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Autor Thema: 4 Wochen Los Angeles (inklusive einem kleinen Southwest-Ausflug) im Januar 2008  (Gelesen 34513 mal)

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mannimanta

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  • USA Reisevirus - nicht heilbar....
Zitat
Gehört zwar inhaltlich hier gar nicht her, dann aber irgendwie doch, weil es der erste Scan ist, den ich gestern
von meinen Filmen gemacht habe. 6x6 hochaufgelöst zu scannen, dauert: 20 Scans habe ich gestern bis Mitternacht im Kasten gehabt.

Was scannst du denn?
Dia Positive, Negative?

Ich suche nämlich noch eine erschwingliche und doch qualitativ gute Möglichkeit
meine alten Dias zu scannen.
Bis jetzt waren die Ergebnisse so schlecht, daß ich mir lieber weiter die Fotos auf
der Leinwand angucke.
Gruss,
Manni

TheWurst

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So, und jetzt muss ich doch mal nach den Watts Towers googeln .... die ganzen Türme will ich doch mal sehen  :wink:
Hehe, das war auch das erste was ich gemacht hab  :mrgreen: Ich hab zwar schon Bilder davon gesehen (und bei GTA San Andreas gibt`s die ja auch  :mrgreen: ), aber ich wusste garnicht dass die so riesig sind und nicht nur aus Metall bestehen... ;)

NickMUC

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Was scannst du denn?
Dia Positive, Negative?


Hi Manni,
Ich scanne die Negative (6x6). Seit Dezember steht bei mir ein Nikon Coolscan 8000 ED, den ich über die E-Bucht für 1200 Euro gekauft habe (der aktuelle Nachfolger ist der 9000er, kostet ca. 2.400). Damit erreichst Du absolut professionelle Ergebnisse, die sich bei entsprechend hoch aufgelöstem Scan auch richtig groß (150x150 cm) drucken ließen. Ist halt leider nicht ganz billig. Vorher habe ich mit einem Epson V700 gearbeitet (Flachbett mit Durchlichteinheit), der schon sehr, sehr ordentlich ist, aber neu auch um die 650 Euro kostet.
Recht viel billiger wird sich kaum etwas finden lassen, wenn man von Kleinbild gute Ergebnisse errreichen will.

Eine Alternativewäre das Digitalisieren der Dias per Digitalkamera + Diaduplikator + Leuchtpult. Das soll ziemlich gut klappen, ich habe es aber nie versucht.

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And now to something completely different:

Freitag 11. Januar 2008

Es ist ja so: wenn man länger als 14 Tage im gleichen Ferienhotel wohnt, wiederholt sich irgendwann die Speisekarte. Mir fällt heute nix Originelles zum Thema Frühstückslokal ein, also gehe ich zum zweiten Mal in’s benachbarte Langer’s auf der Alvarado. Ich sitze kaum, da höre ich von der netten Waitress „Oat Meal and Coffee, right?“.  Jessas... es gibt Kneipen in München, da war ich schon hundert mal und kein Schwein erkennt mich.

Nach dem Frühstück rasch wieder Downtown, die Sonne scheint, die Bilder warten darauf, gemacht zu werden. Ich parke wieder für 5 Dollar, diesmal auf einem riesigen Lot Ecke Olive und Olympic, nachdem mich der Wärter des benachbarten Parkplatzes mit „20 Bucks. And you leave the key.“ verschreckt hat. Und heute bin ich wieder ausgesprochen fleißig, gegen Mittag glühen die Füße. Aber das Rumgerenne hat einen Vorteil: ich finde den netten Cigar-Store wieder, der letztes Jahr schon rauchbare Ware hatte (Diplomat Cigars,  806 W 7th St.). Ich nehme acht (buy 6, get 2 free) von der selber gerollten Hausmarke. Sehr fein, eine wird gleich im Laden geköpft und beim Weiterarbeiten geraucht. Dass mir ständig die Asche in den Lichtschacht der Rolleiflex bröselt... so what!



Ist zwar ein Vorjahres-Bild (dies Jahr gab's keinen Rum) – aber so sieht ein wohlgefüllter Reise-Humidor aus

Mein Spaziergang (außerhalb urbaner Umgebung wäre das schon eine veritable Wanderung) führt irgendwann auch wieder am Grand Central Market vorbei, der sich so langsam zu einem meiner Lieblingsplätze mausert. Diese dunkle Halle mit den Dutzenden von Ständen, an denen sich in kulinarischer Hinsicht alles finden lässt, was das Herz (oder besser: der Magen) begehrt, ist wirklich sehr charmant. Fisch, Fleisch, Obst, Gemüse, 1000 bunte Gewürze, Trockenfrüchte und –bohnen, Süssigkeiten und sehr leckeres Gebäck wechseln sich ab mit koreanischen, thailändischen, chinesischen, japanischen und mexikanischen Garküchen, wo man sehr gut und sehr günstig seinen Hunger stillen kann. Das wuselt und lärmt wie in einem orientalischen Bazar. Ich kaufe mir an dem (sehr guten) Kaffeestanderl eine  doppelten Espresso und schaue dem Treiben zu.



Noch früh am Vormittag und daher ruhig: der schöne alte Grand Central Market



Auf dem Broadway findet sich alles: auch ein Wahrsager... ich wollte mit ihm schon über das Wetter reden

Verzweifeltes Fiepsen aus meiner Fototasche erinnert mich daran, dass das Handy mal wieder geladen werden sollte. Also ab ins Hotel, Handy ans Netz, ich auf’s Bett, ein halbes Stündchen die Batterien vom Handy und von mir wieder aufgeladen, und dann noch eine Cruising-Runde nach Downtown, mit schönem nachmittäglichen Licht.



So mag ich das Licht: die tief stehende Sonne arbeitet die Strukturen schön heraus (auch einer der neuen Scans)

Abends schenke ich meine Gunst wieder mal der asiatischen Küche (nach dem gestrigen Fiasko, Fiasko Mexicano)... In Little Tokyo schaffe ich: eine California Roll, eine Spicy Tuna Roll, eine Salmon Skin Roll und eine Tempura Roll.... puhhhhh. Extrem fein, frisch zubereitet auf Zuruf und mit Zugucken. Kostet samt Tee und Parkplatz weniger als gestern die Mexi-Pampe (Oomasa, 100 Japanese Village Plaza – im Karree zwischen 1st und 2nd, bzw. San Pedro und Central). Anschließen ein Zigärrchen und einen Coffee Latte schräg gegenüber in einem Straßencafé, dann back to the Motel. Over and out.

Die Frage des Tages grub sich heute zum wiederholten Male beängstigend knirschend in meine Gehörgänge: warum sind eigentlich in USA fast überall die Gehsteige dermaßen hoch, dass man sich beim Aussteigen grundsätzlich die Unterkante der Autotür ruiniert? Fahren die da deshalb alle Pickups und Geländewagen?
Grüße,
Nick
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knutshome

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Hallo Nick,

bin auch noch hinterhergespurtet. Habe dich immer mal wieder vorbeiflitzen sehen, aber anscheindend hast du mich nicht wahrgenommen, dass ich noch mitfahren möchte.  :D

Toller Bericht über eine Stadt, die ich mir eigentlich nie anschauen möchte. Aber ich glaube, das wird sich bis zum Ende noch ändern. :-)

Bin schon gespannt, wann ich die Bilder auf deiner Homepage bewundern kann. Die anderen sind total klasse.

Viele Grüsse
Carmen

NickMUC

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Hi Carmen,
schön Dich mit an Bord zu haben, weiß gar nicht, wie ich Dich übersehen konnte ;-)
Wahrscheinlich musste ich mir gerade eine Zigarre anzünden...
Grüße,
Nick
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knutshome

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Das könnte durchaus der Grund gewesen sein.   :lol:

Denn eigentlich kann man mich gar nicht übersehen. :-)

NickMUC

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Samstag, 12. Januar 2008

Schon wieder Samstag... heute muss mal Pause sein in Sachen Downtown – ich sehe langsam den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Außerdem will ich um 12.00 bei der „Photo LA“ sein, ein jährlichen Messe, auf der Fotogalerien aus den ganzen USA und auch aus dem Ausland ausstellen. Das Ganze findet statt in einem alten Hangar auf dem Santa Monica Airport, also liegt es nahe, die Frühstücks-Destination in dieser Richtung zu suchen. Statt den Santa Monica Blvd in Richtung Pazifik zu düsen, entscheide ich mich für den Pico Blvd, den ich noch nicht gefahren bin. Irgendwo, fast schon in Santa Monica, leuchtet ein vertrautes Schild: Norm’s. Prima. Rein. Oat Meal, Kaffee und – zur Vorbeugung gegen weitere Grippeanfälle – einen großen Orangensaft. Alles gut wie immer, allerdings verdoppelt der Saft glatt den Frühstückspreis (war aber auch ein Halbliter-Glas).



Immer ein sicherer Kandidat fürs Frühstück: Norm's – open since Ewigkeiten, 24 hours daily

Danach weiter bis zum Meer, das Auto geparkt und einen kleinen Bummel an der Promenade. Als ich lese, was hier alles verboten ist, bestätigt sich wieder mal mein Vorurteil gegen Santa Monica und ich schwinge mich ins Auto und fahre die paar Meilen bis Venice Beach. Puhhh, ist das hier entspannt. Santa Monica ist ungefähr so charmant wie Paris Hilton, Venice Beach ist mehr wie Amy Winehouse – nervt zwar auch, kann aber wenigstens was. Das Wetter ist so, wie es sich für Kalifornien gehört, in der Sonne ist es fast schon zu warm für Hemd und T-Shirt. Ich kaufe mir einen Coffee Latte, entzünde das Morgenzigarillo und gucke aufs Meer, wo relativ zackige Wellen immerzu Surfer vom Brett werfen.

Dann mache ich mich langsam auf, um den Santa Monica Airport zu suchen, was schneller geht als vermutet und mich dazu zwingt am Flughafen noch ein halbes Stündchen tot zu schlagen, da die Photo LA erst um 12.00 ihre Tore öffnet. Also schaue ich zu, wie ein kleiner Privatflieger nach dem anderen in den blauen Himmel knattert. Anders als bei den Surfern fällt keiner wieder runter.

High noon – ich löse meinen Tagespass, der inklusive einem dicken Katalog 20 Dollar kostet, ein Schnäppchen gegen die 10 Dollar Parkgebühr. Der Hangar ist von innen noch größer als er von außen ohnehin aussieht und ist voll mit Ausstellern und ihren Bildern. Ich bin beeindruckt, wie viele gute Fotos hier zu sehen sind. Und erstaunt, wieviel Bockmist es in die höheren Sphären der Kunst schafft. Aber trotzdem: einige Stunden sind hier schnell verbracht, unterbrochen von einem Kaffee und einem Donut (der musste sein... er hat allerdings den Rest des Tages Pfötchen gegeben). Praktischerweise ist auch meine Lieblingsgalerie (Photo Eye aus Santa Fé) vertreten, sodass ich die Gelegenheit nutzen kann, dem Boss mein Sothwest-Cityscapes-Buch, meine Karte und ein kurzes Gespräch aufzudrängen (eine Empfehlung der Kuratorin der Kodak-Sammlung in Rochester macht dieses Manöver etwas einfacher). Er verspricht, sich das Buch in Ruhe anzuschauen und mich zu kontaktieren... ufff, das hatte ich schon vor einem Jahr versucht, als ich in Santa Fé war und mangels Termin und/oder Empfehlung schon im Vorzimmer gescheitert war. Von der Photo LA hatte ich vor der Reise nix geahnt, sonst wäre ich etwas besser vorbereitet gewesen. Naja, immerhin...





Wohlgefüllter Hangar bei der PhotoLA: nicht nur viele Fotos und viele Aussteller, auch viel wirklich interessiertes Publikum

Gegen halbfünf kann ich keine Bilder mehr sehen, klettere ins Auto und cruise in fröhlichem Zickzack wieder Richtung Osten, diesmal ohne irgendwo falsch abzubiegen, mache den Schlenker am Labor vorbei (Sorry...closed. Kein Wunder, dass der über die Miete stöhnt...), trinke noch einen Kaffee im Silverlake District, dann ins Motel, ein halbes Stündchen mit Buch auf’s Bett, anschließend Dinner im Wako – jenem schon erprobten Koreaner, der auch diesmal  gut und reichlich auftischt. Morgen werde ich mich wieder Downtown widmen, und dann vorübergehend Schluss mit LA... was in jeder Hinsicht gut ist. Eine Woche durch die Pampa fahren, noch dazu mit der entzückendsten Ernährungsberaterin dies- und jenseits des Mississippi... ich freue mich drauf.



Nett illuminierte Bäume am Supermarktparkplatz in Korea Town... noch weihnachtlich oder einfach koreanisch?

Gerade schaut mich mein Kühlschrank mit großen, leeren Augen an, also noch mal schnell einen Block hoch gelaufen, um im Super-Mercado Wasser und Orangensaft zu kaufen. Vor knapp zwei Wochen habe ich mich hier tagsüber kaum aus dem Auto getraut, jetzt latsche ich nachts durch die Gegend, als wenn ich hierher gehöre. Übrigens haben sich die Menschen, die die voll beladenen Einkaufswagen vor sich herschieben, wenigstens teilweise als selbstständige Geschäftsleute entpuppt: einer verkauft Wasser und Cola aus dem Wagen, in dem ein paar Stangen Eis vor sich hin tauen, eine Frau bietet Maiskolben feil und ein ganz schlaues Kerlchen hat den Wagen zum BBQ umfunktioniert: unten glüht die Kohle, auf dem waagerecht gestellten Klappgitter brutzeln Ribs. Sehr geil!

Die Frage des Tages ist eher eine rhetorische: warum kriegt man in LA einen ganzen Flugzeug-Hangar gesteckt voll mit foto-interessiertem Publikum (trotz 20 Dollar Eintritt), während z.B. auf der peinlichen „Fotobild Berlin“ bei freiem Eintritt in vier Tagen nur ein paar Hundert aufgetaucht sind? Und warum war ich Depp als Aussteller in Berlin statt hier in LA? Männo....
Grüße,
Nick
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sunny730

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Hallo und schönes Wochenende

Ich laufe schon die ganze zeit mit dir durch LA und finde es wirklich spannend und total genial geschrieben.

wir werden nächstes Jahr uns LA auch für ein paar Tage anschauen, darum habe ich mir auch schon die ein oder andere Adresse bei dir abgeschrieben.

Danke für den tollen bericht bis jetzt und ich freu mich auf weiteres

LG Sandra

NickMUC

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wir werden nächstes Jahr uns LA auch für ein paar Tage anschauen, darum habe ich mir auch schon die ein oder andere Adresse bei dir abgeschrieben.


Na, dann mal welcome in LA, Sandra.
Hoffe, Du findest noch ein paar Tipps.
Danke + Grüße + schönen Restsonntag,
Nick


A propos Sonntag:

Sonntag, 13. Januar  2008

Der sündige Sonntag beginnt mit einem Dreier-Stapel Buttermilk-Pancakes, garniert von zwei Eiern und ein paar Speckstreifen, übergossen mit Ahornsirup. Zusammen mit einem Kaffe nehme ich das Ganze bei Phillipe zu mir – einfach weil der Laden gar so schön ist. Das Frühstück ist auch prima.

Danach habe ich – nach der gestrigen Auszeit – wieder Lust, durch Downtown zu cruisen und Bilder zu machen. Das ist heute alles ein bisschen einfacher, weil man Sonntags die Parkuhren nicht füttern muss und außerdem doch um etliches weniger Verkehr ist. Obwohl: die Regel, dass am Wochenende die US-Downtowns tot seien, stimmt zumindest für LA nun gar nicht, es sind reichlich Menschen und Autos unterwegs, auch sehr viele Läden haben geöffnet, und keineswegs nur die üblichen Verdächtigen (Ketten), sondern auch die vielen, kleinen, mexikanischen Klamotten-, Elektronik- und Kitschläden. Und das obwohl die Mexikaner doch alle katholisch sind...



Immer gut besucht: der Broadway

Im Bezirk um die Spring St. und die 5th St. sind einige Straßen gesperrt oder von Feuerwehr,- Polizei- und Einsatzwagen des FBI blockiert... uiiii... Verbrecherjagd? Auffällig ist, dass all diese Autos Indiana-Kennzeichen haben. Und dass Unmengen von Menschen mit Walkie Talkies, Mikrofongalgen und Steady Cams umherwuseln. Ab und zu tönt ein entschlossenes „Cut!“. Ich marschiere betont sorglos und zielgerichtet, mit meinem Ich-gehöre-dazu-Gesicht, durch die Absperrungen, das will ich schon ein bisschen genauer sehen. Immerhin komme ich mit der Nummer ungefähr eine halbe Stunde lang durch, kann ein paar Bilder machen und habe das vermutlich nie wiederkehrende Vergnügen, Billy Bob Thornton nahezu Aug in Aug gegenüber zu stehen (ein Bild gelingt mir da allerdings nicht). Nach dem nächsten „Cut“ zieht der Tross weiter und ein Security-Mann schaut mich mit hochgezogener Augenbraue an. „Are you a member of the crew, Sir?“ Ok, ok... man muss wissen, wann man verloren hat. Ich trolle mich hinter die Absperrung, wo ich von einem netten (echten) Motorradpolizisten die Auskunft bekomme, es werde „Eagle Eye“ gedreht. Soviel kann ich jetzt schon verraten: der Film wird zumindest teilweise in Indiana spielen.
(edit: ich habe inzwischen mal gegoogelt: es handelt sich um einen Terroristen-Thriller, in dem Thornton einen Ermittler spielt. Produziert von Steven Spielberg, Kinostart im August 2008).





Beim Dreh zu "Eagle Eye" in downtown LA

Der Art- und der Industrial-District geben noch mal ein paar (hoffentlich) schöne Bilder her, dann ist die Sonne weg und alle weiteren Bilder müssen warten. Ich tanke (schon wieder!!) den Mustang voll; das Ding scheint zu saufen wie ein alter V8. Diesmal denke ich dran, den Tageszähler zu nullen. Ich bin bisher nur rund 650 Meilen gefahren und habe das Gefühl, schon fünfmal getankt zu haben (edit: nach grober Berechnung am Ende der Reise habe ich in der Stadt im Schnitt rund 17, überland etwa 10 Liter verbraucht).



Im Art's District: schöne Graffittis allüberall

Ich cruise die Vermont Ave runter und entdecke Ecke Monroe einen großen Flohmarkt. Cool. Flink das Auto geparkt... und dann werde ich freundlich aber bestimmt am Eintritt gehindert. Das Ding schließt um 16.00 Uhr. Es ist (genau) 16.00 Uhr. Alle Schätze dieser Welt liegen zum Greifen nahe... und ich darf nicht rein. Grmpfffff. Na gut... ich ziehe eine weite Schleife rüber zum Hollywood Blvd., entere dort ein Dress-for-Less-Ross, stocke die T-Shirt-Vorräte noch ein bisschen auf (2 x van Dutch à 12 Bucks) und beschließe, Richtung Heimat zu rollen und unterwegs an irgendeinem nett aussehenden Thaifood-Restaurant ein frühes Dinner zu nehmen (mittags gab’s heute nüscht). Es kommt aber kein nett aussehendes Thaifood-Restaurant, es kommt nicht mal ein nicht nett aussehendes Thaifood-Restaurant, es kommt gar kein Thaifood-Restaurant. Da ich immer noch Mexico-geschädigt bin, düse ich durch, zurück nach Downtown, Little Tokyo, und lande dort im Oiwake (122 Japanese Village Plaza), wo es ein ordentliches, na sagen wir, dem Preis angemessenes All-you-can-eat-buffet für 9 USD gibt. Da kann man doch nicht maulen. Ich bin halbwegs brav: I don’t eat all I could. Zur gewohnten Zeit, also gegen 8.00 Uhr schlage ich schon wieder in meinem Motel auf. Morgen sind die ersten zwei Wochen rum. Au weia.

Die Frage des Tages betrifft ein paranormales Phänomen: warum sieht man immer dann, wenn  man keinen Hunger hat, Hunderte von tollen Restaurants, die just in der Sekunde in einem schwarzen Loch verschwinden, in der man gerne essen gehen würde? Oder geht das nur mir so?
Grüße,
Nick
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Montag, 14. Januar  2008

Montag... der Tag, an dem ich meine LA-Foto-Exkursionen für eine Woche unterbrechen werde, weil die Schönste aller Ernährungsberaterinnen angeflogen kommt. Ankunft zwar erst am Abend um 9.30 Uhr am LAX Intl Airport.... aber irgendwie bin ich so wuschig, dass ich beschließe, heute nix Großartiges zu unternehmen – am Ende verpasse ich sonst den Abholtermin.

Also cruise ich wieder mal ein bisschen kreuz und ein wenig quer, gebe die nächsten 18 Filme im Labor ab, lande auf der Melrose, nehme Kaffee (schlecht) und ein Stück Kuchen (gut) im M Cafe (Melrose & La Brea), kaufe mir in einem Office Depot einen Notizblock und vier Sharpies (diese tollen Filzer, die so schön amerikanisch sind), trinke gleich nebenan im Black Dog Cafe noch einen (guten!) Kaffee (5657 Wilshire Blvd) und statte den La Brea Tar Pits einen Besuch ab, genauer: den Außenanlagen, wo auf grüner Wiese ein paar Löcher voll schwarzer Pampe vor sich hin blubbern, und in einem gar ein Mammut-Weibchen auf ewig im flüssigen Asphalt versinkt, beobachtet vom verzweifelt trompetenden Ehegatten und einem Nachwuchsmammut, das soeben zum Halbwaisen wird. Bevor die Leserschaft in Tränen ausbricht: die Familie ist aus pflegeleichtem Polyester in Lebensgröße nachgegossen. Tatsächlich wurden hier allerdings in den vorgeschichtlichen Asphaltvorkommen ganze Herden von Urgetier dahingerafft und für die Nachwelt hervorragend zur Ausgrabung erhalten. Das Museum zeigt eine gewaltige Anzahl von hier gefundenen Fossilien.

Ähnlich viele Fossilien sehe ich wenig später bei einem kleinen Abstecher nach Beverly Hills (die meisten fahren Benz), wo ich in Kramer’s Tobacco Shop (9531 Santa Monica Blvd) eine echte (!!) kubanische Zigarre erstehe, gerollt aus kubanischem Tabak, von dem vor einigen Jahren mehrere Tonnen in einem New Yorker Lagerhaus aufgetaucht sind, die dort – über Jahrzehnte vergessen – die Revolution in Kuba verschlafen haben. Da es sich somit um Pre-Embargo-Tabak handelt, darf er legal verarbeitet und verkauft werden. Toll! Die Zigarre ist durchaus lecker (auch weil ich sie an einem Tischchen vor dem Zigarrenladen zwischen zwei Beverly-Hills-Rauchverbots-geknechteten Straßencafés rauche) und mit 13 Dollar zwar über meinem üblichen Budget.... aber man gönnt sich ja sonst nix.



Hat nix mit dem heutigen Tag zu tun... aber manchmal gelingen Bildpaare, die ihren ganz eigen Reiz haben

Vor lauter Schiss, zu spät am Gate zu sein, mache ich mich gegen 19.00 Uhr auf den Weg zum Flughafen, fahre den nahezu leer gefegten Lincoln Blvd hoch, brauche keine halbe Stunde und stehe zwei Stunden zu früh doof am Terminal 1 rum. Na ja... Los Angeles... Riesenflughafen, Amerika, Land der unbegrenzten Möglichkeiten; da sollte ja ein Tässchen Kaffee und ein Snack zu kriegen sein. Pffffffffffffft.... Nada, niente, nothing, rien, nüscht. Nicht mal ’nen Cola-Automaten finde ich. Ein netter Kofferträger schickt mich zu dem futuristischen, Space-Age-Rundbau in der Mitte der Terminal-Rotunde. „There’s a nice Bar and a Restaurant...“. Jau, ist da tatsächlich. Ist aber geschlossen. Eine nicht minder nette Security-Lady bringt mich dann auf die richtige Spur: im Terminal B für die Auslandsabflüge gibt’s im ersten Stock tatsächlich ein paar Schnellrestaurants, wo ich mir ein Packerl Sushi nebst einem Iced Tea kaufen kann. Gegen 21.00 Uhr bin ich wieder zum Terminal 1 zurück geschlendert, wo mich der Info-Monitor mit der Nachricht überrascht, dass der Flug, der um 21.30 ankommen sollte, bereits gelandet ist. Hoppala. Minuten später schließe ich die Dame meines Herzens in die Arme. Eine letzte Nacht in meinem Best Value Inn mitten in Mexico City und morgen früh starten wir eine kleine Südwest-Schleife.

Die Frage des Tages: wieso hat eigentlich der Bahnhof von Castrop-Rauxel einen besseren Service als der Flughafen von LA?
Grüße,
Nick
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IkeaRegal

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Auf die Bilder im Südwesten freu mich schon die ganze Zeit  :D Dann mal abwarten. Die L.A. Bilder fand ich zum Teil sehr abstrakt, aber vielleicht ist das auch deine Art zu fotografieren. Danke auch dafür.  :)

HBFire

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Hallo Nick,

bin der ganzen Meute in Deinem Mustang jetzt mal hinterher gerannt und habe mich jetzt auch noch reingequetscht. Dein Bericht ist super geschrieben  und vielleicht hätten wir letztes Jahr nicht nur durch LA durchbrausen sollen.

Gruß
Holger

NickMUC

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@ Ikearegal: welcome! Ich hoffe, die Südwestschleife wird keine Enttäuschung für Dich... sie ist eher knapp gehalten und wirklich viele Bilder habe ich da auch nicht gemacht. Aber ich gebe mir Mühe..

@ Holger: sorry, dass es etwas eng wird. Aber mit einem Ikearegal im Auto ;-)
Grüße,
Nick
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NickMUC

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15. bis 21. Januar 2008

Einen ausführlichen Bericht spare ich mir an dieser Stelle, schon deshalb, weil ich nicht wirklich konsequent Tagebuch geführt habe. Und auch, weil der Südwesten hier ja reichlich vertreten ist. Deshalb die ganze Woche im Schnelldurchlauf:

Wir starten in LA (logisch) gegen Mittag, nachdem wir noch meine Filme aus dem Labor geholt haben und ziehen eine Schleife um den Salton Sea, mit einem Abstecher nach Salton Sea City und Bombay Beach: es sieht hier nicht mehr ganz so schlimm aus wie vor Jahren, selbst gegenüber letztem Jahr scheint es mir, als würde man sich bemühen, ein bisschen Ordnung zu schaffen. Trotzdem: immer noch ein bedrückender Ort und nicht wirklich die Umgebung, ich der ich gerne Urlaub oder Wochenende verbringen würde – was aber eben eine Menge Leute tun, vermutlich aus Mangel an Alternativen, weil sie sich vor Jahrzehnten hier ein Häuschen gebaut haben, das sich nun nicht mehr verkaufen lässt. Angesichts der im salzverkrusteten Schlamm versinkenden Wohnwagen und der grünlich-schaumigen Wellen des Sees nachvollziehbar. Für diejenigen, denen „Salton Sea“ nichts sagt: es handelt sich hier um einen (künstlich entstandenen) sehr großen Binnensee (knapp 1000 qkm!), der stark salzhaltig ist, über keinen Abfluss verfügt und in den seit Jahrzehnten die umliegende, meist überdüngte Landwirtschaft ihre Brühe einleitet. In den zwanziger Jahren als Urlaubsparadies entdeckt, mit Marinas und diversen Siedlungen, Motels und Ferienhäusern ausgestattet und seit vielen Jahren mehr Kloake als See. Wir übernachten in Indio (Motel 6, ist ganz OK).



In einem gemütlichen Sessel vor dem eigenen Häuschen sitzen und auf den Salton Sea blicken... tja....

Der nächste Tag gehört weitgehend dem Joshua Tree National Park, wo ich für 80 Dollar meinen 2008er Pass kaufe. Wie immer wunderschön, auch wenn wir ihn nur durchfahren (den Park, nicht den Pass) und keine Wanderungen machen. Am Nachmittag erreichen wir 29 Palms, und zum ersten Mal seit Jahren habe ich Glück, und wir bekommen einen der wunderbaren Bungalows mit einem kleinen Innenhof, einem offenen Kamin und einem herrlichen Blick in die Wildnis. Wir speisen sehr gut im Motel-eigenen Restaurant, bechern diverse Margaritas und verbringen den restlichen Abend vor dem prasselnden Kamin (der durchaus Sinn hat: es ist ganz schön kalt). Nachts funkeln die Sterne durchs Fenster und am Morgen weckt uns ein wunderbarer Sonnenaufgang. Gutes "Complimentary Breakfast" im 29 Palms Inn, beim Check Out drückt mir der Boss noch seine Visitenkarte in die Hand und versichert mir, dass eine Mail direkt an ihn meinen nächsten Aufenthalt sichert.



Von unserem kleinen Bungalow im 29 Palms Inn schauen wir in die Wildnis.

Der Donnerstag vergeht mit einer Fahrt über Amboy (hier tut sich was: die Tanke ist wieder in Betrieb, das Motel wird offenbar renoviert und vielleicht wird ja auch Roy’s Cafe im Zuge dessen wiederbelebt), Needles, Lake Havasu City (ich sehe zum ersten Mal die London Bridge: ich habe irgendwie nix versäumt), Parker, Salome, Wenden (Mist: mein Lieblingscafe in Wenden ist closed) nach Wickenburg, wo wir downtown im Best Western angenehm übernachten. Wickenburg ist ein nettes, eher touristisch geprägtes Städtchen mit einem hübschen historischen Kern... recht Western-mäßig.



Vermutlich das meistfotografierte Schild der Welt: Roy's in Amboy scheint aber wieder reanimiert zu werden

Freitag geht’s über Phoenix (mit einem Lunch in Bill Johnsons’s Steakhouse an der Van Buren Ave), Apache Junction und Florence nach Tucson. Phoenix scheint mir jedes Jahr um ein ganz gewaltiges Stück größer und auch „schöner“ zu werden. Früher war es deutlich verkommener (und deutlich spannender). Übernachtungstipp für Tucson: das Frontier Motel (227 West Drachman) wird von reizenden Indern nett und sauber geführt und liegt schön zentral. Kostet rund 45 $ plus Tax. Abends lecker Mex-Food nach einer langen Cruiserei.

Den Sonnabend bleiben wir noch in Tucson, besuchen eine grandiose Ausstellung im „Center for Creative Photography“ (1030 N Olive Rd ist die offizielle Adresse, finden tut man’s aber auf dem Speedway bei der Uni), in der man z.B. Ansel Adam’s „Moonrise“ nicht nur in drei verschiedenen Fassungen aus verschiedenen Jahrzehnten sieht, sondern auch seine Labornotizen dazu und sogar das Original-Negativ. Hochinteressant, mal zu sehen wie Adams und auch die anderen Großen der amerikanischen Fotoszene gearbeitet haben. Auf dem Weg in Richtung Saguaro NP stoppe ich noch an einem exzellent sortierten Workwear-Laden, der vor allem eine gigantische Carhartt-Auswahl hat. Eine Hose und ein Flanellhemd springt dabei raus. Danach langes Cruising bis in den Abend hinein durch den immer wieder wunderschönen Saguaro National Park (East).



Die Nationalparks bieten wirklich besondere Schönheiten: z.B. diesen alten Chevy...

Sonntag müssen wir uns leider langsam wieder auf den Rückweg nach LA machen, mit einem Abstecher über den Organ Pipe National Park und einer Zwischenübernachtung in Thousend Palms, wo es vermutlich genau so wenig 1000 Palmen gibt wie in Twentynine Palms 29. Thousend Palms kann man sich schmerzfrei schenken, der Organ Pipe ist wieder ein Erlebnis. Hier gönnen wir uns auch einen kurzen Trail von vielleicht 45 Minuten. Das Wetter benimmt sich so, wie man es direkt an der Grenze zu Mexico erwarten kann: warm, sonnig, prima.



Ein mächtiger Saguaro (im Organ Pipe NP), der Anzahl der Arme nach einer von den ganz alten Burschen (150 Jahre oder älter)

Montag vormittags sind wir wieder in LA, mittags gibt’s Pastrami-Sandwich bei Canter’s, am Nachmittag geht’s ins Hotel: Die letzte Nacht, bevor mein Schatz zurück nach München fliegen muss, gönnen wir uns in Santa Monica das sehr nette Bayside Motel (2001 Ocean Ave, Santa Monica, ca. 130 USD), mit einem feinen, wenn auch nicht ganz hindernisfreien, Blick auf den Ozean, bummeln am Strand entlang und über den Pier, gehen sehr gut und reichlich Sushi essen und schlafen dann dem Tag des Abschieds entgegen.



Blick aus unserem Zimmer im Bayside Motel



Am Santa Monica Beach: meine Süße verabschiedet sich vom Ozean


Die Frage der Woche: warum lassen sich die Vorteile des Allein-Reisens eigentlich nicht mit dem Spaß des Zu-Zweit-Reisens verbinden? Blöde Frage, ich weiß.
Grüße,
Nick
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Crimson Tide

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 :D  Der Sessel am Salton See sieht aber wirklich einladened aus!  :lol:

L.G. Monika