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Autor Thema: Big West Tour 2015  (Gelesen 30052 mal)

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usaletsgo

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Re: Big West Tour 2015
« Antwort #120 am: 03.09.2016, 09:01 Uhr »
Ich möchte den Leuten überhaupt nichts zu nahe treten, aber ist euch das auch schon aufgefallen: Asiaten machen gefühlt 90% Landschaftsaufnahmen mit irgendeiner Person - gerne auch dem eigenen Ich - im Bild. Ich amüsiere mich darüber, habe damit kein Problem, soll schließlich jeder ablichten, was er möchte, aber ich finde das schon irgendwie komisch.
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motorradsilke

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Re:
« Antwort #121 am: 03.09.2016, 09:53 Uhr »
Das ist nicht komisch. Wer sich in Asien solche Reisen leisten kann, der hat es "geschafft". Das möchte man natürlich zeigen.

Volare

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Re:
« Antwort #122 am: 03.09.2016, 11:21 Uhr »
Das ist nicht komisch. Wer sich in Asien solche Reisen leisten kann, der hat es "geschafft". Das möchte man natürlich zeigen.

Vor 20 Jahren habe ich mich auch gewundert. Heute denke ich, sie waren unserer Zeit nur voraus.  :lol:

usaletsgo

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28. Tag: 27.07.2015
« Antwort #123 am: 03.09.2016, 13:37 Uhr »
Ein kurzer Hüpfer in den Pool weckt die Lebensgeister. Kann ich gebrauchen, denn die Nacht war ziemlich unruhig. Im Zimmer war es total heiß, wir mussten zwischenzeitlich die laute Klimaanlage an- und die Tür aufmachen, sonst wäre es nicht auszuhalten gewesen. Hätten wir mal besser doch die cabin auf dem KOA genommen! Aber jetzt relaxe ich ein bisschen und erhole mich mit einer Schale Raisin Bran Müsli in der Hand von der Hitze der Nacht.

Nach dem Auschecken besorgen wir uns noch bei Starbucks am Motel Drive Koffein und Croissants für die Kinder. So gestärkt geht es los Richtung Sacramento. Die ein wenig abseits liegende Hauptstadt Kaliforniens kennen wir noch nicht und heute soll diese Lücke geschlossen werden. Schon morgens ist es mit 88° F übelst warm. Hoffentlich wird das in Sacramento nicht eine Hitzeschlacht.

Wir fahren auf der 99 nach Norden und wechseln in Höhe Stockton auf die Interstate 5. Die Industrieanlagen entlang der Interstate sind einfach nur grottenhässlich und wir fragen uns, was um alles in der Welt Leute dazu bewegen kann freiwillig in Stockton zu leben, zumal die Stadt auch noch ein ziemliches Kriminalitätsproblem zu haben scheint. Na gut, Stockton bildet mit Sacramento und San Francisco ein geografisches Dreieck und beide Metropolen sind einigermaßen schnell zu erreichen.

In Sacramento fahren wir in die Parkgarage der Altstadt Old Sacramento. Halbe Stunde 1,50 USD, was zwar nicht gerade billig ist, aber wir möchten auch nicht ewig bleiben, sondern nur einen kurzen Schnupperkurs Sacramento machen.

Nachdem wir den Wagen los sind, der downtown in einer Großtadt meistens eher lästig als praktisch ist, steht zu nächst ein kurzer Besuch im Old Schoolhouse Museum auf dem Programm. Die Kinder sind ganz begeistert eine historische Schule zu sehen und bewundern die makellos restaurierte Innenausstattung. Dass sich neben der Schule eine (furchtbar quietschende) Schaukel befindet, wissen sie auch zu schätzen.



Nach diesem kleinen Ausflug in die Geschichte gehen wir zum hinter dem Old Schoolhouse liegenden Waterfront Park am Sacramento River. Hier liegt z.B. der Schaufelraddampfer Hornblower vor Anker. Ausflugsfahrten gibt es allerdings nur am Wochenende.



Bei einem Spaziergang durch Old Sacramento finden wir den üblichen touristischen Kitsch, aber es gibt auch Interessantes und Schönes zu entdecken. Viele alte Gebäude sind liebevoll restauriert und die historischen Fassaden und mit Holzplanken versehenen Gehsteige geben einen guten Eindruck, wie es früher einmal hier ausgesehen hat.





Nur ganz kurz gucken wir beim Railroad Museum rein. Wir bleiben im Eingangsbereich, da wir nicht für eine ganze Familie den Eintritt zahlen möchten, zumal sich das Interesse unserer Kinder für das eiserne Pferd auch in Grenzen hält. Echte Pferde sind da schon besser. Außerdem kann man sich doch schon im Foyer ein schönes Exponat zu Gemüte führen. Das muss erst einmal reichen in Bezug auf Eisenbahnkultur.


Interessant finden die jungen Damen hingegen die Penny-Druckmaschine, mit denen man sich Souvenirpennies pressen lassen kann. Ok, 50 Cent für einen Penny, aber lassen wir das ... Noch besser als bedruckte Pennies kommen jedoch große Eiswaffeln an - jedenfalls bei den weiblichen drei Vierteln der Familie. Es gibt für jeden zwei Kugeln, die so groß sind wie zuhause in Deutschland sechs. Ich hingegen gebe das asketische Vorbild und begnüge mich mit einem Mango Tango Smoothie aus einer Bar nebenan, der mit einem kleinen Hotdog auf die Kralle abgerundet wird.

Zurück beim Auto werden sechs USD Parkgebühr fällig, was mehr als ok ist. Wir können jetzt sicherlich nicht behaupten intime Kenner von Sacramento zu sein, aber für einen ersten Eindruck reicht es, zumal die Altstadt wohl die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt ist.

Halt! Stopp! Mitnichten! Da gibt es doch noch das State Capitol, wo kein geringerer als der Terminator himself residiert hat. Da müssen wir noch hin, bevor wir die Hauptstadt des Golden State verlassen. Also fahren wir die Capitol Avenue runter, wobei man sich schwerlich verfahren kann, denn schon von weitem prangt der ganz im klassizistischen Stil errichte Prachtbau mit seinen Torbögen und der markanten Kuppel auf der Bildfläche.

Wir parken in unmittelbarer Nähe in einem Kreisverkehr. One hour parking - sollte reichen. Wir nehmen den L-Street Entrance und stehen vor dem imposanten Gebäude.



Im Gegensatz zum Capitol in Salt Lake City sind hier strenge Sicherheitsvorkehrunten ähnlich den Maßnahmen am Flughafen. Die Kinder sind begeistert von den "Werbeschildern" der einzelnen California Counties und studieren diese mit großem Interesse. Mir gefällt die Rotunda am besten.




Während die Senate Gallery geschlossen ist, kann man die Assembly Gallery begehen und sogar ins Parlament hineingehen.


Gerade läuft eine Besucherführung und es ist offenbar kein Problem hier im Allerinnersten des State Capitols zu fotografieren.

Während Anja und die Kinder noch ein wenig bleiben und die County-Schilder begutachten, gehe ich die paar Schritte rüber zur Cathedral of the Holy Sacrament.



Beim Auto treffen wir uns wieder und machen uns auf den Weg die Hauptstadt Kaliforniens zu verlassen. War schön, aber jetzt bei 92° F freuen wir uns auf eine Abkühlung durch die Auto-Klimaanlage und einen kühlen Drink.

Bei der Weiterfahrt nach Westen auf der Interstate 80 wird es immer heißer und wir knacken sogar die 100° F Marke. 101° F in Vacaville sind Highscore! Wir streifen das nördliche Ende der San Francisco Bay, aber leider stehen wir beim Durchqueren der charakteristischen Marschlandschaft mit großen Brackwasserflächen rechts und links der Straße ca. eine halbe Stunde im Stau. Endlich erreichen wir Petaluma und steuern den dortigen KOA an. Hier haben wir telefonisch für zwei Übernachtungen reserviert, sodass das Einchecken entspannt und ohne Zittern, ob noch vacancy ist, vonstatten geht.

Zwar ist der Platz mit 51 USD plus tax nicht gerade billig, aber wir befinden uns hier schließlich in der Greater Bay Area und da sind hohe Preise in allen Lebenslagen genauso normal wie abartig viel Verkehr. Ansonsten ist hier unglaublich viel Trubel. Der campground ist gigantisch groß mit Riesenpool, Streichelzoo und was weiß ich noch für Aktivitäten. Alles auf Familien ausgerichtet und von denen wimmelt es nur so. Eigentlich ist so eine Fülle gar nicht unser Ding, aber hier fehlen eindeutig die Alternativen. Unsere Mädchen haben mit den vielen Leute eh kein Problem, sondern stürzen gleich in den hüfthohen Pool.

Unsere campsite ist überhaupt nicht schön, da es quasi Null privacy gibt. Mit Farbe sind die Grenzen der sites auf den Rasen gemalt, und unmittelbar hinter unserer Abgrenzung hat eine Großfamilie drei Zelte aufgebaut. Auch auf der anderen Seite stehen Nachbarn dicht an dicht.

Abends fahren wir zu Safeway und decken uns mit Lebensmittel von der Deli-Theke ein. Danach gehts zurück zum Campingplatz und wir zwängen unser Zelt zwischen die anderen Zelte, die z.T. direkt auf Grenze gebaut wurden. EIn Meter zwischen unserem Zelt und den Nachbarn. Hier bekommt jeder jedes Geräusch und jede Regung mit. Wie schön! Das Abendessen schmeckt klasse: Nachos mit Cuacamole, Chicken Tenders und Salate. Lecker!
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sil1969

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Re: Big West Tour 2015
« Antwort #124 am: 03.09.2016, 21:24 Uhr »
Das sind imposante Gebäude!

Wir sind auch lieber auf kleinen Campingplätzen,  aber manchmal geht es halt nicht anders. Ich habe immer Oropax dabei...
LG Silvia

usaletsgo

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Re: Big West Tour 2015
« Antwort #125 am: 04.09.2016, 08:30 Uhr »
Ich habe immer Oropax dabei...
Ich demnächst auch.  :D
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usaletsgo

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29. Tag: 28.07.2015
« Antwort #126 am: 05.09.2016, 09:11 Uhr »
Die Nacht ist - ich habe es befürchtet - grausam. Der Typ links neben uns schnarcht so erbärmlich laut, dass ich es sogar durch die Ohrenstöpsel höre. Unfassbar. Auch die Kinder und Anja sind wach. Ziemlich genervt zweifele ich, ob es wirklich eine gute Idee war hier zwei Nächte zu buchen, aber wo sind die Alternativen, sofern es sich um bezahlbare handelt? Außerdem gibt es kostenloses WLAN und die Kinder finden die üppige Poollandschaft gut. Also bleiben wir nach kurzem Räsonieren, einen refund würden wir vermutlich eh nicht bekommen.

Früh stehen wir bei Safeway auf der Matte, um uns mit Frühstück einzudecken: Baguette, Donuts usw. Dazu Cappuccinos von Starbucks nebenan und alles ist gut. Nun können wir unsere heutige Entdeckungstour starten.

Ungefähr eine dreiviertel Stunde später sind wir beim Samuel P. Taylor State Park, den wir bei früheren Reisen immer nur als relativ bequeme Übernachtungsstation in der Nähe von San Francisco gewählt haben, dieses Jahr aber genauer unter die Lupe nehmen möchten. Schon die Fahrt dorthin durch die herrliche Hügellandschaft des Sonoma County und Marin County ist stark. Wir kommen an opulenten Ranches vorbei mit makellos getünchten Zäunen und riesigen Grundstücken.

Im Park selbst möchten Anja und die Kinder gerne im Schatten riesiger Redwoods am Lagunitas Creek relaxen, während ich mal wieder wandere. Die bekannte loop zum Barnabe Peak mit seinem Fire Lookout lockt. Der Cross Marin Trail verläuft parallel zum Sir Francis Drake Boulevard und ist noch ganz eben. Ein Aufgalopp der leichtesten Art. Über eine Fußgängerbrücke überquert man den Lagunitas Creek und nach einer Weile geht es dann extrem steil links die Barnabe Fire Road bergauf. Schluss mit lustig!

Eine extrem schweißtreibende Passage für den geneigten Wanderfreund! Bei 33° Celsius im Schatten habe ich selten so geschwitzt und muss mir andauernd den mit Sonnenmilch vermischten Schweiß vom Gesicht und aus den Augen wischen. Hoffentlich geht nicht der ganze Sonnenschutz flöten!

Und das, obwohl die Feuerstraße zunächst im Schatten verläuft. Dafür gewinnt man schnell an Höhe und wird auch schon bald mit ersten views über die schöne Landschaft ringsum belohnt.



Doch noch bin ich nicht am Ziel. Der Fire Lookout ist aber immerhin schon mal in Reichweite. Noch ein paar steile Passagen.


Dann ist es geschafft und ich stehe auf dem Gipfel des Barnabe Peak in knapp 450 m Höhe. Das hört sich nicht viel an, aber jeder Höhenmeter wurde bei der jetzt herrschenden Sommerhitze erkämpft. Der Ausblick auf die San Francisco Bay ist schon klasse. Hier oben bin ich ganz alleine.



Genauso steil wie der Aufstieg ist der Abstieg auf der anderen Seite. Nach zwei Stunden und fünfzehn Minuten bin ich wieder bei meinen Mädels und halte erst einmal die Füße in den eiskalten Creek zum Abkühlen. Dann wasche ich mich am ganzen Körper und senke so die Körperkerntemperatur wieder auf Normalmaß.


Der Weg zum Barnabe Peak ist summa summarum nicht besonders lang, nach einem ganz leichten Beginn phasenweise jedoch sehr steil und bei Hitze in exponierter Lage nicht so einfach.

Nächster Punkt auf unserer Besichtigungsliste ist die Point Reyes National Seashore, die wir bis dato nur in dichtem Nebel kennengelernt haben. Nebel ist hier das beherrschende Element und an vielen Sommertagen lässt sich die Sonne überhaupt nicht blicken. Stattdessen dichte Schwaden der marine layers, wohin man auch blickt.

Heute scheint alles anders zu sein, denn wir sind in Inverness und damit schon fast am Ziel und noch immer prangt die Sonne am stahlblauen Himmel. Der Inverness Yacht Club hat eine fantastische Lage, wie wir beim Vorbeifahren feststellen.

Ganz viele Bootshäuser gibt es hier an der Tomales Bay.


Über zwar asphaltierte, aber immer schlechtere Straßen mit vielen Schlaglöchern und Buckeln geht es Richtung Point Reyes Headlands vorbei am North Beach und South Beach mit super Ausblicken auf den blauen Pazifik.

Keine Spur von Nebel.



Einen Stopp machen wir bei einem viewpoint mit sagenhaftem Blick auf den Ozean. Die Point Reyes National Seashore ist wunderschön - wenn sie denn ihr nebelumwobenes Geheimnis lüftet und man etwas davon sieht.





Eigentlich müsste man dauernd anhalten und fotografieren, aber wir belassen es bei einigen kurzen Stopps, sonst kommen wir nie an.


Schließlich haben wir road´s end erreicht. Ab hier geht es noch ein paar hundert Meter zu Fuß weiter, wobei noch ein paar Fotos sein müssen.


Nun liegt das das berühmte Point Reyes Lighthouse vor uns , das z.B. in dem Klassiker The Fog - Nebel des Grauens mitspielt. Leider ist der Zugang zum Leuchtturm dienstags und mittwoches gesperrt, sodass ich das Tele auspacken muss, um das Gebäude gebührend in Szene setzen zu können.



Auf dem Rückweg kommen wir wieder an den vielen historischen Ranches vorbei - A-Ranch, B-Ranch, C-Ranch und wie sie alle heißen sind Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden - und machen einen Stopp beim North Beach.

Wir gehen runter an den Strand und stehen ziemlich überwältigt vor dem tosenden Pazifik. Ununterbrochen rollen die Wellen an Land und verspritzen weiße Gischt, sodass ich gut auf meine Kamera achten muss.



Bis zu den Knien trauen wir uns ins Wasser und werden dabei ziemlich nass. An ein richtiges Bad ist nicht zu denken, denn dafür ist das Wasser zu kalt und außerdem ist die Brandung viel zu stark.


Irgendwann müssen wir uns von dem Anblick lösen und zurück zum Campingplatz fahren. Was aber ist der Pool gegen den Pazifik, den wir noch eben bewundern konnten? Anja und ich gehen gar nicht erst rein, aber die Mädchen sind weniger wählerisch und lassen sich keine Gelegenheit entgehen zum Baden. Anschließend noch eine Runde Trampolin und dann kann ist die ganze Familie bereit fürs Abendessen, das es heute bei Applebee´s gibt. Lecker!

Als es schon längst dunkel ist, sitze ich noch vor dem Zelt und lese. Im Gegensatz zu gestern ist es heute Abend viel wärmer.
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NähkreisSteffi

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Re: Big West Tour 2015
« Antwort #127 am: 05.09.2016, 17:50 Uhr »
Tolle Pazifik Bilder!

Dieser Teil des 101 hat uns auch besonders gut gefallen. Allerdings wohl nur bei solchem Wetter wie auf den Bildern. Dieses Glück hatten wir auch.

sil1969

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Re: 29. Tag: 28.07.2015
« Antwort #128 am: 06.09.2016, 12:42 Uhr »
Die Nacht ist - ich habe es befürchtet - grausam. Der Typ links neben uns schnarcht so erbärmlich laut, dass ich es sogar durch die Ohrenstöpsel höre. Unfassbar.

So ein Exemplar habe ich auch zuhause... :wink: Manchmal ganz ruhig und dann wieder extrem laut. Aber getrennte Schlafzimmer möchte ich auch nicht...

Schöne Bilder von der Küste!
LG Silvia

usaletsgo

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30. Tag: 29.07.2015
« Antwort #129 am: 06.09.2016, 12:55 Uhr »
Langsam biegen wir auf die Zielgerade ein und die Big West Tour nähert sich ihrem Ende.

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Die Nacht verläuft wesentlich ruhiger als die letzte, denn unser unheimlicher Schnarchbär von links nebenan ist abgereist. Mit ihm die gesamte Großfamilie und mit ihnen die Flut von Zelten, die ganz dicht neben unserem standen. Allerdings hört man so ab 6.00 Uhr morgens, wie die rush hour auf der nahen Interstate 101 ins Rollen kommt. Aber diese sanfte Melodie ist kein Vergleich zu dem disharmonischen permanenten Gesäge gestern.

Wir entscheiden uns um eine Nacht zu verlängern, da es weit und breit vermutlich keinen Campingplatz geben wird, der vacancy hat. China Camp eventuell, aber selbst da wäre es ein Glücksspiel, da man nicht reservieren kann. Samuel P. Taylor: alles ausgebucht.

Nachdem das geklärt ist, fahren wir wie üblich zu Safeway und Starbucks zum Frühstücken. Danach fahren wir auf der 101 south und nehmen den letzten exit vor der Golden Gate Bridge. Fort Baker ist das Ziel, wobei wir eigentlich zu dem Golden Gate Discovery Museum möchten. Dieses ist aber offensichtlich eher für Kinder bis acht Jahre interessant, wie man uns erzählt, sodass wir uns den Eintritt schenken.

Wir gehen ein wenig spazieren und ich mache ein paar Fotos.


Die marine layers hüllen die Golden Gate Bridge noch in dichten Nebel.


In vielen, vielen Kurven geht es steil bergauf zum Mount Tamalpais State Park, der unser nächstes Ziel ist. War es am Wasser eben noch angenehm frisch, sind wir hier in der prallen Sonne und in ziemlich exponierter Lage. Es ist 92° F und knallheiß.

Der kurze, aber steile Anstieg über den Plankwalk Trail zum East Peak Fire Lookout belohnt Lisa-Marie und mich mit einem herrlichen Rundumblick. Wir sind hier auf knapp 800 m Höhe und unter uns liegen die San Francisco Bay und die Seen und bewaldeten Hügel des Marin County.



Anschließend machen wir noch den Verna Dunshee Trail, der einmal um den East Peak führt und ebenfalls schöne Ausblicke liefert.



Wir fahren dann wieder bergab, machen aber schon bald Halt, denn ich möchte noch ein Stück auf dem Old Mine Trail laufen. Nur ein paar Minuten gehe ich, um die Damen nicht so lange warten zu lassen, außerdem ist es ziemlich heiß und jeder Schritt treibt den Schweiß aus den Poren.


Nun möchten wir an den Strand und das ziemlich hippe Stinson Beach ist ganz in der Nähe. Also nichts wie hin! Dabei geht es natürlich stetig bergab und je tiefer wir kommen, desto nebliger wird es. Unglaublich, als wir die Küste erreicht haben, herrscht totale Waschküche. Unglaublich auch die Temperaturunterschiede: Auf dem Summit 92° F und fünf Meilen weiter am Fuß des Mount Tamalpais schlappe 66° F.

Der Nebel scheint die Massen nicht davon abzuhalten Stinson Beach zu besuchen. Der kleine Ort platzt aus allen Nähten und alle Parkplätze sind voll. Auch die overflow parking lots sind bis auf den letzten Platz belegt. Es dauert eine Weile und ein paar Ehrenrunden, bis wir Glück haben und eine Familie wegfährt. Dabei lassen sie sich allerdings jede Menge Zeit und bis alle Kinder und alle Strandutensilien verstaut sind, vergehen mehr als 20 Minuten. So lange stehen wir mit Blinker links mitten auf dem Parkplatz und um uns herum kurven andere Suchende.

Bei Nebel sieht der Strand nicht wirklich spektakulär aus, aber er gilt als einer der besten Strände überhaupt in der Bay Area, der auch bei Einheimischen äußerst beliebt ist.



Stinson Beach ist so voll, dass auch der Hot Dog Stand hinter dem Hauptstrand komplett überfüllt ist. Vor allem junge Leute bevölkern diesen und immer mehr verstärkt sich der Eindruck, dass der kleine Küstenort gerade auch bei Teenagern extrem angesagt ist.

Hier möchten wir nicht ewig warten und kehren unverrichter Dinge zum Strand zurück. Ok, dann gibt es eben Nachos. Irgendwie ist das Wetter komisch, man weiß nicht, ob T-Shirt oder Sweat-Shirt und wartet permanent darauf, dass sich doch die Sonne endlich durchsetzt. Aber das passiert leider nicht.

Etwas enttäuscht packen wir unsere Sachen und räumen das Feld. Die Parkplatzsituation hat sich mittlerweile deutlich entschärft, offenbar kapitulieren nicht nur wir vor der trüben Waschküchenatmoshphäre.

Noch ein paar Abschiedsfotos, dann geht es auf dem Pacific Coast Highway #1 in südlicher Richtung weiter.



Die Steve Ravine Cabins, die wieder im Gebiet des Mount Tamalpais State Park liegen, sehen wir von oben. Die Klippe trägt den treffenden Namen Rocky Point.


Der Pacific Coast Highway führt in engen Kurven an   der wildromantisch-schönen Küste entlang.


Ganz in der Nähe ist der trailhead zum Rocky Point, zu dem ich noch schnell wandere. Die cabins sieht man jetzt von der anderen Seite. Stinson Beach und die Bolinas Lagoon dahinter sind im Hintergrund ebenfalls im Bild.


Kurz hinter dem Muir Beach Overlook, den wir aus Zeitgründen auslassen, geht es links ab zum Muir Woods National Monument, das wir allerdings auf keinen Fall auslassen möchten.

Ein Glück, dass wir einen Parkplatz finden. Ab 16.00 sind die Stellplätze, wo normalerweise nur commercial carriers stehen dürfen, für die Allgemeinheit zugänglich, was jedoch viele Parkplatzsuchende übersehen und vorbei fahren.



Wir machen den Main Trail bis zur Cathedral Gorge und staunen über die Baumriesen, deren Kronen in luftiger Höhe kaum auszumachen sind.





Wir genießen den ganz einfach zu gehenden, ebenen Spazierweg sehr und freuen uns auch, dass wir gestern anscheinend genau am richtigen Tag bei Point Reyes waren. Da ist heute mit Sicherheit dichter Nebel und man sieht die Hand vor Augen nicht.

Nun wird es Zeit aufzubrechen. Wir kehren zur 101 zurück, machen noch schnell einen kurzen Tankstopp und dann einen kleinen Schlenker nach Süden.

Wir möchten noch einmal bei Fort Baker vorbeisehen. Vielleicht ist die Golden Gate Bridge ja jetzt nebelfrei, aber weit gefehlt. Noch immer verhüllen dichte Schwaden den oberen Teil der wohl berühmtesten Brücke der Welt. Außerdem ist es extrem windig, einfach ungemütlich draußen.

Trotz der gusty winds machen Lisa-Marie und ich den kurzen Battery Trail, der ein paar schöne Fotomotive bietet.




Vor allem der Ausblick auf Angel Island ist klasse.


Battery Cavallo hat einen morbiden Charme. Ich mag solche vor sich hinrottenden Gemäuer.



Auf dem Rückweg zu unserem Campingplatz müssen wir zwangsläufig wieder die 101 nehmen. Wir haben aber rush hour und da geht auf den großen Highways in der Bay Area wenig bis gar nichts. Als die 101 von vier- auf zweispurig wechselt, erwischt es uns und wir stehen mindestens eine halbe Stunde im Stau.


Wir haben Riesenkohldampf und fahren direkt zu Appelbee´s, wo wir wieder einmal sehr lecker essen. Abends ist es auf dem Campingplatz sehr neblig. Die marine layers ziehen offenbar bis nach Petaluma und noch ein ganzes Stück weiter. Es ist aber nicht kalt und ich genieße die frische Luft beim Lesen im Campingstuhl.
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usaletsgo

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31. Tag: 30.07.2015
« Antwort #130 am: 07.09.2016, 16:37 Uhr »
Schon ist der vorletzte Tag unserer Reise angebrochen. Ein sehr langer Tag - mit einem entsprechend langen Bericht und vielen Bildern.

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Morgens horchen wir ein wenig länger an der Matratze, da für heute nicht mehr so viel auf dem Programm steht. Der Urlaub nähert sich leider mit Riesenschritten seinem Ende.

Wie auch die Tage zuvor: Frühstück haben Safeway und Starbucks. Außerdem nehmen wir uns von der Deli-Theke noch ein paar Donuts, Baguette und Schinken und Salami für unterwegs mit. Wir lassen es langsam angehen und shoppen ein wenig in den Outlet Stores, wo ich einen Jogginganzug und Annalena Laufschuhe bekommen. Dazu noch ein paar Kleinteile und wir können die diesjährige Shoppingtour für beendet erklären.

Heute Morgen ist es noch sehr neblig und als wir bei gut fließendem Verkehr nach der rush hour die letzte Ausfahrt der 101 vor der Golden Gate Bridge nehmen, ist diese noch in dichten Schwaden verhüllt. Allerdings interessiert uns die berühmte Brücke auch nicht so sehr, sondern wir möchten endlich mal Point Bonita, den kühn ins Meer ragenden Außenposten der Zivilisation auf den Marin Headlands, von unserer Liste streichen. Hatten wir schon so oft vor, aber aus diversen Gründen hat es nie geklappt.

Zunächst aber lassen wir Point Bonita links liegen und fahren weiter bis zum Fort, dessen Namen ich mir so schlecht merken kann: Fort Cronkhite. Dort gehen wir zusammen ein Stück auf dem Coastal Trail. Die Sonne kämpft mit den marine layers und es hat den Anschein, dass sie in Kürze gewinnen wird.




Der trail steigt leicht an und ermöglicht einen hervorragenden Überblick über die Hügellandschaft der Marin Headlands. Unter uns liegt Fort Cronkhite und direkt dahinter der bekannte Rodeo Beach, der als einer der schönsten der Bay Area gilt.




Während Anja und die Kinder kurz darauf wieder umkehren und auf einer Bank gemütlich die zögerliche Sonne genießen möchten, gehe ich weiter und komme zur Battery Townsley. DIe historische Verteidiungsstellung für die Pazifikküste begrüßt ihre Besucher ganz martialisch mit einem riesigen Kanonenrohr.



Nun spiele ich mit dem Gedanken den Wolf´s Ridge Trail komplett zu laufen, der ziemlich hoch hinauf führt, aber ich reduziere meine Ambitionen auf den gemütlichen bike trail, der ebenerdig verläuft und vor allem viel schneller geht. Nicht, dass meine Damen sich noch Sorgen um mich machen müssen, wenn ich lange weg bin.

Der Weg endet bei einigen Funktionsgebäuden von Fort Cronkhite (s. Bild links) und ich kehre von dort zurück zum Auto, wo Anja und die Mädchen wie geplant auf einer Bank mit schöner Aufsicht auf Rodeo Beach sitzen und auf mich warten. Noch ein paar Schritte auf dem Coastal Trail und ein Abschiedsfoto vom Fort (s. Bild rechts) und von Rodeo Beach (s. Bild unten).




Nun geselle ich mich zu den weiblichen drei Vierteln der Familie und mampfe zwei Donuts. Hmm, lecker, mit Vanillefüllung und Schoko obendrauf. Macht schlank und schlau. Wir schauen ein wenig den Wellenreitern zu, für die Rodeo Beach eine super Anlaufstelle ist.

Dann machen wir uns auf den Weg zu Point Bonita. Den Wagen lassen wir in der Nähe der Battery Mendell stehen, von wo aus es schon hervorragende views auf die Küste und Fort Cronkhite, diesmal von der anderen Seite, gibt.



Battery Mendell ist ein weiterer historischer army post in den Marin Headlands, wobei mich wie immer weniger das Fort an sich interessiert, sondern die schöne Küstenlage.


Wir laufen ein wenig in den alten Festungsanlagen herum und finden einen ganz schmalen Trampelpfad, der in schwindelerregender Nähe um eine Steilklippe führt. Abstürzen sollte man hier nicht, ansonsten hätte es sich mit weiteren USA-Urlauben erledigt, aber der Blick über die Küste ist atemberaubend schön. Ich schärfe Lisa-Marie ein langsam und mit Bedacht zu gehen.






Am Ende des Pfads befindet sich ein längst verlassener Aussichtsposten, der mit Grafitti verziert ist. Als Soldat wird man durch die schöne Aussicht doch nur abgelenkt, oder etwa nicht?



Hinter dem Aussichtspunkt geht es noch ein Stückchen weiter. Tele ausgepackt und los geht´s:



Noch ein paar Schritte weiter und siehe da: Point Bonita Lighthouse. Ein ziviler Wachposten.


Wieder muss das Tele raus, denn näher kommt man wegen Restaurierungsarbeiten nicht an den Leuchtturm ran. Naja, da haben wir halt ein bisschen Pech (s. Point Reyes Lighthouse), was soll´s?



Bevor wir die Conzelman Road ganz zurück fahren zur Golden Gate Bridge halten wir noch an einem nicht offiziellen Aussichtspunkt an. Golden Gate mal anders.


Dann fahren wir stadteinwärts auf der Golden Gate Bridge, wobei wir kein toll mehr bar zahlen müssen bzw. können, sondern die 7 USD werden by plate abgebucht. Alamo bekommt also die Rechnung und wird sie von unserer Kreditkarte einbehalten.

Wir fahren zum Cliff House, machen dort ein paar Fotos von den Sutro Baths Ruins und stellen fest, dass das Wetter hier schlechter ist als auf den Marin Headlands. Ungewöhnlich.



Überraschend auch, dass wir sofort einen Parkplatz bekommen, den wir allerdings nicht lange in Anspruch nehmen, da wir erstens noch aus der Stadt rausfahren und zweitens noch eine Übernachtungsmöglichkeit suchen müssen.

Wir kommen durch Pacifica und erfreuen uns an dem herrlichen Main Beach. Doch leider gibt es den Denny´s nicht mehr - das war 1991 unser erster Denny´s und bei jeder Reise, die uns durch Pacifica führt, kehren wir dort ein. Schade.

Nur der Vollständigkeit halber checken wir beim Holiday Inn in Pacific die Preise. Der Laden möchte 259 USD plus Tax haben (genau das habe ich vorher getippt). Kein Thema für uns, und weitere Versuche sparen wir uns, da Pacifica bekanntlich sauteuer ist (wenn man im Hochsommer da ist).

Über den Devil´s Slide kommen wir zur Gray Whale Cove. Fantastisch. Auch der Montara State Beach hat einen tollen Strand. Am südlichen Ende des Strands haben wir 1991 mal übernachtet. Wir waren Mitte zwanzig, da geht viel ...


Auch in Half Moon Bay unternehmen wir einen schüchternen Versuch eine bezahlbare Unterkunft zu finden, aber wenn America´s Best Value schon 189 USD plus Tax für ein Bett haben möchte ... Gut, wir haben es geahnt.

Bedeutet nichts anderes, als dass wir über die San Mateo Bridge auf die Oakland-Seite der Bay fahren müssen und ein paar Meilen ins Landesinnere, um eine bezahlbare Unterkunft zu finden. In Half Moon Bay fahren wir auf Highway 92, der später zur San Mateo Bridge wird. Die Straße führt malerisch durch das Küstengebirge, aber der üble Stau auf der Gegenfahrbahn verheißt nichts Gutes. Und wenig später erwischt es uns auch und wir stehen ebenfalls. Angesichts der rush hour vermuten wir, dass auf der Brücke das totale Chaos herrscht und disponieren um. Das Motel 6 in Belmont, wo wir die erste Nacht des Urlaubs verbracht haben, ist jetzt unser Ziel.

Auf dem Weg dorthin möchten wir ein China Buffet ansteuern, das unser Navi anpreist, aber offenbar gibt es den Laden nicht mehr und wir bleiben hungrig. Beim Motel 6 eröffnet man uns kühl, dass wir 130 USD plus Tax zahlen dürfen. Da sträuben sich mir die Nackenhaare und auch wenn es vielleicht in der Situation unvernünftig ist, entgegne ich "Thank you, have a nice day. Bye." Damit ist zwar unser monetäres Gewissen beruhigt, aber eine Unterkunft haben wir noch immer nicht.

Wir reihen uns wieder in den zähfließenden Verkehr auf der 101 north ein und wechseln dann auf die San Mateo Bridge. Wie erwartet: jede Menge Verkehr, immer mal wieder Stop & Go. Nervig. (Auf dem Bild sieht es besser aus, als es war.)


Bis weit ins Landesinnere hinein, bis zu den twin cities Livermore/Dublin und darüber hinaus, ist der Verkehr atemberaubend. Mal geht es ein bisschen flotter, dann wieder rote Bremslichter ohne Ende vor uns. Die Fahrt zieht sich furchtbar und wir zweifeln daran, ob es besonders intelligent war dem Motel 6 die 130 Kröten (plus Tax) zu verweigern.

In Livermore klappern wir nach einigem Suchen diverse Motels, aber leider finden wir nur die teuren Ketten. Holiday Inn Express, Marriott und Fairfield Inn & Suites. Diese haben sich offenbar auf 250 USD plus tax verständigt, die sie den Kunden abknöpfen möchten.

Im Fairfield ist die Dame an der Rezeption so nett uns ein Motel 6 am Springtown Boulevard zu empfehlen, wo sie selbst mal gearbeitet hat, und welches ok sei. Das stellt sich als sehr guter Tipp heraus, denn das Motel 6 ist mit 70 USD günstig und hat sogar einen schönen Pool.

Als wir dort ankommen, dämmert es bereits. Die Interstate 580 ist immer noch knallvoll. Rote Bremslichter auf der einen und weiße Scheinwerfer auf der anderen Seite. Dicht an dicht. Die Pendler fahren also noch weiter als Livermore bis nach Tracy.


Wir sind ziemlich erschlagen und schaffen es nach dem Leerräumen des Autos gerade noch zu Chili´s ganz in der Nähe zu fahren, wo wir ganz lecker im Tex-Mex Stil essen.
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usaletsgo

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Re: Big West Tour 2015
« Antwort #131 am: 08.09.2016, 15:08 Uhr »
Leider, leider, leider....

Auch eine so lange Reise wie die Big West Tour 2015 geht einmal zu Ende. Und das kommt jetzt. Letzter Reisetag.

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Abreisetag. Wie immer schwanken wir zwischen Wehmut und Vorfreude auf zuhause. Das war schon vor über 20 Jahren so und wird vermutlich immer so sein. Geht auch den Kindern so, die sich vor allem auf ihre beiden Kaninchen freuen, die sie im Urlaub phasenweise doch arg vermisst haben.

Schon am gestrigen Abend startete die große Packaktion, die heute morgen ihre Fortsetzung findet. Alles, was wir mitgebracht haben, müssen wir irgendwie verstauen - zuzüglich der Kleinigkeit eines neuen Vier-Personen-Zelts, das wir noch gerade unter der Zollfreigrenze einführen dürfen. Wie soll das überhaupt gehen? Während ich schon vorher tagelang rumgejammert habe, dass das niemals klappt, ist Anja die Zuversicht in Person und beweist wieder einmal ihr großes organisatorisches Geschick. Mit generalstabsmäßiger Präzision schafft sie es tatsächlich die Koffer bis zum Rand vollzumachen ohne sie dabei gewichtsmäßig zu überpacken. Dauert zwar zweieinhalb Stunden, aber Wow!

Währenddessen sind die Kinder und ich einkaufen bei Safeway und Starbucks und kehren mit Frühstück zurück. Das erledigen wir heute im Zimmer.

Nach dem Auschecken stellt sich die Frage, wohin. Es ist bewölkt und relativ kühl, sodass Strandaktivitäten im Prinzip ausscheiden. Wir entscheiden uns für die East Bay und dort den Cesar Chávez Regional Park in der Nähe des Berkeley Yacht Harbors. Dieser ist nicht ganz einfach zu finden, da kaum ausgeschildert. Viele ausländische Touristen verirren sich garantiert nicht dahin. Nach ein bisschen Rumgurken sind wir am Ziel und streunen ein bisschen herum. Außer uns sind nur eine Handvoll locals da.

Die distanzierten Ausblicke auf Downtown San Francisco sind ganz ok, aber bei 65° F und frischem Wind ist uns nicht nach einem längeren Aufenthalt zumute, sodass wir nach ca. 20 Minuten wieder aufbrechen.



Angel Island ist ebenfalls von dichten Wolken verhüllt und macht einen eher düsteren Eindruck.


Nach diesem kurzen Abstecher fahren wir über die Oakland Bay Bridge stadteinwärts. Der Verkehr rollt gut und wir müssen nur vier Dollar toll bezahlen. Zu peak hours sind sechs Dollar fällig. Soo knauserig sind wir ja nicht, als dass das wichtig wäre, aber heute kommt es uns gut zu pass. Wir haben nur noch ca. zehn Dollar Bargeld in der Tasche, von denen jetzt vier weg sind. Das könnte knapp werden.

Nächstes Ziel ist die Candlestick Point State Recreation Area. Auf dem Weg kommen wir an Ecken vorbei, die ich nicht gerade als sicher nach Einbruch der Dunkelheit bezeichnen würde. Tagsüber geht es vermutlich, vor allem, wenn man im Auto sitzt. Der Park selbst ist geschlossen und macht einen verwahrlosten Eindruck, der noch dadurch verstärkt wird, dass die ganze Gegend eine einzige Großbaustelle ist. Nebenan werden die Reste vom ehemaligen 49ers Stadion abgetragen. Es herrscht ein wenig Endzeitstimmung und wir fühlen uns nicht besonders wohl. Zu sehen gibt es außer den Trümmern des alten Candlestick Park Stadions, das im August 2014 geschlossen wurde, nichts.

Nach einem Mittagessen bei Denny´s (die Blueberry Pancakes sind wie immer sensationell) geht´s zum Coyote Point, der etwas südlich von SFO liegt. Das ist vor allem für plane spotter eine sehr gute Location, aber auch zum Relaxen und Spazierengehen ganz nett. Der Eintritt beträgt genau sechs Dollar und exakt so viel haben wir noch an Bargeld. Damit fliegen wir, wenn alles gut geht, mit ziemlich genau Null Fremdwährung nach Hause.

Apropos fliegen: plane spotting ist bei der Coyote Point Recreation Area, so der offizielle Name, ein bisschen so wie im Dockweiler State Beach in Los Angeles. Rrrrrrummmmmms - nicht ganz so laut wie ein paar Hundert Meilen weiter südlich bei LAX.


Anja möchte sich vom Packen erholen - wer kann es ihr verdenken - und bei der angenehm frischen Brise ein bisschen auf einer Bank mit Blick auf die San Francisco Bay relaxen, während Annalena, Lisa-Marie und ich einen kleinen Spaziergang entlang des Bluff Trails machen.



Beim Marina Overlook kehren wir wieder um. Von hier kann man auch die San Mateo Bridge gut sehen.


Coyote Point ist ein hübsches Ausflugsziel, allerdings keine Bade-Location. Dafür würde ich immer echte ocean beaches wie Rodeo Beach, Stinson Beach, Halfmoon Bay usw. vorziehen. Allerdings sind diese auch in der Regel lausig kalt.


Nun ist der Urlaub im Prinzip zu Ende und wir fahren zum Flughafen, wo wie bei Alamo den Wagen abgeben. Leider gibt es bezüglich der Reifenpanne ein wenig Heckmeck. Man möchte uns den refund für die Reparatur nicht bar auszahlen, sondern in Form eines Schecks, was wir jedoch ablehnen. Es schließen sich Diskussionen mit dem Alamo-Customer-Service Mitarbeiter an, der behauptet, dass nicht genügend Bargeld da sei, er da überhaupt nichts machen könne und wir außerdem die falsche Werkstatt gewählt hätten. Es müsste eine Good Year Vertragswerkstatt sein, was natürlich blanker Unsinn ist, da ja ein original Good Year Reifen aufgezogen wurde und uns vor allem die Kunden-Hotline zuvor ihr OK gegeben hat.

Doch wir bleiben standhaft und rühren uns nicht von der Stelle, was mir für die hinter uns anstehenden Leute Leid tut. Wir fordern den Manager zu sprechen, was dazu führt, dass der Mann im Service-Häuschen ganz aus dem Häuschen gerät, aber wenigstens losrennt um sich schlau zu machen. Nach einigem Hin und Her ist ganz plötzlich doch Bargeld da und wir bekommen die 230,31 USD auf den Penny ersetzt. Geht doch.

Mit dem Skytrain fahren wir zum Terminal G, wo sich der Lufthansa-Schalter befindet. Beim Aufgeben des Gepäcks sind in einem Koffer sage und schreibe 800 Gramm zu viel, sodass wir die Picknicktecke rausnehmen und in einen anderen Koffer stopfen müssen. Dann passt alles fast auf´s Gramm genau Richtung Obergrenze.

Nach dem üblichen Zeittotschlagen bis zum Abflug ist der Flug über den Atlantik ruhig und angenehm, wobei allerdings die Bordverpflegung nach meinem Dafürhalten ganz schlecht ist. Selbst die Pasta ist kaum genießbar und total zerkocht und matschig. Dann doch bitte sämtliche Verpflegung weglassen und die Flüge zwei Euro billiger machen.

Während auf dem Hinflug Annalena Probleme hatte, muss sich nun Lisa-Marie kurz vor der Landung einmal übergeben, aber auch dieses kleine Malheur lässt sich in den Griff bekommen. Als wir dann endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben, sind alle heilfroh. Stundenlang Sardinenbüchse in der Holzklasse macht bei Lufthansa genau so wenig Spaß wie bei jeder x-beliebigen anderen seriösen Fluggesellschaft.

In München haben wir nur einen kurzen Aufenthalt und fliegen dann in einer kurzen Dreiviertelstunde nach Paderborn gen Heimat. Dort bekommen wir das Gepäck ganz schnell und sind schon auf dem Weg Richtung Freiheit, als uns ein streng blickender Zollbeamter anhält und kritisch mustert. Woher wir denn kämen? Wie aus der Pistole geschossen antworte ich "Frankfurt", wobei mir im selben Moment klar wird, dass das totaler Unsinn ist, da die Linie PAD - FRA vor ein paar Jahren dicht gemacht wurde. Ich korrigiere mich und sage "München", was zu weiteren Nachfragen bezüglich der Freigrenzen führt. Wahrheitsgemäß kann ich aber bestätigen, dass wir diese definitiv unterschritten haben. Ein Zelt (das knapp unter umgerechnet 430 EUR liegt) plus diverse Billigklamotten sind auf die ganze Familie umgelegt unproblematisch.

Man lässt uns ungehindert passieren und wir sind ruckzuck wieder zuhause. Eine fantastische, anstrengende, wunderschöne, aufregende, vielseitige, manchmal stressige, unvergessliche, selten erholsame, insgesamt tolle Reise ist zu Ende.
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usaletsgo

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Die Reise ist zu Ende!
« Antwort #132 am: 08.09.2016, 15:11 Uhr »
So, liebe Mitreisende, ich hoffe, dass euch mein Bericht gefallen hat.

Vielen Dank für die netten Kommentare, die den Bericht bestimmt bereichert haben. Über weiteres Feedback würde ich mich freuen.

Bye-bye  :groove:
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gecko1a

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Re: Big West Tour 2015
« Antwort #133 am: 08.09.2016, 15:42 Uhr »
Schöner Reisebericht und vor allem ein schooner Schreibstil.
Hat mehr sehr gut gefallen und es Spaß gemacht, ihn zu lessen, obwohl ich selbst kein Camping Mensch bin :-)

Viele Grüße

Frank

mrh400

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Re: Big West Tour 2015
« Antwort #134 am: 08.09.2016, 16:07 Uhr »
war gerne mit dabei!
Gruß
mrh400