Hi Ilona,
natürlich nehme ich Nachzügler mit. Dich natürlich besonders gerne.
Allerdings weiss ich nicht, ob du nicht besser übermorgen dazugekommen wärst. Aber entscheide selbst.
22.09.2010 MittwochHeute heisst es wieder früh aufstehen. 5 Uhr.
Ja, wir haben heute vor den Nualolo - Nualolo Cliff - Awa'awa'puhi Trail zu erwandern.
Da Mike Höhenangst hat, wissen wir aber nicht genau, ob wir das auch schaffen. Wir wollen auf jeden Fall bis zur ominösen gefährlichen Stelle am Nualolo Cliff gehen und dann entscheiden, ob wir das machen. Aber es sollte ganz anders kommen.
So Frühstück auf dem Lanai. Irgendwie sage ich schon zu Mike, dass ich mich nicht so wohl fühle. Bisschen schwach auf den Beinen. Naja, wird wohl die Uhrzeit sein.
Da die Wanderrung 9,3 Meilen beträgt und Angie die Zeit mit 7 Stunden angegeben hat, packen wir viel zu trinken ein. Jeder hat 4 Liter eingepackt.!!! Mann, sind die Rucksäcke schwer.
Wir fahren gegen 6 Uhr los. Wieder zur Kokee Lodge. Vorher fahren wir aber nochmal zum Kalalau Lookout, weil blauer Himmel ist. So, die Buckelpiste hoch und zum Lookout. Juchu, kein Nebel, aber das Tal und das Cliff liegen noch im Schatten.
Wieder zur Kokee Lodge und wir parken dort auf dem Parkplatz. Wir sind das einzige Auto.
Das Wetter ist super. Strahlend blauer Himmel, aber schon enorm heiss um diese frühe Uhrzeit.
Ca. 200m die Strasse runter beginnt der Nualolo Trail. Erst geht es kurz eben durch Wald. Dann geht es längere Zeit stetig bergab mit teilweise sehr steilen Stellen. Wir rennen fast runter. Unten angekommen sage ich schon zu Mike, dass ich da nicht wieder rauf komme. Eine böse Vorahnung? Irgendwie fühle ich mich schlapp. Obwohl es durch Waldgebiet geht schwitzen wir enorm. Erstmal ne Trinkpause.
Dann erreichen wir eine Lichtung und es geht auf jetzt schmalem Weg durch sehr hohes Gras. Den Weg kann man teilweise nicht erkennen. Das Gras ist auch ein wenig nass. Dann kommen Sträucher dazu und dummerweise Pflanzen mit Dornen. Aua, unsere Beine sind ziemlich zerkratzt. Dann kommt eine Stelle, wo Baumstämme liegen und dickes Gebüsch. Wir sehen keine andere Möglichkeit woanders zu gehen, also durch und drüber. Jetzt ratschen wir uns auch die Arme auf, weil auch hier Dornenpflanzen sind. Puh, mühsam. Ein kleines Stückchen weiter sehen wir aber wieder den Weg. Es ist echt heiss und wir trinken erneut. Aber viel zu viel, wie sich später herausstellt. Es ging schliesslich nur bergab oder ebenerdig voran. Weiter geht es durch engen Sträucherwald, bis wir auf festen Sandboden kommen und zu einer Lichtung. Die Sonne brennt hier gnadenlos. Mein Mund ist ausgetrocknet und ich trinke erneut. 1,5l sind schon weg. Hier hat man eine erste Sicht auf ein grünes Tal:
Der Weg wird immer enger, aber der Boden ist gut zu laufen.
Dann laufen wir weiter. Es gibt extreme Stellen, die bergab gehen. Aber alles easy, weil ja runter.
Dann erreichen wir die Stelle, wo man das Meer erkennen und sehen kann.
Ab hier ist man fast durchgehend der prallen Sonne ausgesetzt. Aber die Ausblicke sind phantastisch. Wir kommen zur Stelle, wo es rechts weiter zum Nualolo Cliff Trail geht. Wir gehen aber ,ich glaube, geradeaus zum Lolo Vista Point.
Den seht ihr von weitem auf dem nächsten Foto. Da müssen wir noch hin.
Phantastische Ausblicke hat man ab jetzt:
Ja und wer begrüsst uns da denn? eine Bergziege
Der Weg zum Lolo Vista Point führt teilweise über einen sehr engen Pfad. Links und rechts ist der Abgrund. Mike traut sich zuerst nicht wegen seiner Höhenangst. Aber der Pfad ist in gutem Zustand. Er traut sich und schafft das letzte Stück.
Obwohl es bergab ging, sind wir schon etwas müde. Aber die Ausblicke sind phantastisch. Ich schiesse viele Fotos am Viewpoint in sengender Hitze. Mike bleibt beim Eisengitter stehen. Ich gehe ein Stück weiter, obwohl ein Schild auf die Gefahren hinweist, nicht nahe am Abgrund zu gehen.
Atemberaubend und wunderbar, obwohl das Licht mal wieder nicht das Beste für Fotos ist:
Ich knippse bestimmt ne halbe Stunde lang schwitzend vor mich hin.
Ach, ist das Schön:
Und ein letztes Foto: (Mein Lieblingsfoto)
Ich gehe zurück zu Mike und der schimpft, dass ich so nahe am Abgrund gelaufen bin.
Ich bin so ausgedurstet und auf einmal ist mir auch noch schwindelig. Ich trinke bestimmt einen Liter auf einmal in der glühenden Sonne.
Nee, bevor wir weitergehen, brauche ich eine Ruhepause. Wir suchen uns einen der wenigen Bäume und legen uns darunter. Wir picknicken erstmal. Wir hatten Brote vorgeschmiert und trinken wieder. Dann der Schock. Wir haben jeder nur noch einen Liter zu trinken.
So ist es unmöglich die beiden anderen Trails zu kombinieren. Es ist ja schon fast unmöglich wieder zurückzukommen und das bergauf. Uns bleibt nichts anderes übrig und wir entscheiden, den gleichen Weg zurück. Als wir aufbrechen sage ich zu Mike erneut, dass ich das nicht schaffe. Ich fange an zu zittern vor lauter Pessimismus.
Anfangs geht es noch ebenerdig wieder zurück, aber die Hitze ist unerbärmlich. Es kommt die erste Steigung. Mittendrin drehe ich völlig durch. Ich kann nicht mehr. Ich fange an zu weinen und bei jedem Schritt schreie ich. Dann falle ich zu Boden. Ich kann nicht mehr und ich habe so einen Durst. Aber wir müssen das Trinken doch einteilen. Ich nehme nur nen kleinen Schluck. Mike verzichtet ganz. Ich schleppe mich die erste Steigung hoch. Aber wieder verliere ich die Fassung. Ich kann nicht mehr. Ich sage zu Mike, dass er mich hierlassen soll. So ein Quatsch, sagt er. Du schaffst das. Nein, erwidere ich. Ich schaffe das nicht. Je mehr er mir gut zuredet, desto mehr weine und schreie ich. Wir sitzen mitten in der Sonne, so dass ich zumindest ein kleines Stück bis zum Schatten weiter gehe. Es geht nichts mehr. Ich lege mich auf den dreckigen Boden und will nicht mehr. Das dauert eine halbe Stunde an. Ich trinke wieder. Jetzt haben wir noch einen Liter und der Weg ist noch so weit.
Ich versuche es aber erneut und wir schaffen es auch ein gutes Stück voranzukommen. Aber dann kommt eine gewaltige Steigung. Das ist zuviel für mich. Wieder falle ich verzweifelt zu Boden. Es ist so heiss......... Auch Mike kommen jetzt die Tränen, weil ich ihm wohl leid tue.
Er redet mir die ganze Zeit Mut zu. Er will meinen Rucksack jetzt auch tragen, was ich zunächst ablehne. Aber letztendlich hat er jetzt beide Rucksäcke. Ich schleppe und quäle mich durch die Hitze. Ich schreie bei jedem Schritt. Und ich trinke bis auf einen Schluck alles leer. Mit allerletzter Kraft erreichen wir die erste Lichtung und den Beginn des durchweg schattigen Waldes. Dort angekommen lege ich mich wieder hin. Mir graut schon vor der letzten Steigung, aber die ist noch ein ganzes Stück weg. Plötzlich kommt ein älterer Herr auf dem Weg und sieht mich liegen. Er fragt was los ist und ob ich Hilfe brauche. Ich sage ihm wie es ist. Er gibt uns einen Liter Wasser ab und will Hilfe holen. Aber das will ich auch nicht. Irgendwie ist mir die Situation auch ziemlich peinlich. Mit dem Wasser hat er mir schon sehr geholfen. Er geht weiter und ich ruhe mich noch aus. Ich rappel mich gestärkt auf und wir erreichen die letzte Steigung. Gaaanz langsam wandern wir hinauf. Das wasser ist auch schon leer. Aber wir hören schon Autos, was mich sehr motiviert. Nach ca. 10 Minuten erreichen wir endlich die Strasse und dann auch unser Auto bei der Lodge. Mike rennt sofort in die Lodge, um etwas zu trinken zu kaufen. Er hat ja fast den gesamten Rückweg nichts getrunken. Der Arme!!!!
Glücklich lege ich mich auf den Rasen. Mike kommt mit Getränken und Obst.
Das Ende eines Dramas.
Ich weiss auch nicht. Im Nachhinein war der Trail gar nicht soooo schwierig. Aber ich denke, dass mir die Hitze so zu schaffen gemacht hat. Dazu kaum Wind.
Zudem habe ich schon am frühen Morgen gemerkt, dass ich körperlich nicht ganz fit bin.
Also lasst euch nicht abschrecken und lauft diesen Trail, wenn ihr wollt.
Wir haben übrigens mehr als 7 Stunden gebraucht.!!!!!!
Wir wollen jetzt nochmal zum Kalalau Lookout. Wieder diese fürchterliche Piste hoch.
Oh nein. Schon wieder Nebel. Nichts zu sehen. Ich streike und sage zu Mike, dass wir jetzt so lange warten, bis der Nebel sich verzieht. Und siehe da: Nach 30 Minuten haben wir diesen Anblick, der mich wieder total fasziniert:
Wir laufen bis zum Ende des kurzen Boardwalks und sehen plötzlich Wasserfälle:
Kurz danach zieht Nebel wieder ein.
Dann fahren wir noch zum Puu O Pila Lookout hoch.
Damit ihr nicht immer denkt, dass ich Blödsinn schreibe. Nebel und so:
Ich bin jetzt erstaunlich frisch und wir entscheiden uns noch den Pihea Vista Trail zu gehen.
Ein wunderbarer Trail. Man läuft die ganze Zeit auf einem breiten Trail am Abgrund eines Tales. Ich sage euch: Auch wenn Nebel herrscht. Für kurze Zeit kann man tolle Ausblicke geniessen, bzw. wir zumindest.
Pihea Trail:
Naja gut. Kurze Zeit später hat sich der Nebel mehr verdichtet und nicht mehr aufgelöst, so dass wir dann doch nicht bis zum Ende gelaufen sind.
Wir fahren zurück nach Kapaa. Auf dem Weg halten wir nochmal am Waimea Canyon Overlook. Jetzt am späten Nachmittag:
Und ein sehr stimmungsvolles Bild zum Abschluss. Links der Canyon von der Sonne angestrahlt und rechts im Regen:
Eigentlich wollten wir ja kochen heute. Aber da hatten wir keine Lust zu.
Nach dem Gewaltmarsch gönnten wir uns in Kapaa ein Restaurant. Ich meine, es war ein indisches Restaurant. Direkt neben Pizza Hut!
Ihr dürft euch auch etwas bestellen. Ich zahle auch, da ich euch doch so aufgehalten habe bei der Wanderrung.
Ich nehme Hühnchen mit gemüse und Reis.
Hat gut geschmeckt.
Wieder im Hotel falle ich todmüde ins Bett (so gegen 21 Uhr 30).
Tja, das wars. Morgen der letzte Tag auf Kauai.
Ganz entspannt und ohne Anstrengungen. Einfach nur ausspannen. Muss ja auch mal sein.
Tschüss und bis Morgen