Da ich Donnerstag und Freitag keine Zeit hatte, gibt es heute direkt zwei Tage!
Der erste ist allerdings ohne Fotos, dafür umso mehr Text... kein ganz guter Urlaubstag - aber, wie Torsten gerade sagt, wir haben richtig was erlebt!
Mittwoch, 11.06.2008Der große Tag für Torsten war gekommen: Es stand eine Canyoneeringtour auf dem Programm. So machten wir uns frühzeitig auf den Weg nach Moab, weil wir vor dem vereinbarten Treffen um 8.00 Uhr noch einkaufen wollten, was wir auch locker schafften – unnütz, wie sich später herausstellen sollte...
Die Tour hatten wir von zu Hause aus vorgebucht, ich hatte mich entschieden, Torsten eine Ganztagestour aussuchen zu lassen und ihm diese zum Geburtstag zu schenken. Gespannt, was uns erwarten würde, waren wir überpünktlich um 8.00 Uhr am Büro. Hier hieß es zunächst, ein zweiseitiges Formular, auf dem alle Gefahren und Unbill, die uns denn widerfahren könnten, aufgelistet waren, und das einen Haftungsauschluss des Unternehmens enthielt, zu unterschreiben. U. a. waren mögliche Schäden am Mietwagen aufgeführt, aber hier wurde ich schnell beruhigt, wir würden in einem Wagen der Firma fahren. Hinsichtlich der anderen Punkte machte ich mir weniger Gedanken...
Nachdem noch die restlichen zwei Teilnehmer der Tour eingetroffen waren, hieß es einsteigen. Im Auto machten wir uns mit den zwei Jungs, die uns neben unserem Guide begleiten sollten, bekannt. Mike und Todd, Cousins so um die 20, waren auf Urlaub hier, einer der beiden kam aus Las Vegas, der andere von der Ostküste. Sie waren sehr nett und wir unterhielten uns, bis wir ein etwas außerhalb von Moab gelegenes Häuschen erreichten, das u.a. offensichtlich als Ausrüstungslager diente. Hier statteten wir uns mit allem, was man so braucht aus: Drysuits, Fleecehosen und –pullis, Helme, Seile, Klettergurte, Mützen, Handschuhe, Wollsocken und Schuhe. Nachdem jeder sein Zeug zusammen hatte, ging die Fahrt weiter, wir waren ein ganzes Stück unterwegs, zunächst auf geteerten Straßen, später waren es geschotterte Wege. Am Parkplatz angekommen, hieß es dann Zeug und Verpflegung einpacken und losmarschieren. Nach ungefähr 20 Minuten über recht unwegsames Gelände erreichten wir die Stelle, an der die Tour starten sollte.
Torsten hatte eine „nasse“ Tour ausgesucht, die durch einen Fluss über sechs Wasserfälle, die man sich abseilen muss, ging. Unser Guide war beeindruckt vom aktuellen Wasserstand, so hoch kannte er ihn nicht.
Auf einem großen Felsen schlüpften wir umständlich in unsere Klamotten, gar nicht so einfach, in so einen Drysuit einzusteigen. Todd stellte hier fest, dass er offensichtlich seine Handschuhe vergessen hatte – und das bei den Wassertemperaturen im Frühjahr...
Nach einigen Instruktionen, wie die Gurte und das An- und Abseilen zu handhaben sind und dem eindringlichen Hinweis, dass man, wann immer möglich, soweit es geht außerhalb des Wassers stehen sollte, da dieses sehr kalt sei, ging es rein in den Fluss. Einige Meter wateten wir, bis wir zum ersten Wasserfall kamen. Mike, der offensichtlich einige Erfahrung im Klettern hatte, seilte sich zuerst ab, und sicherte uns dann von unten. Todd folgte ihm, bevor ich dann dran war. Ich stellte recht direkt fest, dass es wohl eher nicht so mein Ding war, das Wasser prasselte mit Macht auf mich herab, ich hatte Schwierigkeiten, hierdurch zu atmen und gleichzeitig mein „Herabgleiten“ zu koordinieren, so dass ich letztlich runterruckelte. Nachdem wir alle unten ankamen, teilte uns unser Guide mit, dass hier, am „Escape Point“, die letzte Chance sei, noch auszusteigen. Von hier aus könne man leicht den Felsen, auf dem wir unsere Rucksäcke zurückgelassen hatten, erreichen, so dass wir uns überlegen sollten, ob wir weiter wollten. Todd hatte sich beim Abseilen die Hand geprellt, so dass er sich entschloss, am Felsen auf uns zu warten.
Ich rang innerlich mit mir, aber entschloss mich dann weiterzumachen
. So kämpfte ich mich den zweiten Wasserfall herab – hiernach war mir ganz sicher, dass das wohl nicht mein neues Hobby werden würde – und beim dritten Wasserfall passierte es dann. Dieser war der bisher höchste, kurz vor dem Erreichen des Grundes muss ich wohl ungeschickt losgelassen haben, das auf mich herabprasselnde Wasser tat ein übriges dazu und ich fiel mit voller Wucht auf den Rücken. Mensch, tat das weh. Mike fischte mich unter dem Wasser hervor und ich musste erst mal wieder zu mir finden. Nach einer Weile, in der sich die anderen beiden von oben zu uns abseilten, war klar, dass ich mich wohl keinen weiteren Wasserfall mehr abseilen werde. Es tat letztlich zu weh und ich hatte Angst, mich dabei ernsthaft zu verletzen. So saßen wir dann im Canyon, hinter uns Wasserfall, vor uns Wasserfall, rechts und links Canyonwände.
Gott sei Dank war die Wand zur linken Seite ein wenig „gestaffelt“ und Mike entschloss sich, zu erkunden, inwieweit man mich darauf bekäme. Ich war ihm so dankbar, unser Guide wirkte zunächst nämlich etwas unentschlossen. Und Mike schaffte es tatsächlich auf den nächsten Absatz, den wir dann mit seiner Hilfe erklommen (ok, ich liess mich mehr oder weniger hochziehen und –schieben...). Von da ging es dann – mehr schlecht als recht – von einem Absatz zum nächsten, ich war letztlich nur Ballast – gut, dass Torsten mit seinen 1,98 Metern so groß ist, so konnte er mich immer recht weit von unten schieben. Irgendwann kam dann tatsächlich der Felsen mit dem in der Sonne schlafenden Todd in Sicht – was habe ich diesen in dem Moment um seine weise Entscheidung beneidet. Aber immerhin hatten wir einen neuen Escape Point gefunden – man muss ja auch immer das Gute sehen.
Die Jungs packten alles schwere Zeugs in ihre Rucksäcke, so dass ich letztlich nur die leichten Helme zurück zum Auto tragen musste. Zurück in der Stadt ließen wir uns den Weg zum Arzt beschreiben, und wir landeten beim Urgent Care Center an der Hauptstraße Moabs. So lernte ich doch tatsächlich auch mal das Prozedere in amerikanischen Arztpraxen kennen. Ich musste zunächst einen umfangreichen Fragebogen zu Vorerkrankungen von mir und meiner Familie (glücklicherweise sind wir eine recht gesunde Familie, ich weiss nicht, ob mir andernfalls nicht doch ggf. die Vokabeln ausgegangen wären...) und dem Anlass meines Besuchs ausfüllen. Schön war die Frage nach dem Grad der Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10 – 10 steht für „dying“ – ob man dann noch in der Lage ist, einen Bogen auszufüllen? Ich entschied mich für den Mittelbereich, das ist immer gut!
Der Arzt diagnostizierte eine Prellung und ein etwas erschütterte Niere, verordnete viel Flüssigkeit
, Schmerztabletten wie Ibuprofen (die hatten wir sogar dabei) und trotz der Schmerzen Bewegung – „You don´t want to get stiff, do you?“ No, wollte ich natürlich nicht und so schleppten wir uns den Rest des Nachmittags (es war inzwischen so ca. 13.30 Uhr) nach einem Essen bei Wendys durch die „Innenstadt“ von Moab. Vorher hatten wir noch überlegt, wie und wo wir die Nacht verbringen sollten. Der Arzt hatte eine erneute Untersuchung am morgigen Tag angeordnet und wir hatten ja auch für den Vormittag Karten für den Fiery Furnace Hike. Da ich zunächst der Meinung war, besser nicht auf der Matte im Zelt zu schlafen, steuerten wir erst eines der Motels an. Kurzentschlossen überlegte ich es mir jedoch anders und entschied mich doch für die stabilere Matte als eine der weichen amerikanischen Matratzen. So checkten wir für eine Nacht auf dem Moab RV Valley Campground ein. Wenigstens hatte ich jetzt so viel Mitleid bei Torsten sicher, dass ich ohne allzu große Proteste in einem Second Hand Bookshop Nachschub kaufen durfte...
Zum Abendessen gab es was „Gesundes“: Da keiner von uns Lust hatte, zu kochen, gingen wir zu Subway und irgendwann war der Tag dann um. Die Nacht verbrachte ich so durchwachsen, ich hatte schon mal besser geschlafen, aber es gehört zu meinen gut ausgereiften Fähigkeiten, auch unter widrigen Umständen einigermaßen schlafen zu können – das war mir hier recht nützlich.
Fotos gibt es von diesem Tag keine, zum Canyoneering hatten wir keine Kamera dabei und hinterher war uns auch nicht so nach Fotographieren...