15. TAG
Las Vegas, NV - Mount Charleston (Motorradtour)
Schon wieder bin ich heute morgen dran mit Kaffee holen. Ein paar versprengte Gruppen sitzen um 6:30 Uhr noch an den Black Jack-Tischen und es ist ziemlich eindeutig, dass die ihr Bett heute noch nicht gesehen haben.
Wir haben beim größten amerikanischen Motorrad-Verleiher "Eagle Rider" für 24 Stunden eine Harley-Davidson reserviert und müssen die um 9 Uhr abholen. Außerdem wechseln wir heute das Hotel. Und aus diesen beiden Gründen war dies wieder mal eine kurze Nacht. Um 8:30 Uhr sind alle Sachen verladen, wir checken aus und fahren die paar Meilen zum Verleiher. Schon jetzt sind es 31°C. Unsere Harley - Model Street Glide - steht schon bereit.
Auch der Vertrag ist schnell unterzeichnet. Doch bis wir die Maschine übernehmen können vergeht wegen des großen Andrangs noch eine ganze Zeit. Das alles geht bei Ausleihe bei Harley-Davidson direkt wesentlich schneller, ist aber dafür auch ein paar Euro teurer. So kommen wir erst um 10 Uhr vom Hof. Ich steuere aufs Cosmopolitan Hotel zu, Caro folgt mir im Jeep. Dies ist unsere Bleibe für die letzten beiden Nächte.
Wir parken unter dem Westflügel, was sich als die richtige Entscheidung herausstellt. Denn von hier kommt man mit dem Aufzug direkt in die Lobby. Wir werden gleich freundlich empfangen und zum Check-In geleitet. Die "Terrace One Bedroom Fountain View Suite" haben wir reserviert. Das ist für uns völlig ausreichend und so lehnen wir das Upgrade-Angebot auf eine Wraparound-Suite (für 80 $ mehr pro Nacht) dankend ab. Praktischerweise liegt unser Zimmer auch im West Wing (27. Stock) und so sind wir erstmal positiv angetan von den kurzen Wegen. Als wir unsere Zimmertür aufschließen macht sich allerdings gleich Ernüchterung breit. Die Aufteilung und Einrichtung es Zimmers kann von keinem Innenarchitekten durchgeführt worden sein. Die Couch steht gleich neben der Eingangstür. Rechts ist die Küchenzeile, links der Schreibtisch und darüber der Fernseher. Vom Sofa aus schaut man sozusagen durch den Kleiderschrank, der im Zwischenstück liegt in das Schlafzimmer und auf den Balkon. Keine Spur von Gemütlichkeit.
Deshalb - und soviel kann ich vorwegnehmen - haben wir auf unserer Couch nicht eine einzige Sekunde verbracht. Kein Vergleich mit der Mirage-Suite, die preislich ganz ähnlich liegt. Der Schlafbereich ist ganz okay. Das "Japanese Tub" (deretwegen wir dieses Zimmer neben dem Balkon vor allem ausgesucht haben) hat den Nachteil, dass man - um dort hin zu kommen - immer durch die nasse Dusche muß.
Das alles sind aber nur Kleinigkeiten im Vergleich zum wirklich größten Manko: der Sauberkeit. Das Housekeeping ist eines 5 Sterne-Hotels absolut unwürdig. Man braucht gar nicht so sehr auf die Details zu schauen, um den schlechten Zustand zu erkennen. Dass es diesbezüglich hier Probleme gibt, wussten wir vorher aus einigen Berichten. Es aber dann mit eigenen Augen zu sehen, ist noch mal etwas anderes.
Das Alleinstellungsmerkmal des Hotels sind sicherlich die Terrassen. Auf unserer ist sicher seit Wochen kein Zimmermädchen mehr gewesen. Alles vom Aschenbecher über die Polster und den Boden bis zu den Glasscheiben ist extrem schmutzig. Das einzig Stimmungsaufhellende ist der Blick von hier aus auf den Strip und die Bellagio Fountains.
Wir wollen uns jetzt aber auch nicht lange ärgern, dass wir nicht im Mirage geblieben sind, sondern lieber Motorrad fahren. Es ist mittlerweile 11:30 Uhr und das Thermometer jenseits der 40°C Marke. Diese Temperatur ist nicht die allerbeste Voraussetzung zum Biken. Und erst recht nicht im Stadtverkehr mit seinen vielen Ampelstopps, wo jede Sekunde im Stand eine Tortur ist. Zum Glück gibt es ja aber mit dem Mount Charleston einen ganz stattlichen Berg in der Nähe. Dort oben ist es nicht nur einige Grad kühler, sondern es gibt auch Kurven. Auch diese sind zum Motorrad fahren unerlässlich, will man sich seine Reifen doch nicht auf dem Highway eckig fahren.
Nach der Fahrt über den Strip und durch Downtown müssen wir mit der 95 aber doch ein Stück Highway fahren. Dann geht es links ab auf die 157. Die führt direkt auf den Mt. Charleston zu und wir gewinnen bald an Höhe. Mit jedem Meter wird die in der Stadt (auf einem Motorrad) fast unerträglich heiße Luft kühler. Und auch die Landschaft ändert sich völlig. Bald haben wir nicht mehr das Gefühl in Nevada zu sein, sondern in Colorado.
Am Visitor Center machen wir eine erste Pause und kommen mit zwei pensionierten Flugzeugbauern ins Gespräch, die im August eine Europa-Reise machen werden und voller Vorfreude sind. Im Visitor Center selber wird die Dose eiskalte Cola für 1 Dollar verkauft. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir eine Cola jemals so gut geschmeckt hat. Denn unser in den Satteltaschen transportiertes Wasser ist kurz vorm Siedepunkt und damit nahezu ungenießbar. Wir schrauben uns weiter den Berg hinauf und biegen dann ab auf die 158 - eine sehr schön kurvige Straße, die zum Las Vegas Ski Resort führt.
Hier genießen wir den Blick auf die umliegenden Gipfel und fahren dann (weil es so schön war) auf der 158 auch wieder zurück. Rechts ab geht es auf der 157 noch ein Stück weiter den Berg hinauf zur Mount Charleston Lodge. Diese hat ein durchaus gut besuchtes Restaurant mit einer sehr schönen Terrasse, von der aus man einen wunderbaren Ausblick auf die Umgebung hat.
Die Luft ist hier so schön kühl und die Atmosphäre so entspannend, dass wir ausnahmsweise ausgiebigen Gebrauch von den kostenlosen Refills machen und einfach mal eineinhalb Stunden nichts tun. Auf dem Rückweg nehmen die erfrischenden kühlen Winde dann - im Gegensatz zum Hinweg - mit jedem Meter ab und um kurz vor 19 Uhr sind wir wieder in Downtown. Caro will hier noch ein spezielles Motel-Schild in Ihre Sammlung aufnehmen und ich nutze die Zeit, mir mal den Wüstenstaub aus den Augen zu reiben.
Weiter geht es ins Mandalay Bay auf einen kühlen Drinks an die Bar. Unvermeidlich ist natürlich auch der Besuch am Las Vegas Welcome-Schild. Hier sind heute allerdings wahre Massen unterwegs und so halten wir uns nicht lange auf.
Beim Liquor-Store schräg gegenüber füllen wir unsere Biervorräte auf und fahren noch ein Mal den Strip rauf und runter. Zurück im Hotel wechseln wir unsere klitschnass geschwitzten Klamotten und trinken das ein oder andere eiskalte Bier auf unserem Balkon, der allerdings auch einem Backofen gleicht.
Wir beobachten die Dutzenden von Helikoptern, die jetzt von Ihren Rundflügen vom Grand Canyon zurückkommen und in kurzen Abständen in Reih und Glied den Strip entlang fliegen. Den Sonnenuntergang warten wir noch ab.
Um 21 Uhr gehen wir hinüber zum Planet Hollywood, essen dort etwas und besuchen den Fat Tuesday. Den Rest der Nacht verbringen wir im überfüllten Casino unseres Hotels. Aber auch das bleibt uns nicht wegen seiner immensen Gewinnausschüttung in positiver Erinnerung.
Hotel: The Cosmopolitan / Las Vegas, NV > Fotos
Gefahrene Meilen: 8 (Auto) und knapp 200 (Motorrad)