Als wir morgens um 7.00 Uhr aus dem Fenster blinzeln, guckt uns trübes Regenwetter an und verscheucht uns schnell wieder unter die Bettdecke. Grausam! Noch vor dem Frühstück recherchiere ich den Wetterbericht für den gesamten Westen mit dem Ergebnis, dass wir die noch gestern geplante Westroute über Portland schnell wieder verwerfen. Es ist überall regnerisch. Astoria z.B. meldet
drizzle, patchy fog und lower 60s für fast die gesamte nächste Woche. Nee, danke, das können wir auch zuhause haben. Wir beschließen, dass wir doch zum Yellowstone Nationalpark fahren und dort mal weiter sehen, ob wir nach Kanada oder zurück in den Süden ziehen.
Das Frühstück ist mit Bagles, Waffeln, Joghurt, Rührei aus der Tüte und superfettigen Mikro-Würstchen nichts Dolles - auch vor den besseren Adressen scheint der Spartrend amerikanischer Motels, was Frühstück angeht, nicht halt zu machen. Immerhin ist der Kaffee gut und nicht so eine Plörre, wie man sie sonst oft vorfindet.
Anschließend gehen die Kinder und ich noch eine Runde an den Pool, was wenigstens dazu führt, dass ich wach werde. Erst um 10.00 Uhr checken wir aus und fahren
Newberry Crater National Monument ganz in der Nähe.
Die vier Meilen lange nicht-asphaltierte Paulina Peak Road führt steil auf den gleichnamigen Gipfel. Uns tun die vielen Mounain Bike Fahrer leid, die sich hier hochquälen müssen und bei der Abfahrt in steter Gefahr sind auf dem rutschigen und mit harten
washboard-Passagen gespickten
gravel ins Rutschen zu kommen und sich übel zu polieren. Sicher eine der schlechtesten Mountain-Bike Strecken, die es überhaupt weltweit gibt.
Leider sind die
Three Sisters und Mt. Bachelor wolkenverhangen und wir können nur erahnen, wo sie sich über Bend erheben.
Oben auf dem Paulina Peak ist die Sicht überraschenderweise gar nicht mal so schlecht. Hin und wieder ziehen zwar dichte Nebelschwaden vorbei, manchmal kommen auch ein paar Sonnenstrahlen durch.
Unter uns liegt der Paulina Lake, weiter rechts im Nebel der East Lake.
Wir kommen mit einem Ehepaar aus Oregon ins Gespräch, die auf den Paulina Peak gewandert sind. Typisch amerikanisch schwatzen wir ein wenig Smalltalk und man entschuldigt sich sogar dafür, dass dieses Jahr der Sommer in Oregon so verregnet ist.
Nach ungefähr einer halben Stunde machen wir uns auf den Rückweg und biegen rechts auf die Parkstraße des Newberry Volcano National Monument ab. Auch am Ufer des East Lake gibt es schöne Fotomotive.
Danach bewegen wir uns wieder Richtung Parkausgang, machen aber noch einen kurzen Stopp beim Paulina Lake. Auch dieser ist trotz des wolkenverhangenen Himmels sehr malerisch.
Einen letzten Stopp im National Monument machen wir bei den sehr schönen Paulina Falls. Gut, dass wir diesen Abstecher noch mitgenommen haben.
Nun wird es aber Zeit das Newberry National Volcanic Monument zu verlassen. Die Straße aus dem Park heraus führt stetig bergab, und unten ist das Thermometer dann von den
lower 60s auf 74° F geklettert. Angenehm warm. Außerdem lässt sich der Gipfel von Mt. Bachelor endlich mal blicken und ragt aus einem dichten Kranz von Wolken und Nebel hervor. Ist zumindest einen Versuch wert.
Die Fahrt, nur 17 Meilen lang auf kaum befahrener Strecke, dauert länger als erwartet und zwischendurch ist Mt. Bachelor mal sichtbar und dann wieder nicht. Was das wohl gibt?
Kaum dass wir angekommen sind, hat es sich wieder richtig zugezogen. Mt. Bachelor ist von Wolken umgeben und auch die Three Sisters sind nicht richtig sichtbar. 60 USD soll die Fahrt auf Mt. Bachelor Summit für uns alle zusammen kosten. Da Annalena sowieso keine richtige Lust hat und fraglich ist, ob man oben überhaupt die Hand vor Augen sieht, kaufen nur Lisa-Marie und ich ein Ticket bei der heute nur sehr wenig besuchten Talstation.
Oben ist die Sicht, wie befürchtet, gegen Null. Von den Three Sisters sieht man mittlerweile exakt nichts. Null. Nada. Zur einen Seite ist es etwas besser, sodass Lisa-Marie und ich zu Fuß über die Skipiste - im Sommer eine populäre Mountainbike-Piste - losstiefeln auf der Suche nach ein wenig Fernblick.
Nur etwa fünf Minuten haben wir für obiges Foto, dann zieht wieder dichter Nebel durch und es ist plötzlich gespenstig dunkel. Zurück, etwas bergauf, zur Gipfelstation kommen uns in halsbrecherischem Tempo einige Mountainbike-Fahrer entgegen und wir sind froh nicht plattgemacht zu werden.
Wir fahren schnell mit dem Sessellift wieder runter und fragen uns, für wie blöd uns eigentlich das Liftpersonal hält und warum wir uns überhaupt auf so ein Unterfangen eingelassen haben. Schade ums Geld und nicht zu vergleichen mit unserem
Gipfelsturm 1999, wo die Sicht bei Kaiserwetter perfekt war und massig Schnee in der Sonne glänzte.
Wieder unten im Tal begeben wir uns Richtung Bend auf die Suche nach etwas Essbaren und verfahren uns dabei kräftig. Mindestens ein Mal fahren wir im Kreis und machen einen Versuch bei einer viel zu teuren Pasteria im Mill District Shopping-Center, wo die Kinder aber nichts auf der Kids Menu Karte finden. Ziemlich frustriert und mit knurrenden Mägen laufen wir im strömenden Regen zurück zum Auto und gucken im Navi, was es denn sonst noch so in der Nähe gibt. Papa Murphy´s Pizza z.B., aber den Laden scheint es nicht mehr zu geben, denn wir können ihn nirgends entdecken. Nächster Versuch: Hongkong-Irgendetwas Chinese, doch der ist geschlossen. Chen´s Chinese Restaurant - auch geschlossen. Na prima.
Schließlich landen wir bei Domino´s Pizza, wo es nur
to go gibt und wir unsere large Pizza Hawaii unnachahmlich stilsicher auf der Kühlerhaube essen. Saulecker und mit 17 USD incl. ein Dollar
tip preisgünstig! Wären wir hier mal gleich hingefahren.
Beim Safeway ganz in der Nähe legen wir noch ein paar Lebensmittel nach: Milch, Gebäck, Bananen, eine Gemüsegurke für Lisa-Marie z.B. Dann noch schnell bei Starbucks zwei mittlere Cappuccinos auf die Hand und anschließend fahren wir Highway 97 south zur anderen
section des Newberry National Volcanic Monuments, wo sich die Lava River Cave und der Lava Butte befinden.
Scheinbar sind die Irrungen und Wirrungen des heutigen Tags noch nicht vorbei, denn erstenes kann man nur mit dem Shuttle zum Lava Butte hochfahren und zweitens ist die Zufahrt zum Lava Butte schon gesperrt. Wir sind um kurz von 17.30 Uhr zu spät dran. Feierabend. Als ich wenigstens ein Foto machen möchten, stürmt ein Ranger aufgeregt auf mich zu und lamentiert, dass ich offenbar ein geschlossenes
gate umfahren habe und gar nicht hier auf dem Parkplatz sein darf. Nix Foto! Ein anderer, älterer Ranger kommt vorbeigefahren und "überstimmt" seinen jüngeren Kollegen ohne diesen eines Blickes zu würdigen: klar doch, Foto ist absolut ok. Wir dürften sogar bis Mitternacht bleiben, allerdings sollten wir den Wagen umparken. Auch zu Fuß auf den Lava Butte wäre kein Problem, der Mann beschreibt uns sogar super-freundlich den Weg. Da das jedoch
one way 1,5 Meilen Wanderung sind, verzichten wir darauf und begnügen uns mit besagtem Foto von unten.
Nach diesem kleinen Intermezzo verlassen wir die Bend-Region über Highway #97 Richtung Norden. In dichtem Wochenendverkehr fahren wir nach Redmond und klappern dort diverse Motels ab: Motel 6, Super 8 Motel usw. Überall
no vacancy! Es bleibt uns nicht übrig als weiter zu fahren.
Kurz vor Prineville geht es links den Berg hoch zum Ochoco Wayside State Park, von wo aus man einen super Blick auf die kleine Ortschaft hat. Schön, dass die milde Abendsonne die schöne Hügellandschaft in weiche Farben taucht. Außerdem können wir von hier oben schon mal checken, ob es in Prineville Motels gibt.
In Prineville dann das gleiche Ergebnis wie in Redmond zuvor: alle Motels am Wochenende restlos ausgebucht. Ausnahme ist das Stafford Inn, wo ein Zimmer mit Jacuzzi 179 USD kosten soll, was uns aber zu teuer ist. Wir müssen also improvisieren und beschließen zum
Prineville Reservoir State Park zu fahren. Das sind noch mal 13 Meilen, aber die Fahrt lohnt sich. Wir bekommen eine der letzten
campsites in
loop A auf dem ansonsten gut gefüllten
campground.
Ich mache mich schnell auf den Weg zum See für ein paar letzte Fotos, bevor die Sonne untergeht.
Schön auch, dass wir uns hier in Central Oregon in deutlich wärmeren Gefilden befinden und abends auch noch ohne zu frieren vor dem Zelt sitzen und die milde Luft am Abend genießen können. Kein Vergleich zu den teils frostigen Abend- und Nachtemperaturen in Mammoth z.B.