entscheidung über das weitere Programm auf morgen.
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