Mittwoch, 11. Oktober 2006
====================
Wir sind heute relativ früh schon unterwegs und schießen noch ein Abschiedsbildchen vom Businessloop von Alamogordo:
Alamogordo Businessloop
Wir lieben dieses typisch amerkanische Flair der Businessloops, mit Reklameschildern für Burger, Motels u.v.m. - und dieser ist besonders abwechslungsreich.
Da wir sehr gut "im Rennen" liegen, beschliessen wir, nicht direkt nach Albuquerque zu fahren, sondern einen Umweg über Gallup und danach Shiprock zu machen. Wir fahren zwar vorläufig auf der Interstate 25 Richtung Albuquerque, queren aber kurz vor Albuquerque bei Las Lunas via Landstraße 6 Richtung Westen auf die Interstate 40. Diese verlassen wir dann wieder bei Grants, um auf der 53 in den "El Malpais Nat'l. Monument" zu gelangen. "El Malpais" bedeutet "schlechtes Land" und so sieht es dort auch aus. Durch Vulkantätigkeiten ist das Land karstig und wüst. Wir treffen gegen 15.00 Uhr dort ein und fahren dann direkt zur sog. "Ice Cave", ein kleiner Vulkankrater, in dessen Inneren angeblich(!) das Wasser immer gefroren ist.
Die Ice Cave befindet sich (leider) in Privatbesitz und das Betreten des kleinen Parks kostet ziemlich hohen Eintritt (ich habe 10$ in Erinnerung). Da es zum Krater hinunter letztendlich 40 Stufen über eine Holztreppe nach unten geht, die ich nicht bewältigen kann, bekomme ich die Erlaubnis, kostenlos dorthin zu gehen, lediglich Sylvia muss ein Ticket lösen. Der kurze Gehweg führt durch schroffes und unwegsames Lavagebiet, wie ich es in den USA so noch nirgends gesehen habe:
"Schlechtes Land" umgibt den alten Baum.
Schroffes und unwegsames Gelände bei den Ice Caves.
Hier geht es hinunter zum "ewigen Eis".
Sylvia geht die Stufen zum Eis hinunter und kommt nach ein paar Minuten wieder zurück. Von wegen "ewiges Eis" - dort steht einfach Wasser drin, gefroren ist es nicht. Sehr wohl sagt sie, herrscht dort eine eigenartige Stimmung und es wird von Stufe zu Stufe spürbar kälter - nur gefroren ist das Eis eben nicht mehr. Wahrscheinlich war der Sommer zu lang und zu warm. Egal.
Wir brechen wieder auf und erreichen wenig später den "El Morro National Monument" - ein gewaltiger weißer Felsen, an dessen Fuss sich Wandmalereien von Ureinwohnern und nachher auch Siedlern befinden. Da es aber schon recht spät ist, verzichten wir auf den "Trail", der ohnehin um 17.00 Uhr schließen würde und bis dahin sind es nur noch ein paar Minuten. Es gelingt uns aber noch eine schöne Aufnahme des "El Morro", nach dem wir auf einem Seitenweg eine gute Position zum Fotografieren finden:
El Morro.
Da wir langsam müde werden, fahren wir nun umgehend weiter nach Gallup, wo wir im letzten Jahr schon übernachtet hatten und wo wir auch ein Applebees gefunden hatten. Dazu muss man aber in Gallup die große Eisenbahnlinie überqueren, die ihrerseits Gallup in zwei Hälften teilt. Das stellt sich als unerwartet schwierig heraus, Gallup ist eine einzige Grossbaustelle und sämtliche (uns bekannte) Brückenzufahrten zur Überquerung der Schienen und des Highway 40 sind gesperrt - entnervt geben wir nach einigen Versuchen auf und beschliessen, auf "dieser Seite" von Gallup zu übernachten, ohnehin auch eine attraktive Strecke, verläuft diesseits des Highways noch ein Stück der guten alten Route 66. Schnell finden wir einen Supermarkt, um uns mit neuen Getränken (insb. Budweiser) einzudecken und anschließend checken wir in einem Motel 8 ein.
Das danebenliegende Restaurant hält eine Überraschung der besonderen Art für uns parat: die Kassiererin resp. auch Platzanweiserin ist sternhagelvoll, lallt uns die Ohren voll und setzt sich, nachdem sie eigentlich schon verschwunden war, zu uns an die "booth" und klemmt sich direkt neben mich. Sie spricht von Liebe und mehr und wünscht sich augenscheinlich ein Kind von mir...
Den Wunsch kann und will ich ihr nicht erfüllen, die Anwesenheit meiner Frau stört sie offensichtlich auch überhaupt nicht, aber endlich naht der Salat zur Vorspeise und ich kann ihr klarmachen, dass wir diesen nun ohne ihre Begleitung einzunehmen gedenken. Obwohl das Restaurant das Flair einer Bahnhofshalle hat und außer uns nur ein einziger weiterer Tisch besetzt ist, ist das Essen durchaus in Ordnung und die Getränke wegen "Happy Hour" besonders preiswert. Dennoch verlassen wir den Laden so bald wir fertig sind und gehen zurück zum Motel. Im Fernsehen wird erzählt, dass es in Colorado den frühesten Schneefall aller Zeiten gegeben hätte und dass am kommenden Wochenende in einigen Gebieten die Ski-Saison frühzeitig eröffnet werden würde. Na große Klasse, wollen wir doch auch in einigen Tagen weiter nach Colorado fahren - aber an Skifahren hatten wir dabei eigentlich nicht gedacht. Zwischen Chicago und Ostküste schneit es in einem Ort (Buffalo? Ich weiß es nicht mehr genau) über Nacht so heftig, dass die Stromleitungen reissen und die Energieversorgung einbricht, mit den entsprechend verheerenden Folgen für die Bevölkerung. Was ist nur mit dem Klima los?
Donnerstag, 12. Oktober 2006
======================
Heute wollen wir erst einen kurzen Abstecher zum "Red Rock State Park" machen und anschließend weiter Richtung Shiprock düsen. Dazu MÜSSEN wir endlich den Highway und die Gleise überqueren, sonst kommen wir dort nicht hin. Das ist aber leider keineswegs einfacher als am Abend davor, wir fahren sinnfrei und ziellos hin und her, kommen hier nicht drauf und dort nicht rüber und fahren letztendlich aus schierer Verzweiflung auf den Highway 40 in Richtung Westen. Das ist zwar total falsch, aber so können wir wenigstens bei der nächsten Abfahrt runter und dann in der Gegenrichtung wieder rauf fahren. Natürlich(!) stellt sich heraus, dass es keine Stadtabfahrt mehr gibt, die nächste Abfahrt kommt erst in über 10 Meilen. Egal - auch das schaffen wir und endlich endlich endlich fahren wir nach weiteren 15 Minuten den Highway 40 in die richtige Richtung, nämlich nach Osten.
Bevor wir die Ausfahrt zum Red Rock State Park erreichen, fällt uns auf, dass die Autos der Gegenspur die Autobahn zwangsläufig verlassen müssen und dass sich auf der als Umleitung gedachten Route 66 der Verkehr staut - dort würden wir nachher zwangsläufig auch wieder fahren müssen, denn es gibt kaum eine andere Möglichkeit, nach Shiprock zu kommen. Egal - erst mal fahren wir zum Red Rock State Park.
Der ist in dieser Jahreszeit bereits geschlossen und besteht ohnehin nur aus ein paar roten Felsen (s.u.), einem Museum und einem Rodeo Stadion (beides geschlossen). Das Wetter ist zum Glück heute hervorragend und wir schießen ein paar Fotos von der Natur um uns herum. Es ist "Indian Summer" und die Bäume tragen zum herrlichen Farbenspiel bei.
Nach diesem Abstecher fahren wir zurück nach Gallup. Es kommt wie erwartet, es gestaltet sich erneut als fast unmöglich, auf den Highway 264 Richtung Norden zu kommen. Überall steht Polizei und winkt den Verkehr in die "falsche" Richtung. Dieses mal machen das gleiche Spielchen anders herum, wir fahren als erst einmal Richtung Süden, wenden dann irgendwo außerhalb und fahren dann wieder zurück und erreichen tatsächlich irgendwann die richtige Strasse in Richtung Norden und Shiprock. In Sachen Verkehrsführung sind die Amerikaner uns ganz sicher NICHT voraus - dieses geregelte Chaos war nervenaufreibend!
Wir fahren zügig weiter Richtung Shiprock, biegen einige Meilen vor dem Ort Shiprock nach links auf eine kleine Landstrasse ein und nähern uns dem Heiligtum der Navarros, dem Shiprock "an sich". Während er im Reiseführer eher rot erscheint (wahrscheinlich in der untergehenden Sonne fotografiert), präsentiert er sich uns in eher schwarz oder zumindest dunkelgrau:
Es ist erst 15.00 Uhr als wir in Farmington eintreffen, wo wir eigentlich eine Übernachtung eingeplant hatten. Aber weil es eben erst 15.00 Uhr ist, beschliessen wir, weiter zu fahren und bis Albuquerque bzw. Los Ranchos, einem Vorort von Albuquerque, durchzuziehen. Wir hatten uns beim letzten Applebees-Besuch vom Inhaber eine Aufstellung aller Applebees von New Mexico geben lassen (jaja, ich weiß, wir sind bekloppt - aber Applebees ist wirklich gut) und wußten, dass es in Los Ranchos auf einer XY-Street (das habe ich natürlich inzwischen vergessen) einen Applebees geben muss. Drei Stunden später treffen wir dort ein und finden tatsächlich, was wir suchen! Direkt daneben befindet sich ein Hotel, aber die Bezeichnung kann ich nicht erkennen, am Parkplatz prangt ein Schild "Opening soon" - was soll das denn heissen, eigentlich sieht es nicht geschlossen aus?
Weil wir müde und hungrig sind versuchen wir es dennoch, ich gehe an die Rezeption und frage nach einem Zimmer und auch nach dem Sinn des "Opening soon". Letzteres bezieht sich darauf, dass dieses Hotel ehemals ein Ramada Hotel gewesen sein und ab demnächst unter der Leitung von Days Inn o.ä. stehen würde. Aha. Aber immerhin, es gibt ein Zimmer für uns, sogar ein "handicapped accessible" im Parterre, ob ich es haben will, soll pro Nacht 110$ plus Tax kosten. Wie bitte? 110$? Goldenes Bad? Das erscheint mir arg teuer, ich frage nach dem Grund, den ich auch umgehend erfahre: in Albuquerque wäre "Balloon Weeks", deswegen seien alle Zimmerpreise angezogen. Balloon Weeks sagt mir gar nichts, wieder mal was gelernt, bzw. wieder mal was übersehen (ich versuche solche teueren Events im Vorfeld zu vermeiden), also nehmen wir zähneknirschend das Zimmer und nehmen einen Prospekt "Balloon Weeks in Albuquerque" mit auf das Zimmer. Wen es interessiert, was das ist: einfach googlen.
Wir selbst haben nichts davon mitbekommen, am Samstag um 7 Uhr morgens sollen alle Balloons gleichzeitig noch einmal hochgehen, aber dann werden wir schon weit weg sein, wenn es geht, vielleicht schon in Colorado. Immerhin bekommen wir unser lecker Abendessen bei Applebees und freuen uns auf den nächsten Tag, der uns nach Santa Fe bringen wird - die Hauptstadt von New Mexico mit dem herrlichen Altstadtkern. Dazu morgen mehr...