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Autor Thema: 4 Wochen Los Angeles (inklusive einem kleinen Southwest-Ausflug) im Januar 2008  (Gelesen 34531 mal)

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Crimson Tide

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@ Monika: jau, man muss schon von Zeit zu Zeit nach den alten Bekannten schauen. Falls Du mal nach Wickenburg kommst, grüß mir den Kaktus.


Das werde ich mir merken!  :lol:

Übrigens habe ich für Deine Sammlung noch ein Hydranten -Exemplar aus L.A., das meiner Meinung nach etwas von einer Ente hat... :lol:


L.G. Monika

NickMUC

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:-))

Stimmt, der hat was von Daffy Duck.
Grüße,
Nick
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Palo

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:lol:  Das mit den China Restaurants stimmt-- das ist auch in anderen Bundesstaaten so!
Aber nicht in San Francisco :D
Gruß

Palo

Crimson Tide

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:lol:  Das mit den China Restaurants stimmt-- das ist auch in anderen Bundesstaaten so!
Aber nicht in San Francisco :D

Wieso?

Haben da die Restaurants nicht so früh geschlossen?  :lol:

Das merke ich mir mal!  :wink:

L.G. Monika

Palo

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:lol:  Das mit den China Restaurants stimmt-- das ist auch in anderen Bundesstaaten so!
Aber nicht in San Francisco :D

Wieso?

Haben da die Restaurants nicht so früh geschlossen?  :lol:

Das merke ich mir mal!  :wink:
in SF Chinatown kann man abends essen und auch in Vancouver, NYC
Gruß

Palo

NickMUC

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Freitag, 25. Januar 2008

Der Tag beginnt gegen 6.00 Uhr mit Bettnässen... komisch. Da ich einerseits aus dem inkontinenten Alter raus und andererseits auch noch nicht wieder drin zu sein glaube, tippe ich optimistisch auf eine andere Ursache. Ein konstantes Plitsch auf meine Bettdecke lässt sich bei Licht besehen lokalisieren: es tropft von der Zimmerdecke, genauer aus der Deckenlampe, deren Schirm bereits bis über die Glühbirnen voll Wasser steht. Na super... vorsichtshalber knipse ich sie wieder aus und beginne murrend den Tag. Das Flachdach des Stillwell Hotels scheint auch schon bessere Zeiten gesehen zu haben: der freundliche Inder an der Rezeption berichtet mit stoischer Ruhe, dass das Personal bereits unterwegs sei, um die Zimmer zu inspizieren – bei stärkerem Regen sei das immer so. Ich entscheide mich, frühstücken zu gehen und nehme dem Rezeptionisten das Versprechen ab, dass er sich um den Wasserschaden kümmert.



Im Fashion District: derart aufreizende Dekorationen wollen wir aber in den USA nicht sehen...

Gegen Mittag wird’s wieder sehr feucht, ich düse nach West Hollywood, um erstens die letzten Filme aus dem Labor zu holen und zweitens irgendwo was Nettes zu essen. Ersteres klappt, letzteres eher nicht, irgendwie ist das heute nicht mein Tag. Schließlich steuere ich mit knurrendem Magen den ersten echten Fast Food Laden auf dieser Reise an: eine Niederlassung der reichlich vertretenen Yoshinora Beef Bowl Kette, die heimtückisch den Anschein erweckt, japanisches Essen zu servieren. Was soll ich sagen: dagegen war Pearl Harbour ein Spaziergang; so schlecht war mir seit dem letzten Film mit Charlton Heston nicht. Das Styling, dass in seinen Lila-, Grasgrün- und Blautönen an das IKEA-Kinderparadies erinnert, könnte man ja notfalls ignorieren, aber das sogenannte Rindfleisch in der „Beef-Bowl“ war so erbärmlich, dass es selbst durch großzügiges Nachwürzen mit Soyasoße und Chili nicht für den menschlichen Verzehr genießbar zu machen war. In den Müll damit und gleich next door noch einen Donut hinterher geschoben. Im Vergleich ein kulinarische Juwel!

Nachmittags wieder im Hotel öffne ich vorsichtig meine Zimmertür... oups: Bett und Matratze sind senkrecht gegen die Wand gelehnt, die Deckenlampe ist demontiert und unter dem Leck tut der Plastikpapierkorb aus dem Bad Dienst als Auffangbecken. Bettwäsche und Decken sind malerisch zum Trocknen auf Tisch und Stuhl gebreitet. Ich frage mal lieber nach und erfahre, dass mein Zimmer für unbewohnbar erklärt wurde und ich doch bitte in das Zimmer genau darunter umziehen möge. Na, hoffentlich läuft mein altes Zimmer nicht so voll, dass es dann wieder durchtropft! Ich trage meine Habseligkeiten eine Treppe tiefer. Dann treibt mich die Neugier auf’s Dach und da es gerade mal nicht regnet, nehme ich die Kamera mit und mache einen Rundgang über die marode Dachpappe. Leider ist das Licht miserabel, ich mache kein Bild, habe aber am nächsten Tag Glück, als es wieder trocken ist. Feige wie ich bin traue ich mich nicht näher als zwei Meter an den kniehohen Dachabschluss. Aber immerhin! Bei den Seen, die auf dem Dach stehen wundert es mich übrigens nicht, dass es durch die Decke tropft.

Ein kleiner Ausflug zum Home Depot versorgt mich mit einem dieser supersoliden Stanley-Messer, das ich schon immer zum Karton schneiden haben wollte. Außerdem hätte ich gar zu gerne eines dieser allgegenwärtigen Schilder gehabt, auf denen sinngemäß steht, dass dieses Gebäude krebserregende Stoffe enthalten kann, wie z.B. Asbest, Glaswolle oder Zigarettenrauch... das hätte ich gerne an meinem Wohnungseingang, um Hypochonder und Hysteriker abzuschrecken. Gibt es aber leider nicht bei Home Depot.

Danach ist es schon wieder Zeit, an das Dinner zu denken. Nach dem kulinarischen Grauen, das ich heute bisher erlebt habe, mache ich keine Experimente und fahre nach Little Tokyo, wo ich bei Frying Fish (Little Japanese Plaza) am Sushi-Föderband Platz nehme, mir eine große Flasche Kirin genehmige und blaue, gelbe, rote und grüne Tellerchen im Gegenwert von insgesamt 21 Dollar von ihrer Last befreie. Super frisch und sehr sehr lecker. Mit Bier und Tipp zahle ich knapp unter 30 Bucks, was mir mittlerweile richtig teuer vorkommt. Ich muss mich von Zeit zu Zeit daran erinnern, dass ich beim Italiener in München auch kaum mal unter 20 Euro davon komme, von den Münchner Sushi-Preisen gar nicht zu reden. Nach dem abendlichen Zigärrchen samt Kaffee vor einer quietschbunten Eisdiele in Little Tokyo kehre ich in mein neues Zimmer zurück und tippe diese Zeilen.



Oben: Nächtlicher Blick aus dem obersten Stockwerk meines Hotels
Unten: Die Skyline hinter einem der zahlreichen Bauplätze, gesehen von Liitle Tokyo aus




Die Frage des Tages: ist Yoshinora die Rache der Japaner für die Internierung der japanischen Bevölkerung durch die Amerikaner seinerzeit? Falls ja: muss Rache denn gleich so grausam sein?
Grüße,
Nick
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mannimanta

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  • USA Reisevirus - nicht heilbar....
Mein lieber Schwan...
Habe die letzten Tage in einem Rutsch gelesen.
Fazit:
Hier scheint ein unheilbar am LA-Virus infizierter Freak zu schreiben. :groove:
Und das ist auch gut so!

NickMUC

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Hier scheint ein unheilbar am LA-Virus infizierter Freak zu schreiben. :groove:



Manni, ich fürchte fast, Du hast recht....
Grüße,
Nick
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NickMUC

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Sonntag, 27. Januar 2008

Der letzte Tag vor dem Rückflug bricht an und wie immer überfällt mich eine Mischung aus Wehmut, wieder abreisen zu müssen und der Freude auf Familie, Freundin, Freunde und auch die eigenen vier Wände, die halt doch erheblich schöner sind als die des Stillwell oder jeden anderen Hotels. Außerdem fiebere ich der Selektion und Ausarbeitung der knapp 750 Bilder entgegen, die ich während meiner Zeit in LA gemacht habe. Und trotzdem: bei nahezu allem, was ich heute tue, ist der Gedanke, dass es vorerst das letzte Mal sein wird, dabei.

Anyway: das erste und vorerst letzte Mal gibt es heute Pancakes mit Eiern und Speck im IHOP, dem International House of Pancakes, irgendwo auf dem Wilshire Blvd. Ganz OK, aber nicht so toll wie erhofft, gewohnt, gedacht; vor allem leider nur lauwarm. Egal, danach weiter zur Vermont & Monroe, zu jenem Flohmarkt, der letzten Sonntag direkt vor meiner Nase seine Pforten geschlossen und mir all seine Schätze vorenthalten hatte. Offensichtlich sind aber all diese Schätze auch letzten Sonntag über den Tapezierertisch gegangen, denn ich finde – trotz durch das Abheben von 300 Dollar aus dem ATM deutlich gemachter Kauflust – aber auch so gar nix. Einzig eine schöne, alte, amerikanische Graflex Großformatkamera auf optischer Bank, mit 75 Dollar geradezu lächerlich billig, führt mich kurz in Versuchung. Aber: so was ähnliches hatte ich schon mal und es hat mich schon mal genervt, weil die Fummelei mit Planfilmen einfach nicht mein Ding ist. Also lasse ich sie liegen und verlasse den Flohmarkt mit leeren Händen, während es, wie schon zu befürchten war, wieder anfängt zu nieseln.



Nur, damit man nicht meint, es wäre ständig schlechtes Wetter gewesen: es gab auch solche Tage (unten).
Und hier sieht man recht schön, dass LA direkt in den Alpen liegt... ein eher seltener Anblick, da im Sommer meist der Smog den Blick trübt (unten).




Ich cruise ein bisserl durch die Gegend, mache einen längeren Abstecher zu einer Barnes&Noble Filiale auf dem Pico Blvd, wo ich ein weiteres nettes Büchlein zur Architektur von Downtown LA finde, außerdem eine Ausgabe von Lens Work (einer der wenigen wirklich guten Fotozeitschriften) und lande wieder mal auf der Melrose, wo ich (ein letztes Mal) in meinem „Coffee Bean & Tea Leaf“ bei Coffee Latte und nach einem Bagel (Jalapeño+Cheese) mit Frischkäse eine Zigarre entfache und mich meiner Zeitschrift widme. Eine gute Fotostrecke fällt mir auf: Bilder von den „Memorials“, die in den USA (wie auch zum Teil bei uns) an den Straßenrändern von den Angehörigen derer, die hier bei einem Autounfall ihr Leben verloren haben, errichtet wurden. Ein bisschen frustet mich das insofern, als ich seit einem Jahr genau das gleiche Thema fotografiere. „In Loving Memory“ habe ich die Serie genannt, bei Douglas Stockdale (dem Fotografen in Lens Work) heißt sie „In Passing“. Tja... trotzdem daran weiterarbeiten? Vermutlich schon.

Am Nachmittag lasse ich den Mustang noch (ein letztes Mal...) den Santa Monica Blvd in Richtung Ozean galoppieren, weil ich dort einen kleinen Laden für Indianerschmuck gesehen habe, in dem ich ein Mitbringsel erstehen will. Netterweise hat er am Sonntag auf. Der Besitzer, dem ich ein Kompliment für seine schönen Stücke mache, und dem ich erzähle, dass ich so etwas sonst in Gallup kaufe, grinst und nickt. Er auch. Und er selbst kommt aus Albuquerque, was Stoff für ein kleines Gespräch liefert: schließlich eine meiner Lieblingsstädte im Südwesten.

Wieder im Hotel nutze ich eine Trockenphase, um ein paar Bilder vom Dach aus zu machen. Das Abendrot gibt einen manierlichen Hintergrund für die Skyline ab. Und dann schließlich mache ich Bild Nr. 12 auf Film Nr. 60... basta, finito, over and out!



Das Dach des Stillwell: sieht besser aus als es dicht ist...

Und schwupps ist es schon wieder fast Dinner Time. Rasch ein frisches Hemd, Fototasche dagelassen (die ich unnötigerweise spazieren gefahren habe) und dann, ein letztes Mal, nach Little Tokyo, diesmal ins ZenCu (Japanese Village Plaza), wo ich zwar ordentlich esse, aber keineswegs besonders toll. Ich hätte meiner Intuition folgen und noch mal ins T.o.T. gehen sollen – aber man will ja immer alles ausprobieren.

Um halb Acht parke ich den Wagen an einer Parkuhr direkt vor dem Hotel. Bis morgen früh um 8 Uhr darf ich da gebührenfrei stehen, dann müssen ein paar Quarter in die Uhr. Aber ich denke, ich werde dann ohnehin bereit sein, zu einem (letzten) Frühstück aufzubrechen.
OK... dann also: die letzte Nacht in LA!

Und die Frage des Tages: würde ich, lebte ich hier in LA, wohl auch jedes Jahr einer Reise nach Deutschland entgegen fiebern (mal die persönlichen Bindungen außer Acht gelassen)?
Grüße,
Nick
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NickMUC

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Oupps, ich war wohl gestern etwas verwirrt... irgendwie ist zwischen Freitag und Sonntag der Samstag verloren gegangen.
Der sei der Vollständigkeit halber nun nachgereicht:

Samstag, 26. Januar 2008

Als ich aufwache und aus dem Fenster gucke (gegen 6.00 Uhr), sieht es nicht sonderlich ermutigend aus: grau in grau. Ich drehe mich um und schlafe weiter. Eine Stunde später strahlt mir aus blauem Himmel die aufgehende Sonne entgegen... wow! Frühstück heute wieder bei Phillipe; der Laden macht einfach gute Laune. Was mir bisher noch gar nicht aufgefallen war: es gibt keinen Refill beim Kaffee. Was mir aber auch nicht aufgefallen war: der Kaffee kostet (Tusch!!) 9 Cents. Nö, ich habe keine Null vergessen: eine Tasse Kaffee kostet neun Cents. Oder: für einen Dollar bekomme ich 11 Tassen Kaffee und noch einen Cent Wechselgeld.

Ich will aber keine 11 Tassen Kaffee sondern investiere den Gegenwert von etwa 160 Tassen in ein Phillipe-The-Original-T-Shirt, das auch noch politisch korrekt von American Apparel kommt, einem Unternehmen, das in LA beheimatet ist und hier auch sämtliche Textilien produziert. Scheint also zu gehen, wenn man will, und wenn man Kunden hat, die bereit sind, ein paar Dollar mehr für gute Shirts zu zahlen, die nicht von Siebenjährigen in Bangladesch zusammengenäht werden.

Nach dem Kaffee parke ich den Wagen wieder „zuhause“ und marschiere (zum wievielten Male?) die Straßen rauf und runter, diesmal im Bewusstsein, dass heute der letzte Fototag sein wird. Nicht wegen des Wetters, sondern schlicht wegen der Tatsache, dass mir die Filme ausgehen. Klar – ich könnte welche nachkaufen. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass die 60 mitgebrachten Rollen genau richtig sind. Das vermittelt irgendwie das Gefühl, jetzt noch zwei Tage richtig Urlaub zu haben. Ich sattele den Mustang und reite nach Hollywood, weil mir das letzte Mal auf der Melrose Ave ein Labor aufgefallen war, das auch Samstag geöffnet hat. Und richtig: ich werde hier noch meine letzten 13 Rollen los, allerdings ohne Kontaktprints, dafür aber mit dem heiligen Versprechen, dass die Filme am Montag um 12.00 Uhr abholbereit sind (weil ja um 16.00 Uhr mein Flieger startet... seufz). Aus der Idee mit den Nachtaufnahmen ist ja nun nix geworden, weil es nachts immer geregnet hat. Da werde ich wohl nicht drumrum kommen, in absehbarer Zeit noch mal anzureisen...



Die einzige Nachtaufnahme: aus dem Fenster meines Zimmers.
Im Zimmer hat's wenigstens nicht geregnet... oder zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht.


Wieder Downtown schlendere ich zum ersten Mal seit fast vier Wochen ohne die Kameratasche durch die Straßen, schaue mir in einem Antiquariat ein paar alte Bücher an und besuche auf der Figueroa St eine grandios scheußliche Shopping-Mall, die mit ihrer daneben geratenen postmodernen Kinkerlitzchen-Architektur in Rosa und Türkis, ihren teuren Läden und den gesichts¬losen Restaurants vermutlich (zumindest steht das zu befürchten) für das „neue“ Downtown von Los Angeles steht. Ebenso wie das nahe gelegene, protzige Staples Center, das mit irgendeiner Veranstaltung heute Horden von überwiegend bleichen jungen Leuten angezogen hat, die die Straßen verstopfen, grölen und auch noch schlecht aussehen... so eine Art Spring Break Stimmung - etwas, das ich ungefähr so gerne mag wie Oktoberfest, Karneval oder Lepra. Ich fliehe zurück in die dunkleren Ecken der Stadt.

Mangels wirklichen Hungers und auch wegen der Tatsache, dass es mittlerweile wieder nieselt, laufe ich nur noch eine kleine Extrarunde zum Seven-Eleven in der 7th St, erstehe ein Sandwich, eine Flasche Orangensaft und eine Tüte Taco-Chips (ja, ja, ich weiss...), ziehe mich in mein Zimmer zurück, mampfe das Sandwich und lese in dem wunderbaren Buch, dass mir meine Schönste als Rückflug-Lektüre dagelassen hat. Und schreibe mal wieder dieses Tagebuch.

Die Frage des Tages ist stadtplanerischer Natur: wer besticht eigentlich wen, damit solche Entgleisungen wie diese 7+Fig-Mall (so heisst das Ding wirklich, man kann es auch sehr hübsch deutsch aussprechen...) oder auch diese bunt bemalte Betonwüste namens Pershing Square genehmigt werden? Oder findet das wirklich irgendwer gut? Und warum ist offenbar so schwer, den schönen, alten Bauten etwas Modernes entgegen zu setzen, das dem Vergleich standhält?
Grüße,
Nick
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Susan26

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Am Nachmittag lasse ich den Mustang noch (ein letztes Mal...) den Santa Monica Blvd in Richtung Ozean galoppieren, weil ich dort einen kleinen Laden für Indianerschmuck gesehen habe, in dem ich ein Mitbringsel erstehen will. Netterweise hat er am Sonntag auf. Der Besitzer, dem ich ein Kompliment für seine schönen Stücke mache, und dem ich erzähle, dass ich so etwas sonst in Gallup kaufe, grinst und nickt. Er auch. Und er selbst kommt aus Albuquerque, was Stoff für ein kleines Gespräch liefert: schließlich eine meiner Lieblingsstädte im Südwesten.

Hallo Nick,

also ich bin immer noch dabei (auch wenn ich mich nicht lautstark gemeldet habe) und war auch gleich ein wenig geschockt, dass es schon wieder vorbei ist - Frage des Tages: warum vergehen die Tage "drüben" denn so viel schneller wie hier zu Hause????ß

Noch eine andere Frage  :wink: : was macht Albuquerque für dich so besonders?! Okay, ich gebe zu, dass das Wetter echt bescheiden war als wir dort waren, aber so richtig mitgerissen hat mich diese Stadt nicht .......

Susan, die jetzt erst einmal den Samstag lesen muss  :lol:
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Susan26

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Da werde ich wohl nicht drumrum kommen, in absehbarer Zeit noch mal anzureisen...

Wie furchtbar ...  :lol:  :lol:  :lol:
Susan
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NickMUC

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Noch eine andere Frage  :wink: : was macht Albuquerque für dich so besonders?! Okay, ich gebe zu, dass das Wetter echt bescheiden war als wir dort waren, aber so richtig mitgerissen hat mich diese Stadt nicht .......


Gute Frage, Susan.
Schlechte Antwort: keine Ahnung.

Das ist wahrscheinlich so ähnlich wie mit LA: es gibt nicht das Highlight, bei dem man sagt, dass man es gesehen haben muss. Es ist eher die Summer der kleinen Teile.
Zum einen finde ich Albuquerque klimatisch ausgesprochen angenehm: im Sommer nicht so heiss, wie weiter unten (Phoenix etc...), im Winter nicht so kalt wie weiter oben (Santa Fé). Groß genung, um nicht langweilig zu werden, wenn man da ein paar Tage ist, klein genug, um überschaubar zu sein. Und eine nette, recht junge, interessante und oft künstlerisch tätige Szene, nette Cafes und Kneipen auf der Central (um Nob Hill herum), die gleichzeitig noch ein bisschen den Spirit der Route 66 hat (die Central Ave, nicht die Szene). Und ein hübsches landschaftliches Drumrum gibt es auch. Also, wieder mal, eine Stadt, in der man nicht unbedingt gewesen sein muss, die aber, wenn man sie ein bisschen besser kennt, eine Stadt wäre, in der ich durchaus mal ein paar Monate verbringen könnte.

Vermutlich ist das so wie mit der Liebe: wer kann schon sagen, warum er sich in jemanden verliebt hat?

;-)
Grüße,
Nick
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Montag, 28.1.2008

Die innere Parkuhr weckt mich termingerecht, um dem Mustang mit zwei Quartern einen legalen Parkplatz zu sichern, dann rasch gepackt, nach dem simplen System: alles, was dringend in die Wäsche muss in die große Filson-Tasche, alles andere in den in Ehren verbeulten Rimowa und alles, was schwer und/oder teuer ist, ins Handgepäck. Abschiedsfrühstück bei Phillipe (drei Tassen Kaffee... schon wieder 27 Cents verjubelt), dann noch den einen Rollfilm verballert, der sich in der zusätzlich und völlig unnötigerweise mitgenommen Mamiya 7 befindet, danach Abschiedskaffee im LA Cafe.

Dort spricht mich ein anderer regelmäßiger Gast an, dessen Englisch nicht so ganz muttersprachlich klingt. Und richtig: ein Österreicher. Lebt seit sechs Jahren in LA, ist Architekt, arbeitet im gleichen Haus, in dem auch das Cafe (und der nette Antique Dealer) ist und freut sich, mal wieder deutsch reden zu können. Nach seiner Einschätzung wird das Downtown-Revival (nach einer Scheinblüte in den 80er Jahren) diesmal gelingen, er denkt, dass aufgrund des momentanen Überangebots und der Kredit- und Immobilienkrise zwar in den nächsten ein, zwei Jahren die Preise für Downtown-Immobilien (die Lofts, die Lofts!!) nachgeben werden, aber dann sei sicher der richtige Zeitpunkt, zu kaufen. Prima, kann ich ja noch zwei Jahre drüber nachdenken, wie ich bis dahin an 500.000 USD komme...



Lofts in allen Höhen und Farben sind gerade im Angebot...

Danach ab zur Melrose, ein weiterer Abschiedskaffee im  Coffee Bean, dann ist es Mittag und ich kann meine 13 letzten Filme aus dem Labor holen. Gegen Eins lenke ich den Wagen langsam aber sicher die unfassbare lange La Brea Ave bis Inglewood, biege in die Central Ave und mampfe kurz vor dem Flughafen bei Denny’s noch ein paar Wings. Die haben sich da wohl ganz besonders auf eilige Fluggäste eingestellt und glänzen durch einen ungewohnt lahmen Service. Die Wings nebst Kaffee kosten mich 40 Minuten.

In der Tanke gleich nebenan wird der Mustang gefüllt (übrigens: Regular in LA zwischen 3.10 und 3.50/Galonne, Tendenz leicht fallend) und dann bin ich auch schon im LAX-Gelände, finde rasch die Hertz-Station, bin ohne Komplikationen innerhalb von 3 Minuten wieder Fußgänger und entere den Shuttle zum Terminal B. Nicht wirklich zu früh reihe ich mich in die Lufthansa-Schlange für das Check-In, stehe mir fast eine Stunde die Beine in den Bauch, nehme erleichtert zur Kenntnis, dass der Rimowa mit knapp 23 Kilo exakt richtig gepackt ist (die Tasche ist sgar deutlich zu leicht), dann durch die Security (laaaaangsam) und genau 5 Minuten vor dem Boarding bin ich am Gate.

Was soll ich zum Flug sagen? Doof wie immer, aber auch nicht schlimmer als sonst. Maschine rappelvoll, neben mir ein frustrierter Osteuropäer, der sich die Financial Times am Eingang geschnappt hatte, aber nicht gesehen hatte, dass es die deutsche Ausgabe war... meine Los Angeles Times hat ihn ein bisschen getröstet. Ebenso wie die Info, dass man in München am Flughafen nicht nur englischsprachige Zeitschriften, sondern auch Bücher kaufen kann – er musste nämlich nach 5 Stunden Aufenthalt noch weiter fliegen (nur mal so: in LA gibt es nicht nur keine nicht-englische Lektüre sondern auch keinen Briefkasten. Die letzten zwei Postkarten muss ich aus München verschicken).

Essen... naja, „Chicken or Pasta“ halt, Getränke großzügig gereicht, inkl. Bier aus der Glasflasche, Campari Orange und Cognac nach dem Essen. Bravo! Gute 10 Stunden später, nach ein bisschen Dösen und 250 Seiten meines guten Buchs setzt der Flieger vor der Zeit in München auf. Die Koffer dauern ein bisschen, dafür winkt mich aber ein freundlicher Zöllner durch die Kontrolle. Und meine Traumfrau steht da, um mich abzuholen. Herz, was willst Du mehr?

Die Frage des Tages: warum kann ich nicht mal einen Nagelknipser mit in den Flieger nehmen („Umdrehen und Kurs auf Kuba, sonst schneide ich dem Kopiloten alle Fingernägel kurz!“), bekomme aber dann von der freundlichen Flugbegleiterin nicht nur ein schweres Besteck aus Metall, sondern auch eine der gemeinsten Waffe überhaupt, nämlich eine Glasflasche? Kann mir das mal jemand erklären?
Grüße,
Nick
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Susan26

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Hallo Nick,

ehrlich? Ernsthaft? Schon wieder vorbei? Kannst du dir nocht noch ein paar Tagesberichte ausdenken - Bilder hast du ja  :lol:
Wann gehts denn wieder los? ;-)
Vielen Dank fürs Mitnehmen - ich fand es sehr amüsant, mal so einen anderen Blick auf LA zu bekommen!
Susan
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