07.05.2016 Grand Canyon – Route 66Wir schieben unsere Hintern eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang mal probeweise vor die Tür. Nööö, das gibt nix. Mann ist das diesig. Im Laternen-Licht tanzen Regentropfen. Weiße Regentropfen.
Das warme Bett sieht uns wieder und eine Stunde später wagen wir den nächsten Versuch.
Es ist kalt und nieselt leicht als wir zur Haltestelle des Shuttle-Bus laufen. Brrr, der Busfahrer steht da… Müsste mal noch 30m weiterfahren und die Türen öffnen. Ist das kalt! Zu uns gesellt sich noch ein vermummtes amerikanisches Pärchen, der Busfahrer hat ein Einsehen und es geht los. Wir fahren die einzelnen Aussichtspunkte an, an aussteigen denkt hier keiner. Am nächsten View Point macht der Busfahrer mit uns einen Deal: Wir sollen aussteigen für ein schnelles Foto und er wartet so lange.
Der Busfahrer schnieft und rotzt übrigens auch ganz schön und ich beobachte, dass er ein fünf mal zerknülltes Rotzfähnchen immer wieder benutzen muss. Leidensgenossen halten zusammen und ich schenke ihm ein Tütchen Tempo.
Am Hermit’s Rest gibt es wieder einen Deal: Wir haben hier 17min Zeit, dann fährt unser Bus weiter. Ob wir das schaffen, weiß ich jetzt allerdings nicht, mir schwebt hier eine Heiße Schokolade vor. Ach, das Café hat noch zu. Ach so. Wir kämpfen ein wenig gegen Nebel, Schnee und Wind, sehen die Hand vor Augen, mehr aber auch nicht, und sind nach 7min. wieder im Bus.
Das amerikanische Pärchen ist erst gar nicht erst ausgestiegen und wir fahren zurück.
Während Schatzi das Auto einräumt checke ich aus.
Fazit Bright Angel Lodge
Tolle Lage direkt am Rim. In der Vorsaison im Mai haben wir hier auch nicht mehr bezahlt als für unsere anderen Hotels und ich würde immer versuchen, direkt im Village unterzukommen.Fazit Grand Canyon
Hier steht und fällt viel mit dem Wetter, woll. Wir hatten weder Sonnenauf- noch –untergang und haben den ganzen westlichen Teil quasi nicht gesehen. Vom Blick in den Canyon waren wir tief beeindruckt und der GC sollte auf keiner Ersttäter-Tour fehlen. Wenn man nicht gerade in den Canyon hinein wandert, reicht aber auch das eine mal aus.Ich habe in dem Schneegestöber keine Lust, nach Schildern zum Süd-Ausgang Ausschau zu halten und überlasse dem Navi den Job, uns nach Williams zu bringen. Es führt uns zunächst mal in den Wald. Prima. Hier kommt der Schneeregen nicht hin und wir sehen wieder mehr als 10m weit. Allerdings queren wir zuerst zweimal die Bahnschienen und fahren dann –gefühlt- immer tiefer in den Wald. Naja, die Wege sind gut befahrbar. Als wir nach einer halben Stunde zum dritten mal abbiegen sollen, habe ich aber Angst, dass wir uns verfahren
und befrage das Navi genauer. Aha, unser Vorgänger hat dem Auto gesagt, es soll Mautstraßen meiden. Wir fahren also Schleichwege durch den Wald um den Südeingang zu umgehen. Nach einer Stunde erreichen wir Tusayan. Eine schöne Strecke (Geheimtipp?) mit mehreren Tiersichtungen. Ein Hirsch stand sogar ganz nah am Weg, als ich ausgestiegen bin, hat er sich dann aber doch vom Acker gemacht und nur noch sein Hinterteil präsentiert.
In Tusayan findet heute wohl ein Marathon statt. Schatzi meint, perfektes Laufwetter. Äh? Mir tun die nassen, verschlammten Läufer leid.
Nach einer weiteren Stunde sind wir in Williams. Mittlerweile haben wir mal richtig Kohldampf und düsen direkt zur
Red Garter Bakery, früher mal ein Bordell. Hier soll unser Route 66 – Abenteuer beginnen.
Süß hier. Wir fragen, ob wir noch Frühstück bekommen. Klar, was soll’s denn sein? Öööh, was bestellt man denn da so ohne Karte? Hashbrowns, 2 scrambled eggs und 1 sausage, ist doch klar. Mein Mann variiert extrem: Hashbrowns, sunny-side-up und bacon. Dazu bitte noch Toast, Wheat. Und die Eier bitte einmal gedreht, also das Eigelb gebraten. Off topic: Gibt es dafür eigentlich ein Wort? Kommt alles wie gewünscht, super schnell und super lecker. Später stelle ich fest, dass wir an der Theke auch zwischen vielen tollen Backwaren hätten wählen können. Auch so klasse Frühstück (kommt seeehr nah Oscar’s Café in Springdale ran) in witziger Atmosphäre. Empfehlung!
Williams ist sowieso total knuffig.
In Ash Fork hingegen muss man schon genauer suchen, um ein paar 66-Motive zu finden.
Irgendwann kommen wir in Seligman an. Die Sonne setzt sich mittlerweile gegen die Wolken durch und die Farben kommen natürlich nochmal schöner zur Geltung. Hier ist es im Vergleich zu Williams (oder auch Flagstaff) deutlich touristischer, um nicht zu sagen: kitschiger. Uns gefällt’s.
Peach Springs allerdings… äh… steht leer:
Das Örtchen ist in der Hand der Hualapai Indianer. Wir bilden uns ein, beim fotografieren komisch beäugt zu werden, respektieren das und fahren weiter. – Nach Hackberry, haha, was für ein witziges Nest. Hier stand ja wohl früher mal eine alte Corvette. Nein, die ist nicht mehr da, aber ihr Parkplatz: „Corvette parking only“.
In Kingman habe ich uns im
El Trovatore Motel eingebucht. Ein echtes Route 66 – Motel, in dem früher Berühmtheiten wie Marylin Monroe abgestiegen sein sollen. Ich bereite meinen Mann schon mal auf die Einfachheit unserer heutigen Unterkunft vor: „Zu Ehren von Marylin ist seitdem übrigens nicht mehr renoviert worden“. Neben vielen lustigen und positiven Bewertungen, gibt es nämlich auch ganz schön üble. Wir wollen uns überraschen lassen – und zur Not erst morgen in Las Vegas duschen.
Im Office werden wir von einer knurrenden Bestie begrüßt. Jack Russel ganz groß. Mann, ist der fett! Ich finde es ja schrecklich, wenn Menschen den dünnen Beinchen ihres Hundchens solche Lasten aufzwängen. Nachdem er (es ist eine sie) sich abgeregt hat, hoppst (äh.. kullert) sie auch mal von der Couch runter und macht sich über das allzeit bereitstehende Trockenfutter her. Ich bekomme meine Gesichtszüge wieder in den Griff und siehe da, das Zimmer „Marylin“ ist noch frei (wir können wählen zwischen John Wayne, Michael Jackson, …).Wir fragen noch gezielt nach einem Steakhouse und bekommen kompetente Auskunft. 20 Minuten zu Fuß, es wird empfohlen und es gibt für Motel-Gäste 10% Rabatt. Toll. Für’s Frühstück wird uns auch direkt ein 66-Diner (ab 6 Uhr) empfohlen. Unser Zimmer ist übrigens total okay. Ein paar plüschig-güldene Details, neuer Laminat-Boden, Eßecke, uraltes, aber sauberes Badezimmer. Wir fühlen uns total wohl.
Wir möchten gerne ins Route 66 – Museum, das hat aber schon zu. Also laufen wir durch Old Town. Hier steht ziemlich viel leer und das ist total schade. Aus der Architektur könnte man richtig was machen. Kingman hat auch eine New Town, da ist wohl mehr los, gucken wir uns aber nicht an (sind schließlich auf einem Nostalgie-Trip
)
Unsere Vermieterin hat uns noch erklärt, wo wir eine Waschstraße finden. Hier wird mit buntem Schaum gewaschen. Ist bestimmt Route 66 – Schaum.
Unser
Dambar & Steak House ist eigentlich eine honky tonky Kneipe. Laut, mit Cowboys und Billard-Tischen. Die Steaks sind okay und die Atmosphäre großartig. Nach dem Essen möchten wir noch etwas bleiben und was trinken und dürfen in unserer Booth hocken bleiben. Coole Typen hier. Tragen Holster am Gürtel (Waffen müssen draußen bleiben). Ob das jetzt dekorativ, demonstrativ oder einfach ganz normal ist, wage ich nicht zu beurteilen. In den gemeinsamen Raucher-Pausen vor der Tür sind die Jungs jedenfalls alle herrlich unaufgeregt und nett.
Ein toller Tag endet als wir laaange nach Einbruch der Dunkelheit zurück zum Motel wackeln.