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Autor Thema: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005  (Gelesen 17631 mal)

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Easy Going

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #75 am: 11.01.2006, 13:22 Uhr »
Hi Ole Miss,
nach wie vor toller Bericht und super Bilder :D

Bei mir war es letzetes Jahr umgekehrt - das Knie war heil aber der Foto hinüber  :wink:
Gruß Easy


You never gonna fly, if you're afraid to fall

Doreen & Andreas

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #76 am: 11.01.2006, 15:09 Uhr »
Zitat von: Easy Going
Hi Ole Miss,
nach wie vor toller Bericht und super Bilder :D

Bei mir war es letzetes Jahr umgekehrt - das Knie war heil aber der Foto hinüber  :wink:

So setzt halt jeder seine Prioritäten...  :wink:

Wir lesen auch nach wie vor begeistert mit... :lesend:
Viele Grüße,
Andreas
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Ole Miss

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #77 am: 12.01.2006, 15:23 Uhr »
Tag 16: Sonntag, 23.10.05

Heute müssen wir noch einmal unsere Planung überdenken. Laut ursprünglicher Planung sollten wir erst in 3 Tagen dort sein, wo wir heute sind. Vom Sequoia sollte es dann an die Küste und auf dem Highway No. 1 hoch nach San Francisco gehen. Irgendwie waren wir aber schneller, dass wir aber auch immer mit solcher Hochgeschwindigkeit reisen müssen!
Unser Flug von San Francisco geht erst am 31.10., so dass noch Zeit für einen weiteren Schlenker bleibt. Aber wohin sollen wir fahren? Das Death Valley scheidet aus, weil es schlecht erreichbar ist und es auch schwierig werden könnte, vor Ort eine Übernachtung zu finden.
Sinnvoller erscheint es uns, noch weiter südlich zu fahren und von dort die Küstentour zu starten. Also auf in Richtung L.A.! Die Stadt reizt uns allerdings nicht übermäßig, weshalb wir uns überlegen, dass wir dann noch den Joshua Tree NP mitnehmen könnten. Als wir L.A. näher kommen, wird der Verkehr deutlich dichter, aber die Tatsache, dass es sonntags ist macht sich positiv bemerkbar, keine Rush Hour, keine Staus, so dass ich weiterfahre, obwohl ich mir geschworen habe, in L.A. auf keinen Fall zu fahren.
L.A. liegt unter einer dicken Dunstglocke und das Wetter ist insgesamt nicht so verlockend. Je näher wir aber dem Joshua Tree NP kommen, umso schöner wird es. Kurz vor dem Park machen wir dann Mittagspause, uns ist nach mexikanischem Essen zumute, schließlich sind wir dem Land ja nun schon ziemlich nahe. Wir entdecken eine Taco-Kette und beschließen, dass wir mal was anderes als Taco Bell ausprobieren müssen. Gesagt, getan und bereut.
Zum einen dauert es ziemlich lange, bis unsere Bestellung fertig ist, zum anderen sagt es uns geschmacklich überhaupt nicht zu. Zu den Menüs gehören Fries, die erstens nicht besonders gut zu Tacos und Burritos passen und zweitens die miesesten Fries des ganzen Urlaubs sind. Das Restaurant ist offensichtlich Seniorentreff, hier finden sich die sonnenhungrigen Pensionäre zusammen und schauen Sportübertragungen im bereitgestellten Fernseher an. Wir fahren  durch die West Entrance Station in den Park hinein und freuen uns, dass unser NP-Pass nun wider Erwarten doch noch mal zum Einsatz kommt. Kurz hinter dem Eingang werden wir von einem Ranger angehalten. Er möchte noch einmal unser Eintritts-Ticket oder NP-Pass sehen und will dann wissen, ob wir noch Fragen hätten. Wir sind uns nicht sicher, ob das nun eine Kontrolle oder ein Service sein soll, irgendwie beides. Das Wonderland of Rocks und die bizarren Joshua Trees sind wundervoll anzusehen. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, hier gefällt es mir richtig gut und es war definitiv die richtige Entscheidung den Umweg hierher zu machen. Die Felsen sehen aus, als hätte irgendein Riese sie so hingerollt und die Bäume (die ja eigentlich Yuccas sind) wirken, als hätten sie ihre Arme betend gen Himmel gestreckt, was ihnen ja den Namen Joshua Tree einbrachte.





Wir laufen den Trail durch das Hidden Valley und gewinnen dank der zahlreichen Informationsschilder einen guten Überblick über die im Park vorhandene Flora und Fauna. Da es Sonntag ist, sind auch sehr viele Kletterer im Park unterwegs, die an den diversen Felsen üben. Ihre große Zahl stellt ein Problem für die Natur des Parks dar. Das können wir auch feststellen, überall führen Trampelpfade zu den beliebten Kletterfelsen und es ist nicht immer einfach, zu erkennen, ob es sich noch um den offiziellen Trail oder einen dieser Pfade handelt.
Als nächstes fahren wir zum Keys View, einem Aussichtspunkt über die tiefer liegenden San Bernardino Mountains. Von hier kann man auch den San Andreas Graben erkennen, der sich als dunkler Streifen durch die Landschaft zieht. Leider ist die Sicht durch den Dunst ziemlich getrübt, ein Problem, das der nahen Großstadt L.A. zu verdanken ist. Das Problem der Luftverschmutzung muss sehr gravierend sein, denn es gibt sogar eine Informationstafel, die darauf hinweist.
Wir fahren weiter und wollen noch einmal die Gelegenheit nutzen, mit unserem Trailblazer ein bisschen offroad zu fahren. Dafür begeben wir uns auf die Geology Tour Road, eine 18 Meilen lange Dirt Road. Es muss geregnet haben, denn wir durchqueren mehrere Wasserlöcher auf dem Weg. Im Pleasant Valley bildet die Straße einen Loop und ist hier gar nicht mehr so pleasant.
Wir müssen sehr langsam fahren und die tiefstehende Sonne macht es fast unmöglich, die Straße vor einem zu erkennen. Dann treffen wir auch noch auf zwei andere SUVs und fahren nun Kolonne. Auf dem Rückweg werden wir noch von einem weiteren Jeep überholt, der ohne Rücksicht auf Verluste über die holprige Straße und durch die Wasserlöcher heizt. Wir fahren mit unserem Mietwagen lieber langsam, damit kein hochspritzendes Wasser in den Motor gelangt.
Zum Sonnenuntergang erreichen wir den Cholla Cactus Garden, in dem Bigelow Cholla Kakteen dicht an dicht stehen. Es handelt sich um vielarmige Kakteen, die über und über von weißen Stacheln bedeckt sind und den Übergang von Mojave-Wüste zu Sonora-Wüste markieren.



Es ist schon dunkel, als wir in südliche Richtung aus dem Park herausfahren. Stephan fährt sehr vorsichtig, denn immer wieder huschen Wüstenmäuse oder Hasen vor uns über die Straße. Plötzlich entdeckt er eine Schlange auf der anderen Straßenseite, die es sich auf dem noch warmen Asphalt gemütlich gemacht hat. Sie ist weiß mit schwarzen Ringen und Stephan fotografiert sie aus dem Auto heraus. Ich verbiete ihm auszusteigen, weil ich nicht möchte dass er im Dunkeln aus Versehen noch drauf tritt. Natürlich will der Fotoapparat mal wieder nicht so, wie er soll, das kennen wir ja schon. Er blitzt unaufhörlich, kann aber die Schlange auf dem Asphalt mangels Kontrast nicht scharfstellen. Stephan steigt erst mal auf Digitalkamera um und versucht es dann noch mal mit der anderen Kamera und manueller Scharfstellung. Irgendwann ist die Schlange vom Blitzlichtgewitter doch genervt und kriecht langsam von der Straße.
Damit retten wir ihr das Leben, denn auf der Weiterfahrt kommt uns ein Auto mit ziemlich hoher Geschwindigkeit entgegen, das sie sicher totgefahren hätte. Kurze Zeit später entdeckt Stephan noch eine zweite Schlange, die wir im Scheinwerferlicht als Klapperschlange identifizieren. Wieder wird sie einem Blitzlichtgewitter ausgesetzt und wir wundern uns, warum sie nicht weg kriecht. Auf den Bildern erkennen wir später warum. Sie ist überfahren worden und offensichtlich schon tot.



Das haben wir in der Dunkelheit gar nicht erkannt, zumal sie sich noch bewegte, was bei Schlangen aber auf Reflexe zurückzuführen ist. Wir wenden uns wieder westwärts und fahren auf die #10 Richtung Palm Springs.
Heute soll Stephans Motel Coupon Heft zum Einsatz kommen. Er hat eine günstige Übernachtungsmöglichkeit gefunden, zu der wir jetzt fahren. Wir biegen auf die #111 ab und begeben uns auf die Suche nach The Royal Sun Inn. Dummerweise ist die Karte im Couponheft völlig falsch skaliert. Sie führt nur jede 10. Querstraße auf und so erweist sich der scheinbar kurze Weg als ein nicht endenwollender Trip durch Palm Desert, Rancho Mirage, Cathedral City und schließlich Palm Springs. Ich bin genervt, weil rechts und links des Weges überall Übernachtungsmöglichkeiten wären, Stephan sich aber in den Kopf gesetzt hat, dieses eine Inn zu finden. Ich bin hungrig und möchte einfach nur ankommen, aber die Fahrt geht immer weiter und weiter. Schließlich und endlich finden wir es noch und, welch Ironie, der Coupon wird nicht akzeptiert. Super! Zum Glück ist es nicht übermäßig teuer und macht einen netten Eindruck, so dass wir trotzdem hier einchecken. Auf jeden Fall bestätigt dieses Erlebnis mal wieder meinen Eindruck, dass diese Couponhefte nur zum Anlocken da sind. Zum Abendessen gehen wir in ein nahegelegenes Pizza Hut-Restaurant, wo wir an einem Sonntagabend um 21.00 Uhr die einzigen Gäste sind. Die Dinner-Combo für zwei ist wirklich günstig und so reichlich, dass wir noch eine halbe Pizza übrig lassen und mitnehmen müssen.

Übernachtung: The Royal Sun Inn Palm Springs, 47 Euro

User1211

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #78 am: 12.01.2006, 17:57 Uhr »
Mann, mann, ist ganz schön schwierig Euch wieder einzuholen. Doch jetzt habe ich es geschafft und hoffe, dass ich mitkomme (ist noch irgendwo ein Plätzchen für mich frei???).

Darf man am Rande fragen, was für eine Kamera Ihr benutzt (oder hab ich das in der Hektik überlesen??).
Gruß
Thorsten


Westernlady

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #79 am: 12.01.2006, 19:43 Uhr »
Klasse  :D  Vielen Dank für diese tolle Beschreibung von Eurem Tag im Joshua Tree NP.
Den hab ich dieses Jahr auch auf meiner Liste und ich hab mir Eure Infos gleich in meine Info-Sammlung kopiert  :D

fritz.s

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #80 am: 13.01.2006, 09:31 Uhr »
Hallo,

das Royal Sun Inn zu finden ist wirklich ziemlich schwierig. Ist aber ein tolles Motel mit klasse Frühstück am Pool und dazu gibt es kostenlos noch einen phantastischen Ausblick auf die von der Morgensonne beschienen Berge.
Der Preis von 47 Euro ist spitze, da das Haus in der Highseason deutlich teurer ist. Trotzdem uneingeschränkt empfehlenswert

Viele Gruesse
Fritz.S

Ole Miss

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #81 am: 19.01.2006, 11:21 Uhr »
@ User1211:
Die digitalen Bilder, die auch im Bericht zu sehen sind, wurden mit einer Minolta Konica DIMAGE G530 aufgenommen. Außerdem hatten wir noch eine Canon EOS 300 V dabei, mit der wir Dias fotografiert haben.

@ Westernlady:
Joshua Tree fand ich wirklich schön und kann ich nur empfehlen.

@ fritz.s: Das Royal Sun Inn hat uns gut gefallen, es war auch schön ruhig, weil es von der Straße etwas zurückgesetzt liegt. Das Frühstück war eines der Besten der Reise!

LG,
Ole Miss  :wink:

Ole Miss

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #82 am: 19.01.2006, 11:34 Uhr »
Tag 17: Montag, 24.10.05

Der Tag beginnt mit einem reichhaltigen und gemütlichen Frühstück im Motel. Entweder ist hier eine Reisegruppe abgestiegen oder es sind noch mehr auf das Coupon-Heft reingefallen, jedenfalls sind wir plötzlich umgeben von Deutschen, was man spätestens daran merkt, dass im sehr engen Frühstücksraum nicht andauernd „Excuse me“ zu hören ist. Das leckere Frühstück nehmen wir im Freien beim Pool zu uns, wo wir die mexikanische Putzkolonne dabei beobachten können, wie sie den Poolbereich säubern und für die Gäste vorbereiten, die sich gleich mal mit Handtüchern gute Plätze sichern.
Für uns geht die Fahrt weiter nach L.A., wo wir uns heute zumindest die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ansehen wollen, wenn wir nun schon einmal da sind. Die #10 führt uns durch riesige Flächen mit Windrädern zum Cabazon Outlet Center, an dem Stephan nicht vorbei kann. Er hat einen Oakley Store gesehen und nun müssen wir da hin. Und wenn wir schon mal da sind, können wir natürlich auch die anderen Läden anschauen. Ich halte mich tapfer und mahne auch Stephan zur Vernunft, so dass wir nicht wieder in einen Shopping-Rausch verfallen und nur ein paar Kleinigkeiten kaufen. Das Outlet Center ist offensichtlich auf ausländische Touristen eingestellt, denn regelmäßig erfolgen Ansagen auf Japanisch und mehrmals auch auf Deutsch. Im Oakley Laden sollen alle halbwegs gut aussehenden Sonnenbrillen deutlich über $100 kosten. Stephan schleicht wieder und wieder um die Vitrinen, lässt sich vom Shop Assistant einige zum Ausprobieren geben und zögert, ob er das Geld ausgeben sollte. Als der Verkäufer merkt, dass Stephan nicht so viel ausgeben wird und schon drauf und dran ist, den Laden zu verlassen, läuft er nach hinten und kommt mit einer tollen Brille wieder, die nur die Hälfte des Preises der ausgestellten Brillen kostet. Es geht doch!
Stolz und mit seiner neuen Errungenschaft auf der Nase verlässt Stephan nun das Outlet Center und ich bin froh, dass wir so glimpflich davon gekommen sind.
Im Auto gönnen wir uns die kalten Reste der Pizza von gestern. Nun ja, keine Delikatesse, aber was weg muss, muss weg.
Jetzt geht es voll hinein in den Verkehr von L.A. und ich bin sehr froh, dass ich nicht fahren muss. Stephan flitzt professionell von einer Spur zur anderen als würde er das jeden Tag machen. Wir finden uns auch problemlos zum Sunset-Boulevard, verpassen dann aber den entscheidenden Abschnitt, so dass wir uns bald in Beverly Hills wieder finden. Auch nicht schlecht, dann gucken wir uns eben erst mal hier ein bisschen um. Wir kreuzen rund um den Rodeo-Drive auf der Suche nach einem Parkplatz, was nicht ganz einfach ist. In L.A. ist das Wetter wieder deutlich kühler, der Himmel ist wolkenverhangen, aber immerhin regnet es nicht. Stephan ist ganz begeistert, als wir das Beverly Wilshire Hotel vor uns haben. Sein Lieblingsfilm ist, man höre und staune, Pretty Woman und der spielt ja zu großen Teilen in diesem Hotel. Wenn man jetzt noch mit einem Lotus vorfahren könnte… Stattdessen parken wir unseren Trailblazer an einer Parkuhr um die Ecke und machen uns auf den Weg. Stephan ist sehr darauf bedacht, dass wir auf dieser Prachtstraße ordentlich aussehen und keine Trekking-Klamotten tragen. Ob er heute noch von einem Hollywood-Agenten entdeckt werden will?
Die Läden sind alle luxuriös und preislich jenseits von Gut und Böse, aber ansonsten ist die Straße wirklich nichts Besonderes. Ab und zu sieht man eine Dame, die als wahres Kunstwerk der Schönheitschirurgie mit ihren Einkaufstüten über das Pflaster stöckelt. Aber das kann man auf der Kö in Düsseldorf auch haben!
Stars sind keine zu sehen, da geht es uns wie mit den Bären, es müsste hier ja eigentlich welche geben, aber sie sind halt eine scheue Spezies. Wir gehen zurück zum Auto, nutzen die Gelegenheit, noch ein paar Postkarten auf die nahe gelegene Post zu bringen und fahren dann zurück in Richtung Sunset Strip. Ein paar Querstraßen vom Strip entfernt, finden wir einen kostenfreien Parkplatz, das spart noch mal ein paar Dollar, die sonst bei den hier zahlreich vorhandenen bewachten Parkplätzen und Parkhäusern fällig wären. Als erstes gehen wir ins Kodak Theater, das zu einem großen Shopping- und Entertainment-Center ausgebaut ist. Hier soll es auch einen tollen Aussichtspunkt auf den berühmten weißen Hollywood-Schriftzug geben. Wir finden zwar die Terrasse, aber der Blick auf den Schriftzug bleibt uns verwehrt. Die Wolken hängen so tief, dass man nichts von den umliegenden Hügeln und somit auch nicht von den weltbekannten Buchstaben sehen kann.
Nun ja, meine Enttäuschung hält sich in Grenzen, es wäre ein markantes Fotomotiv gewesen, aber ich kann auch ohne weiterleben… Zum Trost gibt es einen leckeren Smoothie für uns. Auf dem Walk of Fame gehen wir weiter in Richtung Mann’s Chinese Theater. Wir lesen die Namen auf den im Boden eingelassenen Sternen und müssen feststellen, dass viele davon uns nichts sagen und dass wohl so einige Film- und Unterhaltungsgrößen der USA an uns vorbeigegangen sind. Vielleicht sind wir auch einfach zu jung… Vor dem Chinese Theater sind viele Touristen versammelt, die aufmerksam die Fuß- und Handabdrücke im Zement vor dem Theater studieren und fotografieren. Die Stars haben sich hier mit persönlichen Grüßen an Sid Graumann, den Besitzer des Theaters, verewigt. Ein paar namenlose Schauspieler haben sich in Kostüme geworfen und posieren vor dem Theater, auch Superman ist vertreten.



Das ist es dann aber auch schon an Hollywood-Glamour, das wolkige, kühle Wetter ist auch nicht sonderlich glamourös und so halten wir uns nicht lange auf. In einem Souvenir-Shop und im schräg gegenüberliegenden Disney-Store macht es mir viel Spaß, die lustigen und kitschigen Mitbringsel zu begucken. Gekauft wird aber nichts, Stephan ist gegen solche „Staubfänger“ und ich wüsste ja ehrlicherweise auch nicht, was ich damit in Deutschland machen soll. Laut Reiseführer ist in Hollywood nur noch der Hollywood Cemetery authentisch, der sich am Santa Monica Blvd befindet. Als wir dort ankommen, hat er aber leider schon geschlossen, so dass wir auf einen Besuch verzichten müssen. Das wäre sicherlich noch ein interessanter Abschluss unseres Hollywood-Besuchs gewesen, der ja ansonsten nicht sonderlich spannend war. Die Fahrt aus L.A. hinaus zieht sich etwas in die Länge, weil der Verkehr in der abendlichen Rush Hour ziemlich dicht ist. Wir halten Ausschau nach einer netten Gelegenheit zum Abendessen und werden fündig, als wir in Santa Monica an der dortigen Fußgänger-Zone 3rd Street Promenade vorbeifahren. Also, gleich mal nach rechts in das Parkhaus gefahren und nichts wie hin. Das erfreut das europäische Gemüt, mal wieder gemütlich zwischen netten Restaurants und schönen Läden spazieren zu können. Die Läden sind alle noch geöffnet und Stephan entdeckt endlich einen Abercrombie&Fitch Store, wegen dessen er mir schon die gesamte Reise in den Ohren liegt. Mit unverhohlener Begeisterung stürzt er sich ins Shopping-Vergnügen, zusammen mit vielen anderen coolen Shoppern, vorwiegend Asiaten und anderen Deutschen, wie ich nach einer Weile im „Pausensessel“ feststellen kann. In diesen Sessel hat es mich nach einem kurzen Screening verschlagen, denn die Klamotten sind eindeutig weder mein Stil noch meine Preislage. Der junge Japaner im gegenüberliegenden Sessel sitzt in einem Berg aus Tüten und hat für die Klamottenvorführungen seiner Freundin nur noch ein müdes Augenrollen übrig, was mich nicht wenig amüsiert. Die Shop Assistants sind alle jung und hip und die meiste Zeit mehr damit beschäftigt, cool zu sein und Spaß zu haben, als die Kunden zu bedienen. Aber wer bei A&F arbeitet, darf das wohl. Stephan ist mit einem Arm voller Klamotten in der Umkleidekabine, wo sich eine kleinere Katastrophe abzeichnet. Der A&F-Durchschnittskunde ist offensichtlich ein langer, hochgewachsener und schlacksiger Ami-Boy, der weder einen Arsch in der Hose noch eine Brust im Hemd hat. Die Sachen passen alle nicht richtig, die Shirts sind hauteng, die Ärmel zu lang, die Schultern zu schmal. Stephan tut mir richtig leid, denn die Enttäuschung ist ihm anzusehen. Zum Glück ist er aber vernünftig genug, nicht so viel Geld für Sachen auszugeben, die nicht mal richtig sitzen. Mit einem T-Shirt, das als einziges ordentlich passt, geht es schließlich zur Kasse. Die Restaurants der Promenade haben überall Heizstrahler aufgestellt, so dass man trotz der kühlen Temperaturen gemütlich draußen sitzen kann. Wir entscheiden uns für den Besuch des Monsoon Cafe, das auf asiatische Küche spezialisiert ist. Meine Sushi-Rollen sind sehr lecker aber Stephan kämpft ziemlich mit der von ihm bestellten Sushi-Box, in der Reis und Fischstücke einfach lose vermengt sind, was selbst jemanden wie ihn, der im Mit-Stäbchen-Essen geübt ist, vor ziemliche Probleme stellt. Das ist heute eindeutig nicht sein Abend, während ich mich sehr wohl fühle. Wir fahren bis nach Thousand Oaks weiter, wo wir uns ein Zimmer im Motel 6 nehmen. Als wir bepackt mit Einkaufstüten und unserem Gepäck vor dem Zimmer stehen, stellt Stephan fest, dass die Key Card nicht da ist. Jetzt ist er endgültig entnervt. Er sucht alle seine Taschen ab und geht dann zurück zum Auto, wo er die Karte völlig geistesabwesend beim Ausladen in den Kofferraum gelegt hatte. „Ende gut, alles gut“ und so ging wieder ein erlebnisreicher Tag zu Ende.

Übernachtung: Motel 6 Thousand Oaks, 50 Euro

Ole Miss

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #83 am: 20.01.2006, 11:43 Uhr »
Tag 18: Dienstag, 25.10.05

Heute wollen wir unseren ersten Abschnitt auf dem berühmten Highway No. 1 fahren und es auch mal etwas ruhiger angehen lassen, denn wir haben noch ein paar Tage Zeit bis wir in San Francisco sein müssen. „Gemütlich“ ist also die Ansage und so wollen wir uns erstmals in unserem Urlaub ein ausgiebiges amerikanisches Frühstück gönnen. Zunächst fahren wir auf der # 101, von der aus wir aber keine Restaurants entdecken. Darum fahren wir auf die kleinere Straße ab, die direkt an der Küste entlang führt und können nun zum ersten Mal den Pazifik sehen. Wir sichten einen Denny’s am Wegesrand und machen dort Station. Stephan entscheidet sich für ein Frühstücks-Menü mit Speck, Eiern, Hash Browns und Sausages. So viel Fett kann ich auf nüchternen Magen nicht vertragen, so dass ich den kleinsten Pancake-Platter mit 3 Pancakes und einen Cappuccino bestelle. Ich liebäugele ja auch ein bisschen mit dem Pumpkin Pie Angebot, Halloween lässt grüßen, aber meine Erinnerungen an mein letztes Stück sind nicht so berauschend, weshalb ich mich gegen die saisonale Spezialität entscheide. Von den Pancakes schaffe ich dann nur 2 Stück, während Stephan nicht so schwächelt und seinen Teller leerputzt. Beim Bezahlen nutzt er dann die Gelegenheit, unser sämtliches Klein- und Kleinstgeld loszuwerden, so dass die Kellnerin ihr durchaus angemessenes Trinkgeld als Berg von Cents, Nickles und Dimes entgegennehmen muss. Peinlich!
Weiter geht die Fahrt am Pazifik entlang nach Santa Barbara. Dort suchen wir das gleich am Strand gelegene Visitor Center auf, denn wir sind noch etwas unschlüssig, was in Santa Barbara zu sehen oder zu tun ist. Der Mitarbeiter überschlägt sich geradezu an Freundlichkeit und offeriert uns eine ganz Palette wichtiger Sehenswürdigkeiten, die er uns auf einem Stadtplan einzeichnet. Er preist uns auch das Touristen-Shuttle an, auf das wir aber gar nicht erpicht sind, denn erfahrungsgemäß wirken diese Gefährte wie der Betriebsausflug des Seniorenheims. Nachdem wir noch ein paar Tipps für die Weiterfahrt an der Küste erhalten haben, machen wir uns auf den Weg, Santa Barbara zu entdecken.
Erste Station ist Stearns Wharf, welcher 1872 von John Peck Stearns gebaut wurde, und damit der älteste Kai der Westküste ist. Am Strand sticht uns ein echtes Aussteigermobil ins Auge, hier haben es ein paar Verrückte doch tatsächlich geschafft, einen VW-Bus auf das Dach eines alten Schulbusses zu setzen. Ein irres Gefährt!



Auf dem Wharf bewundern wir die zahlreichen Pelikane, die sich auf dem Bait `n` Tackle Shop niedergelassen haben. Sie putzen eifrig ihr Gefieder und werfen den Kopf nach hinten, so dass man ihre Kehlsäcke sehen kann.



Am Ende des Wharf kann man sich gemütlich auf Bänken niederlassen und seinen Blick über den Pazifik schweifen lassen. Es ist herrlich und irgendwie ist das sanfte Rauschen der Wellen einfach der Inbegriff von Urlaub und Erholung. Wir spazieren gemütlich zurück zum Auto und fahren durch den Ort hinauf zur Mission Santa Barbara. Sie trägt den Titel „Queen of Missions“ und ist mit ihrer imposanten Front und den Zwillingstürmen wirklich prächtig anzusehen.



Gebaut im Jahr 1786, ist sie die 10. Mission entlang der kalifornischen Küste, die von spanischen Franziskanermönchen angesiedelt wurde. Als der spanische König Carlos III fürchtete, dass die Russen oder die Briten Besitz von Alta California ergreifen könnten, beauftragte er Franziskanermönche Missionsstationen zu errichten. Auf diese Weise sollte das Gebiet besser kontrolliert werden. Außerdem sollten die eingeborenen Indianer zum Christentum bekehrt und in der Landwirtschaft unterwiesen werden. Auf dem großen Platz vor der Kirche bedecken viele bunte Kreidegemälde den Boden, die teilweise so kunstvoll sind, dass es einem richtig leid tut, darüber zu laufen.
Eine Statue des Begründers des Camino Real, an dem die kalifornischen Missionen aufgereiht sind, steht direkt vor dem Eingang in die Mission.



Wir besichtigen das Innere der Mission und die Missionskirche, deren interessantestes Exponat der ursprüngliche Altar ist, welcher von den Chumash-Indianern nach den Vorgaben der Mönche angefertigt wurde. Es verwundert uns nicht weiter, dass die Missionierung der Indianer in der Ausstellung absolut unkritisch dargestellt wird. Der Garten der Mission ist ein richtiges Kleinod und wird von einem Säulengang umrandet. Gleich neben der Mission sind Reste eines Viadukts zu sehen. Im Ort besuchen wir das Santa Barbara County Courthouse, ein Tipp aus der Tourist Information. Das im prunkvollen spanisch-maurischen Stil erbaute Gericht gilt als eines der schönsten öffentlichen Gebäude der USA. Auf dem 80-foot hohen Glockenturm El Mirador genießen wir den Blick über die Stadt bis hinunter zum Meer.
Der nächste Punkt auf dem Besichtigungsprogramm ist das El Presidio (Festung), wo wir uns die Ruinen der ersten spanischen Besiedlung von 1782 ansehen. Die Stadt hat viel Charme und ihre Mischung aus mexikanisch-spanischen Gebäuden, europäischem Flair und amerikanischer Großzügigkeit gefällt uns ausgesprochen gut. Der wunderschöne Innenhof des Cafe Buenos Aires auf der State Street sieht so einladend aus, dass wir kurzentschlossen eine Mittagspause einlegen und uns einen ausgesprochen leckeren Salat und Sandwiches schmecken lassen. Bis auf eine Tiefflug-Attacke einer Taube auf Stephans Kopf verläuft das Lunch wunderbar entspannend. Im Anschluss verlassen wir Santa Barbara und fahren weiter entlang des Highways No. 1 bzw. 101 in Richtung Norden. Es ist früher Nachmittag und so haben wir Zeit für einen Abstecher in das Landesinnere, nach Solvang am Rande der Santa Ynez Mountains.
Solvang, dänisch für „sonnige Wiese“, ist die größte dänische Siedlung der Vereinigten Staaten und weiß diese Tatsache weidlich zur Anlockung amerikanischer Touristen auszunutzen. Der Ort weist viele Häuser im „typisch dänischen“ Stil, vier Windmühlen, Bäckereien mit dänischen Spezialitäten und ein Andersen-Denkmal auf.



Als Europäer stellt sich einem schon die Frage nach der Authentizität solcher Siedlungen, aber die Amerikaner sind wahrscheinlich einfach nur entzückt von diesem Ort. Immerhin kann man ganz nett entlang der Hauptstraße flanieren oder in einem der zahlreichen Antiquitätengeschäfte stöbern, wobei es angesichts der Antiquitätenpreise in den USA für uns beim Stöbern bleibt… Gesamteindruck: etwas skurril aber auch ein interessanter Kontrast zu den typischen kalifornischen Küstenstädten. Trotzdem darf es für uns jetzt wieder ein bisschen mehr California Beach Feeling sein und was wäre da besser geeignet, als mit dem eigenen Auto über den Strand bei Pismo Beach zu fahren?
Auf dem Weg dorthin sehen wir die ersten Pumpkin Patches. Halloween kommt in großen Schritten näher und die Amerikaner suchen sich auf diesen toll dekorierten Pumpkin Feldern ihr ganz persönliches Exemplar oder auch zwei oder drei aus. Damit das Ganze auch den Jüngsten viel Spaß bereitet, haben einige Farmer auch ein Corn Maze eingerichtet, ein Labyrinth aus Gängen durch ein Maisfeld. Außerdem dienen alte Autos und Farmgerätschaften als Dekoration und Eyecatcher, die werbewirksam am Straßenrand platziert werden und auch für uns ein schönes Fotomotiv abgeben.



Auf den Kauf eines Pumpkins verzichten wir verständlicherweise, das wäre doch auch mal ein interessantes Stück Handgepäck…
Schließlich erreichen wir wieder die Pazifikküste und eine der Auffahrten zum Pismo-Beach. Das Befahren des Strandes ist nur noch 4WD Fahrzeugen erlaubt, wahrscheinlich war man es leid, immer wieder Pkw aus dem Sand zu ziehen, die sich festgefahren haben. Aber unser guter Trailblazer kann mit 4WD dienen, so dass wir gemütlich (es gelten strenge Geschwindigkeitsbegrenzungen) den Strand entlang cruisen und Stephan es sich nicht nehmen lässt, das Auto mal ein wenig durch den Sand driften zu lassen. Als wir aussteigen, weht uns eine „steife Brise“ um die Nase und wir müssen uns erst mal etwas Winddichtes anziehen für einen kurzen Spaziergang. Auf dem Strand entdecken wir einen Geier, der genüsslich an etwas Undefinierbarem aber definitiv Totem herumzupft. Nicht sehr lecker, aber auf alle Fälle interessant! Der Spaziergang gerät recht kurz, irgendwie siegt die Bequemlichkeit bei dem Gedanken, dass man ja auch im warmen, winddichten Auto sitzend den Strand entlang düsen kann. Hinter dem Strand laden große Sanddünen zum Befahren mit ATVs geradezu ein und einige Amis haben hier ihr Lager aufgeschlagen und toben sich mit diesen Gefährten im Sand aus. Wir lassen es etwas ruhiger angehen. Die Sonne geht langsam unter und wir suchen uns einen Standplatz, von dem aus wir den Anblick genießen können, was sich ein bisschen wie Autokino anfühlt, nur dass die Leinwand wirklich monumental ist. Der Sonnenuntergang ist, wenn auch nicht spektakulär, doch sehr schön. Allerdings haben nicht alle am Strand sehr viel Sinn dafür, ein Auto kommt vorbeigefahren und der Fahrer legt es offensichtlich darauf an, möglichst große Sandaufschüttungen möglichst schnell zu überfahren, um seiner Freundin zu imponieren. Dabei testet er auch die Grenzen seines Autos aus, das manchmal schon halb festsitzt, aber mit viel Gewalt immer wieder weiterfährt. Eine Familie kommt im offenen Strandbuggy vorbeigefahren, das sieht verdammt ungemütlich aus, denn der Wind am Strand ist kalt und der aufgewirbelte Sand macht die Sache sicher nicht angenehmer.
Wir fahren in den Ort Pismo Beach, wo wir uns für das Dolphin Cove Motel entscheiden, das uns durch seine Lage direkt am Strand überzeugt, auch wenn der Standard des Motels den Preis eigentlich nicht rechtfertigt. In einem nahe gelegenen Lebensmittelladen statten wir uns mit Chips, Dips und Tonic für einen gemütlichen Abend aus. Eine Flasche Gin fahren wir schon seit Beginn der Reise mit uns herum, weil Stephan beim Duty-Free nicht widerstehen konnte. Jetzt findet er endlich Verwendung und wir schlürfen dick eingemummelt auf der Veranda genüsslich einen Gin Tonic aus Plastikbechern, während das Rauschen der Wellen und der Sternenhimmel die Bilderbuchkulisse dazu abgeben.  

Übernachtung: Dolphin Cove Motel Pismo Beach, 74 Euro

Ole Miss

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #84 am: 23.01.2006, 10:37 Uhr »
Tag 19: Mittwoch, 26.10.05

Das erste Highlight am Morgen ist die Tatsache, dass wir ohne aus dem Bett aufzustehen die Gardine aufmachen und das Meer sehen können. Wundervoll! Aber bei diesem Anblick hält es einen natürlich nicht lange im Bett, da will man raus. Wir stehen also auf, essen ein paar Muffins zum Frühstück und machen uns dann auf zu einem Strandspaziergang. Wir sind nicht die Einzigen am Strand, viele Hundebesitzer und auch ein paar Surfer sind unterwegs. Ich halte nach Sand Dollars und Muscheln Ausschau und werde auch fündig.
Plötzlich sehen wir eine Surferin, die mit ihrem Hund ins Wasser gehen. Wir bleiben stehen, um den Hund zu beobachten, er scheint überhaupt keine Angst vor den Wellen zu haben und tobt ausgelassen. Die beiden gehen ins tiefere Wasser und die Surferin hebt ihren Hund auf das Board. Wir trauen unseren Augen nicht. Für den Hund scheint das nichts Neues zu sein, er hält sich professionell auf dem Board und sieht auch aus, als würde es ihm Spaß machen. Als eine geeignete Welle kommt, lässt die Surferin das Board los und der Hund surft auf der Welle bis vor auf den Strand. Unglaublich, ein surfender Hund! Das gibt es echt nur in Kalifornien.
Wir sind total begeistert und es bleiben auch eine Menge anderer Leute stehen, um sich das Schauspiel anzusehen. Nur die anderen Hunde lassen sich nicht so recht beeindrucken, vielleicht sind sie ja auch neidisch, weil sie so was nicht können. Und wenn es schon mal so was Tolles zu sehen gibt, haben wir natürlich keine Kamera dabei, da lässt man sie einmal im gesamten Urlaub im Motel zurück und dann das!
Wir gehen zurück zum Motel und Stephan beschließt, dass er noch mal mit Kamera an den Strand zurück geht, vielleicht ist der Hund dann noch da! Es dauert eine halbe Ewigkeit bis Stephan wiederkommt, ich habe inzwischen das Auto fertig gepackt. Das Kunststück gab es natürlich nicht noch mal zu sehen, weil Frauchen jetzt surfte, wie sollte es anders sein. Dafür hat er aber mit dem Hund Freundschaft geschlossen, wie schön! Der Anblick der ATVs gestern hat uns auf die Idee gebracht, dass es eine ausgezeichnete Gelegenheit wäre, das auch mal selbst zu probieren, auch wenn die Preise mehr als happig sind. Aber so ein Stündchen über die Dünen heizen ist schon mal drin. Wir fahren also ins Zentrum von Pismo Beach, wo mehrere ATV-Verleiher ansässig sind. Jetzt lernen wir den Nachteil des Reisens „off season“ kennen. Der erste Verleiher verleiht nur für mindestens zwei Stunden, für uns beide wären das dann insgesamt mindestens $160. Das ist uns der Spaß einfach nicht wert, außerdem wollten wir es nur mal ausprobieren und nicht gleich zwei Stunden auf den Dingern verbringen.
Der nächste Verleiher vermietet außerhalb der Saison gar keine ATVs. Sieht nicht gut für uns aus. Stephan ist ziemlich enttäuscht, weil er sich schon darauf gefreut hatte, ich kann damit leben.
Wir fahren weiter und halten im kleinen Städtchen San Luis Obispo, wo wir uns die Mission San Luis Obispo de Tolosa anschauen und ein wenig durch die hübsche Innenstadt bummeln. Der Ort hat eine sehr skurrile und auch etwas geschmacklose Sehenswürdigkeit zu bieten: Gum Alley. Dabei handelt es sich um eine versteckte, sehr schmale Gasse, in der die Häuserwände über und über mit Kaugummi bedeckt sind. Es ist ein richtiggehendes Relief aus Kaugummis, die die Touristen an die Wand kleben. Stephan nutzt die Gelegenheit, auch seinen Kaugummi stilvoll loszuwerden. Allerdings treiben wir es nicht so weit wie andere Besucher, die sogar ihren Namen mit Kaugummi verewigt haben.
Nächste Station auf unserem Weg ist der kleine Fischereihafen Morro Bay. Weithin sichtbares Wahrzeichen des Ortes ist der 170 m hohe Morro Rock, der auf einer Halbinsel über dem Meer aufragt.



Morro Bay bietet eine sehr hübsche Uferpromenade, die von Shops und Fischrestaurants gesäumt ist. Das Wetter ist schön und wir genießen unseren Spaziergang, der uns schließlich ziemlich am Ende der Promenade zu einem Take-Out führt, wo man Clam Chowder, Fisch und Austern verkauft. Hier ist der Fisch garantiert ganz frisch, denn Morro Bay ist Heimat einer der größten Fischfangflotten Kaliforniens, und so bestellen wir einmal Clam Chowder und für mich Fish’n’Chips und für Stephan Fish’n’Oysters.



Eine kleine Grünanlage mit Picknicktischen lädt zum Verweilen ein und bietet ganz nebenher auch noch eine hervorragende Sicht auf den Morro Rock. So lässt es sich leben. Ich habe mit meiner Portion wirklich zu kämpfen, aber mit Stephans Hilfe erledigen wir sie doch noch. Das war lecker!
Wir fahren auf die Halbinsel und sehen uns den Morro Rock noch mal aus der Nähe an. Der Vulkanfelsen ist mehr als 21 Millionen Jahre alt und diente dem portugiesischen Entdecker Juan Cabrillo 1542 als das „Gibraltar des Pazifik“ zur Orientierung. Er ist außerdem Rückzugsort für die seltenen peregrine falcons, über die Informationstafeln am Fuß des Felsens Auskunft geben. Unsere Fahrt führt uns weiter nach San Simeon, wo wir am Hearst Castle einen Stopp einlegen. Die Ausmaße der Parkplätze lassen erahnen, welchen Touristenansturm diese Sehenswürdigkeit der Westküste zu bewältigen hat. Beeindruckend. Wir laufen zum Visitor Center, das in seiner Größe ebenfalls beeindruckt und müssen feststellen, dass es sehr gut besucht ist. Viele Amerikaner und Asiaten wandeln durch die Eingangshalle, in der bereits erste Exponate aus der Sammlung Hearst gezeigt werden. Am Ticketschalter müssen wir erfahren, dass für den heutigen Tag alle Führungen ausgebucht sind. Die nächste wäre morgen früh und wir müssten sie reservieren. Wir sind etwas ratlos, denn nach den Beschreibungen des Reiseführers sind wir nicht einmal sicher, ob wir das Schloss überhaupt besichtigen wollen. Es klingt alles etwas abschreckend und der Preis von $24 p.P. tut sein Übriges. Um uns die Entscheidung zu erleichtern, besuchen wir die kostenfreie Ausstellung im Visitor Center, die auf großen Fotos bereits einen Eindruck vom Inneren des Schlosses vermittelt und ausgewählte Möbel zeigt. Außerdem erhält man detaillierte Einblicke in die Lebensgeschichte von William Randolph Hearst, dem Zeitungskönig, der sich mit dem Schloss das wohl grandioseste Denkmal setzte, das je ein Privatmann für sich errichten ließ. Als er 1951 starb, war das Schloss nach dreißigjähriger Bauzeit immer noch nicht ganz fertig, so dass der Platz nicht reichte, um alle Kunstwerke unterzubringen, die Hearst im Laufe seines Lebens gesammelt hatte. Die Inneneinrichtung erscheint uns auf den Bildern denn auch reichlich überladen und wild zusammengestellt, ein historistischer Stil, der verschiedene Epochen mutig zusammenwürfelt und auch nicht davor zurückschreckt, mittelalterliche Betten so umzubauen, dass sie für heutige Bedürfnisse lang genug sind. Wir beschließen auf einen Besuch zu verzichten, denn als Europäer können einen die gezeigten historischen Stücke sicher nicht in dem Maße entzücken wie die Amerikaner, die einen Overseas Trip machen müssten, um Vergleichbares zu sehen. Es stellt sich die Frage, was wir mit dem Nachmittag nun noch anstellen. Den Highway No. 1 weiter nördlich zu fahren, lohnt sich nicht, denn der folgende Abschnitt bietet keine Übernachtungsmöglichkeiten und ist an einem Nachmittag auch nicht zu schaffen. Diesen Abschnitt wollen wir morgen an einem Tag abfahren, schön in Ruhe, damit wir diese traumhafte Küstenstraße ohne Hektik genießen können. Wir haben die Idee, ins Landesinnere nach Paso Robles zu fahren. Hier erstrecken sich weite Weinanabaugebiete, deren Besuch uns lohnenswert erscheint, wenn wir schon keinen Abstecher ins berühmte Napa Valley machen. Wir fahren über die an der Küste liegenden Berge und finden uns inmitten von Weinbergen auf sanft geschwungenen Hügeln wieder. Die Weingüter tragen klangvolle Namen und weisen auch Übernachtungsmöglichkeiten in hübschen Inns und B&Bs aus. Wir fahren in das Stadtzentrum, wo Stephan nach einigem Suchen die Tourist Information ausfindig machen kann. Diese hat leider schon geschlossen, so dass wir keine Hinweise auf günstige Übernachtungsmöglichkeiten erhalten können. Dann müssen wir es eben auf gut Glück versuchen. Wir fahren zu einem Weingut und Stephan geht hinein, um sich nach einem Zimmer zu erkundigen. Es ist ein schönes, traditionelles weißes Holzhaus und ich ahne schon, dass es nicht ganz preiswert sein wird. Stephan kommt mit betretener Miene wieder, sie hätten ein Zimmer für uns frei, das würde aber $240 kosten. Schluck! Es ist wirklich hübsch und wir sind hin und her gerissen, aber diesmal beweist Stephan Vernunft und wir fahren weiter. Ich hätte mich wahrscheinlich hinreißen lassen, es sah einfach so schön aus.
Wir entdecken ein weiteres Hinweisschild auf ein Estate und fahren dorthin, wieder liegt es wunderschön in einem Weinberg und eigentlich lässt schon die Auffahrt erahnen, dass das nicht unsere Preislage sein wird. Stephan verschwindet wieder in der Lobby zu den Zimmerverhandlungen. Ich bleibe immer im Auto sitzen, damit Stephan mit der Begründung „I need to check with my wife“ die Flucht ergreifen kann, sollte es uns zu teuer sein. Wir wollen unsere Preisdiskussionen nicht gern vor einem wartenden Hotelangestellten führen.
Nach langer, langer Zeit kommt er wieder raus. Es ist natürlich viel zu teuer für uns, European Style Luxury im Weingut ist in den USA einfach unerschwinglich. Aber er hat an der Rezeption eine Deutsche getroffen, die ursprünglich aus Köln kommt und nun in Paso Robles arbeitet. Sie hat ihm den Hinweis gegeben, es beim Schwesterhotel des Estates zu versuchen, das preiswerter sein soll.
Ich bin skeptisch, aber probieren geht über studieren, weshalb wir uns auf den Weg dorthin machen. Die Enttäuschung ist groß als wir dort ankommen. Das Hotel an sich ist zwar chic, aber es liegt nicht im Weinberg sondern gleich neben dem Highway und ist von der Lage her nur ein besseres Motel. Dann können wir ja gleich in ein wesentlich preiswerteres Motel gehen… Langsam habe ich die Nase voll vom Suchen.
Kurzerhand begraben wir die Idee, direkt auf einem Weingut zu übernachten. Wir fahren ins Stadtzentrum von Paso Robles und mieten uns im Paso Robles Inn ein, das auch nicht gerade ein Schnäppchen aber preislich noch vertretbar ist. Das Inn entstand bei heißen Quellen, die im 19. Jahrhundert gern von Reisenden aufgesucht wurden. Es ist ein traditionsreiches Haus mit einem eleganten Restaurant, in dem wir vornehm zu Abend essen und es auch nicht versäumen, den lokalen Wein zu probieren. Probieren ist vielleicht ein bisschen untertrieben, eigentlich teilen wir uns zu zweit eine Flasche, so dass ich am Ende des Essens ziemlich angeheitert bin. Der Wein schmeckt aber auch vorzüglich. Direkt vor dem Restaurant liegt der hübsche, grüne Town Square und wir überlegen uns, dass sich ein kleiner Spaziergang anbieten würde. Am anderen Ende des Squares liegt ein Kino, in dem gleich die Spätvorstellungen beginnen. Das wäre doch auch mal was! Also kaufen wir spontan zwei Tickets und sehen uns im fast leeren Kino den Film „In her shoes“ an, den wir zwar amerikanisch kitschig aber auch ganz rührend finden. Im unserem weinseligen Zustand sind wir auch nicht mehr die kritischsten Zuschauer. So klingt der Abend noch sehr schön aus und wir fallen schwer von den Erlebnissen des Tages und den Auswirkungen des Rebensaftes in unser Bett.  

Übernachtung: Paso Robles Inn, 87 Euro

HeikeME

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #85 am: 24.01.2006, 21:14 Uhr »
Hi,

super Reisebericht, prima geschrieben. Da bekommt man sofort wieder Fernweh, zumal wir letztes Jahr im Sommer während unseres 3 wöchigem Urlaubs  an einigen der aufgeführten Orte waren.
Im übrigen waren wir vom Grand Canyon auch nicht so begeistert, er ist einfach nur riesig. Der schönste Park war für uns der Bryce Canyon.
Eure Tour bringt uns bestimmt Anregungen für unsere nächste Tour in den Westen der USA.

Ich bin gespannt auf den Rest der Reise.

Viele Grüße

Heike

Ole Miss

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #86 am: 25.01.2006, 10:32 Uhr »
@HeikeME

Schön, dass Dir der Bericht gefällt.
Ich bin ja beruhigt, dass es auch anderen mit dem Grand Canyon so geht, dachte schon mit mir stimmt was nicht...  :lol:

LG,
Ole Miss  :wink:

Ole Miss

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #87 am: 26.01.2006, 10:43 Uhr »
Tag 20: Donnerstag, 27.10.05

Der Morgen beginnt mit einer kleinen Enttäuschung, es regnet! Das erste Mal in diesem Urlaub ist das Wetter wirklich nicht urlaubsgemäß. Es nieselt auf unsere Autoscheibe und auf meine Stimmung, während wir aus Paso Robles hinaus und in Richtung Meer fahren. Ausgerechnet heute, wo wir den erklärtermaßen schönsten und spektakulärsten Abschnitt der Highway No 1 fahren wollen.
Stephan bleibt wie immer optimistisch und meint, dass das Wetter schon noch besser werden wird. Er soll recht behalten, denn an der Küste hört es auf zu regnen und auch die Sonne zeigt sich wieder. Ich werde gänzlich versöhnt als wir kurz hinter San Simeon an einem Aussichtspunkt halt machen und eine große Gruppe von See-Elefanten beobachten können.
Es handelt sich um eine Kolonie bestehend aus weiblichen und jungen männlichen Tieren. Große Bullen sind keine zu sehen, sie kommen nur in bestimmten Monaten an Land und gesellen sich zur Kolonie. Die Tiere liegen träge und faul auf dem Strand und sind bemüht sich ganz nah an einander zu legen. Dabei robben einzelne Tiere immer wieder über andere, die sich davon in ihrem Schlaf gestört fühlen. Ein paar kleinere männliche Exemplare üben sich schon im Imponiergehabe untereinander und bei ihnen ist schon der Ansatz für den namensgebenden „Rüssel“ erkennbar. Noch spektakulärer muss es sein, wenn die Bullen an Land ihren Kampf um die Weibchen ausfechten. Das ist sicherlich ein grandioses Schauspiel. Es wurden Tafeln aufgestellt, die grundlegende Informationen über die See-Elefanten präsentieren und eindringlich davor warnen, den Strand zu betreten, zum einen, um die Tiere nicht zu stören, zum anderen, weil die Männchen dem Menschen durchaus gefährlich werden können. Wir betrachten die Tiere also aus gebührendem Abstand und könnten uns stundenlang damit aufhalten. Ein See-Elefanten-Weibchen liegt abseits der Gruppe ganz nah am Zugang zum Strand, der nicht betreten werden darf. Sie schläft seelenruhig und lässt sich vom Touristentrubel um sie herum überhaupt nicht stören.



Eine ältere Frau ist als freiwillige Helferin einer Naturschutzgruppe vor Ort und erzählt Wissenswertes über die niedlichen Tiere. Schließlich machen wir uns doch auf den Weg und fahren weiter Richtung Norden. Die Straße windet sich kurvenreich immer direkt oberhalb des Meeres entlang und bietet wirklich wunderschöne Ausblicke auf die Küstenlinie und das Meer.



Es ist uns recht, dass man aufgrund der vielen Kurven nicht so schnell fahren kann. Gemütlich geht es Meile um Meile voran und immer wieder verlocken Haltebuchten zum Stopp. An den verschiedenen Haltepunkten trifft man immer wieder auf die gleichen Leute, die, ebenso Tourist wie man selbst, im gleichen gemächlichen Tempo unterwegs sind. Weniger verständlich ist es für uns allerdings, warum man sich an jedem dieser Haltepunkt sofort eine Zigarette anzünden muss, nun ja!
An einem Haltepunkt ziehen Surfer unsere Aufmerksamkeit an und während wir den gekonnten Ritt auf den Wellen beobachten, sehen wir plötzlich ein paar Delfine in einem Wellenkamm. Ich bin begeistert, denn ich finde diese Tiere wunderschön. Immer wieder tauchen sie auf, um dann wieder elegant zurück ins Wasser zu gleiten. Ein tolles Schauspiel. Am Pfeiffer Burns State Park fahren wir ab und laufen den kurzen Waterfall Trail, der durch einen Tunnel an den Strand führt, an dem ein Wasserfall pittoresk in den Pazifik fließt. Die unter uns liegende Bucht sieht wirklich paradiesisch und einladend aus, allerdings ist der Abstieg am steilen Hang tückisch und gefährlich, so dass ein Abstieg unter schweren Strafen verboten ist, wie mehrere Schilder am Wegesrand bekunden. So genießen wir die Idylle nur aus der Ferne und kehren dann zum Auto zurück.
Nun sind wir in Big Sur Country, diesem legendären Küstengebiet, das von vielen Schriftstellern und Künstlern in ihren Werken verewigt wurde. Insbesondere Henry Miller setzte der Region in seinem Buch „Big Sur oder die Orangen des Hieronymus Bosch“ ein Denkmal. Big Sur ist kein richtiger Ort, nur ein paar Häuser und Coffee Shops an der Straße belegen, dass es sich um eine menschliche Ansiedlung handelt. Wir müssen sehr aufpassen, um die Sycamore Canyon Road nicht zu verpassen, die ohne weitere Kennzeichnung von der Straße abgeht und uns hinunter an den Pfeiffer Beach führt. Die Straße ist steil und eng und nur an einzelnen Buchten können entgegenkommende Fahrzeuge passieren. An der Straße stehen vereinzelt Häuser, wer hier wohnt, liebt definitiv die Einsamkeit. An der Zufahrt zum Strand ist eine Gebühr von $6 bei einer Rangerin zu entrichten, worüber Stephan nicht sehr begeistert ist. Nach ca. 200 m steht man dann endlich am Strand, der sehr malerisch von Felsen eingerahmt wird.
Besonders hübsch ist ein Felsentor, durch das regelmäßig mit großem Getöse die Brandung schäumt. Hier unten weht eine ziemlich „steife Brise“ und Stephan sucht sich eine einigermaßen windgeschützte Stelle, um sich im Sand niederzulassen. Ich erkunde unterdessen die gesamte Länge des Strandes auf einem einsamen Strandspaziergang und lasse meine Gedanken schweifen. So gönnen wir uns beide ein Stündchen Ruhe bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Am Point Lobos möchte ich die Point Lobos State Reserve besuchen, aber Stephan ist nicht gewillt $8 zu investieren, um an den Strand zu gelangen. Nach einigen Diskussionen gebe ich mich geschlagen und wir fahren nach Carmel hinein, wo wir zuerst den Monastery Beach besuchen. Anschließend halten wir an der Carmel Mission des Rio Carmelo, die 1770 erbaut wurde. Der Gründervater der Missionen in Kalifornien, Junipero Serra, liegt hier begraben.



Carmel gilt als einer der hübschesten und teuersten Orte der USA und auf unserer Fahrt durch die kleinen Straßen vorbei an schicken Anwesen und teuren Galerien und Boutiquen können wir das durchaus nachvollziehen. So teuer muss es für uns nicht sein, uns genügt ein McDonald’s, um meinen Eishunger mit einem McSundae zu stillen. Schmatz!
Wir fahren in die Pacific Grove, denn auch für den Besuch der 17-Mile-Drive ist Stephan nicht zu gewinnen. Zitat: „ich geb doch kein Geld aus, um eine Straße langzufahren. Außerdem ist es hier überall schön!“. Nun ja! Es ist inzwischen später Nachmittag und wir fahren durch die berühmte Cannery Row, die bevölkert ist mit Touristen, zu unserer Unterkunft. Das El Adobe Inn scheint restlos ausgebucht zu sein, wir können gerade noch ein Zimmer ergattern. Wir beziehen unser Zimmer und stellen fest, dass direkt vor unserer Tür der Hot Tub liegt.
Das kann ja eigentlich nur als Einladung verstanden werden und so werfen wir uns in unsere Schwimmsachen und machen es uns im wunderbar warmen Wasser gemütlich. Herrlich! Wir lassen uns noch kräftig vom Whirlpool durchblubbern und sprinten dann durch die kalte Abendluft zurück ins Zimmer.
Jetzt fehlt uns eigentlich nur noch eins zum Glück: ein Abendessen. Wir haben an der Rezeption Coupons erhalten, die einen kostenlosen Appetizer in Aussicht stellen, wenn man die genannten Restaurants besucht. Wir fahren also zur Cannery Row, wo sich Restaurant an Restaurant reiht und gehen ins The Fish Hopper. Es ist ein riesiges Fischrestaurant mit Außenterrasse und Blick über das Meer. Draußen werden wir mit einer Portion Clam Chowder empfangen, der mal wieder wirklich lecker ist. Die Plätze der Außenterrasse sind alle belegt und wir erhalten einen Platz im Innenraum, der aber direkt an den großen Fenstern gelegen ist, so dass sich der Blick auf das Meer öffnet. Als Vorspeise gibt es für unseren Coupon gegrillte Artichoke, die ich sehr lecker finde, auch wenn Stephan das Ganze zu viel Grünzeug ist. Danach erhalten wir unsere geradezu unanständig großen Portionen mit Fisch und Krebsfleisch. Ein Ocean Seafood Salad für mich, den ich eigentlich unter dem Kalkül bestellt habe, dass ein Salat nicht so groß wäre. Haha! Stephan schlägt sich den Bauch mit seinem Cannery-Platter voll. Wir essen bis wirklich nichts mehr reingeht und haben unseren Seafood-Hunger damit erst mal gründlich gestillt. Am Nachbartisch lässt sich ein asiatisches Pärchen Hummer servieren und legt dazu die bereitgestellten Hummerschürzen aus Plastik an, was ziemlich erheiternd aussieht. Anlaß für Stephan, die auf unserem Tisch bereit liegende Schürze gleich mitgehen zu lassen. Wann die allerdings in Deutschland mal Verwendung finden soll, bleibt fraglich. Hummer steht ja nun nicht gerade häufig auf dem Speiseplan.
Im Motel freuen wir uns auf eine ruhige Nacht, die uns leider nicht uneingeschränkt gegönnt wird. Irgendein offensichtlich ziemlich angetrunkener Ami muss im Zimmer über uns nachts um 2.00 Uhr so laut telefonieren, dass wir jedes Wort verstehen können. Ich bin pissed, denn bei meinem Schönheitsschlaf verstehe ich keinen Spaß. Stephan ist der edle und heldenhafte Retter in der Not und lässt einen lauten aber in der Formulierung höflichen Brüller los, nach dem dann auch wirklich Ruhe einkehrt. Puh! Jetzt aber ab ins Reich der Träume.

Übernachtung: El Adobe Inn Monterey, 43 Euro

Zati

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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #88 am: 26.01.2006, 17:36 Uhr »
Hallo Ole Miss,
Dein Bericht ist sehr interessant und informativ! Er steigert einfach die Freude auf unseren eigenen USA Urlaub 2007.

Grüße aus Köln

Efty   :wink:
Gruß aus Alamogordo

Efty ;)


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Re: 5000 Meilen durch den Westen der USA - Oktober 2005
« Antwort #89 am: 26.01.2006, 17:54 Uhr »
... und mich macht er depressiv, weil ich nicht weiß, wann ich wieder bei den See-Elefanten vorbei komme. :cry:

Dennoch lese ich mit Freude :lol: , weil es spaß macht zu lesen, wie andere es empfingen.
Gruß
Thorsten